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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 180. Köln, 28. Dezember 1848. Beilage.

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Union protestiren zu können. Die Deputirten wurden unter einem sehr nichtigen Grunde von Pesth zurückgerufen. Jetzt, um der Perfidie die Krone aufzusetzen, stoßen sie, unter den Fittichen eines ohne jede gesetzliche Sanktion als Despot und zugleich als Partei handelnden General-Kommando's in Hermannstadt, sogar in die Kriegstrompete, hetzen auf jede Weise die armen, betrogenen Wallachen auf, um auch Siebenbürgen die Schrecken des Bürgerkrieges kosten zu lassen. Die galizischen Gräuel wiederholen sich in Siebenbürgen. Die österreichische Regierung und deren feile Schergen (wozu in Siebenbürgen besonders die Sachsen gehören) haben an der ersten Schandthat noch nicht genug gehabt, sie rufen jetzt, wie in Süd-Ungarn, auch hier Mord und Verwüstung hervor. Die Wallachen, die den Ungarn Alles zu verdanken haben, waren in ihren Versammlungen weit entfernt von jeder Gewaltthätigkeit.

Jetzt werden sie von Hermannstadt und dem perfiden General-Kommando, nachdem sie auf die nichtswürdigste Weise bearbeitet worden sind, direkt zum Aufstande aufgefordert und organisirt. Schon eine große Anzahl Ungarn, gleichviel welchen Standes und welchen Geschlechtes, sind eingefangen und gemordet. Die Herren circumspecti (so heißen die Sachsen in ihrer Urkunde) aber lassen sich wohlweislich von Kanonen und Soldaten bewachen, damit ihnen der gefürchtete Szekler nicht zu Leibe gehe. Der gerechte Lohn wird nicht ausbleiben. Doch abgesehen von diesem hinterlistigen Treiben, dient diese Politik dem deutschen Volke und ist sie eines deutschen Stammes würdig? Gewiß nicht. Der Panslavismus ist keine Chimäre. Den gutmüthigen Deutschen werden gewiß schon die Augen aufgegangen sein. Die Ungarn, die Deutschland's Vormauer gegen die Türken waren, sind es jetzt gegen die Slaven (darum das Wüthen der Czechen gegen die Ungarn). Also naturgemäß muß jeder Deutsche auf ungarischer Seite stehen. Das deutsche Element muß sich mit dem ungarischen verbrüdern, denn im slavischen kann es nur untergehen.

Fassen wir das Ganze zusammen, so ist, Sachsen, Deutsche nennen zu wollen, eben so absurd, als Amerikaner, Engländer oder Holländer, Deutsche. Das deutsche Volk möge daher nicht zu leichtgläubig sein und vor dem süßen, schmeichelnden Tone der Sachsen, die derbe, aber offene und ehrliche Rede der Ungarn überhören.

Hermannstadt und die Sachsen haben für Deutschland dieselbe Bedeutung, wie Flensburg und die ursprünglich deutschen Holländer, Elsässer und Schweizer.

Die meisten Nachrichten über Ungarn und Siebenbürgen erhält das deutsche Publikum durch die Augsburger Allgemeine Zeitung. Wir warnen das Publikum vor dieser Lügenzeitung, die von den Ungarn ihrer böswilligen Entstellung der Thatsachen wegen, die gemeine Zeitung genannt wird. Ist die Augsburger Allgemeine von andern Ländern ebenso unterrichtet wie von Ungarn, so heißt sie mit Recht die All Gemeine.

Italien.
*

Zucchini, der Senator von Bologna, hat sich geweigert, Mitglied der Giunta Suprema zu werden. Der Circolo Nationale und der Circolo Popolare von Bologna haben darauf hin sofort eine Adresse an das römische Parlament erlassen, worin sie die Weigerung Zucchini's, als ein vereinzeltes Faktum, desavouiren und dem revolutionären Rom die unveränderten vollen Sympathien Bologna's ausdrücken. -- Nach der zu Rom erscheinenden "Epoca" hat der Pabst die folgenden Bedingungen seiner Rückkehr gestellt: Absetzung des Ministeriums, Auflösung der Kammer und der Civica, Suspension der Preßfreiheit, Unterdrückung der demokratischen Cirkel. Die "Alba" von Florenz dagegen widerspricht dieser Nachricht, indem ihre gleichzeitigen römischen Correspondenzen auch nicht das Geringste mitgetheilt hätten, was dieselbe bestätigen könnte.

Der "Opinione" zufolge hat das neue Turiner Ministerium, um in der auf dem Lande lastenden Geldnoth mit einem guten Beispiel voranzugehn, den Gehalt eines jeden seiner Mitglieder auf 15,000 Lire reducirt -- In ihrer Sitzung vom 19 hat die Turiner Deputirtenkammer nach einer langen Diskussion eine monatliche Unterstützungssumme von 600,000 Lire zu Gunsten Venedigs beschlossen. Diese Unterstützung versteht sich für die ganze Zeit, welche Venedig noch in Krieg verwickeln sein wird Nachdem der Beschluß durchgegangen war, erhob sich die Kammer wie Ein Mann mit dem Rufe: Es lebe Venedig! Vincentino Tecchio dankte hierauf im Namen seiner Vaterstadt mit sichtlicher Bewegung für den Edelmuth der piemontesischen Brüder.

Minister Buffa hat am 19. die Offiziere der Nationalgarde zu Genua empfangen, und ihnen die Abstellung der durch die Behörden verschuldeten Mißstände versprochen. Die Truppen werden aus Genua entfernt werden, die Nationalgarde allein wird die Forts besetzt halten. Buffa's Proclamation ist mit Beifall aufgenommen worden.

Zu Venedig sind auf Befehl der provisorischen Regierung zwei neue Legionen gebildet worden: eine dalmatisch-istrische und eine Alpenjägerlegion.

-- Il Nazionale (Florenz) vom 18. Dcbr. meldet, ohne indeß die Nachricht zu verbürgen, daß der Pabst sich entschlossen habe, in Civ"ta Vechia unter dem Schutze einer englisch-französischen Flotte seinen Wohnort aufzuschlagen. Sein Ministerium soll aus folgenden Gliedern bestehen: 1) Kardinal Antonelli, Conseilpräsident; 2) Montonari, Inneres u. Polizei; 3) Abbe Rosmini, öffentl. Unterricht; 4) Bevilacqua, Finanzen; 5) Ricci, Handel; 6) Zucchi, Krieg. Das Justizportofeuille ist noch unbestimmt.

Ankona, 13. Dcbr.

Hier werden starke Lieferungen an Proviant für die französische Flotte ausgeschrieben.

Schweiz.
** Bern, 24. Decbr.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
12 Paris, 25. Dez.

Immer noch Bonaparte, aber gewiß nicht mehr lange! Bisheran hat der edle Prinz sich nur in der Toilette kundgethan. Die Lorbeeren seines Oheim's waren es weniger als der Hut, der ihn nicht schlafen ließ. Er hatte sich mehrere Male den Spaß gemacht, ihn anzuprobiren; aber man weiß, wie ihm dieser Spaß in Boulogne und Straßburg bekommen, und auf welche schmähliche Weise er "abgedeckelt" worden. Aber jetzt; wie sich Alles anders gestaltet hat! Er darf alle Hüte, sammt Rock und Sporen und Stiefel in offner Parade anprobiren. Jetzt kann er seinem Ideale freien Lauf lassen, und sich des mannichfaltigsten Wechsels in der Uniformirung erfreuen, ganz wie ein preußischer Fähndrich, der zum ersten Male die Epauletten erhält. Das hat dann auch Napoleon in der großen Revue vom 23. gethan. Aber die Franzosen sind böse Leute; jetzt gönnen sie ihm nicht die Freude, und machen ihm den "Hut" und die schönen Epauletten streitig, das Einzige, worauf Napoleon stolz ist. Napoleon, sagen sie, darf keine Uniform tragen; der Präsident der Republik hat keine Uniform; und Napoleon hat keinen Grad, weder in der Linie noch in der Nationalgarde. Wie durfte er sich erlauben, als General verkleidet zu erscheinen? Man sieht, wie unsere neulich aufgestellten Befürchtungen sich bestätigt haben. Aber das ist noch nicht Alles. Wer Auszeichnungen u. s. w. trägt, die ihm nicht zukommen, ist dem Correktionel verfallen und diesen Artikel des Code Napoleon will man jetzt auf den Präsidenten Napoleon in Anwendung bringen. Man hält ihm das Beispiel von Polk vor, dem ehemaligen Sattlergesellen und dem jetzigen Präsidenten von Amerika, der nie anders als im schwarzen Frack erscheint. Ich frage: wenn man dem Napoleon seine alte Marotte entzieht, was bleibt ihm dann übrig?

Ganz im Gegensatze mit Napoleon, der das neue Kostüm liebt, sehen wir Odillon-Barrot eine besondere Vorliebe zum Antiquenthum an den Tag legen. Er gehört halb der Mythologie, halb dem Plutarch an, halb Themis, halb Aristides. Wie großherzig weiß er zu verzeihen! gerade seinen alten Feinden, wie Bugeaud, bewilligt er die höchsten Stellen im Staate -- und das Alles aus purer Hinopferung; den Jerome Bonaparte setzt er als Gouverneur in's Invalidenhaus ein, und motivirt diese Einsetzung auf wahrhaft heroisch-plutarchisch-klingende Weise. Das ist so recht die Rolle Barrot's. Aber wenn es einmal an die eigentlich bürgerlichen Verhältnisse geht, wie wird Barrot da abprallen mit seiner flachen Moral!

Die große Revue der Linien-Truppen und Nationalgarde ist der allgemeine Gegenstand der Besprechung in den verschiedenen Journalen. Alle treffen in einem Punkte zusammen: der Himmel, der anfangs verdeckt und regnerisch war, heiterte sich plötzlich auf und beleuchtete das Fest mit seinen schönsten Sonnenstrahlen. Das Journal des Debats, welches den alten Philipp immer mit neuem Vergnügen die Revue passiren ließ, findet, daß diese letzte Revue so ziemlich allen Revues geglichen habe, die seit 30 Jahren abgehalten worden seien. Nur ein einziger Zwischenfall zeichnet jedoch diese Revue von allen andern aus. Eine Gesellschaft von mehren jungen Leuten hatten einen ungeheuren Drachen aufsteigen lassen. Dieser Drache hatte ganz die Form eines Adlers, und da er in gehöriger Entfernung gehalten war, so traf es richtig ein, daß der Drachen senkrecht über dem Kopf Napoleon's schwebte. Die jungen Leute sind für dieses unschuldige Vergnügen verhaftet worden.

Paris, 25. Dez.

Die Nationalversammlung verspricht morgen eine überaus interessante Sitzung. Die Minister werden darin ihr Programm vorlegen.

-- Die ministeriellen Organe hüllen sich in absolutes Stillschweigen rücksichtlich der wichtigen gestrigen Artikel wegen einer Intervention gegen die Römer. Wir werden somit schwerlich vor morgen Mittag etwas Bestimmtes darüber mittheilen können. Die "Patrie" allein widerlegt sie.

