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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 265. Köln, 6. April 1849.

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* Köln, 5. April.
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Wir haben unseren Lesern bereits vor einigen Tagen die Verhaftung Willich's in Lyon mitgetheilt. Die nähern Details dieser Angelegenheit waren damals unserm Pariser Correspondenten noch nicht bekannt; seitdem aber haben die deutschen demokratischen Flüchtlinge in Paris eine Protestation an das Gouvernement gerichtet, aus welcher die ganze polizeiliche Bourgeois-Gemeinheit "Odilon-Faucher's" erhellt, dieser honetten Bauchredner des Liberalismus, die in demselben Augenblick von der Nationalversammlung ihrer ganzen gravitätischen Kleinbürgermoral entkleidet und des alten orleanistischen Corruptionssystems überführt werden.

Willich wurde in Lyon nächtlicher Weile im Wirthshaus verhaftet, seiner Papiere, darunter mehrerer Briefe an die Chefs der französischen Demokratie, beraubt, und dann mit eisernem Halsband gefesselt auf der Route der Schweizergrenze forttransportirt. Willich selbst schreibt darüber drei Stunden von Lyon an den ehemals preußischen Offizier Hentze in Paris:

"Mein lieber Freund, ich muß dir französisch schreiben, damit mein Wächter es lesen kann. Ich bin heute, mit dem Eisen um den Hals, aber umgeben von wahren Freunden und Brüdern, von Lyon abgegangen. Die Schmach wird hier eine Ehre. Es ist kalt, und meine Handschrift wird dir fast unleserlich sein. Ich hatte gehofft, sofort an die Schweiz abgeliefert zu werden, allein man transportirt mich sehr langsam von Station zu Station. Diese Mittheilung wird dir, wie ich glaube, genügen; du wirst thun, was du thun kannst. Ich bin zufrieden, mich dieser letzten Feuerprobe für die gute Sache der Völker zu unterziehen. Tausend Grüße. Dein August Willich.

"N. S. Der Präfekt ändert so eben meine Route; ich werde nach der Genfer Gränze gebracht."

Der feiste Bourgeois-Minister des englischen Constablers hat auf die entrüsteten Interpellationen der sämmtlichen demokratischen Blätter noch nichts erwidert. Die Art aber, wie jetzt überall, in den Prozessen von Bourges und Limoges, auf den Pontons der Juni-Transportirten, in der italienischen Frage, in der Behandlung der fremden Flüchtlinge Schmach auf Schmach gehäuft wird, bürgt uns mehr als alles Andere für eine baldige, neue Wendung der Dinge in Frankreich. [Fortsetzung]

[Fortsetzung] Zufolge obgesagter Ordnung ist am allersten durch 7 Churfürsten zu Frankfurt erwöhlet worden der H. Henricus der II, ein Hertzog in Beyern, welcher auch, aber auß unzweifflichen Groß- und ehafften Verhindernussen, nicht alhie an seinem gebürenden Ort, sondern zu Frankfurt gekrönet. Dieser Keyser ist folgens zu Meylan gekrönet mit einer eisernen und zu Rom von dem Pabst Benedicto VIII mit einer güldinen Kronen. Zu Bestätigung dieses Keysers Heiligkeit kann auch nicht unterlassen zu erzehlen, was vor grosse Gutthat Gott der Herr demselben auff dem Berg Cassino bewiesen, indem er wunderbarlich im Schlafe vom Stein operirt ward. Dieser Keyser hat mit seiner Hausfrawen der H. Cunigunde ewige Keuschheit gehalten, also, da er sterben sollen, zu seinen Edlen gesprochen: Eine Jungfraw habt ihr mir geben, eine Jungfraw gibe ich euch wider.

