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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 104. Köln, 16. September 1848.

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[Deutschland] [Spaltenumbruch]

[Fortsetzung] bahn nach Ederberg befördert worden. Desgleichen werden mit den morgenden Zügen noch andere 500 Mann Infanterie bis Tworkau vorgeschoben. In Beneschau ist es zu Angriffen gekommen; drei Ulanen sind verwundet. Der Ort ist verbarricadirt! (Aus Breslau, 11. Septbr. 4 Uhr heißt es: Der eben anlangende oberschlesische Zug bringt die Nachricht, daß man des Bauernaufstandes bald Herr zu werden hofft.)

* Neisse, 10. Sept.

Nach Beneschan rückt heute ein Bataillon von hier aus, weil in der dortigen Gegend die Bauern die Schlösser der Gutsherren stürmen.

43 Schweidnitz, 9. Sept.

Nachdem der hiesige Abgeordnete Pastor Hepche, der seinem Versprechen zuwider regelmäßig mit der Rechten stimmte, durch Mißtrauensvota der Wähler und Wahlmänner zum Rücktritt gezwungen worden: fand gestern eine neue Wahl statt. Sie fiel auf Hrn. Pinoff aus Breslau, der vor Beginn der Wahlversammlung den Wahlmännern erklärt hatte, daß er seinen Platz auf der äußersten Linken nehmen werde. Sein konstitutioneller Gegenkandidat, der feiste Lichtfreund und protestantische Salbaderer, Senior Krause, erhielt nur 16 Stimmen, Hr. Pinoff dagegen 69.

41 Provinz Sachsen, 12. September.

Die Polizei- und Soldatenwirthschaft wird in unsrer Provinz fortgeführt, als ob gar nichts vorgefallen wäre, und Herr Kühlwetter nimmt von den Gewaltthätigkeiten, welche durch sie erzeugt werden, keine Notiz; er vertraut unbedingt den provinzialpolizeilichen "Berichten". Am 30. v. M. brach die Volkswuth wieder aus gegen den Oberforstmeister v. Brixen aus Erfurt, der wegen seines Stolzes und seiner Strenge dem Volke verhaßt ist. Er mußte aus Suhl flüchten, nachdem ihm die Fenster seiner Wohnung demolirt und gefährliche Drohungen gegen ihn bekannt geworden. Demnächst richtete sich die Volkswuth gegen den Landrath von Flotow, einen stolzen Aristokraten, der das alte bureaukratische Wesen durchaus forterhält. Es wurde ihm aufgegeben die Stadt binnen 3 Tagen zu verlassen. Der Regierungspräsident von Erfurt begab sich 8 Tage nach dem Skandal nach Suhl, und seine Untersuchung ergab, daß die maßlose Strenge des Brixen die Ursache der Gewaltthätigkeiten gewesen. Uebrigens fehlt es diesem Regierungspräsidenten durchaus an aller Energie, welche in dieser Zeit nothwendig ist, um die Verwaltung zu leiten, und fernere Ausbrüche des Volks-Unwillens zu verhüten. Die Ministerial-Verordnung vom 15. Juli wegen Entfernung verhaßter und untüchtiger Beamten scheint ihm noch nicht zugekommen zu sein. - Ferner sucht man das Volk zu fanatisiren gegen die National-Versammlung, insofern sie die Trennung der Kirche von der Schule beantragt. Man benutzt dazu die Kanzel und Altäre, man veranstaltet Volksversammlungen in den Kirchen und fordert zur Unterschrift von Protesten auf, welche auf den Altären niedergelegt sind. Letzteres ist, außer in mehreren Dörfern des Kreises Erfurt, zuletzt auch noch in Erfurt selbst, namentlich in der protestantischen Michaelskirche durch den Pfarrer Matthes, geschehen. Es liegt uns ein amtliches Rundschreiben des Regierungs-Consistorialrath Scheibe zu Erfurt vom 26. August vor, welches die evangelischen Pfarrer auffordert, sich gegen jeden Eingriff der National-Versammlung zu erheben: die Pfarrer und Gemeinden sollen erklären, daß sie jede durch die National-Versammlung beschlossene Veränderung in dem Verhältnisse der Schule zur Kirche, als eine Rechtsverletzung, von sich fern zu halten entschlossen sind; die Pfarrer sollen eine Versammlung der evangelischen Hausväter in die Kirchen berufen und die dort zu unterzeichnenden Proteste sollen an den Regierungs-Consistorialrath zur weiteren Beförderung eingesandt werden. Das alles geschieht unter den Augen des Regierungspräsidenten und auch der Minister Kühlwetter wird bezüglich dieser notorischen Thatsachen vom Nichtwissen nicht reden können.

Dessau, 6. Sept.

Unser Landtag hat gestern beschlossen, daß die Beschlüsse des Landtags, welche binnen vier Wochen nicht bestätigt werden, von selbst gesetzliche Kraft erhalten.

(B. R.)
Hamburg, 10. Sept.

Gestern sind mehrere wegen Beleidigung des Königs verhaftete Soldaten vom preußischen Garderegiment Kaiser Alexander wieder vom Volke in Altona befreit worden. Sie hatten, gereizt dadurch, daß mehrere Offiziere die schwarz-roth-goldene Kokarde abgerissen, den preußischen Adler mit Füßen getreten und erklärt, sie könnten die Schmach, daß ihr König solchen Schimpf durch den Waffenstillstand über Deutschland bringe, nicht dulden. Nachdem sie in Haft genommen, drängten zahlreiche Volksmassen gegen die Altonaer Hauptwache, wo die Bürgergarde nicht lange zögerte, sie freizulassen.

(D. A. Z.)
* Schleswig-Holstein.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Prag, 9. Sept.

Heute fand eine Versammlung von Unteroffizieren Statt. Ein Korporal hielt dabei eine Rede, in welcher er die Spannung beklagte, die zwischen Civil und Militär herrsche: er sehe den Grund davon nicht. Er und seine Kameraden seien aus dem Volk und träten wieder in's Volk zurück, auch sie, die Soldaten, genießen die Wohlthaten der Konstitution. Ein zweites sei es aber noch, was die Unteroffiziere schmerzlich berühre, und weshalb sie eine Adresse an den Reichstag richten müßten, das sei die Ungerechtigkeit, mit welcher adelige Junker gedienten Unteroffizieren vorgezogen würden. Der Gemeine, sei er noch so brav und diene er noch so treu und wacker, bringe es höchstens zum Unteroffizier, während jeder Flaumbart, wenn er nur in einer adeligen Wiege geboren, im Sturmschritt das Offizierspatent erhalte.

(C. Bl. a. B.)
Schweiz.
*** Zürich, 11. Sept.

Das mächtige und reiche Kloster Einsiedeln hat der Regierung des Kantons Schwyz, welche es um Uebernahme eines Theils der Sonderbundskriegsschuld ersuchte, anheim gestellt, diesen Theil von sich aus zu bestimmen. Man könnte sich über diese Liberalität verwundern; denn wenn es dem Kloster bei seinen großen Reichthümern auch nicht das Geringste verschlagen würde, die ganze Sonderbundskriegsschuld zu übernehmen, so pflegen doch die Klöster sich durch große Freigebigkeit nicht eben auszuzeichnen, wo es sich nicht direkt um "kirchliche" (Jesuiten, Sonderbund etc.) Zwecke handelt. Aber Einsiedeln scheint zu fühlen, daß es Konzessionen machen muß, wenn es nicht am Ende Gefahr laufen will, ebenso wie das Kloster St. Urban in Luzern aufgehoben zu werden. Doch steht ihm die Gefahr noch ziemlich fern; das Geld, welches die vielen Wallfahrer in's Land bringen, schützt es selbst gegen die Klosterfeinde, und bei der Schwyzer Bevölkerung würde der bloße Gedanke an die Aufhebung dieses Klosters Wuth und Entsetzen erregen. Die Schwyzer Regierung wollte kürzlich zurücktreten, weil der Kantonsrath ein neues Steuergesetz verworfen hatte, und sie nach dieser Verwerfung keinen Ausweg sah, aus der Finanznoth zu kommen: "sie sehe den Augenblick, wo zu Handlungen Zuflucht genommen werden müsse, die durch kein Gesetz gerechtfertigt seien, die die Regierung nicht für erlaubt, wohl aber für ein Unglück für jedes Land halte, und zu denen sie nie die Hand bieten könne." Diese Andeutung auf Klosteraufhebung machte denn auch einen solchen Eindruck auf den Kantonsrath, daß er die Regierung einmüthig ersuchte, auf ihrem Posten zu bleiben und den Beschluß faßte, das etwas modifizirte Steuergesetz nochmals dem Volke zur Abstimmung vorzulegen. - Das Kloster St. Urban in Luzern ist am 1. d. M. von den Mönchen verlassen worden. Bei der Uebergabe der Bücher zeigte sich jedoch, daß ein Kassarechnungsbuch fehlte, und als dieses nach längerem Suchen endlich bei dem Pater Effinger gefunden wurde, waren mehrere Blätter, auf denen Ausgaben während der Zeit des Sonderbundskrieges verzeichnet gewesen, herausgerissen. Pater Effinger gestand, er habe die Blätter herausgerissen und vernichtet, um die Ehre des Klosters zu retten. Er wurde deßwegen sofort verhaftet. - Die Annahme der neuen Bundesverfassung durch die Tagsatzung wird wahrscheinlich morgen erfolgen und sofort durch "Kanonendonner und Glockengeläute" durch die ganze Schweiz verkündigt werden.

Italien.
*
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Modena.

Das hiesige Hofblatt zeigt an, daß der russische Kaiser, die Königin von England und der König von Preußen die Mittheilung des Herzogs, daß er den Thron seiner Väter wieder bestiegen habe, und dessen Bitte um Unterstützung seiner rechtmäßigen Ansprüche sehr wohlwollend und mit den Versicherungen der größten Theilnahme für den Herzog erwiedert haben.

Polen.
Lemberg, 5. Sept.

Gestern ist der General Dwernicki hier angekommen. Abends wurde ihm eine glänzende Serenade gebracht, woran ungeheure Volksmassen Theil nahmen.

Französische Republik.
17 Paris, 10. Sept.

