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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 106. Köln, 19. September 1848.

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[Deutschland]

[Fortsetzung] wesen, als in Süddeutschland? (Rechts: v. Vincke und Schwerin pommersche Unterbrechungen.) Man spricht von Vorsicht und Furcht vor den Feinden. Ist es nicht schmählich, daß wir, das große, mächtige Deutschland keine größere Zuversicht haben? Der Antrag der Majorität schließt nicht aus, daß wir auf einen guten Frieden eingehen wollten, wenn uns ein solcher bald geboten wird, aber den Waffenstillstand, so wie er ist, können wir nicht annehmen! (Bravo!) Berücksichtigen Sie bei Ihrer Abstimmung die Ehre Deutschlands, die Interessen Schleswig-Holsteins, die Stimmung des größten Theils des deutschen Volkes! (Allgemeines lautes Bravo).

Simson (Königsberg) zeigt alle Adressen an, die eingegangen sind:

Nassau 2. (Wiesbaden und Rüdesheim.)

Baden 5. (Bruchsal, Heidelberg, Mannheim, etc.)

Würtemberg 8. (Stuttgart, Karlsstadt, etc.)

Baiern 12. (Würzburg, Frankenthal, Speyer, Nürnberg, München.)

Großherzogthum Hessen 10 Adressen.

Churhessen 5. (Fulda, Marburg, Gemeinde Moras.)

Preußen 11. (Köln 1500 Reichsbürger, Solingen, Brieg, Halle, Halberstadt, Breslauer Landwehrverein, und demokratischer Verein von Schlesien. Keine aus dem süßen Berlin, dem Sitz des philosophischen Demokratenkomites.)

Sachsen, (Leipzig.)

Braunschweig, mehr als 1000 Unterschriften.

Hannover 3.

Frankfurt a. M. (alle demokratischen Vereine.)

Oestreich 1. (Von allen demokratischen Vereine.)

Bremen 1. (Die einzige die, sehr erklärlich bei dem Krämerstaat, den Beschluß vom 5. mißbilligt.)

Schleswig-Holstein 11.

Hessen-Homburg 1.

Nachtrag. Demokratischen Vereine in Westphalen. Pfalz, (Geisenheim.) Landau; und eine Menge andere.

Ueber sämmtliche Adressen geht man ohne die geringste Rücksichtsnahme mit vornehmer Oberflächlichkeit weg.

v. Mühlfeld, Advokat aus Wien, macht zuvörderst darauf aufmerksam, daß aus Wien nur eine Adresse eingelaufen ist. (Unterbrechungen.) Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Vertrag erst schließen will, oder schon geschlossen hat. Die Bedingungen des Waffenstillstands rechtfertigt der Redner, so viel ihm möglich. Die Rechte der Herzogthümer, welche Deutschland zu wahren versprochen hat, sind nicht verletzt; wenn nun trotzdem Deutschland den Waffenstillstand verwerfen würde, was wird daraus entstehen? (Rechts, sehr gut.) In dem Waffenstillstand findet sich die größte Demüthigung Dänemarks. (Verwunderung.)

Ich bin daher für den Antrag von vier Schleswig-Holsteinern, Franke, Droysen, Michelsen, Neergard, welcher lautet:

Die Nationalversammlung beschließt:

1) Die Vollziehung des Waffenstillstands zu Malmö vom 26. August d. J., soweit solcher nach der gegenwärtigen Sachlage noch ausführbar ist, nicht länger zu hindern.

2) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, die geeigneten Schritte zu thun, damit auf den Grund der, dänischer Seits amtlich erklärten Bereitwilligkeit über die nothwendigen Modifikationen des Vertrags vom 26. August d. J. baldigst eine Verständigung eintrete.

3) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, wegen schleuniger Einleitung von Friedensverhandlungen das Erforderliche wahrzunehmen.

Giskra (Oestreich) bringt Leben in diesen Sumpf seichter Redner. Es wird in der vorliegenden Frage heißen:

"was das Schwert erworben,

hat die Feder der Diplomaten verdorben!"

Die Furcht vor dem Kriege mit dem Ausland halte ich für hohl! Weder England, noch das hochherzige Frankreich, (nicht seine perfide Regierung meine ich) noch Rußland werden es wagen, uns anzugreifen, wenn wir für unser Recht, nicht für Länderfresserei einstehen! - Schleswig-Holstein gehört zu Deutschland nach dem Spruch des Vorparlaments, des Fünfziger Ausschusses, des Parlaments. - Dieses verpfändete Wort muß eingelöst werden. - (Großer Beifall.) Verwerfen sie den Waffenstillstand unbedingt. (Anhaltender Beifall.) Und wenn es Krieg bringt, ist etwa die Furcht davor, ein Mittel gegen ihn? - Die Versammlung ist verhöhnt, beschimpft, ihr Gesandter beschimpft, die Centralgewalt tödtlich verletzt durch diesen Waffenstillstand. - (Heftige Aufregung.) Der König von Preußen hat seine Sympathieen für Deutschland deutlich ausgesprochen. - Das Volk von Preußen ist deutsch - nur die Minister sind es nicht. Und wehe dem Ministerium, welches sich noch zwischen König und Volk stellt. Es ist verloren, das haben wir gesehen. - (Schallender Beifall.) Nicht wie ein Vorredner behauptete, muß Preußen mit Deutschland wie die siamesischen Brüder zusammenhängen. Nicht eine Mißgeburt giebt das Verhältniß Deutschland's und Preußen's an. Einen Arm Deutschland's kann man Preußen nennen, einen starken Arm, aber immer nur einen Theil des deutschen Körpers! - (Bravo von allen Seiten.) Die Adressen sind wichtig - die aus Wien, die mein Vorredner geringschätzt ist von einem Ausschuß aller demokratischen Vereine. - Oestreich wird zu jeder Zeit sich den Beschlüssen fügen, die von der Nationalversammlung ausgehen, und seine Armeen zu Deutschland's Verfügung stellen. - Sprechen wir aus: "der Waffenstillstand ist verworfen!" und keine Regierung Deutschland's wird es wagen, dagegen zu sein. (Beifall.)

Es giebt Männer hier, die es nicht verschmähen ein Gerücht zu verbreiten, der Reichsverweser werde abtreten, wenn wir die Verwerfung (hört! hört!) beschließen, während der Reichsverweser dies elende Gerücht selbst für eine Lüge erklärt, und sagt, er wird mit uns siegen oder fallen. Und wir werden siegen. (Stürmischer endloser Beifall.)

Jordan (der Apostat) dankt (höhnisch) Herrn Giskra, daß er Oestreichs Macht so sicher zur Verfügung Deutschlands stellt. (Rech s bravo! links Gelächter.) Ich sehe die Verhältnisse an, nicht wie sie unsere Sehnsucht erstrebt, sondern wie sie sind! Ich verbiete meiner Phantasie (Armer Poet!) in dieser Frage mitzusprechen. Nur meine Erfahrung wird mich leiten! Hierauf giebt er eine Schilderung der internationalen Verhältnisse der Herzogthümer mit ebenso genauer Kenntniß wie damals bei der Polenfrage von den Verhältnissen des Großherzogthums. Die Erfahrung des Herrn Jordan besteht nämlich darin, eine vierwöchentliche Badereise nach Helgoland gemacht zu haben. (Tiefe Kenntniß der Ostseeküsten!) Zu großem Vergnügen des Herrn Vincke und Schwerin macht Jordan den trivialen Berliner Witz: Dahlmann wolle mit dem Winterfeldzug die deutschen Truppen auf's Eis führen. Daß der Waffenstillstand uns entehrt, ist durchaus nicht wahr. (Wer könnte auch Hrn. Jordan noch entehren?) Nicht blos das Ministerium von Preußen hat den Waffenstillstand geschlossen, es hat auch das Volk hinter sich gehabt. (Links Unterbrechungen. Nicht wahr!) Hr. Jordan erbost sich. Soiron schafft ihm etwas Ruhe. Mit Hrn. Heckscher (der ja nicht mehr Minister ist) ist Hr. Jordan ebenfalls nicht einverstanden! Anträge: "Mit Aufhebung des Sistirungsbeschlusses vom 5. September über gie Waffenstillstandsfrage zur Tagesordnung (!) überzugehen. Die schwache Stellung der Centralgewalt schreibt sich zuvörderst (Herrn Jordans eigne Worte) von der "Huldigungsgeschichte" her. (Links Unterbrechungen). Es war eine Ungeschicklichkeit des Ministeriums. Wenn sie Preußens Partikularismus mit dem der kleinen Staaten vergleichen wollen, ist dies eine Ungerechtigkeit. (Tumult.) Dies Haus hat noch keinen Beschluß gefaßt, der wirksam gewesen wäre. (Tumult.) Die Grundrechte, die sie hier beschließen für Deutschland, hat Preußen schon seit 33 Jahren. (Hohngelächter! Von Vinke und Schwerin fanatischer Beifall!) Er erbittet die Nachsicht für den Starrsinn des preußischen Volkes. - (Hohngelächter. Langes Zischen.)

Vogt (wird rechts mit dem Ruf: "Vertagung! Links mit: Reden! und von den Galler en mit großem Applaus begrüßt.") -

Meine Herren, (nach rechts) sie rufen Vertagung (rechts: Nein! Nein!), ich glaube ihre preußischen Herzen, die eben meinem Vorredner zugejauchzt haben, müßten in dieser Sache ausharren. - Herr Jordan hat behauptet Preußen hat seit 33 Jahren die Rechte, die wir konstituiren. - Also Preußen hat seit 33 Jahren Preßfreiheit, freie Association u. s. w.? - (Gelächter.) Zur Sache. - In der dänischen Frage scheint mir spielen Schweden, England und Dänemark die erste Rolle. Frankreich erst die zweite und Rußland (dieser Auerswaldsche Popanz) die letzte Rolle. - In dem Augenblick wo Preußen in Jütland einrückt, wendet sich Dänemark um Interventions-Hülfe an die Residenten Rußlands und Schwedens in Kopenhagen. Das beste Zeichen, wie wichtig dieser Einmarsch. Die Herren Residenten wollten bei Wrangel interveniren. Dieser wies sie ab. - Trotzdem zieht man sich aus Jütland zurück, wahrscheinlich in Folge geheimer Noten. - In die andre Phase tritt die dänische Frage bei Schaffung der Centralgewalt. Da beginnt bei den fremden Mächten die Frucht vor der deutschen Einheit. - Wenn ich die Noten Schwedens lese, muß ich mich auf's äußerste wundern, wie Heckscher diese Macht eine befreundete nennen kann! Schweden gerade drang z. B. auf die Dauer von 7 Monaten. Schöne Freundschaft! (Man lacht den Exminister aus.)

Herr Jordan hält es für eine kollossale Dummheit, wenn Dänemark die 7 Monate aufgeben würde; ich sehe gar nicht ein warum wir die Rolle der kollossal Dummen übernehmen sollen? denn wenn einer kollossal dumm ist, wenn er etwas nicht nimmt, so muß der andre kollossal dumm sein, wenn er es sich nehmen läßt. - (Heiterkeit. - Bravo!) -

Die Lauheit des Schleswiger Abgeordneten Herrn Franke, das Schweben zwischen preußischer und deutscher Anhänglichkeit, und dessen Zufriedenheit mit Schleswig-Holsteins einzureichender Landesverfassung greift Vogt mit harten Worten an. (Franken vom Platz: Nicht wahr!) - Zum Waffenstillstand selbst kommend sagt er: "hätte die Centralgewalt den Vertrag geschaffen, vielleicht hätte ich ihn genehmigt, aber da es Preußen, gegen die Anordnung der Centralgewalt gewagt hat - keineswegs! Wir haben 33 Jahre Metternichsche Diplomatie studirt, und wollen dieselbe doch nicht in Herrn Camphausens Noten wiedererkennen?! - Camphausen schreibt in Betreff des Grafen Moltke z. B. "dessen Rücktritt möchte als geschehen zu betrachten sein. - Herr Stedmann übersetzt in seinem Bericht das, in: Moltke ist zurückgetreten. - Ruhe und Ordnung meinen die Herren (Franke - Camphausen - Stedmann!) müsse man in die Herzogthümer zurückbringen. - Meinen sie eine Ruhe a la Nicolaus, wie er sie in Warschau gab? - (Beifall.) - Haben wir den Vertrag geschlossen, frage ich? - Nein! - Mag die preußische Regierung zusehen, wie sie Dänemark ihr Wort hält, dasselbe [unleserliches Material] was sie der Centralgewalt bereits gebrochen hat. (Stürmischer Beifall.) Meine Herren, man hat an ihre Ruhe appellirt, ich appellire an Ihre Leidenschaft. Die Ruhe schafft die Papiertüten im Krämerladen, die Leidenschaft schafft alles Große! M. H., alles was Preußen uns jetzt Schritt vor Schritt abzwingen will, hätte man ihm vor Kurzem noch gern geschenkt. Ich fürchte einen Bruch mit Preußen nicht. Ich will ihn nicht; ich halte ihn für ein Verbrechen; aber käme es dazu, dann, meine Herren, erinnere ich Sie an das Mittel dagegen - die Volkskraft! Denken Sie an Frankreich, als es, zerrissen von Parteien im Innern, jeden äußern Feind von sich zurückgeworfen. Aber freilich der Konvent that dies, nur der Konvent ist es im Stande! (Ungeheuere Aufregung; schallender langer Beifall der Linken, des linken Centrums und der Gallerien).

Nach Vogt wird (um 3/4 4 Uhr) die weitere Diskussion auf Morgen vertagt.

