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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 219. Köln, 11. Februar 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 219 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 11. Februar 1849.
[Französische Republik]

[Fortsetzung] revolutionären Ideen eben nicht günstig. Das Volk wird also noch während dieser Zeit die heldenmüthige Ruhe in seinem Elende zu zeigen haben, die uns schon mehrere Male vor den Mordgeschützen unserer afrikanischen Generäle errettete. Was uns betrifft, so werden wir fortfahren, für das Arbeitsvolk, für das der Staat eben nichts thun will, zu wirken. Die Straßenstille ist wenigstens dem Tagesverkehr günstig!"

-- Der Moniteur meldet, daß Marquis Normanby gestern dem Präsidenten Bonaparte die Papiere überreicht, welche ihn als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister J. M. der Königin von Großbritannien und Irland bevollmächtigen. Bisher war die Sendung Normanby's nur eine -- Mission speciale et temporaire. Das nämliche Blatt zeigt ferner an, daß Hr. Präsident Bonaparte seine bekannten Freunde und resp. Genossen Armand Laity, Fialin de Persigny und Dr. Henri Conneau zu Offizieren der Ehrenlegion ernannt hat.

-- Wir erfahren aus guter Hand -- sagt "Assemblee" -- daß die katholischen Mächte einen Kongreß in Gaeta, in unmittelbarer Nähe des Pabstes, abzuhalten beschlossen haben. Kardinal Dupont ist gestern dahin abgereist.

-- Barbes erklärt in den demokratischen Blättern, daß er sowohl gegen Beranger vom Kassationshofe, als überhaupt gegen jede Vertheidigung protestire, die der hohe Gerichtshof zu Bourges ihm etwa zumuthe. Aus diesem lakonischen Briefe ersieht man, daß sich die Maigefangenen noch in Vincennes befinden. Die Vorbereitungen in Bourges werden lebhaft betrieben.

-- In dem berüchtigten Klubsaale der Rue Martel 9 fand gestern Abend ein stark besuchtes Volkskonzert a 1/4 Fr. statt. Das ganze Stadtviertel war in Bewegung.

-- Uebermorgen (10. Feb.) wird ein neues Journal erscheinen, welches zum eigentlichen Organ des Ministeriums und der Camarilla im Elysee-National bestimmt ist. Sein Gründer ist der bekannte prinzliche Geheimschreiber Fialin de Persigny, den die "Liberte" wegen seiner legitimistischen Grundsätze und seiner speziellen Liebe zu Falloux einen diplomatischen Bindestrich zwischen dem Faubourg St. Germain und dem Elysee-National nennt. Es scheint, daß keine der Journal-Pflanzen, die bisher in der ministeriellen Luft wuchertne, dem reaktionären Eifer des Geheimschreibers vollständig entspricht; er hat daher den Entschluß gefaßt, ein allergeheimstes Hofjournal zu gründen, das den pompösen Titel "le Pouvoir" führen wird und als dessen erste Mitarbeiter der bonapartisirte Liadieres, weiland Flügeladjutant Louis Philipps, Boudouin (vom Guizotschen Conservateur), der Satisfait Dugabe und der Allerweltssekretär Lingay, Kabinetsschreiber Louis Philipps etc., genannt werden. Diese saubere Gesellschaft soll die Felix Pyatsche Aufgabe lösen: wie man aus gemeinen Filzhüten -- Kronen machen kann? In den Bureaus der "Patrie" herrscht rasende Verzweiflung.

-- Der berüchtigte Sbirrenhäuptling Vidocq wurde vorgestern in seiner Behausung, Rue St. Louis, auf den Befehl des Untersuchungsrichters Dubarle, verhaftet, weil es sich in dem Ehescheidungsprozesse, den der Herzog v. Valencay gegen seine Frau führt, herausgestellt hat, daß er sich bei einer Maitresse des Herzogs, Madame L*** in Priesterkleidern einschlich und als angeblicher Abbe Grimoux, Pfarramts Villedieu bei Chateauroux, wichtige Briefe des Exherzogs zu erstehlen wußte. Vidocq scheint unter dem Namen Bourgeois noch andere Schurkenstreiche ausgeübt zu haben; denn man hat entdeckt, daß ein gewisser Bourgeois, auf den die Polizei schon lange fahndete, Niemand anders ist als der berüchtigte Vidocq und sogenannte Pfarrer Grimoux aus Villedieu.

-- In verflossener Nacht fällte das Kriegsgericht sein Urtel im Breaprozesse. Die 5 Hauptangeklagten: Daix, Newolit, Lahr, Choppart und Vappreaux sind zum Tode, die Andern zu Gefängnißstrafen verurtheilt worden. Sämmtliche Angeklagte wurden gegen 1 Uhr Nachmittags in das Fort Vanves geschafft.

-- Nationalversammlung. Sitzung vom 8. Febr. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.

Marrast: Wir nehmen die Rateau-Debatte da wieder auf, wo sie gestern beim Artikel 3 und dessen Amendements verlassen wurde. Art. 3 mit seinem Anhange lautet hienach:

"Die National-Versammlung regelt ihre Tagesordnung dergestalt, daß sie außer dem Wahlgesetz, dem Staatsrath, der Verantwortlichkeit des Präsidenten und der Minister, auch noch das Büdget für 1849 vor ihrer Auflösung votirt."

Die Deputirten de Ludre und Sauteyra machen den Vorschlag, hinzuzufügen:

"und das Gesetz über die öffentliche Macht."

(Oh! Oh! zur Rechten.)

De Ludre entwickelt den Vorschlag und gründet ihn hauptsächlich auf die Nothwendigkeit von Ersparnissen in der Armee. Er deutet auf die Lamoriciere'schen Nachahmungen Preußens hin.

Oudinot bekämpft den Vorschlag. Die Militärverfassung sei gut, man solle nicht daran rütteln. Im Effektivbestande mögen Ersparnisse gemacht werden; aber die Lage Europas erheische die höchste Vorsicht. In keinem Falle dürfe man dieses neue Gesetz zu den Arbeiten der Versammlung hinzufügen. Sie sei ohnedies schon überhauft.

Lamoriciere (mit Cavaignac der eigentliche Urheber des Vorschlags) unterstützt denselben. Er gestehe zu, daß die Arbeiten der Versammlung schon überhäuft seien und daß sie vollauf zu thun habe. Aber sie könne ja die öffentlichen Sitzungen früher anfangen. (Ja! Ja! unten. Nein! Nein! auf der Journalisten-Gallerie.) Ersparnisse zur Vermeidung des fürchterlichen Deficits seien durchaus nöthig; bloße Oekonomien auf dem Papiere reichen nicht hin. (Beifall zur Linken)

De Kerdrel findet: daß sich die Versammlung schon eine viel zu große Bürde durch das Budget aufgeladen habe. Er bekämpft den Vorschlag.

Nach einer ziemlich farblosen Debatte zwischen Laurent (Drone) und den Generälen Oudinot, Lebreton, Leydet und Lamoriciere wird über den Vorschlag durch Stimmzettel zur Abstimmung geschritten.

Der Vorschlag wird mit 419 gegen 372 Stimmen verworfen.

Senard und Dupont (Büssac) tragen darauf an, daß die Versammlung auch die Gerichtsreform hinzufüge. (Oho! Oho!)

Boudet bekämpft dies; worauf die Antragsteller ihren Antrag zurückziehen.

Ceyras trägt darauf an: das Gesetz über die allgemeine Assistenz (Kranken- und Almosenpflege) hinzuzufügen. (Oho! Oho!)

Cocquerl meint, es bleibe keine Zeit dafür übrig. (Unterstützt!)

Lagrange erwidert, daß man Zeit finden müsse und dringt auf Abstimmung durch Stimmzettel.

Das Assistenzgesetz wird mit 444 gegen 309 Stimmen von der Tagesordnung gestrichen.

Boubee will das Primarunterrichtsgesetz hinzufügen.

Jules Simon unterstützt ihn.

Wird mit 458 gegen 3[unleserliches Material]7 Stimmen verworfen.

Artikel 3 wird endlich definitiv angenommen.

Alem Rousseau überreicht einen Artikel 4 über die Preßverhältnisse.

(Oh! Oh! Oh!)

Verworfen.

Artikel 4 (der das Dekret vom 11. December abschafft) angenommen.

Um 4 Uhr wird zur Abstimmung über das Gesammtgesetz geschritten.

Wird mit 494 gegen 307 Stimmen angenommen. (Pause) Das heißt einer dritte Deliberation überweisen.

Astouin interpellirt den Kriegsminister, was er für die algierische Kolonisation zu thun gedenke. Die Dinge ständen dort schlecht. Die Lage der Kolonisten sei fürchterlich. Andere wollten nachfolgen.

Larochejaquelein: Der Andrang von Familien sei überaus stark. Man solle die Jahreszeit benützen. Der Sommer sei zur Uebersiedelung viel schädlicher. Die Fonds seien ja längst votirt.

Lamoriciere: Sie votirten 10 Millionen. Davon wurden aber 7 Millionen für die vorjährigen Uebersiedelungen verausgabt. Es bleiben also noch 3 Millionen Fr. für 1849.

Rullieres, Kriegsminister, verspricht der Angelegenheit seine Aufmerksamkeit zu widmen.

Lagrange überreicht eine Bittschrift von vielen Familien aus Lyon, die endlich wissen wollen, was die Regierung rücksichtlich ihrer Uebersiedelung nach Algier beschlossen.

Die Sache soll erwogen werden.

Die Versammlung geht zur ersten Deliberation des Wahlgesetzes über.

Champrans bekämpft den Entwurf.

Ebenso Jobez.

Pleignard und Victor Lefranc (im Namen der Kommission) vertheidigen den Entwurf.

Die Versammlung beschließt, nach fünf Tagen zur zweiten Deliberation überzugehen.

Die Versammlung entscheidet ferner, daß sie morgen die zweite Deliberation der Gerichtsreform vornehme.

Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.

Schweiz.
Bern, 6. Feb.

Ein Schreiben des Regierungskommissärs Sybold in Saignelegier meldet heute, es hätten sich aus den Verhören einiger Personen Thatsachen sehr wichtiger Natur enthüllt, und statt gänzlicher Zurückziehung der Truppen (wie Hr. Sybold in einem unmittelbar vorher eingelaufenen Schreiben beantragt hatte) wünscht derselbe nur allmälige Aufhebung der Occupation. Der Gr. Rath billigte diese Maßregel mit allen gegen 9 Stimmen. Morgen über die heutige Großrathssitzung Näheres.

(Schweiz. Nat.-Z.)
Neuenburg, 5. Febr.

Gestern verließen die Okkupationstruppen die Stadt und kehrten nach La Chaux-de-fonds zurück. Sie wurden von 1500-1800 Bürgern festlich empfangen, die ihnen, mit Trommlern an der Spitze und fliegenden Fahnen, in geordnetem Zuge entgegengegangen waren. Der Sonntag gestaltete sich dadurch zu einem patriotischen Festtage. -- Die Regierung hat beschlossen, den Republikanern die Mittel zu geben, um royalistische Aufruhrsversuche niederschlagen zu können. Sie hat aus dem Arsenal zu Neuenburg Waffen an folgende Ortschaften vertheilt: La Chaux-de-fonds 7 Sechspfünder, 3 Vierpfünder, 2 Haubitzen, über 300 Gewehre und 100 Stutzer; Locle 150 Gewehre; Boudry 100 Gewehre; Val-de-Travers 200 Gewehre und 80 Stutzer; Vignoble 2 Sechspfünder und 100 Gewehre.

Italien.
* Rom.

Wie man erfährt, hatte Sturbinetti bei den Wahlen die meisten Stimmen für sich. Auf keiner einzigen Liste fehlte sein Name. Wie man sich erinnert, war Sturbinetti der Erste, welcher gegen die inkonstitutionellen Maßregeln des Pabstes protestirte. Alle oder fast alle Minister sind in verschiedenen Provinzen gewählt worden, was den besten Beweis für die aufrichtige Hingebung des römischen Volkes an die Regierung in ihrer gegenwärtigen Gestalt liefert.

Der Prozeß des Generals Zamboni und der Insurgenten vom 19. Januar wird ruhig fortgeführt. Es scheint klar, daß ein Komplott zu Grund lag, doch hat man die Hand, die es anzettelte, noch nicht ausfindig machen können.