Die Kandidaten des Seinedepartements fallen buntscheckig aus; Raspail und Prinz Louis Bonaparte, Kersausie und - Alexander Weill (horibile dictu!), Cabet und Abbe Genoude, u. s. w. Der elsässer Literat und Hebräer Weill brüstet sich mit seinen 14,000 Stimmen vom letzten Mal und giebt sich nunmehr öffentlich für einen Anhänger von Henri V; er collaborirt an "La Presse" und "Le Corsaire". Bonaparte hat zum sechsten Mal seinen Entschluß geändert, und steht nach vielfachem Retraktiren und Abdiciren wieder auf den Mauerzetteln, hat aber große Chance, da die stupide Mobilgarde für ihn ist, während für Herrn Weill die Lakaien der Henricinquisten und die Lorgnettehändler stimmen dürften. "Frankreich wird vortrefflich repräsentirt, ruft La Liberte in Lyon, und wirklich spiegelt sich wie im Daguerrotypenbilde jeder Schmutzflecken, jedes Ungeziefer, jeder Kleks bestens wieder im Repräsentantenhause unsrer Februarrepublik. Lyon ist, da es keines Belagerungszustands sich erfreut, viel freier und wichtiger als Paris jetzt; neben den entschiedenen Volksmännern im Klub des "Grand Seminaire" erheben sich die Jesuiten, 300 an der Zahl, so eben per Post uns zugeschickt als angebliche arme Flüchtlinge; sie organisiren bestens das Glaubensheer des Rhoneflusses, wie der Süden schon sein Glaubensheer der Gironde hat. Wir haben ein ohne Polizeihinderniß verkauftes Blatt vor Augen, welches die Freunde der Ordnung und Religion vom Bestehen einer Societe organique de l'ordre benachrichtigt und zum Beitritt ermahnt; man zahlt einen Franken Einschreibegebühr und schwört Treue den Vorgesetzten; das Ganze ist in Centurien, Decurien und Kompagnien klassirt; in der Vorrede heißt es: die Zeit der Vergeltung naht, die Schlange von 93 wird jetzt zerschmettert werden; in dem Kapitel über Pflichten und Rechte dieser Societät steht: wir wollen Tag und Nacht, mit allen möglichen Waffen des Angriffs und der Abwehr die Feinde Gottes und des Eigenthums befehden." Ein Bourgeois-Pfaffenblatt Lyon's sagt: "Die Herren Demokraten scheinen nicht zu wissen, daß sie eine gar kleine Minorität in Frankreich sind; eine Million etwa von 35 Millionen, und daher sollten sie nach ihrem Majoritätsprinzipe so bescheiden sein, abzutreten, und der Majoritätsregierung Platz zu machen", worauf La Liberte entgegnet: "die Thoren nur glauben, die Masse sei demokratisch; sie ist fähig es zu werden, aber dazu bedarf sie demokratischer, ehrlicher Anleitung. Diese ist seit Februar in Folge der elenden Schwärmer im Provisorium, namentlich Herrn Lamartine's, versäumt. Man legte die neun Sous Uebersteuer auf, offenbar weil Herr Garnier Pages, dieser Erzbourgevisfinanzier mit dem gescheitelten Lockenhaar, möglichst schnell die Revolution diskreditiren wollte. Man verkroch sich bei dem bloßen Gedanken an einen Staatsaufkauf der Kleider- Speise- und Möbelmagazine durch Papiergeld und Ausstattung der leidenden Klasse aus denselben; man winselte bei der Idee eines Staatsbetriebs der Eisenbahnen, Minen, Industrien; man vergaß den damals noch vermummten Royalisten die Heuchlermaske abzuziehen. Wir kriegen jetzt unfehlbar Reaktions barrikaden, doch wenn die weiße Fahne im Departement Ariege, in Mans, in den Alpen sich eines frohen Empfanges erfreut, so hindert ja nichts das Aufziehen der rothen in andern. Also, aufgepaßt, Brüder! Die Ersatzwahlen in die Kammer haben wenig zu bedeuten, einige Perlen mehr in den Saustall (auge de cochons) können nichts bewirken, aber macht Propaganda, die Zeiten nahen; die deutschen Demokraten jenseit des Rheins feiern auch nicht."

Die Verschwörung der Reichen ist im zunehmen; viele Familien wollen den Winter auf ihren Schlössern zubringen, um nur kein Geld in die Pariser Circulation zu werfen; in kleinen Blättern liest man die Anekdote, wie zwei Aristokratinnen in einem Laden nach dem Preise eines Kronleuchters fragen, und auf den Bescheid "achthundert Franken", spöttisch entgegnen: "Das wär er vielleicht unter dem Königthum werth, in der Republik ist das nur 200 werth" und sie fuhren weiter.

Die Rapporte der 86 Präfekten über die Juniereignisse enthalten mitunter bittre Wahrheiten, so schreiben die de l'Orne und Loire inserieure: "die Legitimisten ruhen nicht seit Anfang März und haben sich mit den Orleanisten verschmolzen. Die Bonepartisten scheuen sich bei uns nicht, mit ihnen die weiße Fahne aufzuziehen, sie wollen alle das Wasser trüben um desto bequemer ihr Netz füllen zu können, denn jede der drei Prädententen parteien bilden sich ein mit den beiden Nebenbuhlerinnen nach dem Siege rasch umzuspringen." Der Präfekt von Indre-Loire schreibt: "die Kommunisten hier, sämmtlich Ouvriers, sind sehr brav, und mit Unrecht gibt man ihnen keine Arbeit; sie haben mir selbst geholfen mit Rath und Zureden einige Gährungen beschwichtigen die unter ihren Kameraden ausbrachen. In Tours zähle ich 120 dieser Sekte, der ich kein Verbrechen nachsagen kann." Und der Generalprocurator in Agen sagt: "wie die Junikämpfer von seltnen Haß erglühten, so könnten auch spätere Emeuten durch Wuth sich auszeichnen; abgesehen von sonstigen Motiven, ist sicher das tyrannische Repressionssystem seit 1830 an diesem Haß viel schuld; man möge also heute bei Zeiten an Amnestie denken und keine zukünftigen Unwetter herauflocken."

Paris, 13. Sept.

(Amtliches.) Der Moniteur enthält folgende Dekrete:

Dekret, das den nächstens zusammentretenden Departementalräthen laut Beschluß der Nationalversammlung vom 9. Septbr. gestattet, die Grund-, Personal-, Thür-, Fenster- und Patent-Steuern durch Additional-Centimen zur Deckung ihrer Lokalausgaben, für Volksunterricht, Beschäftigung brodloser Arbeiter, (chemins vicinaux) u. s. w. zu erhöhen etc.

Rundschreiben des Justizministers Marie an sämmtliche Präfekten der Republik: "... Am 7. August hat die Nationalversammlung das Recht aufgehoben, laut welchem es unter der Monarchie den Präfekten zustand, aus den ihnen vorzulegenden Kandidatenlisten der Geschwornen diejenigen Bürger zu streichen, die ihnen nicht beliebten.

Bekanntmachung, wonach die Handelssperre längs des östlichen Gestades des Laplatastromes, das General Oribe besetzt hält, noch fortdauert. Nur in den übrigen Gegenden dieses schiffreichen Flusses sei die Sperre gehoben.

Der Minister des öffentlichen Unterrichts gibt sich die Ehre (wörtlich) das Publikum davon zu benachrichtigen, daß die bisher ziemlich geheim gehaltene Louvrebibliothek Ihm vom 15. d. Mts. von Morgens 10 bis Nachmittags 4 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage geöffnet ist. Die Geschichte dieser Bibliothek ist vielleicht interessanter als ihr Inhalt. 1796 im Luxemburg für das Direktorium angelegt, verlegte sie Napoleon 1800 in die Tuilerien, von wo sie sich 1814 vor den Kosaken in einen Winkel des Louvre flüchtete. Sie zählt etwa 80,000 Bände, 311 werthvolle Handschriften, vortreffliche Studien für Militairs und eine Menge sonstiger Denkwürdigkeiten aus unserer ersten Revolution. Man findet einen genauen Nachweis über Alles, was bisher im Louve schlummerte, in einem Kataloge, der nicht weniger als 39 starke Bände zählt. Man kann dem Hrn. Vaulabelle für die Veröffentlichung dieser Art von Kabinetsbibliothek rechten Dank sagen.

- Vorige Nacht sausten mehrere neue Bahnzüge, mit Insurgenten vollgepfropft, dem Transportationshafen von Havre zu.

- Die Pariser Maurermeister scheinen das Dekret der Nationalversammlung rücksichtlich der Arbeiterstunden in ganz eigener Weise zu deuten. Bisher arbeitete der Maurer für den üblichen Lohn keine volle 12 Stunden. Was darüber, wurde ihm besonders verrechnet. Plötzlich möchten die Herren Meister ihre Arbeiter ausbeuten und ihnen das Dekret vom 9. September, aber ohne den Artikel III. appliziren, wahrscheinlich um sich für ihre Februarverluste zu entschädigen. Das läßt sich aber der Pariser Arbeiter nicht gefallen, und die "Reforme" zeigt diesen Morgen an, daß in Folge dieser Lohnstreitigkeiten sämmtliche Maurergesellen ihre Arbeiten eingestellt haben.

- Im Lager von St. Maur (längs der Festungswälle) und in der großen Militärschule am Marsfelde haben sehr bedenkliche Auftritte stattgefunden.

Als Veranlassung dieser Auftritte wird die schlechte Beschaffenheit der den Soldaten gereichten Nahrungsstoffe, namentlich des berüchtigten Schiffzwiebacks, bezeichnet. Die "Demokratie Pacifique" droht mit dem Finger und sagt am Schlusse ihrer Details: "Wer zum Schwert greift kann leicht durch's Schwert umkommen". - Mehrere Blätter protestiren diesen Morgen gegen die bereits erfolgte Transportation eines Insurgenten von dreizehn Jahren.

- Pascal-Duprat, der Mitarbeiter George Sand's u. Pierre Lerour's, Vicepräsident des Repräsentanten-Klubs im Palais National etc., geht nicht nach Wien, sondern nach Pesth, von wo Teleki hier ist." Wir wünschen" sagt das jesuitische Univers, "daß Herr Pascal-Duprat seine diplomatisch-geographischen Kenntnisse im Auslande vervollständigen möge, denn in seiner "Revue Independante" behauptete er vorigen Herbst steif und fest, daß Vorort und Tagsatzung ein und dasselbe sei."

- Die "Reforme" behauptet, Senard habe im Ministerium des Innern ein autographisches Korrespondenzbüreau angelegt, das in allen Richtungen des Reichs gegen die rothe Republik seine Pfeile schieße, aber meistens sein Ziel verfehle.

- In Havre fand ein Banquet de la Fraternite Statt, bei dem Senard, Minister des Innern, eine Rede hielt, worin folgende Stelle vorkam: "Der Abgesandte Frankreichs sagte zu Oestreich, das sich Anfangs taub stellte: Entschließet Euch, in 48 Stunden die Mediation oder Krieg! Die 31. Stunde hatte noch nicht geschlagen als Oestreich antwortete: Ich nehme die Mediation an."

- Kersausie hatte bereits gestern seine Kandidatur für die Ersatzwahlen des nächsten Sonntags zurückgenommen, in Folge eines Beschlusses der zum demokratisch-sozialistischen Wahlkomite konstituirten Ex-Delegirten des Luxembourg, die sich für Capet,

[Deutschland] [Spaltenumbruch]

[Fortsetzung] bahn nach Ederberg befördert worden. Desgleichen werden mit den morgenden Zügen noch andere 500 Mann Infanterie bis Tworkau vorgeschoben. In Beneschau ist es zu Angriffen gekommen; drei Ulanen sind verwundet. Der Ort ist verbarricadirt! (Aus Breslau, 11. Septbr. 4 Uhr heißt es: Der eben anlangende oberschlesische Zug bringt die Nachricht, daß man des Bauernaufstandes bald Herr zu werden hofft.)

* Neisse, 10. Sept.