Zu erwarten sind noch als Redner Vincke, Lichnowsky, Simon (Trier), Wesendonk und Gagern - mit einem "kühnen Griff" wahrscheinlich. Im Ganzen waren etwa 50 Redner notirt. - Von Resultat noch keine Rede. - Von Ministerium auch nicht.

!!! Frankfurt, 16. September.

79. Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Mehrfache Beiträge zur Flotte werden angezeigt.

NB. Ein Courrier hat die Nachricht hieher gebracht, daß Wrangel sein Kommando, ohne Zustimmung der Centralgewalt eigenmächtig in die Hände eines andern Generals niedergelegt und nach Potsdam abgegangen ist. Die Nachricht von dem Potsdamer Militairaufstande macht ungeheures Aufsehen.

Tagesordnung.

Vinke: Jeder der für Ratifizirung des Waffenstillstandes spricht, befindet sich in einer enschieden ungünstigen Lage. Ich werde nicht, wie der Minister der Zukunft (Hr. Vogt) an ihre Leidenschaft appelliren. (Zischen.) Die Hauptfrage: ist der Vertrag, wie er hier vorliegt, zu genehmigen, oder nicht?

Nachdem Herr Jordan aus Berlin unter so großem Beifall der Versammlung (?) hierüber gesprochen, kann ich kurz sein. (Zischen.) Die einzelnen Einwendungen gegen die Bedingungen des Waffenstillstandes findet der Ritter unrichtig und den Vertrag selbst keineswegs entehrend für Deutschland. Alles dies entwickelt er mit seiner bekannten Zungengeläufigkeit. Nach seinem Beweis hat Dänemark noch große Konzessionen gemacht. Was das Vorparlament versprochen hat in dieser Angelegenheit, ist ihm ganz gleichgültig. Er wundert sich sogar, daß die Dänen solche (!) Bedingungen eingegangen sind. Wir haben in dem Vertrag mehr erreicht, als man vor dem Kriege sich träumen ließ. Daß Moltke gewählt, ist zwar ein Versehen (!) aber was hätte er denn geschadet? Er hätte ja doch 4 Regierungsmitglieder bei jeder Abstimmung gegen sich gehabt.

Der deutsche Bund ist noch auf keine Weise aufgehoben. (Gelächter.) Da sei Gott vor! (Gelächter.) Meine Herren, lachen Sie nachher! Deutschland ist bis jetzt unter keiner andern Firma aufgetreten! (Blum: Bravo!) Wenn, wie die Herren links wollen, der deutsche Bund in Frage gestellt wird, so hatte Dänemark um so mehr recht, mit Preußen zu verhandeln.

Die 7 Monate betreffend: Der Belt friert zwar zuweilen zu, aber man hat auch Beispiele, daß er wieder aufthaut. (Gelächter.) Die 7monatliche Dauer hat für uns weit mehr Vortheile als Nachtheile. Wir können die deutsche Heermacht, die jetzt nur auf dem Papier steht, realisiren. Ich hoffe, die 7 Monate werden auch dazu dienen, uns Oesterreichs Heer und Flotte zur Verfügung zu stellen. Herrn Eisenmanns "geheimen Articeln" zu entgegnen, sagt er: Ich sehe keine geheimen Artikel (wie nämlich Herr Eisenmann: ich sehe keine Reaktion). (Ungeheures Gelächter.) Eine Anklage gegen Preußens Ministerium kann man bei Unvollständigkeit der Aktenstücke nicht begründen. (Links: Es fehlen eben die geheimen Artikel.) Ueber Abwesende kann man überhaupt hier nicht sprechen. (Oho!)

Herrn Heckschers juristischer Beweisführung, daß Preußen überhaupt keine Vollmacht hätte fordern und bekommen dürfen, kann er als Laie nicht folgen. Eben um unserer Ratifikation nicht erst zu bedürfen, hat es die Vollmacht verlangt und erhalten. Was die Sache selbst anbelangt, würde ich weit eher für Verwerfung stimmen, als für irgend einen Mittelweg. (Bravo links.) Er geht alle Amendements durch und zeigt deren Unzulänglichkeit.

Entschieden muß man wenigstens sein, sagt Herr v. Vinke. (Links: Sehr gut.) Die Herren Schleswig-Holsteiner wollen mit keiner Partei verderben. (Bravo links.) Mag die Entscheidung rechts oder links hinfallen, das Ausland muß entschieden wissen, woran es mit Deutschland ist.

Zuletzt zeigt er noch die Konsequenzen, die aus der einen oder der andern Abstimmung folgen würden. Herrn Dahlmann spendet er besonderes Lob. (Plumper Kniff, um auf die Abstimmung zu wirken) Die Opposition in Schleswig-Holstein schreibt sich vom Beschluß des 5. September her. (Bravo rechts.) Wir werden doch wahrhaftig nicht den Schleswig-Holsteinern mehr bieten wollen, als wir ihnen versprochen. Daß der Krieg, der durch die Verwerfung zu befürchten, ein Gespennst sei, ist wohl nur Herrn Vogts Ansicht. Wenn es aber zum Kriege kommt, so kann er allerdings auf zwei verschiedene (beide von mir gemißbilligte Arten) geführt werden; nach dem ancienne regime, dann würde er allerdings zum Militairdespotismus führen, oder wie die Herren links mit großer Konsequenz wollen, mit Freischaaren, und dann wird er, wie Hr. Vogt sagt, allerdings zum Convent führen. Ob die Guillotine des Militairdespotismus oder die des Convents lieblicher ist, überlasse ich ihrer Beurheilung. Mir ist keine von beiden lieblich erschienen. (Gelächter.)

Endlich erinnert der Ritter daran, Hr. Vogt und andere möchten doch mit mehr Achtung von Preußen sprechen, da sie (die Herren von Rechts) noch nie mit Mißachtung von einem andern Staat gesprochen

Der Schluß der Rede des Ritters ist eine begeisterte Lobrede auf Preußen. Unter anderm zum Schluß: Wollen Sie uns die rothe Republik bringen, Hr. Schoder, so werden Sie Männer in uns finden. (Zischen und Bravo).

Noch mehrere Anträge laufen ein, z. B. von Rappard u. a, Eisenmann Möhring.

Eisenmann zieht seine Amendements zurück und schließt sich den Anträgen der Majorität unter Bravo an.

Ziegert (preußischer Regierungsrath aus Minden): Die vier Abgeordneten von Schleswig-Holstein, die ihre Vermittelungsanträge gestellt haben, ver- [Fortsetzung]

[Fortsetzung] durch meine Schilderung bei'm besten Willen und bei der äußersten Zartheit doch mitunter gegen das Gefühl des Anstandes und der Galanterie auf's Gröbste verstoßen muß, wenn ich nur einigermaßen der Wahrheit getreu bleiben will, der Göttin der Wahrheit, die bisher meine Feder führte mit unerbittlicher Strenge.

Doch ich wage es! Es sei! Möge der Styl meinen Gegenstand retten! Die Form ist Alles!

Die Dame, auf welche Herr v. Schnapphahnski sein Augenmerk richtet, ist die achtundfünfzigjährige Herzogin ... meine Leser müssen verzeihen; ich werde dies später erzählen.

Die Herzogin ist 58 Jahre alt, - also fast zwei Mal "schier dreißig". Man muß gestehen, unser Ritter hatte plötzlich sehr seltsame Gelüste bekommen. "Unser Leben währet kurze Zeit; siebenzig Jahre, wenn's hoch kommt: achtzig -" meint der Psalmist: 58 Jahre ist schon ein hübsches Alter; ohne unhöflich zu sein, darf man von einer 58jährigen sagen: "c'est une dame, d'un certain age." - Die Herzogin ist klein. Sie ist äußerst zart gebaut; ja, man könnte sie - mager nennen, wenn dieser Ausdruck nicht gar zu unangenehm wäre. Unter vier Augen würde man sich sogar gestehen, daß die Herzogin mager wie ein - Skelett ist. - Ich bitte sehr um Entschuldigung! Die Herzogin trägt falsche W.... Ich stoße immer wieder auf Schwierigkeiten, aber ich versichere meinen freundlichen Leserinnen, daß mir schon mehr als tausend Male die Augen vor Entzücken übergegangen sind, wenn ich bei häßlichem Regenwetter plötzlich eine niedliche Hand die Seide des Gewandes schüchtern emporheben sah und jene selige Rundung erblickte, die so harmonisch in den kleinen Fuß ausläuft, daß man vor süßem Erstaunen die Hände zum Himmel erheben und die große Meisterin, die Natur, laut preisen möchte und ihr lobsingen aus dankerfülltem Herzen. - Die Herzogin hat falsche H.... Ich verwickele mich immer mehr, aber ich möchte meinen Arm um eine schlanke Taille legen und den heiligen Schwur thun, daß es nichts Schöneres auf Erden giebt als diese wespenschlanke Landenge Panama, die Verbinderin zweier Kontinente, für deren Besitz ich das wirkliche Brasilien und die wirklichen Vereinigten Staaten frohlockend in die Schanze schlüge, sammt Cuba und Jamaica und allen Inseln der Südsee. Es versteht sich von selbst, daß ich nicht von der Herzogin spreche. - Die Herzogin hat einen falschen C... Aber jetzt höre ich auf. Mit der Toilette einer Dame ist nicht zu spassen. Die Toilette ist etwas sehr Ernstes. Die Toilette ist Alles! Namentlich bei der Herzogin.

"Die Herzogin gleicht einem ausgestopften Raubvogel."

Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich habe dies nicht gesagt. Es steht wörtlich so in meinen Manuscripten. Die Herzogin gehört also nach dieser Aussage in das britische oder in das Leydener Museum. "Die Herzogin trägt auch die Physiognomie desselben, nämlich des Raubvogels: enorme, geierartige Rase, Geier-Augen, groß wie ein Teller - in früheren Zeiten von hoher Schönheit." - Die holde Persönlichkeit der Frau Herzogin wird immer deutlicher. "Seh'n Sie hier, meine Herren und Damen -" würde etwa ein Wärter des britischen oder des Leydener Museums sagen - "hier sehen Sie den großen Raubvogel (jetzt käme irgend ein lateinischer Name), jenes berühmte Thier, das auf den höchsten Höhen der menschlichen Gesellschaft nistet. Der Zahn der Zeit hat sehr merklich an diesem Vogel gerupft. Trotzdem werden Sie aber an der großen gebogenen Nase und an den grimmigen Augen dieses Thieres bemerken können, daß es von außerordentlich rein adeliger Race ist. In seiner Jugend machte dieser Vogel die kühnsten Flüge; er forstete mit den männlichen Raubvögeln des Jahrhunderts in der Nähe aller europäischen Throne, auf allen Ambassaden moderner Völker. Er lebte mit Adlern, mit Steinadlern, mit Geiern, mit Lämmergeiern, mit Falken und Kranichen; ja, er ließ sich später sogar zu Raben und Elstern herab, zu gewöhnlichen Haushähnen und ähnlichem gemein-bürgerlichem Geflügel. In jüngster Zeit associirte sich unser Vogel aber noch einmal mit einem Männchen aus dem berühmten Geschlechte der Schnapphanski, und Gott weiß, welch' ein naturhistorischer Druckfehler aus dieser liaison hervorgegangen wäre, wenn nicht ein naseweiser Schriftsteller das alte Thier plötzlich mit seinem Geschosse erlegt hätte, so daß es nun hier in dem Kasten des Museums prangt, ein wahres Kabinetsstück, bewundert von allen reisenden Engländern und vielfach besucht von allen wißbegierigen Bürgerschulen."

(Fortsetzung folgt.)

Ein Bauer, den man gestern fragte, weshalb so viele Menschen den Rhein hinunter nach Worringen eilten, erklärte im vollen Ernste, daß dort die Welt getheilt werde. Jeder bekomme 5 Morgen Land.

Drei der geistreichsten Damen Kölns sollen eine Ligue gebildet haben, um einen benachbarten Publizisten von einer der gefährlichsten Leidenschaften älterer und neuerer Zeit auf's Radikalste zu kuriren. - Wir halten es für unsere Pflicht, unsern Freund vor diesem Komplotte ernstlich zu warnen.

Herr Coxwell, der bekannte Luftschiffer, wollte gestern bei seiner Himmelfahrt die schwarz-weiße Fahne wehen lassen. Einige höchst fröhliche Proletarier droheten aber damit, ihn "zurücktrecken" zu wollen, wenn er die verhaßten Couleuren nicht sofort entferne. Herr Coxwell mußte gehorchen und stieg schwarz-roth-golden in die Lüfte.

[Deutschland]

[Fortsetzung] wesen, als in Süddeutschland? (Rechts: v. Vincke und Schwerin pommersche Unterbrechungen.) Man spricht von Vorsicht und Furcht vor den Feinden. Ist es nicht schmählich, daß wir, das große, mächtige Deutschland keine größere Zuversicht haben? Der Antrag der Majorität schließt nicht aus, daß wir auf einen guten Frieden eingehen wollten, wenn uns ein solcher bald geboten wird, aber den Waffenstillstand, so wie er ist, können wir nicht annehmen! (Bravo!) Berücksichtigen Sie bei Ihrer Abstimmung die Ehre Deutschlands, die Interessen Schleswig-Holsteins, die Stimmung des größten Theils des deutschen Volkes! (Allgemeines lautes Bravo).

Simson (Königsberg) zeigt alle Adressen an, die eingegangen sind:

Nassau 2. (Wiesbaden und Rüdesheim.)

Baden 5. (Bruchsal, Heidelberg, Mannheim, etc.)

