Neue Rheinische Zeitung. Nr. 109. Köln, 22. September 1848.Geschäfte in Staatspapieren gemacht werden." Beklagenswerthe Wucherer! Frankfurt, 19. Sept. G. Metternich ist heute Morgen, als er ruhig über die Straße ging, von Soldaten verhaftet und schwer in den Hals durch Stiche verwundet worden. * Frankfurt, 19. Sept. Wie es heißt, standen 2000 bewaffnete Hanauer vor den Thoren, die sich an dem Kampfe betheiligen wollten, wenn die Insurgenten die Republik ausrufen wollten. Jahn wird vermißt. Nach Einigen wäre er in Bockenheim erschlagen worden; Andere versichern, daß er wohl bald aus einem Keller ans Tageslicht kriechen wird. !!! Frankfurt, 19. September. 81. Sitzung der National-Versammlung. Die Vertreter versammeln sich spärlich und allmählig und in großer Aufregung. In den Straßen wogt es von Soldaten. Die Stadt sieht aus wie ein Heerlager. Niemand darf hinaus. Der Belagerungszustand ist erklärt. Unzählige Truppen bivouakiren auf den Straßen. Die Vertreter haben sich bis gegen 10 Uhr zahlreich versammelt. Das Protokoll wird verlesen. Fuchs vermißt 2 Thatsachen. 1. Das Eindringen des Volks in die Versammlung. 2. Die Eingabe der Volksversammlung wegen der Landesverrätherei. Präsident: Meine Herren! Unter dem Eindruck der traurigsten Ereignisse eröffne ich die Versammlung. Neue Opfer der Bewegung sind muthwillig geliefert worden. Unter diesen Opfern v. Auerswald und Lichnowsky. Sie sind meuchlings gemordet worden. (Aufregung). Was ist die Veranlassung? Was die Folgen? Die Veranlassung der Beschluß der Mehrheit der Versammlung am 16 September. Ich ehre alle Ueberzeugungen. Die der Minorität und Majorität Der Gehorsam gegen die Majoritat ist muthwillig verweigert worden. Die gerechte Strafe wird folgen. (Ja! Ja!) Man hat angestrebt durch diesen Aufruhr gegen die Einheit des Vaterlandes. Wer behauptet, der Norden habe ein schlechteres Ehrgefühl als der Süden, der zerreißt das Vaterland. Auch die Freiheit ist gefährdet. Aber das Rachegefühl muß unterdrückt werden. Noch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist geübt worden durch die Thaten des gestrigen Abends und der Nacht. Die neuesten Ereignisse sind hervorgegangen aus einem Zerwürfniß dieser Versammlung und dem Parteigeist. Es ist wahr, daß ein Reichsministerium jetzt keine Mojorität hat. Es ist leicht, ein Ministerium zu stürzen, aber schwer, ein neues zu bilden. Deshalb mussen wir jetzt das Ministerium schützen, denn die Zeit ist wichtig und die Verantwortlichkeit ist groß. (Jawohl! Bravo! Arndt und Stedmann weinen). Schmerling: Als ich Ihnen vor 24 Stunden sagte, daß wir das Ministerium behalten würden, wußte ich wohl, daß ernste Bewegungen bevorstehen, aber so schrecklich habe ich sie nicht geahnt. Im Bewußtsein, die National-Versammlung auf jede Weise schützen zu müssen, haben wir unsere Maßregeln getroffen, um die Ruhe der Stadt um jeden Preis herzustellen. Barrikaden wurden zum Theil genommen. Die Waffenruhe wurde zugestanden. Dies war ohne Erfolg. Deshalb Angriff mit Kanonen, Reinigung der Straßen und Häuser. Ich habe die Ehre Ihnen mitzutheilen, daß ganz Frankfurt und Sachsenhausen in den Händen der gesetzlichen Macht ist (Bravo!) Deshalb Kriegs-und Belagerungszustand! (Bravo!) Er wird so lange dauern, bis die Ruhe vollständig. (Bravo!) Die Ruhe der Stadt und der Nachbarstaaten ist gesichert durch die Soldatenmassen. Minister v. Mohl: Wenn die Untersuchungen eingeleitet, wird Ihnen das Resultat mitgetheilt werden. Macht ferner eine Mittheilung wegen der Sicherheit der National-Versammlung. Es muß ein Gesetz zu ihrem Schutz gegeben werden. Diesen Gesetzentwurf werden wir morgen vorlegen. Venedey: Im Namen der Linken erklärt er, daß die Linke die Entrüstung theilt, daß der gestrige Sieg, ein Sieg der National-Versammlung. Doch ist der Sieg gefährlich, hüten Sie sich, daß die Reaktion ihn nicht ausbeutet. (Jawohl, hüten Sie sich!) Zachariä: Centralgewalt und Reichsministerium muß man jetzt stützen. Deshalb stelle ich mit vielen Mitgliedern des Hauses den Antrag: Die National-Versammlung beschließt: 1. Dem Reichsministerium die volle Zustimmung zu den Maßregeln, die es bisher getroffen, auszusprechen. 2. Unterstützung der zukünftigen Maßregeln für Einheit Deutschlands und Vertrauen dazu auszusprechen 3 Dank des Vaterlandes an die Reichstruppen für die Hingebung, mit der sie sich geschlagen (!). (Bravo! Bravo!) Venedey: Nicht unserer Würde angemessen, jetzt über eine solche Diskussion schon einzugehen Gegen die Dringlichkeit. Baly Für die Dringlichkeit. Namentliche Abstimmung über die Dringlichkeit. Vogt: Ueber Punkt 1 und 3 kann unmittelbar verhandelt werden, obgleich ruhige Diskussion noch nicht möglich. Ueber Punkt 2, das Vertrauensvotum für das Ministerium ist jetzt nicht zu berathen. Beseler. Für die Dringlichkeit aller Punkte Raveaux: Jetzt ist noch keine ruhige Diskussion möglich. Das Ministerium muß und wird unterstützt werden. Aber die Anträge Zachariä mögen durch die Ausschüsse gehen. Die Dringlichkeit ist nicht auszusprechen. Vinke: Durch das Vertrauen ist die Verantwortlichkeit nicht ausgeschlossen. Für die Dringlichkeit. Schaffrath. Aufregung! Die Beschlüsse sind unnöthig und überflüssig. (Unruhe!) Das Ministerium hat ohne unsere Beschlüsse seine Rechte und Pflichten. - Gegen die Dringlichkeit. - Präsident. Abstimmung über die Dringlichkeit. Die Dringlichkeit der 3 Zachariäschen Anträge erkannt. Eisenmann. Er kann versichern, daß die Linke die Bewegung mit Aufopferung und mit persönlichem Muth zu verhindern gesucht hat. (Bewegung - Widersprüche rechts;) - Zur Sache! Für Punkt 2: die Billigung der zukünftigen Maaßregeln, kann er sich nicht aussprechen (Unruhe.) Dies ist gegen unsre Pflicht und unsre Würde. Das Ministerium hat selbst erklärt, Stadt und Vorstadt ist ruhig. Also wo denn die Dringlichkeit, wo denn die Gefahr, die außerordentliche Maaßregeln erheischt. (Unruhe. Schluß!) Major Teichert, hält eine Lobrede auf die Sachsenhäuser (Vorstädter von Frankfurt) die den Bau der Barrikaden verhindert. - (Bravo!) Die National-Versammlung solle sich ein Beispiel nehmen. - Präsident. Verbesserungsantrag, der Punkt 2 der Zachariäschen Anträge von Schaffrath: zu sagen, nicht bloß zu allen Maaßregeln der Einheit, sondern auch der Freiheit. - Jordan (Berlin.) Für unbedingte Annahme des Antrags, und sofortige Abstimmung ohne Diskussion (Bravo! Schluß!) Präsident. Amendement von Rösler von Oels: den Soldaten nicht bloß für ihre Hingebung, sondern auch für ihre Mäßigung zu danken. (Bravo!) Zachariä: nimmt beide Amendements von Schaffrath und Rösler von Oels in seine Anträge auf; - und bemerkt: seine Anträge sollen nur eine moralische Stütze für das Ministerium in diesem kritischen Augenblick sein, kein Vertrauensvotum zu allen möglichen etwaigen Maaßregeln. - Der erste Punkt wird angenommen. (Die Linke bleibt sitzen) Während der Abstimmung schreit man von vielen Seiten nach namentlicher Abstimmung. Tumult. Unruhe. Jordan gegen die namentliche Abstimmung wegen der Gefahr derer die gegen die Anträge stimmen würden. (Links Geschrei: Wir brauchen Ihren Schutz nicht! Wir wollen namentliche Abstimmung!) Rösler von Oels. Nach der Motivirung des Herrn Jordan muß ich Ihnen erklären, daß wir uns nicht fürchten vor dem Kugelregen, wie wir gestern bewiesen, - und auch vor keiner namentlichen Abstimmung. - Baly verlangt namentliche Abstimmung für den 2. Punkt. Präsident. Die ist zu spät! - Es wird wie gewöhnlich abgestimmt. - 2. Punkt mit Schaffraths Amendement angenommen. 3. Punkt dito. (auch die Linke steht auf außer 8 bis 10 Mitglieder.) Beseler stellt den Antrag heut die Versammlung zu schließen - Angenommen. Zugleich wird beschlossen die nächste Sitzung Morgen zu halten. Uebermorgen Leichenbegängniß von Lychnowsky und Auerswald. - Die Stadt ist ruhig, so ruhig wie ein Militärlager. - Verhaftungen - Soldatenherrschaft. * Rendsburg, 19. Sept. Heute ist das Grundgesetz für Schleswig-Holstein amtlich publizirt worden. Ungarn. Pesth, 13. Sept. Die Ereignisse häufen sich so schnell übereinander, daß man kaum zum Athmen kommt. In der Morgensitzung formulirte Kossuth seine Gesetzvorschläge. Truppen werden im Wege der Werbung ausgehoben, und die Anzahl der auszuhebenden Mannschaft auf jeden Bezirk und Comitat ausgeworfen, und nur im Falle mittelst der Werbung die Anzahl nicht aufzustellen wäre, dann wird nach dem Konskriptionsgesetze verfahren. Die von den Linientruppen in den neuen Regimentern sich einreihen lassen, denen wird die Zeit ihres Dienstes eingerechnet. Die Sprache, wie auch Kleidung und Farben sind ganz national. Also sind die vom Kriegsminister vorgeschlagenen und auch vom Hause schon angenommenen Gesetze verändert, indem die Mannschaft mittelst der Werbung und nicht der Konskription, in keines der bestehenden alten Regimenter eingereiht, vielmehr auch jene in die neuen eingereiht werden. So geschah es gestern Abends, daß von dem ungarischen Regiment Thursky in Masse die Mannschaft in das von Kossuth zu errichtende Regiment Hungady herüberkamen, ja die Bande sogar ist herüber. In zwei Tagen sind die Offiziere ohne Mannschaft, trotzdem die schärfsten Strafen von den Offizieren der Mannschaft auferlegt sind. Auch treten von dem italienischen Regimente Cecopieri über und lassen sich zum Regimente Hungady einreihen. Preßburg, 15. Sept. Unsere Stadt ist nicht zu kennen. Seitdem die ungarischen Deputirten von dem König von Ungarn eine kaiserliche östreichische Antwort erhielten, rüstet sich jung und alt zum Kriege. Agram, 13. September. Heute wurde hier folgendes Bülletin von der kroatisch-slavonischen Armee publicirt: "Warasdin, 12. September 1848. Heute ist das Hauptquartier über die Drave, und die Armee bereits über die Mur, und zwar ohne jeden Widerstand gerückt. - Jenes Gerücht, als hätten die Magyaren die Brücke über die Mur verbrannt, ist den neuesten Daten zufolge falsch. Morgen geschieht der zweite Uebergang über die Drave, um gegen Kanischa vorzurücken." Dieser zweite Uebergang geschieht bei Virje im Sct. Georger-Gränzregimente, wo eine große Truppenmacht aus dem Warasdiner Gencralate konzentrirt ist. Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 17 Paris, 19. Sept. Der "Conrrier francais" theilt die Kölner Adresse an die Versammlung ausführlich mit. Mehrere Departementsblätter sprechen sich abermals aufs freudigste aus über "die entschiedenen und taktvoll geführten Bestrebungen der Demokraten in Deutschland, welche bei der bösartigen Zerrissenheit des Landes eine weit schwierigere Aufgabe haben als die jetzigen französischen." Le National de l'Quest (in Nantes) vergleicht erstere mit den französischen Einheitsrepublikanern von 93; "wie diese unsere ewig ruhmstrahlenden Vorfahren, haben auch die heutigen deutschen Demokraten das vielköpfige, giftgeifernde Scheusal des Föderalismus zu bekämpfen; sie werden es, hoffen wir, mit Glück, und wie Theseus den Minotaur erschlug, wird die junge Demokratie das alte thierische Sonderbundswesen zermalmen. Robespierre, St. Just, Couthon, die gewaltigen Ritter vom Berge, haben gegen vier Fünftel Frankreichs gesiegt und sind siegend verblutet; mögen unsere edlen deutschen Brüder ein Beispiel daran nehmen. Ihre Rolle ist erhaben, ist welthistorisch; sie werden das feurige Schwert der Gleichheit, die Donnerkeule der Freiheit zu schwingen haben gegen die Banditen und Ränkemacher der heiligen Allianz, gegen die Bajonnete der Geldfürsten, gegen die Giftmischer des religiösen Aberwitzes und der metaphysischen Pedanterie; sie werden gegen die Mongolen des Zaren ihre Blitze zu schleudern haben, aber wie Erzengel Michael werden sie den Satanas überwinden. Dies Vertrauen hegen wir zu der Ehrenhaftigkeit und Macht des deutschen verjüngten Nationalcharakters" u. s. w. - Die Spannung, die etwas nachgelassen, beginnt wieder; die Wahlkämpfe in Paris sind heißer gewesen als alle früheren; der Constitutionel heult: "wenn die rothen Kandidaten Cabet, Thore, Raspail in die Kammer kommen, dann ist alles aufs Spiel gestellt; zwar wird die honnette Majorität sich von den drei Unruhstiftern nicht übermannen lassen, allein die Provinzen würden tief betrübt, ja empört werden, die wahnsinnige Partei der Rothen würde neuen Muth schöpfen und Juniscenen herbeiführen." Dies klingt ziemlich deutlich; noch deutlicher der Aufruf des Marschall Bugeaud (er hat mindestens drei ankleben lassen) dieser "Vater der Bauern, Soldaten und - Arbeiter" (die er in der Straße Transnonain massakrirte); es heißt: "Ich erbiete mich zum Schwertführer der Republik aller honnetten Leute, und kämen die Kommunisten wieder herangerückt, ich würde gern meinen letzten Blutstropfen gegen sie verspritzen."Dieser "Vater" wird bereits offen in der Deputirtenklike der Straße Poitiers, und deren saubern Blätter als Nebenbuhler dem General Cavaignac entgegengehalten. "Hr. Thiers schwört zwar auf die Republik, aber er schämt sich nicht gegen die energische Maßregel Cavaignac's 25 Volksrepräsentanten in die von Königsspionen aufgestachelten Provinzen als Kommissäre zu senden, mit Händen und Füßen zu opponiren. Ha! bis in den Staub schmiegte sich diese Thierspartei, mit gekrümmtem Rückgrat, und grüßte mit Heuchlerrede den Sonnenaufgang der Volksherrlichkeit; warum heulen sie denn so gegen Cavaignac's Maßregel?" sagt Bareste in La Republique." - In Rogent schreit man auf der Straße: "es lebe Heinrich V., herunter die Republik." Der "Independant de l'Ouest", ein Legitimistenblättchen reinsten Wassers, jauchzt: "hier haben die Männer der Rechten über die Liberalen gesiegt." In Ganges ward ein Bezirksrath dieser Partei unter dem Jubelruf: es lebe der König! ernannt, man zog um Mitternacht die Glocken, trommelte, ließ Raketen steigen, und ein Triumphbogen mit weißgrünem Papier und Lilienfahnen prangte. Cavaignac hat den erzköniglichen Stadtrath in Montpellier aufgelöst; die Wuth des "Echo du Midi" gränzt daher an Epilepsie. "Die Honnetten allein sind Menschen, sind Christen", kreischt es in seiner letzten Nummer. - In Paris kam es seit kurzem zu öftern Prügeleien, man fand sich beleidigt durch die Impertinenz der Volksfeinde, die auf Straßen und im Kafe ihre Republik als "honnett" proklamiren; ein Blousemann schrie: "also sollen wir wohl malhonnett sein?" Honnetten Bourgeois, die kommunistische Wahlaffischen abrissen, ward Hut und Rock weidlich zerklopft; was der stets geistreiche Constitutionnel so erzählt: "ein kurzsichtiger Ehrenmann (sic!) hat ohne böse Absicht mit dem Finger eine Affiche berührt um dadurch besser lesen (sic) zu können; sofort ward er von entarteten (sic!) Handwerkern brutalisirt." Derselbe Constitutionnel sagte früher: "ach, da sitzt ein Proudhon in der Kammer, und wem verdanken wir's? nur seinen Wählern." Im Klub Bonne Nouvelle wurde dies Schmutzblatt neulich vom Präsidenten Bernard in ganzer Niedertracht enthüllt, und der Saal brach fast zusammen vor endlosem Beifall; Bernard zeigte sodann die Wahl der drei Volksmänner als unausbleiblich an, und zugleich eine endlose Menge perfider und plumper Umriebe, z. B. wieder das Schließen der Einschreiblokale um 6 Uhr statt um 8, die Austheilung von Zetteln mit den Namen zweier der Volksmänner und dem eines Volksfeindes, u. dgl. Dieser Klub ist der energischeste, er steht in direkter Verbindung mit den Delegirten der Arbeiterkorporationen und demokratischen Associationen, die eine Affische erließen, worin sie sagen: "Volk, auf! nicht zum Schlagen diesmal, zum Wählen. Du bist trotz deiner fünfzigjährigen Kämpfe wider die Despoten immer noch elend. Warum? weil du nach deinem Siege dich jedesmal deinen Gegnern anvertrautest. Volk! du hast seit Februar wenigstens Wahlrechte; und du brauchtest nur zu wollen, da traten Lagrange, Proudhon, P. Leroux, Caussidiere ins Repräsentantenhaus... Laß jetzt die drei an Stimmenzahl am 5. Juni reichsten eintreten: Cabet, Thore, Raspail. Arbeiter, wer von Euch einen zerfetzten Rock hat, aus Elend und Arbeitsmangel, der schäme sich deßhalb nicht zur Wahlurne zu eilen. Bürgerinnen! ihr die ihr unsere Noth und Sorgen treulich theilt, stärkt unsern Muth und Eifer, kommt mit uns bis zur Wahlurne. Und möge Niemand sagen: ich gehe nicht stimmen, weil ich arbeiten muß; Freunde, diese Stunde Arbeitsverlust wird Euch nicht gereuen. Hilf, dir, so hilft dir der Himmel, Volk! im Namen der social-demokratischen Republik!" Bernard empfahl ferner, an der Urne Tag und Nacht Wache zu stehen, damit nicht "die honnetten Republikaner wie im April und Juni mit langen Haken Votazettel herausfischen, auch beim Skrutiniren zugegen zu sein, damit nicht wieder, wie in Courbevoie, dem Dr. Francois Raspail 390 Stimmen von seinen 490 gestrichen werden, weil die Herren Skrutinirer Raspail Fs. für Raspail Sohn ([unleserliches Material]) auszulegen beliebten, oder der Name Thiers 699 Male statt Thore punktirt werde, wie im 5. Bezirk letzthin." - Die Misere steigt, während "Perikles-Marrast" 6000 Fr. Monatszulage fordert, "um durch würdiges Repräsentiren die Ehre des Amtes zu wahren und dem Kommerz aufzuhelfen" (wörtlich) müssen die Garnisonssoldaten täglich etliche hundert Bettlerfamilien füttern, denen sie die überschüssige Suppe hinausreichen. "Wir sind begierig auf den Winter, sagt La Republique, und versprechen im Voraus den weisen Vätern des Vaterlands, den Priestern der Konkurrenz, den Anbetern des Malthus, den Verhöhnern des Arbeits-d. h. des Lebensrechts, eine fröhliche Rückkehr des Vertrauens." - La Reforme zeigt die Constituirung des "deutschen Vereins zu Paris" in seinem Cirkular an, und sagt: "Die hiesigen deutschen Demokraten haben jetzt eine Societät gebildet um mit ihren Brüdern in Deutschland sich zu verbinden, welchem Schritte wir lebhaft Beifall zollen, denn seine weitern Folgen können der Sache der europäischen Demokratie mächtig nützen", während die "Erenouvelle" des Pater Lacordaire sagt: "unsere östlichen Nachbaren scheinen die ärgste Seite unsrer modernen Geschichte, die Jahre 92 und 93, sich zum Muster zu wählen, und allerdings steht von der Nation, die eine luther'sche Kirchenrebellion, eine kant'sche Vernunft- und Glaubensrevolution, endlich einen zum Sozialismus führenden Pantheismus und Atheismus der Welt schenkte, in diesem Jahre noch viel Gefahr zu befürchten." Nachschrift. Auf dem letzthin abgegangenen Eisenbahnzuge mit "Juniräubern" befinden sich die drei Deutschen: Peter Jakobs (Marmorsäger) aus Preußen, Johannes Hattenhauer, 50 J. alt, (Schreiner) aus Vochlitz in Sachsen, Blank aus Rheinbaiern. Da ist hohe Zeit, daß die demokratischen Vereine Deutschlands wegen dieser und der früher transportirten Landsleute auf Einschreiten der Gesandtschaft in Paris dringen. Daß der Murmelthierkönig Karl Albert, daß Leopold "auf breitester Basis" die transportirten Savoier und Belgier nicht reklamirt, darf keine Norm für das revolutionäre Deutschland abgeben. Paris, 19. Sept. Der Wahlakt ist vorüber. Gestern Abend 9 Uhr wurden die sämmtlichen Listen geschlossen und heute werden die Stimmen gezählt. Vor 4 Uhr dürfte jedoch schwerlich ein Resultat bekannt werden. - Der Wahlakt ging ohne Störung vorüber. Klubs und Straßen waren zwar bis tief in die Nacht überfüllt; allein zu Störungen kam es nicht. Nur auf dem Platze Chatelet, nächst dem Stadthause wäre beinahe Blut geflossen. Die Arbeiter hatten sich dort in Masse versammelt und die Patrouillen trieben sie ziemlich ernst auseinander. - 1 1/2 Uhr Mittags. Die Wahlen sind ganz bonapartistisch und roth ausgefallen. - Gegen die Vorsitzer der beiden volksthümlichsten Klubs im Cafe Spectacle am Boulevard Bonne Nouvelle und der Flitt'schen Reitbahn, Chaussee d'Antin, sind gewisser Anträge und Reden halber Untersuchungen eingeleitet worden. Somit fände das berüchtigte Klubgesetz seine erste Anwendung! Auch gegen die Drucker des Blanqui'sche Plakats aus dem Donjon und einer Anempfehlung des Prinzen Joinville zum Kandidaten der Nationalversammlung sind gerichtliche Schritte geschehen. - Die Gerber (corroyeurs) haben ihre Arbeiten eingestellt. Die Erbitterung unter ihnen soll fürchterlich sein. Deshaies, der die größte Arbeiterzahl beschäftigt, hat die Polizei um Schutzmannschaften gebeten, weil sie ihm drohte, seine Fabriken in Brand zu stecken. In Elbeuf herrscht immer noch die größte Gährung unter den dortigen Fabrikarbeitern. Sie sind wüthend, daß die Nationalversammlung das Arbeitsstundendekret vom 2. März abschaffte. Nur mit unsäglicher Mühe gelingt es den Behörden die Ruhe aufrecht zu erhalten. - Die Lyoner Schneiderwerkstätten arbeiten über Hals und Geschäfte in Staatspapieren gemacht werden.“ Beklagenswerthe Wucherer! Frankfurt, 19. Sept. G. Metternich ist heute Morgen, als er ruhig über die Straße ging, von Soldaten verhaftet und schwer in den Hals durch Stiche verwundet worden. * Frankfurt, 19. Sept. Wie es heißt, standen 2000 bewaffnete Hanauer vor den Thoren, die sich an dem Kampfe betheiligen wollten, wenn die Insurgenten die Republik ausrufen wollten. Jahn wird vermißt. Nach Einigen wäre er in Bockenheim erschlagen worden; Andere versichern, daß er wohl bald aus einem Keller ans Tageslicht kriechen wird. !!! Frankfurt, 19. September. 