Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 175. Köln, 22. Dezember 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

gange, das die Menschen an mich fesselt. Ich komme zu ihm heran mit großem Aufwande und meinem aristokratischen Luxus und werde bald sein Vertrauen gewinnen. Der Zufall und mein Muth werden für den Rest sorgen."

Ich las am Rande dieses Briefes folgende Note:

"Wenn der Elende abermals mit seinem Gesuche kommt, so verhafte man ihn."

Nun denke man sich, daß dieser Mensch noch die Unverschämtheit hatte, die Sekretärstelle bei der Polizeipräfektur zu verlangen, und bei der Nationalversammlung um eine Pension einzukommen, als ehemaliger politischer Gefangener, der der republikanischen Sache nützliche Dienste geleistet habe. Wirklich war er zu einer Gefängnißstrafe verurtheilt worden, wegen einer Brochure gegen Louis Philipp, und am Gerichte kam es heraus, daß er gerade im Solde des Hofes von Louis Philipp gestanden. Die Brochure gegen seinen alten Protektor hatte ihren Grund in der Verweigerung einer Geldsumme, welche er vom Exkönige verlangt hatte.

Um die Sicherheitspolizei vollständig zu machen, kam man damals auf den Gedanken, die sogenannten "Pariser Wächter" nach Art der Londoner Policemen einzuführen. Der Plan davon war vom Minister des Innern der Regierung vorgelegt worden, und diese hatte ihn in allen Punkten gebilligt.

Ledru-Rollin übertrug mir die Ausführung dieses Planes. Ich wandte mich deshalb an Hrn. Clonie, Chef der Munizipalpolizei, der damals sehr vielen Eifer an den Tag legte und mir tagtäglich hundert Mal seine Treue und Ergebenheit betheuerte. Seit meinem Austritte aus der Präfektur hat sich diese Ergebenheit in einer unausgesetzten Ueberwachung meiner geringsten Handlungen bekundet.

Die Zahl der "Pariser Wächter" wurde auf 2000 festgesetzt; ihr Kostüm sollte einfach sein, nur an die Stelle des magischen Stockes des Policemen sollte der Säbel treten. Das Symbol des Gesetzes, wie es der englische Konstabler trägt, hätte nicht Stich halten können vor dem sarkastischen Geiste unserer Nation. Ohne Zweifel wird eine Zeit kommen, wo wir aller dieser Symbole der Sicherheit uns erwehren können. Statt unsere Zeit mit Schildwachestehn zu verlieren vor unsern Mauern, mit einem Gewehre im Arme, werden wir dann, wie der wahre Cavaignac, mein Freund Godefroi sagte, wechselweise uns ablösen, um die Maschinen zu überwachen, welche des Menschen Hand frei machen. Die politischen Anwendungen des jetzigen Cavaignac sind schlechte Vorbereitungen zu den socialistischen Theorieen seines Bruders.

Wenige Tage nachher meldeten sich ungefähr 4000 Mann, die über Paris zu wachen verlangten.

Der Vorzug sollte den Männern gegeben werden, die für ihre politischen Ueberzeugungen gelitten haben. Kein alter Ex-Sergeant sollte in dieses Korps aufgenommen werden.

Einige Hundert Wächter waren bereits in Funktion getreten, als man mir zu wissen that, daß Marrast im Stadthause ebenfalls ein Bureau eröffnet habe, wo man sich anmelden konnte, und wo offenbar ein Korps in duplo gebildet werden sollte.

Um diesem Eskamotirungsversuche von Seiten des Hrn. Marrast vorzubeugen, ließ ich auf der Stelle veröffentlichen, daß jeder, der in Usurpation der Funktionen eines "Pariser Wächters" angetroffen würde, auf der Stelle arretirt und nach dem Gesetze bestraft werden würde. Mit dem Entschlusse, alle Strenge des Gesetzes in Uebertretungsfällen eintreten zu lassen, übergab ich den Kommissären die nöthigen Befehle. Zugleich that ich meinen Entschluß dem Minister des Innern zu wissen, der sich darüber mit dem Maire von Paris erklärte. Hr. Marrast schob seine Unwissenheit vor; er habe geglaubt, die "Pariser Wächter" gehörten unter seine Administration, und er schien keineswegs geneigt, von seinem vorgeblichen Rechte abzustehen. Die Diskussion ward lebhaft: in den Ansprüchen des Hrn. Marrast glaubte man eine gewisse Perfidie zu finden, und der Minister kündigte mir am Schlusse an, die "Pariser Wächter" sollen vor wie nach in den Attributionen die Polizeipräfektur bleiben.

Ledru-Rollin war derjenige, welcher zuerst auf den Gedanken dieser Institution kam. Er sah ein, daß es Zeit sei, dem brutalen Wesen der Pariser Sergeanten ein Ende zu machen, und während der ganzen Zeit meiner Verwaltung habe ich mich von der Vortrefflichkeit dieser neuen Einrichtung überzeugen können.

Selbst die Bourgeoisblätter waren erstaunt über die Ordnung, die in Paris herrschte, und der Constitutionnel, der gewiß nicht mein Freund ist, macht mir in einem Artikel sein Kompliment darüber.

Ja, damals hieß es, ich sei allein der Mann gewesen, der das gegenseitige Zutrauen einigermaßen wiederhergestellt habe; die öffentlichen Promenaden seien verschwunden, und man werde nicht mehr in Schrecken gesetzt von unerwarteten Gesängen, die mitten in den versammelten Gruppen ausbrachen.

Es war dies in der Nummer vom 9. April und in demselben Artikel giebt man mir den wohlgemeinten Rath, doch ja in dieser Weise fortzufahren und ich würde den Dank aller guten, honetten Bürger einärndten.

[Deutschland]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
068 Köln, 21. Dez.

Heute war abermals Dr. Marx wegen angeblicher Verläumdung des "Bürgers und Kommunisten" Hrn. Drigalski vor den Instruktionsrichter geladen. Der wie vielste Preßprozeß gegen die "N. Rh. Z." dieser neue ist, läßt sich bei der Menge derselben schwer bestimmen. Wir bedauern übrigens, daß Herr Drigalski uns so verkannt hat. Unsern Artikeln über ihn hat er's allein beizumessen, wenn ihm ein Stückchen europäischer Berühmtheit zu Theil wird. Welch' schwarzer Undank, Herr "Bürger und Kommunist" Drigalski!! Ein Zeichen, daß die Zeiten immer verderbter werden, wenn selbst aus einem königlich-preußisch-kommunistischen Herzen die Erkenntlichkeit für geleistete Dienste entflohen ist.

074 Wesel, 18. Dezbr.

Wie in andern gesinnungstüchtigen Orten, so ist auch im hiesigen, zur Feier der von Sr. Majestät allergnädigst verliehenen "freisinnigen" Verfassung, ein erhebendes Fest begangen worden, an welchem alle Stände in rührender Harmonie sich betheiligten. Da sah man neben dem General den gemeinen Soldaten, neben dem Handwerker den Staabsoffizier, neben dem Unteroffizier den reichen Kaufmann, und -- damit das Fest der wahrhaft christlich-germanischen Weihe nicht ermangeln möge -- auch einen evangelischen -- Geistlichen.

Unterm 14. November hatten die Bürgerschaft, ein paar Tage darauf der Gemeinderath energische Adressen an die Nationalversammlung in Berlin abgehen lassen, worin man sich mit den getroffenen Maßregeln gegen das Ministerium Brandenburg einverstanden erklärte. Und am 17. Dezember drückten der Stadt- und Gemeinderath ihre innigste Freude aus über das wahrhaft königliche Geschenk, womit ein unterthäniges Volk beglückt worden war. Was Wunder, daß dies dem Kommandanten, welcher den ersten Toast ausbrachte, erwünschten Anlaß bot, neben dem konstitutionellen König auch jenes hochverrätherische Ministerium Brandenburg hoch leben zu lassen; d. h. nicht etwa das Ministerium Brandenburg schlechtweg, sondern (ipsiss. verb.) das hochverrätherische Ministerium Brandenburg.

Die Herren vom Rechtsboden machten freilich lange Gesichter und verargten es dem sonst so harmlosen Manne gar höchlich, daß er ihre einstigen Verirrungen, ihren juristisch-revolutionären Schwindel so schonungslos brandmarkte. Aber was war da zu machen? Welchen kolossalen Hohn der Toast auch enthielt, er war einmal gebracht und so mußte man mit den Gläsern schon darauf anklingen.

Eine sehr freisinnige Gerichtsperson, welche dem Landwehroffizierstande angehört, brachte demnächst einen Toast auf die Landwehr aus, dieses Korps, dessen würdigem gemessenen Verhalten hauptsächlich die befriedigende Lösung der traurigen Wirren zuzuschreiben sei. Der Mann hatte ohne Zweifel noch kurz vorher die "Kreuz-Zeitung" gelesen, denn er fügte hinzu, daß auf den ersten Wink Sr. Majestät 60 Bataillone bereitständen, alle Rebellen zu Paaren zu treiben.