Würtemberg 8. (Stuttgart, Karlsstadt, etc.)

Baiern 12. (Würzburg, Frankenthal, Speyer, Nürnberg, München.)

Großherzogthum Hessen 10 Adressen.

Churhessen 5. (Fulda, Marburg, Gemeinde Moras.)

Preußen 11. (Köln 1500 Reichsbürger, Solingen, Brieg, Halle, Halberstadt, Breslauer Landwehrverein, und demokratischer Verein von Schlesien. Keine aus dem süßen Berlin, dem Sitz des philosophischen Demokratenkomites.)

Sachsen, (Leipzig.)

Braunschweig, mehr als 1000 Unterschriften.

Hannover 3.

Frankfurt a. M. (alle demokratischen Vereine.)

Oestreich 1. (Von allen demokratischen Vereine.)

Bremen 1. (Die einzige die, sehr erklärlich bei dem Krämerstaat, den Beschluß vom 5. mißbilligt.)

Schleswig-Holstein 11.

Hessen-Homburg 1.

Nachtrag. Demokratischen Vereine in Westphalen. Pfalz, (Geisenheim.) Landau; und eine Menge andere.

Ueber sämmtliche Adressen geht man ohne die geringste Rücksichtsnahme mit vornehmer Oberflächlichkeit weg.

v. Mühlfeld, Advokat aus Wien, macht zuvörderst darauf aufmerksam, daß aus Wien nur eine Adresse eingelaufen ist. (Unterbrechungen.) Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Vertrag erst schließen will, oder schon geschlossen hat. Die Bedingungen des Waffenstillstands rechtfertigt der Redner, so viel ihm möglich. Die Rechte der Herzogthümer, welche Deutschland zu wahren versprochen hat, sind nicht verletzt; wenn nun trotzdem Deutschland den Waffenstillstand verwerfen würde, was wird daraus entstehen? (Rechts, sehr gut.) In dem Waffenstillstand findet sich die größte Demüthigung Dänemarks. (Verwunderung.)

Ich bin daher für den Antrag von vier Schleswig-Holsteinern, Franke, Droysen, Michelsen, Neergard, welcher lautet:

Die Nationalversammlung beschließt:

1) Die Vollziehung des Waffenstillstands zu Malmö vom 26. August d. J., soweit solcher nach der gegenwärtigen Sachlage noch ausführbar ist, nicht länger zu hindern.

2) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, die geeigneten Schritte zu thun, damit auf den Grund der, dänischer Seits amtlich erklärten Bereitwilligkeit über die nothwendigen Modifikationen des Vertrags vom 26. August d. J. baldigst eine Verständigung eintrete.

3) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, wegen schleuniger Einleitung von Friedensverhandlungen das Erforderliche wahrzunehmen.

Giskra (Oestreich) bringt Leben in diesen Sumpf seichter Redner. Es wird in der vorliegenden Frage heißen:

„was das Schwert erworben,

hat die Feder der Diplomaten verdorben!“

Die Furcht vor dem Kriege mit dem Ausland halte ich für hohl! Weder England, noch das hochherzige Frankreich, (nicht seine perfide Regierung meine ich) noch Rußland werden es wagen, uns anzugreifen, wenn wir für unser Recht, nicht für Länderfresserei einstehen! ‒ Schleswig-Holstein gehört zu Deutschland nach dem Spruch des Vorparlaments, des Fünfziger Ausschusses, des Parlaments. ‒ Dieses verpfändete Wort muß eingelöst werden. ‒ (Großer Beifall.) Verwerfen sie den Waffenstillstand unbedingt. (Anhaltender Beifall.) Und wenn es Krieg bringt, ist etwa die Furcht davor, ein Mittel gegen ihn? ‒ Die Versammlung ist verhöhnt, beschimpft, ihr Gesandter beschimpft, die Centralgewalt tödtlich verletzt durch diesen Waffenstillstand. ‒ (Heftige Aufregung.) Der König von Preußen hat seine Sympathieen für Deutschland deutlich ausgesprochen. ‒ Das Volk von Preußen ist deutsch ‒ nur die Minister sind es nicht. Und wehe dem Ministerium, welches sich noch zwischen König und Volk stellt. Es ist verloren, das haben wir gesehen. ‒ (Schallender Beifall.) Nicht wie ein Vorredner behauptete, muß Preußen mit Deutschland wie die siamesischen Brüder zusammenhängen. Nicht eine Mißgeburt giebt das Verhältniß Deutschland's und Preußen's an. Einen Arm Deutschland's kann man Preußen nennen, einen starken Arm, aber immer nur einen Theil des deutschen Körpers! ‒ (Bravo von allen Seiten.) Die Adressen sind wichtig ‒ die aus Wien, die mein Vorredner geringschätzt ist von einem Ausschuß aller demokratischen Vereine. ‒ Oestreich wird zu jeder Zeit sich den Beschlüssen fügen, die von der Nationalversammlung ausgehen, und seine Armeen zu Deutschland's Verfügung stellen. ‒ Sprechen wir aus: „der Waffenstillstand ist verworfen!“ und keine Regierung Deutschland's wird es wagen, dagegen zu sein. (Beifall.)

Es giebt Männer hier, die es nicht verschmähen ein Gerücht zu verbreiten, der Reichsverweser werde abtreten, wenn wir die Verwerfung (hört! hört!) beschließen, während der Reichsverweser dies elende Gerücht selbst für eine Lüge erklärt, und sagt, er wird mit uns siegen oder fallen. Und wir werden siegen. (Stürmischer endloser Beifall.)

Jordan (der Apostat) dankt (höhnisch) Herrn Giskra, daß er Oestreichs Macht so sicher zur Verfügung Deutschlands stellt. (Rech s bravo! links Gelächter.) Ich sehe die Verhältnisse an, nicht wie sie unsere Sehnsucht erstrebt, sondern wie sie sind! Ich verbiete meiner Phantasie (Armer Poet!) in dieser Frage mitzusprechen. Nur meine Erfahrung wird mich leiten! Hierauf giebt er eine Schilderung der internationalen Verhältnisse der Herzogthümer mit ebenso genauer Kenntniß wie damals bei der Polenfrage von den Verhältnissen des Großherzogthums. Die Erfahrung des Herrn Jordan besteht nämlich darin, eine vierwöchentliche Badereise nach Helgoland gemacht zu haben. (Tiefe Kenntniß der Ostseeküsten!) Zu großem Vergnügen des Herrn Vincke und Schwerin macht Jordan den trivialen Berliner Witz: Dahlmann wolle mit dem Winterfeldzug die deutschen Truppen auf's Eis führen. Daß der Waffenstillstand uns entehrt, ist durchaus nicht wahr. (Wer könnte auch Hrn. Jordan noch entehren?) Nicht blos das Ministerium von Preußen hat den Waffenstillstand geschlossen, es hat auch das Volk hinter sich gehabt. (Links Unterbrechungen. Nicht wahr!) Hr. Jordan erbost sich. Soiron schafft ihm etwas Ruhe. Mit Hrn. Heckscher (der ja nicht mehr Minister ist) ist Hr. Jordan ebenfalls nicht einverstanden! Anträge: „Mit Aufhebung des Sistirungsbeschlusses vom 5. September über gie Waffenstillstandsfrage zur Tagesordnung (!) überzugehen. Die schwache Stellung der Centralgewalt schreibt sich zuvörderst (Herrn Jordans eigne Worte) von der „Huldigungsgeschichte“ her. (Links Unterbrechungen). Es war eine Ungeschicklichkeit des Ministeriums. Wenn sie Preußens Partikularismus mit dem der kleinen Staaten vergleichen wollen, ist dies eine Ungerechtigkeit. (Tumult.) Dies Haus hat noch keinen Beschluß gefaßt, der wirksam gewesen wäre. (Tumult.) Die Grundrechte, die sie hier beschließen für Deutschland, hat Preußen schon seit 33 Jahren. (Hohngelächter! Von Vinke und Schwerin fanatischer Beifall!) Er erbittet die Nachsicht für den Starrsinn des preußischen Volkes. ‒ (Hohngelächter. Langes Zischen.)

Vogt (wird rechts mit dem Ruf: „Vertagung! Links mit: Reden! und von den Galler en mit großem Applaus begrüßt.“) ‒

Meine Herren, (nach rechts) sie rufen Vertagung (rechts: Nein! Nein!), ich glaube ihre preußischen Herzen, die eben meinem Vorredner zugejauchzt haben, müßten in dieser Sache ausharren. ‒ Herr Jordan hat behauptet Preußen hat seit 33 Jahren die Rechte, die wir konstituiren. ‒ Also Preußen hat seit 33 Jahren Preßfreiheit, freie Association u. s. w.? ‒ (Gelächter.) Zur Sache. ‒ In der dänischen Frage scheint mir spielen Schweden, England und Dänemark die erste Rolle. Frankreich erst die zweite und Rußland (dieser Auerswaldsche Popanz) die letzte Rolle. ‒ In dem Augenblick wo Preußen in Jütland einrückt, wendet sich Dänemark um Interventions-Hülfe an die Residenten Rußlands und Schwedens in Kopenhagen. Das beste Zeichen, wie wichtig dieser Einmarsch. Die Herren Residenten wollten bei Wrangel interveniren. Dieser wies sie ab. ‒ Trotzdem zieht man sich aus Jütland zurück, wahrscheinlich in Folge geheimer Noten. ‒ In die andre Phase tritt die dänische Frage bei Schaffung der Centralgewalt. Da beginnt bei den fremden Mächten die Frucht vor der deutschen Einheit. ‒ Wenn ich die Noten Schwedens lese, muß ich mich auf's äußerste wundern, wie Heckscher diese Macht eine befreundete nennen kann! Schweden gerade drang z. B. auf die Dauer von 7 Monaten. Schöne Freundschaft! (Man lacht den Exminister aus.)

Herr Jordan hält es für eine kollossale Dummheit, wenn Dänemark die 7 Monate aufgeben würde; ich sehe gar nicht ein warum wir die Rolle der kollossal Dummen übernehmen sollen? denn wenn einer kollossal dumm ist, wenn er etwas nicht nimmt, so muß der andre kollossal dumm sein, wenn er es sich nehmen läßt. ‒ (Heiterkeit. ‒ Bravo!) ‒

Die Lauheit des Schleswiger Abgeordneten Herrn Franke, das Schweben zwischen preußischer und deutscher Anhänglichkeit, und dessen Zufriedenheit mit Schleswig-Holsteins einzureichender Landesverfassung greift Vogt mit harten Worten an. (Franken vom Platz: Nicht wahr!) ‒ Zum Waffenstillstand selbst kommend sagt er: „hätte die Centralgewalt den Vertrag geschaffen, vielleicht hätte ich ihn genehmigt, aber da es Preußen, gegen die Anordnung der Centralgewalt gewagt hat ‒ keineswegs! Wir haben 33 Jahre Metternichsche Diplomatie studirt, und wollen dieselbe doch nicht in Herrn Camphausens Noten wiedererkennen?! ‒ Camphausen schreibt in Betreff des Grafen Moltke z. B. “dessen Rücktritt möchte als geschehen zu betrachten sein. ‒ Herr Stedmann übersetzt in seinem Bericht das, in: Moltke ist zurückgetreten. ‒ Ruhe und Ordnung meinen die Herren (Franke ‒ Camphausen ‒ Stedmann!) müsse man in die Herzogthümer zurückbringen. ‒ Meinen sie eine Ruhe à la Nicolaus, wie er sie in Warschau gab? ‒ (Beifall.) ‒ Haben wir den Vertrag geschlossen, frage ich? ‒ Nein! ‒ Mag die preußische Regierung zusehen, wie sie Dänemark ihr Wort hält, dasselbe [unleserliches Material] was sie der Centralgewalt bereits gebrochen hat. (Stürmischer Beifall.) Meine Herren, man hat an ihre Ruhe appellirt, ich appellire an Ihre Leidenschaft. Die Ruhe schafft die Papiertüten im Krämerladen, die Leidenschaft schafft alles Große! M. H., alles was Preußen uns jetzt Schritt vor Schritt abzwingen will, hätte man ihm vor Kurzem noch gern geschenkt. Ich fürchte einen Bruch mit Preußen nicht. Ich will ihn nicht; ich halte ihn für ein Verbrechen; aber käme es dazu, dann, meine Herren, erinnere ich Sie an das Mittel dagegen ‒ die Volkskraft! Denken Sie an Frankreich, als es, zerrissen von Parteien im Innern, jeden äußern Feind von sich zurückgeworfen. Aber freilich der Konvent that dies, nur der Konvent ist es im Stande! (Ungeheuere Aufregung; schallender langer Beifall der Linken, des linken Centrums und der Gallerien).

Nach Vogt wird (um 3/4 4 Uhr) die weitere Diskussion auf Morgen vertagt.

Zu erwarten sind noch als Redner Vincke, Lichnowsky, Simon (Trier), Wesendonk und Gagern ‒ mit einem „kühnen Griff“ wahrscheinlich. Im Ganzen waren etwa 50 Redner notirt. ‒ Von Resultat noch keine Rede. ‒ Von Ministerium auch nicht.

!!! Frankfurt, 16. September.

79. Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Mehrfache Beiträge zur Flotte werden angezeigt.

NB. Ein Courrier hat die Nachricht hieher gebracht, daß Wrangel sein Kommando, ohne Zustimmung der Centralgewalt eigenmächtig in die Hände eines andern Generals niedergelegt und nach Potsdam abgegangen ist. Die Nachricht von dem Potsdamer Militairaufstande macht ungeheures Aufsehen.