81. Sitzung der National-Versammlung. Die Vertreter versammeln sich spärlich und allmählig und in großer Aufregung. In den Straßen wogt es von Soldaten. Die Stadt sieht aus wie ein Heerlager. Niemand darf hinaus. Der Belagerungszustand ist erklärt. Unzählige Truppen bivouakiren auf den Straßen. Die Vertreter haben sich bis gegen 10 Uhr zahlreich versammelt. Das Protokoll wird verlesen. Fuchs vermißt 2 Thatsachen. 1. Das Eindringen des Volks in die Versammlung. 2. Die Eingabe der Volksversammlung wegen der Landesverrätherei. Präsident: Meine Herren! Unter dem Eindruck der traurigsten Ereignisse eröffne ich die Versammlung. Neue Opfer der Bewegung sind muthwillig geliefert worden. Unter diesen Opfern v. Auerswald und Lichnowsky. Sie sind meuchlings gemordet worden. (Aufregung). Was ist die Veranlassung? Was die Folgen? Die Veranlassung der Beschluß der Mehrheit der Versammlung am 16 September. Ich ehre alle Ueberzeugungen. Die der Minorität und Majorität Der Gehorsam gegen die Majoritat ist muthwillig verweigert worden. Die gerechte Strafe wird folgen. (Ja! Ja!) Man hat angestrebt durch diesen Aufruhr gegen die Einheit des Vaterlandes. Wer behauptet, der Norden habe ein schlechteres Ehrgefühl als der Süden, der zerreißt das Vaterland. Auch die Freiheit ist gefährdet. Aber das Rachegefühl muß unterdrückt werden. Noch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist geübt worden durch die Thaten des gestrigen Abends und der Nacht. Die neuesten Ereignisse sind hervorgegangen aus einem Zerwürfniß dieser Versammlung und dem Parteigeist. Es ist wahr, daß ein Reichsministerium jetzt keine Mojorität hat. Es ist leicht, ein Ministerium zu stürzen, aber schwer, ein neues zu bilden. Deshalb mussen wir jetzt das Ministerium schützen, denn die Zeit ist wichtig und die Verantwortlichkeit ist groß. (Jawohl! Bravo! Arndt und Stedmann weinen). Schmerling: Als ich Ihnen vor 24 Stunden sagte, daß wir das Ministerium behalten würden, wußte ich wohl, daß ernste Bewegungen bevorstehen, aber so schrecklich habe ich sie nicht geahnt. Im Bewußtsein, die National-Versammlung auf jede Weise schützen zu müssen, haben wir unsere Maßregeln getroffen, um die Ruhe der Stadt um jeden Preis herzustellen. Barrikaden wurden zum Theil genommen. Die Waffenruhe wurde zugestanden. Dies war ohne Erfolg. Deshalb Angriff mit Kanonen, Reinigung der Straßen und Häuser. Ich habe die Ehre Ihnen mitzutheilen, daß ganz Frankfurt und Sachsenhausen in den Händen der gesetzlichen Macht ist (Bravo!) Deshalb Kriegs-und Belagerungszustand! (Bravo!) Er wird so lange dauern, bis die Ruhe vollständig. (Bravo!) Die Ruhe der Stadt und der Nachbarstaaten ist gesichert durch die Soldatenmassen. Minister v. Mohl: Wenn die Untersuchungen eingeleitet, wird Ihnen das Resultat mitgetheilt werden. Macht ferner eine Mittheilung wegen der Sicherheit der National-Versammlung. Es muß ein Gesetz zu ihrem Schutz gegeben werden. Diesen Gesetzentwurf werden wir morgen vorlegen. Venedey: Im Namen der Linken erklärt er, daß die Linke die Entrüstung theilt, daß der gestrige Sieg, ein Sieg der National-Versammlung. Doch ist der Sieg gefährlich, hüten Sie sich, daß die Reaktion ihn nicht ausbeutet. (Jawohl, hüten Sie sich!) Zachariä: Centralgewalt und Reichsministerium muß man jetzt stützen. Deshalb stelle ich mit vielen Mitgliedern des Hauses den Antrag: Die National-Versammlung beschließt: 1. Dem Reichsministerium die volle Zustimmung zu den Maßregeln, die es bisher getroffen, auszusprechen. 2. Unterstützung der zukünftigen Maßregeln für Einheit Deutschlands und Vertrauen dazu auszusprechen 3 Dank des Vaterlandes an die Reichstruppen für die Hingebung, mit der sie sich geschlagen (!). (Bravo! Bravo!) Venedey: Nicht unserer Würde angemessen, jetzt über eine solche Diskussion schon einzugehen Gegen die Dringlichkeit. Baly Für die Dringlichkeit. Namentliche Abstimmung über die Dringlichkeit. Vogt: Ueber Punkt 1 und 3 kann unmittelbar verhandelt werden, obgleich ruhige Diskussion noch nicht möglich. Ueber Punkt 2, das Vertrauensvotum für das Ministerium ist jetzt nicht zu berathen. Beseler. Für die Dringlichkeit aller Punkte Raveaux: Jetzt ist noch keine ruhige Diskussion möglich. Das Ministerium muß und wird unterstützt werden. Aber die Anträge Zachariä mögen durch die Ausschüsse gehen. Die Dringlichkeit ist nicht auszusprechen. Vinke: Durch das Vertrauen ist die Verantwortlichkeit nicht ausgeschlossen. Für die Dringlichkeit. Schaffrath. Aufregung! Die Beschlüsse sind unnöthig und überflüssig. (Unruhe!) Das Ministerium hat ohne unsere Beschlüsse seine Rechte und Pflichten. ‒ Gegen die Dringlichkeit. ‒ Präsident. Abstimmung über die Dringlichkeit. Die Dringlichkeit der 3 Zachariäschen Anträge erkannt. Eisenmann. Er kann versichern, daß die Linke die Bewegung mit Aufopferung und mit persönlichem Muth zu verhindern gesucht hat. (Bewegung ‒ Widersprüche rechts;) ‒ Zur Sache! Für Punkt 2: die Billigung der zukünftigen Maaßregeln, kann er sich nicht aussprechen (Unruhe.) Dies ist gegen unsre Pflicht und unsre Würde. Das Ministerium hat selbst erklärt, Stadt und Vorstadt ist ruhig. Also wo denn die Dringlichkeit, wo denn die Gefahr, die außerordentliche Maaßregeln erheischt. (Unruhe. Schluß!) Major Teichert, hält eine Lobrede auf die Sachsenhäuser (Vorstädter von Frankfurt) die den Bau der Barrikaden verhindert. ‒ (Bravo!) Die National-Versammlung solle sich ein Beispiel nehmen. ‒ Präsident. Verbesserungsantrag, der Punkt 2 der Zachariäschen Anträge von Schaffrath: zu sagen, nicht bloß zu allen Maaßregeln der Einheit, sondern auch der Freiheit. ‒ Jordan (Berlin.) Für unbedingte Annahme des Antrags, und sofortige Abstimmung ohne Diskussion (Bravo! Schluß!) Präsident. Amendement von Rösler von Oels: den Soldaten nicht bloß für ihre Hingebung, sondern auch für ihre Mäßigung zu danken. (Bravo!) Zachariä: nimmt beide Amendements von Schaffrath und Rösler von Oels in seine Anträge auf; ‒ und bemerkt: seine Anträge sollen nur eine moralische Stütze für das Ministerium in diesem kritischen Augenblick sein, kein Vertrauensvotum zu allen möglichen etwaigen Maaßregeln. ‒ Der erste Punkt wird angenommen. (Die Linke bleibt sitzen) Während der Abstimmung schreit man von vielen Seiten nach namentlicher Abstimmung. Tumult. Unruhe. Jordan gegen die namentliche Abstimmung wegen der Gefahr derer die gegen die Anträge stimmen würden. (Links Geschrei: Wir brauchen Ihren Schutz nicht! Wir wollen namentliche Abstimmung!) Rösler von Oels. Nach der Motivirung des Herrn Jordan muß ich Ihnen erklären, daß wir uns nicht fürchten vor dem Kugelregen, wie wir gestern bewiesen, ‒ und auch vor keiner namentlichen Abstimmung. ‒ Baly verlangt namentliche Abstimmung für den 2. Punkt. Präsident. Die ist zu spät! ‒ Es wird wie gewöhnlich abgestimmt. ‒ 2. Punkt mit Schaffraths Amendement angenommen. 3. Punkt dito. (auch die Linke steht auf außer 8 bis 10 Mitglieder.) Beseler stellt den Antrag heut die Versammlung zu schließen ‒ Angenommen. Zugleich wird beschlossen die nächste Sitzung Morgen zu halten. Uebermorgen Leichenbegängniß von Lychnowsky und Auerswald. ‒ Die Stadt ist ruhig, so ruhig wie ein Militärlager. ‒ Verhaftungen ‒ Soldatenherrschaft. * Rendsburg, 19. Sept. Heute ist das Grundgesetz für Schleswig-Holstein amtlich publizirt worden. Ungarn. Pesth, 13. Sept. Die Ereignisse häufen sich so schnell übereinander, daß man kaum zum Athmen kommt. In der Morgensitzung formulirte Kossuth seine Gesetzvorschläge. Truppen werden im Wege der Werbung ausgehoben, und die Anzahl der auszuhebenden Mannschaft auf jeden Bezirk und Comitat ausgeworfen, und nur im Falle mittelst der Werbung die Anzahl nicht aufzustellen wäre, dann wird nach dem Konskriptionsgesetze verfahren. Die von den Linientruppen in den neuen Regimentern sich einreihen lassen, denen wird die Zeit ihres Dienstes eingerechnet. Die Sprache, wie auch Kleidung und Farben sind ganz national. Also sind die vom Kriegsminister vorgeschlagenen und auch vom Hause schon angenommenen Gesetze verändert, indem die Mannschaft mittelst der Werbung und nicht der Konskription, in keines der bestehenden alten Regimenter eingereiht, vielmehr auch jene in die neuen eingereiht werden. So geschah es gestern Abends, daß von dem ungarischen Regiment Thursky in Masse die Mannschaft in das von Kossuth zu errichtende Regiment Hungady herüberkamen, ja die Bande sogar ist herüber. In zwei Tagen sind die Offiziere ohne Mannschaft, trotzdem die schärfsten Strafen von den Offizieren der Mannschaft auferlegt sind. Auch treten von dem italienischen Regimente Cecopieri über und lassen sich zum Regimente Hungady einreihen. Preßburg, 15. Sept. Unsere Stadt ist nicht zu kennen. Seitdem die ungarischen Deputirten von dem König von Ungarn eine kaiserliche östreichische Antwort erhielten, rüstet sich jung und alt zum Kriege. Agram, 13. September. Heute wurde hier folgendes Bülletin von der kroatisch-slavonischen Armee publicirt: „Warasdin, 12. September 1848. Heute ist das Hauptquartier über die Drave, und die Armee bereits über die Mur, und zwar ohne jeden Widerstand gerückt. ‒ Jenes Gerücht, als hätten die Magyaren die Brücke über die Mur verbrannt, ist den neuesten Daten zufolge falsch. Morgen geschieht der zweite Uebergang über die Drave, um gegen Kanischa vorzurücken.“ Dieser zweite Uebergang geschieht bei Virje im Sct. Georger-Gränzregimente, wo eine große Truppenmacht aus dem Warasdiner Gencralate konzentrirt ist. Italien. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Französische Republik. 17 Paris, 19. Sept. Der „Conrrier francais“ theilt die Kölner Adresse an die Versammlung ausführlich mit. Mehrere Departementsblätter sprechen sich abermals aufs freudigste aus über „die entschiedenen und taktvoll geführten Bestrebungen der Demokraten in Deutschland, welche bei der bösartigen Zerrissenheit des Landes eine weit schwierigere Aufgabe haben als die jetzigen französischen.