Zwei Oberlehrer des hiesigen Gymnasiums, bekannt wegen ihrer Phraseologie, toastirten auf die Verfassung und -- Deutschlands Einheit. Auch diese Trinksprüche fanden, wie sich's von selbst versteht, den gebührenden Anklang. Was aber dem Feste die Krone aufsetzte, war unbezweifelt die Rede des Präsidenten des konstitutionellen Vereins. Dieser Mann, welcher hinsichts seiner politischen Bestrebungen schon mancherlei Unbill erdulden mußte, übrigens aber, bei der logischen Klarheit seiner stets tiefsinnigen Deductionen, mehr wie irgend ein Anderer geeignet ist, den Constitutionellen zu repräsentiren, konnte dem Verlangen nicht widerstehen, gegen ein ebenfalls anwesendes Mitglied des politischen Vereins, seinen alten Widersacher, persönliche Ausfälle zu wagen, so daß sich ein Mitglied des Festcomites veranlaßt fühlte, dem Redner das Wort zu entziehen.

Ein anderes Mitglied des Comites paralysirte dieses Verbot, indem es für Jeden die Redefreiheit vindicirte, vermittelte aber den drohenden Zwiespalt durch eine der salbungsreichsten Expectorationen, die wir jemals gehört haben.

Es sprachen außer den Genannten noch viele Andere; das Resultat aber war und blieb -- ein moralischer Katzenjammer.

So endete dieses herrliche Fest, welches in manchen der Theilnehmer, vermöge einer gewissen Ideen-Association höchst pitoyable Besorgnisse rege gemacht hat.

103 Aus dem Kreise Grevenbroich.

Jeden Tag hat seine Freuden. Die Hetzjagden auf Demokraten, Viertels- und Achtelsdemokraten beginnt auch hier. Auf der rechten Rheinseite, Düsseldorf, Münster etc.: geht die Sache ja ohne Aufruhr oder sonst unangenehme Ereignisse von statten. Warum sollten die civilversorgten Getreuen des linken Ufers hinter ihren Kollegen zurückbleiben? Warum sollten sie nicht konkurriren? Schon der gute Willen wird ja sicher anerkannt und belohnt. Wenn nicht in klingender Münze, so doch wenigstens mit einem Orden, und sollte selbst ein neuer "ponr les mouchards" gestiftet werden.

Einige unschuldige Volksversammlungen, in welchen man eine Dankadresse an die gewesene Vereinbarerversammlung und einen Protest gegen die, durch die Wahl eines zweiten Abgeordneten stattgefundene Ueberschreitung vulgo Mißbrauch des Mandates von Seiten der Wahlmänner unterzeichnete; dann dem beschränkten Unterthanenverstande der hiesigen Erdumwühler in Betreff des Beschlusses der Steuerverweigerung, der Ermordung Robert Blum's, ihrer Pflichten als Landwehrmänner u. s. w. zu Hülfe kam, sollen den Sporen der hiesigen Krautjunker neuen Glanz bereiten. Der Säbel regiert und schön ist es wieder auf Gottes Erde. Alle Ducker und Mucker athmen frei, der Schnurrbart verträgt wieder die Luft, im Wupperthal macht man Bukskin und Bajonette, der Stadtrath zu Köln am Rhein dankt für die octroyirte Verfassung, kurz, schöner war's nie. Aus Dank für die Erlösung macht denn auch das ganze Schwarz-Weißthum es sich zur Gewissenssache, Alles, womit ihr treues Herz seit sieben Monaten gefoltert wurde, der heiligen Hermandad zu berichten. Hier hat man berichtet und protokollirt.

X Meschede.

Die Verhaftung des Justizkommissär Gierse in Münster hat hier, in seinem heimathlichen Kreise, die größte Aufregung hervorgebracht; derselbe gilt nicht allein als ein sehr tüchtiger Jurist, sondern auch als besonnener Mann, und die von dem Münsterschen Kongresse heimgekehrten Abgeordneten haben sein Bemühen als Präsident, die Verhandlungen von allen extremen Zuthaten fern zu halten, sehr lobend anerkannt. Der Justizkommissär Gierse auch von dem Vereinigten Landtage zum Abgeordneten nach Frankfurt gewählt, sollte später in den Kreisen Meschede und Arnsberg als Deputirter für Berlin gewählt werden, und es wäre dies der liberalen Partei ohne allen Zweifel gelungen, wenn nicht die geistliche Partei, die es bekanntlich in Westphalen mit dem Adel hält, durch allerlei Manöver in beiden Kreisen, zwei Geistliche durchgesetzt hätte. In Meschede mußte Gierse mit dem Pastor Bigge losen, da sich dieser auf den Rath des Landrath Roese in der engern Wahl selbst die Stimme gegeben. In Arnsberg fehlten ihm nur wenige Stimmen. Dem Vernehmen nach hat er ein ähnliches Loos in drei Kreisen des Münsterlandes gehabt, wo er doch zuletzt in Coesfeld gewählt ist. Er ist sich treu geblieben, obwohl er in den Jahren 1835-1840 schwere Prüfungen für die Burschenschaftsbestrebungen, die jetzt zur Geltung gekommen, erlitten hat.

12 Aus dem westphälischen Sauerlande, 21. Dez.

Unsere Gebirgsgegend, vor einigen Jahrhunderten der Schauplatz der Hexenprozesse, sieht in diesen Tagen wieder eine wunderbare Erscheinung, nämlich eine Demokratenjagd, betrieben mit einer Wuth, einem Ingrimme, wogegen die heilige Hermanbad und die Kamptz-Dambach'schen Demagogenverfolgungen noch gelinde erscheinen. Tag und Nacht wird gegen Männer inquirirt, die für des Volkes Wohl thätig gewesen, die nichts gethan, als die Zeit und ihre Gestaltungen einem von Natur scharfsinnigen, kräftigen Menschenschlage zu erklären, und zur Einigkeit zu ermahnen. Richter von der reaktionärsten Färbung, die durch Betheiligung an den allerservilsten Adressen in der jüngsten Zeit sich von dem Standpunkte der Unpartheilichkeit entfernt, haben mit Gier die von der Verwaltungsbehörde ersehnten Maßregeln ergriffen. Ihre verklärten Stirnen weissagen Verhaftsbefehle nach allen Richtungen hin. Einer, wer weiß wie langen, Vorhaft zu entgehen, die nach dem verrotteten preußischen Landrechte so ungemein leicht zu verhängen, sollen sich daher Männer des Volkes, wie v. Orsbach, Koch, Schlozer, Grasshof, Reinecke u. A einstweilen in's Ausland begeben haben. Sauerländer, verzaget nicht! denn die Zeit wird sich erfüllen, und zwar recht bald!

* Berlin, 19. Dezember.

Gegen Dr. Berend, Redakteur des Pommernvereins-Blatt ist eine Voruntersuchung, wegen eines sog. hochverrätherischen Artikels, dieser Tage eingeleitet worden. --

Das in Spandau stehende 10. Regiment hat: gestern Befehl erhalten, sich für den 1. Januar zum Abmarsch nach Hamburg bereit zu machen z ob diese Truppen zum "Reichs-Aufsehen" in Holstein gegen dänische Uebergriffe bestimmt sind oder ob sie nur dazu dienen sollen die Linke der Hamburger constituirende Versammlung in Schach zu halten, läßt sich für den Augenblick noch nicht bestimmen.

* Berlin, 19. Dezember.

Es ist immer gut, wenn die "getreuen" Unterthanen wissen, wie man in höchsten und hohen Regionen über gewisse "Märzerrungenschaften" denkt und welche Pläne für die nächste Zukunft in Ausführung gebracht werden sollen.

Die "Kreuzritterin" giebt uns diesmal die Ansichten der Kamarilla in Betreff der Bürgerwehr kund.

"Es war," sagt das Brundenburg-Manteufel'sche Organ, "ein arger Mißgriff und eine nicht gewöhnliche Arroganz der reich- und darum (!!) übermüthig gewordenen Bourgeoisie, so wie eine diesem Stande eigenthümliche Kurzsichtigkeit zu glauben, durch eigenen Waffendienst die viel nachhaltigere Wirkung militärischen Einschreitens ersetzen zu können."

Und weiterhin heißt es:

"Die Marotte, daß das Militär erst auf Requisition der Civilbehörden einschreiten soll, könnte eine ganze Stadt unglücklich machen, denn der Weg vom Wehramte bis zum Gouvernement, durch das Polizeipräsidium, ist ein so weiter und schmeckt so sehr nach ehemaliger Reichsunmittelbarkeit, daß kaum zu denken ist, daß in Zeiten, wo Augenblicke Stunden gelten, auf diesem Wege rechtzeitige Hülfe gebracht werden könne. Wie viel besser war hierin der frühere Organismus der Behörden! Militär und Polizei stellten ein einiges, untheilbares Ganze dar. Der Soldat war Beistand der Polizei. Reichte die letztere mit den gewöhnlichen Mitteln nicht aus, so war ihr Amt zur Zeit beendigt, sie zog sich zurück, und ließ sich in der Regel in der Oeffentlichkeit nicht sehen, um die Erbitterung nicht zu steigern. Es bedurfte nur einer einfachen Anzeige des Polizeipräsidiums, welches im Verein mit dem Gouvernement die oberste Polizeistelle bildete, über die Unzulänglichkeit der polizeilichen Kräfte, so war das Militär sogleich zur Stelle. Wenn nun das Soldatenspiel der Bürgerwehr für die öffentliche Sicherheit gar

gange, das die Menschen an mich fesselt. Ich komme zu ihm heran mit großem Aufwande und meinem aristokratischen Luxus und werde bald sein Vertrauen gewinnen. Der Zufall und mein Muth werden für den Rest sorgen.“

Ich las am Rande dieses Briefes folgende Note:

„Wenn der Elende abermals mit seinem Gesuche kommt, so verhafte man ihn.“

Nun denke man sich, daß dieser Mensch noch die Unverschämtheit hatte, die Sekretärstelle bei der Polizeipräfektur zu verlangen, und bei der Nationalversammlung um eine Pension einzukommen, als ehemaliger politischer Gefangener, der der republikanischen Sache nützliche Dienste geleistet habe. Wirklich war er zu einer Gefängnißstrafe verurtheilt worden, wegen einer Brochure gegen Louis Philipp, und am Gerichte kam es heraus, daß er gerade im Solde des Hofes von Louis Philipp gestanden. Die Brochure gegen seinen alten Protektor hatte ihren Grund in der Verweigerung einer Geldsumme, welche er vom Exkönige verlangt hatte.