-- (An den Redakteur der Liberte.)

"Mein Herr. Sie zeigen an, daß ich zum Obersten des Generalstabes der Pariser Bürgerwehr ernannt worden sei. Diese Nachricht entbehrt jedes Grundes. Ich bin seit dem 2. März angestellt und kann mithin gesetzlich keinen Posten in der hiesigen Bürgerwehr bekleiden.

Gruß und Brüderschaft!

(gez.) Peter Napoleon Bonaparte, Bataillons-Chef im 1. Reg. der Fremdenlegion.

-- Bugeaud hat folgende naive Proklamation an die Alpenarmee erlassen:

"Tagesbefehl. Paris, 24. Decbr. 1848. Soldaten der Alpenarmee! Der Präsident der Republik konnte meine lange militairische Laufbahn nicht besser ehren, als dadurch, daß er mich an Eure Spitze stellte! Dies heißt mir die Gewißheit geben, daß ich Frankreich neue und große Dienste erweisen könnte, wenn sich Umstände darböten, unter denen es einen Ruf an Eure Tapferkeit und Hingebung erlassen müßte. Sechs Kriegsjahre in Afrika haben mir gezeigt, daß unsere jungen Armeen nicht degenerirt sind und daß sie nöthigenfalls dem Beispiele der Armeen der Republik und des Kaiserreichs nachzuahmen wissen werden. Ihr seid zu gute Bürger, als daß Ihr den Krieg herbeiwünschtet; aber Ihr Alle würdet ihm entgegeneilen, wenn er ausbräche.

Einstweilen seid Ihr die festen Vertheidiger des Gesetzes. Ihr Alle seht ein, daß Ordnung die sicherste Bürgschaft der wahren Freiheit und des öffentlichen Wohlstandes ist. Ordnung ist den Arbeitermassen noch nothwendiger als jenen Klassen, die durch Arbeit zu Wohlstand gelangten. Es gibt nichts Populaireres als die Ordnung! Ihr seid, wir Alle sind Kinder des Volkes und wir werden ihm dies unschätzbare Gut zu garantiren wissen, ohne welches es keine der eroberten Freiheiten genießen könnte!

Wenn es meine Gesundheit erlaubte, so wäre ich schon in Eurer Mitte; denn ich fühle das Bedürfniß, diejenigen Regimenter zu kennen, die ich noch nicht sah, sowie meine Bekanntschaft mit denjenigen zu erneuern, deren Leistungen und Ruhm ich in Afrika mit ihnen theilte. Ich werde zu Euch kommen, sobald meine körperlichen Kräfte wiederkehren. Bis dahin verlasse ich mich mit vollem Vertrauen auf den guten Geist und die Gewohnheiten strenger Zucht, die unter Euch sprüchwörtlich geworden sind. Auch sind diese beiden Hauptelemente sorgfältig in Euren Reihen von dem ehrenvollen und geschickten Generale gepflegt worden, dem ich im Oberbefehl über die Alpenarmee folge und von welchem Ihr Euch -- dessen bin ich sicher -- mit Bedauern trenntet.

(gez.) Marschall Bngeaud d'Isly.

Offene Erklärung gegen Trug und Hinterlist.

Das Comite des schlesischen Handwerker-Vereins faßte am Donnerstag Abend, den 14., den Beschluß:

eine Deputation nach Berlin zu senden, um durch eine Vorstellung sowohl bei dem Könige, als bei den höchsten Staatsbehörden dahin zu wirken, daß die in dem Grundgesetz vom 5. huj. vergessenen Gewerbe-Angelegenheiten zur verfassungsmäßigen Auseinandersetzung und Regelung kämen.

Zu Mitgliedern dieser Deputation wurden gewählt: Bäckermeister Ludewig, Schneidermeister Löschburg, Schmiedemeister Rother, Literat Möcke, Schornsteinfegergesell Hüllebrand, Tischlergesell Leuschner, Tapeziergesell Wunderlich und Tischlergesell Steeg.

Nachdem der Beschluß gefaßt und die Mitglieder der Deputation gewählt waren, stellte der hier unterzeichnete Steeg die Anfrage:

"ob die Grenzen ihres Auftrags genau bestimmt wären; ob sie nicht mehr und nicht weniger zu thun hätten, als die Beschwerden, resp. Forderungen, der Gewerke zu Gehör zu bringen?"

-- Nicht mehr und nicht weniger -- war der Bescheid des Comite's.

Damit reisten die Deputirten ab und trafen am Sonntag früh in Berlin ein. Nachmittags hatte eine gemeinschaftliche Sitzung statt, zu welcher sich auch Deputirte der Gewerke in Berlin und der Provinz Sachsen einfanden. Hier ward beschlossen, Sr. Majestät in der zu erbittenden Audienz eine Adresse zu überreichen und siehe! die deputirten Breslauer Meister hatten die Absicht: Eine Dank-Adresse für die verliehene Verfassung dem Könige zu überreichen.

Entrüstet über dieses Ansinnen, welches den Zweck unserer Sendung gänzlich verrücken mußte; denn wir waren nach Berlin geschickt, nicht um für die Verfassung zu danken, sondern uns darüber zu beschweren -- frug Steeg, wer die Meister zu einer solchen Adresse bevollmächtigt habe. Auf diese Frage waren sie vorbereitet; sie zogen ein Attest der Altmeister ihrer resp. Gewerke aus der Tasche, worin gesagt war: "Wir etc. bevollmächtigen den N. N. im Namen des etc. Gewerkes Sr. Maj. eine Dank-Adresse zu überreichen."

Der Vorwurf Steeg's, daß die Meister also dem genau begrenzten Mandat ihrer Committenten, zu dessen pünktlicher Erfüllung sie sich in der Comitesitzung ausdrücklich oder stillschweigend verpflichtet hatten, zuwider handeln wollten, so wie sein Einwand, daß die Altmeister in Sachen des Handwerker-Vereins zu einer solchen Vollmachtgebung gar nicht legitimirt seien, auch einer Berufung der resp. Gewerke, in deren Namen sie die Vollmacht ausgestellt, nicht stattgefunden habe; endlich der Einwurf, daß der Handwerker-Verein gleichmäßig aus Meistern und Gesellen zusammengesetzt sei, jeder Beschluß also, wenn er Geltung haben solle, gemeinschaftlich von Meistern und Gesellen gefaßt werden müsse, letztere aber den Auftrag zur Ueberreichung einer Dank-Adresse nicht gegeben hätten -- diese Vorhaltungen brachten, zumal der Handwerker-Verein gleichmäßig aus Meistern und Gesellen zusammengesetzt sei, jeder Beschluß also von Meistern und Gesellen gemeinschaftlich gefaßt werden müsse, um Geltung zu erlangen, die Gesellen aber einen Auftrag zur Ueberreichung einer Dank-Adresse nicht gegeben hätten, die Herren Meister scheinbar zur Einsicht und bewog sie, auf ihre p[unleserliches Material] Dankadresse zu verzichten.

Es ward eine neue Adresse berathen und angenommen, deren Eingang ungefähr folgendermaßen lautete:

"So dankbar es vom Lande anerkannt wird, daß Ew. Majestät dem Volk eine Verfassung verliehen, so wird es doch schmerzlich von uns empfunden, daß wir darin vergessen sind u. s. w. "

Diese Adresse sollte mundirt und am Morgen des nächsten Tages zur Unterschrift vorgelegt werden.

Inzwischen erhielten durch Vermittlung des Herrn Ludewig die vier Breslauer Gesellen am Sonntage Abends ein an den Schneidermeister Löschburg und Schmiedemeister Rother gerichtetes Billet des Grafen Brandenburg, worin angezeigt wurde, daß Se. Majestät die Deputation des Schlesischen Handwerker-Vereins zur Entgegennahme einer "Dankadresse" empfangen werde u. s. w.

Diese Benachrichtigung, namentlich der darin gebrauchte Ausdruck "Dankadresse" erregte Mißtrauen bei Allen um so mehr, als man vorher schon erfahren hatte, daß am Vormittage des Sonntags zwei deputirte Breslauer Meister dem Grafen Brandenburg ihre Aufwartung gemacht hatten.

Wie bereits berichtet, sollte die mundirte Adresse Montags früh in Berlin unterzeichnet werden, jedoch konnte wegen Kürze der Zeit die Unterschrift nicht von allen Interessenten vollzogen werden und wurden diese nunmehr darauf vertröstet, daß die Unterzeichnung in Potsdam erfolgen sollte. Natürlich mußten alle diese Winkelzüge und zweideutigen Manövers das Mißtrauen jedes schärfer Blickenden aufs Aeußerste reizen. Und leider sollte dieses Mißtrauen nur zu sehr gerechtfertigt werden; denn die auf dem Potsdamer Bahnhofe zur Unterzeichnung vorgelegte Adresse war nicht die Tags zuvor in Berlin berathene und beschlossene, sondern eine Dankadresse in bester Form, an welche sich zum Schlusse die Tags zuvor berathenen Anträge knüpften.

Ueber einen so schmählichen Bruch des Vertrauens, über eine so arglistige Intrigue aufs Aeußerste empört, ließ Steeg seine Mitdeputirten den ganzen Zorn eines in seiner Ehrlichkeit tief verletzten redlichen Mannes fühlen; hielt ihnen vor: daß sie gegen ihre Vollmacht und gegen ihr Gewissen, selbst gegen ihre vorgeschützte Loyalität handelten, wenn sie, als Deputirte einer bestimmten Corporation deren Willensausdruck dem Könige gegenüber nicht, wie ihnen aufgetragen, wiedergeben und Sr. Majestät daher über die Gesinnung ihrer Committenten nicht klaren Wein einschenken wollten; daß er nichts gegen eine Dank-Adresse habe, wenn solche von der Majorität beschlossen worden wäre, selbst wenn er persönlich sich nicht dabei betheiligt hätt; daß es aber schmählich sei, den Majoritätsbeschluß zu verfälschen -- und sagte sich zugleich mit dem Schornsteinfeger-Gesellen Hüllebrand von einer Deputation los, welche, indem sie dem Könige eine Dank-Adresse übergab, nicht mehr die Deputation des Schlesischen Handwerker-Vereins war, sondern eine im eigenen Interesse handelnde Corporation der Herren Ludewig, Möcke und Genossen.

Mögett unsere Brüder des schlesischen Handwerksstandes über uns und über Jene richten.

Breslau, den 29. December 1848.

Hüllebrand, Schornsteinfegergesell.

Steeg, Tischlergesell.