Nach Beneschan rückt heute ein Bataillon von hier aus, weil in der dortigen Gegend die Bauern die Schlösser der Gutsherren stürmen.

43 Schweidnitz, 9. Sept.

Nachdem der hiesige Abgeordnete Pastor Hepche, der seinem Versprechen zuwider regelmäßig mit der Rechten stimmte, durch Mißtrauensvota der Wähler und Wahlmänner zum Rücktritt gezwungen worden: fand gestern eine neue Wahl statt. Sie fiel auf Hrn. Pinoff aus Breslau, der vor Beginn der Wahlversammlung den Wahlmännern erklärt hatte, daß er seinen Platz auf der äußersten Linken nehmen werde. Sein konstitutioneller Gegenkandidat, der feiste Lichtfreund und protestantische Salbaderer, Senior Krause, erhielt nur 16 Stimmen, Hr. Pinoff dagegen 69.

41 Provinz Sachsen, 12. September.

Die Polizei- und Soldatenwirthschaft wird in unsrer Provinz fortgeführt, als ob gar nichts vorgefallen wäre, und Herr Kühlwetter nimmt von den Gewaltthätigkeiten, welche durch sie erzeugt werden, keine Notiz; er vertraut unbedingt den provinzialpolizeilichen „Berichten“. Am 30. v. M. brach die Volkswuth wieder aus gegen den Oberforstmeister v. Brixen aus Erfurt, der wegen seines Stolzes und seiner Strenge dem Volke verhaßt ist. Er mußte aus Suhl flüchten, nachdem ihm die Fenster seiner Wohnung demolirt und gefährliche Drohungen gegen ihn bekannt geworden. Demnächst richtete sich die Volkswuth gegen den Landrath von Flotow, einen stolzen Aristokraten, der das alte bureaukratische Wesen durchaus forterhält. Es wurde ihm aufgegeben die Stadt binnen 3 Tagen zu verlassen. Der Regierungspräsident von Erfurt begab sich 8 Tage nach dem Skandal nach Suhl, und seine Untersuchung ergab, daß die maßlose Strenge des Brixen die Ursache der Gewaltthätigkeiten gewesen. Uebrigens fehlt es diesem Regierungspräsidenten durchaus an aller Energie, welche in dieser Zeit nothwendig ist, um die Verwaltung zu leiten, und fernere Ausbrüche des Volks-Unwillens zu verhüten. Die Ministerial-Verordnung vom 15. Juli wegen Entfernung verhaßter und untüchtiger Beamten scheint ihm noch nicht zugekommen zu sein. ‒ Ferner sucht man das Volk zu fanatisiren gegen die National-Versammlung, insofern sie die Trennung der Kirche von der Schule beantragt. Man benutzt dazu die Kanzel und Altäre, man veranstaltet Volksversammlungen in den Kirchen und fordert zur Unterschrift von Protesten auf, welche auf den Altären niedergelegt sind. Letzteres ist, außer in mehreren Dörfern des Kreises Erfurt, zuletzt auch noch in Erfurt selbst, namentlich in der protestantischen Michaelskirche durch den Pfarrer Matthes, geschehen. Es liegt uns ein amtliches Rundschreiben des Regierungs-Consistorialrath Scheibe zu Erfurt vom 26. August vor, welches die evangelischen Pfarrer auffordert, sich gegen jeden Eingriff der National-Versammlung zu erheben: die Pfarrer und Gemeinden sollen erklären, daß sie jede durch die National-Versammlung beschlossene Veränderung in dem Verhältnisse der Schule zur Kirche, als eine Rechtsverletzung, von sich fern zu halten entschlossen sind; die Pfarrer sollen eine Versammlung der evangelischen Hausväter in die Kirchen berufen und die dort zu unterzeichnenden Proteste sollen an den Regierungs-Consistorialrath zur weiteren Beförderung eingesandt werden. Das alles geschieht unter den Augen des Regierungspräsidenten und auch der Minister Kühlwetter wird bezüglich dieser notorischen Thatsachen vom Nichtwissen nicht reden können.

Dessau, 6. Sept.

Unser Landtag hat gestern beschlossen, daß die Beschlüsse des Landtags, welche binnen vier Wochen nicht bestätigt werden, von selbst gesetzliche Kraft erhalten.

(B. R.)
Hamburg, 10. Sept.

Gestern sind mehrere wegen Beleidigung des Königs verhaftete Soldaten vom preußischen Garderegiment Kaiser Alexander wieder vom Volke in Altona befreit worden. Sie hatten, gereizt dadurch, daß mehrere Offiziere die schwarz-roth-goldene Kokarde abgerissen, den preußischen Adler mit Füßen getreten und erklärt, sie könnten die Schmach, daß ihr König solchen Schimpf durch den Waffenstillstand über Deutschland bringe, nicht dulden. Nachdem sie in Haft genommen, drängten zahlreiche Volksmassen gegen die Altonaer Hauptwache, wo die Bürgergarde nicht lange zögerte, sie freizulassen.

(D. A. Z.)
* Schleswig-Holstein.
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Prag, 9. Sept.

Heute fand eine Versammlung von Unteroffizieren Statt. Ein Korporal hielt dabei eine Rede, in welcher er die Spannung beklagte, die zwischen Civil und Militär herrsche: er sehe den Grund davon nicht. Er und seine Kameraden seien aus dem Volk und träten wieder in's Volk zurück, auch sie, die Soldaten, genießen die Wohlthaten der Konstitution. Ein zweites sei es aber noch, was die Unteroffiziere schmerzlich berühre, und weshalb sie eine Adresse an den Reichstag richten müßten, das sei die Ungerechtigkeit, mit welcher adelige Junker gedienten Unteroffizieren vorgezogen würden. Der Gemeine, sei er noch so brav und diene er noch so treu und wacker, bringe es höchstens zum Unteroffizier, während jeder Flaumbart, wenn er nur in einer adeligen Wiege geboren, im Sturmschritt das Offizierspatent erhalte.

(C. Bl. a. B.)
Schweiz.
*** Zürich, 11. Sept.

Das mächtige und reiche Kloster Einsiedeln hat der Regierung des Kantons Schwyz, welche es um Uebernahme eines Theils der Sonderbundskriegsschuld ersuchte, anheim gestellt, diesen Theil von sich aus zu bestimmen. Man könnte sich über diese Liberalität verwundern; denn wenn es dem Kloster bei seinen großen Reichthümern auch nicht das Geringste verschlagen würde, die ganze Sonderbundskriegsschuld zu übernehmen, so pflegen doch die Klöster sich durch große Freigebigkeit nicht eben auszuzeichnen, wo es sich nicht direkt um „kirchliche“ (Jesuiten, Sonderbund etc.) Zwecke handelt. Aber Einsiedeln scheint zu fühlen, daß es Konzessionen machen muß, wenn es nicht am Ende Gefahr laufen will, ebenso wie das Kloster St. Urban in Luzern aufgehoben zu werden. Doch steht ihm die Gefahr noch ziemlich fern; das Geld, welches die vielen Wallfahrer in's Land bringen, schützt es selbst gegen die Klosterfeinde, und bei der Schwyzer Bevölkerung würde der bloße Gedanke an die Aufhebung dieses Klosters Wuth und Entsetzen erregen. Die Schwyzer Regierung wollte kürzlich zurücktreten, weil der Kantonsrath ein neues Steuergesetz verworfen hatte, und sie nach dieser Verwerfung keinen Ausweg sah, aus der Finanznoth zu kommen: „sie sehe den Augenblick, wo zu Handlungen Zuflucht genommen werden müsse, die durch kein Gesetz gerechtfertigt seien, die die Regierung nicht für erlaubt, wohl aber für ein Unglück für jedes Land halte, und zu denen sie nie die Hand bieten könne.“ Diese Andeutung auf Klosteraufhebung machte denn auch einen solchen Eindruck auf den Kantonsrath, daß er die Regierung einmüthig ersuchte, auf ihrem Posten zu bleiben und den Beschluß faßte, das etwas modifizirte Steuergesetz nochmals dem Volke zur Abstimmung vorzulegen. ‒ Das Kloster St. Urban in Luzern ist am 1. d. M. von den Mönchen verlassen worden. Bei der Uebergabe der Bücher zeigte sich jedoch, daß ein Kassarechnungsbuch fehlte, und als dieses nach längerem Suchen endlich bei dem Pater Effinger gefunden wurde, waren mehrere Blätter, auf denen Ausgaben während der Zeit des Sonderbundskrieges verzeichnet gewesen, herausgerissen. Pater Effinger gestand, er habe die Blätter herausgerissen und vernichtet, um die Ehre des Klosters zu retten. Er wurde deßwegen sofort verhaftet. ‒ Die Annahme der neuen Bundesverfassung durch die Tagsatzung wird wahrscheinlich morgen erfolgen und sofort durch „Kanonendonner und Glockengeläute“ durch die ganze Schweiz verkündigt werden.

Italien.
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Modena.

Das hiesige Hofblatt zeigt an, daß der russische Kaiser, die Königin von England und der König von Preußen die Mittheilung des Herzogs, daß er den Thron seiner Väter wieder bestiegen habe, und dessen Bitte um Unterstützung seiner rechtmäßigen Ansprüche sehr wohlwollend und mit den Versicherungen der größten Theilnahme für den Herzog erwiedert haben.

Polen.
Lemberg, 5. Sept.

Gestern ist der General Dwernicki hier angekommen. Abends wurde ihm eine glänzende Serenade gebracht, woran ungeheure Volksmassen Theil nahmen.

Französische Republik.
17 Paris, 10. Sept.