“ Le National de l'Quest (in Nantes) vergleicht erstere mit den französischen Einheitsrepublikanern von 93; „wie diese unsere ewig ruhmstrahlenden Vorfahren, haben auch die heutigen deutschen Demokraten das vielköpfige, giftgeifernde Scheusal des Föderalismus zu bekämpfen; sie werden es, hoffen wir, mit Glück, und wie Theseus den Minotaur erschlug, wird die junge Demokratie das alte thierische Sonderbundswesen zermalmen. Robespierre, St. Just, Couthon, die gewaltigen Ritter vom Berge, haben gegen vier Fünftel Frankreichs gesiegt und sind siegend verblutet; mögen unsere edlen deutschen Brüder ein Beispiel daran nehmen. Ihre Rolle ist erhaben, ist welthistorisch; sie werden das feurige Schwert der Gleichheit, die Donnerkeule der Freiheit zu schwingen haben gegen die Banditen und Ränkemacher der heiligen Allianz, gegen die Bajonnete der Geldfürsten, gegen die Giftmischer des religiösen Aberwitzes und der metaphysischen Pedanterie; sie werden gegen die Mongolen des Zaren ihre Blitze zu schleudern haben, aber wie Erzengel Michael werden sie den Satanas überwinden. Dies Vertrauen hegen wir zu der Ehrenhaftigkeit und Macht des deutschen verjüngten Nationalcharakters“ u. s. w. ‒ Die Spannung, die etwas nachgelassen, beginnt wieder; die Wahlkämpfe in Paris sind heißer gewesen als alle früheren; der Constitutionel heult: „wenn die rothen Kandidaten Cabet, Thoré, Raspail in die Kammer kommen, dann ist alles aufs Spiel gestellt; zwar wird die honnette Majorität sich von den drei Unruhstiftern nicht übermannen lassen, allein die Provinzen würden tief betrübt, ja empört werden, die wahnsinnige Partei der Rothen würde neuen Muth schöpfen und Juniscenen herbeiführen.“ Dies klingt ziemlich deutlich; noch deutlicher der Aufruf des Marschall Bugeaud (er hat mindestens drei ankleben lassen) dieser „Vater der Bauern, Soldaten und ‒ Arbeiter“ (die er in der Straße Transnonain massakrirte); es heißt: „Ich erbiete mich zum Schwertführer der Republik aller honnetten Leute, und kämen die Kommunisten wieder herangerückt, ich würde gern meinen letzten Blutstropfen gegen sie verspritzen.“Dieser „Vater“ wird bereits offen in der Deputirtenklike der Straße Poitiers, und deren saubern Blätter als Nebenbuhler dem General Cavaignac entgegengehalten. „Hr. Thiers schwört zwar auf die Republik, aber er schämt sich nicht gegen die energische Maßregel Cavaignac's 25 Volksrepräsentanten in die von Königsspionen aufgestachelten Provinzen als Kommissäre zu senden, mit Händen und Füßen zu opponiren. Ha! bis in den Staub schmiegte sich diese Thierspartei, mit gekrümmtem Rückgrat, und grüßte mit Heuchlerrede den Sonnenaufgang der Volksherrlichkeit; warum heulen sie denn so gegen Cavaignac's Maßregel?“ sagt Bareste in La Republique.“ ‒ In Rogent schreit man auf der Straße: „es lebe Heinrich V., herunter die Republik.“ Der „Independant de l'Ouest“, ein Legitimistenblättchen reinsten Wassers, jauchzt: „hier haben die Männer der Rechten über die Liberalen gesiegt.“ In Ganges ward ein Bezirksrath dieser Partei unter dem Jubelruf: es lebe der König! ernannt, man zog um Mitternacht die Glocken, trommelte, ließ Raketen steigen, und ein Triumphbogen mit weißgrünem Papier und Lilienfahnen prangte. Cavaignac hat den erzköniglichen Stadtrath in Montpellier aufgelöst; die Wuth des „Echo du Midi“ gränzt daher an Epilepsie. „Die Honnetten allein sind Menschen, sind Christen“, kreischt es in seiner letzten Nummer. ‒ In Paris kam es seit kurzem zu öftern Prügeleien, man fand sich beleidigt durch die Impertinenz der Volksfeinde, die auf Straßen und im Kafé ihre Republik als „honnett“ proklamiren; ein Blousemann schrie: „also sollen wir wohl malhonnett sein?“ Honnetten Bourgeois, die kommunistische Wahlaffischen abrissen, ward Hut und Rock weidlich zerklopft; was der stets geistreiche Constitutionnel so erzählt: „ein kurzsichtiger Ehrenmann (sic!) hat ohne böse Absicht mit dem Finger eine Affiche berührt um dadurch besser lesen (sic) zu können; sofort ward er von entarteten (sic!) Handwerkern brutalisirt.“ Derselbe Constitutionnel sagte früher: „ach, da sitzt ein Proudhon in der Kammer, und wem verdanken wir's? nur seinen Wählern.“ Im Klub Bonne Nouvelle wurde dies Schmutzblatt neulich vom Präsidenten Bernard in ganzer Niedertracht enthüllt, und der Saal brach fast zusammen vor endlosem Beifall; Bernard zeigte sodann die Wahl der drei Volksmänner als unausbleiblich an, und zugleich eine endlose Menge perfider und plumper Umriebe, z. B. wieder das Schließen der Einschreiblokale um 6 Uhr statt um 8, die Austheilung von Zetteln mit den Namen zweier der Volksmänner und dem eines Volksfeindes, u. dgl. Dieser Klub ist der energischeste, er steht in direkter Verbindung mit den Delegirten der Arbeiterkorporationen und demokratischen Associationen, die eine Affische erließen, worin sie sagen: „Volk, auf! nicht zum Schlagen diesmal, zum Wählen. Du bist trotz deiner fünfzigjährigen Kämpfe wider die Despoten immer noch elend. Warum? weil du nach deinem Siege dich jedesmal deinen Gegnern anvertrautest. Volk! du hast seit Februar wenigstens Wahlrechte; und du brauchtest nur zu wollen, da traten Lagrange, Proudhon, P. Leroux, Caussidiere ins Repräsentantenhaus… Laß jetzt die drei an Stimmenzahl am 5. Juni reichsten eintreten: Cabet, Thoré, Raspail. Arbeiter, wer von Euch einen zerfetzten Rock hat, aus Elend und Arbeitsmangel, der schäme sich deßhalb nicht zur Wahlurne zu eilen. Bürgerinnen! ihr die ihr unsere Noth und Sorgen treulich theilt, stärkt unsern Muth und Eifer, kommt mit uns bis zur Wahlurne. Und möge Niemand sagen: ich gehe nicht stimmen, weil ich arbeiten muß; Freunde, diese Stunde Arbeitsverlust wird Euch nicht gereuen. Hilf, dir, so hilft dir der Himmel, Volk! im Namen der social-demokratischen Republik!“ Bernard empfahl ferner, an der Urne Tag und Nacht Wache zu stehen, damit nicht „die honnetten Republikaner wie im April und Juni mit langen Haken Votazettel herausfischen, auch beim Skrutiniren zugegen zu sein, damit nicht wieder, wie in Courbevoie, dem Dr. Francois Raspail 390 Stimmen von seinen 490 gestrichen werden, weil die Herren Skrutinirer Raspail Fs. für Raspail Sohn ([unleserliches Material]) auszulegen beliebten, oder der Name Thiers 699 Male statt Thoré punktirt werde, wie im 5. Bezirk letzthin.“ ‒ Die Misere steigt, während „Perikles-Marrast“ 6000 Fr. Monatszulage fordert, „um durch würdiges Repräsentiren die Ehre des Amtes zu wahren und dem Kommerz aufzuhelfen“ (wörtlich) müssen die Garnisonssoldaten täglich etliche hundert Bettlerfamilien füttern, denen sie die überschüssige Suppe hinausreichen. „Wir sind begierig auf den Winter, sagt La Republique, und versprechen im Voraus den weisen Vätern des Vaterlands, den Priestern der Konkurrenz, den Anbetern des Malthus, den Verhöhnern des Arbeits-d. h. des Lebensrechts, eine fröhliche Rückkehr des Vertrauens.“ ‒ La Reforme zeigt die Constituirung des „deutschen Vereins zu Paris“ in seinem Cirkular an, und sagt: „Die hiesigen deutschen Demokraten haben jetzt eine Societät gebildet um mit ihren Brüdern in Deutschland sich zu verbinden, welchem Schritte wir lebhaft Beifall zollen, denn seine weitern Folgen können der Sache der europäischen Demokratie mächtig nützen“, während die „Erenouvelle“ des Pater Lacordaire sagt: „unsere östlichen Nachbaren scheinen die ärgste Seite unsrer modernen Geschichte, die Jahre 92 und 93, sich zum Muster zu wählen, und allerdings steht von der Nation, die eine luther'sche Kirchenrebellion, eine kant'sche Vernunft- und Glaubensrevolution, endlich einen zum Sozialismus führenden Pantheismus und Atheismus der Welt schenkte, in diesem Jahre noch viel Gefahr zu befürchten.“ Nachschrift. Auf dem letzthin abgegangenen Eisenbahnzuge mit „Juniräubern“ befinden sich die drei Deutschen: Peter Jakobs (Marmorsäger) aus Preußen, Johannes Hattenhauer, 50 J. alt, (Schreiner) aus Vochlitz in Sachsen, Blank aus Rheinbaiern. Da ist hohe Zeit, daß die demokratischen Vereine Deutschlands wegen dieser und der früher transportirten Landsleute auf Einschreiten der Gesandtschaft in Paris dringen. Daß der Murmelthierkönig Karl Albert, daß Leopold „auf breitester Basis“ die transportirten Savoier und Belgier nicht reklamirt, darf keine Norm für das revolutionäre Deutschland abgeben. Paris, 19. Sept. Der Wahlakt ist vorüber. Gestern Abend 9 Uhr wurden die sämmtlichen Listen geschlossen und heute werden die Stimmen gezählt. Vor 4 Uhr dürfte jedoch schwerlich ein Resultat bekannt werden. ‒ Der Wahlakt ging ohne Störung vorüber. Klubs und Straßen waren zwar bis tief in die Nacht überfüllt; allein zu Störungen kam es nicht. Nur auf dem Platze Chatelet, nächst dem Stadthause wäre beinahe Blut geflossen. Die Arbeiter hatten sich dort in Masse versammelt und die Patrouillen trieben sie ziemlich ernst auseinander. ‒ 1 1/2 Uhr Mittags. Die Wahlen sind ganz bonapartistisch und roth ausgefallen. ‒ Gegen die Vorsitzer der beiden volksthümlichsten Klubs im Café Spectacle am Boulevard Bonne Nouvelle und der Flitt'schen Reitbahn, Chaussee d'Antin, sind gewisser Anträge und Reden halber Untersuchungen eingeleitet worden. Somit fände das berüchtigte Klubgesetz seine erste Anwendung! Auch gegen die Drucker des Blanqui'sche Plakats aus dem Donjon und einer Anempfehlung des Prinzen Joinville zum Kandidaten der Nationalversammlung sind gerichtliche Schritte geschehen. ‒ Die Gerber (corroyeurs) haben ihre Arbeiten eingestellt. Die Erbitterung unter ihnen soll fürchterlich sein. Deshaies, der die größte Arbeiterzahl beschäftigt, hat die Polizei um Schutzmannschaften gebeten, weil sie ihm drohte, seine Fabriken in Brand zu stecken. In Elbeuf herrscht immer noch die größte Gährung unter den dortigen Fabrikarbeitern. Sie sind wüthend, daß die Nationalversammlung das Arbeitsstundendekret vom 2. März abschaffte. Nur mit unsäglicher Mühe gelingt es den Behörden die Ruhe aufrecht zu erhalten. ‒ Die Lyoner Schneiderwerkstätten arbeiten über Hals und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar109_015" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0543"/> Geschäfte in Staatspapieren gemacht werden.“ Beklagenswerthe Wucherer!</p> </div> <div xml:id="ar109_016" type="jArticle"> <head>Frankfurt, 19. Sept.</head> <p>G. Metternich ist heute Morgen, als er ruhig über die Straße ging, von Soldaten verhaftet und schwer in den Hals durch Stiche verwundet worden.</p> </div> <div xml:id="ar109_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 19. Sept.</head> <p>Wie es heißt, standen 2000 bewaffnete Hanauer vor den Thoren, die sich an dem Kampfe betheiligen wollten, wenn die Insurgenten die Republik ausrufen wollten.</p> <p>Jahn wird vermißt. Nach Einigen wäre er in Bockenheim erschlagen worden; Andere versichern, daß er wohl bald aus einem Keller ans Tageslicht kriechen wird.</p> </div> <div xml:id="ar109_018" type="jArticle"> <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 19. September.</head> <p>81. Sitzung der National-Versammlung.</p> <p>Die Vertreter versammeln sich spärlich und allmählig und in großer Aufregung. In den Straßen wogt es von Soldaten. Die Stadt sieht aus wie ein Heerlager. Niemand darf hinaus. Der Belagerungszustand ist erklärt. Unzählige Truppen bivouakiren auf den Straßen.</p> <p>Die Vertreter haben sich bis gegen 10 Uhr zahlreich versammelt.</p> <p>Das Protokoll wird verlesen. Fuchs vermißt 2 Thatsachen. 1. Das Eindringen des Volks in die Versammlung. 