Die Ankunft der Spanier vor Gaeta gibt hier nur Stoff zum Lachen. Diese Intervention (gegen welche Oestreich nichts destoweniger ernstlich protestirt haben soll) ist eine castilianische Rodomontade, eine Don-Quixoterie, und so lange die römische Republik keine schlimmeren Feinde zu fürchten hat, kann sie ruhig schlafen.

Aus Ancona wird vom 29. Januar gemeldet, daß nun auch der Rest der sardinischen Flotte den Hafen von Ancona gegen die Lagünen vertauschen soll. Ein Theil der Flotte befindet sich bekanntlich schon vor Venedig.

* Rom, 30 Jan.

Die Deputirten für die italienische Nationalversammlung langen in Menge an. Die provisorische Regierung hat für den 4. Febr. alle Präfekte zu sich geladen, um über den Wahlakt zu berichten. -- Diese Nacht ging eine starke Kavalerieabtheilung mit Geschützen an diejenigen Punkte der neapolitanischen Gränze ab, wo man einen Einbruch befürchtet. Garibaldi befindet sich bereits an jenen Punkten.

Florenz, 31. Januar.

Ein durch Nichts zu erklärender panischer Schrecken hat die Inhaber von Noten der Bank von Livorno veranlaßt, sich zur Realisirung derselben in Masse bei der Bank einzufinden, welche, durch den Andrang augenblicklich zahlungsunfähig, beim Ministerium einen Gesetzentwurf beantragte, der sie autorisirte, die Einlösung aller Noten über 200 Lire bis zum 10. März zu suspendiren. Der Finanzminister hat diesen Gesetzentwurf heute auch wirklich der Kammer in einer außerordentlichen Sitzung vorgelegt, ihn jedoch, nachdem die Abtheilungen ihn geprüft hatten, alsbald wieder zurückgenommen.

Venedig.

Die Ausgaben der Stadt beliefen sich im Dezbr. auf 3,178,338 Lire. Davon wurden verwendet für den Krieg: 1,423,500 L., Marine 967,6[unleserliches Material]0 L., Nationalgarde 57,000 L. etc. Die im gleichen Monat eingelaufenen Geschenke beliefen sich dagegen auf 51,000 L. -- Die Einwohner machen die größten Anstrengungen, um sich gegen Oestreich halten zu können; da fast jeder, was er an Goldschmuck hatte, zum Besten des Vaterlandes hergegeben, so sieht man jetzt häufig Damen, welche Ohrenringe von Hanf und Herren, welche Uhrketten vom gleichen Stoffe tragen. Dessenungeachtet ist die Stimmung der Venetianer immer noch entschieden gegen Oestreich und für die italienische Freiheit. Obschon das Geld sehr selten ist, findet eine Subscription für Ankauf eines Dampfschiffes doch guten Fortgang.

068 Aus der Lombardei, 3. Februar.

Alle Brutalitäten Oesterreichs sind nicht im Stande, das nationale Gefühl im Herzen der Lombarden zu ersticken. Jeder Tag liefert neue Beweise hierfür. So haben zu Vicenza die Herren Gaetano Constantini, Podesta der Stadt, und F. Asetti, welche Montecucoli nach Olmütz schicken wollte, um dem Kaiser die Huldigung Vicenza's darzubringen, diesen Auftrag entschieden zurückgewiesen. Ebenso hat Vicenza sich geweigert, Deputirte zum österreichisch-italienischen Kongreß nach Wien zu senden. Von den jungen Lombarden, welche der österreichischen Armee zum Kampf in Ungarn einverleibt werden sollten, sind viele Tausende nach Piemont desertirt, wo man aus ihnen sofort zwei neue Regimenter gebildet hat.

Das von Radetzky eingesetzte Tribunal zur Sequestrirung der Güter der flüchtigen Lombarden, hat sich einstimmig geweigert, diese schreiende Verletzung der bestehenden Gesetze, wie der Artikel der gegebenen Amnestie zu vollziehen.

068 Turin, 3. Febr.

Nach der piemontesischen Zeitung (dem Organ Gioberti's) soll nach einer Sitzung des Circolo della Rocca, in welcher man gegen die neulich von uns berichtete Weigerung des Ministers, Deputirte zur römischen Constituante zu schicken, Protest einlegen wollte, eine große Volksdemonstration zu Gunsten Gioberti's stattgefunden haben.

Im Ministerium ist ein Wechsel zu erwarten. Der General Alfonso della Marmora wird vom General Louisat das Portefeuille des Krieges übernehmen. Marmora war früher im Ministerium Pinelli, doch hofft die "Concordia," daß er jetzt freisinniger auftreten wird, als damals.

Großbritannien.
* London, 8. Febr.

Unterhaus vom 7. (Fortsetzung des Berichts unsrer gestr. Nummer.) Gegen die vom Schatzmeister geforderten 50,000 Pfd. sprach ferner Christopher. Er ist gegen alle Geldbewilligungen für Irland. In ähnlicher Weise erklärte sich French. Lord E. Howard unterstützt den ministeriellen Antrag. Hume bekämpft ihn. Solche Geldbewilligungen müßten dadurch, daß sie die ganze Staatseinnahme absorbirten, auch England und Schottland allmälig dahin bringen, wo Irland jetzt ist. So lange der Minister Zwangsbills und Geld für Irland erhalte, werde das Elend in letzterem niemals abgestellt werden. Unter den folgenden Rednern spricht sich Sir J. Graham für den Antrag des Ministeriums aus. Er erinnert, daß ohne die Geldbewilligung im Jahre 1847 nicht weniger als 200,000 Personen, wie die offiziellen Listen nachweisen, hätten durch Hunger zu Grunde gehen müssen. Die Noth dieses Jahres sei noch ärger und das Abschlagen der geforderten Summe sei ein wahres Todesurtheil. Er stimme also für des Ministers Antrag, doch zum letzten Male; denn es sei Zeit, daß Irland auf andere Weise, durch völlige Umgestaltung der Lokalbesteurung gerettet werde. Auf Disraeli's Antrag wird die Abstimmung auf nächste Sitzung verschoben und das Haus vertagt sich um 6 Uhr Abends.

*

-- Daß Sir J. Graham's Behauptung in der gestrigen Unterhaussitzung, das irische Elend sei dies Jahr noch größer als in den vorhergehenden, auf Wirklichkeit beruht: geht auf's deutlichste aus den neuesten Parlamentsberichten hervor. Es wird darin eine Uebersicht des Elends und der Unterstützung in 21 irischen Armenbezirken oder "Unions" mitgetheilt, die in ihren trocknen Zahlen und kurzen Bemerkungen den schauderhaften Zustand Irlands klar genug erkennen läßt. Da ist unter Andern der Armenbezirk Ballina, Grafschaft Mayo, dessen Ausgaben für die Armen im verflossenen Rechnungsjahre 52,282 Pf. St. betrugen. Die Regierung und die "britische Assoziation" hatten dazu 32,260 Pf. geliefert. Die im Bezirk gesammelten Armensteuern beliefen sich nur auf 10,177 Pf. Eine lange Liste von Restanten wird dabei veröffentlicht und die Anmerkungen der Beamten über den Grund des Nichtzahlens lauten gewöhnlich: "N. N. hat selber kaum zu leben", oder: "N. N.'s Ländereien liegen brach" etc. etc. Der Armengesetz-Inspektor berichtet: "Gegenwärtig sind die Bauern kaum zum Arbeiten fähig. Sie haben so viel und in der verschiedensten Weise erduldet, daß nur selten ein robuster, gesund aussehender Mann getroffen wird. Die meisten Gutsherren sind außer Stande, Arbeiter zu bezahlen; die es aber noch können, sind in Besorgniß wegen der ganz unsichern Aussicht, wann ihre Renten eingehen werden und thun so wenig als möglich." Eben so ist's in den übrigen Armenbezirken.

In Betreff der Bantry-Union z. B. sagen die Armenpfleger:

"Die Lage der ganzen Bevölkerung ist unermeßlich elender, als was selbst der Herzloseste für die niedrigste Stufe des Elends halten würde. Ein bedeutender Theil des westlichen Wahldistrikts liegt wüst, die Pächter haben ihr Land verlassen und sind ausgewandert; viele sind dem Hunger erlegen und eine große Zahl anderer im Armenhause." Weiterhin heißt es: "Der Zustand unseres Arbeits- (Armen-) hauses wird immer unerträglicher. Gestern hatten wir darin die unglaubliche Zahl von 2327 Insassen; von diesen waren 600 Kinder in den Hilfshäusern der Stadt vertheilt und der Rest sollte innerhalb der Mauern des Arbeitshauses untergebracht werden. Allein letzteres ist in Allem nur auf höchstens 1000 Personen berechnet." -- Dazu nehme man folgenden Nachweis der Arbeitshausbevölkerung von ganz Irland:

Am 30. September 1848 befanden sich in den Workhouses (Armenhäusern) 113,996 Insassen; während der mit dem 30. Sept. endigenden Woche gab es 2847 Fieberkranke darunter, und 302 Todesfälle, d. h. es starben wöchentlich von 1000 Armenhausbewohnern 2 1/2 pCt." Noch nicht zwei Monate später stellt sich das Verhältniß folgendermaßen:

"In der mit dem 25. Novbr. 1848 zu Ende gehenden Woche zählten die irischen Armenhäuser bereits 163,394 Bewohner, 3,820 Fieber und 685 Todesfälle, mit andern Worten: es starben wöchentlich von 1000 Bewohnern 4 Procent dahin."

Das war die Lage innerhalb der Arbeitshäuser. Das Elend außerhalb derselben ist aber noch bei weitem größer und umfangreicher. So sieht's in einem Lande aus, welches das Glück genießt, der vom potsdamer König so sehr angepriesenen "Erbweisheit sonder Gleichen" seit Jahrhunderten preisgegeben zu sein.

Schlesien und andere Theile des preuß. Staates beweisen indeß hinlänglich, daß gottbegnadete Regierungen auch ohne diese hundertjährige unvergleichliche "Erbweisheit" Volk und Land systematisch zu Grunde zu richten und die "geliebten" Unterthanen in tieferes Elend hinabzuzwingen wissen.

Aus Dublin wird berichtet, daß am Dienstag wiederum (zum 6. oder 7. Mal) die Anklage gegen Gavan Duffy in veränderter Form vor die große Jury gebracht wurde, und daß letztere alle Anklagepunkte genehmigt. Tritt kein neues Hinderniß dazwischen, so wird dieser Prozeß wohl heute oder morgen entschieden werden.

Amerika.
* Valparaiso, 25. November.

Die Berichte aus Californien haben der Hälfte unsrer Bevölkerung den Kopf völlig verrückt gemacht. Manche Handlungshäuser haben nicht mehr einen einzigen Kommis; sie haben sich Alle nach Califoraien fortgemacht. Einige dieser vor etwa 3 Monaten Ausgerissenen haben jetzt an 300,000 Dollars in Gold hieher gesandt. Ich sprach einen Schiffskapitän in Saniago; er war eben aus Californien angelangt. Er erzählte mir, daß einer von seinen Leuten ihm dort echappirte, in die Berge ging und mit mehreren Stücken Metall, von denen er indeß nicht genau wußte, ob's Gold sei, nach S. Francisco zurückkehrte. Es war wirklich Gold; darum begab er sich nochmals in die Goldregion und kam nach kurzer Zeit mit 150 Pfund Gold wieder.

