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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 184. Köln, 1. Januar 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 184 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Montag 1. Januar 1849.
[Großbritannien]

[Fortsetzung] schreiber und Berichterstatter in poetische Begeisterung. Fremont sagt z. B.:

"Die Bai von San Francisco ist seit den Zeiten ihrer ersten Entdeckung berühmt gewesen, als eine der schönsten der Welt, und sie verdient diesen Ruf vollkommen, wenn man sie auch nur aus dem Seemanns-Gesichtspunkte als Hafen betrachtet. Wenn man aber alle ihre übrigen Vorzüge erwägt; die Fruchtbarkeit und malerische Schönheit der umliegenden Gegenden, ihre Milde und Gesundheit des Klima's, ihre Verbindung mit den großen Binnenthälern des Sacramento und San Joaquin, ihren außerordentlichen Reichthum an Schiffsbauholz, Korn und Vieh, wenn man weiterhin ihre geographische Lage in der Verbindungslinie mit Asien erwägt, so steigt sie zu einer Bedeutung, welche sehr weit über die eines bloßen Hafens hinausliegt, und verdient eine ganz vorzügliche Beachtung in einem Berichte über die natürliche Beschaffenheit und den Werth Kaliforniens. Ihr Breitegrad ist der von Lissabon, ihr Klima das des südlichen Italiens; Ansiedlungen längs ihrer Küste seit mehr als 50 Jahren bezeugen die Zuträglichkeit ihres Klima's für die Gesundheit, kühne Umrisse der Küsten und Berge geben ihr einen landschaftlich großartigen Charakter und die Ausdehnung und Fruchtbarkeit der umliegenden und zu ihren Flußgebiete gehörenden Landstriche geben ihm die größten Ressourcen für Ackerbau, Handel und Bevölkerung."

68 London, 29. Dez.

Die Times gibt heute einen längern leitenden Artikel über eine neue Schnellpresse, die bei dem Druck der Zeitung das unglaubliche zu leisten scheint. Augustus Applegarth von Dartford war der Erfinder der Maschinen, mit denen die Times seit 1827 gedruckt wurde, und man hielt es bisher für unmöglich, noch Verbesserungen dabei anzabringen. Applegarth selbst hat indeß eine neue Erfindung gemacht, welche seit dem 3. Oktbr. von der Times benutzt und als durchaus zuverläßig befunden wird. Mit dieser Maschine werden jetzt in Zeit von einer Minute 140 Abdrücke der Times zu Stande gebracht, was wahrhaft fabelhaft erscheint. Durch allerlei Verbesserungen denkt man die Sache noch so weit zu bringen, daß man 12,000 Abdrücke in der Stunde erhält.

Die alte Unsitte der Begräbnisse innerhalb der Stadt, wird abermals von verschiedenen Seiten zur Sprache gebracht. Im verflossenen Jahre beerdigte man z. B. 13,000 Personen in London, und zwar auf Kirchhöfen, die mitten zwischen den Wohnungen der Lebendigen und oft neben den belebtesten Straßen liegen. Die meisten Doktoren stimmen darin überein, daß der Gesundheit dadurch der traurigste Nachtheil erwächst und so sehr sich die Pietät mancher Familien dagegen wehrt, die Gräber ihrer Angehörigen mit der Zeit aus ihrer Mitte verdrängt zu sehen, so wird doch wohl der praktische, gute Sinn der Engländer zuletzt über diese Schwierigkeiten siegen und einem Mißbrauche ein Ende machen, der leider schon zu lange geduldet wurde.

-- Die Nachrichten vom Kap der guten Hoffnung reichen bis zum 29. Oktbr. Sir Harry Smith hatte so ziemlich alle Streitigkeiten zwischen den Boers und den britischen Kolonisten geschlichtet und beschäftigte sich jetzt mit allerlei gesetzlichen Maßregeln.

Belgien.
74 Brüssel, 30. Decbr.

Wenn man von England spricht, so kann man doch wenigstens Irland vergessen, aber von Belgien ist es unmöglich zu sprechen, ohne auf die jämmerliche Lage Flanderns zurückzukommen. Die ganze Geschichte Belgiens dreht sich um die Geschichte seines Irlands.

Man denke sich zwei der blühendsten Provinzen, die in aller Stille, in aller Gemüthlichkeit, von Rechtswegen auf konstitutionellem Wege verhungern! Der gesetzliche Weg, die konstitutionelle Entwicklung des Rechtsbodens hat die armen Flamänder dermaßen zu Boden geschlagen, daß sie aller revolutionären Energie beraubt, sich gesetzlich und mit Resignation sterben lassen. Die Bessern von ihnen schleppen sich in den schlimmen Wintern nach Brüssel, wo sie auf den Knieen herumfahren, um Hülfe flehen. Aber in der letzten Zeit hat Brüssel ihnen die Thore verschlossen, und da haben sie sich nach Frankreich gewendet, um dort die Früchte des ausgebildetsten Elends zur Schau zu tragen.

In Frankreich kann kein Flandern aufkommen, und ehe sie sich auf gesetzlichem Wege so verkommen lassen, wie die Flamänder, widersetzen sie sich dem Gesetze. Ist das Gesetz stärker als sie, d. h. geht das Widersetzen bloß von einzelnen aus, so siegt das Gesetz und die Leute werden eingesperrt, wie Verbrecher; im umgekehrten Falle wird das Gesetz und seine Vertheidiger eingesperrt. Nun denke man sich Bande von unglücklichen Flamändern, die sich den Franzosen vorstellen mit allen Gräueln des Elends, und die das Mitleid der Franzosen in Anspruch nehmen wollen. Von einer widerwärtigern Seite kann sich ihnen Belgien nicht vorstellen. "Trotz ihres herzlichen Einverständnisses" fühlen sie statt Barmherzigkeit Haß gegen den Coburger Leopold und seinen Musterstaat. Die Banden von Bettlern werden getreu dem belgischen Staate wieder ausgeliefert, und nach Flandern, den Kirchhof Belgiens, zurückgeführt.

Die Franzosen betrachten Belgien als einen Staat, der ihnen sein Dasein verdankt, und mit Recht. Der Coburger Leopold, der nach der Februar-Revolution der belgischen Kammer sagen ließ: wenn man glaube, daß er überflüssig sei, so wolle er gehn, von wo er gekommen, ist in Brüssel geblieben. Die Franzosen hätten ihnen beinahe vergessen, wenn sie nicht kürzlich wieder eben durch das Erscheinen der flamändischen Bettler an die Anwesenheit des Coburgers und den belgischen Musterstaat erinnert würden. Die belgische Regierung ihrerseits, an deren Spitze der Auswurf Frankreich's und Deutschland's steht, wendet seine Blicke nach demjenigen Staate, der seine Muster-Constitution zum Vorbilde genommen hat. Der König Leopold hat sich bereits zum Gensdarmen des preußischen und östreichischen Gesandten gemacht. Er weist mit unerbittlicher Strenge aus seinem neutralen Staate alle Flüchtlinge aus, die ihm von Preußen und Oestreich aufgegeben werden. Eine bessere Rolle konnte dem Coburger nicht anheimfallen. Die belgischen Demokraten dagegen haben ihre Blicke nach Frankreich gerichtet, und die bevorstehende Katastrophe in Frankreich wird jedenfalls einen mächtigen Wiederhall finden in den wallonischen Provinzen.

Ungarn.
68 Pesth, 20. Dezbr.

Die provisorische Regierung Ungarns hat ein provisorisches Reichssiegel ohne Krone verfertigen lassen. Hier arbeitet die ganze männliche Bevölkerung an den Verschanzungen schon seit November. Jeder Arbeiter erhält täglich 30 kr C. M. Die zum Dienste der Volkssache brauchbaren Privatfabriken wurden entweder völlig oder zeitweise für den Staat übernommen und den Eigenthümern Entschädigung geleistet. So arbeitet die Garser Tuchfabrik unausgesetzt für Bekleidung unseres Heeres. Die hiesige Waffenfabrik wurde ebenfalls zum Bundeseigenthum erkauft. Kossuth verlangte schon unterm 17. Novbr., daß

1) "die Obrigkeiten der Städte Budapest, Gran, Komorn, Raab, Preßburg, Oedenburg, Fünfkirchen, Weißenburg, Maria-Theresiopel, Szegedin, Arad, Gyöngyös, Erlau und Ketskemet die Liste aller in ihrem Weichbilde befindlichen Büchsenmacher und Lehrlinge höchstens binnen einer Woche ihm einlieferen;
2) die Direktoren der Staats-Eisen- und Maschinenfabriken, so wie überhaupt alle Staatsgrubenoffiziere gleichfalls binnen acht Tagen ein Namensverzeichniß jener Gruben- und Fabriksarbeiter einsenden, die bei der Waffenfabrikation zu verwenden sind, nebst Bezeichnung der Arbeit, zu der sie sich vorzugsweise eignen würden;
3) wurde außerdem bekannt gegeben, daß bei der Landes-Waffenfabrikation was immer für sachverständige Arbeiter gegen ordentliches Salär feste Anstellungen erhalten können, und später aller jener Wohlthaten werden theilhaftig werden, die vorschriftsmäßig für die Diener des Staates d[a]stehen. Sollten die Büchsenmacher sich nicht freiwillig diesem Dienste widmen, so würde die Beanspruchnahme der Arbeiter im Wege des strengsten Befehles nicht ausbleiben

Wenn die österreichischen Standrechtsblätter davon fabeln, daß hier Muthlosigkeit und Verwirrung eingetreten, so betrachten Sie das geradezu als abscheuliche Lüge. -- Das neu emittirte Papiergeld behauptet seinen Werth, trotzdem daß jetzt täglich auf 7 Pressen 350,000 Expl. fabrizirt werden.

68 Kronstadt, 9. Dezbr.

In Obertömös ist eine Abtheilung Kosaken mit einem Hetmann eingetroffen. 10,000 Mann russischer Truppen stehen unweit unserer Gränze. -- Gestern wurde die ganze Stadt dadurch alarmirt, daß sich ein Haufe Szekler in drei Kolonnen bis an den Tömös gezogen hatte. Er besann sich jedoch und machte rechtsum.

Amerika.
68 Liverpool, 28. Debr.

Der Dämpfer "Britannia" traf heute mit Nachrichten aus New-York vom 12. d. hier ein.