2. Die Eingabe der Volksversammlung wegen der Landesverrätherei.</p> <p><hi rendition="#g">Präsident:</hi> Meine Herren! Unter dem Eindruck der traurigsten Ereignisse eröffne ich die Versammlung. Neue Opfer der Bewegung sind muthwillig geliefert worden. Unter diesen Opfern v. Auerswald und Lichnowsky. Sie sind meuchlings gemordet worden. (Aufregung). Was ist die Veranlassung? Was die Folgen? Die Veranlassung der Beschluß der Mehrheit der Versammlung am 16 September. Ich ehre alle Ueberzeugungen. Die der Minorität und Majorität Der Gehorsam gegen die Majoritat ist muthwillig verweigert worden. Die gerechte Strafe wird folgen. (Ja! Ja!) Man hat angestrebt durch diesen Aufruhr gegen die Einheit des Vaterlandes. Wer behauptet, der Norden habe ein schlechteres Ehrgefühl als der Süden, der zerreißt das Vaterland. Auch die Freiheit ist gefährdet.</p> <p>Aber das Rachegefühl muß unterdrückt werden. Noch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist geübt worden durch die Thaten des gestrigen Abends und der Nacht. Die neuesten Ereignisse sind hervorgegangen aus einem Zerwürfniß dieser Versammlung und dem Parteigeist. Es ist wahr, daß ein Reichsministerium jetzt keine Mojorität hat. Es ist leicht, ein Ministerium zu stürzen, aber schwer, ein neues zu bilden. Deshalb mussen wir jetzt das Ministerium schützen, denn die Zeit ist wichtig und die Verantwortlichkeit ist groß. (Jawohl! Bravo! Arndt und Stedmann weinen).</p> <p><hi rendition="#g">Schmerling:</hi> Als ich Ihnen vor 24 Stunden sagte, daß wir das Ministerium behalten würden, wußte ich wohl, daß ernste Bewegungen bevorstehen, aber so schrecklich habe ich sie nicht geahnt. Im Bewußtsein, die National-Versammlung auf jede Weise schützen zu müssen, haben wir unsere Maßregeln getroffen, um die Ruhe der Stadt um jeden Preis herzustellen. Barrikaden wurden zum Theil genommen. Die Waffenruhe wurde zugestanden. Dies war ohne Erfolg. Deshalb Angriff mit Kanonen, Reinigung der Straßen und Häuser. Ich habe die Ehre Ihnen mitzutheilen, daß ganz Frankfurt und Sachsenhausen in den Händen der gesetzlichen Macht ist (Bravo!) Deshalb Kriegs-und Belagerungszustand! (Bravo!) Er wird so lange dauern, bis die Ruhe vollständig. (Bravo!) Die Ruhe der Stadt und der Nachbarstaaten ist gesichert durch die Soldatenmassen.</p> <p>Minister v. <hi rendition="#g">Mohl:</hi> Wenn die Untersuchungen eingeleitet, wird Ihnen das Resultat mitgetheilt werden. Macht ferner eine Mittheilung wegen der Sicherheit der National-Versammlung. Es muß ein Gesetz zu ihrem Schutz gegeben werden. Diesen Gesetzentwurf werden wir morgen vorlegen.</p> <p><hi rendition="#g">Venedey:</hi> Im Namen der Linken erklärt er, daß die Linke die Entrüstung theilt, daß der gestrige Sieg, ein Sieg der National-Versammlung. Doch ist der Sieg gefährlich, hüten Sie sich, daß die Reaktion ihn nicht ausbeutet. (Jawohl, hüten Sie sich!)</p> <p><hi rendition="#g">Zachariä:</hi> Centralgewalt und Reichsministerium muß man jetzt stützen. Deshalb stelle ich mit vielen Mitgliedern des Hauses den Antrag: Die National-Versammlung beschließt:</p> <p>1. Dem Reichsministerium die volle Zustimmung zu den Maßregeln, die es bisher getroffen, auszusprechen.</p> <p>2. Unterstützung der zukünftigen Maßregeln für Einheit Deutschlands und Vertrauen dazu auszusprechen</p> <p>3 Dank des Vaterlandes an die Reichstruppen für die Hingebung, mit der sie sich geschlagen (!). (Bravo! Bravo!)</p> <p><hi rendition="#g">Venedey:</hi> Nicht unserer Würde angemessen, jetzt über eine solche Diskussion schon einzugehen Gegen die Dringlichkeit.</p> <p><hi rendition="#g">Baly</hi> Für die Dringlichkeit. Namentliche Abstimmung über die Dringlichkeit.</p> <p><hi rendition="#g">Vogt:</hi> Ueber Punkt 1 und 3 kann unmittelbar verhandelt werden, obgleich ruhige Diskussion noch nicht möglich. Ueber Punkt 2, das Vertrauensvotum für das Ministerium ist jetzt nicht zu berathen.</p> <p><hi rendition="#g">Beseler.</hi> Für die Dringlichkeit aller Punkte</p> <p><hi rendition="#g">Raveaux:</hi> Jetzt ist noch keine ruhige Diskussion möglich. Das Ministerium muß und wird unterstützt werden. Aber die Anträge Zachariä mögen durch die Ausschüsse gehen. Die Dringlichkeit ist nicht auszusprechen.</p> <p><hi rendition="#g">Vinke:</hi> Durch das Vertrauen ist die Verantwortlichkeit nicht ausgeschlossen. Für die Dringlichkeit.</p> <p><hi rendition="#g">Schaffrath.</hi> Aufregung! Die Beschlüsse sind unnöthig und überflüssig. (Unruhe!) Das Ministerium hat ohne unsere Beschlüsse seine Rechte und Pflichten. ‒ Gegen die Dringlichkeit. ‒</p> <p>Präsident. Abstimmung über die Dringlichkeit.</p> <p>Die Dringlichkeit der 3 Zachariäschen Anträge erkannt.</p> <p><hi rendition="#g">Eisenmann.</hi> Er kann versichern, daß die Linke die Bewegung mit Aufopferung und mit persönlichem Muth zu verhindern gesucht hat. (Bewegung ‒ Widersprüche rechts;) ‒ Zur Sache! Für Punkt 2: die Billigung der zukünftigen Maaßregeln, kann er sich nicht aussprechen (Unruhe.) Dies ist gegen unsre Pflicht und unsre Würde. Das Ministerium hat selbst erklärt, Stadt und Vorstadt ist ruhig. Also wo denn die Dringlichkeit, wo denn die Gefahr, die außerordentliche Maaßregeln erheischt. (Unruhe. Schluß!)</p> <p>Major <hi rendition="#g">Teichert,</hi> hält eine Lobrede auf die Sachsenhäuser (Vorstädter von Frankfurt) die den Bau der Barrikaden verhindert. ‒ (Bravo!) Die National-Versammlung solle sich ein Beispiel nehmen. ‒</p> <p>Präsident. Verbesserungsantrag, der Punkt 2 der Zachariäschen Anträge von Schaffrath: zu sagen, nicht bloß zu allen Maaßregeln der Einheit, sondern auch der Freiheit. ‒</p> <p><hi rendition="#g">Jordan</hi> (Berlin.) Für unbedingte Annahme des Antrags, und sofortige Abstimmung ohne Diskussion (Bravo! Schluß!)</p> <p>Präsident. Amendement von Rösler von Oels: den Soldaten nicht bloß für ihre Hingebung, sondern auch für ihre Mäßigung zu danken. (Bravo!)</p> <p><hi rendition="#g">Zachariä:</hi> nimmt beide Amendements von Schaffrath und Rösler von Oels in seine Anträge auf; ‒ und bemerkt: seine Anträge sollen nur eine moralische Stütze für das Ministerium in diesem kritischen Augenblick sein, kein Vertrauensvotum zu allen möglichen etwaigen Maaßregeln. ‒</p> <p>Der erste Punkt wird angenommen. (Die Linke bleibt sitzen)</p> <p>Während der Abstimmung schreit man von vielen Seiten nach namentlicher Abstimmung. Tumult. Unruhe.</p> <p><hi rendition="#g">Jordan</hi> gegen die namentliche Abstimmung wegen der Gefahr derer die gegen die Anträge stimmen würden. (Links Geschrei: Wir brauchen Ihren Schutz nicht! Wir wollen namentliche Abstimmung!)</p> <p><hi rendition="#g">Rösler</hi> von Oels. Nach der Motivirung des Herrn Jordan muß ich Ihnen erklären, daß wir uns nicht fürchten vor dem Kugelregen, wie wir gestern bewiesen, ‒ und auch vor keiner namentlichen Abstimmung. ‒</p> <p><hi rendition="#g">Baly</hi> verlangt namentliche Abstimmung für den 2. Punkt.</p> <p>Präsident. Die ist zu spät! ‒ Es wird wie gewöhnlich abgestimmt. ‒ 2. Punkt mit Schaffraths Amendement angenommen.</p> <p>3. Punkt dito. (auch die Linke steht auf außer 8 bis 10 Mitglieder.)</p> <p><hi rendition="#g">Beseler</hi> stellt den Antrag heut die Versammlung zu schließen ‒ Angenommen.</p> <p>Zugleich wird beschlossen die nächste Sitzung Morgen zu halten.</p> <p>Uebermorgen Leichenbegängniß von Lychnowsky und Auerswald. ‒</p> <p>Die Stadt ist ruhig, so ruhig wie ein Militärlager. ‒ Verhaftungen ‒ Soldatenherrschaft.</p> </div> <div xml:id="ar109_019" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rendsburg, 19. Sept.</head> <p>Heute ist das <hi rendition="#g">Grundgesetz</hi> für Schleswig-Holstein amtlich publizirt worden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar109_020" type="jArticle"> <head>Pesth, 13. Sept.</head> <p>Die Ereignisse häufen sich so schnell übereinander, daß man kaum zum Athmen kommt. In der Morgensitzung formulirte Kossuth seine Gesetzvorschläge. Truppen werden im Wege der Werbung ausgehoben, und die Anzahl der auszuhebenden Mannschaft auf jeden Bezirk und Comitat ausgeworfen, und nur im Falle mittelst der Werbung die Anzahl nicht aufzustellen wäre, dann wird nach dem Konskriptionsgesetze verfahren. Die von den Linientruppen in den neuen Regimentern sich einreihen lassen, denen wird die Zeit ihres Dienstes eingerechnet. Die Sprache, wie auch Kleidung und Farben sind ganz national. Also sind die vom Kriegsminister vorgeschlagenen und auch vom Hause schon angenommenen Gesetze verändert, indem die Mannschaft mittelst der Werbung und nicht der Konskription, in keines der bestehenden alten Regimenter eingereiht, vielmehr auch jene in die neuen eingereiht werden. So geschah es gestern Abends, daß von dem ungarischen Regiment Thursky in Masse die Mannschaft in das von Kossuth zu errichtende Regiment Hungady herüberkamen, ja die Bande sogar ist herüber. In zwei Tagen sind die Offiziere ohne Mannschaft, trotzdem die schärfsten Strafen von den Offizieren der Mannschaft auferlegt sind. Auch treten von dem italienischen Regimente Cecopieri über und lassen sich zum Regimente Hungady einreihen.</p> </div> <div xml:id="ar109_021" type="jArticle"> <head>Preßburg, 15. Sept.</head> <p>Unsere Stadt ist nicht zu kennen. Seitdem die ungarischen Deputirten von dem König von Ungarn eine kaiserliche östreichische Antwort erhielten, rüstet sich jung und alt zum Kriege.</p> </div> <div xml:id="ar109_022" type="jArticle"> <head>Agram, 13. September.</head> <p>Heute wurde hier folgendes Bülletin von der kroatisch-slavonischen Armee publicirt: „Warasdin, 12. September 1848. Heute ist das Hauptquartier über die Drave, und die Armee bereits über die Mur, und zwar ohne jeden Widerstand gerückt. ‒ Jenes Gerücht, als hätten die Magyaren die Brücke über die Mur verbrannt, ist den neuesten Daten zufolge falsch. Morgen geschieht der zweite Uebergang über die Drave, um gegen Kanischa vorzurücken.“ Dieser zweite Uebergang geschieht bei Virje im Sct. Georger-Gränzregimente, wo eine große Truppenmacht aus dem Warasdiner Gencralate konzentrirt ist.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar109_023_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 22. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 735.</bibl> </note> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> </head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar109_024" type="jArticle"> <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 19. Sept.