Die Kandidaten des Seinedepartements fallen buntscheckig aus; Raspail und Prinz Louis Bonaparte, Kersausie und ‒ Alexander Weill (horibile dictu!), Cabet und Abbé Genoude, u. s. w. Der elsässer Literat und Hebräer Weill brüstet sich mit seinen 14,000 Stimmen vom letzten Mal und giebt sich nunmehr öffentlich für einen Anhänger von Henri V; er collaborirt an „La Presse“ und „Le Corsaire“. Bonaparte hat zum sechsten Mal seinen Entschluß geändert, und steht nach vielfachem Retraktiren und Abdiciren wieder auf den Mauerzetteln, hat aber große Chance, da die stupide Mobilgarde für ihn ist, während für Herrn Weill die Lakaien der Henricinquisten und die Lorgnettehändler stimmen dürften. „Frankreich wird vortrefflich repräsentirt, ruft La Liberté in Lyon, und wirklich spiegelt sich wie im Daguerrotypenbilde jeder Schmutzflecken, jedes Ungeziefer, jeder Kleks bestens wieder im Repräsentantenhause unsrer Februarrepublik. Lyon ist, da es keines Belagerungszustands sich erfreut, viel freier und wichtiger als Paris jetzt; neben den entschiedenen Volksmännern im Klub des „Grand Seminaire“ erheben sich die Jesuiten, 300 an der Zahl, so eben per Post uns zugeschickt als angebliche arme Flüchtlinge; sie organisiren bestens das Glaubensheer des Rhoneflusses, wie der Süden schon sein Glaubensheer der Gironde hat. Wir haben ein ohne Polizeihinderniß verkauftes Blatt vor Augen, welches die Freunde der Ordnung und Religion vom Bestehen einer Société organique de l'ordre benachrichtigt und zum Beitritt ermahnt; man zahlt einen Franken Einschreibegebühr und schwört Treue den Vorgesetzten; das Ganze ist in Centurien, Decurien und Kompagnien klassirt; in der Vorrede heißt es: die Zeit der Vergeltung naht, die Schlange von 93 wird jetzt zerschmettert werden; in dem Kapitel über Pflichten und Rechte dieser Societät steht: wir wollen Tag und Nacht, mit allen möglichen Waffen des Angriffs und der Abwehr die Feinde Gottes und des Eigenthums befehden.“ Ein Bourgeois-Pfaffenblatt Lyon's sagt: „Die Herren Demokraten scheinen nicht zu wissen, daß sie eine gar kleine Minorität in Frankreich sind; eine Million etwa von 35 Millionen, und daher sollten sie nach ihrem Majoritätsprinzipe so bescheiden sein, abzutreten, und der Majoritätsregierung Platz zu machen“, worauf La Liberté entgegnet: „die Thoren nur glauben, die Masse sei demokratisch; sie ist fähig es zu werden, aber dazu bedarf sie demokratischer, ehrlicher Anleitung. Diese ist seit Februar in Folge der elenden Schwärmer im Provisorium, namentlich Herrn Lamartine's, versäumt. Man legte die neun Sous Uebersteuer auf, offenbar weil Herr Garnier Pages, dieser Erzbourgevisfinanzier mit dem gescheitelten Lockenhaar, möglichst schnell die Revolution diskreditiren wollte. Man verkroch sich bei dem bloßen Gedanken an einen Staatsaufkauf der Kleider- Speise- und Möbelmagazine durch Papiergeld und Ausstattung der leidenden Klasse aus denselben; man winselte bei der Idee eines Staatsbetriebs der Eisenbahnen, Minen, Industrien; man vergaß den damals noch vermummten Royalisten die Heuchlermaske abzuziehen. Wir kriegen jetzt unfehlbar Reaktions barrikaden, doch wenn die weiße Fahne im Departement Ariege, in Mans, in den Alpen sich eines frohen Empfanges erfreut, so hindert ja nichts das Aufziehen der rothen in andern. Also, aufgepaßt, Brüder! Die Ersatzwahlen in die Kammer haben wenig zu bedeuten, einige Perlen mehr in den Saustall (auge de cochons) können nichts bewirken, aber macht Propaganda, die Zeiten nahen; die deutschen Demokraten jenseit des Rheins feiern auch nicht.“

Die Verschwörung der Reichen ist im zunehmen; viele Familien wollen den Winter auf ihren Schlössern zubringen, um nur kein Geld in die Pariser Circulation zu werfen; in kleinen Blättern liest man die Anekdote, wie zwei Aristokratinnen in einem Laden nach dem Preise eines Kronleuchters fragen, und auf den Bescheid „achthundert Franken“, spöttisch entgegnen: „Das wär er vielleicht unter dem Königthum werth, in der Republik ist das nur 200 werth“ und sie fuhren weiter.

Die Rapporte der 86 Präfekten über die Juniereignisse enthalten mitunter bittre Wahrheiten, so schreiben die de l'Orne und Loire inserieure: „die Legitimisten ruhen nicht seit Anfang März und haben sich mit den Orleanisten verschmolzen. Die Bonepartisten scheuen sich bei uns nicht, mit ihnen die weiße Fahne aufzuziehen, sie wollen alle das Wasser trüben um desto bequemer ihr Netz füllen zu können, denn jede der drei Prädententen parteien bilden sich ein mit den beiden Nebenbuhlerinnen nach dem Siege rasch umzuspringen.“ Der Präfekt von Indre-Loire schreibt: „die Kommunisten hier, sämmtlich Ouvriers, sind sehr brav, und mit Unrecht gibt man ihnen keine Arbeit; sie haben mir selbst geholfen mit Rath und Zureden einige Gährungen beschwichtigen die unter ihren Kameraden ausbrachen. In Tours zähle ich 120 dieser Sekte, der ich kein Verbrechen nachsagen kann.“ Und der Generalprocurator in Agen sagt: „wie die Junikämpfer von seltnen Haß erglühten, so könnten auch spätere Emeuten durch Wuth sich auszeichnen; abgesehen von sonstigen Motiven, ist sicher das tyrannische Repressionssystem seit 1830 an diesem Haß viel schuld; man möge also heute bei Zeiten an Amnestie denken und keine zukünftigen Unwetter herauflocken.“

Paris, 13. Sept.

(Amtliches.) Der Moniteur enthält folgende Dekrete:

Dekret, das den nächstens zusammentretenden Departementalräthen laut Beschluß der Nationalversammlung vom 9. Septbr. gestattet, die Grund-, Personal-, Thür-, Fenster- und Patent-Steuern durch Additional-Centimen zur Deckung ihrer Lokalausgaben, für Volksunterricht, Beschäftigung brodloser Arbeiter, (chemins vicinaux) u. s. w. zu erhöhen etc.

Rundschreiben des Justizministers Marie an sämmtliche Präfekten der Republik: „… Am 7. August hat die Nationalversammlung das Recht aufgehoben, laut welchem es unter der Monarchie den Präfekten zustand, aus den ihnen vorzulegenden Kandidatenlisten der Geschwornen diejenigen Bürger zu streichen, die ihnen nicht beliebten.

Bekanntmachung, wonach die Handelssperre längs des östlichen Gestades des Laplatastromes, das General Oribe besetzt hält, noch fortdauert. Nur in den übrigen Gegenden dieses schiffreichen Flusses sei die Sperre gehoben.

Der Minister des öffentlichen Unterrichts gibt sich die Ehre (wörtlich) das Publikum davon zu benachrichtigen, daß die bisher ziemlich geheim gehaltene Louvrebibliothek Ihm vom 15. d. Mts. von Morgens 10 bis Nachmittags 4 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage geöffnet ist. Die Geschichte dieser Bibliothek ist vielleicht interessanter als ihr Inhalt. 1796 im Luxemburg für das Direktorium angelegt, verlegte sie Napoleon 1800 in die Tuilerien, von wo sie sich 1814 vor den Kosaken in einen Winkel des Louvre flüchtete. Sie zählt etwa 80,000 Bände, 311 werthvolle Handschriften, vortreffliche Studien für Militairs und eine Menge sonstiger Denkwürdigkeiten aus unserer ersten Revolution. Man findet einen genauen Nachweis über Alles, was bisher im Louve schlummerte, in einem Kataloge, der nicht weniger als 39 starke Bände zählt. Man kann dem Hrn. Vaulabelle für die Veröffentlichung dieser Art von Kabinetsbibliothek rechten Dank sagen.

‒ Vorige Nacht sausten mehrere neue Bahnzüge, mit Insurgenten vollgepfropft, dem Transportationshafen von Havre zu.

‒ Die Pariser Maurermeister scheinen das Dekret der Nationalversammlung rücksichtlich der Arbeiterstunden in ganz eigener Weise zu deuten. Bisher arbeitete der Maurer für den üblichen Lohn keine volle 12 Stunden. Was darüber, wurde ihm besonders verrechnet. Plötzlich möchten die Herren Meister ihre Arbeiter ausbeuten und ihnen das Dekret vom 9. September, aber ohne den Artikel III. appliziren, wahrscheinlich um sich für ihre Februarverluste zu entschädigen. Das läßt sich aber der Pariser Arbeiter nicht gefallen, und die „Reforme“ zeigt diesen Morgen an, daß in Folge dieser Lohnstreitigkeiten sämmtliche Maurergesellen ihre Arbeiten eingestellt haben.

‒ Im Lager von St. Maur (längs der Festungswälle) und in der großen Militärschule am Marsfelde haben sehr bedenkliche Auftritte stattgefunden.

Als Veranlassung dieser Auftritte wird die schlechte Beschaffenheit der den Soldaten gereichten Nahrungsstoffe, namentlich des berüchtigten Schiffzwiebacks, bezeichnet. Die „Demokratie Pacifique“ droht mit dem Finger und sagt am Schlusse ihrer Details: „Wer zum Schwert greift kann leicht durch's Schwert umkommen“. ‒ Mehrere Blätter protestiren diesen Morgen gegen die bereits erfolgte Transportation eines Insurgenten von dreizehn Jahren.

‒ Pascal-Duprat, der Mitarbeiter George Sand's u. Pierre Lerour's, Vicepräsident des Repräsentanten-Klubs im Palais National etc., geht nicht nach Wien, sondern nach Pesth, von wo Teleki hier ist.„ Wir wünschen“ sagt das jesuitische Univers, „daß Herr Pascal-Duprat seine diplomatisch-geographischen Kenntnisse im Auslande vervollständigen möge, denn in seiner „Revue Independante“ behauptete er vorigen Herbst steif und fest, daß Vorort und Tagsatzung ein und dasselbe sei.“

‒ Die „Reforme“ behauptet, Senard habe im Ministerium des Innern ein autographisches Korrespondenzbüreau angelegt, das in allen Richtungen des Reichs gegen die rothe Republik seine Pfeile schieße, aber meistens sein Ziel verfehle.

‒ In Havre fand ein Banquet de la Fraternité Statt, bei dem Senard, Minister des Innern, eine Rede hielt, worin folgende Stelle vorkam: „Der Abgesandte Frankreichs sagte zu Oestreich, das sich Anfangs taub stellte: Entschließet Euch, in 48 Stunden die Mediation oder Krieg! Die 31. Stunde hatte noch nicht geschlagen als Oestreich antwortete: Ich nehme die Mediation an.“

Kersausie hatte bereits gestern seine Kandidatur für die Ersatzwahlen des nächsten Sonntags zurückgenommen, in Folge eines Beschlusses der zum demokratisch-sozialistischen Wahlkomite konstituirten Ex-Delegirten des Luxembourg, die sich für Capet,