Union protestiren zu können. Die Deputirten wurden unter einem sehr nichtigen Grunde von Pesth zurückgerufen. Jetzt, um der Perfidie die Krone aufzusetzen, stoßen sie, unter den Fittichen eines ohne jede gesetzliche Sanktion als Despot und zugleich als Partei handelnden General-Kommando's in Hermannstadt, sogar in die Kriegstrompete, hetzen auf jede Weise die armen, betrogenen Wallachen auf, um auch Siebenbürgen die Schrecken des Bürgerkrieges kosten zu lassen. Die galizischen Gräuel wiederholen sich in Siebenbürgen. Die österreichische Regierung und deren feile Schergen (wozu in Siebenbürgen besonders die Sachsen gehören) haben an der ersten Schandthat noch nicht genug gehabt, sie rufen jetzt, wie in Süd-Ungarn, auch hier Mord und Verwüstung hervor. Die Wallachen, die den Ungarn Alles zu verdanken haben, waren in ihren Versammlungen weit entfernt von jeder Gewaltthätigkeit.

Jetzt werden sie von Hermannstadt und dem perfiden General-Kommando, nachdem sie auf die nichtswürdigste Weise bearbeitet worden sind, direkt zum Aufstande aufgefordert und organisirt. Schon eine große Anzahl Ungarn, gleichviel welchen Standes und welchen Geschlechtes, sind eingefangen und gemordet. Die Herren circumspecti (so heißen die Sachsen in ihrer Urkunde) aber lassen sich wohlweislich von Kanonen und Soldaten bewachen, damit ihnen der gefürchtete Szekler nicht zu Leibe gehe. Der gerechte Lohn wird nicht ausbleiben. Doch abgesehen von diesem hinterlistigen Treiben, dient diese Politik dem deutschen Volke und ist sie eines deutschen Stammes würdig? Gewiß nicht. Der Panslavismus ist keine Chimäre. Den gutmüthigen Deutschen werden gewiß schon die Augen aufgegangen sein. Die Ungarn, die Deutschland's Vormauer gegen die Türken waren, sind es jetzt gegen die Slaven (darum das Wüthen der Czechen gegen die Ungarn). Also naturgemäß muß jeder Deutsche auf ungarischer Seite stehen. Das deutsche Element muß sich mit dem ungarischen verbrüdern, denn im slavischen kann es nur untergehen.

Fassen wir das Ganze zusammen, so ist, Sachsen, Deutsche nennen zu wollen, eben so absurd, als Amerikaner, Engländer oder Holländer, Deutsche. Das deutsche Volk möge daher nicht zu leichtgläubig sein und vor dem süßen, schmeichelnden Tone der Sachsen, die derbe, aber offene und ehrliche Rede der Ungarn überhören.

Hermannstadt und die Sachsen haben für Deutschland dieselbe Bedeutung, wie Flensburg und die ursprünglich deutschen Holländer, Elsässer und Schweizer.

Die meisten Nachrichten über Ungarn und Siebenbürgen erhält das deutsche Publikum durch die Augsburger Allgemeine Zeitung. Wir warnen das Publikum vor dieser Lügenzeitung, die von den Ungarn ihrer böswilligen Entstellung der Thatsachen wegen, die gemeine Zeitung genannt wird. Ist die Augsburger Allgemeine von andern Ländern ebenso unterrichtet wie von Ungarn, so heißt sie mit Recht die All Gemeine.

Italien.
*

Zucchini, der Senator von Bologna, hat sich geweigert, Mitglied der Giunta Suprema zu werden. Der Circolo Nationale und der Circolo Popolare von Bologna haben darauf hin sofort eine Adresse an das römische Parlament erlassen, worin sie die Weigerung Zucchini's, als ein vereinzeltes Faktum, desavouiren und dem revolutionären Rom die unveränderten vollen Sympathien Bologna's ausdrücken. — Nach der zu Rom erscheinenden „Epoca“ hat der Pabst die folgenden Bedingungen seiner Rückkehr gestellt: Absetzung des Ministeriums, Auflösung der Kammer und der Civica, Suspension der Preßfreiheit, Unterdrückung der demokratischen Cirkel. Die „Alba“ von Florenz dagegen widerspricht dieser Nachricht, indem ihre gleichzeitigen römischen Correspondenzen auch nicht das Geringste mitgetheilt hätten, was dieselbe bestätigen könnte.

Der „Opinione“ zufolge hat das neue Turiner Ministerium, um in der auf dem Lande lastenden Geldnoth mit einem guten Beispiel voranzugehn, den Gehalt eines jeden seiner Mitglieder auf 15,000 Lire reducirt — In ihrer Sitzung vom 19 hat die Turiner Deputirtenkammer nach einer langen Diskussion eine monatliche Unterstützungssumme von 600,000 Lire zu Gunsten Venedigs beschlossen. Diese Unterstützung versteht sich für die ganze Zeit, welche Venedig noch in Krieg verwickeln sein wird Nachdem der Beschluß durchgegangen war, erhob sich die Kammer wie Ein Mann mit dem Rufe: Es lebe Venedig! Vincentino Tecchio dankte hierauf im Namen seiner Vaterstadt mit sichtlicher Bewegung für den Edelmuth der piemontesischen Brüder.

Minister Buffa hat am 19. die Offiziere der Nationalgarde zu Genua empfangen, und ihnen die Abstellung der durch die Behörden verschuldeten Mißstände versprochen. Die Truppen werden aus Genua entfernt werden, die Nationalgarde allein wird die Forts besetzt halten. Buffa's Proclamation ist mit Beifall aufgenommen worden.

Zu Venedig sind auf Befehl der provisorischen Regierung zwei neue Legionen gebildet worden: eine dalmatisch-istrische und eine Alpenjägerlegion.

— Il Nazionale (Florenz) vom 18. Dcbr. meldet, ohne indeß die Nachricht zu verbürgen, daß der Pabst sich entschlossen habe, in Civ“ta Vechia unter dem Schutze einer englisch-französischen Flotte seinen Wohnort aufzuschlagen. Sein Ministerium soll aus folgenden Gliedern bestehen: 1) Kardinal Antonelli, Conseilpräsident; 2) Montonari, Inneres u. Polizei; 3) Abbe Rosmini, öffentl. Unterricht; 4) Bevilacqua, Finanzen; 5) Ricci, Handel; 6) Zucchi, Krieg. Das Justizportofeuille ist noch unbestimmt.

Ankona, 13. Dcbr.

Hier werden starke Lieferungen an Proviant für die französische Flotte ausgeschrieben.

Schweiz.
** Bern, 24. Decbr.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
12 Paris, 25. Dez.

Immer noch Bonaparte, aber gewiß nicht mehr lange! Bisheran hat der edle Prinz sich nur in der Toilette kundgethan. Die Lorbeeren seines Oheim's waren es weniger als der Hut, der ihn nicht schlafen ließ. Er hatte sich mehrere Male den Spaß gemacht, ihn anzuprobiren; aber man weiß, wie ihm dieser Spaß in Boulogne und Straßburg bekommen, und auf welche schmähliche Weise er „abgedeckelt“ worden. Aber jetzt; wie sich Alles anders gestaltet hat! Er darf alle Hüte, sammt Rock und Sporen und Stiefel in offner Parade anprobiren. Jetzt kann er seinem Ideale freien Lauf lassen, und sich des mannichfaltigsten Wechsels in der Uniformirung erfreuen, ganz wie ein preußischer Fähndrich, der zum ersten Male die Epauletten erhält. Das hat dann auch Napoleon in der großen Revue vom 23. gethan. Aber die Franzosen sind böse Leute; jetzt gönnen sie ihm nicht die Freude, und machen ihm den „Hut“ und die schönen Epauletten streitig, das Einzige, worauf Napoleon stolz ist. Napoleon, sagen sie, darf keine Uniform tragen; der Präsident der Republik hat keine Uniform; und Napoleon hat keinen Grad, weder in der Linie noch in der Nationalgarde. Wie durfte er sich erlauben, als General verkleidet zu erscheinen? Man sieht, wie unsere neulich aufgestellten Befürchtungen sich bestätigt haben. Aber das ist noch nicht Alles. Wer Auszeichnungen u. s. w. trägt, die ihm nicht zukommen, ist dem Correktionel verfallen und diesen Artikel des Code Napoleon will man jetzt auf den Präsidenten Napoleon in Anwendung bringen. Man hält ihm das Beispiel von Polk vor, dem ehemaligen Sattlergesellen und dem jetzigen Präsidenten von Amerika, der nie anders als im schwarzen Frack erscheint. Ich frage: wenn man dem Napoleon seine alte Marotte entzieht, was bleibt ihm dann übrig?

Ganz im Gegensatze mit Napoleon, der das neue Kostüm liebt, sehen wir Odillon-Barrot eine besondere Vorliebe zum Antiquenthum an den Tag legen. Er gehört halb der Mythologie, halb dem Plutarch an, halb Themis, halb Aristides. Wie großherzig weiß er zu verzeihen! gerade seinen alten Feinden, wie Bugeaud, bewilligt er die höchsten Stellen im Staate — und das Alles aus purer Hinopferung; den Jerome Bonaparte setzt er als Gouverneur in's Invalidenhaus ein, und motivirt diese Einsetzung auf wahrhaft heroisch-plutarchisch-klingende Weise. Das ist so recht die Rolle Barrot's. Aber wenn es einmal an die eigentlich bürgerlichen Verhältnisse geht, wie wird Barrot da abprallen mit seiner flachen Moral!

Die große Revue der Linien-Truppen und Nationalgarde ist der allgemeine Gegenstand der Besprechung in den verschiedenen Journalen. Alle treffen in einem Punkte zusammen: der Himmel, der anfangs verdeckt und regnerisch war, heiterte sich plötzlich auf und beleuchtete das Fest mit seinen schönsten Sonnenstrahlen. Das Journal des Debats, welches den alten Philipp immer mit neuem Vergnügen die Revue passiren ließ, findet, daß diese letzte Revue so ziemlich allen Revues geglichen habe, die seit 30 Jahren abgehalten worden seien. Nur ein einziger Zwischenfall zeichnet jedoch diese Revue von allen andern aus. Eine Gesellschaft von mehren jungen Leuten hatten einen ungeheuren Drachen aufsteigen lassen. Dieser Drache hatte ganz die Form eines Adlers, und da er in gehöriger Entfernung gehalten war, so traf es richtig ein, daß der Drachen senkrecht über dem Kopf Napoleon's schwebte. Die jungen Leute sind für dieses unschuldige Vergnügen verhaftet worden.

Paris, 25. Dez.

Die Nationalversammlung verspricht morgen eine überaus interessante Sitzung. Die Minister werden darin ihr Programm vorlegen.

— Die ministeriellen Organe hüllen sich in absolutes Stillschweigen rücksichtlich der wichtigen gestrigen Artikel wegen einer Intervention gegen die Römer. Wir werden somit schwerlich vor morgen Mittag etwas Bestimmtes darüber mittheilen können. Die „Patrie“ allein widerlegt sie.

— (An den Redakteur der Liberté.)

„Mein Herr. Sie zeigen an, daß ich zum Obersten des Generalstabes der Pariser Bürgerwehr ernannt worden sei. Diese Nachricht entbehrt jedes Grundes. Ich bin seit dem 2. März angestellt und kann mithin gesetzlich keinen Posten in der hiesigen Bürgerwehr bekleiden.

Gruß und Brüderschaft!