</head> <p>Der „Conrrier francais“ theilt die Kölner Adresse an die Versammlung ausführlich mit. Mehrere Departementsblätter sprechen sich abermals aufs freudigste aus über „die entschiedenen und taktvoll geführten Bestrebungen der Demokraten in Deutschland, welche bei der bösartigen Zerrissenheit des Landes eine weit schwierigere Aufgabe haben als die jetzigen französischen.“ Le National de l'Quest (in Nantes) vergleicht erstere mit den französischen Einheitsrepublikanern von 93; „wie diese unsere ewig ruhmstrahlenden Vorfahren, haben auch die heutigen deutschen Demokraten das vielköpfige, giftgeifernde Scheusal des Föderalismus zu bekämpfen; sie werden es, hoffen wir, mit Glück, und wie Theseus den Minotaur erschlug, wird die junge Demokratie das alte thierische Sonderbundswesen zermalmen. Robespierre, St. Just, Couthon, die gewaltigen Ritter vom Berge, haben gegen vier Fünftel Frankreichs gesiegt und sind siegend verblutet; mögen unsere edlen deutschen Brüder ein Beispiel daran nehmen. Ihre Rolle ist erhaben, ist welthistorisch; sie werden das feurige Schwert der Gleichheit, die Donnerkeule der Freiheit zu schwingen haben gegen die Banditen und Ränkemacher der heiligen Allianz, gegen die Bajonnete der Geldfürsten, gegen die Giftmischer des religiösen Aberwitzes und der metaphysischen Pedanterie; sie werden gegen die Mongolen des Zaren ihre Blitze zu schleudern haben, aber wie Erzengel Michael werden sie den Satanas überwinden. Dies Vertrauen hegen wir zu der Ehrenhaftigkeit und Macht des deutschen verjüngten Nationalcharakters“ u. s. w. ‒ Die Spannung, die etwas nachgelassen, beginnt wieder; die Wahlkämpfe in Paris sind heißer gewesen als alle früheren; der Constitutionel heult: „wenn die rothen Kandidaten Cabet, Thoré, Raspail in die Kammer kommen, dann ist alles aufs Spiel gestellt; zwar wird die honnette Majorität sich von den drei Unruhstiftern nicht übermannen lassen, allein die Provinzen würden tief betrübt, ja empört werden, die wahnsinnige Partei der Rothen würde neuen Muth schöpfen und <hi rendition="#g">Juniscenen</hi> herbeiführen.“ Dies klingt ziemlich deutlich; noch deutlicher der Aufruf des Marschall Bugeaud (er hat mindestens drei ankleben lassen) dieser „Vater der Bauern, Soldaten und ‒ Arbeiter“ (die er in der Straße Transnonain massakrirte); es heißt: <hi rendition="#g">„Ich erbiete mich zum Schwertführer der Republik aller honnetten Leute, und kämen die Kommunisten wieder herangerückt, ich würde gern meinen letzten Blutstropfen gegen sie verspritzen.“</hi>Dieser „Vater“ wird bereits offen in der Deputirtenklike der Straße Poitiers, und deren saubern Blätter als Nebenbuhler dem General Cavaignac entgegengehalten. „Hr. Thiers schwört zwar auf die Republik, aber er schämt sich nicht gegen die energische Maßregel Cavaignac's 25 Volksrepräsentanten in die von Königsspionen aufgestachelten Provinzen als Kommissäre zu senden, mit Händen und Füßen zu opponiren. Ha! bis in den Staub schmiegte sich diese Thierspartei, mit gekrümmtem Rückgrat, und grüßte mit Heuchlerrede den Sonnenaufgang der Volksherrlichkeit; warum heulen sie denn so gegen Cavaignac's Maßregel?“ sagt Bareste in La Republique.“ ‒ In Rogent schreit man auf der Straße: „es lebe Heinrich V., herunter die Republik.“ Der „Independant de l'Ouest“, ein Legitimistenblättchen reinsten Wassers, jauchzt: „hier haben die Männer der Rechten über die Liberalen gesiegt.“ In Ganges ward ein Bezirksrath dieser Partei unter dem Jubelruf: es lebe der König! ernannt, man zog um Mitternacht die Glocken, trommelte, ließ Raketen steigen, und ein Triumphbogen mit weißgrünem Papier und Lilienfahnen prangte. Cavaignac hat den erzköniglichen Stadtrath in Montpellier aufgelöst; die Wuth des „Echo du Midi“ gränzt daher an Epilepsie. „Die Honnetten allein sind Menschen, sind Christen“, kreischt es in seiner letzten Nummer. ‒ In Paris kam es seit kurzem zu öftern Prügeleien, man fand sich beleidigt durch die Impertinenz der Volksfeinde, die auf Straßen und im Kafé ihre Republik als „honnett“ proklamiren; ein Blousemann schrie: „also sollen wir wohl malhonnett sein?“ Honnetten Bourgeois, die kommunistische Wahlaffischen abrissen, ward Hut und Rock weidlich zerklopft; was der stets geistreiche Constitutionnel so erzählt: „ein kurzsichtiger Ehrenmann (sic!) hat ohne böse Absicht mit dem Finger eine Affiche berührt um dadurch besser lesen (sic) zu können; sofort ward er von entarteten (sic!) Handwerkern brutalisirt.“ Derselbe Constitutionnel sagte früher: „ach, da sitzt ein Proudhon in der Kammer, und wem verdanken wir's? nur seinen Wählern.“ Im Klub Bonne Nouvelle wurde dies Schmutzblatt neulich vom Präsidenten Bernard in ganzer Niedertracht enthüllt, und der Saal brach fast zusammen vor endlosem Beifall; Bernard zeigte sodann die Wahl der drei Volksmänner als unausbleiblich an, und zugleich eine endlose Menge perfider und plumper Umriebe, z. B. wieder das Schließen der Einschreiblokale um 6 Uhr statt um 8, die Austheilung von Zetteln mit den Namen <hi rendition="#g">zweier</hi> der Volksmänner und dem <hi rendition="#g">eines</hi> Volksfeindes, u. dgl. Dieser Klub ist der energischeste, er steht in direkter Verbindung mit den Delegirten der Arbeiterkorporationen und demokratischen Associationen, die eine Affische erließen, worin sie sagen: „Volk, auf! nicht zum Schlagen diesmal, zum Wählen. Du bist trotz deiner fünfzigjährigen Kämpfe wider die Despoten immer noch elend. Warum? weil du nach deinem Siege dich jedesmal deinen Gegnern anvertrautest. Volk! du hast seit Februar wenigstens Wahlrechte; und du brauchtest nur zu wollen, da traten Lagrange, Proudhon, P. Leroux, Caussidiere ins Repräsentantenhaus… Laß jetzt die drei an Stimmenzahl am 5. Juni reichsten eintreten: Cabet, Thoré, Raspail. Arbeiter, wer von Euch einen zerfetzten Rock hat, aus Elend und Arbeitsmangel, der schäme sich deßhalb nicht zur Wahlurne zu eilen. Bürgerinnen! ihr die ihr unsere Noth und Sorgen treulich theilt, stärkt unsern Muth und Eifer, kommt mit uns bis zur Wahlurne. Und möge Niemand sagen: ich gehe nicht stimmen, weil ich arbeiten muß; Freunde, <hi rendition="#g">diese</hi> Stunde Arbeitsverlust wird Euch nicht gereuen. Hilf, dir, so hilft dir der Himmel, Volk! im Namen der social-demokratischen Republik!“ Bernard empfahl ferner, an der Urne Tag und Nacht Wache zu stehen, damit nicht „die <hi rendition="#g">honnetten</hi> Republikaner wie im April und Juni mit langen Haken Votazettel herausfischen, auch beim Skrutiniren zugegen zu sein, damit nicht wieder, wie in Courbevoie, dem Dr. Francois Raspail 390 Stimmen von seinen 490 gestrichen werden, weil die Herren Skrutinirer Raspail Fs. für Raspail <hi rendition="#g">Sohn</hi> (<gap reason="illegible"/>) auszulegen beliebten, oder der Name Thiers 699 Male statt Thoré punktirt werde, wie im 5. Bezirk letzthin.“</p> <p>‒ Die Misere steigt, während „Perikles-Marrast“ 6000 Fr. Monatszulage fordert, „um durch würdiges Repräsentiren die Ehre des Amtes zu wahren und dem Kommerz aufzuhelfen“ (wörtlich) müssen die Garnisonssoldaten täglich etliche hundert Bettlerfamilien füttern, denen sie die überschüssige Suppe hinausreichen. „Wir sind begierig auf den Winter, sagt La Republique, und versprechen im Voraus den weisen Vätern des Vaterlands, den Priestern der Konkurrenz, den Anbetern des Malthus, den Verhöhnern des Arbeits-d. h. des Lebensrechts, eine fröhliche Rückkehr des Vertrauens.“</p> <p>‒ La Reforme zeigt die Constituirung des „deutschen Vereins zu Paris“ in seinem Cirkular an, und sagt: „Die hiesigen deutschen Demokraten haben jetzt eine Societät gebildet um mit ihren Brüdern in Deutschland sich zu verbinden, welchem Schritte wir lebhaft Beifall zollen, denn seine weitern Folgen können der Sache der europäischen Demokratie mächtig nützen“, während die „Erenouvelle“ des Pater Lacordaire sagt: „unsere östlichen Nachbaren scheinen die ärgste Seite unsrer modernen Geschichte, die Jahre 92 und 93, sich zum Muster zu wählen, und allerdings steht von der Nation, die eine luther'sche Kirchenrebellion, eine kant'sche Vernunft- und Glaubensrevolution, endlich einen zum Sozialismus führenden Pantheismus und Atheismus der Welt schenkte, in diesem Jahre noch viel Gefahr zu befürchten.“</p> <p><hi rendition="#g">Nachschrift.</hi> Auf dem letzthin abgegangenen Eisenbahnzuge mit „Juniräubern“ befinden sich die drei Deutschen: Peter Jakobs (Marmorsäger) aus Preußen, Johannes Hattenhauer, 50 J. alt, (Schreiner) aus Vochlitz in Sachsen, Blank aus Rheinbaiern. Da ist hohe Zeit, daß die demokratischen Vereine Deutschlands wegen dieser und der früher transportirten Landsleute auf Einschreiten der Gesandtschaft in Paris dringen. Daß der Murmelthierkönig Karl Albert, daß Leopold „auf breitester Basis“ die transportirten Savoier und Belgier nicht reklamirt, darf keine Norm für das revolutionäre Deutschland abgeben.</p> </div> <div xml:id="ar109_025" type="jArticle"> <head>Paris, 19. Sept.</head> <p>Der Wahlakt ist vorüber. Gestern Abend 9 Uhr wurden die sämmtlichen Listen geschlossen und heute werden die Stimmen gezählt. Vor 4 Uhr dürfte jedoch schwerlich ein Resultat bekannt werden.</p> <p>‒ Der Wahlakt ging ohne Störung vorüber. Klubs und Straßen waren zwar bis tief in die Nacht überfüllt; allein zu Störungen kam es nicht. Nur auf dem Platze Chatelet, nächst dem Stadthause wäre beinahe Blut geflossen. Die Arbeiter hatten sich dort in Masse versammelt und die Patrouillen trieben sie ziemlich ernst auseinander.</p> <p>‒ 1 1/2 Uhr Mittags. Die Wahlen sind ganz bonapartistisch und roth ausgefallen.</p> <p>‒ Gegen die Vorsitzer der beiden volksthümlichsten Klubs im Café Spectacle am Boulevard Bonne Nouvelle und der Flitt'schen Reitbahn, Chaussee d'Antin, sind gewisser Anträge und Reden halber Untersuchungen eingeleitet worden. Somit fände das berüchtigte Klubgesetz seine erste Anwendung!</p> <p>Auch gegen die Drucker des Blanqui'sche Plakats aus dem Donjon und einer Anempfehlung des Prinzen Joinville zum Kandidaten der Nationalversammlung sind gerichtliche Schritte geschehen.</p> <p>‒ Die Gerber (corroyeurs) haben ihre Arbeiten eingestellt. Die Erbitterung unter ihnen soll fürchterlich sein. Deshaies, der die größte Arbeiterzahl beschäftigt, hat die Polizei um Schutzmannschaften gebeten, weil sie ihm drohte, seine Fabriken in Brand zu stecken.</p> <p>In Elbeuf herrscht immer noch die größte Gährung unter den dortigen Fabrikarbeitern. Sie sind wüthend, daß die Nationalversammlung das Arbeitsstundendekret vom 2. März abschaffte. Nur mit unsäglicher Mühe gelingt es den Behörden die Ruhe aufrecht zu erhalten.</p> <p>‒ Die Lyoner Schneiderwerkstätten arbeiten über Hals und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0543/0003]
Geschäfte in Staatspapieren gemacht werden.“ Beklagenswerthe Wucherer!