Um die Sicherheitspolizei vollständig zu machen, kam man damals auf den Gedanken, die sogenannten „Pariser Wächter“ nach Art der Londoner Policemen einzuführen. Der Plan davon war vom Minister des Innern der Regierung vorgelegt worden, und diese hatte ihn in allen Punkten gebilligt.

Ledru-Rollin übertrug mir die Ausführung dieses Planes. Ich wandte mich deshalb an Hrn. Clonie, Chef der Munizipalpolizei, der damals sehr vielen Eifer an den Tag legte und mir tagtäglich hundert Mal seine Treue und Ergebenheit betheuerte. Seit meinem Austritte aus der Präfektur hat sich diese Ergebenheit in einer unausgesetzten Ueberwachung meiner geringsten Handlungen bekundet.

Die Zahl der „Pariser Wächter“ wurde auf 2000 festgesetzt; ihr Kostüm sollte einfach sein, nur an die Stelle des magischen Stockes des Policemen sollte der Säbel treten. Das Symbol des Gesetzes, wie es der englische Konstabler trägt, hätte nicht Stich halten können vor dem sarkastischen Geiste unserer Nation. Ohne Zweifel wird eine Zeit kommen, wo wir aller dieser Symbole der Sicherheit uns erwehren können. Statt unsere Zeit mit Schildwachestehn zu verlieren vor unsern Mauern, mit einem Gewehre im Arme, werden wir dann, wie der wahre Cavaignac, mein Freund Godefroi sagte, wechselweise uns ablösen, um die Maschinen zu überwachen, welche des Menschen Hand frei machen. Die politischen Anwendungen des jetzigen Cavaignac sind schlechte Vorbereitungen zu den socialistischen Theorieen seines Bruders.

Wenige Tage nachher meldeten sich ungefähr 4000 Mann, die über Paris zu wachen verlangten.

Der Vorzug sollte den Männern gegeben werden, die für ihre politischen Ueberzeugungen gelitten haben. Kein alter Ex-Sergeant sollte in dieses Korps aufgenommen werden.

Einige Hundert Wächter waren bereits in Funktion getreten, als man mir zu wissen that, daß Marrast im Stadthause ebenfalls ein Bureau eröffnet habe, wo man sich anmelden konnte, und wo offenbar ein Korps in duplo gebildet werden sollte.

Um diesem Eskamotirungsversuche von Seiten des Hrn. Marrast vorzubeugen, ließ ich auf der Stelle veröffentlichen, daß jeder, der in Usurpation der Funktionen eines „Pariser Wächters“ angetroffen würde, auf der Stelle arretirt und nach dem Gesetze bestraft werden würde. Mit dem Entschlusse, alle Strenge des Gesetzes in Uebertretungsfällen eintreten zu lassen, übergab ich den Kommissären die nöthigen Befehle. Zugleich that ich meinen Entschluß dem Minister des Innern zu wissen, der sich darüber mit dem Maire von Paris erklärte. Hr. Marrast schob seine Unwissenheit vor; er habe geglaubt, die „Pariser Wächter“ gehörten unter seine Administration, und er schien keineswegs geneigt, von seinem vorgeblichen Rechte abzustehen. Die Diskussion ward lebhaft: in den Ansprüchen des Hrn. Marrast glaubte man eine gewisse Perfidie zu finden, und der Minister kündigte mir am Schlusse an, die „Pariser Wächter“ sollen vor wie nach in den Attributionen die Polizeipräfektur bleiben.

Ledru-Rollin war derjenige, welcher zuerst auf den Gedanken dieser Institution kam. Er sah ein, daß es Zeit sei, dem brutalen Wesen der Pariser Sergeanten ein Ende zu machen, und während der ganzen Zeit meiner Verwaltung habe ich mich von der Vortrefflichkeit dieser neuen Einrichtung überzeugen können.

Selbst die Bourgeoisblätter waren erstaunt über die Ordnung, die in Paris herrschte, und der Constitutionnel, der gewiß nicht mein Freund ist, macht mir in einem Artikel sein Kompliment darüber.

Ja, damals hieß es, ich sei allein der Mann gewesen, der das gegenseitige Zutrauen einigermaßen wiederhergestellt habe; die öffentlichen Promenaden seien verschwunden, und man werde nicht mehr in Schrecken gesetzt von unerwarteten Gesängen, die mitten in den versammelten Gruppen ausbrachen.

Es war dies in der Nummer vom 9. April und in demselben Artikel giebt man mir den wohlgemeinten Rath, doch ja in dieser Weise fortzufahren und ich würde den Dank aller guten, honetten Bürger einärndten.

[Deutschland]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
068 Köln, 21. Dez.

Heute war abermals Dr. Marx wegen angeblicher Verläumdung des „Bürgers und Kommunisten“ Hrn. Drigalski vor den Instruktionsrichter geladen. Der wie vielste Preßprozeß gegen die „N. Rh. Z.“ dieser neue ist, läßt sich bei der Menge derselben schwer bestimmen. Wir bedauern übrigens, daß Herr Drigalski uns so verkannt hat. Unsern Artikeln über ihn hat er's allein beizumessen, wenn ihm ein Stückchen europäischer Berühmtheit zu Theil wird. Welch' schwarzer Undank, Herr „Bürger und Kommunist“ Drigalski!! Ein Zeichen, daß die Zeiten immer verderbter werden, wenn selbst aus einem königlich-preußisch-kommunistischen Herzen die Erkenntlichkeit für geleistete Dienste entflohen ist.

074 Wesel, 18. Dezbr.

Wie in andern gesinnungstüchtigen Orten, so ist auch im hiesigen, zur Feier der von Sr. Majestät allergnädigst verliehenen „freisinnigen“ Verfassung, ein erhebendes Fest begangen worden, an welchem alle Stände in rührender Harmonie sich betheiligten. Da sah man neben dem General den gemeinen Soldaten, neben dem Handwerker den Staabsoffizier, neben dem Unteroffizier den reichen Kaufmann, und — damit das Fest der wahrhaft christlich-germanischen Weihe nicht ermangeln möge — auch einen evangelischen — Geistlichen.

Unterm 14. November hatten die Bürgerschaft, ein paar Tage darauf der Gemeinderath energische Adressen an die Nationalversammlung in Berlin abgehen lassen, worin man sich mit den getroffenen Maßregeln gegen das Ministerium Brandenburg einverstanden erklärte. Und am 17. Dezember drückten der Stadt- und Gemeinderath ihre innigste Freude aus über das wahrhaft königliche Geschenk, womit ein unterthäniges Volk beglückt worden war. Was Wunder, daß dies dem Kommandanten, welcher den ersten Toast ausbrachte, erwünschten Anlaß bot, neben dem konstitutionellen König auch jenes hochverrätherische Ministerium Brandenburg hoch leben zu lassen; d. h. nicht etwa das Ministerium Brandenburg schlechtweg, sondern (ipsiss. verb.) das hochverrätherische Ministerium Brandenburg.

Die Herren vom Rechtsboden machten freilich lange Gesichter und verargten es dem sonst so harmlosen Manne gar höchlich, daß er ihre einstigen Verirrungen, ihren juristisch-revolutionären Schwindel so schonungslos brandmarkte. Aber was war da zu machen? Welchen kolossalen Hohn der Toast auch enthielt, er war einmal gebracht und so mußte man mit den Gläsern schon darauf anklingen.

Eine sehr freisinnige Gerichtsperson, welche dem Landwehroffizierstande angehört, brachte demnächst einen Toast auf die Landwehr aus, dieses Korps, dessen würdigem gemessenen Verhalten hauptsächlich die befriedigende Lösung der traurigen Wirren zuzuschreiben sei. Der Mann hatte ohne Zweifel noch kurz vorher die „Kreuz-Zeitung“ gelesen, denn er fügte hinzu, daß auf den ersten Wink Sr. Majestät 60 Bataillone bereitständen, alle Rebellen zu Paaren zu treiben.

Zwei Oberlehrer des hiesigen Gymnasiums, bekannt wegen ihrer Phraseologie, toastirten auf die Verfassung und — Deutschlands Einheit. Auch diese Trinksprüche fanden, wie sich's von selbst versteht, den gebührenden Anklang. Was aber dem Feste die Krone aufsetzte, war unbezweifelt die Rede des Präsidenten des konstitutionellen Vereins. Dieser Mann, welcher hinsichts seiner politischen Bestrebungen schon mancherlei Unbill erdulden mußte, übrigens aber, bei der logischen Klarheit seiner stets tiefsinnigen Deductionen, mehr wie irgend ein Anderer geeignet ist, den Constitutionellen zu repräsentiren, konnte dem Verlangen nicht widerstehen, gegen ein ebenfalls anwesendes Mitglied des politischen Vereins, seinen alten Widersacher, persönliche Ausfälle zu wagen, so daß sich ein Mitglied des Festcomités veranlaßt fühlte, dem Redner das Wort zu entziehen.