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        <head>[Deutschland]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> bahn nach Ederberg befördert worden. Desgleichen       werden mit den morgenden Zügen noch andere 500 Mann Infanterie bis <hi rendition="#g">Tworkau</hi> vorgeschoben. In <hi rendition="#g">Beneschau</hi> ist es zu Angriffen       gekommen; drei Ulanen sind verwundet. Der Ort ist verbarricadirt! (Aus <hi rendition="#g">Breslau,</hi> 11. Septbr. 4 Uhr heißt es: Der eben anlangende oberschlesische Zug bringt die       Nachricht, daß man des Bauernaufstandes bald Herr zu werden hofft.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar104_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Neisse, 10. Sept.</head>
          <p>Nach Beneschan rückt heute ein Bataillon von hier aus, weil in der dortigen Gegend die       Bauern die Schlösser der Gutsherren stürmen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar104_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>43</author></bibl> Schweidnitz, 9. Sept.</head>
          <p>Nachdem der hiesige Abgeordnete Pastor Hepche, der seinem Versprechen zuwider regelmäßig mit       der Rechten stimmte, durch Mißtrauensvota der Wähler und Wahlmänner zum Rücktritt gezwungen       worden: fand gestern eine neue Wahl statt. Sie fiel auf Hrn. Pinoff aus Breslau, der vor       Beginn der Wahlversammlung den Wahlmännern erklärt hatte, daß er seinen Platz auf der       äußersten Linken nehmen werde. Sein konstitutioneller Gegenkandidat, der feiste Lichtfreund       und protestantische Salbaderer, Senior Krause, erhielt nur 16 Stimmen, Hr. Pinoff dagegen       69.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar104_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>41</author></bibl> Provinz Sachsen, 12. September.</head>
          <p>Die Polizei- und Soldatenwirthschaft wird in unsrer Provinz fortgeführt, als ob gar nichts       vorgefallen wäre, und Herr Kühlwetter nimmt von den Gewaltthätigkeiten, welche durch sie       erzeugt werden, keine Notiz; er vertraut unbedingt den provinzialpolizeilichen &#x201E;Berichten&#x201C;. Am       30. v. M. brach die Volkswuth wieder aus gegen den Oberforstmeister v. Brixen aus Erfurt, der       wegen seines Stolzes und seiner Strenge dem Volke verhaßt ist. Er mußte aus Suhl flüchten,       nachdem ihm die Fenster seiner Wohnung demolirt und gefährliche Drohungen gegen ihn bekannt       geworden. Demnächst richtete sich die Volkswuth gegen den Landrath von Flotow, einen stolzen       Aristokraten, der das alte bureaukratische Wesen durchaus forterhält. Es wurde ihm aufgegeben       die Stadt binnen 3 Tagen zu verlassen. Der Regierungspräsident von Erfurt begab sich 8 Tage       nach dem Skandal nach Suhl, und seine Untersuchung ergab, daß die maßlose Strenge des Brixen       die Ursache der Gewaltthätigkeiten gewesen. Uebrigens fehlt es diesem Regierungspräsidenten       durchaus an aller Energie, welche in dieser Zeit nothwendig ist, um die Verwaltung zu leiten,       und fernere Ausbrüche des Volks-Unwillens zu verhüten. Die Ministerial-Verordnung vom 15. Juli       wegen Entfernung verhaßter und untüchtiger Beamten scheint ihm noch nicht zugekommen zu sein.       &#x2012; Ferner sucht man das Volk zu fanatisiren gegen die National-Versammlung, insofern sie die <hi rendition="#g">Trennung der Kirche von der Schule</hi> beantragt. Man benutzt dazu die       Kanzel und Altäre, man veranstaltet Volksversammlungen in den Kirchen und fordert zur       Unterschrift von Protesten auf, welche auf den Altären niedergelegt sind. Letzteres ist, außer       in mehreren Dörfern des Kreises Erfurt, zuletzt auch noch in Erfurt selbst, namentlich in der       protestantischen Michaelskirche durch den Pfarrer Matthes, geschehen. Es liegt uns ein       amtliches Rundschreiben des Regierungs-Consistorialrath Scheibe zu Erfurt vom 26. August vor,       welches die evangelischen Pfarrer auffordert, sich gegen jeden Eingriff der       National-Versammlung zu erheben: die Pfarrer und Gemeinden sollen erklären, daß sie jede durch       die <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi> beschlossene Veränderung in dem Verhältnisse       der Schule zur Kirche, als eine <hi rendition="#g">Rechtsverletzung,</hi> von sich fern zu       halten entschlossen sind; die Pfarrer sollen eine Versammlung der evangelischen Hausväter in       die Kirchen berufen und die dort zu unterzeichnenden Proteste sollen an den       Regierungs-Consistorialrath zur weiteren Beförderung eingesandt werden. Das alles geschieht       unter den Augen des Regierungspräsidenten und auch der Minister Kühlwetter wird bezüglich       dieser notorischen Thatsachen vom Nichtwissen nicht reden können.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar104_020" type="jArticle">
          <head>Dessau, 6. Sept.</head>
          <p>Unser Landtag hat gestern beschlossen, daß die Beschlüsse des Landtags, welche binnen vier       Wochen nicht bestätigt werden, von selbst gesetzliche Kraft erhalten.</p>
          <bibl>(B. R.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar104_021" type="jArticle">
          <head>Hamburg, 10. Sept.</head>
          <p>Gestern sind mehrere wegen Beleidigung des Königs verhaftete Soldaten vom preußischen       Garderegiment Kaiser Alexander wieder vom Volke in Altona befreit worden. Sie hatten, gereizt       dadurch, daß mehrere Offiziere die schwarz-roth-goldene Kokarde abgerissen, den preußischen       Adler mit Füßen getreten und erklärt, sie könnten die Schmach, daß ihr König solchen Schimpf       durch den Waffenstillstand über Deutschland bringe, nicht dulden. Nachdem sie in Haft       genommen, drängten zahlreiche Volksmassen gegen die Altonaer Hauptwache, wo die Bürgergarde       nicht lange zögerte, sie freizulassen.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar104_022_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Wrangel - Bonin - Die Landesversammlung (Schleswig-Holstein). In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 714.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Schleswig-Holstein.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar104_023" type="jArticle">
          <head>Prag, 9. Sept.</head>
          <p>Heute fand eine Versammlung von Unteroffizieren Statt. Ein Korporal hielt dabei eine Rede,       in welcher er die Spannung beklagte, die zwischen Civil und Militär herrsche: er sehe den       Grund davon nicht. Er und seine Kameraden seien aus dem Volk und träten wieder in's Volk       zurück, auch sie, die Soldaten, genießen die Wohlthaten der Konstitution. Ein zweites sei es       aber noch, was die Unteroffiziere schmerzlich berühre, und weshalb sie eine Adresse an den       Reichstag richten müßten, das sei die Ungerechtigkeit, mit welcher adelige Junker gedienten       Unteroffizieren vorgezogen würden. Der Gemeine, sei er noch so brav und diene er noch so treu       und wacker, bringe es höchstens zum Unteroffizier, während jeder Flaumbart, wenn er nur in       einer adeligen Wiege geboren, im Sturmschritt das Offizierspatent erhalte.</p>
          <bibl>(C. Bl. a. B.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar104_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>***</author></bibl> Zürich, 11. Sept.</head>
          <p>Das mächtige und reiche Kloster Einsiedeln hat der Regierung des Kantons Schwyz, welche es       um Uebernahme eines Theils der Sonderbundskriegsschuld ersuchte, anheim gestellt, diesen Theil       von sich aus zu bestimmen. Man könnte sich über diese Liberalität verwundern; denn wenn es dem       Kloster bei seinen großen Reichthümern auch nicht das Geringste verschlagen würde, die ganze       Sonderbundskriegsschuld zu übernehmen, so pflegen doch die Klöster sich durch große       Freigebigkeit nicht eben auszuzeichnen, wo es sich nicht direkt um &#x201E;kirchliche&#x201C; (Jesuiten,       Sonderbund etc.) Zwecke handelt. Aber Einsiedeln scheint zu fühlen, daß es Konzessionen machen       muß, wenn es nicht am Ende Gefahr laufen will, ebenso wie das Kloster St. Urban in Luzern       aufgehoben zu werden. Doch steht ihm die Gefahr noch ziemlich fern; das Geld, welches die       vielen Wallfahrer in's Land bringen, schützt es selbst gegen die Kloster<hi rendition="#g">feinde,</hi> und bei der Schwyzer Bevölkerung würde der bloße Gedanke an die Aufhebung       dieses Klosters Wuth und Entsetzen erregen. Die Schwyzer Regierung wollte kürzlich       zurücktreten, weil der Kantonsrath ein neues Steuergesetz verworfen hatte, und sie nach dieser       Verwerfung keinen Ausweg sah, aus der Finanznoth zu kommen: &#x201E;sie sehe den Augenblick, wo zu       Handlungen Zuflucht genommen werden müsse, die durch kein Gesetz gerechtfertigt seien, die die       Regierung nicht für erlaubt, wohl aber für ein Unglück für jedes Land halte, und zu denen sie       nie die Hand bieten könne.&#x201C; Diese Andeutung auf Klosteraufhebung machte denn auch einen       solchen Eindruck auf den Kantonsrath, daß er die Regierung einmüthig ersuchte, auf ihrem       Posten zu bleiben und den Beschluß faßte, das etwas modifizirte Steuergesetz nochmals <hi rendition="#g">dem Volke</hi> zur Abstimmung vorzulegen. &#x2012; Das Kloster St. Urban in Luzern       ist am 1. d. M. von den Mönchen verlassen worden. Bei der Uebergabe der Bücher zeigte sich       jedoch, daß ein Kassarechnungsbuch fehlte, und als dieses nach längerem Suchen endlich bei dem       Pater Effinger gefunden wurde, waren mehrere Blätter, auf denen Ausgaben während der Zeit des       Sonderbundskrieges verzeichnet gewesen, herausgerissen. Pater Effinger gestand, er habe die       Blätter herausgerissen und vernichtet, um die Ehre des Klosters zu retten. Er wurde deßwegen       sofort verhaftet. &#x2012; Die Annahme der neuen Bundesverfassung durch die Tagsatzung wird       wahrscheinlich morgen erfolgen und sofort durch &#x201E;Kanonendonner und Glockengeläute&#x201C; durch die       ganze Schweiz verkündigt werden.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar104_025_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 16. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 715.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar104_026" type="jArticle">