Frankfurt, 19. Sept. G. Metternich ist heute Morgen, als er ruhig über die Straße ging, von Soldaten verhaftet und schwer in den Hals durch Stiche verwundet worden.
* Frankfurt, 19. Sept. Wie es heißt, standen 2000 bewaffnete Hanauer vor den Thoren, die sich an dem Kampfe betheiligen wollten, wenn die Insurgenten die Republik ausrufen wollten.
Jahn wird vermißt. Nach Einigen wäre er in Bockenheim erschlagen worden; Andere versichern, daß er wohl bald aus einem Keller ans Tageslicht kriechen wird.
!!! Frankfurt, 19. September. 81. Sitzung der National-Versammlung.
Die Vertreter versammeln sich spärlich und allmählig und in großer Aufregung. In den Straßen wogt es von Soldaten. Die Stadt sieht aus wie ein Heerlager. Niemand darf hinaus. Der Belagerungszustand ist erklärt. Unzählige Truppen bivouakiren auf den Straßen.
Die Vertreter haben sich bis gegen 10 Uhr zahlreich versammelt.
Das Protokoll wird verlesen. Fuchs vermißt 2 Thatsachen. 1. Das Eindringen des Volks in die Versammlung. 2. Die Eingabe der Volksversammlung wegen der Landesverrätherei.
Präsident: Meine Herren! Unter dem Eindruck der traurigsten Ereignisse eröffne ich die Versammlung. Neue Opfer der Bewegung sind muthwillig geliefert worden. Unter diesen Opfern v. Auerswald und Lichnowsky. Sie sind meuchlings gemordet worden. (Aufregung). Was ist die Veranlassung? Was die Folgen? Die Veranlassung der Beschluß der Mehrheit der Versammlung am 16 September. Ich ehre alle Ueberzeugungen. Die der Minorität und Majorität Der Gehorsam gegen die Majoritat ist muthwillig verweigert worden. Die gerechte Strafe wird folgen. (Ja! Ja!) Man hat angestrebt durch diesen Aufruhr gegen die Einheit des Vaterlandes. Wer behauptet, der Norden habe ein schlechteres Ehrgefühl als der Süden, der zerreißt das Vaterland. Auch die Freiheit ist gefährdet.
Aber das Rachegefühl muß unterdrückt werden. Noch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist geübt worden durch die Thaten des gestrigen Abends und der Nacht. Die neuesten Ereignisse sind hervorgegangen aus einem Zerwürfniß dieser Versammlung und dem Parteigeist. Es ist wahr, daß ein Reichsministerium jetzt keine Mojorität hat. Es ist leicht, ein Ministerium zu stürzen, aber schwer, ein neues zu bilden. Deshalb mussen wir jetzt das Ministerium schützen, denn die Zeit ist wichtig und die Verantwortlichkeit ist groß. (Jawohl! Bravo! Arndt und Stedmann weinen).
Schmerling: Als ich Ihnen vor 24 Stunden sagte, daß wir das Ministerium behalten würden, wußte ich wohl, daß ernste Bewegungen bevorstehen, aber so schrecklich habe ich sie nicht geahnt. Im Bewußtsein, die National-Versammlung auf jede Weise schützen zu müssen, haben wir unsere Maßregeln getroffen, um die Ruhe der Stadt um jeden Preis herzustellen. Barrikaden wurden zum Theil genommen. Die Waffenruhe wurde zugestanden. Dies war ohne Erfolg. Deshalb Angriff mit Kanonen, Reinigung der Straßen und Häuser. Ich habe die Ehre Ihnen mitzutheilen, daß ganz Frankfurt und Sachsenhausen in den Händen der gesetzlichen Macht ist (Bravo!) Deshalb Kriegs-und Belagerungszustand! (Bravo!) Er wird so lange dauern, bis die Ruhe vollständig. (Bravo!) Die Ruhe der Stadt und der Nachbarstaaten ist gesichert durch die Soldatenmassen.
Minister v. Mohl: Wenn die Untersuchungen eingeleitet, wird Ihnen das Resultat mitgetheilt werden. Macht ferner eine Mittheilung wegen der Sicherheit der National-Versammlung. Es muß ein Gesetz zu ihrem Schutz gegeben werden. Diesen Gesetzentwurf werden wir morgen vorlegen.
Venedey: Im Namen der Linken erklärt er, daß die Linke die Entrüstung theilt, daß der gestrige Sieg, ein Sieg der National-Versammlung. Doch ist der Sieg gefährlich, hüten Sie sich, daß die Reaktion ihn nicht ausbeutet. (Jawohl, hüten Sie sich!)
Zachariä: Centralgewalt und Reichsministerium muß man jetzt stützen. Deshalb stelle ich mit vielen Mitgliedern des Hauses den Antrag: Die National-Versammlung beschließt:
1. Dem Reichsministerium die volle Zustimmung zu den Maßregeln, die es bisher getroffen, auszusprechen.
2. Unterstützung der zukünftigen Maßregeln für Einheit Deutschlands und Vertrauen dazu auszusprechen
3 Dank des Vaterlandes an die Reichstruppen für die Hingebung, mit der sie sich geschlagen (!). (Bravo! Bravo!)
Venedey: Nicht unserer Würde angemessen, jetzt über eine solche Diskussion schon einzugehen Gegen die Dringlichkeit.
Baly Für die Dringlichkeit. Namentliche Abstimmung über die Dringlichkeit.
Vogt: Ueber Punkt 1 und 3 kann unmittelbar verhandelt werden, obgleich ruhige Diskussion noch nicht möglich. Ueber Punkt 2, das Vertrauensvotum für das Ministerium ist jetzt nicht zu berathen.
Beseler. Für die Dringlichkeit aller Punkte
Raveaux: Jetzt ist noch keine ruhige Diskussion möglich. Das Ministerium muß und wird unterstützt werden. Aber die Anträge Zachariä mögen durch die Ausschüsse gehen. Die Dringlichkeit ist nicht auszusprechen.
Vinke: Durch das Vertrauen ist die Verantwortlichkeit nicht ausgeschlossen. Für die Dringlichkeit.
Schaffrath. Aufregung! Die Beschlüsse sind unnöthig und überflüssig. (Unruhe!) Das Ministerium hat ohne unsere Beschlüsse seine Rechte und Pflichten. ‒ Gegen die Dringlichkeit. ‒
Präsident. Abstimmung über die Dringlichkeit.
Die Dringlichkeit der 3 Zachariäschen Anträge erkannt.
Eisenmann. Er kann versichern, daß die Linke die Bewegung mit Aufopferung und mit persönlichem Muth zu verhindern gesucht hat. (Bewegung ‒ Widersprüche rechts;) ‒ Zur Sache! Für Punkt 2: die Billigung der zukünftigen Maaßregeln, kann er sich nicht aussprechen (Unruhe.) Dies ist gegen unsre Pflicht und unsre Würde. Das Ministerium hat selbst erklärt, Stadt und Vorstadt ist ruhig. Also wo denn die Dringlichkeit, wo denn die Gefahr, die außerordentliche Maaßregeln erheischt. (Unruhe. Schluß!)
Major Teichert, hält eine Lobrede auf die Sachsenhäuser (Vorstädter von Frankfurt) die den Bau der Barrikaden verhindert. ‒ (Bravo!) Die National-Versammlung solle sich ein Beispiel nehmen. ‒
Präsident. Verbesserungsantrag, der Punkt 2 der Zachariäschen Anträge von Schaffrath: zu sagen, nicht bloß zu allen Maaßregeln der Einheit, sondern auch der Freiheit. ‒
Jordan (Berlin.) Für unbedingte Annahme des Antrags, und sofortige Abstimmung ohne Diskussion (Bravo! Schluß!)
Präsident. Amendement von Rösler von Oels: den Soldaten nicht bloß für ihre Hingebung, sondern auch für ihre Mäßigung zu danken. (Bravo!)
Zachariä: nimmt beide Amendements von Schaffrath und Rösler von Oels in seine Anträge auf; ‒ und bemerkt: seine Anträge sollen nur eine moralische Stütze für das Ministerium in diesem kritischen Augenblick sein, kein Vertrauensvotum zu allen möglichen etwaigen Maaßregeln. ‒
Der erste Punkt wird angenommen. (Die Linke bleibt sitzen)
Während der Abstimmung schreit man von vielen Seiten nach namentlicher Abstimmung. Tumult. Unruhe.
Jordan gegen die namentliche Abstimmung wegen der Gefahr derer die gegen die Anträge stimmen würden. (Links Geschrei: Wir brauchen Ihren Schutz nicht! Wir wollen namentliche Abstimmung!)
Rösler von Oels. Nach der Motivirung des Herrn Jordan muß ich Ihnen erklären, daß wir uns nicht fürchten vor dem Kugelregen, wie wir gestern bewiesen, ‒ und auch vor keiner namentlichen Abstimmung. ‒
Baly verlangt namentliche Abstimmung für den 2. Punkt.
Präsident. Die ist zu spät! ‒ Es wird wie gewöhnlich abgestimmt. ‒ 2. Punkt mit Schaffraths Amendement angenommen.
3. Punkt dito. (auch die Linke steht auf außer 8 bis 10 Mitglieder.)
Beseler stellt den Antrag heut die Versammlung zu schließen ‒ Angenommen.
Zugleich wird beschlossen die nächste Sitzung Morgen zu halten.
Uebermorgen Leichenbegängniß von Lychnowsky und Auerswald. ‒
Die Stadt ist ruhig, so ruhig wie ein Militärlager. ‒ Verhaftungen ‒ Soldatenherrschaft.
* Rendsburg, 19. Sept. Heute ist das Grundgesetz für Schleswig-Holstein amtlich publizirt worden.
Ungarn. Pesth, 13. Sept. Die Ereignisse häufen sich so schnell übereinander, daß man kaum zum Athmen kommt. In der Morgensitzung formulirte Kossuth seine Gesetzvorschläge. Truppen werden im Wege der Werbung ausgehoben, und die Anzahl der auszuhebenden Mannschaft auf jeden Bezirk und Comitat ausgeworfen, und nur im Falle mittelst der Werbung die Anzahl nicht aufzustellen wäre, dann wird nach dem Konskriptionsgesetze verfahren. Die von den Linientruppen in den neuen Regimentern sich einreihen lassen, denen wird die Zeit ihres Dienstes eingerechnet. Die Sprache, wie auch Kleidung und Farben sind ganz national. Also sind die vom Kriegsminister vorgeschlagenen und auch vom Hause schon angenommenen Gesetze verändert, indem die Mannschaft mittelst der Werbung und nicht der Konskription, in keines der bestehenden alten Regimenter eingereiht, vielmehr auch jene in die neuen eingereiht werden. So geschah es gestern Abends, daß von dem ungarischen Regiment Thursky in Masse die Mannschaft in das von Kossuth zu errichtende Regiment Hungady herüberkamen, ja die Bande sogar ist herüber. In zwei Tagen sind die Offiziere ohne Mannschaft, trotzdem die schärfsten Strafen von den Offizieren der Mannschaft auferlegt sind. Auch treten von dem italienischen Regimente Cecopieri über und lassen sich zum Regimente Hungady einreihen.
Preßburg, 15. Sept. Unsere Stadt ist nicht zu kennen. Seitdem die ungarischen Deputirten von dem König von Ungarn eine kaiserliche östreichische Antwort erhielten, rüstet sich jung und alt zum Kriege.
Agram, 13. September. Heute wurde hier folgendes Bülletin von der kroatisch-slavonischen Armee publicirt: „Warasdin, 12. September 1848. Heute ist das Hauptquartier über die Drave, und die Armee bereits über die Mur, und zwar ohne jeden Widerstand gerückt. ‒ Jenes Gerücht, als hätten die Magyaren die Brücke über die Mur verbrannt, ist den neuesten Daten zufolge falsch. Morgen geschieht der zweite Uebergang über die Drave, um gegen Kanischa vorzurücken.“ Dieser zweite Uebergang geschieht bei Virje im Sct. Georger-Gränzregimente, wo eine große Truppenmacht aus dem Warasdiner Gencralate konzentrirt ist.