(gez.) Peter Napoleon Bonaparte, Bataillons-Chef im 1. Reg. der Fremdenlegion.

Bugeaud hat folgende naive Proklamation an die Alpenarmee erlassen:

„Tagesbefehl. Paris, 24. Decbr. 1848. Soldaten der Alpenarmee! Der Präsident der Republik konnte meine lange militairische Laufbahn nicht besser ehren, als dadurch, daß er mich an Eure Spitze stellte! Dies heißt mir die Gewißheit geben, daß ich Frankreich neue und große Dienste erweisen könnte, wenn sich Umstände darböten, unter denen es einen Ruf an Eure Tapferkeit und Hingebung erlassen müßte. Sechs Kriegsjahre in Afrika haben mir gezeigt, daß unsere jungen Armeen nicht degenerirt sind und daß sie nöthigenfalls dem Beispiele der Armeen der Republik und des Kaiserreichs nachzuahmen wissen werden. Ihr seid zu gute Bürger, als daß Ihr den Krieg herbeiwünschtet; aber Ihr Alle würdet ihm entgegeneilen, wenn er ausbräche.

Einstweilen seid Ihr die festen Vertheidiger des Gesetzes. Ihr Alle seht ein, daß Ordnung die sicherste Bürgschaft der wahren Freiheit und des öffentlichen Wohlstandes ist. Ordnung ist den Arbeitermassen noch nothwendiger als jenen Klassen, die durch Arbeit zu Wohlstand gelangten. Es gibt nichts Populaireres als die Ordnung! Ihr seid, wir Alle sind Kinder des Volkes und wir werden ihm dies unschätzbare Gut zu garantiren wissen, ohne welches es keine der eroberten Freiheiten genießen könnte!

Wenn es meine Gesundheit erlaubte, so wäre ich schon in Eurer Mitte; denn ich fühle das Bedürfniß, diejenigen Regimenter zu kennen, die ich noch nicht sah, sowie meine Bekanntschaft mit denjenigen zu erneuern, deren Leistungen und Ruhm ich in Afrika mit ihnen theilte. Ich werde zu Euch kommen, sobald meine körperlichen Kräfte wiederkehren. Bis dahin verlasse ich mich mit vollem Vertrauen auf den guten Geist und die Gewohnheiten strenger Zucht, die unter Euch sprüchwörtlich geworden sind. Auch sind diese beiden Hauptelemente sorgfältig in Euren Reihen von dem ehrenvollen und geschickten Generale gepflegt worden, dem ich im Oberbefehl über die Alpenarmee folge und von welchem Ihr Euch — dessen bin ich sicher — mit Bedauern trenntet.

(gez.) Marschall Bngeaud d'Isly.

Offene Erklärung gegen Trug und Hinterlist.

Das Comite des schlesischen Handwerker-Vereins faßte am Donnerstag Abend, den 14., den Beschluß:

eine Deputation nach Berlin zu senden, um durch eine Vorstellung sowohl bei dem Könige, als bei den höchsten Staatsbehörden dahin zu wirken, daß die in dem Grundgesetz vom 5. huj. vergessenen Gewerbe-Angelegenheiten zur verfassungsmäßigen Auseinandersetzung und Regelung kämen.

Zu Mitgliedern dieser Deputation wurden gewählt: Bäckermeister Ludewig, Schneidermeister Löschburg, Schmiedemeister Rother, Literat Möcke, Schornsteinfegergesell Hüllebrand, Tischlergesell Leuschner, Tapeziergesell Wunderlich und Tischlergesell Steeg.

Nachdem der Beschluß gefaßt und die Mitglieder der Deputation gewählt waren, stellte der hier unterzeichnete Steeg die Anfrage:

„ob die Grenzen ihres Auftrags genau bestimmt wären; ob sie nicht mehr und nicht weniger zu thun hätten, als die Beschwerden, resp. Forderungen, der Gewerke zu Gehör zu bringen?“

— Nicht mehr und nicht weniger — war der Bescheid des Comite's.

Damit reisten die Deputirten ab und trafen am Sonntag früh in Berlin ein. Nachmittags hatte eine gemeinschaftliche Sitzung statt, zu welcher sich auch Deputirte der Gewerke in Berlin und der Provinz Sachsen einfanden. Hier ward beschlossen, Sr. Majestät in der zu erbittenden Audienz eine Adresse zu überreichen und siehe! die deputirten Breslauer Meister hatten die Absicht: Eine Dank-Adresse für die verliehene Verfassung dem Könige zu überreichen.

Entrüstet über dieses Ansinnen, welches den Zweck unserer Sendung gänzlich verrücken mußte; denn wir waren nach Berlin geschickt, nicht um für die Verfassung zu danken, sondern uns darüber zu beschweren — frug Steeg, wer die Meister zu einer solchen Adresse bevollmächtigt habe. Auf diese Frage waren sie vorbereitet; sie zogen ein Attest der Altmeister ihrer resp. Gewerke aus der Tasche, worin gesagt war: „Wir etc. bevollmächtigen den N. N. im Namen des etc. Gewerkes Sr. Maj. eine Dank-Adresse zu überreichen.“

Der Vorwurf Steeg's, daß die Meister also dem genau begrenzten Mandat ihrer Committenten, zu dessen pünktlicher Erfüllung sie sich in der Comitesitzung ausdrücklich oder stillschweigend verpflichtet hatten, zuwider handeln wollten, so wie sein Einwand, daß die Altmeister in Sachen des Handwerker-Vereins zu einer solchen Vollmachtgebung gar nicht legitimirt seien, auch einer Berufung der resp. Gewerke, in deren Namen sie die Vollmacht ausgestellt, nicht stattgefunden habe; endlich der Einwurf, daß der Handwerker-Verein gleichmäßig aus Meistern und Gesellen zusammengesetzt sei, jeder Beschluß also, wenn er Geltung haben solle, gemeinschaftlich von Meistern und Gesellen gefaßt werden müsse, letztere aber den Auftrag zur Ueberreichung einer Dank-Adresse nicht gegeben hätten — diese Vorhaltungen brachten, zumal der Handwerker-Verein gleichmäßig aus Meistern und Gesellen zusammengesetzt sei, jeder Beschluß also von Meistern und Gesellen gemeinschaftlich gefaßt werden müsse, um Geltung zu erlangen, die Gesellen aber einen Auftrag zur Ueberreichung einer Dank-Adresse nicht gegeben hätten, die Herren Meister scheinbar zur Einsicht und bewog sie, auf ihre p[unleserliches Material] Dankadresse zu verzichten.

Es ward eine neue Adresse berathen und angenommen, deren Eingang ungefähr folgendermaßen lautete:

„So dankbar es vom Lande anerkannt wird, daß Ew. Majestät dem Volk eine Verfassung verliehen, so wird es doch schmerzlich von uns empfunden, daß wir darin vergessen sind u. s. w. “

Diese Adresse sollte mundirt und am Morgen des nächsten Tages zur Unterschrift vorgelegt werden.

Inzwischen erhielten durch Vermittlung des Herrn Ludewig die vier Breslauer Gesellen am Sonntage Abends ein an den Schneidermeister Löschburg und Schmiedemeister Rother gerichtetes Billet des Grafen Brandenburg, worin angezeigt wurde, daß Se. Majestät die Deputation des Schlesischen Handwerker-Vereins zur Entgegennahme einer „Dankadresse“ empfangen werde u. s. w.

Diese Benachrichtigung, namentlich der darin gebrauchte Ausdruck „Dankadresse“ erregte Mißtrauen bei Allen um so mehr, als man vorher schon erfahren hatte, daß am Vormittage des Sonntags zwei deputirte Breslauer Meister dem Grafen Brandenburg ihre Aufwartung gemacht hatten.

Wie bereits berichtet, sollte die mundirte Adresse Montags früh in Berlin unterzeichnet werden, jedoch konnte wegen Kürze der Zeit die Unterschrift nicht von allen Interessenten vollzogen werden und wurden diese nunmehr darauf vertröstet, daß die Unterzeichnung in Potsdam erfolgen sollte. Natürlich mußten alle diese Winkelzüge und zweideutigen Manövers das Mißtrauen jedes schärfer Blickenden aufs Aeußerste reizen. Und leider sollte dieses Mißtrauen nur zu sehr gerechtfertigt werden; denn die auf dem Potsdamer Bahnhofe zur Unterzeichnung vorgelegte Adresse war nicht die Tags zuvor in Berlin berathene und beschlossene, sondern eine Dankadresse in bester Form, an welche sich zum Schlusse die Tags zuvor berathenen Anträge knüpften.

Ueber einen so schmählichen Bruch des Vertrauens, über eine so arglistige Intrigue aufs Aeußerste empört, ließ Steeg seine Mitdeputirten den ganzen Zorn eines in seiner Ehrlichkeit tief verletzten redlichen Mannes fühlen; hielt ihnen vor: daß sie gegen ihre Vollmacht und gegen ihr Gewissen, selbst gegen ihre vorgeschützte Loyalität handelten, wenn sie, als Deputirte einer bestimmten Corporation deren Willensausdruck dem Könige gegenüber nicht, wie ihnen aufgetragen, wiedergeben und Sr. Majestät daher über die Gesinnung ihrer Committenten nicht klaren Wein einschenken wollten; daß er nichts gegen eine Dank-Adresse habe, wenn solche von der Majorität beschlossen worden wäre, selbst wenn er persönlich sich nicht dabei betheiligt hätt; daß es aber schmählich sei, den Majoritätsbeschluß zu verfälschen — und sagte sich zugleich mit dem Schornsteinfeger-Gesellen Hüllebrand von einer Deputation los, welche, indem sie dem Könige eine Dank-Adresse übergab, nicht mehr die Deputation des Schlesischen Handwerker-Vereins war, sondern eine im eigenen Interesse handelnde Corporation der Herren Ludewig, Möcke und Genossen.

Mögett unsere Brüder des schlesischen Handwerksstandes über uns und über Jene richten.

Breslau, den 29. December 1848.

Hüllebrand, Schornsteinfegergesell.

Steeg, Tischlergesell.