Auf diesen Kaiser ist gefolgt Conradus II. Ein Hertzog in Francken, welcher seinen Sohn Henricum III, dieser seinen Sohn Henricum IV, und dieser gleichfalls seinen Sohn Henricum V allhie zu Aach bei ihren Leben haben krönen lassen. Anno 1153 den 11 Martij ist Fridericus Barbarossa deß Namens der erste, ein Hertzog in Schwaben allhie zu Aach, und folgens auch vom Papst Pachali zu Rom gekrönet worden .... Eine Spaltung von drei andern Kaysern ware im längstvergangenen Jahre 1207 durch die damaln am Himmel geseehne 3 Sonnen praesignirt gexvesen ....

Hierauff stehet das Römisch Reich eine Weil still, biß in Anno 1273 zu Frankfurt einhellig erwöhlet Graff Rudolff von Habspurg, den 29 Septembris auf S. Michaelis Tag, und folgenden Jahrs allhie zu Aach gekrönet. Dieser hat nachmals Oesterreich under sich bracht, und ist der zweite gewesen, so allhie zu Aach mit einer ganz güldinen Kron ist gekrönet worden. Dann es schreiben die Historici, daß die Röm. König allhie mit einer silbern, zu Meylan mit einer eisernen, und zu Rom mit einer pur güldinen Kronen pflegen gekrönet zu werden. Under seiner Krönung ist gleich der Scepter nicht beyhanden gewesen, derowegen er in dessen platz ein Crucifix ergriffen.

Nach Todt Kaysers Ludwichen wird Carolus IV, eines Königs Sohn aus Boheimb, nachdem er noch bei Leben Kaysers Ludwichen erwöhlet gewesen, allhie sampt seinem Gemahl gekrönet, Anno 1349 auff St Jacobi Tag. Dieser Keyser hat hin und wieder die Zöll im Reich beschwäret und damit seine patrimonial Landen reich gemacht. Das best doch, so er gethan, ist dieses, daß er in so großer Confusion des Reichs die güldine Bull hat auffgerichtet.

Anno 1376 ist noch bei Leben Caroli IV dessen Sohn Wenceslaus zu Frankfurt erwöhlet und zu Aach allhie gekrönet durch den Erzbischoff von Cölln Fridericum a Sarwerden. Ist aber Anno 1400 wieder abgesetzt, als welcher zum Regiment unbequämb geschätzt worden und starb in seines Bruders Gefängnuß im 20 Jahr, und im Jahre Christi 1419. Nach Sigismundum ward allhie gekrönet Fridericus III am 17 Juny Anno 1452. In welchem Jahr auff Pfingstabend die mächtige Statt Constantinopel in die Hand deß grausamen Türcken gerathen, und als damaln Ihre Keys. May. solche betrübte Zeitung auff dem Rathhaus allhie vernommen, hat alsbald geantwortet, daß man unwiderbringlicher Sachen nützlich thue zu vergessen, welchen deß Keysers Spruch ein erhb. Rath nachderhand mit güldinen Buchstaben vor dem Rathhaus hat schreiben lassen." - Der würdige Doctor Noppius erwähnt dann noch Maximilian's I und schildert hierauf ausführlich die Krönung Kaiser Carl's V. Der Duft des alten Schweinslederbandes hat uns so sehr berauscht, daß wir dieses Capitul erst morgen geben werden.

[Deutschland]
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* Köln, 5. April.
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* Köln, 5. April.

Wir haben unseren Lesern bereits vor einigen Tagen die Verhaftung Willich's in Lyon mitgetheilt. Die nähern Details dieser Angelegenheit waren damals unserm Pariser Correspondenten noch nicht bekannt; seitdem aber haben die deutschen demokratischen Flüchtlinge in Paris eine Protestation an das Gouvernement gerichtet, aus welcher die ganze polizeiliche Bourgeois-Gemeinheit „Odilon-Faucher's“ erhellt, dieser honetten Bauchredner des Liberalismus, die in demselben Augenblick von der Nationalversammlung ihrer ganzen gravitätischen Kleinbürgermoral entkleidet und des alten orleanistischen Corruptionssystems überführt werden.