Tagesordnung.

Vinke: Jeder der für Ratifizirung des Waffenstillstandes spricht, befindet sich in einer enschieden ungünstigen Lage. Ich werde nicht, wie der Minister der Zukunft (Hr. Vogt) an ihre Leidenschaft appelliren. (Zischen.) Die Hauptfrage: ist der Vertrag, wie er hier vorliegt, zu genehmigen, oder nicht?

Nachdem Herr Jordan aus Berlin unter so großem Beifall der Versammlung (?) hierüber gesprochen, kann ich kurz sein. (Zischen.) Die einzelnen Einwendungen gegen die Bedingungen des Waffenstillstandes findet der Ritter unrichtig und den Vertrag selbst keineswegs entehrend für Deutschland. Alles dies entwickelt er mit seiner bekannten Zungengeläufigkeit. Nach seinem Beweis hat Dänemark noch große Konzessionen gemacht. Was das Vorparlament versprochen hat in dieser Angelegenheit, ist ihm ganz gleichgültig. Er wundert sich sogar, daß die Dänen solche (!) Bedingungen eingegangen sind. Wir haben in dem Vertrag mehr erreicht, als man vor dem Kriege sich träumen ließ. Daß Moltke gewählt, ist zwar ein Versehen (!) aber was hätte er denn geschadet? Er hätte ja doch 4 Regierungsmitglieder bei jeder Abstimmung gegen sich gehabt.

Der deutsche Bund ist noch auf keine Weise aufgehoben. (Gelächter.) Da sei Gott vor! (Gelächter.) Meine Herren, lachen Sie nachher! Deutschland ist bis jetzt unter keiner andern Firma aufgetreten! (Blum: Bravo!) Wenn, wie die Herren links wollen, der deutsche Bund in Frage gestellt wird, so hatte Dänemark um so mehr recht, mit Preußen zu verhandeln.

Die 7 Monate betreffend: Der Belt friert zwar zuweilen zu, aber man hat auch Beispiele, daß er wieder aufthaut. (Gelächter.) Die 7monatliche Dauer hat für uns weit mehr Vortheile als Nachtheile. Wir können die deutsche Heermacht, die jetzt nur auf dem Papier steht, realisiren. Ich hoffe, die 7 Monate werden auch dazu dienen, uns Oesterreichs Heer und Flotte zur Verfügung zu stellen. Herrn Eisenmanns „geheimen Articeln“ zu entgegnen, sagt er: Ich sehe keine geheimen Artikel (wie nämlich Herr Eisenmann: ich sehe keine Reaktion). (Ungeheures Gelächter.) Eine Anklage gegen Preußens Ministerium kann man bei Unvollständigkeit der Aktenstücke nicht begründen. (Links: Es fehlen eben die geheimen Artikel.) Ueber Abwesende kann man überhaupt hier nicht sprechen. (Oho!)

Herrn Heckschers juristischer Beweisführung, daß Preußen überhaupt keine Vollmacht hätte fordern und bekommen dürfen, kann er als Laie nicht folgen. Eben um unserer Ratifikation nicht erst zu bedürfen, hat es die Vollmacht verlangt und erhalten. Was die Sache selbst anbelangt, würde ich weit eher für Verwerfung stimmen, als für irgend einen Mittelweg. (Bravo links.) Er geht alle Amendements durch und zeigt deren Unzulänglichkeit.

Entschieden muß man wenigstens sein, sagt Herr v. Vinke. (Links: Sehr gut.) Die Herren Schleswig-Holsteiner wollen mit keiner Partei verderben. (Bravo links.) Mag die Entscheidung rechts oder links hinfallen, das Ausland muß entschieden wissen, woran es mit Deutschland ist.

Zuletzt zeigt er noch die Konsequenzen, die aus der einen oder der andern Abstimmung folgen würden. Herrn Dahlmann spendet er besonderes Lob. (Plumper Kniff, um auf die Abstimmung zu wirken) Die Opposition in Schleswig-Holstein schreibt sich vom Beschluß des 5. September her. (Bravo rechts.) Wir werden doch wahrhaftig nicht den Schleswig-Holsteinern mehr bieten wollen, als wir ihnen versprochen. Daß der Krieg, der durch die Verwerfung zu befürchten, ein Gespennst sei, ist wohl nur Herrn Vogts Ansicht. Wenn es aber zum Kriege kommt, so kann er allerdings auf zwei verschiedene (beide von mir gemißbilligte Arten) geführt werden; nach dem ancienne régime, dann würde er allerdings zum Militairdespotismus führen, oder wie die Herren links mit großer Konsequenz wollen, mit Freischaaren, und dann wird er, wie Hr. Vogt sagt, allerdings zum Convent führen. Ob die Guillotine des Militairdespotismus oder die des Convents lieblicher ist, überlasse ich ihrer Beurheilung. Mir ist keine von beiden lieblich erschienen. (Gelächter.)

Endlich erinnert der Ritter daran, Hr. Vogt und andere möchten doch mit mehr Achtung von Preußen sprechen, da sie (die Herren von Rechts) noch nie mit Mißachtung von einem andern Staat gesprochen

Der Schluß der Rede des Ritters ist eine begeisterte Lobrede auf Preußen. Unter anderm zum Schluß: Wollen Sie uns die rothe Republik bringen, Hr. Schoder, so werden Sie Männer in uns finden. (Zischen und Bravo).

Noch mehrere Anträge laufen ein, z. B. von Rappard u. a, Eisenmann Möhring.

Eisenmann zieht seine Amendements zurück und schließt sich den Anträgen der Majorität unter Bravo an.

Ziegert (preußischer Regierungsrath aus Minden): Die vier Abgeordneten von Schleswig-Holstein, die ihre Vermittelungsanträge gestellt haben, ver- [Fortsetzung]

[Fortsetzung] durch meine Schilderung bei'm besten Willen und bei der äußersten Zartheit doch mitunter gegen das Gefühl des Anstandes und der Galanterie auf's Gröbste verstoßen muß, wenn ich nur einigermaßen der Wahrheit getreu bleiben will, der Göttin der Wahrheit, die bisher meine Feder führte mit unerbittlicher Strenge.

Doch ich wage es! Es sei! Möge der Styl meinen Gegenstand retten! Die Form ist Alles!

Die Dame, auf welche Herr v. Schnapphahnski sein Augenmerk richtet, ist die achtundfünfzigjährige Herzogin … meine Leser müssen verzeihen; ich werde dies später erzählen.

Die Herzogin ist 58 Jahre alt, ‒ also fast zwei Mal „schier dreißig“. Man muß gestehen, unser Ritter hatte plötzlich sehr seltsame Gelüste bekommen. „Unser Leben währet kurze Zeit; siebenzig Jahre, wenn's hoch kommt: achtzig ‒“ meint der Psalmist: 58 Jahre ist schon ein hübsches Alter; ohne unhöflich zu sein, darf man von einer 58jährigen sagen: »c'est une dame, d'un certain âge.« ‒ Die Herzogin ist klein. Sie ist äußerst zart gebaut; ja, man könnte sie ‒ mager nennen, wenn dieser Ausdruck nicht gar zu unangenehm wäre. Unter vier Augen würde man sich sogar gestehen, daß die Herzogin mager wie ein ‒ Skelett ist. ‒ Ich bitte sehr um Entschuldigung! Die Herzogin trägt falsche W‥‥ Ich stoße immer wieder auf Schwierigkeiten, aber ich versichere meinen freundlichen Leserinnen, daß mir schon mehr als tausend Male die Augen vor Entzücken übergegangen sind, wenn ich bei häßlichem Regenwetter plötzlich eine niedliche Hand die Seide des Gewandes schüchtern emporheben sah und jene selige Rundung erblickte, die so harmonisch in den kleinen Fuß ausläuft, daß man vor süßem Erstaunen die Hände zum Himmel erheben und die große Meisterin, die Natur, laut preisen möchte und ihr lobsingen aus dankerfülltem Herzen. ‒ Die Herzogin hat falsche H‥‥ Ich verwickele mich immer mehr, aber ich möchte meinen Arm um eine schlanke Taille legen und den heiligen Schwur thun, daß es nichts Schöneres auf Erden giebt als diese wespenschlanke Landenge Panama, die Verbinderin zweier Kontinente, für deren Besitz ich das wirkliche Brasilien und die wirklichen Vereinigten Staaten frohlockend in die Schanze schlüge, sammt Cuba und Jamaica und allen Inseln der Südsee. Es versteht sich von selbst, daß ich nicht von der Herzogin spreche. ‒ Die Herzogin hat einen falschen C… Aber jetzt höre ich auf. Mit der Toilette einer Dame ist nicht zu spassen. Die Toilette ist etwas sehr Ernstes. Die Toilette ist Alles! Namentlich bei der Herzogin.

„Die Herzogin gleicht einem ausgestopften Raubvogel.“

Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich habe dies nicht gesagt. Es steht wörtlich so in meinen Manuscripten. Die Herzogin gehört also nach dieser Aussage in das britische oder in das Leydener Museum. „Die Herzogin trägt auch die Physiognomie desselben, nämlich des Raubvogels: enorme, geierartige Rase, Geier-Augen, groß wie ein Teller ‒ in früheren Zeiten von hoher Schönheit.“ ‒ Die holde Persönlichkeit der Frau Herzogin wird immer deutlicher. „Seh'n Sie hier, meine Herren und Damen ‒“ würde etwa ein Wärter des britischen oder des Leydener Museums sagen ‒ „hier sehen Sie den großen Raubvogel (jetzt käme irgend ein lateinischer Name), jenes berühmte Thier, das auf den höchsten Höhen der menschlichen Gesellschaft nistet. Der Zahn der Zeit hat sehr merklich an diesem Vogel gerupft. Trotzdem werden Sie aber an der großen gebogenen Nase und an den grimmigen Augen dieses Thieres bemerken können, daß es von außerordentlich rein adeliger Race ist. In seiner Jugend machte dieser Vogel die kühnsten Flüge; er forstete mit den männlichen Raubvögeln des Jahrhunderts in der Nähe aller europäischen Throne, auf allen Ambassaden moderner Völker. Er lebte mit Adlern, mit Steinadlern, mit Geiern, mit Lämmergeiern, mit Falken und Kranichen; ja, er ließ sich später sogar zu Raben und Elstern herab, zu gewöhnlichen Haushähnen und ähnlichem gemein-bürgerlichem Geflügel. In jüngster Zeit associirte sich unser Vogel aber noch einmal mit einem Männchen aus dem berühmten Geschlechte der Schnapphanski, und Gott weiß, welch' ein naturhistorischer Druckfehler aus dieser liaison hervorgegangen wäre, wenn nicht ein naseweiser Schriftsteller das alte Thier plötzlich mit seinem Geschosse erlegt hätte, so daß es nun hier in dem Kasten des Museums prangt, ein wahres Kabinetsstück, bewundert von allen reisenden Engländern und vielfach besucht von allen wißbegierigen Bürgerschulen.“

(Fortsetzung folgt.)

Ein Bauer, den man gestern fragte, weshalb so viele Menschen den Rhein hinunter nach Worringen eilten, erklärte im vollen Ernste, daß dort die Welt getheilt werde. Jeder bekomme 5 Morgen Land.

Drei der geistreichsten Damen Kölns sollen eine Ligué gebildet haben, um einen benachbarten Publizisten von einer der gefährlichsten Leidenschaften älterer und neuerer Zeit auf's Radikalste zu kuriren. ‒ Wir halten es für unsere Pflicht, unsern Freund vor diesem Komplotte ernstlich zu warnen.

Herr Coxwell, der bekannte Luftschiffer, wollte gestern bei seiner Himmelfahrt die schwarz-weiße Fahne wehen lassen. Einige höchst fröhliche Proletarier droheten aber damit, ihn „zurücktrecken“ zu wollen, wenn er die verhaßten Couleuren nicht sofort entferne. Herr Coxwell mußte gehorchen und stieg schwarz-roth-golden in die Lüfte.