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          <p><pb facs="#f0002" n="0972"/>
Union protestiren zu können. Die Deputirten wurden unter einem sehr nichtigen Grunde von Pesth zurückgerufen. Jetzt, um der Perfidie die Krone aufzusetzen, stoßen sie, unter den Fittichen eines ohne jede gesetzliche Sanktion als Despot und zugleich als Partei handelnden General-Kommando's in Hermannstadt, sogar in die Kriegstrompete, hetzen auf jede Weise die armen, betrogenen Wallachen auf, um auch Siebenbürgen die Schrecken des Bürgerkrieges kosten zu lassen. Die galizischen Gräuel wiederholen sich in Siebenbürgen. Die österreichische Regierung und deren feile Schergen (wozu in Siebenbürgen besonders die Sachsen gehören) haben an der ersten Schandthat noch nicht genug gehabt, sie rufen jetzt, wie in Süd-Ungarn, auch hier Mord und Verwüstung hervor. Die Wallachen, die den Ungarn <hi rendition="#g">Alles</hi> zu verdanken haben, waren in ihren Versammlungen weit entfernt von jeder Gewaltthätigkeit.</p>
          <p>Jetzt werden sie von Hermannstadt und dem perfiden General-Kommando, nachdem sie auf die nichtswürdigste Weise bearbeitet worden sind, direkt zum Aufstande aufgefordert und organisirt. Schon eine große Anzahl Ungarn, gleichviel welchen Standes und welchen Geschlechtes, sind eingefangen und gemordet. Die Herren circumspecti (so heißen die Sachsen in ihrer Urkunde) aber lassen sich wohlweislich von Kanonen und Soldaten bewachen, damit ihnen der gefürchtete Szekler nicht zu Leibe gehe. Der gerechte Lohn wird nicht ausbleiben. Doch abgesehen von diesem hinterlistigen Treiben, dient diese Politik dem deutschen Volke und ist sie eines deutschen Stammes würdig? Gewiß nicht. Der Panslavismus ist keine Chimäre. Den gutmüthigen Deutschen werden gewiß schon die Augen aufgegangen sein. Die Ungarn, die Deutschland's Vormauer gegen die Türken waren, sind es jetzt gegen die Slaven (darum das Wüthen der Czechen gegen die Ungarn). Also naturgemäß muß jeder Deutsche auf ungarischer Seite stehen. Das deutsche Element muß sich mit dem ungarischen verbrüdern, denn im slavischen kann es nur untergehen.</p>
          <p>Fassen wir das Ganze zusammen, so ist, Sachsen, Deutsche nennen zu wollen, eben so absurd, als Amerikaner, Engländer oder Holländer, Deutsche. Das deutsche Volk möge daher nicht zu leichtgläubig sein und vor dem süßen, schmeichelnden Tone der Sachsen, die derbe, aber offene und ehrliche Rede der Ungarn überhören.</p>
          <p>Hermannstadt und die Sachsen haben für Deutschland dieselbe Bedeutung, wie Flensburg und die ursprünglich deutschen Holländer, Elsässer und Schweizer.</p>
          <p>Die meisten Nachrichten über Ungarn und Siebenbürgen erhält das deutsche Publikum durch die Augsburger Allgemeine Zeitung. Wir warnen das Publikum vor dieser Lügenzeitung, die von den Ungarn ihrer böswilligen Entstellung der Thatsachen wegen, die <hi rendition="#g">gemeine</hi> Zeitung genannt wird. Ist die Augsburger Allgemeine von andern Ländern ebenso unterrichtet wie von Ungarn, so heißt sie mit Recht die <hi rendition="#g">All Gemeine</hi>.</p>
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        <head>Italien.</head>
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            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
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          <p><hi rendition="#g">Zucchini,</hi> der Senator von Bologna, hat sich geweigert, Mitglied der Giunta Suprema zu werden. Der Circolo Nationale und der Circolo Popolare von Bologna haben darauf hin sofort eine Adresse an das römische Parlament erlassen, worin sie die Weigerung Zucchini's, als ein vereinzeltes Faktum, desavouiren und dem revolutionären Rom die unveränderten vollen Sympathien Bologna's ausdrücken. &#x2014; Nach der zu Rom erscheinenden &#x201E;Epoca&#x201C; hat der Pabst die folgenden Bedingungen seiner Rückkehr gestellt: Absetzung des Ministeriums, Auflösung der Kammer und der Civica, Suspension der Preßfreiheit, Unterdrückung der demokratischen Cirkel. Die &#x201E;Alba&#x201C; von Florenz dagegen widerspricht dieser Nachricht, indem ihre gleichzeitigen römischen Correspondenzen auch nicht das Geringste mitgetheilt hätten, was dieselbe bestätigen könnte.</p>
          <p>Der &#x201E;Opinione&#x201C; zufolge hat das neue Turiner Ministerium, um in der auf dem Lande lastenden Geldnoth mit einem guten Beispiel voranzugehn, den Gehalt eines jeden seiner Mitglieder auf 15,000 Lire reducirt &#x2014; In ihrer Sitzung vom 19 hat die Turiner Deputirtenkammer nach einer langen Diskussion eine monatliche Unterstützungssumme von 600,000 Lire zu Gunsten Venedigs beschlossen. Diese Unterstützung versteht sich für die ganze Zeit, welche Venedig noch in Krieg verwickeln sein wird Nachdem der Beschluß durchgegangen war, erhob sich die Kammer wie Ein Mann mit dem Rufe: Es lebe Venedig! Vincentino Tecchio dankte hierauf im Namen seiner Vaterstadt mit sichtlicher Bewegung für den Edelmuth der piemontesischen Brüder.</p>
          <p>Minister Buffa hat am 19. die Offiziere der Nationalgarde zu Genua empfangen, und ihnen die Abstellung der durch die Behörden verschuldeten Mißstände versprochen. Die Truppen werden aus Genua entfernt werden, die Nationalgarde allein wird die Forts besetzt halten. Buffa's Proclamation ist mit Beifall aufgenommen worden.</p>
          <p>Zu Venedig sind auf Befehl der provisorischen Regierung zwei neue Legionen gebildet worden: eine dalmatisch-istrische und eine Alpenjägerlegion.</p>
          <p>&#x2014; Il Nazionale (Florenz) vom 18. Dcbr. meldet, ohne indeß die Nachricht zu verbürgen, daß der Pabst sich entschlossen habe, in Civ&#x201C;ta Vechia unter dem Schutze einer englisch-französischen Flotte seinen Wohnort aufzuschlagen. Sein Ministerium soll aus folgenden Gliedern bestehen: 1) Kardinal Antonelli, Conseilpräsident; 2) Montonari, Inneres u. Polizei; 3) Abbe Rosmini, öffentl. Unterricht; 4) Bevilacqua, Finanzen; 5) Ricci, Handel; 6) Zucchi, Krieg. Das Justizportofeuille ist noch unbestimmt.</p>
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          <head>Ankona, 13. Dcbr.</head>
          <p>Hier werden starke Lieferungen an Proviant für die französische Flotte ausgeschrieben.</p>
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        <head>Schweiz.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Maßregeln gegen deutsche Flüchtlinge &#x2026;, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Bern, 24. Decbr.</head>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 25. Dez.</head>
          <p>Immer noch Bonaparte, aber gewiß nicht mehr lange! Bisheran hat der edle Prinz sich nur in der Toilette kundgethan. Die Lorbeeren seines Oheim's waren es weniger als der Hut, der ihn nicht schlafen ließ. Er hatte sich mehrere Male den Spaß gemacht, ihn anzuprobiren; aber man weiß, wie ihm dieser Spaß in Boulogne und Straßburg bekommen, und auf welche schmähliche Weise er &#x201E;abgedeckelt&#x201C; worden. Aber jetzt; wie sich Alles anders gestaltet hat! Er darf alle Hüte, sammt Rock und Sporen und Stiefel in offner Parade anprobiren. Jetzt kann er seinem Ideale freien Lauf lassen, und sich des mannichfaltigsten Wechsels in der Uniformirung erfreuen, ganz wie ein preußischer Fähndrich, der zum ersten Male die Epauletten erhält. Das hat dann auch Napoleon in der großen Revue vom 23. gethan. Aber die Franzosen sind böse Leute; jetzt gönnen sie ihm nicht die Freude, und machen ihm den &#x201E;Hut&#x201C; und die schönen Epauletten streitig, das Einzige, worauf Napoleon stolz ist. Napoleon, sagen sie, darf <hi rendition="#g">keine</hi> Uniform tragen; der Präsident der Republik hat keine Uniform; und Napoleon hat keinen Grad, weder in der Linie noch in der Nationalgarde. Wie durfte er sich erlauben, als General verkleidet zu erscheinen? Man sieht, wie unsere neulich aufgestellten Befürchtungen sich bestätigt haben. Aber das ist noch nicht Alles. Wer Auszeichnungen u. s. w. trägt, die ihm nicht zukommen, ist dem Correktionel verfallen und diesen Artikel des Code Napoleon will man jetzt auf den Präsidenten Napoleon in Anwendung bringen. Man hält ihm das Beispiel von Polk vor, dem ehemaligen Sattlergesellen und dem jetzigen Präsidenten von Amerika, der nie anders als im schwarzen Frack erscheint. Ich frage: wenn man dem Napoleon seine alte Marotte entzieht, was bleibt ihm dann übrig?</p>
          <p>Ganz im Gegensatze mit Napoleon, der das neue Kostüm liebt, sehen wir Odillon-Barrot eine besondere Vorliebe zum Antiquenthum an den Tag legen. Er gehört halb der Mythologie, halb dem Plutarch an, halb Themis, halb Aristides. Wie großherzig weiß er zu verzeihen! gerade seinen alten Feinden, wie Bugeaud, bewilligt er die höchsten Stellen im Staate &#x2014; und das Alles aus purer Hinopferung; den Jerome Bonaparte setzt er als Gouverneur in's Invalidenhaus ein, und motivirt diese Einsetzung auf wahrhaft heroisch-plutarchisch-klingende Weise. Das ist so recht die Rolle Barrot's. Aber wenn es einmal an die eigentlich bürgerlichen Verhältnisse geht, wie wird Barrot da abprallen mit seiner flachen Moral!</p>
          <p>Die große Revue der Linien-Truppen und Nationalgarde ist der allgemeine Gegenstand der Besprechung in den verschiedenen Journalen. Alle treffen in einem Punkte zusammen: der Himmel, der anfangs verdeckt und regnerisch war, heiterte sich plötzlich auf und beleuchtete das Fest mit seinen schönsten Sonnenstrahlen. Das Journal des Debats, welches den alten Philipp immer mit neuem Vergnügen die Revue passiren ließ, findet, daß diese letzte Revue so ziemlich allen Revues geglichen habe, die seit 30 Jahren abgehalten worden seien. Nur ein einziger Zwischenfall zeichnet jedoch diese Revue von allen andern aus. Eine Gesellschaft von mehren jungen Leuten hatten einen ungeheuren Drachen aufsteigen lassen. Dieser Drache hatte ganz die Form eines Adlers, und da er in gehöriger Entfernung gehalten war, so traf es richtig ein, daß der Drachen senkrecht über dem Kopf Napoleon's schwebte. Die jungen Leute sind für dieses unschuldige Vergnügen verhaftet worden.</p>