Ein anderes Mitglied des Comités paralysirte dieses Verbot, indem es für Jeden die Redefreiheit vindicirte, vermittelte aber den drohenden Zwiespalt durch eine der salbungsreichsten Expectorationen, die wir jemals gehört haben.

Es sprachen außer den Genannten noch viele Andere; das Resultat aber war und blieb — ein moralischer Katzenjammer.

So endete dieses herrliche Fest, welches in manchen der Theilnehmer, vermöge einer gewissen Ideen-Association höchst pitoyable Besorgnisse rege gemacht hat.

103 Aus dem Kreise Grevenbroich.

Jeden Tag hat seine Freuden. Die Hetzjagden auf Demokraten, Viertels- und Achtelsdemokraten beginnt auch hier. Auf der rechten Rheinseite, Düsseldorf, Münster etc.: geht die Sache ja ohne Aufruhr oder sonst unangenehme Ereignisse von statten. Warum sollten die civilversorgten Getreuen des linken Ufers hinter ihren Kollegen zurückbleiben? Warum sollten sie nicht konkurriren? Schon der gute Willen wird ja sicher anerkannt und belohnt. Wenn nicht in klingender Münze, so doch wenigstens mit einem Orden, und sollte selbst ein neuer „ponr les mouchards“ gestiftet werden.

Einige unschuldige Volksversammlungen, in welchen man eine Dankadresse an die gewesene Vereinbarerversammlung und einen Protest gegen die, durch die Wahl eines zweiten Abgeordneten stattgefundene Ueberschreitung vulgo Mißbrauch des Mandates von Seiten der Wahlmänner unterzeichnete; dann dem beschränkten Unterthanenverstande der hiesigen Erdumwühler in Betreff des Beschlusses der Steuerverweigerung, der Ermordung Robert Blum's, ihrer Pflichten als Landwehrmänner u. s. w. zu Hülfe kam, sollen den Sporen der hiesigen Krautjunker neuen Glanz bereiten. Der Säbel regiert und schön ist es wieder auf Gottes Erde. Alle Ducker und Mucker athmen frei, der Schnurrbart verträgt wieder die Luft, im Wupperthal macht man Bukskin und Bajonette, der Stadtrath zu Köln am Rhein dankt für die octroyirte Verfassung, kurz, schöner war's nie. Aus Dank für die Erlösung macht denn auch das ganze Schwarz-Weißthum es sich zur Gewissenssache, Alles, womit ihr treues Herz seit sieben Monaten gefoltert wurde, der heiligen Hermandad zu berichten. Hier hat man berichtet und protokollirt.

X Meschede.

Die Verhaftung des Justizkommissär Gierse in Münster hat hier, in seinem heimathlichen Kreise, die größte Aufregung hervorgebracht; derselbe gilt nicht allein als ein sehr tüchtiger Jurist, sondern auch als besonnener Mann, und die von dem Münsterschen Kongresse heimgekehrten Abgeordneten haben sein Bemühen als Präsident, die Verhandlungen von allen extremen Zuthaten fern zu halten, sehr lobend anerkannt. Der Justizkommissär Gierse auch von dem Vereinigten Landtage zum Abgeordneten nach Frankfurt gewählt, sollte später in den Kreisen Meschede und Arnsberg als Deputirter für Berlin gewählt werden, und es wäre dies der liberalen Partei ohne allen Zweifel gelungen, wenn nicht die geistliche Partei, die es bekanntlich in Westphalen mit dem Adel hält, durch allerlei Manöver in beiden Kreisen, zwei Geistliche durchgesetzt hätte. In Meschede mußte Gierse mit dem Pastor Bigge losen, da sich dieser auf den Rath des Landrath Roese in der engern Wahl selbst die Stimme gegeben. In Arnsberg fehlten ihm nur wenige Stimmen. Dem Vernehmen nach hat er ein ähnliches Loos in drei Kreisen des Münsterlandes gehabt, wo er doch zuletzt in Coesfeld gewählt ist. Er ist sich treu geblieben, obwohl er in den Jahren 1835-1840 schwere Prüfungen für die Burschenschaftsbestrebungen, die jetzt zur Geltung gekommen, erlitten hat.

12 Aus dem westphälischen Sauerlande, 21. Dez.

Unsere Gebirgsgegend, vor einigen Jahrhunderten der Schauplatz der Hexenprozesse, sieht in diesen Tagen wieder eine wunderbare Erscheinung, nämlich eine Demokratenjagd, betrieben mit einer Wuth, einem Ingrimme, wogegen die heilige Hermanbad und die Kamptz-Dambach'schen Demagogenverfolgungen noch gelinde erscheinen. Tag und Nacht wird gegen Männer inquirirt, die für des Volkes Wohl thätig gewesen, die nichts gethan, als die Zeit und ihre Gestaltungen einem von Natur scharfsinnigen, kräftigen Menschenschlage zu erklären, und zur Einigkeit zu ermahnen. Richter von der reaktionärsten Färbung, die durch Betheiligung an den allerservilsten Adressen in der jüngsten Zeit sich von dem Standpunkte der Unpartheilichkeit entfernt, haben mit Gier die von der Verwaltungsbehörde ersehnten Maßregeln ergriffen. Ihre verklärten Stirnen weissagen Verhaftsbefehle nach allen Richtungen hin. Einer, wer weiß wie langen, Vorhaft zu entgehen, die nach dem verrotteten preußischen Landrechte so ungemein leicht zu verhängen, sollen sich daher Männer des Volkes, wie v. Orsbach, Koch, Schlozer, Grasshof, Reinecke u. A einstweilen in's Ausland begeben haben. Sauerländer, verzaget nicht! denn die Zeit wird sich erfüllen, und zwar recht bald!

* Berlin, 19. Dezember.

Gegen Dr. Berend, Redakteur des Pommernvereins-Blatt ist eine Voruntersuchung, wegen eines sog. hochverrätherischen Artikels, dieser Tage eingeleitet worden. —

Das in Spandau stehende 10. Regiment hat: gestern Befehl erhalten, sich für den 1. Januar zum Abmarsch nach Hamburg bereit zu machen z ob diese Truppen zum „Reichs-Aufsehen“ in Holstein gegen dänische Uebergriffe bestimmt sind oder ob sie nur dazu dienen sollen die Linke der Hamburger constituirende Versammlung in Schach zu halten, läßt sich für den Augenblick noch nicht bestimmen.

* Berlin, 19. Dezember.

Es ist immer gut, wenn die „getreuen“ Unterthanen wissen, wie man in höchsten und hohen Regionen über gewisse „Märzerrungenschaften“ denkt und welche Pläne für die nächste Zukunft in Ausführung gebracht werden sollen.

Die „Kreuzritterin“ giebt uns diesmal die Ansichten der Kamarilla in Betreff der Bürgerwehr kund.

„Es war,“ sagt das Brundenburg-Manteufel'sche Organ, „ein arger Mißgriff und eine nicht gewöhnliche Arroganz der reich- und darum (!!) übermüthig gewordenen Bourgeoisie, so wie eine diesem Stande eigenthümliche Kurzsichtigkeit zu glauben, durch eigenen Waffendienst die viel nachhaltigere Wirkung militärischen Einschreitens ersetzen zu können.“

Und weiterhin heißt es:

„Die Marotte, daß das Militär erst auf Requisition der Civilbehörden einschreiten soll, könnte eine ganze Stadt unglücklich machen, denn der Weg vom Wehramte bis zum Gouvernement, durch das Polizeipräsidium, ist ein so weiter und schmeckt so sehr nach ehemaliger Reichsunmittelbarkeit, daß kaum zu denken ist, daß in Zeiten, wo Augenblicke Stunden gelten, auf diesem Wege rechtzeitige Hülfe gebracht werden könne. Wie viel besser war hierin der frühere Organismus der Behörden! Militär und Polizei stellten ein einiges, untheilbares Ganze dar. Der Soldat war Beistand der Polizei. Reichte die letztere mit den gewöhnlichen Mitteln nicht aus, so war ihr Amt zur Zeit beendigt, sie zog sich zurück, und ließ sich in der Regel in der Oeffentlichkeit nicht sehen, um die Erbitterung nicht zu steigern. Es bedurfte nur einer einfachen Anzeige des Polizeipräsidiums, welches im Verein mit dem Gouvernement die oberste Polizeistelle bildete, über die Unzulänglichkeit der polizeilichen Kräfte, so war das Militär sogleich zur Stelle. Wenn nun das Soldatenspiel der Bürgerwehr für die öffentliche Sicherheit gar