          <head>Modena.</head>
          <p>Das hiesige Hofblatt zeigt an, daß der russische Kaiser, die Königin von England und der       König von Preußen die Mittheilung des Herzogs, daß er den Thron seiner Väter wieder bestiegen       habe, und dessen Bitte um Unterstützung seiner rechtmäßigen Ansprüche sehr wohlwollend und mit       den Versicherungen der größten Theilnahme für den Herzog erwiedert haben.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar104_027" type="jArticle">
          <head>Lemberg, 5. Sept.</head>
          <p>Gestern ist der General Dwernicki hier angekommen. Abends wurde ihm eine glänzende Serenade       gebracht, woran ungeheure Volksmassen Theil nahmen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar104_028" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 10. Sept.</head>
          <p>Die Kandidaten des Seinedepartements fallen buntscheckig aus; Raspail und Prinz Louis       Bonaparte, Kersausie und &#x2012; Alexander Weill (horibile dictu!), Cabet und Abbé Genoude, u. s. w.       Der elsässer Literat und Hebräer Weill brüstet sich mit seinen 14,000 Stimmen vom letzten Mal       und giebt sich nunmehr öffentlich für einen Anhänger von Henri V; er collaborirt an &#x201E;La       Presse&#x201C; und &#x201E;Le Corsaire&#x201C;. Bonaparte hat zum sechsten Mal seinen Entschluß geändert, und steht       nach vielfachem Retraktiren und Abdiciren wieder auf den Mauerzetteln, hat aber große Chance,       da die stupide Mobilgarde für ihn ist, während für Herrn Weill die Lakaien der Henricinquisten       und die Lorgnettehändler stimmen dürften. &#x201E;Frankreich wird vortrefflich repräsentirt, ruft La       Liberté in Lyon, und wirklich spiegelt sich wie im Daguerrotypenbilde jeder Schmutzflecken,       jedes Ungeziefer, jeder Kleks bestens wieder im Repräsentantenhause unsrer Februarrepublik.       Lyon ist, da es keines Belagerungszustands sich erfreut, viel freier und wichtiger als Paris       jetzt; neben den entschiedenen Volksmännern im Klub des &#x201E;Grand Seminaire&#x201C; erheben sich die       Jesuiten, 300 an der Zahl, so eben per Post uns zugeschickt als angebliche arme Flüchtlinge;       sie organisiren bestens das Glaubensheer des Rhoneflusses, wie der Süden schon sein       Glaubensheer der Gironde hat. Wir haben ein ohne Polizeihinderniß verkauftes Blatt vor Augen,       welches die Freunde der Ordnung und Religion vom Bestehen einer Société organique de l'ordre       benachrichtigt und zum Beitritt ermahnt; man zahlt einen Franken Einschreibegebühr und schwört       Treue den Vorgesetzten; das Ganze ist in Centurien, Decurien und Kompagnien klassirt; in der       Vorrede heißt es: die Zeit der Vergeltung naht, die Schlange von 93 wird jetzt zerschmettert       werden; in dem Kapitel über Pflichten und Rechte dieser Societät steht: wir wollen Tag und       Nacht, mit allen <hi rendition="#g">möglichen</hi> Waffen des Angriffs und der Abwehr die       Feinde Gottes und des Eigenthums befehden.&#x201C; Ein Bourgeois-Pfaffenblatt Lyon's sagt: &#x201E;Die       Herren Demokraten scheinen nicht zu wissen, daß sie eine gar kleine Minorität in Frankreich       sind; eine Million etwa von 35 Millionen, und daher sollten sie nach ihrem Majoritätsprinzipe       so bescheiden sein, abzutreten, und der Majoritätsregierung Platz zu machen&#x201C;, worauf La       Liberté entgegnet: &#x201E;die Thoren nur glauben, die Masse sei demokratisch; sie ist fähig es zu       werden, aber dazu bedarf sie demokratischer, ehrlicher Anleitung. Diese ist seit Februar in       Folge der elenden Schwärmer im Provisorium, namentlich Herrn Lamartine's, versäumt. Man legte       die neun Sous Uebersteuer auf, offenbar weil Herr Garnier Pages, dieser Erzbourgevisfinanzier       mit dem gescheitelten Lockenhaar, möglichst schnell die Revolution diskreditiren wollte. Man       verkroch sich bei dem bloßen Gedanken an einen Staatsaufkauf der Kleider- Speise- und       Möbelmagazine durch Papiergeld und Ausstattung der leidenden Klasse aus denselben; man       winselte bei der Idee eines Staatsbetriebs der Eisenbahnen, Minen, Industrien; man vergaß den       damals noch vermummten Royalisten die Heuchlermaske abzuziehen. Wir kriegen jetzt unfehlbar <hi rendition="#g">Reaktions</hi> barrikaden, doch wenn die weiße Fahne im Departement       Ariege, in Mans, in den Alpen sich eines frohen Empfanges erfreut, so hindert ja nichts das       Aufziehen der rothen in andern. Also, aufgepaßt, Brüder! Die Ersatzwahlen in die Kammer haben       wenig zu bedeuten, einige Perlen mehr in den Saustall (auge de cochons) können nichts       bewirken, aber macht Propaganda, die Zeiten nahen; die deutschen Demokraten jenseit des Rheins       feiern auch nicht.&#x201C;</p>
          <p>Die Verschwörung der Reichen ist im zunehmen; viele Familien wollen den Winter auf ihren       Schlössern zubringen, um nur kein Geld in die Pariser Circulation zu werfen; in kleinen       Blättern liest man die Anekdote, wie zwei Aristokratinnen in einem Laden nach dem Preise eines       Kronleuchters fragen, und auf den Bescheid &#x201E;achthundert Franken&#x201C;, spöttisch entgegnen: &#x201E;Das       wär er vielleicht unter dem Königthum werth, in der Republik ist das nur 200 werth&#x201C; und sie       fuhren weiter.</p>
          <p>Die Rapporte der 86 Präfekten über die Juniereignisse enthalten mitunter bittre Wahrheiten,       so schreiben die de l'Orne und Loire inserieure: &#x201E;die Legitimisten ruhen nicht seit Anfang       März und haben sich mit den Orleanisten verschmolzen. Die Bonepartisten scheuen sich bei uns       nicht, mit ihnen die weiße Fahne aufzuziehen, sie wollen alle das Wasser trüben um desto       bequemer ihr Netz füllen zu können, denn jede der drei Prädententen parteien bilden sich ein       mit den beiden Nebenbuhlerinnen nach dem Siege rasch umzuspringen.&#x201C; Der Präfekt von       Indre-Loire schreibt: &#x201E;die Kommunisten hier, sämmtlich Ouvriers, sind sehr brav, und mit       Unrecht gibt man ihnen keine Arbeit; sie haben mir selbst geholfen mit Rath und Zureden einige       Gährungen beschwichtigen die unter ihren Kameraden ausbrachen. In Tours zähle ich 120 dieser       Sekte, der ich kein Verbrechen nachsagen kann.&#x201C; Und der Generalprocurator in Agen sagt: &#x201E;wie       die Junikämpfer von seltnen Haß erglühten, so könnten auch spätere Emeuten durch Wuth sich       auszeichnen; abgesehen von sonstigen Motiven, ist sicher das tyrannische Repressionssystem       seit 1830 an diesem Haß viel schuld; man möge also heute bei Zeiten an Amnestie denken und       keine zukünftigen Unwetter herauflocken.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar104_029" type="jArticle">
          <head>Paris, 13. Sept.</head>
          <p>(Amtliches.) Der Moniteur enthält folgende Dekrete:</p>
          <p>Dekret, das den nächstens zusammentretenden Departementalräthen laut Beschluß der       Nationalversammlung vom 9. Septbr. gestattet, die Grund-, Personal-, Thür-, Fenster- und       Patent-Steuern durch Additional-Centimen zur Deckung ihrer Lokalausgaben, für Volksunterricht,       Beschäftigung brodloser Arbeiter, (chemins vicinaux) u. s. w. zu erhöhen etc.</p>
          <p>Rundschreiben des Justizministers Marie an sämmtliche Präfekten der Republik: &#x201E;&#x2026; Am 7.       August hat die Nationalversammlung das Recht aufgehoben, laut welchem es unter der Monarchie       den Präfekten zustand, aus den ihnen vorzulegenden Kandidatenlisten der Geschwornen diejenigen       Bürger zu streichen, die ihnen nicht beliebten.</p>
          <p>Bekanntmachung, wonach die Handelssperre längs des östlichen Gestades des Laplatastromes,       das General Oribe besetzt hält, noch fortdauert. Nur in den übrigen Gegenden dieses       schiffreichen Flusses sei die Sperre gehoben.</p>
          <p>Der Minister des öffentlichen Unterrichts gibt sich die Ehre (wörtlich) das Publikum davon       zu benachrichtigen, daß die bisher ziemlich geheim gehaltene Louvrebibliothek Ihm vom 15. d.       Mts. von Morgens 10 bis Nachmittags 4 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage geöffnet ist.       Die Geschichte dieser Bibliothek ist vielleicht interessanter als ihr Inhalt. 1796 im       Luxemburg für das Direktorium angelegt, verlegte sie Napoleon 1800 in die Tuilerien, von wo       sie sich 1814 vor den Kosaken in einen Winkel des Louvre flüchtete. Sie zählt etwa 80,000       Bände, 311 werthvolle Handschriften, vortreffliche Studien für Militairs und eine Menge       sonstiger Denkwürdigkeiten aus unserer ersten Revolution. Man findet einen genauen Nachweis       über Alles, was bisher im Louve schlummerte, in einem Kataloge, der nicht weniger als 39       starke Bände zählt. Man kann dem Hrn. Vaulabelle für die Veröffentlichung dieser Art von       Kabinetsbibliothek rechten Dank sagen.</p>
          <p>&#x2012; Vorige Nacht sausten mehrere neue Bahnzüge, mit Insurgenten vollgepfropft, dem       Transportationshafen von Havre zu.</p>
          <p>&#x2012; Die Pariser Maurermeister scheinen das Dekret der Nationalversammlung rücksichtlich der       Arbeiterstunden in ganz eigener Weise zu deuten. Bisher arbeitete der Maurer für den üblichen       Lohn keine volle 12 Stunden. Was darüber, wurde ihm besonders verrechnet. Plötzlich möchten       die Herren Meister ihre Arbeiter ausbeuten und ihnen das Dekret vom 9. September, aber ohne       den Artikel III. appliziren, wahrscheinlich um sich für ihre Februarverluste zu entschädigen.       Das läßt sich aber der Pariser Arbeiter nicht gefallen, und die &#x201E;Reforme&#x201C; zeigt diesen Morgen       an, daß in Folge dieser Lohnstreitigkeiten sämmtliche Maurergesellen ihre Arbeiten eingestellt       haben.</p>
          <p>&#x2012; Im Lager von St. Maur (längs der Festungswälle) und in der großen Militärschule am       Marsfelde haben sehr bedenkliche Auftritte stattgefunden.</p>
          <p>Als Veranlassung dieser Auftritte wird die schlechte Beschaffenheit der den Soldaten       gereichten Nahrungsstoffe, namentlich des berüchtigten Schiffzwiebacks, bezeichnet. Die       &#x201E;Demokratie Pacifique&#x201C; droht mit dem Finger und sagt am Schlusse ihrer Details: &#x201E;Wer zum       Schwert greift kann leicht durch's Schwert umkommen&#x201C;. &#x2012; Mehrere Blätter protestiren diesen       Morgen gegen die bereits erfolgte Transportation eines Insurgenten von <hi rendition="#g">dreizehn Jahren.</hi> </p>