Willich wurde in Lyon nächtlicher Weile im Wirthshaus verhaftet, seiner Papiere, darunter mehrerer Briefe an die Chefs der französischen Demokratie, beraubt, und dann mit eisernem Halsband gefesselt auf der Route der Schweizergrenze forttransportirt. Willich selbst schreibt darüber drei Stunden von Lyon an den ehemals preußischen Offizier Hentze in Paris:

„Mein lieber Freund, ich muß dir französisch schreiben, damit mein Wächter es lesen kann. Ich bin heute, mit dem Eisen um den Hals, aber umgeben von wahren Freunden und Brüdern, von Lyon abgegangen. Die Schmach wird hier eine Ehre. Es ist kalt, und meine Handschrift wird dir fast unleserlich sein. Ich hatte gehofft, sofort an die Schweiz abgeliefert zu werden, allein man transportirt mich sehr langsam von Station zu Station. Diese Mittheilung wird dir, wie ich glaube, genügen; du wirst thun, was du thun kannst. Ich bin zufrieden, mich dieser letzten Feuerprobe für die gute Sache der Völker zu unterziehen. Tausend Grüße. Dein August Willich.

„N. S. Der Präfekt ändert so eben meine Route; ich werde nach der Genfer Gränze gebracht.“

Der feiste Bourgeois-Minister des englischen Constablers hat auf die entrüsteten Interpellationen der sämmtlichen demokratischen Blätter noch nichts erwidert. Die Art aber, wie jetzt überall, in den Prozessen von Bourges und Limoges, auf den Pontons der Juni-Transportirten, in der italienischen Frage, in der Behandlung der fremden Flüchtlinge Schmach auf Schmach gehäuft wird, bürgt uns mehr als alles Andere für eine baldige, neue Wendung der Dinge in Frankreich. [Fortsetzung]

[Fortsetzung] Zufolge obgesagter Ordnung ist am allersten durch 7 Churfürsten zu Frankfurt erwöhlet worden der H. Henricus der II, ein Hertzog in Beyern, welcher auch, aber auß unzweifflichen Groß- und ehafften Verhindernussen, nicht alhie an seinem gebürenden Ort, sondern zu Frankfurt gekrönet. Dieser Keyser ist folgens zu Meylan gekrönet mit einer eisernen und zu Rom von dem Pabst Benedicto VIII mit einer güldinen Kronen. Zu Bestätigung dieses Keysers Heiligkeit kann auch nicht unterlassen zu erzehlen, was vor grosse Gutthat Gott der Herr demselben auff dem Berg Cassino bewiesen, indem er wunderbarlich im Schlafe vom Stein operirt ward. Dieser Keyser hat mit seiner Hausfrawen der H. Cunigunde ewige Keuschheit gehalten, also, da er sterben sollen, zu seinen Edlen gesprochen: Eine Jungfraw habt ihr mir geben, eine Jungfraw gibe ich euch wider.

Auf diesen Kaiser ist gefolgt Conradus II. Ein Hertzog in Francken, welcher seinen Sohn Henricum III, dieser seinen Sohn Henricum IV, und dieser gleichfalls seinen Sohn Henricum V allhie zu Aach bei ihren Leben haben krönen lassen. Anno 1153 den 11 Martij ist Fridericus Barbarossa deß Namens der erste, ein Hertzog in Schwaben allhie zu Aach, und folgens auch vom Papst Pachali zu Rom gekrönet worden ‥‥ Eine Spaltung von drei andern Kaysern ware im längstvergangenen Jahre 1207 durch die damaln am Himmel geseehne 3 Sonnen praesignirt gexvesen ‥‥

Hierauff stehet das Römisch Reich eine Weil still, biß in Anno 1273 zu Frankfurt einhellig erwöhlet Graff Rudolff von Habspurg, den 29 Septembris auf S. Michaelis Tag, und folgenden Jahrs allhie zu Aach gekrönet. Dieser hat nachmals Oesterreich under sich bracht, und ist der zweite gewesen, so allhie zu Aach mit einer ganz güldinen Kron ist gekrönet worden. Dann es schreiben die Historici, daß die Röm. König allhie mit einer silbern, zu Meylan mit einer eisernen, und zu Rom mit einer pur güldinen Kronen pflegen gekrönet zu werden. Under seiner Krönung ist gleich der Scepter nicht beyhanden gewesen, derowegen er in dessen platz ein Crucifix ergriffen.