Ein hiesiger Mäkler kaufte dieser Tage einen Karren voll schlecht gewaschenen californischen Sand und gewann daraus 12,000 Doll. Zwei Kaufleute gehen nächsten Sonntag mit einer ganzen Schiffsladung junger Leute nach Californien; ich fürchte, die Meisten von ihnen werden ihre Knochen dort lassen; denn sie müssen

Beilage zu Nr. 219 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 11. Februar 1849.
[Französische Republik]

[Fortsetzung] revolutionären Ideen eben nicht günstig. Das Volk wird also noch während dieser Zeit die heldenmüthige Ruhe in seinem Elende zu zeigen haben, die uns schon mehrere Male vor den Mordgeschützen unserer afrikanischen Generäle errettete. Was uns betrifft, so werden wir fortfahren, für das Arbeitsvolk, für das der Staat eben nichts thun will, zu wirken. Die Straßenstille ist wenigstens dem Tagesverkehr günstig!“

— Der Moniteur meldet, daß Marquis Normanby gestern dem Präsidenten Bonaparte die Papiere überreicht, welche ihn als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister J. M. der Königin von Großbritannien und Irland bevollmächtigen. Bisher war die Sendung Normanby's nur eine — Mission spéciale et temporaire. Das nämliche Blatt zeigt ferner an, daß Hr. Präsident Bonaparte seine bekannten Freunde und resp. Genossen Armand Laity, Fialin de Persigny und Dr. Henri Conneau zu Offizieren der Ehrenlegion ernannt hat.

— Wir erfahren aus guter Hand — sagt „Assemblée“ — daß die katholischen Mächte einen Kongreß in Gaëta, in unmittelbarer Nähe des Pabstes, abzuhalten beschlossen haben. Kardinal Dupont ist gestern dahin abgereist.

— Barbès erklärt in den demokratischen Blättern, daß er sowohl gegen Béranger vom Kassationshofe, als überhaupt gegen jede Vertheidigung protestire, die der hohe Gerichtshof zu Bourges ihm etwa zumuthe. Aus diesem lakonischen Briefe ersieht man, daß sich die Maigefangenen noch in Vincennes befinden. Die Vorbereitungen in Bourges werden lebhaft betrieben.

— In dem berüchtigten Klubsaale der Rue Martel 9 fand gestern Abend ein stark besuchtes Volkskonzert à 1/4 Fr. statt. Das ganze Stadtviertel war in Bewegung.

— Uebermorgen (10. Feb.) wird ein neues Journal erscheinen, welches zum eigentlichen Organ des Ministeriums und der Camarilla im Elysée-National bestimmt ist. Sein Gründer ist der bekannte prinzliche Geheimschreiber Fialin de Persigny, den die „Liberté“ wegen seiner legitimistischen Grundsätze und seiner speziellen Liebe zu Falloux einen diplomatischen Bindestrich zwischen dem Faubourg St. Germain und dem Elysée-National nennt. Es scheint, daß keine der Journal-Pflanzen, die bisher in der ministeriellen Luft wuchertne, dem reaktionären Eifer des Geheimschreibers vollständig entspricht; er hat daher den Entschluß gefaßt, ein allergeheimstes Hofjournal zu gründen, das den pompösen Titel „le Pouvoir“ führen wird und als dessen erste Mitarbeiter der bonapartisirte Liadieres, weiland Flügeladjutant Louis Philipps, Boudouin (vom Guizotschen Conservateur), der Satisfait Dugabé und der Allerweltssekretär Lingay, Kabinetsschreiber Louis Philipps etc., genannt werden. Diese saubere Gesellschaft soll die Felix Pyatsche Aufgabe lösen: wie man aus gemeinen Filzhüten — Kronen machen kann? In den Bureaus der „Patrie“ herrscht rasende Verzweiflung.

— Der berüchtigte Sbirrenhäuptling Vidocq wurde vorgestern in seiner Behausung, Rue St. Louis, auf den Befehl des Untersuchungsrichters Dubarle, verhaftet, weil es sich in dem Ehescheidungsprozesse, den der Herzog v. Valencay gegen seine Frau führt, herausgestellt hat, daß er sich bei einer Maitresse des Herzogs, Madame L*** in Priesterkleidern einschlich und als angeblicher Abbé Grimoux, Pfarramts Villedieu bei Chateauroux, wichtige Briefe des Exherzogs zu erstehlen wußte. Vidocq scheint unter dem Namen Bourgeois noch andere Schurkenstreiche ausgeübt zu haben; denn man hat entdeckt, daß ein gewisser Bourgeois, auf den die Polizei schon lange fahndete, Niemand anders ist als der berüchtigte Vidocq und sogenannte Pfarrer Grimoux aus Villedieu.

— In verflossener Nacht fällte das Kriegsgericht sein Urtel im Breaprozesse. Die 5 Hauptangeklagten: Daix, Newolit, Lahr, Choppart und Vappreaux sind zum Tode, die Andern zu Gefängnißstrafen verurtheilt worden. Sämmtliche Angeklagte wurden gegen 1 Uhr Nachmittags in das Fort Vanves geschafft.

Nationalversammlung. Sitzung vom 8. Febr. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.

Marrast: Wir nehmen die Rateau-Debatte da wieder auf, wo sie gestern beim Artikel 3 und dessen Amendements verlassen wurde. Art. 3 mit seinem Anhange lautet hienach:

„Die National-Versammlung regelt ihre Tagesordnung dergestalt, daß sie außer dem Wahlgesetz, dem Staatsrath, der Verantwortlichkeit des Präsidenten und der Minister, auch noch das Büdget für 1849 vor ihrer Auflösung votirt.“

Die Deputirten de Ludre und Sauteyra machen den Vorschlag, hinzuzufügen:

„und das Gesetz über die öffentliche Macht.“

(Oh! Oh! zur Rechten.)

De Ludre entwickelt den Vorschlag und gründet ihn hauptsächlich auf die Nothwendigkeit von Ersparnissen in der Armee. Er deutet auf die Lamoriciere'schen Nachahmungen Preußens hin.

Oudinot bekämpft den Vorschlag. Die Militärverfassung sei gut, man solle nicht daran rütteln. Im Effektivbestande mögen Ersparnisse gemacht werden; aber die Lage Europas erheische die höchste Vorsicht. In keinem Falle dürfe man dieses neue Gesetz zu den Arbeiten der Versammlung hinzufügen. Sie sei ohnedies schon überhauft.

Lamoriciere (mit Cavaignac der eigentliche Urheber des Vorschlags) unterstützt denselben. Er gestehe zu, daß die Arbeiten der Versammlung schon überhäuft seien und daß sie vollauf zu thun habe. Aber sie könne ja die öffentlichen Sitzungen früher anfangen. (Ja! Ja! unten. Nein! Nein! auf der Journalisten-Gallerie.) Ersparnisse zur Vermeidung des fürchterlichen Deficits seien durchaus nöthig; bloße Oekonomien auf dem Papiere reichen nicht hin. (Beifall zur Linken)

De Kerdrel findet: daß sich die Versammlung schon eine viel zu große Bürde durch das Budget aufgeladen habe. Er bekämpft den Vorschlag.

Nach einer ziemlich farblosen Debatte zwischen Laurent (Drône) und den Generälen Oudinot, Lebreton, Leydet und Lamoriciere wird über den Vorschlag durch Stimmzettel zur Abstimmung geschritten.

Der Vorschlag wird mit 419 gegen 372 Stimmen verworfen.

Senard und Dupont (Büssac) tragen darauf an, daß die Versammlung auch die Gerichtsreform hinzufüge. (Oho! Oho!)

Boudet bekämpft dies; worauf die Antragsteller ihren Antrag zurückziehen.

Ceyras trägt darauf an: das Gesetz über die allgemeine Assistenz (Kranken- und Almosenpflege) hinzuzufügen. (Oho! Oho!)

Cocquerl meint, es bleibe keine Zeit dafür übrig. (Unterstützt!)

Lagrange erwidert, daß man Zeit finden müsse und dringt auf Abstimmung durch Stimmzettel.

Das Assistenzgesetz wird mit 444 gegen 309 Stimmen von der Tagesordnung gestrichen.

Boubee will das Primarunterrichtsgesetz hinzufügen.

Jules Simon unterstützt ihn.

Wird mit 458 gegen 3[unleserliches Material]7 Stimmen verworfen.

Artikel 3 wird endlich definitiv angenommen.

Alem Rousseau überreicht einen Artikel 4 über die Preßverhältnisse.

(Oh! Oh! Oh!)

Verworfen.

Artikel 4 (der das Dekret vom 11. December abschafft) angenommen.

Um 4 Uhr wird zur Abstimmung über das Gesammtgesetz geschritten.

Wird mit 494 gegen 307 Stimmen angenommen. (Pause) Das heißt einer dritte Deliberation überweisen.

Astouin interpellirt den Kriegsminister, was er für die algierische Kolonisation zu thun gedenke. Die Dinge ständen dort schlecht. Die Lage der Kolonisten sei fürchterlich. Andere wollten nachfolgen.

Larochejaquelein: Der Andrang von Familien sei überaus stark. Man solle die Jahreszeit benützen. Der Sommer sei zur Uebersiedelung viel schädlicher. Die Fonds seien ja längst votirt.

Lamoriciere: Sie votirten 10 Millionen. Davon wurden aber 7 Millionen für die vorjährigen Uebersiedelungen verausgabt. Es bleiben also noch 3 Millionen Fr. für 1849.

Rullieres, Kriegsminister, verspricht der Angelegenheit seine Aufmerksamkeit zu widmen.

Lagrange überreicht eine Bittschrift von vielen Familien aus Lyon, die endlich wissen wollen, was die Regierung rücksichtlich ihrer Uebersiedelung nach Algier beschlossen.

Die Sache soll erwogen werden.

Die Versammlung geht zur ersten Deliberation des Wahlgesetzes über.

Champrans bekämpft den Entwurf.

Ebenso Jobez.

Pleignard und Victor Lefranc (im Namen der Kommission) vertheidigen den Entwurf.

Die Versammlung beschließt, nach fünf Tagen zur zweiten Deliberation überzugehen.

Die Versammlung entscheidet ferner, daß sie morgen die zweite Deliberation der Gerichtsreform vornehme.

Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.

Schweiz.
Bern, 6. Feb.

Ein Schreiben des Regierungskommissärs Sybold in Saignelegier meldet heute, es hätten sich aus den Verhören einiger Personen Thatsachen sehr wichtiger Natur enthüllt, und statt gänzlicher Zurückziehung der Truppen (wie Hr. Sybold in einem unmittelbar vorher eingelaufenen Schreiben beantragt hatte) wünscht derselbe nur allmälige Aufhebung der Occupation. Der Gr. Rath billigte diese Maßregel mit allen gegen 9 Stimmen. Morgen über die heutige Großrathssitzung Näheres.

(Schweiz. Nat.-Z.)
Neuenburg, 5. Febr.

Gestern verließen die Okkupationstruppen die Stadt und kehrten nach La Chaux-de-fonds zurück. Sie wurden von 1500-1800 Bürgern festlich empfangen, die ihnen, mit Trommlern an der Spitze und fliegenden Fahnen, in geordnetem Zuge entgegengegangen waren. Der Sonntag gestaltete sich dadurch zu einem patriotischen Festtage. — Die Regierung hat beschlossen, den Republikanern die Mittel zu geben, um royalistische Aufruhrsversuche niederschlagen zu können. Sie hat aus dem Arsenal zu Neuenburg Waffen an folgende Ortschaften vertheilt: La Chaux-de-fonds 7 Sechspfünder, 3 Vierpfünder, 2 Haubitzen, über 300 Gewehre und 100 Stutzer; Locle 150 Gewehre; Boudry 100 Gewehre; Val-de-Travers 200 Gewehre und 80 Stutzer; Vignoble 2 Sechspfünder und 100 Gewehre.

Italien.
* Rom.

Wie man erfährt, hatte Sturbinetti bei den Wahlen die meisten Stimmen für sich. Auf keiner einzigen Liste fehlte sein Name. Wie man sich erinnert, war Sturbinetti der Erste, welcher gegen die inkonstitutionellen Maßregeln des Pabstes protestirte. Alle oder fast alle Minister sind in verschiedenen Provinzen gewählt worden, was den besten Beweis für die aufrichtige Hingebung des römischen Volkes an die Regierung in ihrer gegenwärtigen Gestalt liefert.

Der Prozeß des Generals Zamboni und der Insurgenten vom 19. Januar wird ruhig fortgeführt. Es scheint klar, daß ein Komplott zu Grund lag, doch hat man die Hand, die es anzettelte, noch nicht ausfindig machen können.

Die Ankunft der Spanier vor Gaëta gibt hier nur Stoff zum Lachen. Diese Intervention (gegen welche Oestreich nichts destoweniger ernstlich protestirt haben soll) ist eine castilianische Rodomontade, eine Don-Quixoterie, und so lange die römische Republik keine schlimmeren Feinde zu fürchten hat, kann sie ruhig schlafen.