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        <head>[Deutschland]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> wesen, als in Süddeutschland? (Rechts: v. Vincke       und Schwerin pommersche Unterbrechungen.) Man spricht von Vorsicht und Furcht vor den Feinden.       Ist es nicht schmählich, daß wir, das große, mächtige Deutschland keine größere Zuversicht       haben? Der Antrag der Majorität schließt nicht aus, daß wir auf einen guten Frieden eingehen       wollten, wenn uns ein solcher bald geboten wird, aber den Waffenstillstand, so wie er ist,       können wir nicht annehmen! (Bravo!) Berücksichtigen Sie bei Ihrer Abstimmung die Ehre       Deutschlands, die Interessen Schleswig-Holsteins, die Stimmung des größten Theils des       deutschen Volkes! (Allgemeines lautes Bravo).</p>
          <p><hi rendition="#g">Simson</hi> (Königsberg) zeigt alle Adressen an, die eingegangen       sind:</p>
          <p>Nassau 2. (Wiesbaden und Rüdesheim.)</p>
          <p>Baden 5. (Bruchsal, Heidelberg, Mannheim, etc.)</p>
          <p>Würtemberg 8. (Stuttgart, Karlsstadt, etc.)</p>
          <p>Baiern 12. (Würzburg, Frankenthal, Speyer, Nürnberg, München.)</p>
          <p>Großherzogthum Hessen 10 Adressen.</p>
          <p>Churhessen 5. (Fulda, Marburg, Gemeinde Moras.)</p>
          <p>Preußen 11. (Köln 1500 Reichsbürger, Solingen, Brieg, Halle, Halberstadt, Breslauer       Landwehrverein, und demokratischer Verein von Schlesien. <hi rendition="#g">Keine</hi> aus dem       süßen Berlin, dem Sitz des philosophischen Demokratenkomites.)</p>
          <p>Sachsen, (Leipzig.)</p>
          <p>Braunschweig, mehr als 1000 Unterschriften.</p>
          <p>Hannover 3.</p>
          <p>Frankfurt a. M. (alle demokratischen Vereine.)</p>
          <p>Oestreich 1. (Von allen demokratischen Vereine.)</p>
          <p>Bremen 1. (Die <hi rendition="#g">einzige</hi> die, sehr erklärlich bei dem Krämerstaat, den       Beschluß vom 5. mißbilligt.)</p>
          <p>Schleswig-Holstein 11.</p>
          <p>Hessen-Homburg 1.</p>
          <p><hi rendition="#g">Nachtrag.</hi> Demokratischen Vereine in Westphalen. Pfalz, (Geisenheim.)       Landau; und eine Menge andere.</p>
          <p>Ueber sämmtliche Adressen geht man ohne die geringste Rücksichtsnahme mit vornehmer       Oberflächlichkeit weg.</p>
          <p><hi rendition="#g">v. Mühlfeld,</hi> Advokat aus Wien, macht zuvörderst darauf aufmerksam,       daß aus Wien nur eine Adresse eingelaufen ist. (Unterbrechungen.) Es ist ein großer       Unterschied, ob man einen Vertrag erst schließen will, oder schon geschlossen hat. Die       Bedingungen des Waffenstillstands rechtfertigt der Redner, so viel ihm möglich. <hi rendition="#g">Die</hi> Rechte der Herzogthümer, welche Deutschland zu wahren versprochen       hat, sind nicht verletzt; wenn nun trotzdem Deutschland den Waffenstillstand verwerfen würde,       was wird daraus entstehen? (Rechts, sehr gut.) In dem Waffenstillstand findet sich die größte       Demüthigung Dänemarks. (Verwunderung.)</p>
          <p>Ich bin daher für den Antrag von vier Schleswig-Holsteinern, Franke, Droysen, Michelsen,       Neergard, welcher lautet:</p>
          <p>Die Nationalversammlung beschließt:</p>
          <p>1) Die Vollziehung des Waffenstillstands zu Malmö vom 26. August d. J., soweit solcher nach       der gegenwärtigen Sachlage noch ausführbar ist, nicht länger zu hindern.</p>
          <p>2) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, die geeigneten Schritte zu thun, damit auf       den Grund der, dänischer Seits amtlich erklärten Bereitwilligkeit über die nothwendigen       Modifikationen des Vertrags vom 26. August d. J. baldigst eine Verständigung eintrete.</p>
          <p>3) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, wegen schleuniger Einleitung von       Friedensverhandlungen das Erforderliche wahrzunehmen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Giskra</hi> (Oestreich) bringt Leben in diesen Sumpf seichter Redner. Es       wird in der vorliegenden Frage heißen:</p>
          <p>&#x201E;was das Schwert erworben, </p>
          <p>hat die Feder der Diplomaten verdorben!&#x201C;</p>
          <p>Die Furcht vor dem Kriege mit dem Ausland halte ich für hohl! Weder England, noch das       hochherzige Frankreich, (nicht seine perfide Regierung meine ich) noch Rußland werden es       wagen, uns anzugreifen, wenn wir für unser Recht, nicht für Länderfresserei einstehen! &#x2012;       Schleswig-Holstein gehört zu Deutschland nach dem Spruch des Vorparlaments, des Fünfziger       Ausschusses, des Parlaments. &#x2012; Dieses verpfändete Wort muß eingelöst werden. &#x2012; (Großer       Beifall.) Verwerfen sie den Waffenstillstand <hi rendition="#g">unbedingt.</hi> (Anhaltender       Beifall.) Und wenn es Krieg bringt, ist etwa die Furcht davor, ein Mittel gegen ihn? &#x2012; Die       Versammlung ist verhöhnt, beschimpft, ihr Gesandter beschimpft, die Centralgewalt tödtlich       verletzt durch diesen Waffenstillstand. &#x2012; (Heftige Aufregung.) Der König von Preußen hat seine       Sympathieen für Deutschland deutlich ausgesprochen. &#x2012; Das Volk von Preußen ist deutsch &#x2012; nur       die Minister sind es nicht. Und wehe dem Ministerium, welches sich noch zwischen König und       Volk stellt. Es ist verloren, das haben wir gesehen. &#x2012; (Schallender Beifall.) Nicht wie ein       Vorredner behauptete, muß Preußen mit Deutschland wie die siamesischen Brüder zusammenhängen.       Nicht eine Mißgeburt giebt das Verhältniß Deutschland's und Preußen's an. Einen Arm       Deutschland's kann man Preußen nennen, einen starken Arm, aber immer nur einen Theil des       deutschen Körpers! &#x2012; (Bravo von allen Seiten.) Die Adressen sind wichtig &#x2012; die aus Wien, die       mein Vorredner geringschätzt ist von einem Ausschuß aller demokratischen Vereine. &#x2012; Oestreich       wird zu jeder Zeit sich den Beschlüssen fügen, die von der Nationalversammlung ausgehen, und       seine Armeen zu Deutschland's Verfügung stellen. &#x2012; Sprechen wir aus: &#x201E;der Waffenstillstand ist       verworfen!&#x201C; und keine Regierung Deutschland's wird es wagen, dagegen zu sein. (Beifall.)</p>
          <p>Es giebt Männer hier, die es nicht verschmähen ein Gerücht zu verbreiten, der Reichsverweser       werde abtreten, wenn wir die Verwerfung (hört! hört!) beschließen, während der Reichsverweser       dies elende Gerücht selbst für eine Lüge erklärt, und sagt, er wird mit uns siegen oder       fallen. Und wir werden siegen. (Stürmischer endloser Beifall.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Jordan</hi> (der Apostat) dankt (höhnisch) Herrn Giskra, daß er       Oestreichs Macht so sicher zur Verfügung Deutschlands stellt. (Rech s bravo! links Gelächter.)       Ich sehe die Verhältnisse an, nicht wie sie unsere Sehnsucht erstrebt, sondern wie sie sind!       Ich verbiete meiner Phantasie (Armer Poet!) in dieser Frage mitzusprechen. Nur meine Erfahrung       wird mich leiten! Hierauf giebt er eine Schilderung der internationalen Verhältnisse der       Herzogthümer mit ebenso genauer Kenntniß wie damals bei der Polenfrage von den Verhältnissen       des Großherzogthums. Die Erfahrung des Herrn Jordan besteht nämlich darin, eine       vierwöchentliche Badereise nach Helgoland gemacht zu haben. (Tiefe Kenntniß der Ostseeküsten!)       Zu großem Vergnügen des Herrn Vincke und Schwerin macht Jordan den trivialen Berliner Witz:       Dahlmann wolle mit dem Winterfeldzug die deutschen Truppen auf's Eis führen. Daß der       Waffenstillstand uns entehrt, ist durchaus nicht wahr. (Wer könnte auch Hrn. Jordan noch       entehren?) Nicht blos das Ministerium von Preußen hat den Waffenstillstand geschlossen, es hat       auch das Volk hinter sich gehabt. (Links Unterbrechungen. Nicht wahr!) Hr. Jordan erbost sich.       Soiron schafft ihm etwas Ruhe. Mit Hrn. Heckscher (der ja nicht mehr Minister ist) ist Hr.       Jordan ebenfalls nicht einverstanden! Anträge: &#x201E;Mit Aufhebung des Sistirungsbeschlusses vom 5.       September über gie Waffenstillstandsfrage zur <hi rendition="#g">Tagesordnung (!)</hi> überzugehen. Die schwache Stellung der Centralgewalt schreibt sich zuvörderst (Herrn Jordans       eigne Worte) von der &#x201E;Huldigungsgeschichte&#x201C; her. (Links Unterbrechungen). Es war eine       Ungeschicklichkeit des Ministeriums. Wenn sie Preußens Partikularismus mit dem der kleinen       Staaten vergleichen wollen, ist dies eine Ungerechtigkeit. (Tumult.) Dies Haus hat noch keinen       Beschluß gefaßt, der wirksam gewesen wäre. (Tumult.) Die Grundrechte, die sie hier beschließen       für Deutschland, hat Preußen schon seit 33 Jahren. (Hohngelächter! Von Vinke und Schwerin       fanatischer Beifall!) Er erbittet die Nachsicht für den Starrsinn des preußischen Volkes. &#x2012;       (Hohngelächter. Langes Zischen.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Vogt</hi> (wird rechts mit dem Ruf: &#x201E;Vertagung! Links mit: Reden! und von       den Galler en mit großem Applaus begrüßt.&#x201C;) &#x2012;</p>
          <p>Meine Herren, (nach rechts) sie rufen Vertagung (rechts: Nein! Nein!), ich glaube ihre       preußischen Herzen, die eben meinem Vorredner zugejauchzt haben, müßten in dieser Sache       ausharren. &#x2012; Herr Jordan hat behauptet Preußen hat seit 33 Jahren die Rechte, die wir       konstituiren. &#x2012; Also Preußen hat seit 33 Jahren Preßfreiheit, freie Association u. s. w.? &#x2012;       (Gelächter.) Zur Sache. &#x2012; In der dänischen Frage scheint mir spielen Schweden, England und       Dänemark die erste Rolle. Frankreich erst die zweite und Rußland (dieser Auerswaldsche Popanz)       die letzte Rolle. &#x2012; In dem Augenblick wo Preußen in Jütland einrückt, wendet sich Dänemark um       Interventions-Hülfe an die Residenten Rußlands und Schwedens in Kopenhagen. Das beste Zeichen,       wie wichtig dieser Einmarsch. Die Herren Residenten wollten bei Wrangel interveniren. Dieser       wies sie ab. &#x2012; Trotzdem zieht man sich aus Jütland zurück, wahrscheinlich in Folge geheimer       Noten. &#x2012; In die andre Phase tritt die dänische Frage bei Schaffung der Centralgewalt. Da       beginnt bei den fremden Mächten die Frucht vor der deutschen Einheit. &#x2012; Wenn ich die Noten       Schwedens lese, muß ich mich auf's äußerste wundern, wie Heckscher diese Macht eine       befreundete nennen kann! Schweden gerade drang z. B. auf die Dauer von 7 Monaten. Schöne       Freundschaft! (Man lacht den Exminister aus.)</p>
          <p>Herr Jordan hält es für eine kollossale Dummheit, wenn Dänemark die 7 Monate aufgeben würde;       ich sehe gar nicht ein warum wir die Rolle der kollossal Dummen übernehmen sollen? denn wenn       einer kollossal dumm ist, wenn er etwas nicht nimmt, so muß der andre kollossal dumm sein,       wenn er es sich nehmen läßt. &#x2012; (Heiterkeit. &#x2012; Bravo!) &#x2012;</p>