        </div>
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          <head>Paris, 25. Dez.</head>
          <p>Die Nationalversammlung verspricht morgen eine überaus interessante Sitzung. Die Minister werden darin ihr Programm vorlegen.</p>
          <p>&#x2014; Die ministeriellen Organe hüllen sich in absolutes Stillschweigen rücksichtlich der wichtigen gestrigen Artikel wegen einer Intervention gegen die Römer. Wir werden somit schwerlich vor morgen Mittag etwas Bestimmtes darüber mittheilen können. Die &#x201E;Patrie&#x201C; allein widerlegt sie.</p>
          <p>&#x2014; (An den Redakteur der Liberté.)</p>
          <p>&#x201E;Mein Herr. Sie zeigen an, daß ich zum Obersten des Generalstabes der Pariser Bürgerwehr ernannt worden sei. Diese Nachricht entbehrt jedes Grundes. Ich bin seit dem 2. März angestellt und kann mithin gesetzlich keinen Posten in der hiesigen Bürgerwehr bekleiden.</p>
          <p>Gruß und Brüderschaft!</p>
          <p>(gez.) <hi rendition="#g">Peter Napoleon Bonaparte,</hi> Bataillons-Chef im 1. Reg. der Fremdenlegion.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">Bugeaud</hi> hat folgende naive Proklamation an die Alpenarmee erlassen:</p>
          <p>&#x201E;Tagesbefehl. Paris, 24. Decbr. 1848. Soldaten der Alpenarmee! Der Präsident der Republik konnte meine lange militairische Laufbahn nicht besser ehren, als dadurch, daß er mich an Eure Spitze stellte! Dies heißt mir die Gewißheit geben, daß ich Frankreich neue und große Dienste erweisen könnte, wenn sich Umstände darböten, unter denen es einen Ruf an Eure Tapferkeit und Hingebung erlassen müßte. Sechs Kriegsjahre in Afrika haben mir gezeigt, daß unsere jungen Armeen nicht degenerirt sind und daß sie nöthigenfalls dem Beispiele der Armeen der Republik und des Kaiserreichs nachzuahmen wissen werden. Ihr seid zu gute Bürger, als daß Ihr den Krieg herbeiwünschtet; aber Ihr Alle würdet ihm entgegeneilen, wenn er ausbräche.</p>
          <p>Einstweilen seid Ihr die festen Vertheidiger des Gesetzes. Ihr Alle seht ein, daß Ordnung die sicherste Bürgschaft der wahren Freiheit und des öffentlichen Wohlstandes ist. Ordnung ist den Arbeitermassen noch nothwendiger als jenen Klassen, die durch Arbeit zu Wohlstand gelangten. Es gibt nichts Populaireres als die Ordnung! Ihr seid, wir Alle sind Kinder des Volkes und wir werden ihm dies unschätzbare Gut zu garantiren wissen, ohne welches es keine der eroberten Freiheiten genießen könnte!</p>
          <p>Wenn es meine Gesundheit erlaubte, so wäre ich schon in Eurer Mitte; denn ich fühle das Bedürfniß, diejenigen Regimenter zu kennen, die ich noch nicht sah, sowie meine Bekanntschaft mit denjenigen zu erneuern, deren Leistungen und Ruhm ich in Afrika mit ihnen theilte. Ich werde zu Euch kommen, sobald meine körperlichen Kräfte wiederkehren. Bis dahin verlasse ich mich mit vollem Vertrauen auf den guten Geist und die Gewohnheiten strenger Zucht, die unter Euch sprüchwörtlich geworden sind. Auch sind diese beiden Hauptelemente sorgfältig in Euren Reihen von dem ehrenvollen und geschickten Generale gepflegt worden, dem ich im Oberbefehl über die Alpenarmee folge und von welchem Ihr Euch &#x2014; dessen bin ich sicher &#x2014; mit Bedauern trenntet.</p>
          <p>(gez.) Marschall Bngeaud d'Isly.</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar180b_012" type="jArticle">
          <head>Offene Erklärung gegen Trug und Hinterlist.</head>
          <p>Das Comite des schlesischen Handwerker-Vereins faßte am Donnerstag Abend, den 14., den Beschluß:</p>
          <p rendition="#et">eine Deputation nach Berlin zu senden, um durch eine Vorstellung sowohl bei dem Könige, als bei den höchsten Staatsbehörden dahin zu wirken, daß die in dem Grundgesetz vom 5. huj. vergessenen Gewerbe-Angelegenheiten zur verfassungsmäßigen Auseinandersetzung und Regelung kämen.</p>
          <p>Zu Mitgliedern dieser Deputation wurden gewählt: Bäckermeister <hi rendition="#g">Ludewig,</hi> Schneidermeister <hi rendition="#g">Löschburg,</hi> Schmiedemeister <hi rendition="#g">Rother,</hi> Literat <hi rendition="#g">Möcke,</hi> Schornsteinfegergesell <hi rendition="#g">Hüllebrand,</hi> Tischlergesell <hi rendition="#g">Leuschner</hi>, Tapeziergesell <hi rendition="#g">Wunderlich</hi> und Tischlergesell <hi rendition="#g">Steeg</hi>.</p>
          <p>Nachdem der Beschluß gefaßt und die Mitglieder der Deputation gewählt waren, stellte der hier unterzeichnete <hi rendition="#g">Steeg</hi> die Anfrage:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;ob die Grenzen ihres Auftrags genau bestimmt wären; ob sie nicht mehr und nicht weniger zu thun hätten, als die Beschwerden, resp. Forderungen, der Gewerke zu Gehör zu bringen?&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Nicht mehr und nicht weniger &#x2014; war der Bescheid des Comite's.</p>
          <p>Damit reisten die Deputirten ab und trafen am Sonntag früh in Berlin ein. Nachmittags hatte eine gemeinschaftliche Sitzung statt, zu welcher sich auch Deputirte der Gewerke in Berlin und der Provinz Sachsen einfanden. Hier ward beschlossen, Sr. Majestät in der zu erbittenden Audienz eine Adresse zu überreichen und siehe! die deputirten Breslauer Meister hatten die Absicht: Eine Dank-Adresse für die verliehene Verfassung dem Könige zu überreichen.</p>
          <p>Entrüstet über dieses Ansinnen, welches den Zweck unserer Sendung gänzlich verrücken mußte; denn wir waren nach Berlin geschickt, nicht um für die Verfassung zu danken, sondern uns darüber zu beschweren &#x2014; frug <hi rendition="#g">Steeg,</hi> wer die Meister zu einer solchen Adresse bevollmächtigt habe. Auf diese Frage waren sie vorbereitet; sie zogen ein Attest der Altmeister ihrer resp. Gewerke aus der Tasche, worin gesagt war: &#x201E;Wir etc. bevollmächtigen den N. N. im Namen des etc. Gewerkes Sr. Maj. eine Dank-Adresse zu überreichen.&#x201C;</p>
          <p>Der Vorwurf Steeg's, daß die Meister also dem genau begrenzten Mandat ihrer Committenten, zu dessen pünktlicher Erfüllung sie sich in der Comitesitzung ausdrücklich oder stillschweigend verpflichtet hatten, zuwider handeln wollten, so wie sein Einwand, daß die Altmeister in Sachen des Handwerker-Vereins zu einer solchen Vollmachtgebung gar nicht legitimirt seien, auch einer Berufung der resp. Gewerke, in deren Namen sie die Vollmacht ausgestellt, nicht stattgefunden habe; endlich der Einwurf, daß der Handwerker-Verein gleichmäßig aus Meistern und Gesellen zusammengesetzt sei, jeder Beschluß also, wenn er Geltung haben solle, gemeinschaftlich von Meistern und Gesellen gefaßt werden müsse, letztere aber den Auftrag zur Ueberreichung einer Dank-Adresse nicht gegeben hätten &#x2014; diese Vorhaltungen brachten, zumal der Handwerker-Verein gleichmäßig aus Meistern und Gesellen zusammengesetzt sei, jeder Beschluß also von Meistern und Gesellen gemeinschaftlich gefaßt werden müsse, um Geltung zu erlangen, die Gesellen aber einen Auftrag zur Ueberreichung einer Dank-Adresse nicht gegeben hätten, die Herren Meister scheinbar zur Einsicht und bewog sie, auf ihre p<gap reason="illegible"/> Dankadresse zu verzichten.</p>
          <p>Es ward eine neue Adresse berathen und angenommen, deren Eingang ungefähr folgendermaßen lautete:</p>
          <p>&#x201E;So dankbar es vom Lande anerkannt wird, daß Ew. Majestät dem Volk eine Verfassung verliehen, so wird es doch schmerzlich von uns empfunden, daß wir darin vergessen sind u. s. w. &#x201C;</p>
          <p>Diese Adresse sollte mundirt und am Morgen des nächsten Tages zur Unterschrift vorgelegt werden.</p>
          <p>Inzwischen erhielten durch Vermittlung des Herrn Ludewig die vier Breslauer Gesellen am Sonntage Abends ein an den Schneidermeister Löschburg und Schmiedemeister Rother gerichtetes Billet des Grafen Brandenburg, worin angezeigt wurde, daß Se. Majestät die Deputation des Schlesischen Handwerker-Vereins zur Entgegennahme einer &#x201E;Dankadresse&#x201C; empfangen werde u. s. w.</p>
          <p>Diese Benachrichtigung, namentlich der darin gebrauchte Ausdruck &#x201E;Dankadresse&#x201C; erregte Mißtrauen bei Allen um so mehr, als man vorher schon erfahren hatte, daß am Vormittage des Sonntags zwei deputirte Breslauer Meister dem Grafen Brandenburg ihre Aufwartung gemacht hatten.</p>
          <p>Wie bereits berichtet, sollte die mundirte Adresse Montags früh in Berlin unterzeichnet werden, jedoch konnte wegen Kürze der Zeit die Unterschrift nicht von allen Interessenten vollzogen werden und wurden diese nunmehr darauf vertröstet, daß die Unterzeichnung in Potsdam erfolgen sollte. Natürlich mußten alle diese Winkelzüge und zweideutigen Manövers das Mißtrauen jedes schärfer Blickenden aufs Aeußerste reizen. Und leider sollte dieses Mißtrauen nur zu sehr gerechtfertigt werden; denn die auf dem Potsdamer Bahnhofe zur Unterzeichnung vorgelegte Adresse war nicht die Tags zuvor in Berlin berathene und beschlossene, sondern eine Dankadresse in bester Form, an welche sich zum Schlusse die Tags zuvor berathenen Anträge knüpften.</p>