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <div xml:id="ar175_002" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0002" n="0942"/>
gange, das die Menschen an mich fesselt. Ich komme zu ihm heran mit großem Aufwande und meinem aristokratischen Luxus und werde bald sein Vertrauen gewinnen. Der Zufall und mein Muth werden für den Rest sorgen.&#x201C;</p>
          <p>Ich las am Rande dieses Briefes folgende Note:</p>
          <p>&#x201E;Wenn der Elende abermals mit seinem Gesuche kommt, so verhafte man ihn.&#x201C;</p>
          <p>Nun denke man sich, daß dieser Mensch noch die Unverschämtheit hatte, die Sekretärstelle bei der Polizeipräfektur zu verlangen, und bei der Nationalversammlung um eine Pension einzukommen, als ehemaliger politischer Gefangener, der der republikanischen Sache nützliche Dienste geleistet habe. Wirklich war er zu einer Gefängnißstrafe verurtheilt worden, wegen einer Brochure gegen Louis Philipp, und am Gerichte kam es heraus, daß er gerade im Solde des Hofes von Louis Philipp gestanden. Die Brochure gegen seinen alten Protektor hatte ihren Grund in der Verweigerung einer Geldsumme, welche er vom Exkönige verlangt hatte.</p>
          <p>Um die Sicherheitspolizei vollständig zu machen, kam man damals auf den Gedanken, die sogenannten &#x201E;Pariser Wächter&#x201C; nach Art der Londoner Policemen einzuführen. Der Plan davon war vom Minister des Innern der Regierung vorgelegt worden, und diese hatte ihn in allen Punkten gebilligt.</p>
          <p>Ledru-Rollin übertrug mir die Ausführung dieses Planes. Ich wandte mich deshalb an Hrn. Clonie, Chef der Munizipalpolizei, der damals sehr vielen Eifer an den Tag legte und mir tagtäglich hundert Mal seine Treue und Ergebenheit betheuerte. Seit meinem Austritte aus der Präfektur hat sich diese Ergebenheit in einer unausgesetzten Ueberwachung meiner geringsten Handlungen bekundet.</p>
          <p>Die Zahl der &#x201E;Pariser Wächter&#x201C; wurde auf 2000 festgesetzt; ihr Kostüm sollte einfach sein, nur an die Stelle des magischen Stockes des Policemen sollte der Säbel treten. Das Symbol des Gesetzes, wie es der englische Konstabler trägt, hätte nicht Stich halten können vor dem sarkastischen Geiste unserer Nation. Ohne Zweifel wird eine Zeit kommen, wo wir aller dieser Symbole der Sicherheit uns erwehren können. Statt unsere Zeit mit Schildwachestehn zu verlieren vor unsern Mauern, mit einem Gewehre im Arme, werden wir dann, wie der wahre Cavaignac, mein Freund Godefroi sagte, wechselweise uns ablösen, um die Maschinen zu überwachen, welche des Menschen Hand frei machen. Die politischen Anwendungen des jetzigen Cavaignac sind schlechte Vorbereitungen zu den socialistischen Theorieen seines Bruders.</p>
          <p>Wenige Tage nachher meldeten sich ungefähr 4000 Mann, die über Paris zu wachen verlangten.</p>
          <p>Der Vorzug sollte den Männern gegeben werden, die für ihre politischen Ueberzeugungen gelitten haben. Kein alter Ex-Sergeant sollte in dieses Korps aufgenommen werden.</p>
          <p>Einige Hundert Wächter waren bereits in Funktion getreten, als man mir zu wissen that, daß Marrast im Stadthause ebenfalls ein Bureau eröffnet habe, wo man sich anmelden konnte, und wo offenbar ein Korps in duplo gebildet werden sollte.</p>
          <p>Um diesem Eskamotirungsversuche von Seiten des Hrn. Marrast vorzubeugen, ließ ich auf der Stelle veröffentlichen, daß jeder, der in Usurpation der Funktionen eines &#x201E;Pariser Wächters&#x201C; angetroffen würde, auf der Stelle arretirt und nach dem Gesetze bestraft werden würde. Mit dem Entschlusse, alle Strenge des Gesetzes in Uebertretungsfällen eintreten zu lassen, übergab ich den Kommissären die nöthigen Befehle. Zugleich that ich meinen Entschluß dem Minister des Innern zu wissen, der sich darüber mit dem Maire von Paris erklärte. Hr. Marrast schob seine Unwissenheit vor; er habe geglaubt, die &#x201E;Pariser Wächter&#x201C; gehörten unter seine Administration, und er schien keineswegs geneigt, von seinem vorgeblichen Rechte abzustehen. Die Diskussion ward lebhaft: in den Ansprüchen des Hrn. Marrast glaubte man eine gewisse Perfidie zu finden, und der Minister kündigte mir am Schlusse an, die &#x201E;Pariser Wächter&#x201C; sollen vor wie nach in den Attributionen die Polizeipräfektur bleiben.</p>
          <p>Ledru-Rollin war derjenige, welcher zuerst auf den Gedanken dieser Institution kam. Er sah ein, daß es Zeit sei, dem brutalen Wesen der Pariser Sergeanten ein Ende zu machen, und während der ganzen Zeit meiner Verwaltung habe ich mich von der Vortrefflichkeit dieser neuen Einrichtung überzeugen können.</p>
          <p>Selbst die Bourgeoisblätter waren erstaunt über die Ordnung, die in Paris herrschte, und der Constitutionnel, der gewiß nicht mein Freund ist, macht mir in einem Artikel sein Kompliment darüber.</p>
          <p>Ja, damals hieß es, ich sei allein der Mann gewesen, der das gegenseitige Zutrauen einigermaßen wiederhergestellt habe; die öffentlichen Promenaden seien verschwunden, und man werde nicht mehr in Schrecken gesetzt von unerwarteten Gesängen, die mitten in den versammelten Gruppen ausbrachen.</p>
          <p>Es war dies in der Nummer vom 9. April und in demselben Artikel giebt man mir den wohlgemeinten Rath, doch ja in dieser Weise fortzufahren und ich würde den Dank aller guten, honetten Bürger einärndten.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar175_003_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Prozeß gegen Gottschalk und Genossen, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar175_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Köln, 21. Dez.</head>
          <p>Heute war abermals Dr. <hi rendition="#g">Marx</hi> wegen angeblicher Verläumdung des &#x201E;Bürgers und Kommunisten&#x201C; Hrn. <hi rendition="#g">Drigalski</hi> vor den Instruktionsrichter geladen. Der wie vielste Preßprozeß gegen die &#x201E;N. Rh. Z.&#x201C; dieser neue ist, läßt sich bei der Menge derselben schwer bestimmen. Wir bedauern übrigens, daß Herr Drigalski uns so verkannt hat. Unsern Artikeln über ihn hat er's allein beizumessen, wenn ihm ein Stückchen europäischer Berühmtheit zu Theil wird. Welch' schwarzer Undank, Herr &#x201E;Bürger und Kommunist&#x201C; <hi rendition="#g">Drigalski</hi>!! Ein Zeichen, daß die Zeiten immer verderbter werden, wenn selbst aus einem königlich-preußisch-kommunistischen Herzen die Erkenntlichkeit für geleistete Dienste entflohen ist.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar175_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>074</author></bibl> Wesel, 18. Dezbr.</head>
          <p>Wie in andern gesinnungstüchtigen Orten, so ist auch im hiesigen, zur Feier der von Sr. Majestät allergnädigst verliehenen &#x201E;freisinnigen&#x201C; Verfassung, ein erhebendes Fest begangen worden, an welchem alle Stände in rührender Harmonie sich betheiligten. Da sah man neben dem General den gemeinen Soldaten, neben dem Handwerker den Staabsoffizier, neben dem Unteroffizier den reichen Kaufmann, und &#x2014; damit das Fest der wahrhaft christlich-germanischen Weihe nicht ermangeln möge &#x2014; auch einen evangelischen &#x2014; Geistlichen.</p>
          <p>Unterm 14. November hatten die Bürgerschaft, ein paar Tage darauf der Gemeinderath energische Adressen an die Nationalversammlung in Berlin abgehen lassen, worin man sich mit den getroffenen Maßregeln <hi rendition="#g">gegen</hi> das Ministerium Brandenburg <hi rendition="#g">einverstanden</hi> erklärte. Und am 17. Dezember drückten der Stadt- und Gemeinderath ihre innigste <hi rendition="#g">Freude</hi> aus über das wahrhaft <hi rendition="#g">königliche</hi> Geschenk, womit ein unterthäniges Volk beglückt worden war. Was Wunder, daß dies dem Kommandanten, welcher den ersten Toast ausbrachte, erwünschten Anlaß bot, neben dem konstitutionellen König auch jenes hochverrätherische Ministerium Brandenburg hoch leben zu lassen; d. h. nicht etwa das Ministerium Brandenburg schlechtweg, sondern (ipsiss. verb.) das hochverrätherische Ministerium Brandenburg.</p>
          <p>Die Herren vom Rechtsboden machten freilich lange Gesichter und verargten es dem sonst so harmlosen Manne gar höchlich, daß er ihre einstigen Verirrungen, ihren juristisch-revolutionären Schwindel so schonungslos brandmarkte. Aber was war da zu machen? Welchen kolossalen Hohn der Toast auch enthielt, er war einmal gebracht und so mußte man mit den Gläsern schon darauf anklingen.</p>