Politik und Alles andere verschwindet und löst sich auf vor dem Interesse, welches die Nachrichten aus Californien erregen. Ueber ihnen vergißt man Washington und den Congreß, Taylor und Tarif. Der einzige Gegenstand der Unterhaltung ist, wie man am schnellsten nach den Goldminen Californiens gelangen kann. Jede Grog-Kneipe besitzt ihren "Californischen Club." Man kündigt ganze Flotten an, die nach jenem Paradiese abgehen sollen. Unter Trompetenschall rufen Industrieritter auf den Straßen ihre: "Goldkratzer", "Goldscharrer", "Goldprüfer", "Goldraffineurs" und ähnliche Werkzeuge aus. Man sagt, daß blos in New-York sich 20,000 Personen zur Abreise nach Californien, das blos 2000 Meilen entfernt ist, anschicken. Der Wege sind drei: 1) ums Cap Horn (verteufelt langweilig), 2) über die Landenge von Panama, und 3) der zu Lande über Santa Fe. Zu Washington liegen jetzt im Hause des Präsidenten Probestücke von dem aus Californien an das Kriegsministerium eingesandten Golde zur Ansicht auf. Der Handelswerth derselben beträgt 4000 Doll. geognostisch sind sie aber von unschätzbarem Werth, da sie beweisen, daß in den Bergen der Sierra Nevada eine unerschöpfliche Goldniederlage existirt. Diese Probestücke sind theils schuppen-, theils körnerförmig, theils aus Goldstaub bestehend. Es gibt Klumpen reinen Goldes, während andere mit Quarz gemengt sind. -- Die Ausfuhr der Brodstoffe während des vorigen Fiskaljahres aus der Union betrug 37 Mill. Dollars. Die Kaufmannschaft von New-York bezahlte an Zöllen vom 1. Januar 47 bis 30 Novbr. 48 nicht weniger als 36 Mill. -- Aus Mexico wenig Neues. In Cohahuila Aufstand der Indianer. Paredes treibt sich noch im Lande herum. Der mexikanische Kongreß hat beschlossen, daß die stehende Armee künftig nicht mehr als 10,000 M. betragen soll Seine Arbeiten waren übrigens beendigt. -- In der Republik Costa Rica ist unter den Indianern eine Insurrektion ausgebrochen und Nicaragua hat an Costa Rica Krieg erklärt. In Yucatan erlitten die Indianer mehrfache Verluste.

Philadelphia, 4. Dez.

Der verflossene Monat, in welchem der neue Präsident und die Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten für die nächsten 4 Jahre gewählt wurden, ist nicht ohne einige Stürme vorüber gegangen. Namentlich haben die Demonstrationen, welche die beiden einander gegenüberstehenden großen Parteien, die Whigs und Demokraten üblicher Weise gemacht haben, zu Raufereien Veranlassung gegeben.

Hier haben diese Straßengefechte bei den beiden großen Fackelzügen, welche Whigs und Demokraten veranstaltet hatten und an deren jedem etwa 15,000-20,000 Menschen zu Pferde und zu Fuß Theil nahmen, tragische Scenen, in denen drei Menschen getödtet und mehrere verwundet wurden, zur Folge gehabt; dennoch war zur Wiederherstellung der Ruhe nicht einmal das Einschreiten der Polizei nothwendig, indem das Volk selbst die Ruhestörer zur Haft brachte. General Taylor, obgleich der populärste Mann in den Vereinigten Staaten, hat dennoch nur dadurch seine Wahl durchsetzen können, daß er erklärte, er wolle nicht der Exponent von Parteigrundsätzen, sondern der Präsident des Volkes sein. Obgleich die Whigpartei unermeßliche Summen, namentlich in Pennsylvanien, welches offenbar den Ausschlag gegeben, verwendet hat, um den von ihr aufgestellten Kandidaten durchzusetzen, ist General Taylor doch nur ein Minoritätspräsident, denn während er in den dreißig Staaten 1,185,003 Stimmen erhalten hat, sind den beiden demokratischen Kandidaten General. Caß 1,041,498 und van Buren 200,541 Stimmen zu Theil geworden, so daß der erste zwar eine Majorität über Caß von 101,000 St., aber eine Minorität von 118,036 St. der Demokratie gegenüber hat. Bekanntlich werden die Präsidenten durch die Elektoralstimmen der verschiedenen Staaten gewählt, deren 296 St. sind, so daß die erforderliche Majorität 146 ist. Taylor hat in 15 Staaten 163 St. und Caß in den übrigen 15 Staaten 127 Stimmen erhalten. Pennsylvanien und Neuyork haben wie immer den Ausschlag gegeben.

Die Vereinigten Staaten eilen mit Riesenschritten ihrer Entwicklung entgegen. Folgende Zahlen, die offiziell sind, mögen diese Behauptung belegen. Die Zahl der Einwohner übersteigt, mit Einschluß der neuen Territorien, 21,500,000; es existiren in der Union 778 Banken, deren Kapital 210,000,000 Dollare und die Circulation der Noten 125,000,000 bei 50,000,000 Dollaren baaren Geldes, Barren und Treasurynoten beträgt. In der Union sind 6103 englische Meilen Eisenbahnen fertig und im Gebrauche, von denen allein 4600 Meilen auf Neu-England-Staaten kommen. Die Kosten dieser Bahnen, welche jedoch sämmtlich viel schlechter gebaut sind, als die europäischen, belaufen sich auf 225 Millionen Dollare. 1829 wurde die erste Eisenbahn gebaut und jetzt sind noch 2000 Meil. projektirt 1790 betrug die Zahl der Postanstalten 75, die Ausdehnung der Postrouten 1875 M. Die Einnahme des Postdeparlements 37,935, die Ausgabe 32,140 Dollare. 1847 war die Zahl der Postanstalten 15,146, die Ausdehnung der Postrouten 152,818 Meilen, die Einnahmen 955,893, die Ausgaben 1,979,570 Dollare. Diese Zahlen deuten das Wachsthum an Bevölkerung, Geschäften, Intelligenz und Bildung an. -- Heute wird in Washington die zweite Sitzung des dreißigsten Kongresses eröffnet; es ist derselbe für den Senat aus 35 Demokraten, 21 Whigs und zwei Freiboden-Männern zusammensetzt, für das Repräsentantenhaus aus 111 Demokraten, 110 Whigs, 5 Freiboden-Männern und einem Nativen.

Redakteur en chef: Karl Marx.

Die demokratische Gesellschaft in Köln hat in ihrer Sitzung vom 29. December 1848 beschlossen:

Die Schritte, welche der Kassationshof gegen den Abgeordneten Esser, das geh Obertribunal gegen Waldeck, das O.L.-Gericht zu Bromberg gegen Gierke, das O.-L-Gericht zu Ratibor gegen Kirchmann, das O.-L.-G. zu Münster gegen Temme gethan, haben uns mit tiefer Entrüstung erfüllt. Wir erkennen hierin nur einen beklagenswerthen Angriff gegen den Abgeordneten und den unabhängigen Richterstand, einen politischen Gewissenszwang, der nicht minder verdammenswerth ist wie der religiöse. Da das Auftreten dieser Männer als Abgeordnete unsere volle Anerkennung fand, so halten wir uns jetzt verpflichtet, denselben, denen die pflichtmäßige freie Aeußerung und Vertretung ihrer Ueberzeugung zum Verbrechen gemacht werden soll, unsere innigste Theilnahme auszusprechen und es laut zu wiederholen:

Die Bürger Esser, Waldeck, Gierke, Kirchmann und Temme, haben sich um das Vaterland wohl verdient gemacht.

Im Namen von 3200 Mitgliedern: Der Ausschuß der demokratischen Gesellschaft in Köln.

Offenes Sendschreiben

des demokratischen Vereins zu Ratingen an die Herren Waldeck, Temme, Esser, v. Kirchmann und Gierke.

Mit Befremden haben die Unterzeichneten die Ihnen wegen Ihrer Thätigkeit als Mitglieder der preußischen Nationalversammlung von Ihren Gerichtshöfen zugefertigten Schreiben gelesen. Nach der von Ihnen auf das klarste nachgewiesenen Nichtbefugniß jener Gerichtshöfe zu derartigen Schritten und Ihrer entschiedenen Zurückweisung der an Sie gestellten Forderungen würde eine nochmalige Besprechung dieser Verhältnisse nur dazu beitragen, den tiefen Eindruck, welchen Ihre meisterhafte Darstellung hervorgerufen, zu schwächen. Wir beschränken uns daher darauf, Ihnen für Ihre würdige Haltung, unsere Anerkennung auszusprechen, und Sie zu versichern, daß wenn durch die letzten Vorgänge das Vertrauen zum preußischen Richterstande gefährdet worden ist, wir Ihnen dieserhalb nie eine Schuld beilegen werden.

Ratingen, den 29. Dez. 1848.

(Folgen die Unterschriften.)

Darmstadt, 26. Dezember.

So eben lese ich in der Kölnischen Zeitung die Procedur gegen die Bürger Anneke, Gottschalk und Esser, zu welcher ich durch den Oberprokurator Zweiffel als Zeuge geladen war und finde zu meinem größten Erstaunen, daß meinem Nichterscheinen die nichtigsten Gründe untergeschoben sind, wodurch es leicht den Anschein gewinnen könnte, als habe ich aus Feigheit vor der gewaltigen Polizei oder gar aus Gleichgültigkeit gegen das Schicksal der Angeklagten, der Vorladung nicht Folge geleistet.

In der Procedur heißt es: "Der Zeuge, Bauschreiner (soll heißen Bauschreiber) M. J. Becker, hat, durch Requisition in Darmstadt geladen, erklärt, daß er sich nicht für verpflichtet halte, in der heutigen Sitzung zu erscheinen"

Zur Bekundung des Sachverhalts lasse ich hier meinen in Folge der Vorladung an Hrn. Zweiffel gerichteten Brief wörtlich folgen:

"An den Hrn. Oberprokurator Zweiffel in Köln!
"Unterm heutigen Datum erhielt ich durch einen hiesigen (hessendarmstädtischen) Polizei-Offizianten eine Vorladung zur Erscheinung vor dem am 21 d. M. in Köln abzuhaltenden Assissengerichte, um als Zeuge in der Untersuchung gegen die Herren G. und A. vernommen zu werden, welche wegen versuchten Umsturzes der "bestehenden Verfassung" angeklagt sind. So gern ich auch durch meine Aussagen als Zeuge zur Darlegung der Unschuld der Angeklagten mein Möglichstes beitragen möchte, muß ich doch leider bedauern, unter meinen jetzigen Verhältnissen der Vorladung nicht genügen zu können, weil die beträchtliche Entfernung mich zu lange aus meinen Dienstgeschäften herausreißen würde, und mir auch zur Bestreitung der Reisekosten die erforderlichen Vorlagen fehlen; auf dergleichen Umstände bin ich genöthigt, bedeutende Rücksichten zu nehmen, obschon die löbl. Behörden solche Fälle nicht vorzusehen pflegen.
"Gerne bin ich aber bereit, mich hier am Orte in der bezeichneten Angelegenheit vernehmen zu lassen und sollte es mir doppeltes Vergnügen machen, die Freisprechung der Herren G. und A. bewirkt und gleichzeitig dem ohnehin sehr bedrängten preußischen Staate meine Reisekosten erspart zu haben.

"Darmstadt, den 15. Dezember 1848.