Nach Todt Kaysers Ludwichen wird Carolus IV, eines Königs Sohn aus Boheimb, nachdem er noch bei Leben Kaysers Ludwichen erwöhlet gewesen, allhie sampt seinem Gemahl gekrönet, Anno 1349 auff St Jacobi Tag. Dieser Keyser hat hin und wieder die Zöll im Reich beschwäret und damit seine patrimonial Landen reich gemacht. Das best doch, so er gethan, ist dieses, daß er in so großer Confusion des Reichs die güldine Bull hat auffgerichtet.

Anno 1376 ist noch bei Leben Caroli IV dessen Sohn Wenceslaus zu Frankfurt erwöhlet und zu Aach allhie gekrönet durch den Erzbischoff von Cölln Fridericum à Sarwerden. Ist aber Anno 1400 wieder abgesetzt, als welcher zum Regiment unbequämb geschätzt worden und starb in seines Bruders Gefängnuß im 20 Jahr, und im Jahre Christi 1419. Nach Sigismundum ward allhie gekrönet Fridericus III am 17 Juny Anno 1452. In welchem Jahr auff Pfingstabend die mächtige Statt Constantinopel in die Hand deß grausamen Türcken gerathen, und als damaln Ihre Keys. May. solche betrübte Zeitung auff dem Rathhaus allhie vernommen, hat alsbald geantwortet, daß man unwiderbringlicher Sachen nützlich thue zu vergessen, welchen deß Keysers Spruch ein erhb. Rath nachderhand mit güldinen Buchstaben vor dem Rathhaus hat schreiben lassen.“ ‒ Der würdige Doctor Noppius erwähnt dann noch Maximilian's I und schildert hierauf ausführlich die Krönung Kaiser Carl's V. Der Duft des alten Schweinslederbandes hat uns so sehr berauscht, daß wir dieses Capitul erst morgen geben werden.