          <p>Eine sehr freisinnige Gerichtsperson, welche dem Landwehroffizierstande angehört, brachte demnächst einen Toast auf die Landwehr aus, dieses Korps, dessen würdigem gemessenen Verhalten hauptsächlich die befriedigende Lösung der traurigen Wirren zuzuschreiben sei. Der Mann hatte ohne Zweifel noch kurz vorher die &#x201E;Kreuz-Zeitung&#x201C; gelesen, denn er fügte hinzu, daß auf den ersten Wink Sr. Majestät 60 Bataillone bereitständen, alle Rebellen zu Paaren zu treiben.</p>
          <p>Zwei Oberlehrer des hiesigen Gymnasiums, bekannt wegen ihrer Phraseologie, toastirten auf die Verfassung und &#x2014; Deutschlands Einheit. Auch diese Trinksprüche fanden, wie sich's von selbst versteht, den gebührenden Anklang. Was aber dem Feste die Krone aufsetzte, war unbezweifelt die Rede des Präsidenten des konstitutionellen Vereins. Dieser Mann, welcher hinsichts seiner politischen Bestrebungen schon mancherlei Unbill erdulden mußte, übrigens aber, bei der logischen Klarheit seiner stets tiefsinnigen Deductionen, mehr wie irgend ein Anderer geeignet ist, den Constitutionellen zu repräsentiren, konnte dem Verlangen nicht widerstehen, gegen ein ebenfalls anwesendes Mitglied des politischen Vereins, seinen alten Widersacher, persönliche Ausfälle zu wagen, so daß sich ein Mitglied des Festcomités veranlaßt fühlte, dem Redner das Wort zu entziehen.</p>
          <p>Ein anderes Mitglied des Comités paralysirte dieses Verbot, indem es für Jeden die Redefreiheit vindicirte, vermittelte aber den drohenden Zwiespalt durch eine der salbungsreichsten Expectorationen, die wir jemals gehört haben.</p>
          <p>Es sprachen außer den Genannten noch viele Andere; das Resultat aber war und blieb &#x2014; ein moralischer Katzenjammer.</p>
          <p>So endete dieses herrliche Fest, welches in manchen der Theilnehmer, vermöge einer gewissen Ideen-Association höchst pitoyable Besorgnisse rege gemacht hat.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar175_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl> Aus dem Kreise Grevenbroich.</head>
          <p>Jeden Tag hat seine Freuden. Die Hetzjagden auf Demokraten, Viertels- und Achtelsdemokraten beginnt auch hier. Auf der rechten Rheinseite, Düsseldorf, Münster etc.: geht die Sache ja ohne Aufruhr oder sonst unangenehme Ereignisse von statten. Warum sollten die civilversorgten Getreuen des linken Ufers hinter ihren Kollegen zurückbleiben? Warum sollten sie nicht konkurriren? Schon der gute Willen wird ja sicher anerkannt und belohnt. Wenn nicht in klingender Münze, so doch wenigstens mit einem Orden, und sollte selbst ein neuer &#x201E;ponr les mouchards&#x201C; gestiftet werden.</p>
          <p>Einige unschuldige Volksversammlungen, in welchen man eine Dankadresse an die gewesene Vereinbarerversammlung und einen Protest gegen die, durch die Wahl eines zweiten Abgeordneten stattgefundene Ueberschreitung vulgo Mißbrauch des Mandates von Seiten der Wahlmänner unterzeichnete; dann dem beschränkten Unterthanenverstande der hiesigen Erdumwühler in Betreff des Beschlusses der Steuerverweigerung, der Ermordung Robert Blum's, ihrer Pflichten als Landwehrmänner u. s. w. zu Hülfe kam, sollen den Sporen der hiesigen Krautjunker neuen Glanz bereiten. Der Säbel regiert und schön ist es wieder auf Gottes Erde. Alle Ducker und Mucker athmen frei, der Schnurrbart verträgt wieder die Luft, im Wupperthal macht man Bukskin und Bajonette, der Stadtrath zu Köln am Rhein dankt für die octroyirte Verfassung, kurz, schöner war's nie. Aus Dank für die Erlösung macht denn auch das ganze Schwarz-Weißthum es sich zur Gewissenssache, Alles, womit ihr treues Herz seit sieben Monaten gefoltert wurde, der heiligen Hermandad zu berichten. Hier hat man berichtet und protokollirt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar175_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Meschede.</head>
          <p>Die Verhaftung des Justizkommissär Gierse in Münster hat hier, in seinem heimathlichen Kreise, die größte Aufregung hervorgebracht; derselbe gilt nicht allein als ein sehr tüchtiger Jurist, sondern auch als besonnener Mann, und die von dem Münsterschen Kongresse heimgekehrten Abgeordneten haben sein Bemühen als Präsident, die Verhandlungen von allen extremen Zuthaten fern zu halten, sehr lobend anerkannt. Der Justizkommissär Gierse auch von dem Vereinigten Landtage zum Abgeordneten nach Frankfurt gewählt, sollte später in den Kreisen Meschede und Arnsberg als Deputirter für Berlin gewählt werden, und es wäre dies der liberalen Partei ohne allen Zweifel gelungen, wenn nicht die geistliche Partei, die es bekanntlich in Westphalen mit dem Adel hält, durch allerlei Manöver in beiden Kreisen, zwei Geistliche durchgesetzt hätte. In Meschede mußte Gierse mit dem Pastor Bigge losen, da sich dieser auf den Rath des Landrath Roese in der engern Wahl selbst die Stimme gegeben. In Arnsberg fehlten ihm nur wenige Stimmen. Dem Vernehmen nach hat er ein ähnliches Loos in drei Kreisen des Münsterlandes gehabt, wo er doch zuletzt in Coesfeld gewählt ist. Er ist sich treu geblieben, obwohl er in den Jahren 1835-1840 schwere Prüfungen für die Burschenschaftsbestrebungen, die jetzt zur Geltung gekommen, erlitten hat.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar175_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Aus dem westphälischen Sauerlande, 21. Dez.</head>
          <p>Unsere Gebirgsgegend, vor einigen Jahrhunderten der Schauplatz der Hexenprozesse, sieht in diesen Tagen wieder eine wunderbare Erscheinung, nämlich eine Demokratenjagd, betrieben mit einer Wuth, einem Ingrimme, wogegen die heilige Hermanbad und die Kamptz-Dambach'schen Demagogenverfolgungen noch gelinde erscheinen. Tag und Nacht wird gegen Männer inquirirt, die für des Volkes Wohl thätig gewesen, die nichts gethan, als die Zeit und ihre Gestaltungen einem von Natur scharfsinnigen, kräftigen Menschenschlage zu erklären, und zur Einigkeit zu ermahnen. Richter von der reaktionärsten Färbung, die durch Betheiligung an den allerservilsten Adressen in der jüngsten Zeit sich von dem Standpunkte der Unpartheilichkeit entfernt, haben mit Gier die von der Verwaltungsbehörde ersehnten Maßregeln ergriffen. Ihre verklärten Stirnen weissagen Verhaftsbefehle nach allen Richtungen hin. Einer, wer weiß wie langen, Vorhaft zu entgehen, die nach dem verrotteten preußischen Landrechte so ungemein leicht zu verhängen, sollen sich daher Männer des Volkes, wie v. <hi rendition="#g">Orsbach, Koch, Schlozer, Grasshof, Reinecke u. A</hi> einstweilen in's Ausland begeben haben. Sauerländer, verzaget nicht! denn die Zeit wird sich erfüllen, und zwar recht bald!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar175_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 19. Dezember.</head>
          <p>Gegen Dr. Berend, Redakteur des Pommernvereins-Blatt ist eine Voruntersuchung, wegen eines sog. hochverrätherischen Artikels, dieser Tage eingeleitet worden. &#x2014;</p>
          <p>Das in Spandau stehende 10. Regiment hat: gestern Befehl erhalten, sich für den 1. Januar zum Abmarsch nach Hamburg bereit zu machen z ob diese Truppen zum &#x201E;Reichs-Aufsehen&#x201C; in Holstein gegen dänische Uebergriffe bestimmt sind oder ob sie nur dazu dienen sollen die Linke der Hamburger constituirende Versammlung in Schach zu halten, läßt sich für den Augenblick noch nicht bestimmen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar175_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 19. Dezember.</head>
          <p><hi rendition="#g">Es</hi> ist immer gut, wenn die &#x201E;getreuen&#x201C; Unterthanen wissen, wie man in höchsten und hohen Regionen über gewisse &#x201E;Märzerrungenschaften&#x201C; denkt und welche Pläne für die nächste Zukunft in Ausführung gebracht werden sollen.</p>
          <p>Die &#x201E;Kreuzritterin&#x201C; giebt uns diesmal die Ansichten der Kamarilla in Betreff der <hi rendition="#g">Bürgerwehr</hi> kund.</p>
          <p>&#x201E;Es war,&#x201C; sagt das Brundenburg-Manteufel'sche Organ, &#x201E;ein arger Mißgriff und eine nicht gewöhnliche <hi rendition="#g">Arroganz</hi> der <hi rendition="#g">reich-</hi> und darum (!!) übermüthig gewordenen Bourgeoisie, so wie eine diesem Stande eigenthümliche Kurzsichtigkeit zu glauben, durch eigenen Waffendienst die viel nachhaltigere Wirkung militärischen Einschreitens ersetzen zu können.&#x201C;</p>
          <p>Und weiterhin heißt es:</p>