M. J. Becker."

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 184 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Montag 1. Januar 1849.
[Großbritannien]

[Fortsetzung] schreiber und Berichterstatter in poetische Begeisterung. Fremont sagt z. B.:

„Die Bai von San Francisco ist seit den Zeiten ihrer ersten Entdeckung berühmt gewesen, als eine der schönsten der Welt, und sie verdient diesen Ruf vollkommen, wenn man sie auch nur aus dem Seemanns-Gesichtspunkte als Hafen betrachtet. Wenn man aber alle ihre übrigen Vorzüge erwägt; die Fruchtbarkeit und malerische Schönheit der umliegenden Gegenden, ihre Milde und Gesundheit des Klima's, ihre Verbindung mit den großen Binnenthälern des Sacramento und San Joaquin, ihren außerordentlichen Reichthum an Schiffsbauholz, Korn und Vieh, wenn man weiterhin ihre geographische Lage in der Verbindungslinie mit Asien erwägt, so steigt sie zu einer Bedeutung, welche sehr weit über die eines bloßen Hafens hinausliegt, und verdient eine ganz vorzügliche Beachtung in einem Berichte über die natürliche Beschaffenheit und den Werth Kaliforniens. Ihr Breitegrad ist der von Lissabon, ihr Klima das des südlichen Italiens; Ansiedlungen längs ihrer Küste seit mehr als 50 Jahren bezeugen die Zuträglichkeit ihres Klima's für die Gesundheit, kühne Umrisse der Küsten und Berge geben ihr einen landschaftlich großartigen Charakter und die Ausdehnung und Fruchtbarkeit der umliegenden und zu ihren Flußgebiete gehörenden Landstriche geben ihm die größten Ressourcen für Ackerbau, Handel und Bevölkerung.“

68 London, 29. Dez.

Die Times gibt heute einen längern leitenden Artikel über eine neue Schnellpresse, die bei dem Druck der Zeitung das unglaubliche zu leisten scheint. Augustus Applegarth von Dartford war der Erfinder der Maschinen, mit denen die Times seit 1827 gedruckt wurde, und man hielt es bisher für unmöglich, noch Verbesserungen dabei anzabringen. Applegarth selbst hat indeß eine neue Erfindung gemacht, welche seit dem 3. Oktbr. von der Times benutzt und als durchaus zuverläßig befunden wird. Mit dieser Maschine werden jetzt in Zeit von einer Minute 140 Abdrücke der Times zu Stande gebracht, was wahrhaft fabelhaft erscheint. Durch allerlei Verbesserungen denkt man die Sache noch so weit zu bringen, daß man 12,000 Abdrücke in der Stunde erhält.

Die alte Unsitte der Begräbnisse innerhalb der Stadt, wird abermals von verschiedenen Seiten zur Sprache gebracht. Im verflossenen Jahre beerdigte man z. B. 13,000 Personen in London, und zwar auf Kirchhöfen, die mitten zwischen den Wohnungen der Lebendigen und oft neben den belebtesten Straßen liegen. Die meisten Doktoren stimmen darin überein, daß der Gesundheit dadurch der traurigste Nachtheil erwächst und so sehr sich die Pietät mancher Familien dagegen wehrt, die Gräber ihrer Angehörigen mit der Zeit aus ihrer Mitte verdrängt zu sehen, so wird doch wohl der praktische, gute Sinn der Engländer zuletzt über diese Schwierigkeiten siegen und einem Mißbrauche ein Ende machen, der leider schon zu lange geduldet wurde.

— Die Nachrichten vom Kap der guten Hoffnung reichen bis zum 29. Oktbr. Sir Harry Smith hatte so ziemlich alle Streitigkeiten zwischen den Boers und den britischen Kolonisten geschlichtet und beschäftigte sich jetzt mit allerlei gesetzlichen Maßregeln.

Belgien.
74 Brüssel, 30. Decbr.

Wenn man von England spricht, so kann man doch wenigstens Irland vergessen, aber von Belgien ist es unmöglich zu sprechen, ohne auf die jämmerliche Lage Flanderns zurückzukommen. Die ganze Geschichte Belgiens dreht sich um die Geschichte seines Irlands.

Man denke sich zwei der blühendsten Provinzen, die in aller Stille, in aller Gemüthlichkeit, von Rechtswegen auf konstitutionellem Wege verhungern! Der gesetzliche Weg, die konstitutionelle Entwicklung des Rechtsbodens hat die armen Flamänder dermaßen zu Boden geschlagen, daß sie aller revolutionären Energie beraubt, sich gesetzlich und mit Resignation sterben lassen. Die Bessern von ihnen schleppen sich in den schlimmen Wintern nach Brüssel, wo sie auf den Knieen herumfahren, um Hülfe flehen. Aber in der letzten Zeit hat Brüssel ihnen die Thore verschlossen, und da haben sie sich nach Frankreich gewendet, um dort die Früchte des ausgebildetsten Elends zur Schau zu tragen.

In Frankreich kann kein Flandern aufkommen, und ehe sie sich auf gesetzlichem Wege so verkommen lassen, wie die Flamänder, widersetzen sie sich dem Gesetze. Ist das Gesetz stärker als sie, d. h. geht das Widersetzen bloß von einzelnen aus, so siegt das Gesetz und die Leute werden eingesperrt, wie Verbrecher; im umgekehrten Falle wird das Gesetz und seine Vertheidiger eingesperrt. Nun denke man sich Bande von unglücklichen Flamändern, die sich den Franzosen vorstellen mit allen Gräueln des Elends, und die das Mitleid der Franzosen in Anspruch nehmen wollen. Von einer widerwärtigern Seite kann sich ihnen Belgien nicht vorstellen. „Trotz ihres herzlichen Einverständnisses“ fühlen sie statt Barmherzigkeit Haß gegen den Coburger Leopold und seinen Musterstaat. Die Banden von Bettlern werden getreu dem belgischen Staate wieder ausgeliefert, und nach Flandern, den Kirchhof Belgiens, zurückgeführt.

Die Franzosen betrachten Belgien als einen Staat, der ihnen sein Dasein verdankt, und mit Recht. Der Coburger Leopold, der nach der Februar-Revolution der belgischen Kammer sagen ließ: wenn man glaube, daß er überflüssig sei, so wolle er gehn, von wo er gekommen, ist in Brüssel geblieben. Die Franzosen hätten ihnen beinahe vergessen, wenn sie nicht kürzlich wieder eben durch das Erscheinen der flamändischen Bettler an die Anwesenheit des Coburgers und den belgischen Musterstaat erinnert würden. Die belgische Regierung ihrerseits, an deren Spitze der Auswurf Frankreich's und Deutschland's steht, wendet seine Blicke nach demjenigen Staate, der seine Muster-Constitution zum Vorbilde genommen hat. Der König Leopold hat sich bereits zum Gensdarmen des preußischen und östreichischen Gesandten gemacht. Er weist mit unerbittlicher Strenge aus seinem neutralen Staate alle Flüchtlinge aus, die ihm von Preußen und Oestreich aufgegeben werden. Eine bessere Rolle konnte dem Coburger nicht anheimfallen. Die belgischen Demokraten dagegen haben ihre Blicke nach Frankreich gerichtet, und die bevorstehende Katastrophe in Frankreich wird jedenfalls einen mächtigen Wiederhall finden in den wallonischen Provinzen.

Ungarn.
68 Pesth, 20. Dezbr.

Die provisorische Regierung Ungarns hat ein provisorisches Reichssiegel ohne Krone verfertigen lassen. Hier arbeitet die ganze männliche Bevölkerung an den Verschanzungen schon seit November. Jeder Arbeiter erhält täglich 30 kr C. M. Die zum Dienste der Volkssache brauchbaren Privatfabriken wurden entweder völlig oder zeitweise für den Staat übernommen und den Eigenthümern Entschädigung geleistet. So arbeitet die Garser Tuchfabrik unausgesetzt für Bekleidung unseres Heeres. Die hiesige Waffenfabrik wurde ebenfalls zum Bundeseigenthum erkauft. Kossuth verlangte schon unterm 17. Novbr., daß

1) „die Obrigkeiten der Städte Budapest, Gran, Komorn, Raab, Preßburg, Oedenburg, Fünfkirchen, Weißenburg, Maria-Theresiopel, Szegedin, Arad, Gyöngyös, Erlau und Ketskemet die Liste aller in ihrem Weichbilde befindlichen Büchsenmacher und Lehrlinge höchstens binnen einer Woche ihm einlieferen;
2) die Direktoren der Staats-Eisen- und Maschinenfabriken, so wie überhaupt alle Staatsgrubenoffiziere gleichfalls binnen acht Tagen ein Namensverzeichniß jener Gruben- und Fabriksarbeiter einsenden, die bei der Waffenfabrikation zu verwenden sind, nebst Bezeichnung der Arbeit, zu der sie sich vorzugsweise eignen würden;
3) wurde außerdem bekannt gegeben, daß bei der Landes-Waffenfabrikation was immer für sachverständige Arbeiter gegen ordentliches Salär feste Anstellungen erhalten können, und später aller jener Wohlthaten werden theilhaftig werden, die vorschriftsmäßig für die Diener des Staates d[a]stehen. Sollten die Büchsenmacher sich nicht freiwillig diesem Dienste widmen, so würde die Beanspruchnahme der Arbeiter im Wege des strengsten Befehles nicht ausbleiben

Wenn die österreichischen Standrechtsblätter davon fabeln, daß hier Muthlosigkeit und Verwirrung eingetreten, so betrachten Sie das geradezu als abscheuliche Lüge. — Das neu emittirte Papiergeld behauptet seinen Werth, trotzdem daß jetzt täglich auf 7 Pressen 350,000 Expl. fabrizirt werden.

68 Kronstadt, 9. Dezbr.

In Obertömös ist eine Abtheilung Kosaken mit einem Hetmann eingetroffen. 10,000 Mann russischer Truppen stehen unweit unserer Gränze. — Gestern wurde die ganze Stadt dadurch alarmirt, daß sich ein Haufe Szekler in drei Kolonnen bis an den Tömös gezogen hatte. Er besann sich jedoch und machte rechtsum.

Amerika.
68 Liverpool, 28. Debr.

Der Dämpfer „Britannia“ traf heute mit Nachrichten aus New-York vom 12. d. hier ein.