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          <p>Auf diesen Kaiser ist gefolgt Conradus II. Ein Hertzog in Francken, welcher seinen Sohn Henricum III, dieser seinen Sohn Henricum IV, und dieser gleichfalls seinen Sohn Henricum V allhie zu Aach bei ihren Leben haben krönen lassen. Anno 1153 den 11 Martij ist Fridericus Barbarossa deß Namens der erste, ein Hertzog in Schwaben allhie zu Aach, und folgens auch vom Papst Pachali zu Rom gekrönet worden &#x2025;&#x2025; Eine Spaltung von drei andern Kaysern ware im längstvergangenen Jahre 1207 durch die damaln am Himmel geseehne 3 Sonnen praesignirt gexvesen &#x2025;&#x2025;</p>
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          <p>Nach Todt Kaysers Ludwichen wird Carolus IV, eines Königs Sohn aus Boheimb, nachdem er noch bei Leben Kaysers Ludwichen erwöhlet gewesen, allhie sampt seinem Gemahl gekrönet, Anno 1349 auff St Jacobi Tag. Dieser Keyser hat hin und wieder die Zöll im Reich beschwäret und damit seine patrimonial Landen reich gemacht. Das best doch, so er gethan, ist dieses, daß er in so großer Confusion des Reichs die güldine Bull hat auffgerichtet.</p>
          <p>Anno 1376 ist noch bei Leben Caroli IV dessen Sohn Wenceslaus zu Frankfurt erwöhlet und zu Aach allhie gekrönet durch den Erzbischoff von Cölln Fridericum à Sarwerden. Ist aber Anno 1400 wieder abgesetzt, als welcher zum Regiment unbequämb geschätzt worden und starb in seines Bruders Gefängnuß im 20 Jahr, und im Jahre Christi 1419. Nach Sigismundum ward allhie gekrönet Fridericus III am 17 Juny Anno 1452. In welchem Jahr auff Pfingstabend die mächtige Statt Constantinopel in die Hand deß grausamen Türcken gerathen, und als damaln Ihre Keys. May. solche betrübte Zeitung auff dem Rathhaus allhie vernommen, hat alsbald geantwortet, daß man unwiderbringlicher Sachen nützlich thue zu vergessen, welchen deß Keysers Spruch ein erhb. Rath nachderhand mit güldinen Buchstaben vor dem Rathhaus hat schreiben lassen.&#x201C; &#x2012; Der würdige Doctor Noppius erwähnt dann noch Maximilian's I und schildert hierauf ausführlich die Krönung Kaiser Carl's V. Der Duft des alten Schweinslederbandes hat uns so sehr berauscht, daß wir dieses Capitul erst morgen geben werden.</p>
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[1492/0002] [Deutschland] _ * Köln, 5. April. _ * Köln, 5. April. Wir haben unseren Lesern bereits vor einigen Tagen die Verhaftung Willich's in Lyon mitgetheilt. Die nähern Details dieser Angelegenheit waren damals unserm Pariser Correspondenten noch nicht bekannt; seitdem aber haben die deutschen demokratischen Flüchtlinge in Paris eine Protestation an das Gouvernement gerichtet, aus welcher die ganze polizeiliche Bourgeois-Gemeinheit „Odilon-Faucher's“ erhellt, dieser honetten Bauchredner des Liberalismus, die in demselben Augenblick von der Nationalversammlung ihrer ganzen gravitätischen Kleinbürgermoral entkleidet und des alten orleanistischen Corruptionssystems überführt werden. Willich wurde in Lyon nächtlicher Weile im Wirthshaus verhaftet, seiner Papiere, darunter mehrerer Briefe an die Chefs der französischen Demokratie, beraubt, und dann mit eisernem Halsband gefesselt auf der Route der Schweizergrenze forttransportirt. Willich selbst schreibt darüber drei Stunden von Lyon an den ehemals preußischen Offizier Hentze in Paris: „Mein lieber Freund, ich muß dir französisch schreiben, damit mein Wächter es lesen kann. Ich bin heute, mit dem Eisen um den Hals, aber umgeben von wahren Freunden und Brüdern, von Lyon abgegangen. Die Schmach wird hier eine Ehre. Es ist kalt, und meine Handschrift wird dir fast unleserlich sein. Ich hatte gehofft, sofort an die Schweiz abgeliefert zu werden, allein man transportirt mich sehr langsam von Station zu Station. Diese Mittheilung wird dir, wie ich glaube, genügen; du wirst thun, was du thun kannst. Ich bin zufrieden, mich dieser letzten Feuerprobe für die gute Sache der Völker zu unterziehen. Tausend Grüße. Dein August Willich. „N. S. Der Präfekt ändert so eben meine Route; ich werde nach der Genfer Gränze gebracht.