          <p>&#x201E;Die Marotte, daß das Militär erst auf Requisition der Civilbehörden einschreiten soll, könnte eine ganze Stadt unglücklich machen, denn der Weg vom Wehramte bis zum Gouvernement, durch das Polizeipräsidium, ist ein so weiter und schmeckt so sehr nach ehemaliger Reichsunmittelbarkeit, daß kaum zu denken ist, daß in Zeiten, wo Augenblicke Stunden gelten, auf diesem Wege rechtzeitige Hülfe gebracht werden könne. Wie viel besser war hierin der frühere Organismus der Behörden! Militär und Polizei stellten ein einiges, untheilbares Ganze dar. Der Soldat war Beistand der Polizei. Reichte die letztere mit den gewöhnlichen Mitteln nicht aus, so war ihr Amt zur Zeit beendigt, sie zog sich zurück, und ließ sich in der Regel in der Oeffentlichkeit nicht sehen, um die Erbitterung nicht zu steigern. Es bedurfte nur einer einfachen Anzeige des Polizeipräsidiums, welches im Verein mit dem Gouvernement die oberste Polizeistelle bildete, über die Unzulänglichkeit der polizeilichen Kräfte, so war das Militär sogleich zur Stelle. Wenn nun das Soldatenspiel der Bürgerwehr für die öffentliche Sicherheit gar
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0942/0002] gange, das die Menschen an mich fesselt. Ich komme zu ihm heran mit großem Aufwande und meinem aristokratischen Luxus und werde bald sein Vertrauen gewinnen. Der Zufall und mein Muth werden für den Rest sorgen.“ Ich las am Rande dieses Briefes folgende Note: „Wenn der Elende abermals mit seinem Gesuche kommt, so verhafte man ihn.“ Nun denke man sich, daß dieser Mensch noch die Unverschämtheit hatte, die Sekretärstelle bei der Polizeipräfektur zu verlangen, und bei der Nationalversammlung um eine Pension einzukommen, als ehemaliger politischer Gefangener, der der republikanischen Sache nützliche Dienste geleistet habe. Wirklich war er zu einer Gefängnißstrafe verurtheilt worden, wegen einer Brochure gegen Louis Philipp, und am Gerichte kam es heraus, daß er gerade im Solde des Hofes von Louis Philipp gestanden. Die Brochure gegen seinen alten Protektor hatte ihren Grund in der Verweigerung einer Geldsumme, welche er vom Exkönige verlangt hatte. Um die Sicherheitspolizei vollständig zu machen, kam man damals auf den Gedanken, die sogenannten „Pariser Wächter“ nach Art der Londoner Policemen einzuführen. Der Plan davon war vom Minister des Innern der Regierung vorgelegt worden, und diese hatte ihn in allen Punkten gebilligt. Ledru-Rollin übertrug mir die Ausführung dieses Planes. Ich wandte mich deshalb an Hrn. Clonie, Chef der Munizipalpolizei, der damals sehr vielen Eifer an den Tag legte und mir tagtäglich hundert Mal seine Treue und Ergebenheit betheuerte. Seit meinem Austritte aus der Präfektur hat sich diese Ergebenheit in einer unausgesetzten Ueberwachung meiner geringsten Handlungen bekundet. Die Zahl der „Pariser Wächter“ wurde auf 2000 festgesetzt; ihr Kostüm sollte einfach sein, nur an die Stelle des magischen Stockes des Policemen sollte der Säbel treten. Das Symbol des Gesetzes, wie es der englische Konstabler trägt, hätte nicht Stich halten können vor dem sarkastischen Geiste unserer Nation. Ohne Zweifel wird eine Zeit kommen, wo wir aller dieser Symbole der Sicherheit uns erwehren können. Statt unsere Zeit mit Schildwachestehn zu verlieren vor unsern Mauern, mit einem Gewehre im Arme, werden wir dann, wie der wahre Cavaignac, mein Freund Godefroi sagte, wechselweise uns ablösen, um die Maschinen zu überwachen, welche des Menschen Hand frei machen. Die politischen Anwendungen des jetzigen Cavaignac sind schlechte Vorbereitungen zu den socialistischen Theorieen seines Bruders. Wenige Tage nachher meldeten sich ungefähr 4000 Mann, die über Paris zu wachen verlangten. Der Vorzug sollte den Männern gegeben werden, die für ihre politischen Ueberzeugungen gelitten haben. Kein alter Ex-Sergeant sollte in dieses Korps aufgenommen werden. Einige Hundert Wächter waren bereits in Funktion getreten, als man mir zu wissen that, daß Marrast im Stadthause ebenfalls ein Bureau eröffnet habe, wo man sich anmelden konnte, und wo offenbar ein Korps in duplo gebildet werden sollte. Um diesem Eskamotirungsversuche von Seiten des Hrn. Marrast vorzubeugen, ließ ich auf der Stelle veröffentlichen, daß jeder, der in Usurpation der Funktionen eines „Pariser Wächters“ angetroffen würde, auf der Stelle arretirt und nach dem Gesetze bestraft werden würde. Mit dem Entschlusse, alle Strenge des Gesetzes in Uebertretungsfällen eintreten zu lassen, übergab ich den Kommissären die nöthigen Befehle. Zugleich that ich meinen Entschluß dem Minister des Innern zu wissen, der sich darüber mit dem Maire von Paris erklärte. Hr. Marrast schob seine Unwissenheit vor; er habe geglaubt, die „Pariser Wächter“ gehörten unter seine Administration, und er schien keineswegs geneigt, von seinem vorgeblichen Rechte abzustehen. Die Diskussion ward lebhaft: in den Ansprüchen des Hrn. Marrast glaubte man eine gewisse Perfidie zu finden, und der Minister kündigte mir am Schlusse an, die „Pariser Wächter“ sollen vor wie nach in den Attributionen die Polizeipräfektur bleiben. Ledru-Rollin war derjenige, welcher zuerst auf den Gedanken dieser Institution kam. Er sah ein, daß es Zeit sei, dem brutalen Wesen der Pariser Sergeanten ein Ende zu machen, und während der ganzen Zeit meiner Verwaltung habe ich mich von der Vortrefflichkeit dieser neuen Einrichtung überzeugen können. Selbst die Bourgeoisblätter waren erstaunt über die Ordnung, die in Paris herrschte, und der Constitutionnel, der gewiß nicht mein Freund ist, macht mir in einem Artikel sein Kompliment darüber. Ja, damals hieß es, ich sei allein der Mann gewesen, der das gegenseitige Zutrauen einigermaßen wiederhergestellt habe; die öffentlichen Promenaden seien verschwunden, und man werde nicht mehr in Schrecken gesetzt von unerwarteten Gesängen, die mitten in den versammelten Gruppen ausbrachen. Es war dies in der Nummer vom 9. April und in demselben Artikel giebt man mir den wohlgemeinten Rath, doch ja in dieser Weise fortzufahren und ich würde den Dank aller guten, honetten Bürger einärndten. [Deutschland] _ 068 Köln, 21. Dez. Heute war abermals Dr. Marx wegen angeblicher Verläumdung des „Bürgers und Kommunisten“ Hrn. Drigalski vor den Instruktionsrichter geladen. Der wie vielste Preßprozeß gegen die „N. Rh. Z.“ dieser neue ist, läßt sich bei der Menge derselben schwer bestimmen. Wir bedauern übrigens, daß Herr Drigalski uns so verkannt hat. Unsern Artikeln über ihn hat er's allein beizumessen, wenn ihm ein Stückchen europäischer Berühmtheit zu Theil wird. Welch' schwarzer Undank, Herr „Bürger und Kommunist“ Drigalski!! Ein Zeichen, daß die Zeiten immer verderbter werden, wenn selbst aus einem königlich-preußisch-kommunistischen Herzen die Erkenntlichkeit für geleistete Dienste entflohen ist. 074 Wesel, 18. Dezbr. Wie in andern gesinnungstüchtigen Orten, so ist auch im hiesigen, zur Feier der von Sr. Majestät allergnädigst verliehenen „freisinnigen“ Verfassung, ein erhebendes Fest begangen worden, an welchem alle Stände in rührender Harmonie sich betheiligten. Da sah man neben dem General den gemeinen Soldaten, neben dem Handwerker den Staabsoffizier, neben dem Unteroffizier den reichen Kaufmann, und — damit das Fest der wahrhaft christlich-germanischen Weihe nicht ermangeln möge — auch einen evangelischen — Geistlichen. Unterm 14. November hatten die Bürgerschaft, ein paar Tage darauf der Gemeinderath energische Adressen an die Nationalversammlung in Berlin abgehen lassen, worin man sich mit den getroffenen Maßregeln gegen das Ministerium Brandenburg einverstanden erklärte. Und am 17. Dezember drückten der Stadt- und Gemeinderath ihre innigste Freude aus über das wahrhaft königliche Geschenk, womit ein unterthäniges Volk beglückt worden war. Was Wunder, daß dies dem Kommandanten, welcher den ersten Toast ausbrachte, erwünschten Anlaß bot, neben dem konstitutionellen König auch jenes hochverrätherische Ministerium Brandenburg hoch leben zu lassen; d. h. nicht etwa das Ministerium Brandenburg schlechtweg, sondern (ipsiss. verb.) das hochverrätherische Ministerium Brandenburg. Die Herren vom Rechtsboden machten freilich lange Gesichter und verargten es dem sonst so harmlosen Manne gar höchlich, daß er ihre einstigen Verirrungen, ihren juristisch-revolutionären Schwindel so schonungslos brandmarkte. Aber was war da zu machen? Welchen kolossalen Hohn der Toast auch enthielt, er war einmal gebracht und so mußte man mit den Gläsern schon darauf anklingen. Eine sehr freisinnige Gerichtsperson, welche dem Landwehroffizierstande angehört, brachte demnächst einen Toast auf die Landwehr aus, dieses Korps, dessen würdigem gemessenen Verhalten hauptsächlich die befriedigende Lösung der traurigen Wirren