Politik und Alles andere verschwindet und löst sich auf vor dem Interesse, welches die Nachrichten aus Californien erregen. Ueber ihnen vergißt man Washington und den Congreß, Taylor und Tarif. Der einzige Gegenstand der Unterhaltung ist, wie man am schnellsten nach den Goldminen Californiens gelangen kann. Jede Grog-Kneipe besitzt ihren „Californischen Club.“ Man kündigt ganze Flotten an, die nach jenem Paradiese abgehen sollen. Unter Trompetenschall rufen Industrieritter auf den Straßen ihre: „Goldkratzer“, „Goldscharrer“, „Goldprüfer“, „Goldraffineurs“ und ähnliche Werkzeuge aus. Man sagt, daß blos in New-York sich 20,000 Personen zur Abreise nach Californien, das blos 2000 Meilen entfernt ist, anschicken. Der Wege sind drei: 1) ums Cap Horn (verteufelt langweilig), 2) über die Landenge von Panama, und 3) der zu Lande über Santa Fe. Zu Washington liegen jetzt im Hause des Präsidenten Probestücke von dem aus Californien an das Kriegsministerium eingesandten Golde zur Ansicht auf. Der Handelswerth derselben beträgt 4000 Doll. geognostisch sind sie aber von unschätzbarem Werth, da sie beweisen, daß in den Bergen der Sierra Nevada eine unerschöpfliche Goldniederlage existirt. Diese Probestücke sind theils schuppen-, theils körnerförmig, theils aus Goldstaub bestehend. Es gibt Klumpen reinen Goldes, während andere mit Quarz gemengt sind. — Die Ausfuhr der Brodstoffe während des vorigen Fiskaljahres aus der Union betrug 37 Mill. Dollars. Die Kaufmannschaft von New-York bezahlte an Zöllen vom 1. Januar 47 bis 30 Novbr. 48 nicht weniger als 36 Mill. — Aus Mexico wenig Neues. In Cohahuila Aufstand der Indianer. Paredes treibt sich noch im Lande herum. Der mexikanische Kongreß hat beschlossen, daß die stehende Armee künftig nicht mehr als 10,000 M. betragen soll Seine Arbeiten waren übrigens beendigt. — In der Republik Costa Rica ist unter den Indianern eine Insurrektion ausgebrochen und Nicaragua hat an Costa Rica Krieg erklärt. In Yucatan erlitten die Indianer mehrfache Verluste.

Philadelphia, 4. Dez.

Der verflossene Monat, in welchem der neue Präsident und die Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten für die nächsten 4 Jahre gewählt wurden, ist nicht ohne einige Stürme vorüber gegangen. Namentlich haben die Demonstrationen, welche die beiden einander gegenüberstehenden großen Parteien, die Whigs und Demokraten üblicher Weise gemacht haben, zu Raufereien Veranlassung gegeben.

Hier haben diese Straßengefechte bei den beiden großen Fackelzügen, welche Whigs und Demokraten veranstaltet hatten und an deren jedem etwa 15,000-20,000 Menschen zu Pferde und zu Fuß Theil nahmen, tragische Scenen, in denen drei Menschen getödtet und mehrere verwundet wurden, zur Folge gehabt; dennoch war zur Wiederherstellung der Ruhe nicht einmal das Einschreiten der Polizei nothwendig, indem das Volk selbst die Ruhestörer zur Haft brachte. General Taylor, obgleich der populärste Mann in den Vereinigten Staaten, hat dennoch nur dadurch seine Wahl durchsetzen können, daß er erklärte, er wolle nicht der Exponent von Parteigrundsätzen, sondern der Präsident des Volkes sein. Obgleich die Whigpartei unermeßliche Summen, namentlich in Pennsylvanien, welches offenbar den Ausschlag gegeben, verwendet hat, um den von ihr aufgestellten Kandidaten durchzusetzen, ist General Taylor doch nur ein Minoritätspräsident, denn während er in den dreißig Staaten 1,185,003 Stimmen erhalten hat, sind den beiden demokratischen Kandidaten General. Caß 1,041,498 und van Buren 200,541 Stimmen zu Theil geworden, so daß der erste zwar eine Majorität über Caß von 101,000 St., aber eine Minorität von 118,036 St. der Demokratie gegenüber hat. Bekanntlich werden die Präsidenten durch die Elektoralstimmen der verschiedenen Staaten gewählt, deren 296 St. sind, so daß die erforderliche Majorität 146 ist. Taylor hat in 15 Staaten 163 St. und Caß in den übrigen 15 Staaten 127 Stimmen erhalten. Pennsylvanien und Neuyork haben wie immer den Ausschlag gegeben.

Die Vereinigten Staaten eilen mit Riesenschritten ihrer Entwicklung entgegen. Folgende Zahlen, die offiziell sind, mögen diese Behauptung belegen. Die Zahl der Einwohner übersteigt, mit Einschluß der neuen Territorien, 21,500,000; es existiren in der Union 778 Banken, deren Kapital 210,000,000 Dollare und die Circulation der Noten 125,000,000 bei 50,000,000 Dollaren baaren Geldes, Barren und Treasurynoten beträgt. In der Union sind 6103 englische Meilen Eisenbahnen fertig und im Gebrauche, von denen allein 4600 Meilen auf Neu-England-Staaten kommen. Die Kosten dieser Bahnen, welche jedoch sämmtlich viel schlechter gebaut sind, als die europäischen, belaufen sich auf 225 Millionen Dollare. 1829 wurde die erste Eisenbahn gebaut und jetzt sind noch 2000 Meil. projektirt 1790 betrug die Zahl der Postanstalten 75, die Ausdehnung der Postrouten 1875 M. Die Einnahme des Postdeparlements 37,935, die Ausgabe 32,140 Dollare. 1847 war die Zahl der Postanstalten 15,146, die Ausdehnung der Postrouten 152,818 Meilen, die Einnahmen 955,893, die Ausgaben 1,979,570 Dollare. Diese Zahlen deuten das Wachsthum an Bevölkerung, Geschäften, Intelligenz und Bildung an. — Heute wird in Washington die zweite Sitzung des dreißigsten Kongresses eröffnet; es ist derselbe für den Senat aus 35 Demokraten, 21 Whigs und zwei Freiboden-Männern zusammensetzt, für das Repräsentantenhaus aus 111 Demokraten, 110 Whigs, 5 Freiboden-Männern und einem Nativen.

Redakteur en chef: Karl Marx.

Die demokratische Gesellschaft in Köln hat in ihrer Sitzung vom 29. December 1848 beschlossen:

Die Schritte, welche der Kassationshof gegen den Abgeordneten Esser, das geh Obertribunal gegen Waldeck, das O.L.-Gericht zu Bromberg gegen Gierke, das O.-L-Gericht zu Ratibor gegen Kirchmann, das O.-L.-G. zu Münster gegen Temme gethan, haben uns mit tiefer Entrüstung erfüllt. Wir erkennen hierin nur einen beklagenswerthen Angriff gegen den Abgeordneten und den unabhängigen Richterstand, einen politischen Gewissenszwang, der nicht minder verdammenswerth ist wie der religiöse. Da das Auftreten dieser Männer als Abgeordnete unsere volle Anerkennung fand, so halten wir uns jetzt verpflichtet, denselben, denen die pflichtmäßige freie Aeußerung und Vertretung ihrer Ueberzeugung zum Verbrechen gemacht werden soll, unsere innigste Theilnahme auszusprechen und es laut zu wiederholen:

Die Bürger Esser, Waldeck, Gierke, Kirchmann und Temme, haben sich um das Vaterland wohl verdient gemacht.

Im Namen von 3200 Mitgliedern: Der Ausschuß der demokratischen Gesellschaft in Köln.

Offenes Sendschreiben

des demokratischen Vereins zu Ratingen an die Herren Waldeck, Temme, Esser, v. Kirchmann und Gierke.

Mit Befremden haben die Unterzeichneten die Ihnen wegen Ihrer Thätigkeit als Mitglieder der preußischen Nationalversammlung von Ihren Gerichtshöfen zugefertigten Schreiben gelesen. Nach der von Ihnen auf das klarste nachgewiesenen Nichtbefugniß jener Gerichtshöfe zu derartigen Schritten und Ihrer entschiedenen Zurückweisung der an Sie gestellten Forderungen würde eine nochmalige Besprechung dieser Verhältnisse nur dazu beitragen, den tiefen Eindruck, welchen Ihre meisterhafte Darstellung hervorgerufen, zu schwächen. Wir beschränken uns daher darauf, Ihnen für Ihre würdige Haltung, unsere Anerkennung auszusprechen, und Sie zu versichern, daß wenn durch die letzten Vorgänge das Vertrauen zum preußischen Richterstande gefährdet worden ist, wir Ihnen dieserhalb nie eine Schuld beilegen werden.

Ratingen, den 29. Dez. 1848.

(Folgen die Unterschriften.)

Darmstadt, 26. Dezember.

So eben lese ich in der Kölnischen Zeitung die Procedur gegen die Bürger Anneke, Gottschalk und Esser, zu welcher ich durch den Oberprokurator Zweiffel als Zeuge geladen war und finde zu meinem größten Erstaunen, daß meinem Nichterscheinen die nichtigsten Gründe untergeschoben sind, wodurch es leicht den Anschein gewinnen könnte, als habe ich aus Feigheit vor der gewaltigen Polizei oder gar aus Gleichgültigkeit gegen das Schicksal der Angeklagten, der Vorladung nicht Folge geleistet.

In der Procedur heißt es: „Der Zeuge, Bauschreiner (soll heißen Bauschreiber) M. J. Becker, hat, durch Requisition in Darmstadt geladen, erklärt, daß er sich nicht für verpflichtet halte, in der heutigen Sitzung zu erscheinen“

Zur Bekundung des Sachverhalts lasse ich hier meinen in Folge der Vorladung an Hrn. Zweiffel gerichteten Brief wörtlich folgen:

„An den Hrn. Oberprokurator Zweiffel in Köln!
„Unterm heutigen Datum erhielt ich durch einen hiesigen (hessendarmstädtischen) Polizei-Offizianten eine Vorladung zur Erscheinung vor dem am 21 d. M. in Köln abzuhaltenden Assissengerichte, um als Zeuge in der Untersuchung gegen die Herren G. und A. vernommen zu werden, welche wegen versuchten Umsturzes der „bestehenden Verfassung“ angeklagt sind. So gern ich auch durch meine Aussagen als Zeuge zur Darlegung der Unschuld der Angeklagten mein Möglichstes beitragen möchte, muß ich doch leider bedauern, unter meinen jetzigen Verhältnissen der Vorladung nicht genügen zu können, weil die beträchtliche Entfernung mich zu lange aus meinen Dienstgeschäften herausreißen würde, und mir auch zur Bestreitung der Reisekosten die erforderlichen Vorlagen fehlen; auf dergleichen Umstände bin ich genöthigt, bedeutende Rücksichten zu nehmen, obschon die löbl. Behörden solche Fälle nicht vorzusehen pflegen.
„Gerne bin ich aber bereit, mich hier am Orte in der bezeichneten Angelegenheit vernehmen zu lassen und sollte es mir doppeltes Vergnügen machen, die Freisprechung der Herren G. und A. bewirkt und gleichzeitig dem ohnehin sehr bedrängten preußischen Staate meine Reisekosten erspart zu haben.

„Darmstadt, den 15. Dezember 1848.

M. J. Becker.“

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 184 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Montag 1. Januar 1849.</docDate>
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        <head>[Großbritannien]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> schreiber und Berichterstatter in poetische Begeisterung. Fremont sagt z. B.:</p>
          <p>&#x201E;Die Bai von San Francisco ist seit den Zeiten ihrer ersten Entdeckung berühmt gewesen, als eine der schönsten der Welt, und sie verdient diesen Ruf vollkommen, wenn man sie auch nur aus dem Seemanns-Gesichtspunkte als Hafen betrachtet. Wenn man aber alle ihre übrigen Vorzüge erwägt; die Fruchtbarkeit und malerische Schönheit der umliegenden Gegenden, ihre Milde und Gesundheit des Klima's, ihre Verbindung mit den großen Binnenthälern des Sacramento und San Joaquin, ihren außerordentlichen Reichthum an Schiffsbauholz, Korn und Vieh, wenn man weiterhin ihre geographische Lage in der Verbindungslinie mit Asien erwägt, so steigt sie zu einer Bedeutung, welche sehr weit über die eines bloßen Hafens hinausliegt, und verdient eine ganz vorzügliche Beachtung in einem Berichte über die natürliche Beschaffenheit und den Werth Kaliforniens. Ihr Breitegrad ist der von Lissabon, ihr Klima das des südlichen Italiens; Ansiedlungen längs ihrer Küste seit mehr als 50 Jahren bezeugen die Zuträglichkeit ihres Klima's für die Gesundheit, kühne Umrisse der Küsten und Berge geben ihr einen landschaftlich großartigen Charakter und die Ausdehnung und Fruchtbarkeit der umliegenden und zu ihren Flußgebiete gehörenden Landstriche geben ihm die größten Ressourcen für Ackerbau, Handel und Bevölkerung.&#x201C;</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>68</author></bibl> London, 29. Dez.</head>
          <p>Die Times gibt heute einen längern leitenden Artikel über eine neue Schnellpresse, die bei dem Druck der Zeitung das unglaubliche zu leisten scheint. <hi rendition="#g">Augustus Applegarth</hi> von Dartford war der Erfinder der Maschinen, mit denen die Times seit 1827 gedruckt wurde, und man hielt es bisher für unmöglich, noch Verbesserungen dabei anzabringen. Applegarth selbst hat indeß eine neue Erfindung gemacht, welche seit dem 3. Oktbr. von der Times benutzt und als durchaus zuverläßig befunden wird. Mit dieser Maschine werden jetzt in Zeit von einer Minute 140 Abdrücke der Times zu Stande gebracht, was wahrhaft fabelhaft erscheint. Durch allerlei Verbesserungen denkt man die Sache noch so weit zu bringen, daß man 12,000 Abdrücke in der Stunde erhält.</p>
          <p>Die alte Unsitte der Begräbnisse innerhalb der Stadt, wird abermals von verschiedenen Seiten zur Sprache gebracht. Im verflossenen Jahre beerdigte man z. B. 13,000 Personen in London, und zwar auf Kirchhöfen, die mitten zwischen den Wohnungen der Lebendigen und oft neben den belebtesten Straßen liegen. Die meisten Doktoren stimmen darin überein, daß der Gesundheit dadurch der traurigste Nachtheil erwächst und so sehr sich die Pietät mancher Familien dagegen wehrt, die Gräber ihrer Angehörigen mit der Zeit aus ihrer Mitte verdrängt zu sehen, so wird doch wohl der praktische, gute Sinn der Engländer zuletzt über diese Schwierigkeiten siegen und einem Mißbrauche ein Ende machen, der leider schon zu lange geduldet wurde.</p>
          <p>&#x2014; Die Nachrichten vom Kap der guten Hoffnung reichen bis zum 29. Oktbr. Sir Harry Smith hatte so ziemlich alle Streitigkeiten zwischen den Boers und den britischen Kolonisten geschlichtet und beschäftigte sich jetzt mit allerlei gesetzlichen Maßregeln.</p>
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        <head>Belgien.</head>
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          <head><bibl><author>74</author></bibl> Brüssel, 30. Decbr.</head>
          <p>Wenn man von England spricht, so kann man doch wenigstens Irland vergessen, aber von Belgien ist es unmöglich zu sprechen, ohne auf die jämmerliche Lage Flanderns zurückzukommen. Die ganze Geschichte Belgiens dreht sich um die Geschichte seines Irlands.</p>
          <p>Man denke sich zwei der blühendsten Provinzen, die in aller Stille, in aller Gemüthlichkeit, von Rechtswegen auf konstitutionellem Wege verhungern! Der gesetzliche Weg, die konstitutionelle Entwicklung des Rechtsbodens hat die armen Flamänder dermaßen zu Boden geschlagen, daß sie aller revolutionären Energie beraubt, sich gesetzlich und mit Resignation sterben lassen. Die Bessern von ihnen schleppen sich in den schlimmen Wintern nach Brüssel, wo sie auf den Knieen herumfahren, um Hülfe flehen. Aber in der letzten Zeit hat Brüssel ihnen die Thore verschlossen, und da haben sie sich nach Frankreich gewendet, um dort die Früchte des ausgebildetsten Elends zur Schau zu tragen.</p>
          <p>In Frankreich kann kein Flandern aufkommen, und ehe sie sich auf gesetzlichem Wege so verkommen lassen, wie die Flamänder, widersetzen sie sich dem Gesetze. Ist das Gesetz stärker als sie, d. h. geht das Widersetzen bloß von einzelnen aus, so siegt das Gesetz und die Leute werden eingesperrt, wie Verbrecher; im umgekehrten Falle wird das Gesetz und seine Vertheidiger eingesperrt. Nun denke man sich Bande von unglücklichen Flamändern, die sich den Franzosen vorstellen mit allen Gräueln des Elends, und die das Mitleid der Franzosen in Anspruch nehmen wollen. Von einer widerwärtigern Seite kann sich ihnen Belgien nicht vorstellen. &#x201E;Trotz ihres herzlichen Einverständnisses&#x201C; fühlen sie statt Barmherzigkeit Haß gegen den Coburger Leopold und seinen Musterstaat. Die Banden von Bettlern werden getreu dem belgischen Staate wieder ausgeliefert, und nach Flandern, den Kirchhof Belgiens, zurückgeführt.</p>
          <p>Die Franzosen betrachten Belgien als einen Staat, der ihnen sein Dasein verdankt, und mit Recht. Der Coburger Leopold, der nach der Februar-Revolution der belgischen Kammer sagen ließ: wenn man glaube, daß er überflüssig sei, so wolle er gehn, von wo er gekommen, ist in Brüssel geblieben. Die Franzosen hätten ihnen beinahe vergessen, wenn sie nicht kürzlich wieder eben durch das Erscheinen der flamändischen Bettler an die Anwesenheit des Coburgers und den belgischen Musterstaat erinnert würden. Die belgische Regierung ihrerseits, an deren Spitze der Auswurf Frankreich's und Deutschland's steht, wendet seine Blicke nach demjenigen Staate, der seine Muster-Constitution zum Vorbilde genommen hat. Der König Leopold hat sich bereits zum Gensdarmen des preußischen und östreichischen Gesandten gemacht. Er weist mit unerbittlicher Strenge aus seinem neutralen Staate alle Flüchtlinge aus, die ihm von Preußen und Oestreich aufgegeben werden. Eine bessere Rolle konnte dem Coburger nicht anheimfallen. Die belgischen Demokraten dagegen haben ihre Blicke nach Frankreich gerichtet, und die bevorstehende Katastrophe in Frankreich wird jedenfalls einen mächtigen Wiederhall finden in den wallonischen Provinzen.</p>
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        <head>Ungarn.</head>
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          <head><bibl><author>68</author></bibl> Pesth, 20. Dezbr.</head>
          <p>Die provisorische Regierung Ungarns hat ein provisorisches Reichssiegel <hi rendition="#g">ohne Krone</hi> verfertigen lassen. Hier arbeitet die ganze männliche Bevölkerung an den Verschanzungen schon seit November. Jeder Arbeiter erhält täglich 30 kr C. M. Die zum Dienste der Volkssache brauchbaren Privatfabriken wurden entweder völlig oder zeitweise für den Staat übernommen und den Eigenthümern Entschädigung geleistet. So arbeitet die Garser Tuchfabrik unausgesetzt für Bekleidung unseres Heeres. Die hiesige Waffenfabrik wurde ebenfalls zum Bundeseigenthum erkauft. <hi rendition="#g">Kossuth</hi> verlangte schon unterm 17. Novbr., daß</p>
          <p rendition="#et">1) &#x201E;die Obrigkeiten der Städte Budapest, Gran, Komorn, Raab, Preßburg, Oedenburg, Fünfkirchen, Weißenburg, Maria-Theresiopel, Szegedin, Arad, Gyöngyös, Erlau und Ketskemet die Liste aller in ihrem Weichbilde befindlichen Büchsenmacher und Lehrlinge höchstens binnen einer Woche ihm einlieferen;<lb/>
2) die Direktoren der Staats-Eisen- und Maschinenfabriken, so wie überhaupt alle Staatsgrubenoffiziere gleichfalls binnen acht Tagen ein Namensverzeichniß jener Gruben- und Fabriksarbeiter einsenden, die bei der Waffenfabrikation zu verwenden sind, nebst Bezeichnung der Arbeit, zu der sie sich vorzugsweise eignen würden;<lb/>
3) wurde außerdem bekannt gegeben, daß bei der Landes-Waffenfabrikation was immer für sachverständige Arbeiter gegen ordentliches Salär feste Anstellungen erhalten können, und später aller jener Wohlthaten werden theilhaftig werden, die vorschriftsmäßig für die Diener des Staates d[a]stehen. Sollten die Büchsenmacher sich nicht freiwillig diesem Dienste widmen, so würde die Beanspruchnahme der Arbeiter im Wege des strengsten Befehles nicht ausbleiben</p>
          <p>Wenn die österreichischen Standrechtsblätter davon fabeln, daß hier Muthlosigkeit und Verwirrung eingetreten, so betrachten Sie das geradezu als abscheuliche Lüge. &#x2014; Das neu emittirte Papiergeld behauptet seinen Werth, trotzdem daß jetzt täglich auf 7 Pressen 350,000 Expl. fabrizirt werden.</p>
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          <head><bibl><author>68</author></bibl> Kronstadt, 9. Dezbr.</head>
          <p>In Obertömös ist eine Abtheilung Kosaken mit einem Hetmann eingetroffen. 10,000 Mann russischer Truppen stehen unweit unserer Gränze. &#x2014; Gestern wurde die ganze Stadt dadurch alarmirt, daß sich ein Haufe Szekler in drei Kolonnen bis an den Tömös gezogen hatte. Er besann sich jedoch und machte rechtsum.</p>
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        <head>Amerika.</head>
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          <head><bibl><author>68</author></bibl> Liverpool, 28. Debr.</head>
          <p>Der Dämpfer &#x201E;Britannia&#x201C; traf heute mit Nachrichten aus New-York vom 12. d. hier ein.</p>
          <p>Politik und Alles andere verschwindet und löst sich auf vor dem Interesse, welches die Nachrichten aus Californien erregen. Ueber ihnen vergißt man Washington und den Congreß, Taylor und Tarif. Der einzige Gegenstand der Unterhaltung ist, wie man am schnellsten nach den Goldminen Californiens gelangen kann. Jede Grog-Kneipe besitzt ihren &#x201E;Californischen Club.&#x201C; Man kündigt ganze Flotten an, die nach jenem Paradiese abgehen sollen. Unter Trompetenschall rufen Industrieritter auf den Straßen ihre: &#x201E;Goldkratzer&#x201C;, &#x201E;Goldscharrer&#x201C;, &#x201E;Goldprüfer&#x201C;, &#x201E;Goldraffineurs&#x201C; und ähnliche Werkzeuge aus. Man sagt, daß blos in New-York sich 20,000 Personen zur Abreise nach Californien, das blos 2000 Meilen entfernt ist, anschicken. Der Wege sind drei: 1) ums Cap Horn (verteufelt langweilig), 2) über die Landenge von Panama, und 3) der zu Lande über Santa Fe. Zu Washington liegen jetzt im Hause des Präsidenten Probestücke von dem aus Californien an das Kriegsministerium eingesandten Golde zur Ansicht auf. Der Handelswerth derselben beträgt 4000 Doll. geognostisch sind sie aber von unschätzbarem Werth, da sie beweisen, daß in den Bergen der Sierra Nevada eine unerschöpfliche Goldniederlage existirt. Diese Probestücke sind theils schuppen-, theils körnerförmig, theils aus Goldstaub bestehend. Es gibt Klumpen reinen Goldes, während andere mit Quarz gemengt sind. &#x2014; Die Ausfuhr der Brodstoffe während des vorigen Fiskaljahres aus der Union betrug 37 Mill. Dollars. Die Kaufmannschaft von New-York bezahlte an Zöllen vom 1. Januar 47 bis 30 Novbr. 48 nicht weniger als 36 Mill. &#x2014; Aus Mexico wenig Neues. In Cohahuila Aufstand der Indianer. Paredes treibt sich noch im Lande herum. Der mexikanische Kongreß hat beschlossen, daß die stehende Armee künftig nicht mehr als 10,000 M. betragen soll Seine Arbeiten waren übrigens beendigt. &#x2014; In der Republik Costa Rica ist unter den Indianern eine Insurrektion ausgebrochen und Nicaragua hat an Costa Rica Krieg erklärt. In Yucatan erlitten die Indianer mehrfache Verluste.</p>
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          <head>Philadelphia, 4. Dez.</head>
          <p>Der verflossene Monat, in welchem der neue Präsident und die Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten für die nächsten 4 Jahre gewählt wurden, ist nicht ohne einige Stürme vorüber gegangen. Namentlich haben die Demonstrationen, welche die beiden einander gegenüberstehenden großen Parteien, die Whigs und Demokraten üblicher Weise gemacht haben, zu Raufereien Veranlassung gegeben.</p>
          <p>Hier haben diese Straßengefechte bei den beiden großen Fackelzügen, welche Whigs und Demokraten veranstaltet hatten und an deren jedem etwa 15,000-20,000 Menschen zu Pferde und zu Fuß Theil nahmen, tragische Scenen, in denen drei Menschen getödtet und mehrere verwundet wurden, zur Folge gehabt; dennoch war zur Wiederherstellung der Ruhe nicht einmal das Einschreiten der Polizei nothwendig, indem das Volk selbst die Ruhestörer zur Haft brachte. General Taylor, obgleich der populärste Mann in den Vereinigten Staaten, hat dennoch nur dadurch seine Wahl durchsetzen können, daß er erklärte, er wolle nicht der Exponent von Parteigrundsätzen, sondern der Präsident des Volkes sein. Obgleich die Whigpartei unermeßliche Summen, namentlich in Pennsylvanien, welches offenbar den Ausschlag gegeben, verwendet hat, um den von ihr aufgestellten Kandidaten durchzusetzen, ist General Taylor doch nur ein Minoritätspräsident, denn während er in den dreißig Staaten 1,185,003 Stimmen erhalten hat, sind den beiden demokratischen Kandidaten General. Caß 1,041,498 und van Buren 200,541 Stimmen zu Theil geworden, so daß der erste zwar eine Majorität über Caß von 101,000 St., aber eine Minorität von 118,036 St. der Demokratie gegenüber hat. Bekanntlich werden die Präsidenten durch die Elektoralstimmen der verschiedenen Staaten gewählt, deren 296 St. sind, so daß die erforderliche Majorität 146 ist. Taylor hat in 15 Staaten 163 St. und Caß in den übrigen 15 Staaten 127 Stimmen erhalten. Pennsylvanien und Neuyork haben wie immer den Ausschlag gegeben.</p>
          <p>Die Vereinigten Staaten eilen mit Riesenschritten ihrer Entwicklung entgegen. Folgende Zahlen, die offiziell sind, mögen diese Behauptung belegen. Die Zahl der Einwohner übersteigt, mit Einschluß der neuen Territorien, 21,500,000; es existiren in der Union 778 Banken, deren Kapital 210,000,000 Dollare und die Circulation der Noten 125,000,000 bei 50,000,000 Dollaren baaren Geldes, Barren und Treasurynoten beträgt. In der Union sind 6103 englische Meilen Eisenbahnen fertig und im Gebrauche, von denen allein 4600 Meilen auf Neu-England-Staaten kommen. Die Kosten dieser Bahnen, welche jedoch sämmtlich viel schlechter gebaut sind, als die europäischen, belaufen sich auf 225 Millionen Dollare. 1829 wurde die erste Eisenbahn gebaut und jetzt sind noch 2000 Meil. projektirt 1790 betrug die Zahl der Postanstalten 75, die Ausdehnung der Postrouten 1875 M. Die Einnahme des Postdeparlements 37,935, die Ausgabe 32,140 Dollare. 1847 war die Zahl der Postanstalten 15,146, die Ausdehnung der Postrouten 152,818 Meilen, die Einnahmen 955,893, die Ausgaben 1,979,570 Dollare. Diese Zahlen deuten das Wachsthum an Bevölkerung, Geschäften, Intelligenz und Bildung an. &#x2014; Heute wird in Washington die zweite Sitzung des dreißigsten Kongresses eröffnet; es ist derselbe für den Senat aus 35 Demokraten, 21 Whigs und zwei Freiboden-Männern zusammensetzt, für das Repräsentantenhaus aus 111 Demokraten, 110 Whigs, 5 Freiboden-Männern und einem Nativen.</p>
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        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
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          <p>Die demokratische Gesellschaft in Köln hat in ihrer Sitzung vom 29. December 1848 beschlossen:</p>
          <p>Die Schritte, welche der Kassationshof gegen den Abgeordneten <hi rendition="#g">Esser</hi>, das geh Obertribunal gegen <hi rendition="#g">Waldeck</hi>, das O.L.-Gericht zu Bromberg gegen <hi rendition="#g">Gierke</hi>, das O.-L-Gericht zu Ratibor gegen <hi rendition="#g">Kirchmann</hi>, das O.-L.-G. zu Münster gegen <hi rendition="#g">Temme</hi> gethan, haben uns mit tiefer Entrüstung erfüllt. Wir erkennen hierin nur einen beklagenswerthen Angriff gegen den Abgeordneten und den unabhängigen Richterstand, einen politischen Gewissenszwang, der nicht minder verdammenswerth ist wie der religiöse. Da das Auftreten dieser Männer als Abgeordnete unsere volle Anerkennung fand, so halten wir uns jetzt verpflichtet, denselben, denen die pflichtmäßige freie Aeußerung und Vertretung ihrer Ueberzeugung zum Verbrechen gemacht werden soll, unsere innigste Theilnahme auszusprechen und es laut zu wiederholen:</p>
          <p>Die Bürger Esser, Waldeck, Gierke, Kirchmann und Temme, haben sich um das Vaterland wohl verdient gemacht.</p>
          <p>Im Namen von 3200 Mitgliedern: Der Ausschuß der demokratischen Gesellschaft in Köln.</p>
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          <head>Offenes Sendschreiben</head>
          <p>des demokratischen Vereins zu Ratingen an die Herren Waldeck, Temme, Esser, v. Kirchmann und Gierke.</p>
          <p>Mit Befremden haben die Unterzeichneten die Ihnen wegen Ihrer Thätigkeit als Mitglieder der preußischen Nationalversammlung von Ihren Gerichtshöfen zugefertigten Schreiben gelesen. Nach der von Ihnen auf das klarste nachgewiesenen Nichtbefugniß jener Gerichtshöfe zu derartigen Schritten und Ihrer entschiedenen Zurückweisung der an Sie gestellten Forderungen würde eine nochmalige Besprechung dieser Verhältnisse nur dazu beitragen, den tiefen Eindruck, welchen Ihre meisterhafte Darstellung hervorgerufen, zu schwächen. Wir beschränken uns daher darauf, Ihnen für Ihre würdige Haltung, unsere Anerkennung auszusprechen, und Sie zu versichern, daß wenn durch die letzten Vorgänge das Vertrauen zum preußischen Richterstande gefährdet worden ist, wir <hi rendition="#g">Ihnen</hi> dieserhalb nie eine Schuld beilegen werden.</p>
          <p>Ratingen, den 29. Dez. 1848.</p>
          <p>(Folgen die Unterschriften.)</p>
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          <head>Darmstadt, 26. Dezember.</head>
          <p>So eben lese ich in der Kölnischen Zeitung die Procedur gegen die Bürger Anneke, Gottschalk und Esser, zu welcher ich durch den Oberprokurator Zweiffel als Zeuge geladen war und finde zu meinem größten Erstaunen, daß meinem Nichterscheinen die nichtigsten Gründe untergeschoben sind, wodurch es leicht den Anschein gewinnen könnte, als habe ich aus Feigheit vor der gewaltigen Polizei oder gar aus Gleichgültigkeit gegen das Schicksal der Angeklagten, der Vorladung nicht Folge geleistet.</p>
          <p>In der Procedur heißt es: &#x201E;Der Zeuge, Bauschreiner (soll heißen Bauschreiber) M. J. Becker, hat, durch Requisition in Darmstadt geladen, erklärt, daß er sich nicht für verpflichtet halte, in der heutigen Sitzung zu erscheinen&#x201C;</p>
          <p>Zur Bekundung des Sachverhalts lasse ich hier meinen in Folge der Vorladung an Hrn. Zweiffel gerichteten Brief wörtlich folgen:</p>
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&#x201E;Unterm heutigen Datum erhielt ich durch einen hiesigen (hessendarmstädtischen) Polizei-Offizianten eine Vorladung zur Erscheinung vor dem am 21 d. M. in Köln abzuhaltenden Assissengerichte, um als Zeuge in der Untersuchung gegen die Herren G. und A. vernommen zu werden, welche wegen versuchten Umsturzes der &#x201E;bestehenden Verfassung&#x201C; angeklagt sind. So gern ich auch durch meine Aussagen als Zeuge zur Darlegung der Unschuld der Angeklagten mein Möglichstes beitragen möchte, muß ich doch leider bedauern, unter meinen jetzigen Verhältnissen der Vorladung nicht genügen zu können, weil die beträchtliche Entfernung mich zu lange aus meinen Dienstgeschäften herausreißen würde, und mir auch zur Bestreitung der Reisekosten die erforderlichen Vorlagen fehlen; auf dergleichen Umstände bin ich genöthigt, bedeutende Rücksichten zu nehmen, obschon die löbl. Behörden solche Fälle nicht vorzusehen pflegen.<lb/>
&#x201E;Gerne bin ich aber bereit, mich hier am Orte in der bezeichneten Angelegenheit vernehmen zu lassen und sollte es mir doppeltes Vergnügen machen, die Freisprechung der Herren G. und A. bewirkt und gleichzeitig dem ohnehin sehr bedrängten preußischen Staate meine Reisekosten erspart zu haben.</p>
          <p>&#x201E;Darmstadt, den 15. Dezember 1848.</p>
          <p>M. J. <hi rendition="#g">Becker</hi>.&#x201C;</p>
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[0995/0001] Beilage zu Nr. 184 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Montag 1. Januar 1849. [Großbritannien] [Fortsetzung] schreiber und Berichterstatter in poetische Begeisterung. Fremont sagt z. B.: „Die Bai von San Francisco ist seit den Zeiten ihrer ersten Entdeckung berühmt gewesen, als eine der schönsten der Welt, und sie verdient diesen Ruf vollkommen, wenn man sie auch nur aus dem Seemanns-Gesichtspunkte als Hafen betrachtet. Wenn man aber alle ihre übrigen Vorzüge erwägt; die Fruchtbarkeit und malerische Schönheit der umliegenden Gegenden, ihre Milde und Gesundheit des Klima's, ihre Verbindung mit den großen Binnenthälern des Sacramento und San Joaquin, ihren außerordentlichen Reichthum an Schiffsbauholz, Korn und Vieh, wenn man weiterhin ihre geographische Lage in der Verbindungslinie mit Asien erwägt, so steigt sie zu einer Bedeutung, welche sehr weit über die eines bloßen Hafens hinausliegt, und verdient eine ganz vorzügliche Beachtung in einem Berichte über die natürliche Beschaffenheit und den Werth Kaliforniens. Ihr Breitegrad ist der von Lissabon, ihr Klima das des südlichen Italiens; Ansiedlungen längs ihrer Küste seit mehr als 50 Jahren bezeugen die Zuträglichkeit ihres Klima's für die Gesundheit, kühne Umrisse der Küsten und Berge geben ihr einen landschaftlich großartigen Charakter und die Ausdehnung und Fruchtbarkeit der umliegenden und zu ihren Flußgebiete gehörenden Landstriche geben ihm die größten Ressourcen für Ackerbau, Handel und Bevölkerung.“ 68 London, 29. Dez. Die Times gibt heute einen längern leitenden Artikel über eine neue Schnellpresse, die bei dem Druck der Zeitung das unglaubliche zu leisten scheint. Augustus Applegarth von Dartford war der Erfinder der Maschinen, mit denen die Times seit 1827 gedruckt wurde, und man hielt es bisher für unmöglich, noch Verbesserungen dabei anzabringen. Applegarth selbst hat indeß eine neue Erfindung gemacht, welche seit dem 3. Oktbr. von der Times benutzt und als durchaus zuverläßig befunden wird. Mit dieser Maschine werden jetzt in Zeit von einer Minute 140 Abdrücke der Times zu Stande gebracht, was wahrhaft fabelhaft erscheint. Durch allerlei Verbesserungen denkt man die Sache noch so weit zu bringen, daß man 12,000 Abdrücke in der Stunde erhält. Die alte Unsitte der Begräbnisse innerhalb der Stadt, wird abermals von verschiedenen Seiten zur Sprache gebracht. Im verflossenen Jahre beerdigte man z. B. 13,000 Personen in London, und zwar auf Kirchhöfen, die mitten zwischen den Wohnungen der Lebendigen und oft neben den belebtesten Straßen liegen. Die meisten Doktoren stimmen darin überein, daß der Gesundheit dadurch der traurigste Nachtheil erwächst und so sehr sich die Pietät mancher Familien dagegen wehrt, die Gräber ihrer Angehörigen mit der Zeit aus ihrer Mitte verdrängt zu sehen, so wird doch wohl der praktische, gute Sinn der Engländer zuletzt über diese Schwierigkeiten siegen und einem Mißbrauche ein Ende machen, der leider schon zu lange geduldet wurde. — Die Nachrichten vom Kap der guten Hoffnung reichen bis zum 29. Oktbr. Sir Harry Smith hatte so ziemlich alle Streitigkeiten zwischen den Boers und den britischen Kolonisten geschlichtet und beschäftigte sich jetzt mit allerlei gesetzlichen Maßregeln. Belgien. 74 Brüssel, 30. Decbr. Wenn man von England spricht, so kann man doch wenigstens Irland vergessen, aber von Belgien ist es unmöglich zu sprechen, ohne auf die jämmerliche Lage Flanderns zurückzukommen. Die ganze Geschichte Belgiens dreht sich um die Geschichte seines Irlands. Man denke sich zwei der blühendsten Provinzen, die in aller Stille, in aller Gemüthlichkeit, von Rechtswegen auf konstitutionellem Wege verhungern! Der gesetzliche Weg, die konstitutionelle Entwicklung des Rechtsbodens hat die armen Flamänder dermaßen zu Boden geschlagen, daß sie aller revolutionären Energie beraubt, sich gesetzlich und mit Resignation sterben lassen. Die Bessern von ihnen schleppen sich in den schlimmen Wintern nach Brüssel, wo sie auf den Knieen herumfahren, um Hülfe flehen. Aber in der letzten Zeit hat Brüssel ihnen die Thore verschlossen, und da haben sie sich nach Frankreich gewendet, um dort die Früchte des ausgebildetsten Elends zur Schau zu tragen. In Frankreich kann kein Flandern aufkommen, und ehe sie sich auf gesetzlichem Wege so verkommen lassen, wie die Flamänder, widersetzen sie sich dem Gesetze. Ist das Gesetz stärker als sie, d. h. geht das Widersetzen bloß von einzelnen aus, so siegt das Gesetz und die Leute werden eingesperrt, wie Verbrecher; im umgekehrten Falle wird das Gesetz und seine Vertheidiger eingesperrt. Nun denke man sich Bande von unglücklichen Flamändern, die sich den Franzosen vorstellen mit allen Gräueln des Elends, und die das Mitleid der Franzosen in Anspruch nehmen wollen. Von einer widerwärtigern Seite kann sich ihnen Belgien nicht vorstellen. „Trotz ihres herzlichen Einverständnisses“ fühlen sie statt Barmherzigkeit Haß gegen den Coburger Leopold und seinen Musterstaat. Die Banden von Bettlern werden getreu dem belgischen Staate wieder ausgeliefert, und nach Flandern, den Kirchhof Belgiens, zurückgeführt. Die Franzosen betrachten Belgien als einen Staat, der ihnen sein Dasein verdankt, und mit Recht. Der Coburger Leopold, der nach der Februar-Revolution der belgischen Kammer sagen ließ: wenn man glaube, daß er überflüssig sei, so wolle er gehn, von wo er gekommen, ist in Brüssel geblieben. Die Franzosen hätten ihnen beinahe vergessen, wenn sie nicht kürzlich wieder eben durch das Erscheinen der flamändischen Bettler an die Anwesenheit des Coburgers und den belgischen Musterstaat erinnert würden. Die belgische Regierung ihrerseits, an deren Spitze der Auswurf Frankreich's und Deutschland's steht, wendet seine Blicke nach demjenigen Staate, der seine Muster-Constitution zum Vorbilde genommen hat. Der König Leopold hat sich bereits zum Gensdarmen des preußischen und östreichischen Gesandten gemacht. Er weist mit unerbittlicher Strenge aus seinem neutralen Staate alle Flüchtlinge aus, die ihm von Preußen und Oestreich aufgegeben werden. Eine bessere Rolle konnte dem Coburger nicht anheimfallen. Die belgischen Demokraten dagegen haben ihre Blicke nach Frankreich gerichtet, und die bevorstehende Katastrophe in Frankreich wird jedenfalls einen mächtigen Wiederhall finden in den wallonischen Provinzen. Ungarn. 68 Pesth, 20. Dezbr. Die provisorische Regierung Ungarns hat ein provisorisches Reichssiegel ohne Krone verfertigen lassen. Hier arbeitet die ganze männliche Bevölkerung an den Verschanzungen schon seit November. Jeder Arbeiter erhält täglich 30 kr C. M. Die zum Dienste der Volkssache brauchbaren Privatfabriken wurden entweder völlig oder zeitweise für den Staat übernommen und den Eigenthümern Entschädigung geleistet. So arbeitet die Garser Tuchfabrik unausgesetzt für Bekleidung unseres Heeres. Die hiesige Waffenfabrik wurde ebenfalls zum Bundeseigenthum erkauft. Kossuth verlangte schon unterm 17. Novbr., daß 1) „die Obrigkeiten der Städte Budapest, Gran, Komorn, Raab, Preßburg, Oedenburg, Fünfkirchen, Weißenburg, Maria-Theresiopel, Szegedin, Arad, Gyöngyös, Erlau und Ketskemet die Liste aller in ihrem Weichbilde befindlichen Büchsenmacher und Lehrlinge höchstens binnen einer Woche ihm einlieferen; 2) die Direktoren der Staats-Eisen- und Maschinenfabriken, so wie überhaupt alle Staatsgrubenoffiziere gleichfalls binnen acht Tagen ein Namensverzeichniß jener Gruben- und Fabriksarbeiter einsenden, die bei der Waffenfabrikation zu verwenden sind, nebst Bezeichnung der Arbeit, zu der sie sich vorzugsweise eignen würden; 3) wurde außerdem bekannt gegeben, daß bei der Landes-Waffenfabrikation was immer für sachverständige Arbeiter gegen ordentliches Salär feste Anstellungen erhalten können, und später aller jener Wohlthaten werden theilhaftig werden, die vorschriftsmäßig für die Diener des Staates d[a]stehen. Sollten die Büchsenmacher sich nicht freiwillig diesem Dienste widmen, so würde die Beanspruchnahme der Arbeiter im Wege des strengsten Befehles nicht ausbleiben Wenn die österreichischen Standrechtsblätter davon fabeln, daß hier Muthlosigkeit und Verwirrung eingetreten, so betrachten Sie das geradezu als abscheuliche Lüge. — Das neu emittirte Papiergeld behauptet seinen Werth, trotzdem daß jetzt täglich auf 7 Pressen 350,000 Expl. fabrizirt werden. 68 Kronstadt, 9. Dezbr. In Obertömös ist eine Abtheilung Kosaken mit einem Hetmann eingetroffen. 10,000 Mann russischer Truppen stehen unweit unserer Gränze. — Gestern wurde die ganze Stadt dadurch alarmirt, daß sich ein Haufe Szekler in drei Kolonnen bis an den Tömös gezogen hatte. Er besann sich jedoch und machte rechtsum. Amerika. 