          <p>Ueber einen so schmählichen Bruch des Vertrauens, über eine so arglistige Intrigue aufs Aeußerste empört, ließ Steeg seine Mitdeputirten den ganzen Zorn eines in seiner Ehrlichkeit tief verletzten redlichen Mannes fühlen; hielt ihnen vor: daß sie gegen ihre Vollmacht und gegen ihr Gewissen, selbst gegen ihre vorgeschützte Loyalität handelten, wenn sie, als Deputirte einer bestimmten Corporation deren Willensausdruck dem Könige gegenüber <hi rendition="#g">nicht,</hi> wie ihnen aufgetragen, wiedergeben und Sr. Majestät daher über die Gesinnung ihrer Committenten nicht klaren Wein einschenken wollten; daß er nichts gegen eine Dank-Adresse habe, wenn solche von der Majorität beschlossen worden wäre, selbst wenn er persönlich sich nicht dabei betheiligt hätt; daß es aber schmählich sei, den Majoritätsbeschluß zu verfälschen &#x2014; und sagte sich zugleich mit dem Schornsteinfeger-Gesellen Hüllebrand von einer Deputation los, welche, indem sie dem Könige eine Dank-Adresse übergab, nicht mehr die Deputation des Schlesischen Handwerker-Vereins war, sondern eine im eigenen Interesse handelnde Corporation der Herren Ludewig, Möcke und Genossen.</p>
          <p>Mögett unsere Brüder des schlesischen Handwerksstandes über uns und über Jene richten.</p>
          <p>Breslau, den 29. December 1848.</p>
          <p><hi rendition="#g">Hüllebrand,</hi> Schornsteinfegergesell.</p>
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[0972/0002] Union protestiren zu können. Die Deputirten wurden unter einem sehr nichtigen Grunde von Pesth zurückgerufen. Jetzt, um der Perfidie die Krone aufzusetzen, stoßen sie, unter den Fittichen eines ohne jede gesetzliche Sanktion als Despot und zugleich als Partei handelnden General-Kommando's in Hermannstadt, sogar in die Kriegstrompete, hetzen auf jede Weise die armen, betrogenen Wallachen auf, um auch Siebenbürgen die Schrecken des Bürgerkrieges kosten zu lassen. Die galizischen Gräuel wiederholen sich in Siebenbürgen. Die österreichische Regierung und deren feile Schergen (wozu in Siebenbürgen besonders die Sachsen gehören) haben an der ersten Schandthat noch nicht genug gehabt, sie rufen jetzt, wie in Süd-Ungarn, auch hier Mord und Verwüstung hervor. Die Wallachen, die den Ungarn Alles zu verdanken haben, waren in ihren Versammlungen weit entfernt von jeder Gewaltthätigkeit. Jetzt werden sie von Hermannstadt und dem perfiden General-Kommando, nachdem sie auf die nichtswürdigste Weise bearbeitet worden sind, direkt zum Aufstande aufgefordert und organisirt. Schon eine große Anzahl Ungarn, gleichviel welchen Standes und welchen Geschlechtes, sind eingefangen und gemordet. Die Herren circumspecti (so heißen die Sachsen in ihrer Urkunde) aber lassen sich wohlweislich von Kanonen und Soldaten bewachen, damit ihnen der gefürchtete Szekler nicht zu Leibe gehe. Der gerechte Lohn wird nicht ausbleiben. Doch abgesehen von diesem hinterlistigen Treiben, dient diese Politik dem deutschen Volke und ist sie eines deutschen Stammes würdig? Gewiß nicht. Der Panslavismus ist keine Chimäre. Den gutmüthigen Deutschen werden gewiß schon die Augen aufgegangen sein. Die Ungarn, die Deutschland's Vormauer gegen die Türken waren, sind es jetzt gegen die Slaven (darum das Wüthen der Czechen gegen die Ungarn). Also naturgemäß muß jeder Deutsche auf ungarischer Seite stehen. Das deutsche Element muß sich mit dem ungarischen verbrüdern, denn im slavischen kann es nur untergehen. Fassen wir das Ganze zusammen, so ist, Sachsen, Deutsche nennen zu wollen, eben so absurd, als Amerikaner, Engländer oder Holländer, Deutsche. Das deutsche Volk möge daher nicht zu leichtgläubig sein und vor dem süßen, schmeichelnden Tone der Sachsen, die derbe, aber offene und ehrliche Rede der Ungarn überhören. Hermannstadt und die Sachsen haben für Deutschland dieselbe Bedeutung, wie Flensburg und die ursprünglich deutschen Holländer, Elsässer und Schweizer. Die meisten Nachrichten über Ungarn und Siebenbürgen erhält das deutsche Publikum durch die Augsburger Allgemeine Zeitung. Wir warnen das Publikum vor dieser Lügenzeitung, die von den Ungarn ihrer böswilligen Entstellung der Thatsachen wegen, die gemeine Zeitung genannt wird. Ist die Augsburger Allgemeine von andern Ländern ebenso unterrichtet wie von Ungarn, so heißt sie mit Recht die All Gemeine. Italien. * Zucchini, der Senator von Bologna, hat sich geweigert, Mitglied der Giunta Suprema zu werden. Der Circolo Nationale und der Circolo Popolare von Bologna haben darauf hin sofort eine Adresse an das römische Parlament erlassen, worin sie die Weigerung Zucchini's, als ein vereinzeltes Faktum, desavouiren und dem revolutionären Rom die unveränderten vollen Sympathien Bologna's ausdrücken. — Nach der zu Rom erscheinenden „Epoca“ hat der Pabst die folgenden Bedingungen seiner Rückkehr gestellt: Absetzung des Ministeriums, Auflösung der Kammer und der Civica, Suspension der Preßfreiheit, Unterdrückung der demokratischen Cirkel. Die „Alba“ von Florenz dagegen widerspricht dieser Nachricht, indem ihre gleichzeitigen römischen Correspondenzen auch nicht das Geringste mitgetheilt hätten, was dieselbe bestätigen könnte. Der „Opinione“ zufolge hat das neue Turiner Ministerium, um in der auf dem Lande lastenden Geldnoth mit einem guten Beispiel voranzugehn, den Gehalt eines jeden seiner Mitglieder auf 15,000 Lire reducirt — In ihrer Sitzung vom 19 hat die Turiner Deputirtenkammer nach einer langen Diskussion eine monatliche Unterstützungssumme von 600,000 Lire zu Gunsten Venedigs beschlossen. Diese Unterstützung versteht sich für die ganze Zeit, welche Venedig noch in Krieg verwickeln sein wird Nachdem der Beschluß durchgegangen war, erhob sich die Kammer wie Ein Mann mit dem Rufe: Es lebe Venedig! Vincentino Tecchio dankte hierauf im Namen seiner Vaterstadt mit sichtlicher Bewegung für den Edelmuth der piemontesischen Brüder. Minister Buffa hat am 19. die Offiziere der Nationalgarde zu Genua empfangen, und ihnen die Abstellung der durch die Behörden verschuldeten Mißstände versprochen. Die Truppen werden aus Genua entfernt werden, die Nationalgarde allein wird die Forts besetzt halten. Buffa's Proclamation ist mit Beifall aufgenommen worden. Zu Venedig sind auf Befehl der provisorischen Regierung zwei neue Legionen gebildet worden: eine dalmatisch-istrische und eine Alpenjägerlegion. — Il Nazionale (Florenz) vom 18. Dcbr. meldet, ohne indeß die Nachricht zu verbürgen, daß der Pabst sich entschlossen habe, in Civ“ta Vechia unter dem Schutze einer englisch-französischen Flotte seinen Wohnort aufzuschlagen. Sein Ministerium soll aus folgenden Gliedern bestehen: 1) Kardinal Antonelli, Conseilpräsident; 2) Montonari, Inneres u. Polizei; 3) Abbe Rosmini, öffentl. Unterricht; 4) Bevilacqua, Finanzen; 5) Ricci, Handel; 6) Zucchi, Krieg. Das Justizportofeuille ist noch unbestimmt. Ankona, 13. Dcbr. Hier werden starke Lieferungen an Proviant für die französische Flotte ausgeschrieben. Schweiz. ** Bern, 24. Decbr. _ Französische Republik. 12 Paris, 25. Dez. Immer noch Bonaparte, aber gewiß nicht mehr lange! Bisheran hat der edle Prinz sich nur in der Toilette kundgethan. Die Lorbeeren seines Oheim's waren es weniger als der Hut, der ihn nicht schlafen ließ. Er hatte sich mehrere Male den Spaß gemacht, ihn anzuprobiren; aber man weiß, wie ihm dieser Spaß in Boulogne und Straßburg bekommen, und auf welche schmähliche Weise er „abgedeckelt“ worden. Aber jetzt; wie sich Alles anders gestaltet hat! Er darf alle Hüte, sammt Rock und Sporen und Stiefel in offner Parade anprobiren. Jetzt kann er seinem Ideale freien Lauf lassen, und sich des mannichfaltigsten Wechsels in der Uniformirung erfreuen, ganz wie ein preußischer Fähndrich, der zum ersten Male die Epauletten erhält. Das hat dann auch Napoleon in der großen Revue vom 23. gethan. Aber die Franzosen sind böse Leute; jetzt gönnen sie ihm nicht die Freude, und machen ihm den „Hut“ und die schönen Epauletten streitig, das Einzige, worauf Napoleon stolz ist. Napoleon, sagen sie, darf keine Uniform tragen; der Präsident der Republik hat keine Uniform; und Napoleon hat keinen Grad, weder in der Linie noch in der Nationalgarde. Wie durfte er sich erlauben, als General verkleidet zu erscheinen? Man sieht, wie unsere neulich aufgestellten Befürchtungen sich bestätigt haben. Aber das ist noch nicht Alles. Wer Auszeichnungen u. s. w. trägt, die ihm nicht zukommen, ist dem Correktionel verfallen und diesen Artikel des Code Napoleon will man jetzt auf den Präsidenten Napoleon in Anwendung bringen. Man hält ihm das Beispiel von Polk vor, dem ehemaligen Sattlergesellen und dem jetzigen Präsidenten von Amerika, der nie anders als im schwarzen Frack erscheint. Ich frage: wenn man dem Napoleon seine alte Marotte entzieht, was bleibt ihm dann übrig? Ganz im Gegensatze mit Napoleon, der das neue Kostüm liebt, sehen wir Odillon-Barrot eine besondere Vorliebe zum Antiquenthum an den Tag legen. Er gehört halb der Mythologie, halb dem Plutarch an, halb Themis, halb Aristides. Wie großherzig weiß er zu verzeihen! gerade seinen alten Feinden, wie Bugeaud, bewilligt er die höchsten Stellen im Staate — und das Alles aus purer Hinopferung; den Jerome Bonaparte setzt er als Gouverneur in's Invalidenhaus ein, und motivirt diese Einsetzung auf wahrhaft heroisch-plutarchisch-klingende Weise. Das ist so recht die Rolle Barrot's. Aber wenn es einmal an die eigentlich bürgerlichen Verhältnisse geht, wie wird Barrot da abprallen mit seiner flachen Moral! Die große Revue der Linien-Truppen und Nationalgarde ist der allgemeine Gegenstand der Besprechung in den verschiedenen Journalen. Alle treffen in einem Punkte zusammen: der Himmel, der anfangs verdeckt und regnerisch war, heiterte sich plötzlich auf und beleuchtete das Fest mit seinen schönsten Sonnenstrahlen. Das Journal des Debats, welches den alten Philipp immer mit neuem Vergnügen die Revue passiren ließ, findet, daß diese letzte Revue so ziemlich allen Revues geglichen habe, die seit 30 Jahren abgehalten worden seien. Nur ein einziger Zwischenfall zeichnet jedoch diese Revue von allen andern aus. Eine Gesellschaft von mehren jungen Leuten hatten einen ungeheuren Drachen aufsteigen lassen. Dieser Drache hatte ganz die Form eines Adlers, und da er in gehöriger Entfernung gehalten war, so traf es richtig ein, daß der Drachen senkrecht über dem Kopf Napoleon's schwebte. Die jungen Leute sind für dieses unschuldige Vergnügen verhaftet worden. Paris, 25. Dez. Die Nationalversammlung verspricht morgen eine überaus interessante Sitzung. Die Minister werden darin ihr Programm vorlegen. — Die ministeriellen Organe hüllen sich in absolutes Stillschweigen rücksichtlich der wichtigen gestrigen Artikel wegen einer Intervention gegen die Römer. Wir werden somit schwerlich vor morgen Mittag etwas Bestimmtes darüber mittheilen können. Die „Patrie“ allein widerlegt sie. — (An den Redakteur der Liberté.) „Mein Herr. Sie zeigen an, daß ich zum Obersten des Generalstabes der Pariser Bürgerwehr ernannt worden sei. Diese Nachricht entbehrt jedes Grundes. Ich bin seit dem 2. März angestellt und kann mithin gesetzlich keinen Posten in der hiesigen Bürgerwehr bekleiden. Gruß und Brüderschaft! (gez.) Peter Napoleon Bonaparte, Bataillons-Chef im 1. Reg. der Fremdenlegion. — Bugeaud hat folgende naive Proklamation an die Alpenarmee erlassen: „Tagesbefehl. Paris, 24. Decbr. 