          <p>Die Lauheit des Schleswiger Abgeordneten Herrn Franke, das Schweben zwischen preußischer und       deutscher Anhänglichkeit, und dessen Zufriedenheit mit Schleswig-Holsteins einzureichender       Landesverfassung greift Vogt mit harten Worten an. (Franken vom Platz: Nicht wahr!) &#x2012; Zum       Waffenstillstand selbst kommend sagt er: &#x201E;hätte die Centralgewalt den Vertrag geschaffen,       vielleicht hätte ich ihn genehmigt, aber da es Preußen, gegen die Anordnung der Centralgewalt       gewagt hat &#x2012; keineswegs! Wir haben 33 Jahre Metternichsche Diplomatie studirt, und wollen       dieselbe doch nicht in Herrn Camphausens Noten wiedererkennen?! &#x2012; Camphausen schreibt in       Betreff des Grafen Moltke z. B. &#x201C;dessen Rücktritt möchte als geschehen zu betrachten sein. &#x2012;       Herr Stedmann übersetzt in seinem Bericht das, in: Moltke ist zurückgetreten. &#x2012; Ruhe und       Ordnung meinen die Herren (Franke &#x2012; Camphausen &#x2012; Stedmann!) müsse man in die Herzogthümer       zurückbringen. &#x2012; Meinen sie eine Ruhe à la Nicolaus, wie er sie in Warschau gab? &#x2012; (Beifall.)       &#x2012; Haben wir den Vertrag geschlossen, frage ich? &#x2012; Nein! &#x2012; Mag die preußische Regierung       zusehen, wie sie Dänemark ihr Wort hält, dasselbe <gap reason="illegible"/> was sie der       Centralgewalt bereits gebrochen hat. (Stürmischer Beifall.) Meine Herren, man hat an ihre Ruhe       appellirt, ich appellire an Ihre Leidenschaft. Die Ruhe schafft die Papiertüten im       Krämerladen, die Leidenschaft schafft alles Große! M. H., alles was Preußen uns jetzt Schritt       vor Schritt abzwingen will, hätte man ihm vor Kurzem noch gern geschenkt. Ich fürchte einen       Bruch mit Preußen nicht. Ich will ihn nicht; ich halte ihn für ein Verbrechen; aber käme es       dazu, dann, meine Herren, erinnere ich Sie an das Mittel dagegen &#x2012; die Volkskraft! Denken Sie       an Frankreich, als es, zerrissen von Parteien im Innern, jeden äußern Feind von sich       zurückgeworfen. Aber freilich der Konvent that dies, nur der Konvent ist es im Stande!       (Ungeheuere Aufregung; schallender langer Beifall der Linken, des linken Centrums und der       Gallerien).</p>
          <p>Nach Vogt wird (um 3/4 4 Uhr) die weitere Diskussion auf Morgen vertagt.</p>
          <p>Zu erwarten sind noch als Redner Vincke, Lichnowsky, Simon (Trier), Wesendonk und Gagern &#x2012;       mit einem &#x201E;kühnen Griff&#x201C; wahrscheinlich. Im Ganzen waren etwa 50 Redner notirt. &#x2012; Von Resultat       noch keine Rede. &#x2012; Von Ministerium auch nicht.</p>
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          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 16. September.</head>
          <p>79. Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Mehrfache Beiträge zur Flotte       werden angezeigt.</p>
          <p>NB. Ein Courrier hat die Nachricht hieher gebracht, daß Wrangel sein Kommando, ohne <hi rendition="#g">Zustimmung der Centralgewalt</hi> eigenmächtig in die Hände eines andern       Generals niedergelegt und nach Potsdam abgegangen ist. Die Nachricht von dem Potsdamer       Militairaufstande macht ungeheures Aufsehen.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Tagesordnung.</hi> </p>
          <p><hi rendition="#g">Vinke:</hi> Jeder der für Ratifizirung des Waffenstillstandes spricht,       befindet sich in einer enschieden ungünstigen Lage. Ich werde nicht, wie der Minister der       Zukunft (Hr. Vogt) an ihre Leidenschaft appelliren. (Zischen.) Die Hauptfrage: ist der       Vertrag, wie er hier vorliegt, zu genehmigen, oder nicht?</p>
          <p>Nachdem Herr Jordan aus Berlin unter so großem Beifall der Versammlung (?) hierüber       gesprochen, kann ich kurz sein. (Zischen.) Die einzelnen Einwendungen gegen die Bedingungen       des Waffenstillstandes findet der Ritter unrichtig und den Vertrag selbst keineswegs entehrend       für Deutschland. Alles dies entwickelt er mit seiner bekannten Zungengeläufigkeit. Nach seinem       Beweis hat Dänemark noch große Konzessionen gemacht. Was das Vorparlament versprochen hat in       dieser Angelegenheit, ist ihm ganz gleichgültig. Er wundert sich sogar, daß die Dänen solche       (!) Bedingungen eingegangen sind. Wir haben in dem Vertrag mehr erreicht, als man vor dem       Kriege sich träumen ließ. Daß Moltke gewählt, ist zwar ein Versehen (!) aber was hätte er denn       geschadet? Er hätte ja doch 4 Regierungsmitglieder bei jeder Abstimmung gegen sich gehabt.</p>
          <p>Der deutsche Bund ist noch auf keine Weise aufgehoben. (Gelächter.) Da sei Gott vor!       (Gelächter.) Meine Herren, lachen Sie nachher! Deutschland ist bis jetzt unter keiner andern       Firma aufgetreten! (Blum: Bravo!) Wenn, wie die Herren links wollen, der deutsche Bund in       Frage gestellt wird, so hatte Dänemark um so mehr recht, mit Preußen zu verhandeln.</p>
          <p>Die 7 Monate betreffend: Der Belt friert zwar zuweilen zu, aber man hat auch Beispiele, daß       er wieder aufthaut. (Gelächter.) Die 7monatliche Dauer hat für uns weit mehr Vortheile als       Nachtheile. Wir können die deutsche Heermacht, die jetzt nur auf dem Papier steht, realisiren.       Ich hoffe, die 7 Monate werden auch dazu dienen, uns Oesterreichs Heer und Flotte zur       Verfügung zu stellen. Herrn Eisenmanns &#x201E;geheimen Articeln&#x201C; zu entgegnen, sagt er: Ich sehe       keine geheimen Artikel (wie nämlich Herr Eisenmann: ich sehe keine Reaktion). (Ungeheures       Gelächter.) Eine Anklage gegen Preußens Ministerium kann man bei Unvollständigkeit der       Aktenstücke nicht begründen. (Links: Es fehlen eben die geheimen Artikel.) Ueber Abwesende       kann man überhaupt hier nicht sprechen. (Oho!)</p>
          <p>Herrn Heckschers juristischer Beweisführung, daß Preußen überhaupt keine Vollmacht hätte       fordern und bekommen dürfen, kann er als Laie nicht folgen. Eben um unserer Ratifikation nicht       erst zu bedürfen, hat es die Vollmacht verlangt und erhalten. Was die Sache selbst anbelangt,       würde ich weit eher für Verwerfung stimmen, als für irgend einen Mittelweg. (Bravo links.) Er       geht alle Amendements durch und zeigt deren Unzulänglichkeit.</p>
          <p>Entschieden muß man wenigstens sein, sagt Herr v. Vinke. (Links: Sehr gut.) Die Herren       Schleswig-Holsteiner wollen mit keiner Partei verderben. (Bravo links.) Mag die Entscheidung       rechts oder links hinfallen, das Ausland muß entschieden wissen, woran es mit Deutschland       ist.</p>
          <p>Zuletzt zeigt er noch die Konsequenzen, die aus der einen oder der andern Abstimmung folgen       würden. Herrn Dahlmann spendet er besonderes Lob. (Plumper Kniff, um auf die Abstimmung zu       wirken) Die Opposition in Schleswig-Holstein schreibt sich vom Beschluß des 5. September her.       (Bravo rechts.) Wir werden doch wahrhaftig nicht den Schleswig-Holsteinern mehr bieten wollen,       als wir ihnen versprochen. Daß der Krieg, der durch die Verwerfung zu befürchten, ein       Gespennst sei, ist wohl nur Herrn Vogts Ansicht. Wenn es aber zum Kriege kommt, so kann er       allerdings auf zwei verschiedene (beide von mir gemißbilligte Arten) geführt werden; nach dem       ancienne régime, dann würde er allerdings zum Militairdespotismus führen, oder wie die Herren       links mit großer Konsequenz wollen, mit Freischaaren, und dann wird er, wie Hr. Vogt sagt,       allerdings zum Convent führen. Ob die Guillotine des Militairdespotismus oder die des Convents       lieblicher ist, überlasse ich ihrer Beurheilung. Mir ist keine von beiden lieblich erschienen.       (Gelächter.)</p>
          <p>Endlich erinnert der Ritter daran, Hr. Vogt und andere möchten doch mit mehr Achtung von       Preußen sprechen, da sie (die Herren von Rechts) noch nie mit Mißachtung von einem andern       Staat gesprochen</p>
          <p>Der Schluß der Rede des Ritters ist eine begeisterte Lobrede auf Preußen. Unter anderm zum       Schluß: Wollen Sie uns die rothe Republik bringen, Hr. Schoder, so werden Sie Männer in uns       finden. (Zischen und Bravo).</p>
          <p>Noch mehrere Anträge laufen ein, z. B. von Rappard u. a, Eisenmann Möhring.</p>
          <p><hi rendition="#g">Eisenmann</hi> zieht seine Amendements zurück und schließt sich den       Anträgen der Majorität unter Bravo an.</p>
          <p>Ziegert (preußischer Regierungsrath aus Minden): Die vier Abgeordneten von       Schleswig-Holstein, die ihre Vermittelungsanträge gestellt haben, ver- <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref>                </p>
        </div>
      </div>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <div xml:id="ar106_006" type="jArticle">
          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> durch meine Schilderung bei'm besten Willen und bei       der äußersten Zartheit doch mitunter gegen das Gefühl des Anstandes und der Galanterie auf's       Gröbste verstoßen muß, wenn ich nur einigermaßen der Wahrheit getreu bleiben will, der Göttin       der Wahrheit, die bisher meine Feder führte mit unerbittlicher Strenge.</p>
          <p>Doch ich wage es! Es sei! Möge der Styl meinen Gegenstand retten! Die Form ist Alles!</p>
          <p>Die Dame, auf welche Herr v. Schnapphahnski sein Augenmerk richtet, ist die       achtundfünfzigjährige Herzogin &#x2026; meine Leser müssen verzeihen; ich werde dies später       erzählen.</p>
          <p>Die Herzogin ist 58 Jahre alt, &#x2012; also fast zwei Mal &#x201E;schier dreißig&#x201C;. Man muß gestehen,       unser Ritter hatte plötzlich sehr seltsame Gelüste bekommen. &#x201E;Unser Leben währet kurze Zeit;       siebenzig Jahre, wenn's hoch kommt: achtzig &#x2012;&#x201C; meint der Psalmist: 58 Jahre ist schon ein       hübsches Alter; ohne unhöflich zu sein, darf man von einer 58jährigen sagen: »c'est une dame,       d'un certain âge.« &#x2012; Die Herzogin ist klein. Sie ist äußerst zart gebaut; ja, man könnte sie &#x2012;       mager nennen, wenn dieser Ausdruck nicht gar zu unangenehm wäre. Unter vier Augen würde man       sich sogar gestehen, daß die Herzogin mager wie ein &#x2012; Skelett ist. &#x2012; Ich bitte sehr um       Entschuldigung! Die Herzogin trägt falsche W&#x2025;&#x2025; Ich stoße immer wieder auf Schwierigkeiten,       aber ich versichere meinen freundlichen Leserinnen, daß mir schon mehr als tausend Male die       Augen vor Entzücken übergegangen sind, wenn ich bei häßlichem Regenwetter plötzlich eine       niedliche Hand die Seide des Gewandes schüchtern emporheben sah und jene selige Rundung       erblickte, die so harmonisch in den kleinen Fuß ausläuft, daß man vor süßem Erstaunen die       Hände zum Himmel erheben und die große Meisterin, die Natur, laut preisen möchte und ihr       lobsingen aus dankerfülltem Herzen. &#x2012; Die Herzogin hat falsche H&#x2025;&#x2025; Ich verwickele mich immer       mehr, aber ich möchte meinen Arm um eine schlanke Taille legen und den heiligen Schwur thun,       daß es nichts Schöneres auf Erden giebt als diese wespenschlanke Landenge Panama, die       Verbinderin zweier Kontinente, für deren Besitz ich das wirkliche Brasilien und die wirklichen       Vereinigten Staaten frohlockend in die Schanze schlüge, sammt Cuba und Jamaica und allen       Inseln der Südsee. Es versteht sich von selbst, daß ich nicht von der Herzogin spreche. &#x2012; Die       Herzogin hat einen falschen C&#x2026; Aber jetzt höre ich auf. Mit der Toilette einer Dame ist nicht       zu spassen. Die Toilette ist etwas sehr Ernstes. Die Toilette ist Alles! Namentlich bei der       Herzogin. </p>
          <p>&#x201E;Die Herzogin gleicht einem ausgestopften Raubvogel.&#x201C;</p>
          <p>Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich habe dies nicht gesagt. Es steht wörtlich so in       meinen Manuscripten. Die Herzogin gehört also nach dieser Aussage in das britische oder in das       Leydener Museum. &#x201E;Die Herzogin trägt auch die Physiognomie desselben, nämlich des Raubvogels:       enorme, geierartige Rase, Geier-Augen, groß wie ein Teller &#x2012; in früheren Zeiten von hoher       Schönheit.&#x201C; &#x2012; Die holde Persönlichkeit der Frau Herzogin wird immer deutlicher. &#x201E;Seh'n Sie       hier, meine Herren und Damen &#x2012;&#x201C; würde etwa ein Wärter des britischen oder des Leydener Museums       sagen &#x2012; &#x201E;hier sehen Sie den großen Raubvogel (jetzt käme irgend ein lateinischer Name), jenes       berühmte Thier, das auf den höchsten Höhen der menschlichen Gesellschaft nistet. Der Zahn der       Zeit hat sehr merklich an diesem Vogel gerupft. Trotzdem werden Sie aber an der großen       gebogenen Nase und an den grimmigen Augen dieses Thieres bemerken können, daß es von       außerordentlich rein adeliger Race ist. In seiner Jugend machte dieser Vogel die kühnsten       Flüge; er forstete mit den männlichen Raubvögeln des Jahrhunderts in der Nähe aller       europäischen Throne, auf allen Ambassaden moderner Völker. Er lebte mit Adlern, mit       Steinadlern, mit Geiern, mit Lämmergeiern, mit Falken und Kranichen; ja, er ließ sich später       sogar zu Raben und Elstern herab, zu gewöhnlichen Haushähnen und ähnlichem gemein-bürgerlichem       Geflügel. In jüngster Zeit associirte sich unser Vogel aber noch einmal mit einem Männchen aus       dem berühmten Geschlechte der Schnapphanski, und Gott weiß, welch' ein naturhistorischer       Druckfehler aus dieser liaison hervorgegangen wäre, wenn nicht ein naseweiser Schriftsteller       das alte Thier plötzlich mit seinem Geschosse erlegt hätte, so daß es nun hier in dem Kasten       des Museums prangt, ein wahres Kabinetsstück, bewundert von allen reisenden Engländern und       vielfach besucht von allen wißbegierigen Bürgerschulen.&#x201C;</p>