Aus Ancona wird vom 29. Januar gemeldet, daß nun auch der Rest der sardinischen Flotte den Hafen von Ancona gegen die Lagünen vertauschen soll. Ein Theil der Flotte befindet sich bekanntlich schon vor Venedig.

* Rom, 30 Jan.

Die Deputirten für die italienische Nationalversammlung langen in Menge an. Die provisorische Regierung hat für den 4. Febr. alle Präfekte zu sich geladen, um über den Wahlakt zu berichten. — Diese Nacht ging eine starke Kavalerieabtheilung mit Geschützen an diejenigen Punkte der neapolitanischen Gränze ab, wo man einen Einbruch befürchtet. Garibaldi befindet sich bereits an jenen Punkten.

Florenz, 31. Januar.

Ein durch Nichts zu erklärender panischer Schrecken hat die Inhaber von Noten der Bank von Livorno veranlaßt, sich zur Realisirung derselben in Masse bei der Bank einzufinden, welche, durch den Andrang augenblicklich zahlungsunfähig, beim Ministerium einen Gesetzentwurf beantragte, der sie autorisirte, die Einlösung aller Noten über 200 Lire bis zum 10. März zu suspendiren. Der Finanzminister hat diesen Gesetzentwurf heute auch wirklich der Kammer in einer außerordentlichen Sitzung vorgelegt, ihn jedoch, nachdem die Abtheilungen ihn geprüft hatten, alsbald wieder zurückgenommen.

Venedig.

Die Ausgaben der Stadt beliefen sich im Dezbr. auf 3,178,338 Lire. Davon wurden verwendet für den Krieg: 1,423,500 L., Marine 967,6[unleserliches Material]0 L., Nationalgarde 57,000 L. etc. Die im gleichen Monat eingelaufenen Geschenke beliefen sich dagegen auf 51,000 L. — Die Einwohner machen die größten Anstrengungen, um sich gegen Oestreich halten zu können; da fast jeder, was er an Goldschmuck hatte, zum Besten des Vaterlandes hergegeben, so sieht man jetzt häufig Damen, welche Ohrenringe von Hanf und Herren, welche Uhrketten vom gleichen Stoffe tragen. Dessenungeachtet ist die Stimmung der Venetianer immer noch entschieden gegen Oestreich und für die italienische Freiheit. Obschon das Geld sehr selten ist, findet eine Subscription für Ankauf eines Dampfschiffes doch guten Fortgang.

068 Aus der Lombardei, 3. Februar.

Alle Brutalitäten Oesterreichs sind nicht im Stande, das nationale Gefühl im Herzen der Lombarden zu ersticken. Jeder Tag liefert neue Beweise hierfür. So haben zu Vicenza die Herren Gaetano Constantini, Podesta der Stadt, und F. Asetti, welche Montecucoli nach Olmütz schicken wollte, um dem Kaiser die Huldigung Vicenza's darzubringen, diesen Auftrag entschieden zurückgewiesen. Ebenso hat Vicenza sich geweigert, Deputirte zum österreichisch-italienischen Kongreß nach Wien zu senden. Von den jungen Lombarden, welche der österreichischen Armee zum Kampf in Ungarn einverleibt werden sollten, sind viele Tausende nach Piemont desertirt, wo man aus ihnen sofort zwei neue Regimenter gebildet hat.

Das von Radetzky eingesetzte Tribunal zur Sequestrirung der Güter der flüchtigen Lombarden, hat sich einstimmig geweigert, diese schreiende Verletzung der bestehenden Gesetze, wie der Artikel der gegebenen Amnestie zu vollziehen.

068 Turin, 3. Febr.

Nach der piemontesischen Zeitung (dem Organ Gioberti's) soll nach einer Sitzung des Circolo della Rocca, in welcher man gegen die neulich von uns berichtete Weigerung des Ministers, Deputirte zur römischen Constituante zu schicken, Protest einlegen wollte, eine große Volksdemonstration zu Gunsten Gioberti's stattgefunden haben.

Im Ministerium ist ein Wechsel zu erwarten. Der General Alfonso della Marmora wird vom General Louisat das Portefeuille des Krieges übernehmen. Marmora war früher im Ministerium Pinelli, doch hofft die „Concordia,“ daß er jetzt freisinniger auftreten wird, als damals.

Großbritannien.
* London, 8. Febr.

Unterhaus vom 7. (Fortsetzung des Berichts unsrer gestr. Nummer.) Gegen die vom Schatzmeister geforderten 50,000 Pfd. sprach ferner Christopher. Er ist gegen alle Geldbewilligungen für Irland. In ähnlicher Weise erklärte sich French. Lord E. Howard unterstützt den ministeriellen Antrag. Hume bekämpft ihn. Solche Geldbewilligungen müßten dadurch, daß sie die ganze Staatseinnahme absorbirten, auch England und Schottland allmälig dahin bringen, wo Irland jetzt ist. So lange der Minister Zwangsbills und Geld für Irland erhalte, werde das Elend in letzterem niemals abgestellt werden. Unter den folgenden Rednern spricht sich Sir J. Graham für den Antrag des Ministeriums aus. Er erinnert, daß ohne die Geldbewilligung im Jahre 1847 nicht weniger als 200,000 Personen, wie die offiziellen Listen nachweisen, hätten durch Hunger zu Grunde gehen müssen. Die Noth dieses Jahres sei noch ärger und das Abschlagen der geforderten Summe sei ein wahres Todesurtheil. Er stimme also für des Ministers Antrag, doch zum letzten Male; denn es sei Zeit, daß Irland auf andere Weise, durch völlige Umgestaltung der Lokalbesteurung gerettet werde. Auf Disraeli's Antrag wird die Abstimmung auf nächste Sitzung verschoben und das Haus vertagt sich um 6 Uhr Abends.

*

— Daß Sir J. Graham's Behauptung in der gestrigen Unterhaussitzung, das irische Elend sei dies Jahr noch größer als in den vorhergehenden, auf Wirklichkeit beruht: geht auf's deutlichste aus den neuesten Parlamentsberichten hervor. Es wird darin eine Uebersicht des Elends und der Unterstützung in 21 irischen Armenbezirken oder „Unions“ mitgetheilt, die in ihren trocknen Zahlen und kurzen Bemerkungen den schauderhaften Zustand Irlands klar genug erkennen läßt. Da ist unter Andern der Armenbezirk Ballina, Grafschaft Mayo, dessen Ausgaben für die Armen im verflossenen Rechnungsjahre 52,282 Pf. St. betrugen. Die Regierung und die „britische Assoziation“ hatten dazu 32,260 Pf. geliefert. Die im Bezirk gesammelten Armensteuern beliefen sich nur auf 10,177 Pf. Eine lange Liste von Restanten wird dabei veröffentlicht und die Anmerkungen der Beamten über den Grund des Nichtzahlens lauten gewöhnlich: „N. N. hat selber kaum zu leben“, oder: „N. N.'s Ländereien liegen brach“ etc. etc. Der Armengesetz-Inspektor berichtet: „Gegenwärtig sind die Bauern kaum zum Arbeiten fähig. Sie haben so viel und in der verschiedensten Weise erduldet, daß nur selten ein robuster, gesund aussehender Mann getroffen wird. Die meisten Gutsherren sind außer Stande, Arbeiter zu bezahlen; die es aber noch können, sind in Besorgniß wegen der ganz unsichern Aussicht, wann ihre Renten eingehen werden und thun so wenig als möglich.“ Eben so ist's in den übrigen Armenbezirken.

In Betreff der Bantry-Union z. B. sagen die Armenpfleger:

„Die Lage der ganzen Bevölkerung ist unermeßlich elender, als was selbst der Herzloseste für die niedrigste Stufe des Elends halten würde. Ein bedeutender Theil des westlichen Wahldistrikts liegt wüst, die Pächter haben ihr Land verlassen und sind ausgewandert; viele sind dem Hunger erlegen und eine große Zahl anderer im Armenhause.“ Weiterhin heißt es: „Der Zustand unseres Arbeits- (Armen-) hauses wird immer unerträglicher. Gestern hatten wir darin die unglaubliche Zahl von 2327 Insassen; von diesen waren 600 Kinder in den Hilfshäusern der Stadt vertheilt und der Rest sollte innerhalb der Mauern des Arbeitshauses untergebracht werden. Allein letzteres ist in Allem nur auf höchstens 1000 Personen berechnet.“ — Dazu nehme man folgenden Nachweis der Arbeitshausbevölkerung von ganz Irland:

Am 30. September 1848 befanden sich in den Workhouses (Armenhäusern) 113,996 Insassen; während der mit dem 30. Sept. endigenden Woche gab es 2847 Fieberkranke darunter, und 302 Todesfälle, d. h. es starben wöchentlich von 1000 Armenhausbewohnern 2 1/2 pCt.“ Noch nicht zwei Monate später stellt sich das Verhältniß folgendermaßen:

„In der mit dem 25. Novbr. 1848 zu Ende gehenden Woche zählten die irischen Armenhäuser bereits 163,394 Bewohner, 3,820 Fieber und 685 Todesfälle, mit andern Worten: es starben wöchentlich von 1000 Bewohnern 4 Procent dahin.“

Das war die Lage innerhalb der Arbeitshäuser. Das Elend außerhalb derselben ist aber noch bei weitem größer und umfangreicher. So sieht's in einem Lande aus, welches das Glück genießt, der vom potsdamer König so sehr angepriesenen „Erbweisheit sonder Gleichen“ seit Jahrhunderten preisgegeben zu sein.

Schlesien und andere Theile des preuß. Staates beweisen indeß hinlänglich, daß gottbegnadete Regierungen auch ohne diese hundertjährige unvergleichliche „Erbweisheit“ Volk und Land systematisch zu Grunde zu richten und die „geliebten“ Unterthanen in tieferes Elend hinabzuzwingen wissen.

Aus Dublin wird berichtet, daß am Dienstag wiederum (zum 6. oder 7. Mal) die Anklage gegen Gavan Duffy in veränderter Form vor die große Jury gebracht wurde, und daß letztere alle Anklagepunkte genehmigt. Tritt kein neues Hinderniß dazwischen, so wird dieser Prozeß wohl heute oder morgen entschieden werden.

Amerika.
* Valparaiso, 25. November.

Die Berichte aus Californien haben der Hälfte unsrer Bevölkerung den Kopf völlig verrückt gemacht. Manche Handlungshäuser haben nicht mehr einen einzigen Kommis; sie haben sich Alle nach Califoraien fortgemacht. Einige dieser vor etwa 3 Monaten Ausgerissenen haben jetzt an 300,000 Dollars in Gold hieher gesandt. Ich sprach einen Schiffskapitän in Saniago; er war eben aus Californien angelangt. Er erzählte mir, daß einer von seinen Leuten ihm dort echappirte, in die Berge ging und mit mehreren Stücken Metall, von denen er indeß nicht genau wußte, ob's Gold sei, nach S. Francisco zurückkehrte. Es war wirklich Gold; darum begab er sich nochmals in die Goldregion und kam nach kurzer Zeit mit 150 Pfund Gold wieder.

Ein hiesiger Mäkler kaufte dieser Tage einen Karren voll schlecht gewaschenen californischen Sand und gewann daraus 12,000 Doll. Zwei Kaufleute gehen nächsten Sonntag mit einer ganzen Schiffsladung junger Leute nach Californien; ich fürchte, die Meisten von ihnen werden ihre Knochen dort lassen; denn sie müssen

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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 219 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Sonntag 11. Februar 1849.</docDate>
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        <head>[Französische Republik]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> revolutionären Ideen eben nicht günstig. Das Volk wird also noch während dieser Zeit die heldenmüthige Ruhe in seinem Elende zu zeigen haben, die uns schon mehrere Male vor den Mordgeschützen unserer afrikanischen Generäle errettete. Was uns betrifft, so werden wir fortfahren, für das Arbeitsvolk, für das der Staat eben nichts thun will, zu wirken. Die Straßenstille ist wenigstens dem Tagesverkehr günstig!&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Der Moniteur meldet, daß Marquis Normanby gestern dem Präsidenten Bonaparte die Papiere überreicht, welche ihn als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister J. M. der Königin von Großbritannien und Irland bevollmächtigen. Bisher war die Sendung Normanby's nur eine &#x2014; Mission spéciale et temporaire. Das nämliche Blatt zeigt ferner an, daß Hr. Präsident Bonaparte seine bekannten Freunde und resp. Genossen Armand Laity, Fialin de Persigny und Dr. Henri Conneau zu Offizieren der Ehrenlegion ernannt hat.</p>
          <p>&#x2014; Wir erfahren aus guter Hand &#x2014; sagt &#x201E;Assemblée&#x201C; &#x2014; daß die katholischen Mächte einen <hi rendition="#g">Kongreß in Gaëta,</hi> in unmittelbarer Nähe des Pabstes, abzuhalten beschlossen haben. Kardinal Dupont ist gestern dahin abgereist.</p>
          <p>&#x2014; Barbès erklärt in den demokratischen Blättern, daß er sowohl gegen Béranger vom Kassationshofe, als überhaupt gegen jede Vertheidigung protestire, die der hohe Gerichtshof zu Bourges ihm etwa zumuthe. Aus diesem lakonischen Briefe ersieht man, daß sich die Maigefangenen noch in Vincennes befinden. Die Vorbereitungen in Bourges werden lebhaft betrieben.</p>
          <p>&#x2014; In dem berüchtigten Klubsaale der Rue Martel 9 fand gestern Abend ein stark besuchtes Volkskonzert à 1/4 Fr. statt. Das ganze Stadtviertel war in Bewegung.</p>
          <p>&#x2014; Uebermorgen (10. Feb.) wird ein <hi rendition="#g">neues Journal</hi> erscheinen, welches zum eigentlichen Organ des Ministeriums und der Camarilla im Elysée-National bestimmt ist. Sein Gründer ist der bekannte prinzliche Geheimschreiber Fialin de Persigny, den die &#x201E;Liberté&#x201C; wegen seiner legitimistischen Grundsätze und seiner speziellen Liebe zu Falloux einen diplomatischen Bindestrich zwischen dem Faubourg St. Germain und dem Elysée-National nennt. Es scheint, daß keine der Journal-Pflanzen, die bisher in der ministeriellen Luft wuchertne, dem reaktionären Eifer des Geheimschreibers vollständig entspricht; er hat daher den Entschluß gefaßt, ein allergeheimstes Hofjournal zu gründen, das den pompösen Titel &#x201E;le Pouvoir&#x201C; führen wird und als dessen erste Mitarbeiter der bonapartisirte Liadieres, weiland Flügeladjutant Louis Philipps, Boudouin (vom Guizotschen Conservateur), der Satisfait Dugabé und der Allerweltssekretär Lingay, Kabinetsschreiber Louis Philipps etc., genannt werden. Diese saubere Gesellschaft soll die Felix Pyatsche Aufgabe lösen: wie man aus gemeinen Filzhüten &#x2014; Kronen machen kann? In den Bureaus der &#x201E;Patrie&#x201C; herrscht rasende Verzweiflung.</p>
          <p>&#x2014; Der berüchtigte Sbirrenhäuptling Vidocq wurde vorgestern in seiner Behausung, Rue St. Louis, auf den Befehl des Untersuchungsrichters Dubarle, verhaftet, weil es sich in dem Ehescheidungsprozesse, den der Herzog v. Valencay gegen seine Frau führt, herausgestellt hat, daß er sich bei einer Maitresse des Herzogs, Madame L*** in Priesterkleidern einschlich und als angeblicher Abbé Grimoux, Pfarramts Villedieu bei Chateauroux, wichtige Briefe des Exherzogs zu erstehlen wußte. Vidocq scheint unter dem Namen Bourgeois noch andere Schurkenstreiche ausgeübt zu haben; denn man hat entdeckt, daß ein gewisser Bourgeois, auf den die Polizei schon lange fahndete, Niemand anders ist als der berüchtigte Vidocq und sogenannte Pfarrer Grimoux aus Villedieu.</p>
          <p>&#x2014; In verflossener Nacht fällte das Kriegsgericht sein Urtel im Breaprozesse. Die 5 Hauptangeklagten: Daix, Newolit, Lahr, Choppart und Vappreaux sind zum Tode, die Andern zu Gefängnißstrafen verurtheilt worden. Sämmtliche Angeklagte wurden gegen 1 Uhr Nachmittags in das Fort Vanves geschafft.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 8. Febr. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi>: Wir nehmen die Rateau-Debatte da wieder auf, wo sie gestern beim Artikel 3 und dessen Amendements verlassen wurde. Art. 3 mit seinem Anhange lautet hienach:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die National-Versammlung regelt ihre Tagesordnung dergestalt, daß sie außer dem Wahlgesetz, dem Staatsrath, der Verantwortlichkeit des Präsidenten und der Minister, auch noch das Büdget für 1849 vor ihrer Auflösung votirt.&#x201C;</p>
          <p>Die Deputirten de Ludre und Sauteyra machen den Vorschlag, hinzuzufügen:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;und das Gesetz über die öffentliche Macht.&#x201C;</p>
          <p>(Oh! Oh! zur Rechten.)</p>
          <p><hi rendition="#g">De Ludre</hi> entwickelt den Vorschlag und gründet ihn hauptsächlich auf die Nothwendigkeit von Ersparnissen in der Armee. Er deutet auf die Lamoriciere'schen Nachahmungen Preußens hin.</p>
          <p><hi rendition="#g">Oudinot</hi> bekämpft den Vorschlag. Die Militärverfassung sei gut, man solle nicht daran rütteln. Im Effektivbestande mögen Ersparnisse gemacht werden; aber die Lage Europas erheische die höchste Vorsicht. In keinem Falle dürfe man dieses neue Gesetz zu den Arbeiten der Versammlung hinzufügen. Sie sei ohnedies schon überhauft.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lamoriciere</hi> (mit Cavaignac der eigentliche Urheber des Vorschlags) unterstützt denselben. Er gestehe zu, daß die Arbeiten der Versammlung schon überhäuft seien und daß sie vollauf zu thun habe. Aber sie könne ja die öffentlichen Sitzungen früher anfangen. (Ja! Ja! unten. Nein! Nein! auf der Journalisten-Gallerie.) Ersparnisse zur Vermeidung des fürchterlichen Deficits seien durchaus nöthig; bloße Oekonomien auf dem Papiere reichen nicht hin. (Beifall zur Linken)</p>
          <p><hi rendition="#g">De Kerdrel</hi> findet: daß sich die Versammlung schon eine viel zu große Bürde durch das Budget aufgeladen habe. Er bekämpft den Vorschlag.</p>
          <p>Nach einer ziemlich farblosen Debatte zwischen Laurent (Drône) und den Generälen Oudinot, Lebreton, Leydet und Lamoriciere wird über den Vorschlag durch Stimmzettel zur Abstimmung geschritten.</p>
          <p>Der Vorschlag wird mit 419 gegen 372 Stimmen verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard</hi> und <hi rendition="#g">Dupont</hi> (Büssac) tragen darauf an, daß die Versammlung auch die Gerichtsreform hinzufüge. (Oho! Oho!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Boudet</hi> bekämpft dies; worauf die Antragsteller ihren Antrag zurückziehen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Ceyras</hi> trägt darauf an: das Gesetz über die allgemeine Assistenz (Kranken- und Almosenpflege) hinzuzufügen. (Oho! Oho!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Cocquerl</hi> meint, es bleibe keine Zeit dafür übrig. (Unterstützt!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Lagrange</hi> erwidert, daß man Zeit finden müsse und dringt auf Abstimmung durch Stimmzettel.</p>
          <p>Das Assistenzgesetz wird mit 444 gegen 309 Stimmen von der Tagesordnung gestrichen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Boubee</hi> will das Primarunterrichtsgesetz hinzufügen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Jules Simon</hi> unterstützt ihn.</p>
          <p>Wird mit 458 gegen 3<gap reason="illegible"/>7 Stimmen verworfen.</p>
          <p>Artikel 3 wird endlich definitiv angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Alem Rousseau</hi> überreicht einen Artikel 4 über die Preßverhältnisse.</p>
          <p>(Oh! Oh! Oh!)</p>
          <p>Verworfen.</p>
          <p>Artikel 4 (der das Dekret vom 11. December abschafft) angenommen.</p>
          <p>Um 4 Uhr wird zur Abstimmung über das Gesammtgesetz geschritten.</p>
          <p>Wird mit 494 gegen 307 Stimmen angenommen. (Pause) Das heißt einer dritte Deliberation überweisen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Astouin</hi> interpellirt den Kriegsminister, was er für die algierische Kolonisation zu thun gedenke. Die Dinge ständen dort schlecht. Die Lage der Kolonisten sei fürchterlich. Andere wollten nachfolgen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Larochejaquelein</hi>: Der Andrang von Familien sei überaus stark. Man solle die Jahreszeit benützen. Der Sommer sei zur Uebersiedelung viel schädlicher. Die Fonds seien ja längst votirt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lamoriciere</hi>: Sie votirten 10 Millionen. Davon wurden aber 7 Millionen für die vorjährigen Uebersiedelungen verausgabt. Es bleiben also noch 3 Millionen Fr. für 1849.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rullieres,</hi> Kriegsminister, verspricht der Angelegenheit seine Aufmerksamkeit zu widmen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lagrange</hi> überreicht eine Bittschrift von vielen Familien aus Lyon, die endlich wissen wollen, was die Regierung rücksichtlich ihrer Uebersiedelung nach Algier beschlossen.</p>
          <p>Die Sache soll erwogen werden.</p>
          <p>Die Versammlung geht zur ersten Deliberation des Wahlgesetzes über.</p>
          <p><hi rendition="#g">Champrans</hi> bekämpft den Entwurf.</p>
          <p>Ebenso <hi rendition="#g">Jobez</hi>.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pleignard</hi> und <hi rendition="#g">Victor Lefranc</hi> (im Namen der Kommission) vertheidigen den Entwurf.</p>
          <p>Die Versammlung beschließt, nach fünf Tagen zur zweiten Deliberation überzugehen.</p>
          <p>Die Versammlung entscheidet ferner, daß sie morgen die zweite Deliberation der Gerichtsreform vornehme.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar219-1b_002" type="jArticle">
          <head>Bern, 6. Feb.</head>
          <p>Ein Schreiben des Regierungskommissärs Sybold in Saignelegier meldet heute, es hätten sich aus den Verhören einiger Personen Thatsachen sehr wichtiger Natur enthüllt, und statt gänzlicher Zurückziehung der Truppen (wie Hr. Sybold in einem unmittelbar vorher eingelaufenen Schreiben beantragt hatte) wünscht derselbe nur allmälige Aufhebung der Occupation. Der Gr. Rath billigte diese Maßregel mit allen gegen 9 Stimmen. Morgen über die heutige Großrathssitzung Näheres.</p>
          <bibl>(Schweiz. Nat.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar219-1b_003" type="jArticle">
          <head>Neuenburg, 5. Febr.</head>
          <p>Gestern verließen die Okkupationstruppen die Stadt und kehrten nach La Chaux-de-fonds zurück. Sie wurden von 1500-1800 Bürgern festlich empfangen, die ihnen, mit Trommlern an der Spitze und fliegenden Fahnen, in geordnetem Zuge entgegengegangen waren. Der Sonntag gestaltete sich dadurch zu einem patriotischen Festtage. &#x2014; Die Regierung hat beschlossen, den Republikanern die Mittel zu geben, um royalistische Aufruhrsversuche niederschlagen zu können. Sie hat aus dem Arsenal zu Neuenburg Waffen an folgende Ortschaften vertheilt: La Chaux-de-fonds 7 Sechspfünder, 3 Vierpfünder, 2 Haubitzen, über 300 Gewehre und 100 Stutzer; Locle 150 Gewehre; Boudry 100 Gewehre; Val-de-Travers 200 Gewehre und 80 Stutzer; Vignoble 2 Sechspfünder und 100 Gewehre.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar219-1b_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom.</head>
          <p>Wie man erfährt, hatte Sturbinetti bei den Wahlen die meisten Stimmen für sich. Auf keiner einzigen Liste fehlte sein Name. Wie man sich erinnert, war Sturbinetti der Erste, welcher gegen die inkonstitutionellen Maßregeln des Pabstes protestirte. Alle oder fast alle Minister sind in verschiedenen Provinzen gewählt worden, was den besten Beweis für die aufrichtige Hingebung des römischen Volkes an die Regierung in ihrer gegenwärtigen Gestalt liefert.</p>
          <p>Der Prozeß des Generals Zamboni und der Insurgenten vom 19. Januar wird ruhig fortgeführt. Es scheint klar, daß ein Komplott zu Grund lag, doch hat man die Hand, die es anzettelte, noch nicht ausfindig machen können.</p>
          <p>Die Ankunft der Spanier vor Gaëta gibt hier nur Stoff zum Lachen. Diese Intervention (gegen welche Oestreich nichts destoweniger ernstlich protestirt haben soll) ist eine castilianische Rodomontade, eine Don-Quixoterie, und so lange die römische Republik keine schlimmeren Feinde zu fürchten hat, kann sie ruhig schlafen.</p>
          <p>Aus Ancona wird vom 29. Januar gemeldet, daß nun auch der Rest der sardinischen Flotte den Hafen von Ancona gegen die Lagünen vertauschen soll. Ein Theil der Flotte befindet sich bekanntlich schon vor Venedig.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar219-1b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 30 Jan.</head>
          <p>Die Deputirten für die italienische Nationalversammlung langen in Menge an. Die provisorische Regierung hat für den 4. Febr. alle Präfekte zu sich geladen, um über den Wahlakt zu berichten. &#x2014; Diese Nacht ging eine starke Kavalerieabtheilung mit Geschützen an diejenigen Punkte der neapolitanischen Gränze ab, wo man einen Einbruch befürchtet. Garibaldi befindet sich bereits an jenen Punkten.</p>
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          <head>Florenz, 31. Januar.</head>
          <p>Ein durch Nichts zu erklärender panischer Schrecken hat die Inhaber von Noten der Bank von Livorno veranlaßt, sich zur Realisirung derselben in Masse bei der Bank einzufinden, welche, durch den Andrang augenblicklich zahlungsunfähig, beim Ministerium einen Gesetzentwurf beantragte, der sie autorisirte, die Einlösung aller Noten über 200 Lire bis zum 10. März zu suspendiren. Der Finanzminister hat diesen Gesetzentwurf heute auch wirklich der Kammer in einer außerordentlichen Sitzung vorgelegt, ihn jedoch, nachdem die Abtheilungen ihn geprüft hatten, alsbald wieder zurückgenommen.</p>
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          <head>Venedig.</head>
          <p>Die Ausgaben der Stadt beliefen sich im Dezbr. auf 3,178,338 Lire. Davon wurden verwendet für den Krieg: 1,423,500 L., Marine 967,6<gap reason="illegible"/>0 L., Nationalgarde 57,000 L. etc. Die im gleichen Monat eingelaufenen Geschenke beliefen sich dagegen auf 51,000 L. &#x2014; Die Einwohner machen die größten Anstrengungen, um sich gegen Oestreich halten zu können; da fast jeder, was er an Goldschmuck hatte, zum Besten des Vaterlandes hergegeben, so sieht man jetzt häufig Damen, welche Ohrenringe von Hanf und Herren, welche Uhrketten vom gleichen Stoffe tragen. Dessenungeachtet ist die Stimmung der Venetianer immer noch entschieden gegen Oestreich und für die italienische Freiheit. Obschon das Geld sehr selten ist, findet eine Subscription für Ankauf eines Dampfschiffes doch guten Fortgang.</p>
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          <p>Alle Brutalitäten Oesterreichs sind nicht im Stande, das nationale Gefühl im Herzen der Lombarden zu ersticken. Jeder Tag liefert neue Beweise hierfür. So haben zu Vicenza die Herren Gaetano Constantini, Podesta der Stadt, und F. Asetti, welche Montecucoli nach Olmütz schicken wollte, um dem Kaiser die Huldigung Vicenza's darzubringen, diesen Auftrag entschieden zurückgewiesen. Ebenso hat Vicenza sich geweigert, Deputirte zum österreichisch-italienischen Kongreß nach Wien zu senden. Von den jungen Lombarden, welche der österreichischen Armee zum Kampf in Ungarn einverleibt werden sollten, sind viele Tausende nach Piemont desertirt, wo man aus ihnen sofort zwei neue Regimenter gebildet hat.</p>
          <p>Das von Radetzky eingesetzte Tribunal zur Sequestrirung der Güter der flüchtigen Lombarden, hat sich einstimmig geweigert, diese schreiende Verletzung der bestehenden Gesetze, wie der Artikel der gegebenen Amnestie zu vollziehen.</p>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Turin, 3. Febr.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 8. Febr.</head>
          <p><hi rendition="#g">Unterhaus</hi> vom 7. (Fortsetzung des Berichts unsrer gestr. Nummer.) Gegen die vom Schatzmeister geforderten 50,000 Pfd. sprach ferner <hi rendition="#g">Christopher</hi>. Er ist gegen alle Geldbewilligungen für Irland. In ähnlicher Weise erklärte sich <hi rendition="#g">French</hi>. Lord E. <hi rendition="#g">Howard</hi> unterstützt den ministeriellen Antrag. <hi rendition="#g">Hume</hi> bekämpft ihn. Solche Geldbewilligungen müßten dadurch, daß sie die ganze Staatseinnahme absorbirten, auch England und Schottland allmälig dahin bringen, wo Irland jetzt ist. So lange der Minister Zwangsbills und Geld für Irland erhalte, werde das Elend in letzterem niemals abgestellt werden. Unter den folgenden Rednern spricht sich Sir J. <hi rendition="#g">Graham</hi> für den Antrag des Ministeriums aus. Er erinnert, daß ohne die Geldbewilligung im Jahre 1847 nicht weniger als 200,000 Personen, wie die offiziellen Listen nachweisen, hätten durch Hunger zu Grunde gehen müssen. Die Noth dieses Jahres sei noch ärger und das Abschlagen der geforderten Summe sei ein wahres Todesurtheil. Er stimme also für des Ministers Antrag, doch zum letzten Male; denn es sei Zeit, daß Irland auf andere Weise, durch völlige Umgestaltung der Lokalbesteurung gerettet werde. Auf <hi rendition="#g">Disraeli's</hi> Antrag wird die Abstimmung auf nächste Sitzung verschoben und das Haus vertagt sich um 6 Uhr Abends.</p>
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          <p>&#x2014; Daß Sir J. <hi rendition="#g">Graham's</hi> Behauptung in der gestrigen Unterhaussitzung, das irische Elend sei dies Jahr noch größer als in den vorhergehenden, auf Wirklichkeit beruht: geht auf's deutlichste aus den neuesten Parlamentsberichten hervor. Es wird darin eine Uebersicht des Elends und der Unterstützung in 21 irischen Armenbezirken oder &#x201E;Unions&#x201C; mitgetheilt, die in ihren trocknen Zahlen und kurzen Bemerkungen den schauderhaften Zustand Irlands klar genug erkennen läßt. Da ist unter Andern der Armenbezirk Ballina, Grafschaft Mayo, dessen Ausgaben für die Armen im verflossenen Rechnungsjahre 52,282 Pf. St. betrugen. Die Regierung und die &#x201E;britische Assoziation&#x201C; hatten dazu 32,260 Pf. geliefert. Die im Bezirk gesammelten Armensteuern beliefen sich nur auf 10,177 Pf. Eine lange Liste von Restanten wird dabei veröffentlicht und die Anmerkungen der Beamten über den Grund des Nichtzahlens lauten gewöhnlich: &#x201E;N. N. hat selber kaum zu leben&#x201C;, oder: &#x201E;N. N.'s Ländereien liegen brach&#x201C; etc. etc. Der Armengesetz-Inspektor berichtet: &#x201E;Gegenwärtig sind die Bauern kaum zum Arbeiten fähig. Sie haben so viel und in der verschiedensten Weise erduldet, daß nur selten ein robuster, gesund aussehender Mann getroffen wird. Die meisten Gutsherren sind außer Stande, Arbeiter zu bezahlen; die es aber noch können, sind in Besorgniß wegen der ganz unsichern Aussicht, wann ihre Renten eingehen werden und thun so wenig als möglich.&#x201C; Eben so ist's in den übrigen Armenbezirken.</p>
          <p>In Betreff der Bantry-Union z. B. sagen die Armenpfleger:</p>
          <p>&#x201E;Die Lage der ganzen Bevölkerung ist unermeßlich elender, als was selbst der Herzloseste für die niedrigste Stufe des Elends halten würde. Ein bedeutender Theil des westlichen Wahldistrikts liegt wüst, die Pächter haben ihr Land verlassen und sind ausgewandert; viele sind dem Hunger erlegen und eine große Zahl anderer im Armenhause.&#x201C; Weiterhin heißt es: &#x201E;Der Zustand unseres Arbeits- (Armen-) hauses wird immer unerträglicher. Gestern hatten wir darin die unglaubliche Zahl von 2327 Insassen; von diesen waren 600 Kinder in den Hilfshäusern der Stadt vertheilt und der Rest sollte innerhalb der Mauern des Arbeitshauses untergebracht werden. Allein letzteres ist in Allem nur auf höchstens 1000 Personen berechnet.&#x201C; &#x2014; Dazu nehme man folgenden Nachweis der Arbeitshausbevölkerung von ganz Irland:</p>
          <p>Am 30. September 1848 befanden sich in den Workhouses (Armenhäusern) 113,996 Insassen; während der mit dem 30. Sept. endigenden Woche gab es 2847 Fieberkranke darunter, und 302 Todesfälle, d. h. es starben wöchentlich von 1000 Armenhausbewohnern 2 1/2 pCt.&#x201C; Noch nicht zwei Monate später stellt sich das Verhältniß folgendermaßen:</p>
          <p>&#x201E;In der mit dem 25. Novbr. 1848 zu Ende gehenden Woche zählten die irischen Armenhäuser bereits 163,394 Bewohner, 3,820 Fieber und 685 Todesfälle, mit andern Worten: es starben wöchentlich von 1000 Bewohnern 4 Procent dahin.&#x201C;</p>
          <p>Das war die Lage innerhalb der Arbeitshäuser. Das Elend außerhalb derselben ist aber noch bei weitem größer und umfangreicher. So sieht's in einem Lande aus, welches das Glück genießt, der vom potsdamer König so sehr angepriesenen &#x201E;Erbweisheit sonder Gleichen&#x201C; seit Jahrhunderten preisgegeben zu sein.</p>
          <p>Schlesien und andere Theile des preuß. Staates beweisen indeß hinlänglich, daß gottbegnadete Regierungen auch ohne diese hundertjährige unvergleichliche &#x201E;Erbweisheit&#x201C; Volk und Land systematisch zu Grunde zu richten und die &#x201E;geliebten&#x201C; Unterthanen in tieferes Elend hinabzuzwingen wissen.</p>
          <p>Aus Dublin wird berichtet, daß am Dienstag wiederum (zum 6. oder 7. Mal) die Anklage gegen Gavan <hi rendition="#g">Duffy</hi> in veränderter Form vor die große Jury gebracht wurde, und daß letztere alle Anklagepunkte genehmigt. Tritt kein neues Hinderniß dazwischen, so wird dieser Prozeß wohl heute oder morgen entschieden werden.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Valparaiso, 25. November.</head>
          <p>Die Berichte aus Californien haben der Hälfte unsrer Bevölkerung den Kopf völlig verrückt gemacht. Manche Handlungshäuser haben nicht mehr einen einzigen Kommis; sie haben sich Alle nach Califoraien fortgemacht. Einige dieser vor etwa 3 Monaten Ausgerissenen haben jetzt an 300,000 Dollars in Gold hieher gesandt. Ich sprach einen Schiffskapitän in Saniago; er war eben aus Californien angelangt. Er erzählte mir, daß einer von seinen Leuten ihm dort echappirte, in die Berge ging und mit mehreren Stücken Metall, von denen er indeß nicht genau wußte, ob's Gold sei, nach S. Francisco zurückkehrte. Es war wirklich Gold; darum begab er sich nochmals in die Goldregion und kam nach kurzer Zeit mit 150 Pfund Gold wieder.</p>
          <p>Ein hiesiger Mäkler kaufte dieser Tage einen Karren voll schlecht gewaschenen californischen Sand und gewann daraus 12,000 Doll. Zwei Kaufleute gehen nächsten Sonntag mit einer ganzen Schiffsladung junger Leute nach Californien; ich fürchte, die Meisten von ihnen werden ihre Knochen dort lassen; denn sie müssen
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[1201/0001] Beilage zu Nr. 219 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Sonntag 11. Februar 1849. [Französische Republik] [Fortsetzung] revolutionären Ideen eben nicht günstig. Das Volk wird also noch während dieser Zeit die heldenmüthige Ruhe in seinem Elende zu zeigen haben, die uns schon mehrere Male vor den Mordgeschützen unserer afrikanischen Generäle errettete. Was uns betrifft, so werden wir fortfahren, für das Arbeitsvolk, für das der Staat eben nichts thun will, zu wirken. Die Straßenstille ist wenigstens dem Tagesverkehr günstig!“ — Der Moniteur meldet, daß Marquis Normanby gestern dem Präsidenten Bonaparte die Papiere überreicht, welche ihn als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister J. M. der Königin von Großbritannien und Irland bevollmächtigen. Bisher war die Sendung Normanby's nur eine — Mission spéciale et temporaire. Das nämliche Blatt zeigt ferner an, daß Hr. Präsident Bonaparte seine bekannten Freunde und resp. Genossen Armand Laity, Fialin de Persigny und Dr. Henri Conneau zu Offizieren der Ehrenlegion ernannt hat. — Wir erfahren aus guter Hand — sagt „Assemblée“ — daß die katholischen Mächte einen Kongreß in Gaëta, in unmittelbarer Nähe des Pabstes, abzuhalten beschlossen haben. Kardinal Dupont ist gestern dahin abgereist. — Barbès erklärt in den demokratischen Blättern, daß er sowohl gegen Béranger vom Kassationshofe, als überhaupt gegen jede Vertheidigung protestire, die der hohe Gerichtshof zu Bourges ihm etwa zumuthe. Aus diesem lakonischen Briefe ersieht man, daß sich die Maigefangenen noch in Vincennes befinden. Die Vorbereitungen in Bourges werden lebhaft betrieben. — In dem berüchtigten Klubsaale der Rue Martel 9 fand gestern Abend ein stark besuchtes Volkskonzert à 1/4 Fr. statt. Das ganze Stadtviertel war in Bewegung. — Uebermorgen (10. Feb.) wird ein neues Journal erscheinen, welches zum eigentlichen Organ des Ministeriums und der Camarilla im Elysée-National bestimmt ist. Sein Gründer ist der bekannte prinzliche Geheimschreiber Fialin de Persigny, den die „Liberté“ wegen seiner legitimistischen Grundsätze und seiner speziellen Liebe zu Falloux einen diplomatischen Bindestrich zwischen dem Faubourg St. Germain und dem Elysée-National nennt. Es scheint, daß keine der Journal-Pflanzen, die bisher in der ministeriellen Luft wuchertne, dem reaktionären Eifer des Geheimschreibers vollständig entspricht; er hat daher den Entschluß gefaßt, ein allergeheimstes Hofjournal zu gründen, das den pompösen Titel „le Pouvoir“ führen wird und als dessen erste Mitarbeiter der bonapartisirte Liadieres, weiland Flügeladjutant Louis Philipps, Boudouin (vom Guizotschen Conservateur), der Satisfait Dugabé und der Allerweltssekretär Lingay, Kabinetsschreiber Louis Philipps etc., genannt werden. Diese saubere Gesellschaft soll die Felix Pyatsche Aufgabe lösen: wie man aus gemeinen Filzhüten — Kronen machen kann? In den Bureaus der „Patrie“ herrscht rasende Verzweiflung. — Der berüchtigte Sbirrenhäuptling Vidocq wurde vorgestern in seiner Behausung, Rue St. Louis, auf den Befehl des Untersuchungsrichters Dubarle, verhaftet, weil es sich in dem Ehescheidungsprozesse, den der Herzog v. Valencay gegen seine Frau führt, herausgestellt hat, daß er sich bei einer Maitresse des Herzogs, Madame L*** in Priesterkleidern einschlich und als angeblicher Abbé Grimoux, Pfarramts Villedieu bei Chateauroux, wichtige Briefe des Exherzogs zu erstehlen wußte. Vidocq scheint unter dem Namen Bourgeois noch andere Schurkenstreiche ausgeübt zu haben; denn man hat entdeckt, daß ein gewisser Bourgeois, auf den die Polizei schon lange fahndete, Niemand anders ist als der berüchtigte Vidocq und sogenannte Pfarrer Grimoux aus Villedieu. — In verflossener Nacht fällte das Kriegsgericht sein Urtel im Breaprozesse. Die 5 Hauptangeklagten: Daix, Newolit, Lahr, Choppart und Vappreaux sind zum Tode, die Andern zu Gefängnißstrafen verurtheilt worden. Sämmtliche Angeklagte wurden gegen 1 Uhr Nachmittags in das Fort Vanves geschafft. — Nationalversammlung. Sitzung vom 8. Febr. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Marrast: Wir nehmen die Rateau-Debatte da wieder auf, wo sie gestern beim Artikel 3 und dessen Amendements verlassen wurde. Art. 3 mit seinem Anhange lautet hienach: „Die National-Versammlung regelt ihre Tagesordnung dergestalt, daß sie außer dem Wahlgesetz, dem Staatsrath, der Verantwortlichkeit des Präsidenten und der Minister, auch noch das Büdget für 1849 vor ihrer Auflösung votirt.“ Die Deputirten de Ludre und Sauteyra machen den Vorschlag, hinzuzufügen: „und das Gesetz über die öffentliche Macht.“ (Oh! Oh! zur Rechten.) De Ludre entwickelt den Vorschlag und gründet ihn hauptsächlich auf die Nothwendigkeit von Ersparnissen in der Armee. Er deutet auf die Lamoriciere'schen Nachahmungen Preußens hin. Oudinot bekämpft den Vorschlag. Die Militärverfassung sei gut, man solle nicht daran rütteln. Im Effektivbestande mögen Ersparnisse gemacht werden; aber die Lage Europas erheische die höchste Vorsicht. In keinem Falle dürfe man dieses neue Gesetz zu den Arbeiten der Versammlung hinzufügen. Sie sei ohnedies schon überhauft. Lamoriciere (mit Cavaignac der eigentliche Urheber des Vorschlags) unterstützt denselben. Er gestehe zu, daß die Arbeiten der Versammlung schon überhäuft seien und daß sie vollauf zu thun habe. Aber sie könne ja die öffentlichen Sitzungen früher anfangen. (Ja! Ja! unten. Nein! Nein! auf der Journalisten-Gallerie.) Ersparnisse zur Vermeidung des fürchterlichen Deficits seien durchaus nöthig; bloße Oekonomien auf dem Papiere reichen nicht hin. (Beifall zur Linken) De Kerdrel findet: daß sich die Versammlung schon eine viel zu große Bürde durch das Budget aufgeladen habe. Er bekämpft den Vorschlag. Nach einer ziemlich farblosen Debatte zwischen Laurent (Drône) und den Generälen Oudinot, Lebreton, Leydet und Lamoriciere wird über den Vorschlag durch Stimmzettel zur Abstimmung geschritten. Der Vorschlag wird mit 419 gegen 372 Stimmen verworfen. Senard und Dupont (Büssac) tragen darauf an, daß die Versammlung auch die Gerichtsreform hinzufüge. (Oho! Oho!) Boudet bekämpft dies; worauf die Antragsteller ihren Antrag zurückziehen. Ceyras trägt darauf an: das Gesetz über die allgemeine Assistenz (Kranken- und Almosenpflege) hinzuzufügen. (Oho! Oho!) Cocquerl meint, es bleibe keine Zeit dafür übrig. (Unterstützt!) Lagrange erwidert, daß man Zeit finden müsse und dringt auf Abstimmung durch Stimmzettel. Das Assistenzgesetz wird mit 444 gegen 309 Stimmen von der Tagesordnung gestrichen. Boubee will das Primarunterrichtsgesetz hinzufügen. Jules Simon unterstützt ihn. Wird mit 458 gegen 3_ 7 Stimmen verworfen. Artikel 3 wird endlich definitiv angenommen. Alem Rousseau überreicht einen Artikel 4 über die Preßverhältnisse. (Oh! Oh! Oh!) Verworfen. Artikel 4 (der das Dekret vom 11. December abschafft) angenommen. Um 4 Uhr wird zur Abstimmung über das Gesammtgesetz geschritten. Wird mit 494 gegen 307 Stimmen angenommen. (Pause) Das heißt einer dritte Deliberation überweisen. Astouin interpellirt den Kriegsminister, was er für die algierische Kolonisation zu thun gedenke. Die Dinge ständen dort schlecht. Die Lage der Kolonisten sei fürchterlich. Andere wollten nachfolgen. Larochejaquelein: Der Andrang von Familien sei überaus stark. Man solle die Jahreszeit benützen. Der Sommer sei zur Uebersiedelung viel schädlicher. Die Fonds seien ja längst votirt. Lamoriciere: Sie votirten 10 Millionen. Davon wurden aber 7 Millionen für die vorjährigen Uebersiedelungen verausgabt. Es bleiben also noch 3 Millionen Fr. für 1849. Rullieres, Kriegsminister, verspricht der Angelegenheit seine Aufmerksamkeit zu widmen. Lagrange überreicht eine Bittschrift von vielen Familien aus Lyon, die endlich wissen wollen, was die Regierung rücksichtlich ihrer Uebersiedelung nach Algier beschlossen. Die Sache soll erwogen werden. Die Versammlung geht zur ersten Deliberation des Wahlgesetzes über. Champrans bekämpft den Entwurf. Ebenso Jobez. Pleignard und Victor Lefranc (im Namen der Kommission) vertheidigen den Entwurf. Die Versammlung beschließt, nach fünf Tagen zur zweiten Deliberation überzugehen. Die Versammlung entscheidet ferner, daß sie morgen die zweite Deliberation der Gerichtsreform vornehme. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen. Schweiz. Bern, 6. Feb. Ein Schreiben des Regierungskommissärs Sybold in Saignelegier meldet heute, es hätten sich aus den Verhören einiger Personen Thatsachen sehr wichtiger Natur enthüllt, und statt gänzlicher Zurückziehung der Truppen (wie Hr. Sybold in einem unmittelbar vorher eingelaufenen Schreiben beantragt hatte) wünscht derselbe nur allmälige Aufhebung der Occupation. Der Gr. Rath billigte diese Maßregel mit allen gegen 9 Stimmen. Morgen über die heutige Großrathssitzung Näheres. (Schweiz. Nat.-Z.) Neuenburg, 5. Febr. Gestern verließen die Okkupationstruppen die Stadt und kehrten nach La Chaux-de-fonds zurück. Sie wurden von 1500-1800 Bürgern festlich empfangen, die ihnen, mit Trommlern an der Spitze und fliegenden Fahnen, in geordnetem Zuge entgegengegangen waren. Der Sonntag gestaltete sich dadurch zu einem patriotischen Festtage. — Die Regierung hat beschlossen, den Republikanern die Mittel zu geben, um royalistische Aufruhrsversuche niederschlagen zu können. Sie hat aus dem Arsenal zu Neuenburg Waffen an folgende Ortschaften vertheilt: La Chaux-de-fonds 7 Sechspfünder, 3 Vierpfünder, 2 Haubitzen, über 300 Gewehre und 100 Stutzer; Locle 150 Gewehre; Boudry 100 Gewehre; Val-de-Travers 200 Gewehre und 80 Stutzer; Vignoble 2 Sechspfünder und 100 Gewehre. Italien. * Rom. Wie man erfährt, hatte Sturbinetti bei den Wahlen die meisten Stimmen für sich. Auf keiner einzigen Liste fehlte sein Name. Wie man sich erinnert, war Sturbinetti der Erste, welcher gegen die inkonstitutionellen Maßregeln des Pabstes protestirte. Alle oder fast alle Minister sind in verschiedenen Provinzen gewählt worden, was den besten Beweis für die aufrichtige Hingebung des römischen Volkes an die Regierung in ihrer gegenwärtigen Gestalt liefert. Der Prozeß des Generals Zamboni und der Insurgenten vom 19. Januar wird ruhig fortgeführt. Es scheint klar, daß ein Komplott zu Grund lag, doch hat man die Hand, die es anzettelte, noch nicht ausfindig machen können. Die Ankunft der Spanier vor Gaëta gibt hier nur Stoff zum Lachen. Diese Intervention (gegen welche Oestreich nichts destoweniger ernstlich protestirt haben soll) ist eine castilianische Rodomontade, eine Don-Quixoterie, und so lange die römische Republik keine schlimmeren Feinde zu fürchten hat, kann sie ruhig schlafen. Aus Ancona wird vom 29. Januar gemeldet, daß nun auch der Rest der sardinischen Flotte den Hafen von Ancona gegen die Lagünen vertauschen soll. Ein Theil der Flotte befindet sich bekanntlich schon vor Venedig. * Rom, 30 Jan. Die Deputirten für die italienische Nationalversammlung langen in Menge an. Die provisorische Regierung hat für den 4. Febr. alle Präfekte zu sich geladen, um über den Wahlakt zu berichten. — Diese Nacht ging eine starke Kavalerieabtheilung mit Geschützen an diejenigen Punkte der neapolitanischen Gränze ab, wo man einen Einbruch befürchtet. Garibaldi befindet sich bereits an jenen Punkten. Florenz, 31. Januar. Ein durch Nichts zu erklärender panischer Schrecken hat die Inhaber von Noten der Bank von Livorno veranlaßt, sich zur Realisirung derselben in Masse bei der Bank einzufinden, welche, durch den Andrang augenblicklich zahlungsunfähig, beim Ministerium einen Gesetzentwurf beantragte, der sie autorisirte, die Einlösung aller Noten über 200 Lire bis zum 10. März zu suspendiren. Der Finanzminister hat diesen Gesetzentwurf heute auch wirklich der Kammer in einer außerordentlichen Sitzung vorgelegt, ihn jedoch, nachdem die Abtheilungen ihn geprüft hatten, alsbald wieder zurückgenommen. Venedig. Die Ausgaben der Stadt beliefen sich im Dezbr. auf 3,178,338 Lire. Davon wurden verwendet für den Krieg: 1,423,500 L., Marine 967,6_ 0 L., Nationalgarde 57,000 L. etc. Die im gleichen Monat eingelaufenen Geschenke beliefen sich dagegen auf 51,000 L. — Die Einwohner machen die größten Anstrengungen, um sich gegen Oestreich halten zu können; da fast jeder, was er an Goldschmuck hatte, zum Besten des Vaterlandes hergegeben, so sieht man jetzt häufig Damen, welche Ohrenringe von Hanf und Herren, welche Uhrketten vom gleichen Stoffe tragen. Dessenungeachtet ist die Stimmung der Venetianer immer noch entschieden gegen Oestreich und für die italienische Freiheit. Obschon das Geld sehr selten ist, findet eine Subscription für Ankauf eines Dampfschiffes doch guten Fortgang. 068 Aus der Lombardei, 3. Februar. Alle Brutalitäten Oesterreichs sind nicht im Stande, das nationale Gefühl im Herzen der Lombarden zu ersticken. Jeder Tag liefert neue Beweise hierfür. So haben zu Vicenza die Herren Gaetano Constantini, Podesta der Stadt, und F. Asetti, welche Montecucoli nach Olmütz schicken wollte, um dem Kaiser die Huldigung Vicenza's darzubringen, diesen Auftrag entschieden zurückgewiesen. Ebenso hat Vicenza sich geweigert, Deputirte zum österreichisch-italienischen Kongreß nach Wien zu senden. Von den jungen Lombarden, welche der österreichischen Armee zum Kampf in Ungarn einverleibt werden sollten, sind viele Tausende nach Piemont desertirt, wo man aus ihnen sofort zwei neue Regimenter gebildet hat. Das von Radetzky eingesetzte Tribunal zur Sequestrirung der Güter der flüchtigen Lombarden, hat sich einstimmig geweigert, diese schreiende Verletzung der bestehenden Gesetze, wie der Artikel der gegebenen Amnestie zu vollziehen. 068 Turin, 3. Febr. Nach der piemontesischen Zeitung (dem Organ Gioberti's) soll nach einer Sitzung des Circolo della Rocca, in welcher man gegen die neulich von uns berichtete Weigerung des Ministers, Deputirte zur römischen Constituante zu schicken, Protest einlegen wollte, eine große Volksdemonstration zu Gunsten Gioberti's stattgefunden haben. Im Ministerium ist ein Wechsel zu erwarten. Der General Alfonso della Marmora wird vom General Louisat das Portefeuille des Krieges übernehmen. Marmora war früher im Ministerium Pinelli, doch hofft die „Concordia,“ daß er jetzt freisinniger auftreten wird, als damals. Großbritannien. * London, 8. Febr. Unterhaus vom 7. (Fortsetzung des Berichts unsrer gestr. Nummer.) Gegen die vom Schatzmeister geforderten 50,000 Pfd. sprach ferner Christopher. Er ist gegen alle Geldbewilligungen für Irland. In ähnlicher Weise erklärte sich French. Lord E. Howard unterstützt den ministeriellen Antrag. Hume bekämpft ihn. Solche Geldbewilligungen müßten dadurch, daß sie die ganze Staatseinnahme absorbirten, auch England und Schottland allmälig dahin bringen, wo Irland jetzt ist. So lange der Minister Zwangsbills und Geld für Irland erhalte, werde das Elend in letzterem niemals abgestellt werden. Unter den folgenden Rednern spricht sich Sir J. Graham für den Antrag des Ministeriums aus. Er erinnert, daß ohne die Geldbewilligung im Jahre 1847 nicht weniger als 200,000 Personen, wie die offiziellen Listen nachweisen, hätten durch Hunger zu Grunde gehen müssen. Die Noth dieses Jahres sei noch ärger und das Abschlagen der geforderten Summe sei ein wahres Todesurtheil. Er stimme also für des Ministers Antrag, doch zum letzten Male; denn es sei Zeit, daß Irland auf andere Weise, durch völlige Umgestaltung der Lokalbesteurung gerettet werde. Auf Disraeli's Antrag wird die Abstimmung auf nächste Sitzung verschoben und das Haus vertagt sich um 6 Uhr Abends. * — Daß Sir J. Graham's Behauptung in der gestrigen Unterhaussitzung, das irische Elend sei dies Jahr noch größer als in den vorhergehenden, auf Wirklichkeit beruht: geht auf's deutlichste aus den neuesten Parlamentsberichten hervor. Es wird darin eine Uebersicht des Elends und der Unterstützung in 21 irischen Armenbezirken oder „Unions“ mitgetheilt, die in ihren trocknen Zahlen und kurzen Bemerkungen den schauderhaften Zustand Irlands klar genug erkennen läßt. Da ist unter Andern der Armenbezirk Ballina, Grafschaft Mayo, dessen Ausgaben für die Armen im verflossenen Rechnungsjahre 52,282 Pf. St. betrugen. Die Regierung und die „britische Assoziation“ hatten dazu 32,260 Pf. geliefert. Die im Bezirk gesammelten Armensteuern beliefen sich nur auf 10,177 Pf. Eine lange Liste von Restanten wird dabei veröffentlicht und die Anmerkungen der Beamten über den Grund des Nichtzahlens lauten gewöhnlich: „N. N. hat selber kaum zu leben“, oder: „N. N.'s Ländereien liegen brach“ etc. etc. Der Armengesetz-Inspektor berichtet: „Gegenwärtig sind die Bauern kaum zum Arbeiten fähig. Sie haben so viel und in der verschiedensten Weise erduldet, daß nur selten ein robuster, gesund aussehender Mann getroffen wird. Die meisten Gutsherren sind außer Stande, Arbeiter zu bezahlen; die es aber noch können, sind in Besorgniß wegen der ganz unsichern Aussicht, wann ihre Renten eingehen werden und thun so wenig als möglich.“ Eben so ist's in den übrigen Armenbezirken. In Betreff der Bantry-Union z. B. sagen die Armenpfleger: „Die Lage der ganzen Bevölkerung ist unermeßlich elender, als was selbst der Herzloseste für die niedrigste Stufe des Elends halten würde. Ein bedeutender Theil des westlichen Wahldistrikts liegt wüst, die Pächter haben ihr Land verlassen und sind ausgewandert; viele sind dem Hunger erlegen und eine große Zahl anderer im Armenhause.“ Weiterhin heißt es: „Der Zustand unseres Arbeits- (Armen-) hauses wird immer unerträglicher. Gestern hatten wir darin die unglaubliche Zahl von 2327 Insassen; von diesen waren 600 Kinder in den Hilfshäusern der Stadt vertheilt und der Rest sollte innerhalb der Mauern des Arbeitshauses untergebracht werden. Allein letzteres ist in Allem nur auf höchstens 1000 Personen berechnet.“ — Dazu nehme man folgenden Nachweis der Arbeitshausbevölkerung von ganz Irland: Am 30. September 1848 befanden sich in den Workhouses (Armenhäusern) 113,996 Insassen; während der mit dem 30. Sept. endigenden Woche gab es 2847 Fieberkranke darunter, und 302 Todesfälle, d. h. es starben wöchentlich von 1000 Armenhausbewohnern 2 1/2 pCt.“ Noch nicht zwei Monate später stellt sich das Verhältniß folgendermaßen: „In der mit dem 25. Novbr. 1848 zu Ende gehenden Woche zählten die irischen Armenhäuser bereits 163,394 Bewohner, 3,820 Fieber und 685 Todesfälle, mit andern Worten: es starben wöchentlich von 1000 Bewohnern 4 Procent dahin.“ Das war die Lage innerhalb der Arbeitshäuser. Das Elend außerhalb derselben ist aber noch bei weitem größer und umfangreicher. So sieht's in einem Lande aus, welches das Glück genießt, der vom potsdamer König so sehr angepriesenen „Erbweisheit sonder Gleichen“ seit Jahrhunderten preisgegeben zu sein. Schlesien und andere Theile des preuß. Staates beweisen indeß hinlänglich, daß gottbegnadete Regierungen auch ohne diese hundertjährige unvergleichliche „Erbweisheit“ Volk und Land systematisch zu Grunde zu richten und die „geliebten“ Unterthanen in tieferes Elend hinabzuzwingen wissen. Aus Dublin wird berichtet, daß am Dienstag wiederum (zum 6. oder 7. Mal) die Anklage gegen Gavan Duffy in veränderter Form vor die große Jury gebracht wurde, und daß letztere alle Anklagepunkte genehmigt. Tritt kein neues Hinderniß dazwischen, so wird dieser Prozeß wohl heute oder morgen entschieden werden. Amerika. * Valparaiso, 25. November. Die Berichte aus Californien haben der Hälfte unsrer Bevölkerung den Kopf völlig verrückt gemacht. Manche Handlungshäuser haben nicht mehr einen einzigen Kommis; sie haben sich Alle nach Califoraien fortgemacht. Einige dieser vor etwa 3 Monaten Ausgerissenen haben jetzt an 300,000 Dollars in Gold hieher gesandt. Ich sprach einen Schiffskapitän in Saniago; er war eben aus Californien angelangt. Er erzählte mir, daß einer von seinen Leuten ihm dort echappirte, in die Berge ging und mit mehreren Stücken Metall, von denen er indeß nicht genau wußte, ob's Gold sei, nach S. Francisco zurückkehrte. Es war wirklich Gold; darum begab er sich nochmals in die Goldregion und kam nach kurzer Zeit mit 150 Pfund Gold wieder. Ein hiesiger Mäkler kaufte dieser Tage einen Karren voll schlecht gewaschenen californischen Sand und gewann daraus 12,000 Doll. Zwei Kaufleute gehen nächsten Sonntag mit einer ganzen Schiffsladung junger Leute nach Californien; ich fürchte, die Meisten von ihnen werden ihre Knochen dort lassen; denn sie müssen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 219. Köln, 11. Februar 1849. Beilage, S. 1201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz219b_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.