1848. Soldaten der Alpenarmee! Der Präsident der Republik konnte meine lange militairische Laufbahn nicht besser ehren, als dadurch, daß er mich an Eure Spitze stellte! Dies heißt mir die Gewißheit geben, daß ich Frankreich neue und große Dienste erweisen könnte, wenn sich Umstände darböten, unter denen es einen Ruf an Eure Tapferkeit und Hingebung erlassen müßte. Sechs Kriegsjahre in Afrika haben mir gezeigt, daß unsere jungen Armeen nicht degenerirt sind und daß sie nöthigenfalls dem Beispiele der Armeen der Republik und des Kaiserreichs nachzuahmen wissen werden. Ihr seid zu gute Bürger, als daß Ihr den Krieg herbeiwünschtet; aber Ihr Alle würdet ihm entgegeneilen, wenn er ausbräche. Einstweilen seid Ihr die festen Vertheidiger des Gesetzes. Ihr Alle seht ein, daß Ordnung die sicherste Bürgschaft der wahren Freiheit und des öffentlichen Wohlstandes ist. Ordnung ist den Arbeitermassen noch nothwendiger als jenen Klassen, die durch Arbeit zu Wohlstand gelangten. Es gibt nichts Populaireres als die Ordnung! Ihr seid, wir Alle sind Kinder des Volkes und wir werden ihm dies unschätzbare Gut zu garantiren wissen, ohne welches es keine der eroberten Freiheiten genießen könnte! Wenn es meine Gesundheit erlaubte, so wäre ich schon in Eurer Mitte; denn ich fühle das Bedürfniß, diejenigen Regimenter zu kennen, die ich noch nicht sah, sowie meine Bekanntschaft mit denjenigen zu erneuern, deren Leistungen und Ruhm ich in Afrika mit ihnen theilte. Ich werde zu Euch kommen, sobald meine körperlichen Kräfte wiederkehren. Bis dahin verlasse ich mich mit vollem Vertrauen auf den guten Geist und die Gewohnheiten strenger Zucht, die unter Euch sprüchwörtlich geworden sind. Auch sind diese beiden Hauptelemente sorgfältig in Euren Reihen von dem ehrenvollen und geschickten Generale gepflegt worden, dem ich im Oberbefehl über die Alpenarmee folge und von welchem Ihr Euch — dessen bin ich sicher — mit Bedauern trenntet. (gez.) Marschall Bngeaud d'Isly. Offene Erklärung gegen Trug und Hinterlist. Das Comite des schlesischen Handwerker-Vereins faßte am Donnerstag Abend, den 14., den Beschluß: eine Deputation nach Berlin zu senden, um durch eine Vorstellung sowohl bei dem Könige, als bei den höchsten Staatsbehörden dahin zu wirken, daß die in dem Grundgesetz vom 5. huj. vergessenen Gewerbe-Angelegenheiten zur verfassungsmäßigen Auseinandersetzung und Regelung kämen. Zu Mitgliedern dieser Deputation wurden gewählt: Bäckermeister Ludewig, Schneidermeister Löschburg, Schmiedemeister Rother, Literat Möcke, Schornsteinfegergesell Hüllebrand, Tischlergesell Leuschner, Tapeziergesell Wunderlich und Tischlergesell Steeg. Nachdem der Beschluß gefaßt und die Mitglieder der Deputation gewählt waren, stellte der hier unterzeichnete Steeg die Anfrage: „ob die Grenzen ihres Auftrags genau bestimmt wären; ob sie nicht mehr und nicht weniger zu thun hätten, als die Beschwerden, resp. Forderungen, der Gewerke zu Gehör zu bringen?“ — Nicht mehr und nicht weniger — war der Bescheid des Comite's. Damit reisten die Deputirten ab und trafen am Sonntag früh in Berlin ein. Nachmittags hatte eine gemeinschaftliche Sitzung statt, zu welcher sich auch Deputirte der Gewerke in Berlin und der Provinz Sachsen einfanden. Hier ward beschlossen, Sr. Majestät in der zu erbittenden Audienz eine Adresse zu überreichen und siehe! die deputirten Breslauer Meister hatten die Absicht: Eine Dank-Adresse für die verliehene Verfassung dem Könige zu überreichen. Entrüstet über dieses Ansinnen, welches den Zweck unserer Sendung gänzlich verrücken mußte; denn wir waren nach Berlin geschickt, nicht um für die Verfassung zu danken, sondern uns darüber zu beschweren — frug Steeg, wer die Meister zu einer solchen Adresse bevollmächtigt habe. Auf diese Frage waren sie vorbereitet; sie zogen ein Attest der Altmeister ihrer resp. Gewerke aus der Tasche, worin gesagt war: „Wir etc. bevollmächtigen den N. N. im Namen des etc. Gewerkes Sr. Maj. eine Dank-Adresse zu überreichen.“ Der Vorwurf Steeg's, daß die Meister also dem genau begrenzten Mandat ihrer Committenten, zu dessen pünktlicher Erfüllung sie sich in der Comitesitzung ausdrücklich oder stillschweigend verpflichtet hatten, zuwider handeln wollten, so wie sein Einwand, daß die Altmeister in Sachen des Handwerker-Vereins zu einer solchen Vollmachtgebung gar nicht legitimirt seien, auch einer Berufung der resp. Gewerke, in deren Namen sie die Vollmacht ausgestellt, nicht stattgefunden habe; endlich der Einwurf, daß der Handwerker-Verein gleichmäßig aus Meistern und Gesellen zusammengesetzt sei, jeder Beschluß also, wenn er Geltung haben solle, gemeinschaftlich von Meistern und Gesellen gefaßt werden müsse, letztere aber den Auftrag zur Ueberreichung einer Dank-Adresse nicht gegeben hätten — diese Vorhaltungen brachten, zumal der Handwerker-Verein gleichmäßig aus Meistern und Gesellen zusammengesetzt sei, jeder Beschluß also von Meistern und Gesellen gemeinschaftlich gefaßt werden müsse, um Geltung zu erlangen, die Gesellen aber einen Auftrag zur Ueberreichung einer Dank-Adresse nicht gegeben hätten, die Herren Meister scheinbar zur Einsicht und bewog sie, auf ihre p_ Dankadresse zu verzichten. Es ward eine neue Adresse berathen und angenommen, deren Eingang ungefähr folgendermaßen lautete: „So dankbar es vom Lande anerkannt wird, daß Ew. Majestät dem Volk eine Verfassung verliehen, so wird es doch schmerzlich von uns empfunden, daß wir darin vergessen sind u. s. w. “ Diese Adresse sollte mundirt und am Morgen des nächsten Tages zur Unterschrift vorgelegt werden. Inzwischen erhielten durch Vermittlung des Herrn Ludewig die vier Breslauer Gesellen am Sonntage Abends ein an den Schneidermeister Löschburg und Schmiedemeister Rother gerichtetes Billet des Grafen Brandenburg, worin angezeigt wurde, daß Se. Majestät die Deputation des Schlesischen Handwerker-Vereins zur Entgegennahme einer „Dankadresse“ empfangen werde u. s. w. Diese Benachrichtigung, namentlich der darin gebrauchte Ausdruck „Dankadresse“ erregte Mißtrauen bei Allen um so mehr, als man vorher schon erfahren hatte, daß am Vormittage des Sonntags zwei deputirte Breslauer Meister dem Grafen Brandenburg ihre Aufwartung gemacht hatten. Wie bereits berichtet, sollte die mundirte Adresse Montags früh in Berlin unterzeichnet werden, jedoch konnte wegen Kürze der Zeit die Unterschrift nicht von allen Interessenten vollzogen werden und wurden diese nunmehr darauf vertröstet, daß die Unterzeichnung in Potsdam erfolgen sollte. Natürlich mußten alle diese Winkelzüge und zweideutigen Manövers das Mißtrauen jedes schärfer Blickenden aufs Aeußerste reizen. Und leider sollte dieses Mißtrauen nur zu sehr gerechtfertigt werden; denn die auf dem Potsdamer Bahnhofe zur Unterzeichnung vorgelegte Adresse war nicht die Tags zuvor in Berlin berathene und beschlossene, sondern eine Dankadresse in bester Form, an welche sich zum Schlusse die Tags zuvor berathenen Anträge knüpften. Ueber einen so schmählichen Bruch des Vertrauens, über eine so arglistige Intrigue aufs Aeußerste empört, ließ Steeg seine Mitdeputirten den ganzen Zorn eines in seiner Ehrlichkeit tief verletzten redlichen Mannes fühlen; hielt ihnen vor: daß sie gegen ihre Vollmacht und gegen ihr Gewissen, selbst gegen ihre vorgeschützte Loyalität handelten, wenn sie, als Deputirte einer bestimmten Corporation deren Willensausdruck dem Könige gegenüber nicht, wie ihnen aufgetragen, wiedergeben und Sr. Majestät daher über die Gesinnung ihrer Committenten nicht klaren Wein einschenken wollten; daß er nichts gegen eine Dank-Adresse habe, wenn solche von der Majorität beschlossen worden wäre, selbst wenn er persönlich sich nicht dabei betheiligt hätt; daß es aber schmählich sei, den Majoritätsbeschluß zu verfälschen — und sagte sich zugleich mit dem Schornsteinfeger-Gesellen Hüllebrand von einer Deputation los, welche, indem sie dem Könige eine Dank-Adresse übergab, nicht mehr die Deputation des Schlesischen Handwerker-Vereins war, sondern eine im eigenen Interesse handelnde Corporation der Herren Ludewig, Möcke und Genossen. Mögett unsere Brüder des schlesischen Handwerksstandes über uns und über Jene richten. Breslau, den 29. December 1848. Hüllebrand, Schornsteinfegergesell. Steeg, Tischlergesell.

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 180. Köln, 28. Dezember 1848. Beilage, S. 0972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz180b_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.