zuzuschreiben sei. Der Mann hatte ohne Zweifel noch kurz vorher die „Kreuz-Zeitung“ gelesen, denn er fügte hinzu, daß auf den ersten Wink Sr. Majestät 60 Bataillone bereitständen, alle Rebellen zu Paaren zu treiben. Zwei Oberlehrer des hiesigen Gymnasiums, bekannt wegen ihrer Phraseologie, toastirten auf die Verfassung und — Deutschlands Einheit. Auch diese Trinksprüche fanden, wie sich's von selbst versteht, den gebührenden Anklang. Was aber dem Feste die Krone aufsetzte, war unbezweifelt die Rede des Präsidenten des konstitutionellen Vereins. Dieser Mann, welcher hinsichts seiner politischen Bestrebungen schon mancherlei Unbill erdulden mußte, übrigens aber, bei der logischen Klarheit seiner stets tiefsinnigen Deductionen, mehr wie irgend ein Anderer geeignet ist, den Constitutionellen zu repräsentiren, konnte dem Verlangen nicht widerstehen, gegen ein ebenfalls anwesendes Mitglied des politischen Vereins, seinen alten Widersacher, persönliche Ausfälle zu wagen, so daß sich ein Mitglied des Festcomités veranlaßt fühlte, dem Redner das Wort zu entziehen. Ein anderes Mitglied des Comités paralysirte dieses Verbot, indem es für Jeden die Redefreiheit vindicirte, vermittelte aber den drohenden Zwiespalt durch eine der salbungsreichsten Expectorationen, die wir jemals gehört haben. Es sprachen außer den Genannten noch viele Andere; das Resultat aber war und blieb — ein moralischer Katzenjammer. So endete dieses herrliche Fest, welches in manchen der Theilnehmer, vermöge einer gewissen Ideen-Association höchst pitoyable Besorgnisse rege gemacht hat. 103 Aus dem Kreise Grevenbroich. Jeden Tag hat seine Freuden. Die Hetzjagden auf Demokraten, Viertels- und Achtelsdemokraten beginnt auch hier. Auf der rechten Rheinseite, Düsseldorf, Münster etc.: geht die Sache ja ohne Aufruhr oder sonst unangenehme Ereignisse von statten. Warum sollten die civilversorgten Getreuen des linken Ufers hinter ihren Kollegen zurückbleiben? Warum sollten sie nicht konkurriren? Schon der gute Willen wird ja sicher anerkannt und belohnt. Wenn nicht in klingender Münze, so doch wenigstens mit einem Orden, und sollte selbst ein neuer „ponr les mouchards“ gestiftet werden. Einige unschuldige Volksversammlungen, in welchen man eine Dankadresse an die gewesene Vereinbarerversammlung und einen Protest gegen die, durch die Wahl eines zweiten Abgeordneten stattgefundene Ueberschreitung vulgo Mißbrauch des Mandates von Seiten der Wahlmänner unterzeichnete; dann dem beschränkten Unterthanenverstande der hiesigen Erdumwühler in Betreff des Beschlusses der Steuerverweigerung, der Ermordung Robert Blum's, ihrer Pflichten als Landwehrmänner u. s. w. zu Hülfe kam, sollen den Sporen der hiesigen Krautjunker neuen Glanz bereiten. Der Säbel regiert und schön ist es wieder auf Gottes Erde. Alle Ducker und Mucker athmen frei, der Schnurrbart verträgt wieder die Luft, im Wupperthal macht man Bukskin und Bajonette, der Stadtrath zu Köln am Rhein dankt für die octroyirte Verfassung, kurz, schöner war's nie. Aus Dank für die Erlösung macht denn auch das ganze Schwarz-Weißthum es sich zur Gewissenssache, Alles, womit ihr treues Herz seit sieben Monaten gefoltert wurde, der heiligen Hermandad zu berichten. Hier hat man berichtet und protokollirt. X Meschede. Die Verhaftung des Justizkommissär Gierse in Münster hat hier, in seinem heimathlichen Kreise, die größte Aufregung hervorgebracht; derselbe gilt nicht allein als ein sehr tüchtiger Jurist, sondern auch als besonnener Mann, und die von dem Münsterschen Kongresse heimgekehrten Abgeordneten haben sein Bemühen als Präsident, die Verhandlungen von allen extremen Zuthaten fern zu halten, sehr lobend anerkannt. Der Justizkommissär Gierse auch von dem Vereinigten Landtage zum Abgeordneten nach Frankfurt gewählt, sollte später in den Kreisen Meschede und Arnsberg als Deputirter für Berlin gewählt werden, und es wäre dies der liberalen Partei ohne allen Zweifel gelungen, wenn nicht die geistliche Partei, die es bekanntlich in Westphalen mit dem Adel hält, durch allerlei Manöver in beiden Kreisen, zwei Geistliche durchgesetzt hätte. In Meschede mußte Gierse mit dem Pastor Bigge losen, da sich dieser auf den Rath des Landrath Roese in der engern Wahl selbst die Stimme gegeben. In Arnsberg fehlten ihm nur wenige Stimmen. Dem Vernehmen nach hat er ein ähnliches Loos in drei Kreisen des Münsterlandes gehabt, wo er doch zuletzt in Coesfeld gewählt ist. Er ist sich treu geblieben, obwohl er in den Jahren 1835-1840 schwere Prüfungen für die Burschenschaftsbestrebungen, die jetzt zur Geltung gekommen, erlitten hat. 12 Aus dem westphälischen Sauerlande, 21. Dez. Unsere Gebirgsgegend, vor einigen Jahrhunderten der Schauplatz der Hexenprozesse, sieht in diesen Tagen wieder eine wunderbare Erscheinung, nämlich eine Demokratenjagd, betrieben mit einer Wuth, einem Ingrimme, wogegen die heilige Hermanbad und die Kamptz-Dambach'schen Demagogenverfolgungen noch gelinde erscheinen. Tag und Nacht wird gegen Männer inquirirt, die für des Volkes Wohl thätig gewesen, die nichts gethan, als die Zeit und ihre Gestaltungen einem von Natur scharfsinnigen, kräftigen Menschenschlage zu erklären, und zur Einigkeit zu ermahnen. Richter von der reaktionärsten Färbung, die durch Betheiligung an den allerservilsten Adressen in der jüngsten Zeit sich von dem Standpunkte der Unpartheilichkeit entfernt, haben mit Gier die von der Verwaltungsbehörde ersehnten Maßregeln ergriffen. Ihre verklärten Stirnen weissagen Verhaftsbefehle nach allen Richtungen hin. Einer, wer weiß wie langen, Vorhaft zu entgehen, die nach dem verrotteten preußischen Landrechte so ungemein leicht zu verhängen, sollen sich daher Männer des Volkes, wie v. Orsbach, Koch, Schlozer, Grasshof, Reinecke u. A einstweilen in's Ausland begeben haben. Sauerländer, verzaget nicht! denn die Zeit wird sich erfüllen, und zwar recht bald! * Berlin, 19. Dezember. Gegen Dr. Berend, Redakteur des Pommernvereins-Blatt ist eine Voruntersuchung, wegen eines sog. hochverrätherischen Artikels, dieser Tage eingeleitet worden. — Das in Spandau stehende 10. Regiment hat: gestern Befehl erhalten, sich für den 1. Januar zum Abmarsch nach Hamburg bereit zu machen z ob diese Truppen zum „Reichs-Aufsehen“ in Holstein gegen dänische Uebergriffe bestimmt sind oder ob sie nur dazu dienen sollen die Linke der Hamburger constituirende Versammlung in Schach zu halten, läßt sich für den Augenblick noch nicht bestimmen. * Berlin, 19. Dezember. Es ist immer gut, wenn die „getreuen“ Unterthanen wissen, wie man in höchsten und hohen Regionen über gewisse „Märzerrungenschaften“ denkt und welche Pläne für die nächste Zukunft in Ausführung gebracht werden sollen. Die „Kreuzritterin“ giebt uns diesmal die Ansichten der Kamarilla in Betreff der Bürgerwehr kund. „Es war,“ sagt das Brundenburg-Manteufel'sche Organ, „ein arger Mißgriff und eine nicht gewöhnliche Arroganz der reich- und darum (!!) übermüthig gewordenen Bourgeoisie, so wie eine diesem Stande eigenthümliche Kurzsichtigkeit zu glauben, durch eigenen Waffendienst die viel nachhaltigere Wirkung militärischen Einschreitens ersetzen zu können.“ Und weiterhin heißt es: „Die Marotte, daß das Militär erst auf Requisition der Civilbehörden einschreiten soll, könnte eine ganze Stadt unglücklich machen, denn der Weg vom Wehramte bis zum Gouvernement, durch das Polizeipräsidium, ist ein so weiter und schmeckt so sehr nach ehemaliger Reichsunmittelbarkeit, daß kaum zu denken ist, daß in Zeiten, wo Augenblicke Stunden gelten, auf diesem Wege rechtzeitige Hülfe gebracht werden könne. Wie viel besser war hierin der frühere Organismus der Behörden! Militär und Polizei stellten ein einiges, untheilbares Ganze dar. Der Soldat war Beistand der Polizei. Reichte die letztere mit den gewöhnlichen Mitteln nicht aus, so war ihr Amt zur Zeit beendigt, sie zog sich zurück, und ließ sich in der Regel in der Oeffentlichkeit nicht sehen, um die Erbitterung nicht zu steigern. Es bedurfte nur einer einfachen Anzeige des Polizeipräsidiums, welches im Verein mit dem Gouvernement die oberste Polizeistelle bildete, über die Unzulänglichkeit der polizeilichen Kräfte, so war das Militär sogleich zur Stelle. Wenn nun das Soldatenspiel der Bürgerwehr für die öffentliche Sicherheit gar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz175_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz175_1848/2
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 175. Köln, 22. Dezember 1848, S. 0942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz175_1848/2>, abgerufen am 29.04.2024.