Italien. * _ Französische Republik. 17 Paris, 19. Sept. Der „Conrrier francais“ theilt die Kölner Adresse an die Versammlung ausführlich mit. Mehrere Departementsblätter sprechen sich abermals aufs freudigste aus über „die entschiedenen und taktvoll geführten Bestrebungen der Demokraten in Deutschland, welche bei der bösartigen Zerrissenheit des Landes eine weit schwierigere Aufgabe haben als die jetzigen französischen.“ Le National de l'Quest (in Nantes) vergleicht erstere mit den französischen Einheitsrepublikanern von 93; „wie diese unsere ewig ruhmstrahlenden Vorfahren, haben auch die heutigen deutschen Demokraten das vielköpfige, giftgeifernde Scheusal des Föderalismus zu bekämpfen; sie werden es, hoffen wir, mit Glück, und wie Theseus den Minotaur erschlug, wird die junge Demokratie das alte thierische Sonderbundswesen zermalmen. Robespierre, St. Just, Couthon, die gewaltigen Ritter vom Berge, haben gegen vier Fünftel Frankreichs gesiegt und sind siegend verblutet; mögen unsere edlen deutschen Brüder ein Beispiel daran nehmen. Ihre Rolle ist erhaben, ist welthistorisch; sie werden das feurige Schwert der Gleichheit, die Donnerkeule der Freiheit zu schwingen haben gegen die Banditen und Ränkemacher der heiligen Allianz, gegen die Bajonnete der Geldfürsten, gegen die Giftmischer des religiösen Aberwitzes und der metaphysischen Pedanterie; sie werden gegen die Mongolen des Zaren ihre Blitze zu schleudern haben, aber wie Erzengel Michael werden sie den Satanas überwinden. Dies Vertrauen hegen wir zu der Ehrenhaftigkeit und Macht des deutschen verjüngten Nationalcharakters“ u. s. w. ‒ Die Spannung, die etwas nachgelassen, beginnt wieder; die Wahlkämpfe in Paris sind heißer gewesen als alle früheren; der Constitutionel heult: „wenn die rothen Kandidaten Cabet, Thoré, Raspail in die Kammer kommen, dann ist alles aufs Spiel gestellt; zwar wird die honnette Majorität sich von den drei Unruhstiftern nicht übermannen lassen, allein die Provinzen würden tief betrübt, ja empört werden, die wahnsinnige Partei der Rothen würde neuen Muth schöpfen und Juniscenen herbeiführen.“ Dies klingt ziemlich deutlich; noch deutlicher der Aufruf des Marschall Bugeaud (er hat mindestens drei ankleben lassen) dieser „Vater der Bauern, Soldaten und ‒ Arbeiter“ (die er in der Straße Transnonain massakrirte); es heißt: „Ich erbiete mich zum Schwertführer der Republik aller honnetten Leute, und kämen die Kommunisten wieder herangerückt, ich würde gern meinen letzten Blutstropfen gegen sie verspritzen.“Dieser „Vater“ wird bereits offen in der Deputirtenklike der Straße Poitiers, und deren saubern Blätter als Nebenbuhler dem General Cavaignac entgegengehalten. „Hr. Thiers schwört zwar auf die Republik, aber er schämt sich nicht gegen die energische Maßregel Cavaignac's 25 Volksrepräsentanten in die von Königsspionen aufgestachelten Provinzen als Kommissäre zu senden, mit Händen und Füßen zu opponiren. Ha! bis in den Staub schmiegte sich diese Thierspartei, mit gekrümmtem Rückgrat, und grüßte mit Heuchlerrede den Sonnenaufgang der Volksherrlichkeit; warum heulen sie denn so gegen Cavaignac's Maßregel?“ sagt Bareste in La Republique.“ ‒ In Rogent schreit man auf der Straße: „es lebe Heinrich V., herunter die Republik.“ Der „Independant de l'Ouest“, ein Legitimistenblättchen reinsten Wassers, jauchzt: „hier haben die Männer der Rechten über die Liberalen gesiegt.“ In Ganges ward ein Bezirksrath dieser Partei unter dem Jubelruf: es lebe der König! ernannt, man zog um Mitternacht die Glocken, trommelte, ließ Raketen steigen, und ein Triumphbogen mit weißgrünem Papier und Lilienfahnen prangte. Cavaignac hat den erzköniglichen Stadtrath in Montpellier aufgelöst; die Wuth des „Echo du Midi“ gränzt daher an Epilepsie. „Die Honnetten allein sind Menschen, sind Christen“, kreischt es in seiner letzten Nummer. ‒ In Paris kam es seit kurzem zu öftern Prügeleien, man fand sich beleidigt durch die Impertinenz der Volksfeinde, die auf Straßen und im Kafé ihre Republik als „honnett“ proklamiren; ein Blousemann schrie: „also sollen wir wohl malhonnett sein?“ Honnetten Bourgeois, die kommunistische Wahlaffischen abrissen, ward Hut und Rock weidlich zerklopft; was der stets geistreiche Constitutionnel so erzählt: „ein kurzsichtiger Ehrenmann (sic!) hat ohne böse Absicht mit dem Finger eine Affiche berührt um dadurch besser lesen (sic) zu können; sofort ward er von entarteten (sic!) Handwerkern brutalisirt.“ Derselbe Constitutionnel sagte früher: „ach, da sitzt ein Proudhon in der Kammer, und wem verdanken wir's? nur seinen Wählern.“ Im Klub Bonne Nouvelle wurde dies Schmutzblatt neulich vom Präsidenten Bernard in ganzer Niedertracht enthüllt, und der Saal brach fast zusammen vor endlosem Beifall; Bernard zeigte sodann die Wahl der drei Volksmänner als unausbleiblich an, und zugleich eine endlose Menge perfider und plumper Umriebe, z. B. wieder das Schließen der Einschreiblokale um 6 Uhr statt um 8, die Austheilung von Zetteln mit den Namen zweier der Volksmänner und dem eines Volksfeindes, u. dgl. Dieser Klub ist der energischeste, er steht in direkter Verbindung mit den Delegirten der Arbeiterkorporationen und demokratischen Associationen, die eine Affische erließen, worin sie sagen: „Volk, auf! nicht zum Schlagen diesmal, zum Wählen. Du bist trotz deiner fünfzigjährigen Kämpfe wider die Despoten immer noch elend. Warum? weil du nach deinem Siege dich jedesmal deinen Gegnern anvertrautest. Volk! du hast seit Februar wenigstens Wahlrechte; und du brauchtest nur zu wollen, da traten Lagrange, Proudhon, P. Leroux, Caussidiere ins Repräsentantenhaus… Laß jetzt die drei an Stimmenzahl am 5. Juni reichsten eintreten: Cabet, Thoré, Raspail. Arbeiter, wer von Euch einen zerfetzten Rock hat, aus Elend und Arbeitsmangel, der schäme sich deßhalb nicht zur Wahlurne zu eilen. Bürgerinnen! ihr die ihr unsere Noth und Sorgen treulich theilt, stärkt unsern Muth und Eifer, kommt mit uns bis zur Wahlurne. Und möge Niemand sagen: ich gehe nicht stimmen, weil ich arbeiten muß; Freunde, diese Stunde Arbeitsverlust wird Euch nicht gereuen. Hilf, dir, so hilft dir der Himmel, Volk! im Namen der social-demokratischen Republik!“ Bernard empfahl ferner, an der Urne Tag und Nacht Wache zu stehen, damit nicht „die honnetten Republikaner wie im April und Juni mit langen Haken Votazettel herausfischen, auch beim Skrutiniren zugegen zu sein, damit nicht wieder, wie in Courbevoie, dem Dr. Francois Raspail 390 Stimmen von seinen 490 gestrichen werden, weil die Herren Skrutinirer Raspail Fs. für Raspail Sohn (_ ) auszulegen beliebten, oder der Name Thiers 699 Male statt Thoré punktirt werde, wie im 5. Bezirk letzthin.“
‒ Die Misere steigt, während „Perikles-Marrast“ 6000 Fr. Monatszulage fordert, „um durch würdiges Repräsentiren die Ehre des Amtes zu wahren und dem Kommerz aufzuhelfen“ (wörtlich) müssen die Garnisonssoldaten täglich etliche hundert Bettlerfamilien füttern, denen sie die überschüssige Suppe hinausreichen. „Wir sind begierig auf den Winter, sagt La Republique, und versprechen im Voraus den weisen Vätern des Vaterlands, den Priestern der Konkurrenz, den Anbetern des Malthus, den Verhöhnern des Arbeits-d. h. des Lebensrechts, eine fröhliche Rückkehr des Vertrauens.“
‒ La Reforme zeigt die Constituirung des „deutschen Vereins zu Paris“ in seinem Cirkular an, und sagt: „Die hiesigen deutschen Demokraten haben jetzt eine Societät gebildet um mit ihren Brüdern in Deutschland sich zu verbinden, welchem Schritte wir lebhaft Beifall zollen, denn seine weitern Folgen können der Sache der europäischen Demokratie mächtig nützen“, während die „Erenouvelle“ des Pater Lacordaire sagt: „unsere östlichen Nachbaren scheinen die ärgste Seite unsrer modernen Geschichte, die Jahre 92 und 93, sich zum Muster zu wählen, und allerdings steht von der Nation, die eine luther'sche Kirchenrebellion, eine kant'sche Vernunft- und Glaubensrevolution, endlich einen zum Sozialismus führenden Pantheismus und Atheismus der Welt schenkte, in diesem Jahre noch viel Gefahr zu befürchten.“
Nachschrift. Auf dem letzthin abgegangenen Eisenbahnzuge mit „Juniräubern“ befinden sich die drei Deutschen: Peter Jakobs (Marmorsäger) aus Preußen, Johannes Hattenhauer, 50 J. alt, (Schreiner) aus Vochlitz in Sachsen, Blank aus Rheinbaiern. Da ist hohe Zeit, daß die demokratischen Vereine Deutschlands wegen dieser und der früher transportirten Landsleute auf Einschreiten der Gesandtschaft in Paris dringen. Daß der Murmelthierkönig Karl Albert, daß Leopold „auf breitester Basis“ die transportirten Savoier und Belgier nicht reklamirt, darf keine Norm für das revolutionäre Deutschland abgeben.
Paris, 19. Sept. Der Wahlakt ist vorüber. Gestern Abend 9 Uhr wurden die sämmtlichen Listen geschlossen und heute werden die Stimmen gezählt. Vor 4 Uhr dürfte jedoch schwerlich ein Resultat bekannt werden.
‒ Der Wahlakt ging ohne Störung vorüber. Klubs und Straßen waren zwar bis tief in die Nacht überfüllt; allein zu Störungen kam es nicht. Nur auf dem Platze Chatelet, nächst dem Stadthause wäre beinahe Blut geflossen. Die Arbeiter hatten sich dort in Masse versammelt und die Patrouillen trieben sie ziemlich ernst auseinander.
‒ 1 1/2 Uhr Mittags. Die Wahlen sind ganz bonapartistisch und roth ausgefallen.
‒ Gegen die Vorsitzer der beiden volksthümlichsten Klubs im Café Spectacle am Boulevard Bonne Nouvelle und der Flitt'schen Reitbahn, Chaussee d'Antin, sind gewisser Anträge und Reden halber Untersuchungen eingeleitet worden. Somit fände das berüchtigte Klubgesetz seine erste Anwendung!
Auch gegen die Drucker des Blanqui'sche Plakats aus dem Donjon und einer Anempfehlung des Prinzen Joinville zum Kandidaten der Nationalversammlung sind gerichtliche Schritte geschehen.
‒ Die Gerber (corroyeurs) haben ihre Arbeiten eingestellt. Die Erbitterung unter ihnen soll fürchterlich sein. Deshaies, der die größte Arbeiterzahl beschäftigt, hat die Polizei um Schutzmannschaften gebeten, weil sie ihm drohte, seine Fabriken in Brand zu stecken.
In Elbeuf herrscht immer noch die größte Gährung unter den dortigen Fabrikarbeitern. Sie sind wüthend, daß die Nationalversammlung das Arbeitsstundendekret vom 2. März abschaffte. Nur mit unsäglicher Mühe gelingt es den Behörden die Ruhe aufrecht zu erhalten.
‒ Die Lyoner Schneiderwerkstätten arbeiten über Hals und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |