Neue Rheinische Zeitung. Nr. 254. Köln, 24. März 1849. Beilage.Beilage zu Nr. 254 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Samstag, 24. März 1849. [Französische Republik] Mitgliedes des Klubs Raspails lautet: "Raspail kündigte im Klub an, daß eine Manifestation stattfinden werde; er kündigte uns auch an, daß wir nach einem Dekret der Nationalversammlung die Petition nicht an die Barre bringen könnten." Zeuge Moulineau, 49 Jahr alt, Cabrioletkutscher, erklärt am 15. Mai an der Rue des Petits-Peres gehalten zu haben, als drei Männer sein Cabriolet bestiegen; man habe ihm befohlen, in größter Eile nach dem Hotel-de-Ville zu fahren, und auf der Route sei der Wagen fortwährend von Volkshaufen mit dem Ruf: "Es lebe Raspail!" begleitet worden. Raspail. Ich mache darauf aufmerksam, daß der Zeuge in seiner ersten Deposition gänzlich von der heutigen abweicht, denn in der ersten erklärt er, daß man ihn nach dem Quai Napoleon habe fahren lassen. Wenn er aber heute, nach so langer Zeit, behauptet, es sei das Hotel de Ville, welches man ihm genannt habe, so gibt er selbst die Unhaltbarkeit seiner Beobachtungen zu erkennen. Präsident. Hat der Angeklagte Raspail nicht in der National-Versammlung gehört, daß sein Name auf den Listen der neuen provisorischen Regierung stand? Raspail. Allerdings habe ich es gehört, und das verwunderte mich nicht, da ich wußte, wie mein Name die Sympathieen des Volkes, der Unglücklichen und Leidenden hat. In den Ergänzungswahlen für die Nationalversammlung ist eben so wenig auch nur das Geringste für meine Kandidatur geschehen, und doch haben 72,000 Stimmen auf Eure Anklage geantwortet. (Bewegung.) Zeuge Pascal Duprat, 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15. Mai auf seinem Platz und hat den Angeklagten Quentin mit einem Stock bewaffnet eintreten sehen; daß derselbe Jemanden mit dem Stock bedrohte, hat er nicht gesehen. Auf die Bemerkung Quentin's, daß er ihn nicht kenne, fügt der Zeuge hinzu, daß man in den Bureaux der "Reform", in denen Duprat mit Flocon und Gottfried Cavaignac arbeitete, Hrn. Quentin wohl gesehen, aber ihn als geheimen Mitarbeiter der Gazette de France zu entfernen gewußt habe. Zum Schluß erklärt er unaufgefordert über Barbes, daß derselbe bei der Proklamation der Steuer-Milliarde keineswegs den Ausdruck "infam" gebraucht habe, und daß auch die Worte: "Wir brauchen zwei Stunden Plünderung" von keinem Menschen in der Assemblee laut geworden seien. Raspail verlangt, daß die Stenographen, welche im Sinne honetter Blätter mehrfach die Verhandlungen entstellt haben, Akt von dieser Erklärung nehmen, was auch vom Präsidenten verfügt wird. Nach Vernehmung von drei andern unwichtigen Zeugen wird die Sitzung auf den folgenden Tag ausgesetzt. Schweiz. Tessin. Wie der "Republicano" mittheilt, konzentriren sich die österreichischen Truppen am Tessin und am Po. Die Militärposten und Garnisonen werden der ganzen Gränze entlang aufgehoben. Como und das Veltlin sind schon gleichsam von Truppen entblößt; in Chiasso und Ponte Tresa sieht man keine Oesterreicher mehr. Die Kommunikationen sind zwar de jure unterbrochen, de facto jedoch sind sie durchaus frei. Während in Mailand die Tessiner die größten Schwierigkeiten haben, um Ausgangspässe zu erlangen, kann man die Gränze ungehindert nach Gefallen überschreiten. 068 Genf, 18. März. Von hier aus ist folgende Petition an die Bundesversammlung abgesandt worden: "Die unterzeichneten Schweizer wenden sich an Euch, um von Euch die Abschaffung der noch bestehenden Militärkapitulationen zu verlangen. Im Namen der Würde und der Ehre der Schweiz beschwören wir Euch, Europa nicht länger das unnatürliche Schauspiel der Freiheitsunterdrückung um Geldeslohn durch die Söhne der demokratischen Schweiz zu geben. Im Namen der hohen Sendung, die Euch anvertraut ist, heischen wir von Euch einen muthigen Entschluß, der, gleich den von Euern Vorgängern gegen Jesuiten und Sonderbund gefaßten, den guten Ruf des gemeinsamen Vaterlandes zu wahren geeignet sei. Eure Befugniß in diesem Falle ist besser gegründet, als sie es in jenen war. Ihr dürft alle Maßregeln treffen, welche die innere und äußere Sicherheit der Schweiz oder jedes andere höhere Landesinteresse gebietet. Wenn, in Folge der jetzigen Sachlage, unsere in Italien etablirten Mitbürger durch große Verluste bedroht sind, wenn die Achtung vor unserm Lande anderwärts schwindet, könntet Ihr dann beschließen, die Kapitulationen seien nicht eine Gefahr, nicht eine Unehre für die Schweiz; könntet Ihr befangener und betheiligter Opposition oder persönlichen Erwägungen nachgeben! Wir zweifeln nicht, eine Mehrheit von Euch wird unsern Wünschen, die diejenigen des Schweizervolkes sind, entsprechen. Möchte der Tag bald kommen, an welchem die republikanische Schweiz auf ihrer Stirn keine Schamröthe mehr empfinden muß, wenn sie von den Siegen hört, die ihre Söhne, um den Thron eines fremden Tyrannen zu stützen, davongetragen haben." (Folgen die Unterschriften.) Bern, 17. März. In neapolitanischen Diensten befinden sich 4 Schweizerregimenter, jedes von 1472 Mann, nämlich zwei Bataillone von 736 Mann. Die Kantone, welche an der Kapitulation Theil genommen, sind folgende: Luzern für 1 Bataillon; Uri, Unterwalden und Appenzell J. Rh. für das 2. Bataillon des 1. Regiments; Freiburg und Solothur für das 2. Regiment; Wallis für 1 Bataillon des 3. Regiments; Graubünden für 1/2 Bataillon des 3. Regiments; Schwyz für 1/2 Bataillon des 3ten Regiments; Bern für das 4. Regiment. Die Kapitulationen sind zwischen den Jahren 1824 bis 1828 auf 30 Jahre abgeschlossen. Die Rückzugpension (pension de retraite) ist bestimmt auf den halben Sold für 20 Dienstjahre, auf 2/3 des Soldes für 25 Dienstjahre, auf 3/4 für 30 Jahre und auf den ganzen Sold für 35 Jahre. Im Fall von Auflösung der Regimenter beziehen solche die Hälfte der Besoldung. Großbritannien. 068 London, 21. März. Die gestrigen Verhandlungen des Ober- und des Unterhauses waren ohne alles Interesse; da sich die Debatte nur um untergeordnete Gegenstände des Inlandes drehte. Die letzten Ereignisse in Indien und die mit der letzten Post eingetroffenen amerikanischen Nachrichten, bildeten daher das Tagesgespräch. Im Uebrigen beschäftigt man sich noch viel mit der jüngsten Disraeli'schen Debatte über Lokal Taxen, welche indeß sehr wenig Licht über den Gegenstand verbreitet hat. Die vorzunehmenden Einschränkungen in den Staatsausgaben werden nächstens wieder zur Debatte kommen. Ostindien. 068 Ueber das Fort von Multan enthält die "Delhi Gazette" die Schilderung eines Augenzeugen, der wir Nachstehendes entnehmen: Major Wheeler ließ bald nach der Erstürmung des Forts wegen der vielbesprochenen großen Schätze, die dort aufgehäuft gewesen sein sollen, Nachforschungen anstellen. Mit Hülfe eines alten Mannes aus Sawun Mull's Zeiten, der die ungeheuren unterirdischen Vorrathsgewölbe ihrer Lage nach anzugeben wußte, ging man an's Werk. Das Hauptgewölbe befand sich unter dem offenen Platze in der Citadelle, jetzt mitten unter den durch die Sprengung aufgehäuften Trümmern. In diesem und andern Gewölben lagen noch bedeutende Massen von Seide, auch von Getreide, das aus der Zeit von Mulradsch's Vater herstammt; außerdem viel Opium, Indigo etc. Der Geldvorrath ist höchst beträchtlich. Sobald die Trümmer etwas weggeschafft sind, werden wir noch manchen Ballen Shawls und Seide hervorziehen. In der Münze fand sich eine recht hübsche Summe von geprägtem Gold und Silber. Bei der Explosion sind an 3 Lac Rupien in die Luft geschleudert worden. In Mulradsch's Hause fand sich ebenfalls eine große Menge Gold nebst kostbaren Waffen und Reichthümern aller Art. Da das Fort eine komplette Ruine und auch nicht ein Ziegel oder Stein auf dem andern geblieben, wird's viele Monate erfordern, um sich bis zu allen Kellern durchzuarbeiten und die eingestürzten Häuser wegzuschaffen. Der Gestank in der Citadelle ist furchtbar, denn viele Hundert Menschen faulen unter den Trümmern und über ihnen liegen Cadaver von Menschen und Thieren. Die Menge von Pulver, die fast in jedem Winkel und jedem Loche ausgestreut liegt, ist erstaunlich. Bereits sind seit unserm Einzug mehrere kleinere Explosionen vorgekommen. Kugeln liegen wie Kieselsteine umher; der Vorrath hätte der Garnison auf viele, viele Jahre hingereicht. Ebenso sind Kanonenkugeln in großer Menge da, von dem größten bis zum kleinsten Umfange. Sie sind aus Stein gemacht. Wir haben noch 39 Kanonen entdeckt und 4 Mörser von ungeheuerlicher Größe An Wallgeschützen jeder Art und Größe, ist wahrer Ueberfluß. Die Musketen sind fast unzählbar. Multan kommt mir wie das "beau ideal" eines Buniah's Forts oder vielmehr eines befestigten Waarenladens vor. Wohl nirgends und nie haben in Indien solche Schätze an Waffen und Waaren existirt als hier. Meine Feder ist zu schwach, die Schätze, die ich hier gesehn, auch nur annähernd zu beschreiben. Mistkarren fahren den ganzen Tag Goldmünzen hinweg. Es heißt, daß noch ein größerer Schatz im Fort verborgen, aber von Mulradsch allein gekannt ist. Vielleicht gibt er Aufschluß, im Interesse seiner Sache. Bei der Uebergabe des Forts schloß Mulradsch in reichster Kleidung und auf einem herrlichen arabischen Hengst den Zug. Neben ihm seine Brüder und die angesehensten Häuptlinge. Er ist mittlerer Gestalt, aber von höchst kräftigem Körperbau. Sein scharfes, durchdringendes Auge übersah mit einem Blick Alles, was um ihn her war und vorging. Sein Ausdruck zeigte weder Mißtrauen noch Niedergeschlagenheit, sondern das Bewußtsein, als einer der tapfersten Kämpfer die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen und zu verdienen. Er wird von seinen Leuten angebetet. Man schafft ihn nach Lahore, da seine Gefangenschaft hier in der Nähe bei der Zahl seiner Anhänger dem Gouvernement zu bedenklich scheint. In Paris traf eine indische Post mit Nachrichten aus Bombay bis zum 17. Februar ein. Bis zu diesem Tage war der Kampf zwischen den Afghanen und Engländern nicht von Neuem losgebrochen. Die dortigen Blätter enthalten sonst nichts, als Details über die Erstürmung Moultan's, die wir bereits kennen. Aus den Chinesischen Handlsplätzen bis Ende Januar's nichts Wesentliches. Amerika. 068 Zu den in unserer gestrigen Nummer bereits mitgetheilten Nachrichten aus den Vereinigten Staaten, welche für New-York bes zum 7. März reichen, tragen wir heute Folgendes nach: Die Verhandlungen des Kongresses waren sehr vielfältig; in Betreff der Panama-Eisenbahn wurde noch kein Beschluß gefaßt. Die Spekulation nach Californien hatte etwas nachgelassen und das Geschäft dahin war von regulärer Natur. Seit dem 21. Februar waren etwa 2000 Menschen aus den Staaten nach San Francisco abgereist. Die Berichte aus den Golddistrikten wiederholten nur die früheren Mittheilungen und brachten sonst wenig Neues. 068 New-York, 7. März. Der neue Präsident Taylor hat folgendes Kabinet gebildet: Clayton (Delaware), Staatssekretär (ins Europäische übersetzt: Premierminister); Meredith (Pensylvanien), Sekretär des Schatzes (Finanzminister); Ewing (Ohio), Sekretär des heimischen Departements; Preston (Virginia), Marinesekretär; Collamer (Vermont), Generalpostmeister; Crawford, (Georgia), Sekretär des Krieges und Johnson (Maryland), Attorneygeneral. In Canada herrscht große Aufregung unter der alt-englischen Partei. Der Grund liegt in der "Entschädigungsbill," die das Ministerium unter dem Einfluß von Lafontaine und Papineau (den "Rebellen" von 1837) ins Repräsentantenhaus gebracht und die hier mit 59 gegen 20 Stimmen durchgesetzt wurde. Man sieht, daß die französisch-demokratische Partei eine immense Majorität hat. Die Debatten über gedachte Bill dauerten an 12 Tage und die letzte Sitzung von 3 Uhr Nachmittags bis 11 Uhr früh des andern Tages -- also 20 Stunden. Nach den Bestimmungen jener Bill sollen 2176 Personen, welche bei Gelegenheit des Aufstandes von 1837 Verluste erlitten, insgesammt mit 241,965 Pfd. Sterling entschädigt werden. Ein Theil jener Personen soll die Entschädigung erhalten für Verlust an Eigenthum, ein anderer Theil für Zeitverluste, den sie im Gefängniß oder Exil erlitten. Die Gegenpartei ist von einer wahren Berserker-Wuth befallen worden; sie erklärt, das Land (Ober-Canada) werde sich eher an die Vereinigten Staaten anschließen, eher rebelliren, als den Rebellen von 1837 die Entschädigung zahlen. In der letzten 20stündigen Sitzung, wo die Bill durchging, gab's zum Schluß unter den Repräsentanten wie auf der Gallerie einen argen Faustkampf (a regular fight). Canada wird stündlich reifer zur Annexation in die Vereinigten Staaten. * Pernambuco, 16. Februar. Die Insurgenten sind 2 mal hinter einander geschlagen und die meisten ihrer Chefs entweder geblieben oder in die Gefangenschaft gerathen. Es wird jetzt die baldige Pazifikation der Provinz erwartet. Nach Berichten aus Buenos Ayres soll Rosas gegen Paraguay Krieg erklärt haben. Asien.
* Die eben in England eingelaufene indische Post bringt Nachrichten von Calcutta bis zum 8., von Bombay bis zum 17. Februar. Der Hauptinhalt dieser Post besteht in den bereits mitgetheilten Ereignissen von Chillianwallah und Multan und bestätigt nur die unbedingte Unterwerfung von Mulradsch. Seitdem war zwischen den feindlichen Parteien nichts bemerkenswerthes vorgefallen. Lord Gough befestigte sein Lager und wartete auf die von Multan heranrüecknde Verstärkung, welche an 40,000 Mann und 200 Stück Geschütz betragen wird. Die Belagerungs Armee von Multan, hatte sich mit Ausnahme der zurückgelassenen Garnison am 3. Februar in Marsch gesetzt, und man hoffte, daß sie das Lager des Oberbefehlshabers bei Ferozpur am 20. Febr. erreichen werde, damit Lord Gough dem vier Meilen von ihm verschanzten Feinde, bei erster Gelegenheit eine Schlacht anbieten könne. Shir Singh schien nicht geneigt, die Feindseligkeiten wieder beginnen zu wollen. Dies ist nur daraus zu erklären, daß ihm Schuttur Singh und der Sohn des Emirs von Cabul keine Verstärkung sandten. Major Lawrence der mit seiner Familie von Schuttur Singh gefangen genommen wurde, erfreute sich der besten Behandlung. Im Uebrigen war ganz Indien ruhig. -- Die Handelsnachrichten aus Bombay und Calcutta lauten befriedigend. Aus China wurde nichts Neues gemeldet. Im Handel war es aber dort eben nicht sehr lebendig. Neueste Nachrichten. * Köln, 23. März. In der gestern fortgesetzten Kaiserverhandlung wurde mit 282 gegen 246 Stimmen der Antrag angenommen: Der Präsident Simson zeigte den Rücktritt des Reichsministeriums mit allen Unterstaatssekretären an. Redakteur en chef: Karl Marx Dem Korrespondenten "Aus Franken" zur Antwort: Künftig stets unfrankirt! 068 Köln, 23. März. Morgen oder übermorgen werden unsere Schwarzweißen in und außer dem Stadtrath folgende Adresse an den Stadtrath gegen Herstellung der Bürgerwehr in hundert Exemplaren in Cirkulation setzen: Gesuch an den Oberbürgermeister und den Gemeinderath, die Bürgerwehr einstweilen nicht wieder einzuführen. Die Bürgerwehr hat nach dem Gesetze vom 19. October v. J. den Beruf, die verfassungsmäßige Freiheit, die gesetzliche Ordnung und das Vaterland gegen auswärtige Feinde zu schützen. Ueber den Begriff und den Umfang der verfassungsmäßigen Freiheit herrschen zur Zeit noch die verschiedenartigsten Ansichten. Ein Hinblick auf die Kammer-Verhandlungen beweist zur Genüge, wie getheilt die Meinungen sind. Der Wille der Nation wird in der Gesetzgebung kund werden durch ihre Vertreter; die Stimme des Landes wird ihre Berücksichtigung finden. Was geschieht muß auf dem Wege verständiger Ueberlegung geschehen. Daß bei dieser Lage der Dinge von einem Schutze der verfassungsmäßigen Freiheit durch die Waffen nicht die Rede sein kann, braucht nicht näher ausgeführt zu werden. Jeder würde seine eigenen Ideen von Freiheit mit den Waffen schützen, und so würden in der Bürgerwehr dem Bürger die Waffen gegen den Bürger in die Hand gegeben werden. Zum Schutze der gesetzlichen Ordnung ist die Bürgerwehr unzureichend; es liegen darüber traurige Erfahrungen in nächster Erinnerung. Dieser Schutz mag Andern überlassen bleiben. Der Bürger, welcher des Tages Last und Hitze getragen, verlangt vom Staate Schutz und Sicherheit, welchen dieser durch besondere Anstalten zu gewähren hat. Zur Abwehr auswärtiger Feinde wird die Bürgerwehr niemals das leisten, was die vaterländische Landwehr, in welcher wir eine wohldisciplinirte Volksbewaffnung erblicken, zu leisten vermag und bereits geleistet hat. Die Bürgerwehr entspricht demnach zur Zeit in keiner Beziehung ihrem Zwecke. Dazu kommt noch, daß in der nahrungslosen Zeit die Beschaffung der Waffen den Meisten drückend wird und der Stadt eine Ausgabe von circa 60,000 Thlr. verursacht; daß der Bürgerwehrdienst selbst mit Kosten und Zeitversäumniß verbunden ist, und endlich daß das Bürgerwehr-Gesetz in seiner Bestimmung allen Partheien nicht genügt. Aus diesen Gründen sprechen die Unterzeichneten den dringenden Wunsch aus, daß es dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderathe gefallen wolle, die geeigneten Schritte zu thun, damit die Bürgerwehr zur Zeit noch nicht wieder ins Leben trete. Köln, den 20. März 1849. Adresse an die zweite Kammer in Berlin, An dem heutigen wichtigen Tage, wo wir das Gedächtniß der vorigjährigen Revolution feiern, der zugleich aber ein Tag der Trauer ist, weil die Resultate jener Revolution so schlecht benutzt sind, daß nun schon die Feinde des Volkes es wieder wagen, ihre neidische Hand auszustrecken, um dem Volke die wenigen, noch übrigen Errungenschaften des Tages, den wir heute feiern, wieder zu entreißen, -- an diesem halb freudigen halb traurigen Tag fühlen wir uns gedrungen, Euch, die Ihr auch uns zu vertreten habt, Ein Wort der Mahnung zuzurufen! Wenn es Euch auch, bei den veränderten Zeitverhältnissen (wovon Ihr freilich so wenig Schuld habt, wie wir, sondern hauptsächlich die ungerathenen Söhne des Volkes zu Frankfurt, die es nicht verstanden haben: das Eisen zu schmieden, so lange es noch warm war) nicht gelingen mag, den so dringend erforderlichen, entschiedenen Fortschritt in politischer und materieller Beziehung zu bewirken, da Ihr ohne Zustimmung des Königs und der ersten Kammer nichts werdet machen können, so bedenket doch ja: daß auch umgekehrt jene ohne Eure Zustimmung nichts machen können! Von Euch hängt es ab, ob die Pläne der Reaktion gelingen sollen, oder nicht; verhindern könnt Ihr sie so leicht: Ihr braucht nur Eure Zustimmung zu versagen! Schwer aber wäre die Verantwortung wenn Ihr jene ertheiltet! Aller entschiedene Fortschritt wäre dann für lange Jahre ohne neue Revolution unmöglich, oder glaubt Ihr etwa zum Beispiel, daß eine erste Kammer jemals zu wahrhaft sozial-demokratischen Einrichtungen ihre Zustimmung geben würde? -- Bedenket vor Allem daß kein Paragraph der Euch vorgelegten Verfassungs-Urkunde, Gesetzeskraft erlangt ohne Eure Zustimmung! Um des Himmels willen erkennt also nicht, wie es Euch in dem Adreß-Entwurf vorgeschlagen ist, von vornherein jene Verfassungs-Urkunde als ein gültiges Grundgesetz an! Thätet Ihr dieses, so könnt Ihr nur gleich am Besten ganz nach Hause gehen, denn Ihr möchtet dann hernach die schönsten, freisinnigsten Abänderungen beschließen, -- Eure Beschlüsse würden dann zu Petitionen herabsinken, sie würden nicht mehr Bedeutung haben, als die frühern allerunterthänigsten Petitionen der Provinzial- oder vereinigten Landtage; ja, wohl noch weniger, denn sie müßten dann nicht blos wie diese vom König, sondern auch von den in der ersten Kammer versammelten großen Herrn genehmigt werden; und ein Beschluß von Euch den Diese genehmigten, würde wohl mit dem Fortschritt so viel Aehnlichkeit haben, wie ein Wrangelscher Belagerungzustand mit der versprochenen "breitesten demokratischen Grundlage"! -- Prüfet vielmehr erst genau, und gebt dann Eure Zustimmung nur denjenigen Artikeln der Verfassungs-Urkunde, die Ihr im demokratischen Sinne gut, brauchbar, oder wenigstens unschädlich findet! Zu allen andern aber, Beilage zu Nr. 254 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Samstag, 24. März 1849. [Französische Republik] Mitgliedes des Klubs Raspails lautet: „Raspail kündigte im Klub an, daß eine Manifestation stattfinden werde; er kündigte uns auch an, daß wir nach einem Dekret der Nationalversammlung die Petition nicht an die Barre bringen könnten.“ Zeuge Moulineau, 49 Jahr alt, Cabrioletkutscher, erklärt am 15. Mai an der Rue des Petits-Péres gehalten zu haben, als drei Männer sein Cabriolet bestiegen; man habe ihm befohlen, in größter Eile nach dem Hotel-de-Ville zu fahren, und auf der Route sei der Wagen fortwährend von Volkshaufen mit dem Ruf: „Es lebe Raspail!“ begleitet worden. Raspail. Ich mache darauf aufmerksam, daß der Zeuge in seiner ersten Deposition gänzlich von der heutigen abweicht, denn in der ersten erklärt er, daß man ihn nach dem Quai Napoleon habe fahren lassen. Wenn er aber heute, nach so langer Zeit, behauptet, es sei das Hotel de Ville, welches man ihm genannt habe, so gibt er selbst die Unhaltbarkeit seiner Beobachtungen zu erkennen. Präsident. Hat der Angeklagte Raspail nicht in der National-Versammlung gehört, daß sein Name auf den Listen der neuen provisorischen Regierung stand? Raspail. Allerdings habe ich es gehört, und das verwunderte mich nicht, da ich wußte, wie mein Name die Sympathieen des Volkes, der Unglücklichen und Leidenden hat. In den Ergänzungswahlen für die Nationalversammlung ist eben so wenig auch nur das Geringste für meine Kandidatur geschehen, und doch haben 72,000 Stimmen auf Eure Anklage geantwortet. (Bewegung.) Zeuge Pascal Duprat, 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15. Mai auf seinem Platz und hat den Angeklagten Quentin mit einem Stock bewaffnet eintreten sehen; daß derselbe Jemanden mit dem Stock bedrohte, hat er nicht gesehen. Auf die Bemerkung Quentin's, daß er ihn nicht kenne, fügt der Zeuge hinzu, daß man in den Bureaux der „Reform“, in denen Duprat mit Flocon und Gottfried Cavaignac arbeitete, Hrn. Quentin wohl gesehen, aber ihn als geheimen Mitarbeiter der Gazette de France zu entfernen gewußt habe. Zum Schluß erklärt er unaufgefordert über Barbes, daß derselbe bei der Proklamation der Steuer-Milliarde keineswegs den Ausdruck „infam“ gebraucht habe, und daß auch die Worte: „Wir brauchen zwei Stunden Plünderung“ von keinem Menschen in der Assemblée laut geworden seien. Raspail verlangt, daß die Stenographen, welche im Sinne honetter Blätter mehrfach die Verhandlungen entstellt haben, Akt von dieser Erklärung nehmen, was auch vom Präsidenten verfügt wird. Nach Vernehmung von drei andern unwichtigen Zeugen wird die Sitzung auf den folgenden Tag ausgesetzt. Schweiz. Tessin. Wie der „Republicano“ mittheilt, konzentriren sich die österreichischen Truppen am Tessin und am Po. Die Militärposten und Garnisonen werden der ganzen Gränze entlang aufgehoben. Como und das Veltlin sind schon gleichsam von Truppen entblößt; in Chiasso und Ponte Tresa sieht man keine Oesterreicher mehr. Die Kommunikationen sind zwar de jure unterbrochen, de facto jedoch sind sie durchaus frei. Während in Mailand die Tessiner die größten Schwierigkeiten haben, um Ausgangspässe zu erlangen, kann man die Gränze ungehindert nach Gefallen überschreiten. 068 Genf, 18. März. Von hier aus ist folgende Petition an die Bundesversammlung abgesandt worden: „Die unterzeichneten Schweizer wenden sich an Euch, um von Euch die Abschaffung der noch bestehenden Militärkapitulationen zu verlangen. Im Namen der Würde und der Ehre der Schweiz beschwören wir Euch, Europa nicht länger das unnatürliche Schauspiel der Freiheitsunterdrückung um Geldeslohn durch die Söhne der demokratischen Schweiz zu geben. Im Namen der hohen Sendung, die Euch anvertraut ist, heischen wir von Euch einen muthigen Entschluß, der, gleich den von Euern Vorgängern gegen Jesuiten und Sonderbund gefaßten, den guten Ruf des gemeinsamen Vaterlandes zu wahren geeignet sei. Eure Befugniß in diesem Falle ist besser gegründet, als sie es in jenen war. Ihr dürft alle Maßregeln treffen, welche die innere und äußere Sicherheit der Schweiz oder jedes andere höhere Landesinteresse gebietet. Wenn, in Folge der jetzigen Sachlage, unsere in Italien etablirten Mitbürger durch große Verluste bedroht sind, wenn die Achtung vor unserm Lande anderwärts schwindet, könntet Ihr dann beschließen, die Kapitulationen seien nicht eine Gefahr, nicht eine Unehre für die Schweiz; könntet Ihr befangener und betheiligter Opposition oder persönlichen Erwägungen nachgeben! Wir zweifeln nicht, eine Mehrheit von Euch wird unsern Wünschen, die diejenigen des Schweizervolkes sind, entsprechen. Möchte der Tag bald kommen, an welchem die republikanische Schweiz auf ihrer Stirn keine Schamröthe mehr empfinden muß, wenn sie von den Siegen hört, die ihre Söhne, um den Thron eines fremden Tyrannen zu stützen, davongetragen haben.“ (Folgen die Unterschriften.) Bern, 17. März. In neapolitanischen Diensten befinden sich 4 Schweizerregimenter, jedes von 1472 Mann, nämlich zwei Bataillone von 736 Mann. Die Kantone, welche an der Kapitulation Theil genommen, sind folgende: Luzern für 1 Bataillon; Uri, Unterwalden und Appenzell J. Rh. für das 2. Bataillon des 1. Regiments; Freiburg und Solothur für das 2. Regiment; Wallis für 1 Bataillon des 3. Regiments; Graubünden für 1/2 Bataillon des 3. Regiments; Schwyz für 1/2 Bataillon des 3ten Regiments; Bern für das 4. Regiment. Die Kapitulationen sind zwischen den Jahren 1824 bis 1828 auf 30 Jahre abgeschlossen. Die Rückzugpension (pension de retraite) ist bestimmt auf den halben Sold für 20 Dienstjahre, auf 2/3 des Soldes für 25 Dienstjahre, auf 3/4 für 30 Jahre und auf den ganzen Sold für 35 Jahre. Im Fall von Auflösung der Regimenter beziehen solche die Hälfte der Besoldung. Großbritannien. 068 London, 21. März. Die gestrigen Verhandlungen des Ober- und des Unterhauses waren ohne alles Interesse; da sich die Debatte nur um untergeordnete Gegenstände des Inlandes drehte. Die letzten Ereignisse in Indien und die mit der letzten Post eingetroffenen amerikanischen Nachrichten, bildeten daher das Tagesgespräch. Im Uebrigen beschäftigt man sich noch viel mit der jüngsten Disraeli'schen Debatte über Lokal Taxen, welche indeß sehr wenig Licht über den Gegenstand verbreitet hat. Die vorzunehmenden Einschränkungen in den Staatsausgaben werden nächstens wieder zur Debatte kommen. Ostindien. 068 Ueber das Fort von Multan enthält die „Delhi Gazette“ die Schilderung eines Augenzeugen, der wir Nachstehendes entnehmen: Major Wheeler ließ bald nach der Erstürmung des Forts wegen der vielbesprochenen großen Schätze, die dort aufgehäuft gewesen sein sollen, Nachforschungen anstellen. Mit Hülfe eines alten Mannes aus Sawun Mull's Zeiten, der die ungeheuren unterirdischen Vorrathsgewölbe ihrer Lage nach anzugeben wußte, ging man an's Werk. Das Hauptgewölbe befand sich unter dem offenen Platze in der Citadelle, jetzt mitten unter den durch die Sprengung aufgehäuften Trümmern. In diesem und andern Gewölben lagen noch bedeutende Massen von Seide, auch von Getreide, das aus der Zeit von Mulradsch's Vater herstammt; außerdem viel Opium, Indigo etc. Der Geldvorrath ist höchst beträchtlich. Sobald die Trümmer etwas weggeschafft sind, werden wir noch manchen Ballen Shawls und Seide hervorziehen. In der Münze fand sich eine recht hübsche Summe von geprägtem Gold und Silber. Bei der Explosion sind an 3 Lac Rupien in die Luft geschleudert worden. In Mulradsch's Hause fand sich ebenfalls eine große Menge Gold nebst kostbaren Waffen und Reichthümern aller Art. Da das Fort eine komplette Ruine und auch nicht ein Ziegel oder Stein auf dem andern geblieben, wird's viele Monate erfordern, um sich bis zu allen Kellern durchzuarbeiten und die eingestürzten Häuser wegzuschaffen. Der Gestank in der Citadelle ist furchtbar, denn viele Hundert Menschen faulen unter den Trümmern und über ihnen liegen Cadaver von Menschen und Thieren. Die Menge von Pulver, die fast in jedem Winkel und jedem Loche ausgestreut liegt, ist erstaunlich. Bereits sind seit unserm Einzug mehrere kleinere Explosionen vorgekommen. Kugeln liegen wie Kieselsteine umher; der Vorrath hätte der Garnison auf viele, viele Jahre hingereicht. Ebenso sind Kanonenkugeln in großer Menge da, von dem größten bis zum kleinsten Umfange. Sie sind aus Stein gemacht. Wir haben noch 39 Kanonen entdeckt und 4 Mörser von ungeheuerlicher Größe An Wallgeschützen jeder Art und Größe, ist wahrer Ueberfluß. Die Musketen sind fast unzählbar. Multan kommt mir wie das „beau idéal“ eines Buniah's Forts oder vielmehr eines befestigten Waarenladens vor. Wohl nirgends und nie haben in Indien solche Schätze an Waffen und Waaren existirt als hier. Meine Feder ist zu schwach, die Schätze, die ich hier gesehn, auch nur annähernd zu beschreiben. Mistkarren fahren den ganzen Tag Goldmünzen hinweg. Es heißt, daß noch ein größerer Schatz im Fort verborgen, aber von Mulradsch allein gekannt ist. Vielleicht gibt er Aufschluß, im Interesse seiner Sache. Bei der Uebergabe des Forts schloß Mulradsch in reichster Kleidung und auf einem herrlichen arabischen Hengst den Zug. Neben ihm seine Brüder und die angesehensten Häuptlinge. Er ist mittlerer Gestalt, aber von höchst kräftigem Körperbau. Sein scharfes, durchdringendes Auge übersah mit einem Blick Alles, was um ihn her war und vorging. Sein Ausdruck zeigte weder Mißtrauen noch Niedergeschlagenheit, sondern das Bewußtsein, als einer der tapfersten Kämpfer die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen und zu verdienen. Er wird von seinen Leuten angebetet. Man schafft ihn nach Lahore, da seine Gefangenschaft hier in der Nähe bei der Zahl seiner Anhänger dem Gouvernement zu bedenklich scheint. In Paris traf eine indische Post mit Nachrichten aus Bombay bis zum 17. Februar ein. Bis zu diesem Tage war der Kampf zwischen den Afghanen und Engländern nicht von Neuem losgebrochen. Die dortigen Blätter enthalten sonst nichts, als Details über die Erstürmung Moultan's, die wir bereits kennen. Aus den Chinesischen Handlsplätzen bis Ende Januar's nichts Wesentliches. Amerika. 068 Zu den in unserer gestrigen Nummer bereits mitgetheilten Nachrichten aus den Vereinigten Staaten, welche für New-York bes zum 7. März reichen, tragen wir heute Folgendes nach: Die Verhandlungen des Kongresses waren sehr vielfältig; in Betreff der Panama-Eisenbahn wurde noch kein Beschluß gefaßt. Die Spekulation nach Californien hatte etwas nachgelassen und das Geschäft dahin war von regulärer Natur. Seit dem 21. Februar waren etwa 2000 Menschen aus den Staaten nach San Francisco abgereist. Die Berichte aus den Golddistrikten wiederholten nur die früheren Mittheilungen und brachten sonst wenig Neues. 068 New-York, 7. März. Der neue Präsident Taylor hat folgendes Kabinet gebildet: Clayton (Delaware), Staatssekretär (ins Europäische übersetzt: Premierminister); Meredith (Pensylvanien), Sekretär des Schatzes (Finanzminister); Ewing (Ohio), Sekretär des heimischen Departements; Preston (Virginia), Marinesekretär; Collamer (Vermont), Generalpostmeister; Crawford, (Georgia), Sekretär des Krieges und Johnson (Maryland), Attorneygeneral. In Canada herrscht große Aufregung unter der alt-englischen Partei. Der Grund liegt in der „Entschädigungsbill,“ die das Ministerium unter dem Einfluß von Lafontaine und Papineau (den „Rebellen“ von 1837) ins Repräsentantenhaus gebracht und die hier mit 59 gegen 20 Stimmen durchgesetzt wurde. Man sieht, daß die französisch-demokratische Partei eine immense Majorität hat. Die Debatten über gedachte Bill dauerten an 12 Tage und die letzte Sitzung von 3 Uhr Nachmittags bis 11 Uhr früh des andern Tages — also 20 Stunden. Nach den Bestimmungen jener Bill sollen 2176 Personen, welche bei Gelegenheit des Aufstandes von 1837 Verluste erlitten, insgesammt mit 241,965 Pfd. Sterling entschädigt werden. Ein Theil jener Personen soll die Entschädigung erhalten für Verlust an Eigenthum, ein anderer Theil für Zeitverluste, den sie im Gefängniß oder Exil erlitten. Die Gegenpartei ist von einer wahren Berserker-Wuth befallen worden; sie erklärt, das Land (Ober-Canada) werde sich eher an die Vereinigten Staaten anschließen, eher rebelliren, als den Rebellen von 1837 die Entschädigung zahlen. In der letzten 20stündigen Sitzung, wo die Bill durchging, gab's zum Schluß unter den Repräsentanten wie auf der Gallerie einen argen Faustkampf (a regular fight). Canada wird stündlich reifer zur Annexation in die Vereinigten Staaten. * Pernambuco, 16. Februar. Die Insurgenten sind 2 mal hinter einander geschlagen und die meisten ihrer Chefs entweder geblieben oder in die Gefangenschaft gerathen. Es wird jetzt die baldige Pazifikation der Provinz erwartet. Nach Berichten aus Buenos Ayres soll Rosas gegen Paraguay Krieg erklärt haben. Asien.
* Die eben in England eingelaufene indische Post bringt Nachrichten von Calcutta bis zum 8., von Bombay bis zum 17. Februar. Der Hauptinhalt dieser Post besteht in den bereits mitgetheilten Ereignissen von Chillianwallah und Multan und bestätigt nur die unbedingte Unterwerfung von Mulradsch. Seitdem war zwischen den feindlichen Parteien nichts bemerkenswerthes vorgefallen. Lord Gough befestigte sein Lager und wartete auf die von Multan heranrüecknde Verstärkung, welche an 40,000 Mann und 200 Stück Geschütz betragen wird. Die Belagerungs Armee von Multan, hatte sich mit Ausnahme der zurückgelassenen Garnison am 3. Februar in Marsch gesetzt, und man hoffte, daß sie das Lager des Oberbefehlshabers bei Ferozpur am 20. Febr. erreichen werde, damit Lord Gough dem vier Meilen von ihm verschanzten Feinde, bei erster Gelegenheit eine Schlacht anbieten könne. Shir Singh schien nicht geneigt, die Feindseligkeiten wieder beginnen zu wollen. Dies ist nur daraus zu erklären, daß ihm Schuttur Singh und der Sohn des Emirs von Cabul keine Verstärkung sandten. Major Lawrence der mit seiner Familie von Schuttur Singh gefangen genommen wurde, erfreute sich der besten Behandlung. Im Uebrigen war ganz Indien ruhig. — Die Handelsnachrichten aus Bombay und Calcutta lauten befriedigend. Aus China wurde nichts Neues gemeldet. Im Handel war es aber dort eben nicht sehr lebendig. Neueste Nachrichten. * Köln, 23. März. In der gestern fortgesetzten Kaiserverhandlung wurde mit 282 gegen 246 Stimmen der Antrag angenommen: Der Präsident Simson zeigte den Rücktritt des Reichsministeriums mit allen Unterstaatssekretären an. Redakteur en chef: Karl Marx Dem Korrespondenten „Aus Franken“ zur Antwort: Künftig stets unfrankirt! 068 Köln, 23. März. Morgen oder übermorgen werden unsere Schwarzweißen in und außer dem Stadtrath folgende Adresse an den Stadtrath gegen Herstellung der Bürgerwehr in hundert Exemplaren in Cirkulation setzen: Gesuch an den Oberbürgermeister und den Gemeinderath, die Bürgerwehr einstweilen nicht wieder einzuführen. Die Bürgerwehr hat nach dem Gesetze vom 19. October v. J. den Beruf, die verfassungsmäßige Freiheit, die gesetzliche Ordnung und das Vaterland gegen auswärtige Feinde zu schützen. Ueber den Begriff und den Umfang der verfassungsmäßigen Freiheit herrschen zur Zeit noch die verschiedenartigsten Ansichten. Ein Hinblick auf die Kammer-Verhandlungen beweist zur Genüge, wie getheilt die Meinungen sind. Der Wille der Nation wird in der Gesetzgebung kund werden durch ihre Vertreter; die Stimme des Landes wird ihre Berücksichtigung finden. Was geschieht muß auf dem Wege verständiger Ueberlegung geschehen. Daß bei dieser Lage der Dinge von einem Schutze der verfassungsmäßigen Freiheit durch die Waffen nicht die Rede sein kann, braucht nicht näher ausgeführt zu werden. Jeder würde seine eigenen Ideen von Freiheit mit den Waffen schützen, und so würden in der Bürgerwehr dem Bürger die Waffen gegen den Bürger in die Hand gegeben werden. Zum Schutze der gesetzlichen Ordnung ist die Bürgerwehr unzureichend; es liegen darüber traurige Erfahrungen in nächster Erinnerung. Dieser Schutz mag Andern überlassen bleiben. Der Bürger, welcher des Tages Last und Hitze getragen, verlangt vom Staate Schutz und Sicherheit, welchen dieser durch besondere Anstalten zu gewähren hat. Zur Abwehr auswärtiger Feinde wird die Bürgerwehr niemals das leisten, was die vaterländische Landwehr, in welcher wir eine wohldisciplinirte Volksbewaffnung erblicken, zu leisten vermag und bereits geleistet hat. Die Bürgerwehr entspricht demnach zur Zeit in keiner Beziehung ihrem Zwecke. Dazu kommt noch, daß in der nahrungslosen Zeit die Beschaffung der Waffen den Meisten drückend wird und der Stadt eine Ausgabe von circa 60,000 Thlr. verursacht; daß der Bürgerwehrdienst selbst mit Kosten und Zeitversäumniß verbunden ist, und endlich daß das Bürgerwehr-Gesetz in seiner Bestimmung allen Partheien nicht genügt. Aus diesen Gründen sprechen die Unterzeichneten den dringenden Wunsch aus, daß es dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderathe gefallen wolle, die geeigneten Schritte zu thun, damit die Bürgerwehr zur Zeit noch nicht wieder ins Leben trete. Köln, den 20. März 1849. Adresse an die zweite Kammer in Berlin, An dem heutigen wichtigen Tage, wo wir das Gedächtniß der vorigjährigen Revolution feiern, der zugleich aber ein Tag der Trauer ist, weil die Resultate jener Revolution so schlecht benutzt sind, daß nun schon die Feinde des Volkes es wieder wagen, ihre neidische Hand auszustrecken, um dem Volke die wenigen, noch übrigen Errungenschaften des Tages, den wir heute feiern, wieder zu entreißen, — an diesem halb freudigen halb traurigen Tag fühlen wir uns gedrungen, Euch, die Ihr auch uns zu vertreten habt, Ein Wort der Mahnung zuzurufen! Wenn es Euch auch, bei den veränderten Zeitverhältnissen (wovon Ihr freilich so wenig Schuld habt, wie wir, sondern hauptsächlich die ungerathenen Söhne des Volkes zu Frankfurt, die es nicht verstanden haben: das Eisen zu schmieden, so lange es noch warm war) nicht gelingen mag, den so dringend erforderlichen, entschiedenen Fortschritt in politischer und materieller Beziehung zu bewirken, da Ihr ohne Zustimmung des Königs und der ersten Kammer nichts werdet machen können, so bedenket doch ja: daß auch umgekehrt jene ohne Eure Zustimmung nichts machen können! Von Euch hängt es ab, ob die Pläne der Reaktion gelingen sollen, oder nicht; verhindern könnt Ihr sie so leicht: Ihr braucht nur Eure Zustimmung zu versagen! Schwer aber wäre die Verantwortung wenn Ihr jene ertheiltet! Aller entschiedene Fortschritt wäre dann für lange Jahre ohne neue Revolution unmöglich, oder glaubt Ihr etwa zum Beispiel, daß eine erste Kammer jemals zu wahrhaft sozial-demokratischen Einrichtungen ihre Zustimmung geben würde? — Bedenket vor Allem daß kein Paragraph der Euch vorgelegten Verfassungs-Urkunde, Gesetzeskraft erlangt ohne Eure Zustimmung! Um des Himmels willen erkennt also nicht, wie es Euch in dem Adreß-Entwurf vorgeschlagen ist, von vornherein jene Verfassungs-Urkunde als ein gültiges Grundgesetz an! Thätet Ihr dieses, so könnt Ihr nur gleich am Besten ganz nach Hause gehen, denn Ihr möchtet dann hernach die schönsten, freisinnigsten Abänderungen beschließen, — Eure Beschlüsse würden dann zu Petitionen herabsinken, sie würden nicht mehr Bedeutung haben, als die frühern allerunterthänigsten Petitionen der Provinzial- oder vereinigten Landtage; ja, wohl noch weniger, denn sie müßten dann nicht blos wie diese vom König, sondern auch von den in der ersten Kammer versammelten großen Herrn genehmigt werden; und ein Beschluß von Euch den Diese genehmigten, würde wohl mit dem Fortschritt so viel Aehnlichkeit haben, wie ein Wrangelscher Belagerungzustand mit der versprochenen „breitesten demokratischen Grundlage“! — Prüfet vielmehr erst genau, und gebt dann Eure Zustimmung nur denjenigen Artikeln der Verfassungs-Urkunde, die Ihr im demokratischen Sinne gut, brauchbar, oder wenigstens unschädlich findet! Zu allen andern aber, <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="1427"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 254 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart> <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart> <docImprint> <docDate>Samstag, 24. März 1849.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head>[Französische Republik]</head> <div xml:id="ar254b_001" type="jArticle"> <p>Mitgliedes des Klubs Raspails lautet: „Raspail kündigte im Klub an, daß eine Manifestation stattfinden werde; er kündigte uns auch an, daß wir nach einem Dekret der Nationalversammlung die Petition nicht an die Barre bringen könnten.“</p> <p>Zeuge Moulineau, 49 Jahr alt, Cabrioletkutscher, erklärt am 15. Mai an der Rue des Petits-Péres gehalten zu haben, als drei Männer sein Cabriolet bestiegen; man habe ihm befohlen, in größter Eile nach dem Hotel-de-Ville zu fahren, und auf der Route sei der Wagen fortwährend von Volkshaufen mit dem Ruf: „Es lebe Raspail!“ begleitet worden.</p> <p>Raspail. Ich mache darauf aufmerksam, daß der Zeuge in seiner ersten Deposition gänzlich von der heutigen abweicht, denn in der ersten erklärt er, daß man ihn nach dem Quai Napoleon habe fahren lassen. Wenn er aber heute, nach so langer Zeit, behauptet, es sei das Hotel de Ville, welches man ihm genannt habe, so gibt er selbst die Unhaltbarkeit seiner Beobachtungen zu erkennen.</p> <p>Präsident. Hat der Angeklagte Raspail nicht in der National-Versammlung gehört, daß sein Name auf den Listen der neuen provisorischen Regierung stand?</p> <p>Raspail. Allerdings habe ich es gehört, und das verwunderte mich nicht, da ich wußte, wie mein Name die Sympathieen des Volkes, der Unglücklichen und Leidenden hat. In den Ergänzungswahlen für die Nationalversammlung ist eben so wenig auch nur das Geringste für meine Kandidatur geschehen, und doch haben 72,000 Stimmen auf Eure Anklage geantwortet. (Bewegung.)</p> <p>Zeuge Pascal Duprat, 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15. Mai auf seinem Platz und hat den Angeklagten Quentin mit einem Stock bewaffnet eintreten sehen; daß derselbe Jemanden mit dem Stock bedrohte, hat er nicht gesehen. Auf die Bemerkung Quentin's, daß er ihn nicht kenne, fügt der Zeuge hinzu, daß man in den Bureaux der „Reform“, in denen Duprat mit Flocon und Gottfried Cavaignac arbeitete, Hrn. Quentin wohl gesehen, aber ihn als geheimen Mitarbeiter der Gazette de France zu entfernen gewußt habe.</p> <p>Zum Schluß erklärt er unaufgefordert über Barbes, daß derselbe bei der Proklamation der Steuer-Milliarde keineswegs den Ausdruck „infam“ gebraucht habe, und daß auch die Worte: „Wir brauchen zwei Stunden Plünderung“ von keinem Menschen in der Assemblée laut geworden seien.</p> <p>Raspail verlangt, daß die Stenographen, welche im Sinne honetter Blätter mehrfach die Verhandlungen entstellt haben, Akt von dieser Erklärung nehmen, was auch vom Präsidenten verfügt wird.</p> <p>Nach Vernehmung von drei andern unwichtigen Zeugen wird die Sitzung auf den folgenden Tag ausgesetzt.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Schweiz.</head> <div xml:id="ar254b_002" type="jArticle"> <head>Tessin.</head> <p>Wie der „Republicano“ mittheilt, konzentriren sich die österreichischen Truppen am Tessin und am Po. Die Militärposten und Garnisonen werden der ganzen Gränze entlang aufgehoben. Como und das Veltlin sind schon gleichsam von Truppen entblößt; in Chiasso und Ponte Tresa sieht man keine Oesterreicher mehr. Die Kommunikationen sind zwar de jure unterbrochen, de facto jedoch sind sie durchaus frei. Während in Mailand die Tessiner die größten Schwierigkeiten haben, um Ausgangspässe zu erlangen, kann man die Gränze ungehindert nach Gefallen überschreiten.</p> </div> <div xml:id="ar254b_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> Genf, 18. März.</head> <p>Von hier aus ist folgende Petition an die Bundesversammlung abgesandt worden:</p> <p>„Die unterzeichneten Schweizer wenden sich an Euch, um von Euch die Abschaffung der noch bestehenden Militärkapitulationen zu verlangen. Im Namen der Würde und der Ehre der Schweiz beschwören wir Euch, Europa nicht länger das unnatürliche Schauspiel der Freiheitsunterdrückung um Geldeslohn durch die Söhne der demokratischen Schweiz zu geben. Im Namen der hohen Sendung, die Euch anvertraut ist, heischen wir von Euch einen muthigen Entschluß, der, gleich den von Euern Vorgängern gegen Jesuiten und Sonderbund gefaßten, den guten Ruf des gemeinsamen Vaterlandes zu wahren geeignet sei. Eure Befugniß in diesem Falle ist besser gegründet, als sie es in jenen war. Ihr dürft alle Maßregeln treffen, welche die innere und äußere Sicherheit der Schweiz oder jedes andere höhere Landesinteresse gebietet. Wenn, in Folge der jetzigen Sachlage, unsere in Italien etablirten Mitbürger durch große Verluste bedroht sind, wenn die Achtung vor unserm Lande anderwärts schwindet, könntet Ihr dann beschließen, die Kapitulationen seien nicht eine Gefahr, nicht eine Unehre für die Schweiz; könntet Ihr befangener und betheiligter Opposition oder persönlichen Erwägungen nachgeben! Wir zweifeln nicht, eine Mehrheit von Euch wird unsern Wünschen, die diejenigen des Schweizervolkes sind, entsprechen.</p> <p>Möchte der Tag bald kommen, an welchem die republikanische Schweiz auf ihrer Stirn keine Schamröthe mehr empfinden muß, wenn sie von den Siegen hört, die ihre Söhne, um den Thron eines fremden Tyrannen zu stützen, davongetragen haben.“</p> <p>(Folgen die Unterschriften.)</p> </div> <div xml:id="ar254b_004" type="jArticle"> <head>Bern, 17. März.</head> <p>In neapolitanischen Diensten befinden sich 4 Schweizerregimenter, jedes von 1472 Mann, nämlich zwei Bataillone von 736 Mann. Die Kantone, welche an der Kapitulation Theil genommen, sind folgende: Luzern für 1 Bataillon; Uri, Unterwalden und Appenzell J. Rh. für das 2. Bataillon des 1. Regiments; Freiburg und Solothur für das 2. Regiment; Wallis für 1 Bataillon des 3. Regiments; Graubünden für 1/2 Bataillon des 3. Regiments; Schwyz für 1/2 Bataillon des 3ten Regiments; Bern für das 4. Regiment. Die Kapitulationen sind zwischen den Jahren 1824 bis 1828 auf 30 Jahre abgeschlossen. Die Rückzugpension (pension de retraite) ist bestimmt auf den halben Sold für 20 Dienstjahre, auf 2/3 des Soldes für 25 Dienstjahre, auf 3/4 für 30 Jahre und auf den ganzen Sold für 35 Jahre. Im Fall von Auflösung der Regimenter beziehen solche die Hälfte der Besoldung.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar254b_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> London, 21. März.</head> <p>Die gestrigen Verhandlungen des Ober- und des Unterhauses waren ohne alles Interesse; da sich die Debatte nur um untergeordnete Gegenstände des Inlandes drehte. Die letzten Ereignisse in Indien und die mit der letzten Post eingetroffenen amerikanischen Nachrichten, bildeten daher das Tagesgespräch. Im Uebrigen beschäftigt man sich noch viel mit der jüngsten Disraeli'schen Debatte über Lokal Taxen, welche indeß sehr wenig Licht über den Gegenstand verbreitet hat. Die vorzunehmenden Einschränkungen in den Staatsausgaben werden nächstens wieder zur Debatte kommen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ostindien.</head> <div xml:id="ar254b_006" type="jArticle"> <bibl> <author>068</author> </bibl> <p>Ueber das Fort von Multan enthält die „Delhi Gazette“ die Schilderung eines Augenzeugen, der wir Nachstehendes entnehmen:</p> <p>Major Wheeler ließ bald nach der Erstürmung des Forts wegen der vielbesprochenen großen Schätze, die dort aufgehäuft gewesen sein sollen, Nachforschungen anstellen. Mit Hülfe eines alten Mannes aus Sawun Mull's Zeiten, der die ungeheuren unterirdischen Vorrathsgewölbe ihrer Lage nach anzugeben wußte, ging man an's Werk. Das Hauptgewölbe befand sich unter dem offenen Platze in der Citadelle, jetzt mitten unter den durch die Sprengung aufgehäuften Trümmern. In diesem und andern Gewölben lagen noch bedeutende Massen von Seide, auch von Getreide, das aus der Zeit von Mulradsch's Vater herstammt; außerdem viel Opium, Indigo etc. Der Geldvorrath ist höchst beträchtlich. Sobald die Trümmer etwas weggeschafft sind, werden wir noch manchen Ballen Shawls und Seide hervorziehen. In der Münze fand sich eine recht hübsche Summe von geprägtem Gold und Silber. Bei der Explosion sind an 3 Lac Rupien in die Luft geschleudert worden. In Mulradsch's Hause fand sich ebenfalls eine große Menge Gold nebst kostbaren Waffen und Reichthümern aller Art. Da das Fort eine komplette Ruine und auch nicht ein Ziegel oder Stein auf dem andern geblieben, wird's viele Monate erfordern, um sich bis zu allen Kellern durchzuarbeiten und die eingestürzten Häuser wegzuschaffen. Der Gestank in der Citadelle ist furchtbar, denn viele Hundert Menschen faulen unter den Trümmern und über ihnen liegen Cadaver von Menschen und Thieren.</p> <p>Die Menge von Pulver, die fast in jedem Winkel und jedem Loche ausgestreut liegt, ist erstaunlich. Bereits sind seit unserm Einzug mehrere kleinere Explosionen vorgekommen. Kugeln liegen wie Kieselsteine umher; der Vorrath hätte der Garnison auf viele, viele Jahre hingereicht. Ebenso sind Kanonenkugeln in großer Menge da, von dem größten bis zum kleinsten Umfange. Sie sind aus Stein gemacht. Wir haben noch 39 Kanonen entdeckt und 4 Mörser von ungeheuerlicher Größe An Wallgeschützen jeder Art und Größe, ist wahrer Ueberfluß. Die Musketen sind fast unzählbar. Multan kommt mir wie das „beau idéal“ eines Buniah's Forts oder vielmehr eines befestigten Waarenladens vor. Wohl nirgends und nie haben in Indien solche Schätze an Waffen und Waaren existirt als hier. Meine Feder ist zu schwach, die Schätze, die ich hier gesehn, auch nur annähernd zu beschreiben. Mistkarren fahren den ganzen Tag Goldmünzen hinweg. Es heißt, daß noch ein größerer Schatz im Fort verborgen, aber von Mulradsch allein gekannt ist. Vielleicht gibt er Aufschluß, im Interesse seiner Sache. Bei der Uebergabe des Forts schloß Mulradsch in reichster Kleidung und auf einem herrlichen arabischen Hengst den Zug. Neben ihm seine Brüder und die angesehensten Häuptlinge. Er ist mittlerer Gestalt, aber von höchst kräftigem Körperbau. Sein scharfes, durchdringendes Auge übersah mit einem Blick Alles, was um ihn her war und vorging. Sein Ausdruck zeigte weder Mißtrauen noch Niedergeschlagenheit, sondern das Bewußtsein, als einer der tapfersten Kämpfer die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen und zu verdienen. Er wird von seinen Leuten angebetet. Man schafft ihn nach Lahore, da seine Gefangenschaft hier in der Nähe bei der Zahl seiner Anhänger dem Gouvernement zu bedenklich scheint.</p> <p>In Paris traf eine indische Post mit Nachrichten aus Bombay bis zum 17. Februar ein. Bis zu diesem Tage war der Kampf zwischen den Afghanen und Engländern nicht von Neuem losgebrochen. Die dortigen Blätter enthalten sonst nichts, als Details über die Erstürmung Moultan's, die wir bereits kennen.</p> <p>Aus den Chinesischen Handlsplätzen bis Ende Januar's nichts Wesentliches.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Amerika.</head> <div xml:id="ar254b_007" type="jArticle"> <head> <bibl> <author>068</author> </bibl> </head> <p>Zu den in unserer gestrigen Nummer bereits mitgetheilten Nachrichten aus den Vereinigten Staaten, welche für New-York bes zum 7. März reichen, tragen wir heute Folgendes nach: Die Verhandlungen des Kongresses waren sehr vielfältig; in Betreff der Panama-Eisenbahn wurde noch kein Beschluß gefaßt. Die Spekulation nach Californien hatte etwas nachgelassen und das Geschäft dahin war von regulärer Natur. Seit dem 21. Februar waren etwa 2000 Menschen aus den Staaten nach San Francisco abgereist. Die Berichte aus den Golddistrikten wiederholten nur die früheren Mittheilungen und brachten sonst wenig Neues.</p> </div> <div xml:id="ar254b_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> New-York, 7. März.</head> <p>Der neue Präsident <hi rendition="#g">Taylor</hi> hat folgendes Kabinet gebildet:</p> <p><hi rendition="#g">Clayton</hi> (Delaware), Staatssekretär (ins Europäische übersetzt: Premierminister); <hi rendition="#g">Meredith</hi> (Pensylvanien), Sekretär des Schatzes (Finanzminister); <hi rendition="#g">Ewing</hi> (Ohio), Sekretär des heimischen Departements; <hi rendition="#g">Preston</hi> (Virginia), Marinesekretär; <hi rendition="#g">Collamer</hi> (Vermont), Generalpostmeister; <hi rendition="#g">Crawford</hi>, (Georgia), Sekretär des Krieges und <hi rendition="#g">Johnson</hi> (Maryland), Attorneygeneral.</p> <p>In Canada herrscht große Aufregung unter der alt-englischen Partei. Der Grund liegt in der „Entschädigungsbill,“ die das Ministerium unter dem Einfluß von Lafontaine und Papineau (den „Rebellen“ von 1837) ins Repräsentantenhaus gebracht und die hier mit 59 gegen 20 Stimmen durchgesetzt wurde. Man sieht, daß die französisch-demokratische Partei eine immense Majorität hat. Die Debatten über gedachte Bill dauerten an 12 Tage und die letzte Sitzung von 3 Uhr Nachmittags bis 11 Uhr früh des andern Tages — also 20 Stunden. Nach den Bestimmungen jener Bill sollen 2176 Personen, welche bei Gelegenheit des Aufstandes von 1837 Verluste erlitten, insgesammt mit 241,965 Pfd. Sterling entschädigt werden. Ein Theil jener Personen soll die Entschädigung erhalten für Verlust an Eigenthum, ein anderer Theil für Zeitverluste, den sie im Gefängniß oder Exil erlitten. Die Gegenpartei ist von einer wahren Berserker-Wuth befallen worden; sie erklärt, das Land (Ober-Canada) werde sich eher an die Vereinigten Staaten anschließen, eher rebelliren, als den Rebellen von 1837 die Entschädigung zahlen. In der letzten 20stündigen Sitzung, wo die Bill durchging, gab's zum Schluß unter den Repräsentanten wie auf der Gallerie einen argen Faustkampf (a regular fight). Canada wird stündlich reifer zur Annexation in die Vereinigten Staaten.</p> </div> <div xml:id="ar254b_009" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Pernambuco, 16. Februar.</head> <p>Die Insurgenten sind 2 mal hinter einander geschlagen und die meisten ihrer Chefs entweder geblieben oder in die Gefangenschaft gerathen. Es wird jetzt die baldige Pazifikation der Provinz erwartet. Nach Berichten aus Buenos Ayres soll Rosas gegen Paraguay Krieg erklärt haben.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Asien.</head> <div xml:id="ar254b_009a" type="jArticle"> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> </head> <p>Die eben in England eingelaufene indische Post bringt Nachrichten von Calcutta bis zum 8., von Bombay bis zum 17. Februar. Der Hauptinhalt dieser Post besteht in den bereits mitgetheilten Ereignissen von Chillianwallah und Multan und bestätigt nur die unbedingte Unterwerfung von Mulradsch. Seitdem war zwischen den feindlichen Parteien nichts bemerkenswerthes vorgefallen. Lord Gough befestigte sein Lager und wartete auf die von Multan heranrüecknde Verstärkung, welche an 40,000 Mann und 200 Stück Geschütz betragen wird. Die Belagerungs Armee von Multan, hatte sich mit Ausnahme der zurückgelassenen Garnison am 3. Februar in Marsch gesetzt, und man hoffte, daß sie das Lager des Oberbefehlshabers bei Ferozpur am 20. Febr. erreichen werde, damit Lord Gough dem vier Meilen von ihm verschanzten Feinde, bei erster Gelegenheit eine Schlacht anbieten könne. Shir Singh schien nicht geneigt, die Feindseligkeiten wieder beginnen zu wollen. Dies ist nur daraus zu erklären, daß ihm Schuttur Singh und der Sohn des Emirs von Cabul keine Verstärkung sandten. Major Lawrence der mit seiner Familie von Schuttur Singh gefangen genommen wurde, erfreute sich der besten Behandlung. Im Uebrigen war ganz Indien ruhig. — Die Handelsnachrichten aus Bombay und Calcutta lauten befriedigend. Aus China wurde nichts Neues gemeldet. Im Handel war es aber dort eben nicht sehr lebendig.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Neueste Nachrichten.</head> <div xml:id="ar254b_009b" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 23. März.</head> <p>In der gestern fortgesetzten Kaiserverhandlung wurde mit 282 gegen 246 Stimmen der Antrag angenommen:<lb/> 1) über den modificirten Verfassungsentwurf, einschließlich aller Minoritätsanträge des Ausschusses ohne weitere Diskussion durch Abstimmung der einzelnen Paragraphen Beschluß zu fassen,<lb/> 2) den Abschnitt über das Reichsoberhaupt zuletzt zur Abstimmung zu bringen, und<lb/> 3) die Abstimmung sofort und in fortlaufenden Sitzungen zu vollenden.</p> <p>Der Präsident Simson zeigte den Rücktritt des Reichsministeriums mit allen Unterstaatssekretären an.</p> </div> </div> <div n="1"> <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx</editor> </bibl> </div> <div n="1"> <p>Dem Korrespondenten „<hi rendition="#g">Aus Franken</hi>“ zur Antwort:</p> <p> <hi rendition="#g">Künftig stets unfrankirt!</hi> </p> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar254b_010" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> Köln, 23. März.</head> <p>Morgen oder übermorgen werden unsere Schwarzweißen in und außer dem Stadtrath folgende Adresse an den Stadtrath <hi rendition="#g">gegen Herstellung der Bürgerwehr</hi> in <hi rendition="#g">hundert</hi> Exemplaren in Cirkulation setzen:</p> <p>Gesuch an den Oberbürgermeister und den Gemeinderath, die Bürgerwehr einstweilen nicht wieder einzuführen.</p> <p>Die Bürgerwehr hat nach dem Gesetze vom 19. October v. J. den Beruf, die verfassungsmäßige Freiheit, die gesetzliche Ordnung und das Vaterland gegen auswärtige Feinde zu schützen.</p> <p>Ueber den Begriff und den Umfang der verfassungsmäßigen Freiheit herrschen zur Zeit noch die verschiedenartigsten Ansichten. Ein Hinblick auf die Kammer-Verhandlungen beweist zur Genüge, wie getheilt die Meinungen sind.</p> <p>Der Wille der Nation wird in der Gesetzgebung kund werden durch ihre Vertreter; die Stimme des Landes wird ihre Berücksichtigung finden.</p> <p>Was geschieht muß auf dem Wege verständiger Ueberlegung geschehen. Daß bei dieser Lage der Dinge von einem Schutze der verfassungsmäßigen Freiheit durch die Waffen nicht die Rede sein kann, braucht nicht näher ausgeführt zu werden. Jeder würde seine eigenen Ideen von Freiheit mit den Waffen schützen, und so würden in der Bürgerwehr dem Bürger die Waffen gegen den Bürger in die Hand gegeben werden.</p> <p>Zum Schutze der gesetzlichen Ordnung ist die Bürgerwehr unzureichend; es liegen darüber traurige Erfahrungen in nächster Erinnerung. Dieser Schutz mag Andern überlassen bleiben. Der Bürger, welcher des Tages Last und Hitze getragen, verlangt vom Staate Schutz und Sicherheit, welchen dieser durch besondere Anstalten zu gewähren hat.</p> <p>Zur Abwehr auswärtiger Feinde wird die Bürgerwehr niemals das leisten, was die vaterländische Landwehr, in welcher wir eine wohldisciplinirte Volksbewaffnung erblicken, zu leisten vermag und bereits geleistet hat.</p> <p>Die Bürgerwehr entspricht demnach zur Zeit in keiner Beziehung ihrem Zwecke. Dazu kommt noch, daß in der nahrungslosen Zeit die Beschaffung der Waffen den Meisten drückend wird und der Stadt eine Ausgabe von circa 60,000 Thlr. verursacht; daß der Bürgerwehrdienst selbst mit Kosten und Zeitversäumniß verbunden ist, und endlich daß das Bürgerwehr-Gesetz in seiner Bestimmung allen Partheien nicht genügt.</p> <p>Aus diesen Gründen sprechen die Unterzeichneten den dringenden Wunsch aus, daß es dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderathe gefallen wolle, die geeigneten Schritte zu thun, damit die Bürgerwehr zur Zeit noch nicht wieder ins Leben trete.</p> <p>Köln, den 20. März 1849.</p> </div> <div xml:id="ar254b_011" type="jArticle"> <p>Adresse an die zweite Kammer in Berlin,<lb/> (betr. die Verfassung und die Gesetzentwürfe zur Zerstörung des Vereins- und Versammlungsrechts und der Preßfreiheit.) —</p> <p>An dem heutigen wichtigen Tage, wo wir das Gedächtniß der vorigjährigen Revolution feiern, der zugleich aber ein Tag der Trauer ist, weil die Resultate jener Revolution so schlecht benutzt sind, daß nun schon die Feinde des Volkes es wieder wagen, ihre neidische Hand auszustrecken, um dem Volke die wenigen, noch übrigen Errungenschaften des Tages, den wir heute feiern, wieder zu entreißen, — an diesem halb freudigen halb traurigen Tag fühlen wir uns gedrungen, Euch, die Ihr auch uns zu vertreten habt, Ein Wort der Mahnung zuzurufen!</p> <p>Wenn es Euch auch, bei den veränderten Zeitverhältnissen (wovon Ihr freilich so wenig Schuld habt, wie wir, sondern hauptsächlich die ungerathenen Söhne des Volkes zu Frankfurt, die es nicht verstanden haben: das Eisen zu schmieden, so lange es noch warm war) nicht gelingen mag, den so dringend erforderlichen, entschiedenen Fortschritt in politischer und materieller Beziehung zu bewirken, da Ihr ohne Zustimmung des Königs und der ersten Kammer nichts werdet machen können, so bedenket doch ja: daß auch umgekehrt jene ohne Eure Zustimmung nichts machen können! Von Euch hängt es ab, ob die Pläne der Reaktion gelingen sollen, oder nicht; verhindern könnt Ihr sie so leicht: Ihr braucht nur Eure Zustimmung zu versagen! Schwer aber wäre die Verantwortung wenn Ihr jene ertheiltet! Aller entschiedene Fortschritt wäre dann für lange Jahre ohne neue Revolution unmöglich, oder glaubt Ihr etwa zum Beispiel, daß eine erste Kammer jemals zu wahrhaft sozial-demokratischen Einrichtungen ihre Zustimmung geben würde? —</p> <p>Bedenket vor Allem daß kein Paragraph der Euch vorgelegten Verfassungs-Urkunde, Gesetzeskraft erlangt ohne Eure Zustimmung!</p> <p>Um des Himmels willen erkennt also nicht, wie es Euch in dem Adreß-Entwurf vorgeschlagen ist, von vornherein jene Verfassungs-Urkunde als ein gültiges Grundgesetz an! Thätet Ihr dieses, so könnt Ihr nur gleich am Besten ganz nach Hause gehen, denn Ihr möchtet dann hernach die schönsten, freisinnigsten Abänderungen beschließen, — Eure Beschlüsse würden dann zu Petitionen herabsinken, sie würden nicht mehr Bedeutung haben, als die frühern allerunterthänigsten Petitionen der Provinzial- oder vereinigten Landtage; ja, wohl noch weniger, denn sie müßten dann nicht blos wie diese vom König, sondern auch von den in der ersten Kammer versammelten großen Herrn genehmigt werden; und ein Beschluß von Euch den Diese genehmigten, würde wohl mit dem Fortschritt so viel Aehnlichkeit haben, wie ein Wrangelscher Belagerungzustand mit der versprochenen „breitesten demokratischen Grundlage“! —</p> <p>Prüfet vielmehr erst genau, und gebt dann Eure Zustimmung nur denjenigen Artikeln der Verfassungs-Urkunde, die Ihr im demokratischen Sinne gut, brauchbar, oder wenigstens unschädlich findet! Zu allen andern aber, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1427/0001]
Beilage zu Nr. 254 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Samstag, 24. März 1849. [Französische Republik] Mitgliedes des Klubs Raspails lautet: „Raspail kündigte im Klub an, daß eine Manifestation stattfinden werde; er kündigte uns auch an, daß wir nach einem Dekret der Nationalversammlung die Petition nicht an die Barre bringen könnten.“
Zeuge Moulineau, 49 Jahr alt, Cabrioletkutscher, erklärt am 15. Mai an der Rue des Petits-Péres gehalten zu haben, als drei Männer sein Cabriolet bestiegen; man habe ihm befohlen, in größter Eile nach dem Hotel-de-Ville zu fahren, und auf der Route sei der Wagen fortwährend von Volkshaufen mit dem Ruf: „Es lebe Raspail!“ begleitet worden.
Raspail. Ich mache darauf aufmerksam, daß der Zeuge in seiner ersten Deposition gänzlich von der heutigen abweicht, denn in der ersten erklärt er, daß man ihn nach dem Quai Napoleon habe fahren lassen. Wenn er aber heute, nach so langer Zeit, behauptet, es sei das Hotel de Ville, welches man ihm genannt habe, so gibt er selbst die Unhaltbarkeit seiner Beobachtungen zu erkennen.
Präsident. Hat der Angeklagte Raspail nicht in der National-Versammlung gehört, daß sein Name auf den Listen der neuen provisorischen Regierung stand?
Raspail. Allerdings habe ich es gehört, und das verwunderte mich nicht, da ich wußte, wie mein Name die Sympathieen des Volkes, der Unglücklichen und Leidenden hat. In den Ergänzungswahlen für die Nationalversammlung ist eben so wenig auch nur das Geringste für meine Kandidatur geschehen, und doch haben 72,000 Stimmen auf Eure Anklage geantwortet. (Bewegung.)
Zeuge Pascal Duprat, 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15. Mai auf seinem Platz und hat den Angeklagten Quentin mit einem Stock bewaffnet eintreten sehen; daß derselbe Jemanden mit dem Stock bedrohte, hat er nicht gesehen. Auf die Bemerkung Quentin's, daß er ihn nicht kenne, fügt der Zeuge hinzu, daß man in den Bureaux der „Reform“, in denen Duprat mit Flocon und Gottfried Cavaignac arbeitete, Hrn. Quentin wohl gesehen, aber ihn als geheimen Mitarbeiter der Gazette de France zu entfernen gewußt habe.
Zum Schluß erklärt er unaufgefordert über Barbes, daß derselbe bei der Proklamation der Steuer-Milliarde keineswegs den Ausdruck „infam“ gebraucht habe, und daß auch die Worte: „Wir brauchen zwei Stunden Plünderung“ von keinem Menschen in der Assemblée laut geworden seien.
Raspail verlangt, daß die Stenographen, welche im Sinne honetter Blätter mehrfach die Verhandlungen entstellt haben, Akt von dieser Erklärung nehmen, was auch vom Präsidenten verfügt wird.
Nach Vernehmung von drei andern unwichtigen Zeugen wird die Sitzung auf den folgenden Tag ausgesetzt.
Schweiz. Tessin. Wie der „Republicano“ mittheilt, konzentriren sich die österreichischen Truppen am Tessin und am Po. Die Militärposten und Garnisonen werden der ganzen Gränze entlang aufgehoben. Como und das Veltlin sind schon gleichsam von Truppen entblößt; in Chiasso und Ponte Tresa sieht man keine Oesterreicher mehr. Die Kommunikationen sind zwar de jure unterbrochen, de facto jedoch sind sie durchaus frei. Während in Mailand die Tessiner die größten Schwierigkeiten haben, um Ausgangspässe zu erlangen, kann man die Gränze ungehindert nach Gefallen überschreiten.
068 Genf, 18. März. Von hier aus ist folgende Petition an die Bundesversammlung abgesandt worden:
„Die unterzeichneten Schweizer wenden sich an Euch, um von Euch die Abschaffung der noch bestehenden Militärkapitulationen zu verlangen. Im Namen der Würde und der Ehre der Schweiz beschwören wir Euch, Europa nicht länger das unnatürliche Schauspiel der Freiheitsunterdrückung um Geldeslohn durch die Söhne der demokratischen Schweiz zu geben. Im Namen der hohen Sendung, die Euch anvertraut ist, heischen wir von Euch einen muthigen Entschluß, der, gleich den von Euern Vorgängern gegen Jesuiten und Sonderbund gefaßten, den guten Ruf des gemeinsamen Vaterlandes zu wahren geeignet sei. Eure Befugniß in diesem Falle ist besser gegründet, als sie es in jenen war. Ihr dürft alle Maßregeln treffen, welche die innere und äußere Sicherheit der Schweiz oder jedes andere höhere Landesinteresse gebietet. Wenn, in Folge der jetzigen Sachlage, unsere in Italien etablirten Mitbürger durch große Verluste bedroht sind, wenn die Achtung vor unserm Lande anderwärts schwindet, könntet Ihr dann beschließen, die Kapitulationen seien nicht eine Gefahr, nicht eine Unehre für die Schweiz; könntet Ihr befangener und betheiligter Opposition oder persönlichen Erwägungen nachgeben! Wir zweifeln nicht, eine Mehrheit von Euch wird unsern Wünschen, die diejenigen des Schweizervolkes sind, entsprechen.
Möchte der Tag bald kommen, an welchem die republikanische Schweiz auf ihrer Stirn keine Schamröthe mehr empfinden muß, wenn sie von den Siegen hört, die ihre Söhne, um den Thron eines fremden Tyrannen zu stützen, davongetragen haben.“
(Folgen die Unterschriften.)
Bern, 17. März. In neapolitanischen Diensten befinden sich 4 Schweizerregimenter, jedes von 1472 Mann, nämlich zwei Bataillone von 736 Mann. Die Kantone, welche an der Kapitulation Theil genommen, sind folgende: Luzern für 1 Bataillon; Uri, Unterwalden und Appenzell J. Rh. für das 2. Bataillon des 1. Regiments; Freiburg und Solothur für das 2. Regiment; Wallis für 1 Bataillon des 3. Regiments; Graubünden für 1/2 Bataillon des 3. Regiments; Schwyz für 1/2 Bataillon des 3ten Regiments; Bern für das 4. Regiment. Die Kapitulationen sind zwischen den Jahren 1824 bis 1828 auf 30 Jahre abgeschlossen. Die Rückzugpension (pension de retraite) ist bestimmt auf den halben Sold für 20 Dienstjahre, auf 2/3 des Soldes für 25 Dienstjahre, auf 3/4 für 30 Jahre und auf den ganzen Sold für 35 Jahre. Im Fall von Auflösung der Regimenter beziehen solche die Hälfte der Besoldung.
Großbritannien. 068 London, 21. März. Die gestrigen Verhandlungen des Ober- und des Unterhauses waren ohne alles Interesse; da sich die Debatte nur um untergeordnete Gegenstände des Inlandes drehte. Die letzten Ereignisse in Indien und die mit der letzten Post eingetroffenen amerikanischen Nachrichten, bildeten daher das Tagesgespräch. Im Uebrigen beschäftigt man sich noch viel mit der jüngsten Disraeli'schen Debatte über Lokal Taxen, welche indeß sehr wenig Licht über den Gegenstand verbreitet hat. Die vorzunehmenden Einschränkungen in den Staatsausgaben werden nächstens wieder zur Debatte kommen.
Ostindien. 068 Ueber das Fort von Multan enthält die „Delhi Gazette“ die Schilderung eines Augenzeugen, der wir Nachstehendes entnehmen:
Major Wheeler ließ bald nach der Erstürmung des Forts wegen der vielbesprochenen großen Schätze, die dort aufgehäuft gewesen sein sollen, Nachforschungen anstellen. Mit Hülfe eines alten Mannes aus Sawun Mull's Zeiten, der die ungeheuren unterirdischen Vorrathsgewölbe ihrer Lage nach anzugeben wußte, ging man an's Werk. Das Hauptgewölbe befand sich unter dem offenen Platze in der Citadelle, jetzt mitten unter den durch die Sprengung aufgehäuften Trümmern. In diesem und andern Gewölben lagen noch bedeutende Massen von Seide, auch von Getreide, das aus der Zeit von Mulradsch's Vater herstammt; außerdem viel Opium, Indigo etc. Der Geldvorrath ist höchst beträchtlich. Sobald die Trümmer etwas weggeschafft sind, werden wir noch manchen Ballen Shawls und Seide hervorziehen. In der Münze fand sich eine recht hübsche Summe von geprägtem Gold und Silber. Bei der Explosion sind an 3 Lac Rupien in die Luft geschleudert worden. In Mulradsch's Hause fand sich ebenfalls eine große Menge Gold nebst kostbaren Waffen und Reichthümern aller Art. Da das Fort eine komplette Ruine und auch nicht ein Ziegel oder Stein auf dem andern geblieben, wird's viele Monate erfordern, um sich bis zu allen Kellern durchzuarbeiten und die eingestürzten Häuser wegzuschaffen. Der Gestank in der Citadelle ist furchtbar, denn viele Hundert Menschen faulen unter den Trümmern und über ihnen liegen Cadaver von Menschen und Thieren.
Die Menge von Pulver, die fast in jedem Winkel und jedem Loche ausgestreut liegt, ist erstaunlich. Bereits sind seit unserm Einzug mehrere kleinere Explosionen vorgekommen. Kugeln liegen wie Kieselsteine umher; der Vorrath hätte der Garnison auf viele, viele Jahre hingereicht. Ebenso sind Kanonenkugeln in großer Menge da, von dem größten bis zum kleinsten Umfange. Sie sind aus Stein gemacht. Wir haben noch 39 Kanonen entdeckt und 4 Mörser von ungeheuerlicher Größe An Wallgeschützen jeder Art und Größe, ist wahrer Ueberfluß. Die Musketen sind fast unzählbar. Multan kommt mir wie das „beau idéal“ eines Buniah's Forts oder vielmehr eines befestigten Waarenladens vor. Wohl nirgends und nie haben in Indien solche Schätze an Waffen und Waaren existirt als hier. Meine Feder ist zu schwach, die Schätze, die ich hier gesehn, auch nur annähernd zu beschreiben. Mistkarren fahren den ganzen Tag Goldmünzen hinweg. Es heißt, daß noch ein größerer Schatz im Fort verborgen, aber von Mulradsch allein gekannt ist. Vielleicht gibt er Aufschluß, im Interesse seiner Sache. Bei der Uebergabe des Forts schloß Mulradsch in reichster Kleidung und auf einem herrlichen arabischen Hengst den Zug. Neben ihm seine Brüder und die angesehensten Häuptlinge. Er ist mittlerer Gestalt, aber von höchst kräftigem Körperbau. Sein scharfes, durchdringendes Auge übersah mit einem Blick Alles, was um ihn her war und vorging. Sein Ausdruck zeigte weder Mißtrauen noch Niedergeschlagenheit, sondern das Bewußtsein, als einer der tapfersten Kämpfer die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen und zu verdienen. Er wird von seinen Leuten angebetet. Man schafft ihn nach Lahore, da seine Gefangenschaft hier in der Nähe bei der Zahl seiner Anhänger dem Gouvernement zu bedenklich scheint.
In Paris traf eine indische Post mit Nachrichten aus Bombay bis zum 17. Februar ein. Bis zu diesem Tage war der Kampf zwischen den Afghanen und Engländern nicht von Neuem losgebrochen. Die dortigen Blätter enthalten sonst nichts, als Details über die Erstürmung Moultan's, die wir bereits kennen.
Aus den Chinesischen Handlsplätzen bis Ende Januar's nichts Wesentliches.
Amerika. 068 Zu den in unserer gestrigen Nummer bereits mitgetheilten Nachrichten aus den Vereinigten Staaten, welche für New-York bes zum 7. März reichen, tragen wir heute Folgendes nach: Die Verhandlungen des Kongresses waren sehr vielfältig; in Betreff der Panama-Eisenbahn wurde noch kein Beschluß gefaßt. Die Spekulation nach Californien hatte etwas nachgelassen und das Geschäft dahin war von regulärer Natur. Seit dem 21. Februar waren etwa 2000 Menschen aus den Staaten nach San Francisco abgereist. Die Berichte aus den Golddistrikten wiederholten nur die früheren Mittheilungen und brachten sonst wenig Neues.
068 New-York, 7. März. Der neue Präsident Taylor hat folgendes Kabinet gebildet:
Clayton (Delaware), Staatssekretär (ins Europäische übersetzt: Premierminister); Meredith (Pensylvanien), Sekretär des Schatzes (Finanzminister); Ewing (Ohio), Sekretär des heimischen Departements; Preston (Virginia), Marinesekretär; Collamer (Vermont), Generalpostmeister; Crawford, (Georgia), Sekretär des Krieges und Johnson (Maryland), Attorneygeneral.
In Canada herrscht große Aufregung unter der alt-englischen Partei. Der Grund liegt in der „Entschädigungsbill,“ die das Ministerium unter dem Einfluß von Lafontaine und Papineau (den „Rebellen“ von 1837) ins Repräsentantenhaus gebracht und die hier mit 59 gegen 20 Stimmen durchgesetzt wurde. Man sieht, daß die französisch-demokratische Partei eine immense Majorität hat. Die Debatten über gedachte Bill dauerten an 12 Tage und die letzte Sitzung von 3 Uhr Nachmittags bis 11 Uhr früh des andern Tages — also 20 Stunden. Nach den Bestimmungen jener Bill sollen 2176 Personen, welche bei Gelegenheit des Aufstandes von 1837 Verluste erlitten, insgesammt mit 241,965 Pfd. Sterling entschädigt werden. Ein Theil jener Personen soll die Entschädigung erhalten für Verlust an Eigenthum, ein anderer Theil für Zeitverluste, den sie im Gefängniß oder Exil erlitten. Die Gegenpartei ist von einer wahren Berserker-Wuth befallen worden; sie erklärt, das Land (Ober-Canada) werde sich eher an die Vereinigten Staaten anschließen, eher rebelliren, als den Rebellen von 1837 die Entschädigung zahlen. In der letzten 20stündigen Sitzung, wo die Bill durchging, gab's zum Schluß unter den Repräsentanten wie auf der Gallerie einen argen Faustkampf (a regular fight). Canada wird stündlich reifer zur Annexation in die Vereinigten Staaten.
* Pernambuco, 16. Februar. Die Insurgenten sind 2 mal hinter einander geschlagen und die meisten ihrer Chefs entweder geblieben oder in die Gefangenschaft gerathen. Es wird jetzt die baldige Pazifikation der Provinz erwartet. Nach Berichten aus Buenos Ayres soll Rosas gegen Paraguay Krieg erklärt haben.
Asien. * Die eben in England eingelaufene indische Post bringt Nachrichten von Calcutta bis zum 8., von Bombay bis zum 17. Februar. Der Hauptinhalt dieser Post besteht in den bereits mitgetheilten Ereignissen von Chillianwallah und Multan und bestätigt nur die unbedingte Unterwerfung von Mulradsch. Seitdem war zwischen den feindlichen Parteien nichts bemerkenswerthes vorgefallen. Lord Gough befestigte sein Lager und wartete auf die von Multan heranrüecknde Verstärkung, welche an 40,000 Mann und 200 Stück Geschütz betragen wird. Die Belagerungs Armee von Multan, hatte sich mit Ausnahme der zurückgelassenen Garnison am 3. Februar in Marsch gesetzt, und man hoffte, daß sie das Lager des Oberbefehlshabers bei Ferozpur am 20. Febr. erreichen werde, damit Lord Gough dem vier Meilen von ihm verschanzten Feinde, bei erster Gelegenheit eine Schlacht anbieten könne. Shir Singh schien nicht geneigt, die Feindseligkeiten wieder beginnen zu wollen. Dies ist nur daraus zu erklären, daß ihm Schuttur Singh und der Sohn des Emirs von Cabul keine Verstärkung sandten. Major Lawrence der mit seiner Familie von Schuttur Singh gefangen genommen wurde, erfreute sich der besten Behandlung. Im Uebrigen war ganz Indien ruhig. — Die Handelsnachrichten aus Bombay und Calcutta lauten befriedigend. Aus China wurde nichts Neues gemeldet. Im Handel war es aber dort eben nicht sehr lebendig.
Neueste Nachrichten. * Köln, 23. März. In der gestern fortgesetzten Kaiserverhandlung wurde mit 282 gegen 246 Stimmen der Antrag angenommen:
1) über den modificirten Verfassungsentwurf, einschließlich aller Minoritätsanträge des Ausschusses ohne weitere Diskussion durch Abstimmung der einzelnen Paragraphen Beschluß zu fassen,
2) den Abschnitt über das Reichsoberhaupt zuletzt zur Abstimmung zu bringen, und
3) die Abstimmung sofort und in fortlaufenden Sitzungen zu vollenden.
Der Präsident Simson zeigte den Rücktritt des Reichsministeriums mit allen Unterstaatssekretären an.
Redakteur en chef: Karl Marx Dem Korrespondenten „Aus Franken“ zur Antwort:
Künftig stets unfrankirt!
068 Köln, 23. März. Morgen oder übermorgen werden unsere Schwarzweißen in und außer dem Stadtrath folgende Adresse an den Stadtrath gegen Herstellung der Bürgerwehr in hundert Exemplaren in Cirkulation setzen:
Gesuch an den Oberbürgermeister und den Gemeinderath, die Bürgerwehr einstweilen nicht wieder einzuführen.
Die Bürgerwehr hat nach dem Gesetze vom 19. October v. J. den Beruf, die verfassungsmäßige Freiheit, die gesetzliche Ordnung und das Vaterland gegen auswärtige Feinde zu schützen.
Ueber den Begriff und den Umfang der verfassungsmäßigen Freiheit herrschen zur Zeit noch die verschiedenartigsten Ansichten. Ein Hinblick auf die Kammer-Verhandlungen beweist zur Genüge, wie getheilt die Meinungen sind.
Der Wille der Nation wird in der Gesetzgebung kund werden durch ihre Vertreter; die Stimme des Landes wird ihre Berücksichtigung finden.
Was geschieht muß auf dem Wege verständiger Ueberlegung geschehen. Daß bei dieser Lage der Dinge von einem Schutze der verfassungsmäßigen Freiheit durch die Waffen nicht die Rede sein kann, braucht nicht näher ausgeführt zu werden. Jeder würde seine eigenen Ideen von Freiheit mit den Waffen schützen, und so würden in der Bürgerwehr dem Bürger die Waffen gegen den Bürger in die Hand gegeben werden.
Zum Schutze der gesetzlichen Ordnung ist die Bürgerwehr unzureichend; es liegen darüber traurige Erfahrungen in nächster Erinnerung. Dieser Schutz mag Andern überlassen bleiben. Der Bürger, welcher des Tages Last und Hitze getragen, verlangt vom Staate Schutz und Sicherheit, welchen dieser durch besondere Anstalten zu gewähren hat.
Zur Abwehr auswärtiger Feinde wird die Bürgerwehr niemals das leisten, was die vaterländische Landwehr, in welcher wir eine wohldisciplinirte Volksbewaffnung erblicken, zu leisten vermag und bereits geleistet hat.
Die Bürgerwehr entspricht demnach zur Zeit in keiner Beziehung ihrem Zwecke. Dazu kommt noch, daß in der nahrungslosen Zeit die Beschaffung der Waffen den Meisten drückend wird und der Stadt eine Ausgabe von circa 60,000 Thlr. verursacht; daß der Bürgerwehrdienst selbst mit Kosten und Zeitversäumniß verbunden ist, und endlich daß das Bürgerwehr-Gesetz in seiner Bestimmung allen Partheien nicht genügt.
Aus diesen Gründen sprechen die Unterzeichneten den dringenden Wunsch aus, daß es dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderathe gefallen wolle, die geeigneten Schritte zu thun, damit die Bürgerwehr zur Zeit noch nicht wieder ins Leben trete.
Köln, den 20. März 1849.
Adresse an die zweite Kammer in Berlin,
(betr. die Verfassung und die Gesetzentwürfe zur Zerstörung des Vereins- und Versammlungsrechts und der Preßfreiheit.) —
An dem heutigen wichtigen Tage, wo wir das Gedächtniß der vorigjährigen Revolution feiern, der zugleich aber ein Tag der Trauer ist, weil die Resultate jener Revolution so schlecht benutzt sind, daß nun schon die Feinde des Volkes es wieder wagen, ihre neidische Hand auszustrecken, um dem Volke die wenigen, noch übrigen Errungenschaften des Tages, den wir heute feiern, wieder zu entreißen, — an diesem halb freudigen halb traurigen Tag fühlen wir uns gedrungen, Euch, die Ihr auch uns zu vertreten habt, Ein Wort der Mahnung zuzurufen!
Wenn es Euch auch, bei den veränderten Zeitverhältnissen (wovon Ihr freilich so wenig Schuld habt, wie wir, sondern hauptsächlich die ungerathenen Söhne des Volkes zu Frankfurt, die es nicht verstanden haben: das Eisen zu schmieden, so lange es noch warm war) nicht gelingen mag, den so dringend erforderlichen, entschiedenen Fortschritt in politischer und materieller Beziehung zu bewirken, da Ihr ohne Zustimmung des Königs und der ersten Kammer nichts werdet machen können, so bedenket doch ja: daß auch umgekehrt jene ohne Eure Zustimmung nichts machen können! Von Euch hängt es ab, ob die Pläne der Reaktion gelingen sollen, oder nicht; verhindern könnt Ihr sie so leicht: Ihr braucht nur Eure Zustimmung zu versagen! Schwer aber wäre die Verantwortung wenn Ihr jene ertheiltet! Aller entschiedene Fortschritt wäre dann für lange Jahre ohne neue Revolution unmöglich, oder glaubt Ihr etwa zum Beispiel, daß eine erste Kammer jemals zu wahrhaft sozial-demokratischen Einrichtungen ihre Zustimmung geben würde? —
Bedenket vor Allem daß kein Paragraph der Euch vorgelegten Verfassungs-Urkunde, Gesetzeskraft erlangt ohne Eure Zustimmung!
Um des Himmels willen erkennt also nicht, wie es Euch in dem Adreß-Entwurf vorgeschlagen ist, von vornherein jene Verfassungs-Urkunde als ein gültiges Grundgesetz an! Thätet Ihr dieses, so könnt Ihr nur gleich am Besten ganz nach Hause gehen, denn Ihr möchtet dann hernach die schönsten, freisinnigsten Abänderungen beschließen, — Eure Beschlüsse würden dann zu Petitionen herabsinken, sie würden nicht mehr Bedeutung haben, als die frühern allerunterthänigsten Petitionen der Provinzial- oder vereinigten Landtage; ja, wohl noch weniger, denn sie müßten dann nicht blos wie diese vom König, sondern auch von den in der ersten Kammer versammelten großen Herrn genehmigt werden; und ein Beschluß von Euch den Diese genehmigten, würde wohl mit dem Fortschritt so viel Aehnlichkeit haben, wie ein Wrangelscher Belagerungzustand mit der versprochenen „breitesten demokratischen Grundlage“! —
Prüfet vielmehr erst genau, und gebt dann Eure Zustimmung nur denjenigen Artikeln der Verfassungs-Urkunde, die Ihr im demokratischen Sinne gut, brauchbar, oder wenigstens unschädlich findet! Zu allen andern aber,
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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