68 Liverpool, 28. Debr. Der Dämpfer „Britannia“ traf heute mit Nachrichten aus New-York vom 12. d. hier ein. Politik und Alles andere verschwindet und löst sich auf vor dem Interesse, welches die Nachrichten aus Californien erregen. Ueber ihnen vergißt man Washington und den Congreß, Taylor und Tarif. Der einzige Gegenstand der Unterhaltung ist, wie man am schnellsten nach den Goldminen Californiens gelangen kann. Jede Grog-Kneipe besitzt ihren „Californischen Club.“ Man kündigt ganze Flotten an, die nach jenem Paradiese abgehen sollen. Unter Trompetenschall rufen Industrieritter auf den Straßen ihre: „Goldkratzer“, „Goldscharrer“, „Goldprüfer“, „Goldraffineurs“ und ähnliche Werkzeuge aus. Man sagt, daß blos in New-York sich 20,000 Personen zur Abreise nach Californien, das blos 2000 Meilen entfernt ist, anschicken. Der Wege sind drei: 1) ums Cap Horn (verteufelt langweilig), 2) über die Landenge von Panama, und 3) der zu Lande über Santa Fe. Zu Washington liegen jetzt im Hause des Präsidenten Probestücke von dem aus Californien an das Kriegsministerium eingesandten Golde zur Ansicht auf. Der Handelswerth derselben beträgt 4000 Doll. geognostisch sind sie aber von unschätzbarem Werth, da sie beweisen, daß in den Bergen der Sierra Nevada eine unerschöpfliche Goldniederlage existirt. Diese Probestücke sind theils schuppen-, theils körnerförmig, theils aus Goldstaub bestehend. Es gibt Klumpen reinen Goldes, während andere mit Quarz gemengt sind. — Die Ausfuhr der Brodstoffe während des vorigen Fiskaljahres aus der Union betrug 37 Mill. Dollars. Die Kaufmannschaft von New-York bezahlte an Zöllen vom 1. Januar 47 bis 30 Novbr. 48 nicht weniger als 36 Mill. — Aus Mexico wenig Neues. In Cohahuila Aufstand der Indianer. Paredes treibt sich noch im Lande herum. Der mexikanische Kongreß hat beschlossen, daß die stehende Armee künftig nicht mehr als 10,000 M. betragen soll Seine Arbeiten waren übrigens beendigt. — In der Republik Costa Rica ist unter den Indianern eine Insurrektion ausgebrochen und Nicaragua hat an Costa Rica Krieg erklärt. In Yucatan erlitten die Indianer mehrfache Verluste. Philadelphia, 4. Dez. Der verflossene Monat, in welchem der neue Präsident und die Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten für die nächsten 4 Jahre gewählt wurden, ist nicht ohne einige Stürme vorüber gegangen. Namentlich haben die Demonstrationen, welche die beiden einander gegenüberstehenden großen Parteien, die Whigs und Demokraten üblicher Weise gemacht haben, zu Raufereien Veranlassung gegeben. Hier haben diese Straßengefechte bei den beiden großen Fackelzügen, welche Whigs und Demokraten veranstaltet hatten und an deren jedem etwa 15,000-20,000 Menschen zu Pferde und zu Fuß Theil nahmen, tragische Scenen, in denen drei Menschen getödtet und mehrere verwundet wurden, zur Folge gehabt; dennoch war zur Wiederherstellung der Ruhe nicht einmal das Einschreiten der Polizei nothwendig, indem das Volk selbst die Ruhestörer zur Haft brachte. General Taylor, obgleich der populärste Mann in den Vereinigten Staaten, hat dennoch nur dadurch seine Wahl durchsetzen können, daß er erklärte, er wolle nicht der Exponent von Parteigrundsätzen, sondern der Präsident des Volkes sein. Obgleich die Whigpartei unermeßliche Summen, namentlich in Pennsylvanien, welches offenbar den Ausschlag gegeben, verwendet hat, um den von ihr aufgestellten Kandidaten durchzusetzen, ist General Taylor doch nur ein Minoritätspräsident, denn während er in den dreißig Staaten 1,185,003 Stimmen erhalten hat, sind den beiden demokratischen Kandidaten General. Caß 1,041,498 und van Buren 200,541 Stimmen zu Theil geworden, so daß der erste zwar eine Majorität über Caß von 101,000 St., aber eine Minorität von 118,036 St. der Demokratie gegenüber hat. Bekanntlich werden die Präsidenten durch die Elektoralstimmen der verschiedenen Staaten gewählt, deren 296 St. sind, so daß die erforderliche Majorität 146 ist. Taylor hat in 15 Staaten 163 St. und Caß in den übrigen 15 Staaten 127 Stimmen erhalten. Pennsylvanien und Neuyork haben wie immer den Ausschlag gegeben. Die Vereinigten Staaten eilen mit Riesenschritten ihrer Entwicklung entgegen. Folgende Zahlen, die offiziell sind, mögen diese Behauptung belegen. Die Zahl der Einwohner übersteigt, mit Einschluß der neuen Territorien, 21,500,000; es existiren in der Union 778 Banken, deren Kapital 210,000,000 Dollare und die Circulation der Noten 125,000,000 bei 50,000,000 Dollaren baaren Geldes, Barren und Treasurynoten beträgt. In der Union sind 6103 englische Meilen Eisenbahnen fertig und im Gebrauche, von denen allein 4600 Meilen auf Neu-England-Staaten kommen. Die Kosten dieser Bahnen, welche jedoch sämmtlich viel schlechter gebaut sind, als die europäischen, belaufen sich auf 225 Millionen Dollare. 1829 wurde die erste Eisenbahn gebaut und jetzt sind noch 2000 Meil. projektirt 1790 betrug die Zahl der Postanstalten 75, die Ausdehnung der Postrouten 1875 M. Die Einnahme des Postdeparlements 37,935, die Ausgabe 32,140 Dollare. 1847 war die Zahl der Postanstalten 15,146, die Ausdehnung der Postrouten 152,818 Meilen, die Einnahmen 955,893, die Ausgaben 1,979,570 Dollare. Diese Zahlen deuten das Wachsthum an Bevölkerung, Geschäften, Intelligenz und Bildung an. — Heute wird in Washington die zweite Sitzung des dreißigsten Kongresses eröffnet; es ist derselbe für den Senat aus 35 Demokraten, 21 Whigs und zwei Freiboden-Männern zusammensetzt, für das Repräsentantenhaus aus 111 Demokraten, 110 Whigs, 5 Freiboden-Männern und einem Nativen. Redakteur en chef: Karl Marx. Die demokratische Gesellschaft in Köln hat in ihrer Sitzung vom 29. December 1848 beschlossen: Die Schritte, welche der Kassationshof gegen den Abgeordneten Esser, das geh Obertribunal gegen Waldeck, das O.L.-Gericht zu Bromberg gegen Gierke, das O.-L-Gericht zu Ratibor gegen Kirchmann, das O.-L.-G. zu Münster gegen Temme gethan, haben uns mit tiefer Entrüstung erfüllt. Wir erkennen hierin nur einen beklagenswerthen Angriff gegen den Abgeordneten und den unabhängigen Richterstand, einen politischen Gewissenszwang, der nicht minder verdammenswerth ist wie der religiöse. Da das Auftreten dieser Männer als Abgeordnete unsere volle Anerkennung fand, so halten wir uns jetzt verpflichtet, denselben, denen die pflichtmäßige freie Aeußerung und Vertretung ihrer Ueberzeugung zum Verbrechen gemacht werden soll, unsere innigste Theilnahme auszusprechen und es laut zu wiederholen: Die Bürger Esser, Waldeck, Gierke, Kirchmann und Temme, haben sich um das Vaterland wohl verdient gemacht. Im Namen von 3200 Mitgliedern: Der Ausschuß der demokratischen Gesellschaft in Köln. Offenes Sendschreiben des demokratischen Vereins zu Ratingen an die Herren Waldeck, Temme, Esser, v. Kirchmann und Gierke. Mit Befremden haben die Unterzeichneten die Ihnen wegen Ihrer Thätigkeit als Mitglieder der preußischen Nationalversammlung von Ihren Gerichtshöfen zugefertigten Schreiben gelesen. Nach der von Ihnen auf das klarste nachgewiesenen Nichtbefugniß jener Gerichtshöfe zu derartigen Schritten und Ihrer entschiedenen Zurückweisung der an Sie gestellten Forderungen würde eine nochmalige Besprechung dieser Verhältnisse nur dazu beitragen, den tiefen Eindruck, welchen Ihre meisterhafte Darstellung hervorgerufen, zu schwächen. Wir beschränken uns daher darauf, Ihnen für Ihre würdige Haltung, unsere Anerkennung auszusprechen, und Sie zu versichern, daß wenn durch die letzten Vorgänge das Vertrauen zum preußischen Richterstande gefährdet worden ist, wir Ihnen dieserhalb nie eine Schuld beilegen werden. Ratingen, den 29. Dez. 1848. (Folgen die Unterschriften.) Darmstadt, 26. Dezember. So eben lese ich in der Kölnischen Zeitung die Procedur gegen die Bürger Anneke, Gottschalk und Esser, zu welcher ich durch den Oberprokurator Zweiffel als Zeuge geladen war und finde zu meinem größten Erstaunen, daß meinem Nichterscheinen die nichtigsten Gründe untergeschoben sind, wodurch es leicht den Anschein gewinnen könnte, als habe ich aus Feigheit vor der gewaltigen Polizei oder gar aus Gleichgültigkeit gegen das Schicksal der Angeklagten, der Vorladung nicht Folge geleistet. In der Procedur heißt es: „Der Zeuge, Bauschreiner (soll heißen Bauschreiber) M. J. Becker, hat, durch Requisition in Darmstadt geladen, erklärt, daß er sich nicht für verpflichtet halte, in der heutigen Sitzung zu erscheinen“ Zur Bekundung des Sachverhalts lasse ich hier meinen in Folge der Vorladung an Hrn. Zweiffel gerichteten Brief wörtlich folgen: „An den Hrn. Oberprokurator Zweiffel in Köln! „Unterm heutigen Datum erhielt ich durch einen hiesigen (hessendarmstädtischen) Polizei-Offizianten eine Vorladung zur Erscheinung vor dem am 21 d. M. in Köln abzuhaltenden Assissengerichte, um als Zeuge in der Untersuchung gegen die Herren G. und A. vernommen zu werden, welche wegen versuchten Umsturzes der „bestehenden Verfassung“ angeklagt sind. So gern ich auch durch meine Aussagen als Zeuge zur Darlegung der Unschuld der Angeklagten mein Möglichstes beitragen möchte, muß ich doch leider bedauern, unter meinen jetzigen Verhältnissen der Vorladung nicht genügen zu können, weil die beträchtliche Entfernung mich zu lange aus meinen Dienstgeschäften herausreißen würde, und mir auch zur Bestreitung der Reisekosten die erforderlichen Vorlagen fehlen; auf dergleichen Umstände bin ich genöthigt, bedeutende Rücksichten zu nehmen, obschon die löbl. Behörden solche Fälle nicht vorzusehen pflegen. „Gerne bin ich aber bereit, mich hier am Orte in der bezeichneten Angelegenheit vernehmen zu lassen und sollte es mir doppeltes Vergnügen machen, die Freisprechung der Herren G. und A. bewirkt und gleichzeitig dem ohnehin sehr bedrängten preußischen Staate meine Reisekosten erspart zu haben. „Darmstadt, den 15. Dezember 1848. M. J. Becker.“ Handelsnachrichten. _

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 184. Köln, 1. Januar 1849. Beilage, S. 0995. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz184b_1849/1>, abgerufen am 28.03.2024.