“ Der feiste Bourgeois-Minister des englischen Constablers hat auf die entrüsteten Interpellationen der sämmtlichen demokratischen Blätter noch nichts erwidert. Die Art aber, wie jetzt überall, in den Prozessen von Bourges und Limoges, auf den Pontons der Juni-Transportirten, in der italienischen Frage, in der Behandlung der fremden Flüchtlinge Schmach auf Schmach gehäuft wird, bürgt uns mehr als alles Andere für eine baldige, neue Wendung der Dinge in Frankreich. [Fortsetzung] [Fortsetzung] Zufolge obgesagter Ordnung ist am allersten durch 7 Churfürsten zu Frankfurt erwöhlet worden der H. Henricus der II, ein Hertzog in Beyern, welcher auch, aber auß unzweifflichen Groß- und ehafften Verhindernussen, nicht alhie an seinem gebürenden Ort, sondern zu Frankfurt gekrönet. Dieser Keyser ist folgens zu Meylan gekrönet mit einer eisernen und zu Rom von dem Pabst Benedicto VIII mit einer güldinen Kronen. Zu Bestätigung dieses Keysers Heiligkeit kann auch nicht unterlassen zu erzehlen, was vor grosse Gutthat Gott der Herr demselben auff dem Berg Cassino bewiesen, indem er wunderbarlich im Schlafe vom Stein operirt ward. Dieser Keyser hat mit seiner Hausfrawen der H. Cunigunde ewige Keuschheit gehalten, also, da er sterben sollen, zu seinen Edlen gesprochen: Eine Jungfraw habt ihr mir geben, eine Jungfraw gibe ich euch wider. Auf diesen Kaiser ist gefolgt Conradus II. Ein Hertzog in Francken, welcher seinen Sohn Henricum III, dieser seinen Sohn Henricum IV, und dieser gleichfalls seinen Sohn Henricum V allhie zu Aach bei ihren Leben haben krönen lassen. Anno 1153 den 11 Martij ist Fridericus Barbarossa deß Namens der erste, ein Hertzog in Schwaben allhie zu Aach, und folgens auch vom Papst Pachali zu Rom gekrönet worden ‥‥ Eine Spaltung von drei andern Kaysern ware im längstvergangenen Jahre 1207 durch die damaln am Himmel geseehne 3 Sonnen praesignirt gexvesen ‥‥ Hierauff stehet das Römisch Reich eine Weil still, biß in Anno 1273 zu Frankfurt einhellig erwöhlet Graff Rudolff von Habspurg, den 29 Septembris auf S. Michaelis Tag, und folgenden Jahrs allhie zu Aach gekrönet. Dieser hat nachmals Oesterreich under sich bracht, und ist der zweite gewesen, so allhie zu Aach mit einer ganz güldinen Kron ist gekrönet worden. Dann es schreiben die Historici, daß die Röm. König allhie mit einer silbern, zu Meylan mit einer eisernen, und zu Rom mit einer pur güldinen Kronen pflegen gekrönet zu werden. Under seiner Krönung ist gleich der Scepter nicht beyhanden gewesen, derowegen er in dessen platz ein Crucifix ergriffen. Nach Todt Kaysers Ludwichen wird Carolus IV, eines Königs Sohn aus Boheimb, nachdem er noch bei Leben Kaysers Ludwichen erwöhlet gewesen, allhie sampt seinem Gemahl gekrönet, Anno 1349 auff St Jacobi Tag. Dieser Keyser hat hin und wieder die Zöll im Reich beschwäret und damit seine patrimonial Landen reich gemacht. Das best doch, so er gethan, ist dieses, daß er in so großer Confusion des Reichs die güldine Bull hat auffgerichtet. Anno 1376 ist noch bei Leben Caroli IV dessen Sohn Wenceslaus zu Frankfurt erwöhlet und zu Aach allhie gekrönet durch den Erzbischoff von Cölln Fridericum à Sarwerden. Ist aber Anno 1400 wieder abgesetzt, als welcher zum Regiment unbequämb geschätzt worden und starb in seines Bruders Gefängnuß im 20 Jahr, und im Jahre Christi 1419. Nach Sigismundum ward allhie gekrönet Fridericus III am 17 Juny Anno 1452. In welchem Jahr auff Pfingstabend die mächtige Statt Constantinopel in die Hand deß grausamen Türcken gerathen, und als damaln Ihre Keys. May. solche betrübte Zeitung auff dem Rathhaus allhie vernommen, hat alsbald geantwortet, daß man unwiderbringlicher Sachen nützlich thue zu vergessen, welchen deß Keysers Spruch ein erhb. Rath nachderhand mit güldinen Buchstaben vor dem Rathhaus hat schreiben lassen.“ ‒ Der würdige Doctor Noppius erwähnt dann noch Maximilian's I und schildert hierauf ausführlich die Krönung Kaiser Carl's V. Der Duft des alten Schweinslederbandes hat uns so sehr berauscht, daß wir dieses Capitul erst morgen geben werden.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 265. Köln, 6. April 1849, S. 1492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz265_1849/2>, abgerufen am 27.04.2024.