          <p>
            <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref>
          </p>
        </div>
        <div xml:id="ar106_006a" type="jArticle">
          <p>Ein Bauer, den man gestern fragte, weshalb so viele Menschen den Rhein hinunter nach       Worringen eilten, erklärte im vollen Ernste, daß dort die Welt getheilt werde. Jeder bekomme 5       Morgen Land.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar106_006b" type="jArticle">
          <p>Drei der geistreichsten Damen Kölns sollen eine Ligué gebildet haben, um einen benachbarten       Publizisten von einer der gefährlichsten Leidenschaften älterer und neuerer Zeit auf's       Radikalste zu kuriren. &#x2012; Wir halten es für unsere Pflicht, unsern Freund vor diesem Komplotte       ernstlich zu warnen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar106_006c" type="jArticle">
          <p>Herr Coxwell, der bekannte Luftschiffer, wollte gestern bei seiner Himmelfahrt die       schwarz-weiße Fahne wehen lassen. Einige höchst fröhliche Proletarier droheten aber damit, ihn        &#x201E;zurück<hi rendition="#g">trecken</hi>&#x201C; zu wollen, wenn er die verhaßten Couleuren nicht       sofort entferne. Herr Coxwell mußte gehorchen und stieg schwarz-roth-golden in die Lüfte.</p>
        </div>
      </div>
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  </text>
</TEI>
[0526/0002] [Deutschland] [Fortsetzung] wesen, als in Süddeutschland? (Rechts: v. Vincke und Schwerin pommersche Unterbrechungen.) Man spricht von Vorsicht und Furcht vor den Feinden. Ist es nicht schmählich, daß wir, das große, mächtige Deutschland keine größere Zuversicht haben? Der Antrag der Majorität schließt nicht aus, daß wir auf einen guten Frieden eingehen wollten, wenn uns ein solcher bald geboten wird, aber den Waffenstillstand, so wie er ist, können wir nicht annehmen! (Bravo!) Berücksichtigen Sie bei Ihrer Abstimmung die Ehre Deutschlands, die Interessen Schleswig-Holsteins, die Stimmung des größten Theils des deutschen Volkes! (Allgemeines lautes Bravo). Simson (Königsberg) zeigt alle Adressen an, die eingegangen sind: Nassau 2. (Wiesbaden und Rüdesheim.) Baden 5. (Bruchsal, Heidelberg, Mannheim, etc.) Würtemberg 8. (Stuttgart, Karlsstadt, etc.) Baiern 12. (Würzburg, Frankenthal, Speyer, Nürnberg, München.) Großherzogthum Hessen 10 Adressen. Churhessen 5. (Fulda, Marburg, Gemeinde Moras.) Preußen 11. (Köln 1500 Reichsbürger, Solingen, Brieg, Halle, Halberstadt, Breslauer Landwehrverein, und demokratischer Verein von Schlesien. Keine aus dem süßen Berlin, dem Sitz des philosophischen Demokratenkomites.) Sachsen, (Leipzig.) Braunschweig, mehr als 1000 Unterschriften. Hannover 3. Frankfurt a. M. (alle demokratischen Vereine.) Oestreich 1. (Von allen demokratischen Vereine.) Bremen 1. (Die einzige die, sehr erklärlich bei dem Krämerstaat, den Beschluß vom 5. mißbilligt.) Schleswig-Holstein 11. Hessen-Homburg 1. Nachtrag. Demokratischen Vereine in Westphalen. Pfalz, (Geisenheim.) Landau; und eine Menge andere. Ueber sämmtliche Adressen geht man ohne die geringste Rücksichtsnahme mit vornehmer Oberflächlichkeit weg. v. Mühlfeld, Advokat aus Wien, macht zuvörderst darauf aufmerksam, daß aus Wien nur eine Adresse eingelaufen ist. (Unterbrechungen.) Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Vertrag erst schließen will, oder schon geschlossen hat. Die Bedingungen des Waffenstillstands rechtfertigt der Redner, so viel ihm möglich. Die Rechte der Herzogthümer, welche Deutschland zu wahren versprochen hat, sind nicht verletzt; wenn nun trotzdem Deutschland den Waffenstillstand verwerfen würde, was wird daraus entstehen? (Rechts, sehr gut.) In dem Waffenstillstand findet sich die größte Demüthigung Dänemarks. (Verwunderung.) Ich bin daher für den Antrag von vier Schleswig-Holsteinern, Franke, Droysen, Michelsen, Neergard, welcher lautet: Die Nationalversammlung beschließt: 1) Die Vollziehung des Waffenstillstands zu Malmö vom 26. August d. J., soweit solcher nach der gegenwärtigen Sachlage noch ausführbar ist, nicht länger zu hindern. 2) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, die geeigneten Schritte zu thun, damit auf den Grund der, dänischer Seits amtlich erklärten Bereitwilligkeit über die nothwendigen Modifikationen des Vertrags vom 26. August d. J. baldigst eine Verständigung eintrete. 3) Die provisorische Centralgewalt aufzufordern, wegen schleuniger Einleitung von Friedensverhandlungen das Erforderliche wahrzunehmen. Giskra (Oestreich) bringt Leben in diesen Sumpf seichter Redner. Es wird in der vorliegenden Frage heißen: „was das Schwert erworben, hat die Feder der Diplomaten verdorben!“ Die Furcht vor dem Kriege mit dem Ausland halte ich für hohl! Weder England, noch das hochherzige Frankreich, (nicht seine perfide Regierung meine ich) noch Rußland werden es wagen, uns anzugreifen, wenn wir für unser Recht, nicht für Länderfresserei einstehen! ‒ Schleswig-Holstein gehört zu Deutschland nach dem Spruch des Vorparlaments, des Fünfziger Ausschusses, des Parlaments. ‒ Dieses verpfändete Wort muß eingelöst werden. ‒ (Großer Beifall.) Verwerfen sie den Waffenstillstand unbedingt. (Anhaltender Beifall.) Und wenn es Krieg bringt, ist etwa die Furcht davor, ein Mittel gegen ihn? ‒ Die Versammlung ist verhöhnt, beschimpft, ihr Gesandter beschimpft, die Centralgewalt tödtlich verletzt durch diesen Waffenstillstand. ‒ (Heftige Aufregung.) Der König von Preußen hat seine Sympathieen für Deutschland deutlich ausgesprochen. ‒ Das Volk von Preußen ist deutsch ‒ nur die Minister sind es nicht. Und wehe dem Ministerium, welches sich noch zwischen König und Volk stellt. Es ist verloren, das haben wir gesehen. ‒ (Schallender Beifall.) Nicht wie ein Vorredner behauptete, muß Preußen mit Deutschland wie die siamesischen Brüder zusammenhängen. Nicht eine Mißgeburt giebt das Verhältniß Deutschland's und Preußen's an. Einen Arm Deutschland's kann man Preußen nennen, einen starken Arm, aber immer nur einen Theil des deutschen Körpers! ‒ (Bravo von allen Seiten.) Die Adressen sind wichtig ‒ die aus Wien, die mein Vorredner geringschätzt ist von einem Ausschuß aller demokratischen Vereine. ‒ Oestreich wird zu jeder Zeit sich den Beschlüssen fügen, die von der Nationalversammlung ausgehen, und seine Armeen zu Deutschland's Verfügung stellen. ‒ Sprechen wir aus: „der Waffenstillstand ist verworfen!“ und keine Regierung Deutschland's wird es wagen, dagegen zu sein. (Beifall.) Es giebt Männer hier, die es nicht verschmähen ein Gerücht zu verbreiten, der Reichsverweser werde abtreten, wenn wir die Verwerfung (hört! hört!) beschließen, während der Reichsverweser dies elende Gerücht selbst für eine Lüge erklärt, und sagt, er wird mit uns siegen oder fallen. Und wir werden siegen. (Stürmischer endloser Beifall.) Jordan (der Apostat) dankt (höhnisch) Herrn Giskra, daß er Oestreichs Macht so sicher zur Verfügung Deutschlands stellt. (Rech s bravo! links Gelächter.) Ich sehe die Verhältnisse an, nicht wie sie unsere Sehnsucht erstrebt, sondern wie sie sind! Ich verbiete meiner Phantasie (Armer Poet!) in dieser Frage mitzusprechen. Nur meine Erfahrung wird mich leiten! Hierauf giebt er eine Schilderung der internationalen Verhältnisse der Herzogthümer mit ebenso genauer Kenntniß wie damals bei der Polenfrage von den Verhältnissen des Großherzogthums. Die Erfahrung des Herrn Jordan besteht nämlich darin, eine vierwöchentliche Badereise nach Helgoland gemacht zu haben. (Tiefe Kenntniß der Ostseeküsten!) Zu großem Vergnügen des Herrn Vincke und Schwerin macht Jordan den trivialen Berliner Witz: Dahlmann wolle mit dem Winterfeldzug die deutschen Truppen auf's Eis führen. Daß der Waffenstillstand uns entehrt, ist durchaus nicht wahr. (Wer könnte auch Hrn. Jordan noch entehren?) Nicht blos das Ministerium von Preußen hat den Waffenstillstand geschlossen, es hat auch das Volk hinter sich gehabt. (Links Unterbrechungen. Nicht wahr!) Hr. Jordan erbost sich. Soiron schafft ihm etwas Ruhe. Mit Hrn. Heckscher (der ja nicht mehr Minister ist) ist Hr. Jordan ebenfalls nicht einverstanden! Anträge: „Mit Aufhebung des Sistirungsbeschlusses vom 5. September über gie Waffenstillstandsfrage zur Tagesordnung (!) überzugehen. Die schwache Stellung der Centralgewalt schreibt sich zuvörderst (Herrn Jordans eigne Worte) von der „Huldigungsgeschichte“ her. (Links Unterbrechungen). Es war eine Ungeschicklichkeit des Ministeriums. Wenn sie Preußens Partikularismus mit dem der kleinen Staaten vergleichen wollen, ist dies eine Ungerechtigkeit. (Tumult.) Dies Haus hat noch keinen Beschluß gefaßt, der wirksam gewesen wäre. (Tumult.) Die Grundrechte, die sie hier beschließen für Deutschland, hat Preußen schon seit 33 Jahren. (Hohngelächter! Von Vinke und Schwerin fanatischer Beifall!) Er erbittet die Nachsicht für den Starrsinn des preußischen Volkes. ‒ (Hohngelächter. Langes Zischen.) Vogt (wird rechts mit dem Ruf: „Vertagung! Links mit: Reden! und von den Galler en mit großem Applaus begrüßt.“) ‒ Meine Herren, (nach rechts) sie rufen Vertagung (rechts: Nein! Nein!), ich glaube ihre preußischen Herzen, die eben meinem Vorredner zugejauchzt haben, müßten in dieser Sache ausharren. ‒ Herr Jordan hat behauptet Preußen hat seit 33 Jahren die Rechte, die wir konstituiren. ‒ Also Preußen hat seit 33 Jahren Preßfreiheit, freie Association u. s. w.? ‒ (Gelächter.) Zur Sache. ‒ In der dänischen Frage scheint mir spielen Schweden, England und Dänemark die erste Rolle. Frankreich erst die zweite und Rußland (dieser Auerswaldsche Popanz) die letzte Rolle. ‒ In dem Augenblick wo Preußen in Jütland einrückt, wendet sich Dänemark um Interventions-Hülfe an die Residenten Rußlands und Schwedens in Kopenhagen. Das beste Zeichen, wie wichtig dieser Einmarsch. Die Herren Residenten wollten bei Wrangel interveniren. Dieser wies sie ab. ‒ Trotzdem zieht man sich aus Jütland zurück, wahrscheinlich in Folge geheimer Noten. ‒ In die andre Phase tritt die dänische Frage bei Schaffung der Centralgewalt. Da beginnt bei den fremden Mächten die Frucht vor der deutschen Einheit. ‒ Wenn ich die Noten Schwedens lese, muß ich mich auf's äußerste wundern, wie Heckscher diese Macht eine befreundete nennen kann! Schweden gerade drang z. B. auf die Dauer von 7 Monaten. Schöne Freundschaft! (Man lacht den Exminister aus.) Herr Jordan hält es für eine kollossale Dummheit, wenn Dänemark die 7 Monate aufgeben würde; ich sehe gar nicht ein warum wir die Rolle der kollossal Dummen übernehmen sollen? denn wenn einer kollossal dumm ist, wenn er etwas nicht nimmt, so muß der andre kollossal dumm sein, wenn er es sich nehmen läßt. ‒ (Heiterkeit. ‒ Bravo!) ‒ Die Lauheit des Schleswiger Abgeordneten Herrn Franke, das Schweben zwischen preußischer und deutscher Anhänglichkeit, und dessen Zufriedenheit mit Schleswig-Holsteins einzureichender Landesverfassung greift Vogt mit harten Worten an. (Franken vom Platz: Nicht wahr!) ‒ Zum Waffenstillstand selbst kommend sagt er: „hätte die Centralgewalt den Vertrag geschaffen, vielleicht hätte ich ihn genehmigt, aber da es Preußen, gegen die Anordnung der Centralgewalt gewagt hat ‒ keineswegs! Wir haben 33 Jahre Metternichsche Diplomatie studirt, und wollen dieselbe doch nicht in Herrn Camphausens Noten wiedererkennen?! ‒ Camphausen schreibt in Betreff des Grafen Moltke z. B. “dessen Rücktritt möchte als geschehen zu betrachten sein. ‒ Herr Stedmann übersetzt in seinem Bericht das, in: Moltke ist zurückgetreten. ‒ Ruhe und Ordnung meinen die Herren (Franke ‒ Camphausen ‒ Stedmann!) müsse man in die Herzogthümer zurückbringen. ‒ Meinen sie eine Ruhe à la Nicolaus, wie er sie in Warschau gab? ‒ (Beifall.) ‒ Haben wir den Vertrag geschlossen, frage ich? ‒ Nein! ‒ Mag die preußische Regierung zusehen, wie sie Dänemark ihr Wort hält, dasselbe _ was sie der Centralgewalt bereits gebrochen hat. (Stürmischer Beifall.) Meine Herren, man hat an ihre Ruhe appellirt, ich appellire an Ihre Leidenschaft. Die Ruhe schafft die Papiertüten im Krämerladen, die Leidenschaft schafft alles Große! M. H., alles was Preußen uns jetzt Schritt vor Schritt abzwingen will, hätte man ihm vor Kurzem noch gern geschenkt. Ich fürchte einen Bruch mit Preußen nicht. Ich will ihn nicht; ich halte ihn für ein Verbrechen; aber käme es dazu, dann, meine Herren, erinnere ich Sie an das Mittel dagegen ‒ die Volkskraft! Denken Sie an Frankreich, als es, zerrissen von Parteien im Innern, jeden äußern Feind von sich zurückgeworfen. Aber freilich der Konvent that dies, nur der Konvent ist es im Stande! (Ungeheuere Aufregung; schallender langer Beifall der Linken, des linken Centrums und der Gallerien). Nach Vogt wird (um 3/4 4 Uhr) die weitere Diskussion auf Morgen vertagt. Zu erwarten sind noch als Redner Vincke, Lichnowsky, Simon (Trier), Wesendonk und Gagern ‒ mit einem „kühnen Griff“ wahrscheinlich. Im Ganzen waren etwa 50 Redner notirt. ‒ Von Resultat noch keine Rede. ‒ Von Ministerium auch nicht. !!! Frankfurt, 16. September. 79. Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Mehrfache Beiträge zur Flotte werden angezeigt. NB. Ein Courrier hat die Nachricht hieher gebracht, daß Wrangel sein Kommando, ohne Zustimmung der Centralgewalt eigenmächtig in die Hände eines andern Generals niedergelegt und nach Potsdam abgegangen ist. Die Nachricht von dem Potsdamer Militairaufstande macht ungeheures Aufsehen. Tagesordnung. Vinke: Jeder der für Ratifizirung des Waffenstillstandes spricht, befindet sich in einer enschieden ungünstigen Lage. Ich werde nicht, wie der Minister der Zukunft (Hr. Vogt) an ihre Leidenschaft appelliren. (Zischen.) Die Hauptfrage: ist der Vertrag, wie er hier vorliegt, zu genehmigen, oder nicht? Nachdem Herr Jordan aus Berlin unter so großem Beifall der Versammlung (?) hierüber gesprochen, kann ich kurz sein. (Zischen.) Die einzelnen Einwendungen gegen die Bedingungen des Waffenstillstandes findet der Ritter unrichtig und den Vertrag selbst keineswegs entehrend für Deutschland. Alles dies entwickelt er mit seiner bekannten Zungengeläufigkeit. Nach seinem Beweis hat Dänemark noch große Konzessionen gemacht. Was das Vorparlament versprochen hat in dieser Angelegenheit, ist ihm ganz gleichgültig. Er wundert sich sogar, daß die Dänen solche (!) Bedingungen eingegangen sind. Wir haben in dem Vertrag mehr erreicht, als man vor dem Kriege sich träumen ließ. Daß Moltke gewählt, ist zwar ein Versehen (!) aber was hätte er denn geschadet? Er hätte ja doch 4 Regierungsmitglieder bei jeder Abstimmung gegen sich gehabt. Der deutsche Bund ist noch auf keine Weise aufgehoben. (Gelächter.) Da sei Gott vor! (Gelächter.) Meine Herren, lachen Sie nachher! Deutschland ist bis jetzt unter keiner andern Firma aufgetreten! (Blum: Bravo!) Wenn, wie die Herren links wollen, der deutsche Bund in Frage gestellt wird, so hatte Dänemark um so mehr recht, mit Preußen zu verhandeln. Die 7 Monate betreffend: Der Belt friert zwar zuweilen zu, aber man hat auch Beispiele, daß er wieder aufthaut. (Gelächter.) Die 7monatliche Dauer hat für uns weit mehr Vortheile als Nachtheile. Wir können die deutsche Heermacht, die jetzt nur auf dem Papier steht, realisiren. Ich hoffe, die 7 Monate werden auch dazu dienen, uns Oesterreichs Heer und Flotte zur Verfügung zu stellen. Herrn Eisenmanns „geheimen Articeln“ zu entgegnen, sagt er: Ich sehe keine geheimen Artikel (wie nämlich Herr Eisenmann: ich sehe keine Reaktion). (Ungeheures Gelächter.) Eine Anklage gegen Preußens Ministerium kann man bei Unvollständigkeit der Aktenstücke nicht begründen. (Links: Es fehlen eben die geheimen Artikel.) Ueber Abwesende kann man überhaupt hier nicht sprechen. (Oho!) Herrn Heckschers juristischer Beweisführung, daß Preußen überhaupt keine Vollmacht hätte fordern und bekommen dürfen, kann er als Laie nicht folgen. Eben um unserer Ratifikation nicht erst zu bedürfen, hat es die Vollmacht verlangt und erhalten. Was die Sache selbst anbelangt, würde ich weit eher für Verwerfung stimmen, als für irgend einen Mittelweg. (Bravo links.) Er geht alle Amendements durch und zeigt deren Unzulänglichkeit. Entschieden muß man wenigstens sein, sagt Herr v. Vinke. (Links: Sehr gut.) Die Herren Schleswig-Holsteiner wollen mit keiner Partei verderben. (Bravo links.) Mag die Entscheidung rechts oder links hinfallen, das Ausland muß entschieden wissen, woran es mit Deutschland ist. Zuletzt zeigt er noch die Konsequenzen, die aus der einen oder der andern Abstimmung folgen würden. Herrn Dahlmann spendet er besonderes Lob. (Plumper Kniff, um auf die Abstimmung zu wirken) Die Opposition in Schleswig-Holstein schreibt sich vom Beschluß des 5. September her. (Bravo rechts.) Wir werden doch wahrhaftig nicht den Schleswig-Holsteinern mehr bieten wollen, als wir ihnen versprochen. Daß der Krieg, der durch die Verwerfung zu befürchten, ein Gespennst sei, ist wohl nur Herrn Vogts Ansicht. Wenn es aber zum Kriege kommt, so kann er allerdings auf zwei verschiedene (beide von mir gemißbilligte Arten) geführt werden; nach dem ancienne régime, dann würde er allerdings zum Militairdespotismus führen, oder wie die Herren links mit großer Konsequenz wollen, mit Freischaaren, und dann wird er, wie Hr. Vogt sagt, allerdings zum Convent führen. Ob die Guillotine des Militairdespotismus oder die des Convents lieblicher ist, überlasse ich ihrer Beurheilung. Mir ist keine von beiden lieblich erschienen. (Gelächter.) Endlich erinnert der Ritter daran, Hr. Vogt und andere möchten doch mit mehr Achtung von Preußen sprechen, da sie (die Herren von Rechts) noch nie mit Mißachtung von einem andern Staat gesprochen Der Schluß der Rede des Ritters ist eine begeisterte Lobrede auf Preußen. Unter anderm zum Schluß: Wollen Sie uns die rothe Republik bringen, Hr. Schoder, so werden Sie Männer in uns finden. (Zischen und Bravo). Noch mehrere Anträge laufen ein, z. B. von Rappard u. a, Eisenmann Möhring. Eisenmann zieht seine Amendements zurück und schließt sich den Anträgen der Majorität unter Bravo an. Ziegert (preußischer Regierungsrath aus Minden): Die vier Abgeordneten von Schleswig-Holstein, die ihre Vermittelungsanträge gestellt haben, ver- [Fortsetzung] [Fortsetzung] durch meine Schilderung bei'm besten Willen und bei der äußersten Zartheit doch mitunter gegen das Gefühl des Anstandes und der Galanterie auf's Gröbste verstoßen muß, wenn ich nur einigermaßen der Wahrheit getreu bleiben will, der Göttin der Wahrheit, die bisher meine Feder führte mit unerbittlicher Strenge. Doch ich wage es! Es sei! Möge der Styl meinen Gegenstand retten! Die Form ist Alles! Die Dame, auf welche Herr v. Schnapphahnski sein Augenmerk richtet, ist die achtundfünfzigjährige Herzogin … meine Leser müssen verzeihen; ich werde dies später erzählen. Die Herzogin ist 58 Jahre alt, ‒ also fast zwei Mal „schier dreißig“. Man muß gestehen, unser Ritter hatte plötzlich sehr seltsame Gelüste bekommen. „Unser Leben währet kurze Zeit; siebenzig Jahre, wenn's hoch kommt: achtzig ‒“ meint der Psalmist: 58 Jahre ist schon ein hübsches Alter; ohne unhöflich zu sein, darf man von einer 58jährigen sagen: »c'est une dame, d'un certain âge.« ‒ Die Herzogin ist klein. Sie ist äußerst zart gebaut; ja, man könnte sie ‒ mager nennen, wenn dieser Ausdruck nicht gar zu unangenehm wäre. Unter vier Augen würde man sich sogar gestehen, daß die Herzogin mager wie ein ‒ Skelett ist. ‒ Ich bitte sehr um Entschuldigung! Die Herzogin trägt falsche W‥‥ Ich stoße immer wieder auf Schwierigkeiten, aber ich versichere meinen freundlichen Leserinnen, daß mir schon mehr als tausend Male die Augen vor Entzücken übergegangen sind, wenn ich bei häßlichem Regenwetter plötzlich eine niedliche Hand die Seide des Gewandes schüchtern emporheben sah und jene selige Rundung erblickte, die so harmonisch in den kleinen Fuß ausläuft, daß man vor süßem Erstaunen die Hände zum Himmel erheben und die große Meisterin, die Natur, laut preisen möchte und ihr lobsingen aus dankerfülltem Herzen. ‒ Die Herzogin hat falsche H‥‥ Ich verwickele mich immer mehr, aber ich möchte meinen Arm um eine schlanke Taille legen und den heiligen Schwur thun, daß es nichts Schöneres auf Erden giebt als diese wespenschlanke Landenge Panama, die Verbinderin zweier Kontinente, für deren Besitz ich das wirkliche Brasilien und die wirklichen Vereinigten Staaten frohlockend in die Schanze schlüge, sammt Cuba und Jamaica und allen Inseln der Südsee. Es versteht sich von selbst, daß ich nicht von der Herzogin spreche. ‒ Die Herzogin hat einen falschen C… Aber jetzt höre ich auf. Mit der Toilette einer Dame ist nicht zu spassen. Die Toilette ist etwas sehr Ernstes. Die Toilette ist Alles! Namentlich bei der Herzogin. „Die Herzogin gleicht einem ausgestopften Raubvogel.“ Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich habe dies nicht gesagt. Es steht wörtlich so in meinen Manuscripten. Die Herzogin gehört also nach dieser Aussage in das britische oder in das Leydener Museum. „Die Herzogin trägt auch die Physiognomie desselben, nämlich des Raubvogels: enorme, geierartige Rase, Geier-Augen, groß wie ein Teller ‒ in früheren Zeiten von hoher Schönheit.“ ‒ Die holde Persönlichkeit der Frau Herzogin wird immer deutlicher. „Seh'n Sie hier, meine Herren und Damen ‒“ würde etwa ein Wärter des britischen oder des Leydener Museums sagen ‒ „hier sehen Sie den großen Raubvogel (jetzt käme irgend ein lateinischer Name), jenes berühmte Thier, das auf den höchsten Höhen der menschlichen Gesellschaft nistet. Der Zahn der Zeit hat sehr merklich an diesem Vogel gerupft. Trotzdem werden Sie aber an der großen gebogenen Nase und an den grimmigen Augen dieses Thieres bemerken können, daß es von außerordentlich rein adeliger Race ist. In seiner Jugend machte dieser Vogel die kühnsten Flüge; er forstete mit den männlichen Raubvögeln des Jahrhunderts in der Nähe aller europäischen Throne, auf allen Ambassaden moderner Völker. Er lebte mit Adlern, mit Steinadlern, mit Geiern, mit Lämmergeiern, mit Falken und Kranichen; ja, er ließ sich später sogar zu Raben und Elstern herab, zu gewöhnlichen Haushähnen und ähnlichem gemein-bürgerlichem Geflügel. In jüngster Zeit associirte sich unser Vogel aber noch einmal mit einem Männchen aus dem berühmten Geschlechte der Schnapphanski, und Gott weiß, welch' ein naturhistorischer Druckfehler aus dieser liaison hervorgegangen wäre, wenn nicht ein naseweiser Schriftsteller das alte Thier plötzlich mit seinem Geschosse erlegt hätte, so daß es nun hier in dem Kasten des Museums prangt, ein wahres Kabinetsstück, bewundert von allen reisenden Engländern und vielfach besucht von allen wißbegierigen Bürgerschulen.“ (Fortsetzung folgt.) Ein Bauer, den man gestern fragte, weshalb so viele Menschen den Rhein hinunter nach Worringen eilten, erklärte im vollen Ernste, daß dort die Welt getheilt werde. Jeder bekomme 5 Morgen Land. Drei der geistreichsten Damen Kölns sollen eine Ligué gebildet haben, um einen benachbarten Publizisten von einer der gefährlichsten Leidenschaften älterer und neuerer Zeit auf's Radikalste zu kuriren. ‒ Wir halten es für unsere Pflicht, unsern Freund vor diesem Komplotte ernstlich zu warnen. Herr Coxwell, der bekannte Luftschiffer, wollte gestern bei seiner Himmelfahrt die schwarz-weiße Fahne wehen lassen. Einige höchst fröhliche Proletarier droheten aber damit, ihn „zurücktrecken“ zu wollen, wenn er die verhaßten Couleuren nicht sofort entferne. Herr Coxwell mußte gehorchen und stieg schwarz-roth-golden in die Lüfte.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 106. Köln, 19. September 1848, S. 0526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz106_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.