          <p>&#x2012; Pascal-Duprat, der Mitarbeiter George Sand's u. Pierre Lerour's, Vicepräsident des       Repräsentanten-Klubs im Palais National etc., geht nicht nach Wien, sondern nach Pesth, von wo       Teleki hier ist.&#x201E; Wir wünschen&#x201C; sagt das jesuitische Univers, &#x201E;daß Herr Pascal-Duprat seine       diplomatisch-geographischen Kenntnisse im Auslande vervollständigen möge, denn in seiner       &#x201E;Revue Independante&#x201C; behauptete er vorigen Herbst steif und fest, daß Vorort und Tagsatzung       ein und dasselbe sei.&#x201C;</p>
          <p>&#x2012; Die &#x201E;Reforme&#x201C; behauptet, Senard habe im Ministerium des Innern ein autographisches       Korrespondenzbüreau angelegt, das in allen Richtungen des Reichs gegen die rothe Republik       seine Pfeile schieße, aber meistens sein Ziel verfehle.</p>
          <p>&#x2012; In Havre fand ein Banquet de la Fraternité Statt, bei dem Senard, Minister des Innern,       eine Rede hielt, worin folgende Stelle vorkam: &#x201E;Der Abgesandte Frankreichs sagte zu Oestreich,       das sich Anfangs taub stellte: Entschließet Euch, in 48 Stunden die Mediation oder Krieg! Die       31. Stunde hatte noch nicht geschlagen als Oestreich antwortete: Ich nehme die Mediation       an.&#x201C;</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Kersausie</hi> hatte bereits gestern seine Kandidatur für die       Ersatzwahlen des nächsten Sonntags zurückgenommen, in Folge eines Beschlusses der zum       demokratisch-sozialistischen Wahlkomite konstituirten Ex-Delegirten des Luxembourg, die sich       für Capet,
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[0519/0003] [Deutschland] [Fortsetzung] bahn nach Ederberg befördert worden. Desgleichen werden mit den morgenden Zügen noch andere 500 Mann Infanterie bis Tworkau vorgeschoben. In Beneschau ist es zu Angriffen gekommen; drei Ulanen sind verwundet. Der Ort ist verbarricadirt! (Aus Breslau, 11. Septbr. 4 Uhr heißt es: Der eben anlangende oberschlesische Zug bringt die Nachricht, daß man des Bauernaufstandes bald Herr zu werden hofft.) * Neisse, 10. Sept. Nach Beneschan rückt heute ein Bataillon von hier aus, weil in der dortigen Gegend die Bauern die Schlösser der Gutsherren stürmen. 43 Schweidnitz, 9. Sept. Nachdem der hiesige Abgeordnete Pastor Hepche, der seinem Versprechen zuwider regelmäßig mit der Rechten stimmte, durch Mißtrauensvota der Wähler und Wahlmänner zum Rücktritt gezwungen worden: fand gestern eine neue Wahl statt. Sie fiel auf Hrn. Pinoff aus Breslau, der vor Beginn der Wahlversammlung den Wahlmännern erklärt hatte, daß er seinen Platz auf der äußersten Linken nehmen werde. Sein konstitutioneller Gegenkandidat, der feiste Lichtfreund und protestantische Salbaderer, Senior Krause, erhielt nur 16 Stimmen, Hr. Pinoff dagegen 69. 41 Provinz Sachsen, 12. September. Die Polizei- und Soldatenwirthschaft wird in unsrer Provinz fortgeführt, als ob gar nichts vorgefallen wäre, und Herr Kühlwetter nimmt von den Gewaltthätigkeiten, welche durch sie erzeugt werden, keine Notiz; er vertraut unbedingt den provinzialpolizeilichen „Berichten“. Am 30. v. M. brach die Volkswuth wieder aus gegen den Oberforstmeister v. Brixen aus Erfurt, der wegen seines Stolzes und seiner Strenge dem Volke verhaßt ist. Er mußte aus Suhl flüchten, nachdem ihm die Fenster seiner Wohnung demolirt und gefährliche Drohungen gegen ihn bekannt geworden. Demnächst richtete sich die Volkswuth gegen den Landrath von Flotow, einen stolzen Aristokraten, der das alte bureaukratische Wesen durchaus forterhält. Es wurde ihm aufgegeben die Stadt binnen 3 Tagen zu verlassen. Der Regierungspräsident von Erfurt begab sich 8 Tage nach dem Skandal nach Suhl, und seine Untersuchung ergab, daß die maßlose Strenge des Brixen die Ursache der Gewaltthätigkeiten gewesen. Uebrigens fehlt es diesem Regierungspräsidenten durchaus an aller Energie, welche in dieser Zeit nothwendig ist, um die Verwaltung zu leiten, und fernere Ausbrüche des Volks-Unwillens zu verhüten. Die Ministerial-Verordnung vom 15. Juli wegen Entfernung verhaßter und untüchtiger Beamten scheint ihm noch nicht zugekommen zu sein. ‒ Ferner sucht man das Volk zu fanatisiren gegen die National-Versammlung, insofern sie die Trennung der Kirche von der Schule beantragt. Man benutzt dazu die Kanzel und Altäre, man veranstaltet Volksversammlungen in den Kirchen und fordert zur Unterschrift von Protesten auf, welche auf den Altären niedergelegt sind. Letzteres ist, außer in mehreren Dörfern des Kreises Erfurt, zuletzt auch noch in Erfurt selbst, namentlich in der protestantischen Michaelskirche durch den Pfarrer Matthes, geschehen. Es liegt uns ein amtliches Rundschreiben des Regierungs-Consistorialrath Scheibe zu Erfurt vom 26. August vor, welches die evangelischen Pfarrer auffordert, sich gegen jeden Eingriff der National-Versammlung zu erheben: die Pfarrer und Gemeinden sollen erklären, daß sie jede durch die National-Versammlung beschlossene Veränderung in dem Verhältnisse der Schule zur Kirche, als eine Rechtsverletzung, von sich fern zu halten entschlossen sind; die Pfarrer sollen eine Versammlung der evangelischen Hausväter in die Kirchen berufen und die dort zu unterzeichnenden Proteste sollen an den Regierungs-Consistorialrath zur weiteren Beförderung eingesandt werden. Das alles geschieht unter den Augen des Regierungspräsidenten und auch der Minister Kühlwetter wird bezüglich dieser notorischen Thatsachen vom Nichtwissen nicht reden können. Dessau, 6. Sept. Unser Landtag hat gestern beschlossen, daß die Beschlüsse des Landtags, welche binnen vier Wochen nicht bestätigt werden, von selbst gesetzliche Kraft erhalten. (B. R.) Hamburg, 10. Sept. Gestern sind mehrere wegen Beleidigung des Königs verhaftete Soldaten vom preußischen Garderegiment Kaiser Alexander wieder vom Volke in Altona befreit worden. Sie hatten, gereizt dadurch, daß mehrere Offiziere die schwarz-roth-goldene Kokarde abgerissen, den preußischen Adler mit Füßen getreten und erklärt, sie könnten die Schmach, daß ihr König solchen Schimpf durch den Waffenstillstand über Deutschland bringe, nicht dulden. Nachdem sie in Haft genommen, drängten zahlreiche Volksmassen gegen die Altonaer Hauptwache, wo die Bürgergarde nicht lange zögerte, sie freizulassen. (D. A. Z.) * Schleswig-Holstein. _ Prag, 9. Sept. Heute fand eine Versammlung von Unteroffizieren Statt. Ein Korporal hielt dabei eine Rede, in welcher er die Spannung beklagte, die zwischen Civil und Militär herrsche: er sehe den Grund davon nicht. Er und seine Kameraden seien aus dem Volk und träten wieder in's Volk zurück, auch sie, die Soldaten, genießen die Wohlthaten der Konstitution. Ein zweites sei es aber noch, was die Unteroffiziere schmerzlich berühre, und weshalb sie eine Adresse an den Reichstag richten müßten, das sei die Ungerechtigkeit, mit welcher adelige Junker gedienten Unteroffizieren vorgezogen würden. Der Gemeine, sei er noch so brav und diene er noch so treu und wacker, bringe es höchstens zum Unteroffizier, während jeder Flaumbart, wenn er nur in einer adeligen Wiege geboren, im Sturmschritt das Offizierspatent erhalte. (C. Bl. a. B.) Schweiz. *** Zürich, 11. Sept. Das mächtige und reiche Kloster Einsiedeln hat der Regierung des Kantons Schwyz, welche es um Uebernahme eines Theils der Sonderbundskriegsschuld ersuchte, anheim gestellt, diesen Theil von sich aus zu bestimmen. Man könnte sich über diese Liberalität verwundern; denn wenn es dem Kloster bei seinen großen Reichthümern auch nicht das Geringste verschlagen würde, die ganze Sonderbundskriegsschuld zu übernehmen, so pflegen doch die Klöster sich durch große Freigebigkeit nicht eben auszuzeichnen, wo es sich nicht direkt um „kirchliche“ (Jesuiten, Sonderbund etc.) Zwecke handelt. Aber Einsiedeln scheint zu fühlen, daß es Konzessionen machen muß, wenn es nicht am Ende Gefahr laufen will, ebenso wie das Kloster St. Urban in Luzern aufgehoben zu werden. Doch steht ihm die Gefahr noch ziemlich fern; das Geld, welches die vielen Wallfahrer in's Land bringen, schützt es selbst gegen die Klosterfeinde, und bei der Schwyzer Bevölkerung würde der bloße Gedanke an die Aufhebung dieses Klosters Wuth und Entsetzen erregen. Die Schwyzer Regierung wollte kürzlich zurücktreten, weil der Kantonsrath ein neues Steuergesetz verworfen hatte, und sie nach dieser Verwerfung keinen Ausweg sah, aus der Finanznoth zu kommen: „sie sehe den Augenblick, wo zu Handlungen Zuflucht genommen werden müsse, die durch kein Gesetz gerechtfertigt seien, die die Regierung nicht für erlaubt, wohl aber für ein Unglück für jedes Land halte, und zu denen sie nie die Hand bieten könne.“ Diese Andeutung auf Klosteraufhebung machte denn auch einen solchen Eindruck auf den Kantonsrath, daß er die Regierung einmüthig ersuchte, auf ihrem Posten zu bleiben und den Beschluß faßte, das etwas modifizirte Steuergesetz nochmals dem Volke zur Abstimmung vorzulegen. ‒ Das Kloster St. Urban in Luzern ist am 1. d. M. von den Mönchen verlassen worden. Bei der Uebergabe der Bücher zeigte sich jedoch, daß ein Kassarechnungsbuch fehlte, und als dieses nach längerem Suchen endlich bei dem Pater Effinger gefunden wurde, waren mehrere Blätter, auf denen Ausgaben während der Zeit des Sonderbundskrieges verzeichnet gewesen, herausgerissen. Pater Effinger gestand, er habe die Blätter herausgerissen und vernichtet, um die Ehre des Klosters zu retten. Er wurde deßwegen sofort verhaftet. ‒ Die Annahme der neuen Bundesverfassung durch die Tagsatzung wird wahrscheinlich morgen erfolgen und sofort durch „Kanonendonner und Glockengeläute“ durch die ganze Schweiz verkündigt werden. Italien. * _ Modena. Das hiesige Hofblatt zeigt an, daß der russische Kaiser, die Königin von England und der König von Preußen die Mittheilung des Herzogs, daß er den Thron seiner Väter wieder bestiegen habe, und dessen Bitte um Unterstützung seiner rechtmäßigen Ansprüche sehr wohlwollend und mit den Versicherungen der größten Theilnahme für den Herzog erwiedert haben. Polen. Lemberg, 5. Sept. Gestern ist der General Dwernicki hier angekommen. Abends wurde ihm eine glänzende Serenade gebracht, woran ungeheure Volksmassen Theil nahmen. Französische Republik. 17 Paris, 10. Sept. Die Kandidaten des Seinedepartements fallen buntscheckig aus; Raspail und Prinz Louis Bonaparte, Kersausie und ‒ Alexander Weill (horibile dictu!), Cabet und Abbé Genoude, u. s. w. Der elsässer Literat und Hebräer Weill brüstet sich mit seinen 14,000 Stimmen vom letzten Mal und giebt sich nunmehr öffentlich für einen Anhänger von Henri V; er collaborirt an „La Presse“ und „Le Corsaire“. Bonaparte hat zum sechsten Mal seinen Entschluß geändert, und steht nach vielfachem Retraktiren und Abdiciren wieder auf den Mauerzetteln, hat aber große Chance, da die stupide Mobilgarde für ihn ist, während für Herrn Weill die Lakaien der Henricinquisten und die Lorgnettehändler stimmen dürften. „Frankreich wird vortrefflich repräsentirt, ruft La Liberté in Lyon, und wirklich spiegelt sich wie im Daguerrotypenbilde jeder Schmutzflecken, jedes Ungeziefer, jeder Kleks bestens wieder im Repräsentantenhause unsrer Februarrepublik. Lyon ist, da es keines Belagerungszustands sich erfreut, viel freier und wichtiger als Paris jetzt; neben den entschiedenen Volksmännern im Klub des „Grand Seminaire“ erheben sich die Jesuiten, 300 an der Zahl, so eben per Post uns zugeschickt als angebliche arme Flüchtlinge; sie organisiren bestens das Glaubensheer des Rhoneflusses, wie der Süden schon sein Glaubensheer der Gironde hat. Wir haben ein ohne Polizeihinderniß verkauftes Blatt vor Augen, welches die Freunde der Ordnung und Religion vom Bestehen einer Société organique de l'ordre benachrichtigt und zum Beitritt ermahnt; man zahlt einen Franken Einschreibegebühr und schwört Treue den Vorgesetzten; das Ganze ist in Centurien, Decurien und Kompagnien klassirt; in der Vorrede heißt es: die Zeit der Vergeltung naht, die Schlange von 93 wird jetzt zerschmettert werden; in dem Kapitel über Pflichten und Rechte dieser Societät steht: wir wollen Tag und Nacht, mit allen möglichen Waffen des Angriffs und der Abwehr die Feinde Gottes und des Eigenthums befehden.“ Ein Bourgeois-Pfaffenblatt Lyon's sagt: „Die Herren Demokraten scheinen nicht zu wissen, daß sie eine gar kleine Minorität in Frankreich sind; eine Million etwa von 35 Millionen, und daher sollten sie nach ihrem Majoritätsprinzipe so bescheiden sein, abzutreten, und der Majoritätsregierung Platz zu machen“, worauf La Liberté entgegnet: „die Thoren nur glauben, die Masse sei demokratisch; sie ist fähig es zu werden, aber dazu bedarf sie demokratischer, ehrlicher Anleitung. Diese ist seit Februar in Folge der elenden Schwärmer im Provisorium, namentlich Herrn Lamartine's, versäumt. Man legte die neun Sous Uebersteuer auf, offenbar weil Herr Garnier Pages, dieser Erzbourgevisfinanzier mit dem gescheitelten Lockenhaar, möglichst schnell die Revolution diskreditiren wollte. Man verkroch sich bei dem bloßen Gedanken an einen Staatsaufkauf der Kleider- Speise- und Möbelmagazine durch Papiergeld und Ausstattung der leidenden Klasse aus denselben; man winselte bei der Idee eines Staatsbetriebs der Eisenbahnen, Minen, Industrien; man vergaß den damals noch vermummten Royalisten die Heuchlermaske abzuziehen. Wir kriegen jetzt unfehlbar Reaktions barrikaden, doch wenn die weiße Fahne im Departement Ariege, in Mans, in den Alpen sich eines frohen Empfanges erfreut, so hindert ja nichts das Aufziehen der rothen in andern. Also, aufgepaßt, Brüder! Die Ersatzwahlen in die Kammer haben wenig zu bedeuten, einige Perlen mehr in den Saustall (auge de cochons) können nichts bewirken, aber macht Propaganda, die Zeiten nahen; die deutschen Demokraten jenseit des Rheins feiern auch nicht.“ Die Verschwörung der Reichen ist im zunehmen; viele Familien wollen den Winter auf ihren Schlössern zubringen, um nur kein Geld in die Pariser Circulation zu werfen; in kleinen Blättern liest man die Anekdote, wie zwei Aristokratinnen in einem Laden nach dem Preise eines Kronleuchters fragen, und auf den Bescheid „achthundert Franken“, spöttisch entgegnen: „Das wär er vielleicht unter dem Königthum werth, in der Republik ist das nur 200 werth“ und sie fuhren weiter. Die Rapporte der 86 Präfekten über die Juniereignisse enthalten mitunter bittre Wahrheiten, so schreiben die de l'Orne und Loire inserieure: „die Legitimisten ruhen nicht seit Anfang März und haben sich mit den Orleanisten verschmolzen. Die Bonepartisten scheuen sich bei uns nicht, mit ihnen die weiße Fahne aufzuziehen, sie wollen alle das Wasser trüben um desto bequemer ihr Netz füllen zu können, denn jede der drei Prädententen parteien bilden sich ein mit den beiden Nebenbuhlerinnen nach dem Siege rasch umzuspringen.“ Der Präfekt von Indre-Loire schreibt: „die Kommunisten hier, sämmtlich Ouvriers, sind sehr brav, und mit Unrecht gibt man ihnen keine Arbeit; sie haben mir selbst geholfen mit Rath und Zureden einige Gährungen beschwichtigen die unter ihren Kameraden ausbrachen. In Tours zähle ich 120 dieser Sekte, der ich kein Verbrechen nachsagen kann.“ Und der Generalprocurator in Agen sagt: „wie die Junikämpfer von seltnen Haß erglühten, so könnten auch spätere Emeuten durch Wuth sich auszeichnen; abgesehen von sonstigen Motiven, ist sicher das tyrannische Repressionssystem seit 1830 an diesem Haß viel schuld; man möge also heute bei Zeiten an Amnestie denken und keine zukünftigen Unwetter herauflocken.“ Paris, 13. Sept. (Amtliches.) Der Moniteur enthält folgende Dekrete: Dekret, das den nächstens zusammentretenden Departementalräthen laut Beschluß der Nationalversammlung vom 9. Septbr. gestattet, die Grund-, Personal-, Thür-, Fenster- und Patent-Steuern durch Additional-Centimen zur Deckung ihrer Lokalausgaben, für Volksunterricht, Beschäftigung brodloser Arbeiter, (chemins vicinaux) u. s. w. zu erhöhen etc. Rundschreiben des Justizministers Marie an sämmtliche Präfekten der Republik: „… Am 7. August hat die Nationalversammlung das Recht aufgehoben, laut welchem es unter der Monarchie den Präfekten zustand, aus den ihnen vorzulegenden Kandidatenlisten der Geschwornen diejenigen Bürger zu streichen, die ihnen nicht beliebten. Bekanntmachung, wonach die Handelssperre längs des östlichen Gestades des Laplatastromes, das General Oribe besetzt hält, noch fortdauert. Nur in den übrigen Gegenden dieses schiffreichen Flusses sei die Sperre gehoben. Der Minister des öffentlichen Unterrichts gibt sich die Ehre (wörtlich) das Publikum davon zu benachrichtigen, daß die bisher ziemlich geheim gehaltene Louvrebibliothek Ihm vom 15. d. Mts. von Morgens 10 bis Nachmittags 4 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage geöffnet ist. Die Geschichte dieser Bibliothek ist vielleicht interessanter als ihr Inhalt. 1796 im Luxemburg für das Direktorium angelegt, verlegte sie Napoleon 1800 in die Tuilerien, von wo sie sich 1814 vor den Kosaken in einen Winkel des Louvre flüchtete. Sie zählt etwa 80,000 Bände, 311 werthvolle Handschriften, vortreffliche Studien für Militairs und eine Menge sonstiger Denkwürdigkeiten aus unserer ersten Revolution. Man findet einen genauen Nachweis über Alles, was bisher im Louve schlummerte, in einem Kataloge, der nicht weniger als 39 starke Bände zählt. Man kann dem Hrn. Vaulabelle für die Veröffentlichung dieser Art von Kabinetsbibliothek rechten Dank sagen. ‒ Vorige Nacht sausten mehrere neue Bahnzüge, mit Insurgenten vollgepfropft, dem Transportationshafen von Havre zu. ‒ Die Pariser Maurermeister scheinen das Dekret der Nationalversammlung rücksichtlich der Arbeiterstunden in ganz eigener Weise zu deuten. Bisher arbeitete der Maurer für den üblichen Lohn keine volle 12 Stunden. Was darüber, wurde ihm besonders verrechnet. Plötzlich möchten die Herren Meister ihre Arbeiter ausbeuten und ihnen das Dekret vom 9. September, aber ohne den Artikel III. appliziren, wahrscheinlich um sich für ihre Februarverluste zu entschädigen. Das läßt sich aber der Pariser Arbeiter nicht gefallen, und die „Reforme“ zeigt diesen Morgen an, daß in Folge dieser Lohnstreitigkeiten sämmtliche Maurergesellen ihre Arbeiten eingestellt haben. ‒ Im Lager von St. Maur (längs der Festungswälle) und in der großen Militärschule am Marsfelde haben sehr bedenkliche Auftritte stattgefunden. Als Veranlassung dieser Auftritte wird die schlechte Beschaffenheit der den Soldaten gereichten Nahrungsstoffe, namentlich des berüchtigten Schiffzwiebacks, bezeichnet. Die „Demokratie Pacifique“ droht mit dem Finger und sagt am Schlusse ihrer Details: „Wer zum Schwert greift kann leicht durch's Schwert umkommen“. ‒ Mehrere Blätter protestiren diesen Morgen gegen die bereits erfolgte Transportation eines Insurgenten von dreizehn Jahren. ‒ Pascal-Duprat, der Mitarbeiter George Sand's u. Pierre Lerour's, Vicepräsident des Repräsentanten-Klubs im Palais National etc., geht nicht nach Wien, sondern nach Pesth, von wo Teleki hier ist.„ Wir wünschen“ sagt das jesuitische Univers, „daß Herr Pascal-Duprat seine diplomatisch-geographischen Kenntnisse im Auslande vervollständigen möge, denn in seiner „Revue Independante“ behauptete er vorigen Herbst steif und fest, daß Vorort und Tagsatzung ein und dasselbe sei.“ ‒ Die „Reforme“ behauptet, Senard habe im Ministerium des Innern ein autographisches Korrespondenzbüreau angelegt, das in allen Richtungen des Reichs gegen die rothe Republik seine Pfeile schieße, aber meistens sein Ziel verfehle. ‒ In Havre fand ein Banquet de la Fraternité Statt, bei dem Senard, Minister des Innern, eine Rede hielt, worin folgende Stelle vorkam: „Der Abgesandte Frankreichs sagte zu Oestreich, das sich Anfangs taub stellte: Entschließet Euch, in 48 Stunden die Mediation oder Krieg! Die 31. Stunde hatte noch nicht geschlagen als Oestreich antwortete: Ich nehme die Mediation an.“ ‒ Kersausie hatte bereits gestern seine Kandidatur für die Ersatzwahlen des nächsten Sonntags zurückgenommen, in Folge eines Beschlusses der zum demokratisch-sozialistischen Wahlkomite konstituirten Ex-Delegirten des Luxembourg, die sich für Capet,

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 104. Köln, 16. September 1848, S. 0519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz104_1848/3>, abgerufen am 21.11.2024.