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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 269. Köln, 11. April 1849.

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* Köln, 10. April.

Aus Turin ist uns eine italienische Privatkorrespondenz zugegangen, die wir unsern Lesern wörtlich mittheilen. Diese Korrespondenz ist zugleich die beste Antwort auf die infamen Lügen der "Kölnischen Zeitung" über die italienischen Republikaner.

"Höchst charakteristisch ist schon die einzige Thatsache, daß in Turin Ministerium und Kammer erst am 26. März von der am 23. bei Novara stattgefundenen Niederlage der Piemontesen und der Abdankung Karl Albert's etwas erfuhren. Und doch handelte es sich blos um eine Entfernung von 8-10 Poststunden, und das piemontesische Heer hatte trotz der fortwährenden Veränderungen seiner Positionen von Pavia bis Vercelli doch stets seine Operationsbasis und die freiste Kommunikation bewahrt. Jenes geheimnißvolle Dunkel war aber seit Langem vorbereitet. Ein vom Parlament stupider Weise angenommenes Gesetz verbot den Journalen, über den in der Nachbarschaft geführten Krieg andere Notizen zu geben, als welche das Ministerium liefern würde. Dieses stupide Ministerium erhielt von der militärischen Kamarilla nicht die mindeste Nachricht, während die armen piemontesischen und lombardischen Soldaten in das große Netz des Jesuitismus und der Diplomatie verwickelt auf dem Schlachtfelde hingeopfert wurden.

Diejenigen Regimenter, von denen man am wenigsten erwartete, ließ man in den Kampf rücken. Die bis dahin zu den mittelmäßigen gezählte Brigade Casale, stand mehr als 4 Stunden im Feuer, und blieb den ganzen Tag ohne Speise und Trank. Wunderbar! Ein Heer im eigenen Lande und unter den Mauern von Novara, d. h. in einer der reichsten und fruchtbarsten Flächen Italien's, erhält 24 Stunden lang keinen Bissen Brod! So lange der Waffenstillstand dauerte, fehlte es an Nichts; am ersten Tage des Kampfes fehlt selbst das Brod. Wunder des heil. Ignacius v. Lojola!

Die Brigade Casale wurde von der Brigade Pinerolo, einer der besten, abgelöst, weil -- weil sie nicht Willens war, ihre Schuldigkeit zu thun. Nachdem zwei Salven gethan waren, sah man die Offiziere Kehrt! machen und sich langsamen Schrittes hinter die erstaunten Soldaten zurückziehen. Die Brigade Savoyen schlug sich wenig oder gar nicht, als wenn es sich um eine ganz fremde Sache gehandelt hätte, und, hungrig in Novara eindringend, plünderte sie die Häuser gleich dem Feinde. Der Klerus von Novara hatte die Bäckerläden leeren, die Schilder von den Wirthshäusern herunternehmen und die Familien der reichen "Heuler" auf's Land verreisen lassen. Die Saveyarden raubten nicht blos Brod, Wein und Würste, sondern Uhren und andere Kostbarkeiten. In den Dörfern machten sie's noch schlimmer; sie stachen Kühe und Schweine todt, ohne sie zu benutzen. In Cressa zwangen sie den verwundet im Bette liegenden Grafen Emanuel Borromeo, aufzustehen und ihnen den Ort zu zeigen, wo das Geld versteckt liege. Das kommt theils von der Berührung mit den Kroaten und andern Barbaren her, wie ja auch Bugeaud und Changarnier von den Beduinen recht viel in dieser Hinsicht gelernt haben, zum andern Theil aber von der durch die Offiziere absichtlich betriebenen Lockerung aller und jeder Disziplin. Seit Langem sprachen sie zu den Soldaten nur mit Verachtung von der Sache, die sie vertheidigen sollten. Sie thaten das ungestraft, und bei den Soldaten duldeten sie das Ausbleiben beim Appell und Schlimmeres. Ein Priester zu Arona, der von der Kanzel herab die Kriegspflichten des Soldaten in warmer Rede auseinandersetzte, sah sich öffentlich von Offizieren insultirt und wurde dann von eigends dazu aufgereizten Soldaten halb todtgeschlagen.

Trotz aller dieser infamen Intriguen zeigten einige Korps auf dem Schlachtfelde eine außerordentliche Tapferkeit, vor Allen die neuen Regimenter aus dem Lombardisch-Venetianischen und aus den Herzogthümern, ferner die piemontesische und lombardische Artillerie und endlich die Nizzaner Kavallerie. Leute, die zur Bestattung der Gefallenen requirirt wurden, bezeugen, daß auf jeden lombardischen oder piemontesischen Leichnam 2 bis 3 und mehr östreichische gezählt wurden.

Die mit Radetzki nach Mailand zurückkehrenden Truppen befanden sich in einem jämmerlichen Zustande; größtentheils ohne Waffen und mit zerrissenen Kleidern. Ihr Verlust an Todten muß außerordentlich gewesen sein.

Auf dem Schlachtfelde stürzten die von Branntwein ganz betrunkenen Kroaten unter den Kartätschenschüssen und Kavalleriechargen schaarenweise hin. Aber immer neue Verstärkungen rückten in ihre Stellen ein.

Das dauerte in einem weg von 10 Uhr früh bis 2 1/2 Uhr Nachmittags. Allmälig verloren die in jeder Hinsicht nüchtern gelassenen Italiener den Vortheil ihrer überlegenen Beweglichkeit und empfanden den Druck der feindlichen Massen, die sich nur gegen diejenigen Korps konzentrirten, welche ihre Pflicht thaten. Noch hielten sie sich 2 Stunden und begaben sich dann, kaum mehr zum Marschiren kräftig genug, auf den Rückzug. Außer den Regimentern, die als solche bezeichnet waren, die sich nicht schlagen wollten: blieb eine ganze Reserve-Division den ganzen Tag über unbeweglich Sie erwartete jeden Augenblick den Befehl zum Vorrücken. Wer aber ausblieb, das war ---- der Befehl.

In dem Treffen von Cava bei Pavia, befand sich das neue aus lombardischen Emigrirten bestehende 21. Regiment nach 1stündigem Feuern ohne Munition. Entschlossen, entweder zu siegen oder zu sterben, machte es 6 Bajonettangriffe und wurde fast ganz aufgerieben; blos 40 Mann sollen übrig sein. Das nämliche geschah mit dem 23. Regiment, das aus Piacentinern und Parmigianern bestehend, unter den Mauern Novara's fast gänzlich seinen Untergang fand.

Die jesuitisch-militärische Kamarilla hatte für die Vertheidigung der nahe der Gränze befindlichen Städte auch nicht im Mindesten gesorgt. Casale, in einer starken Position am Po, war ohne Besatzung; die Brücke war weder unterminirt noch verschanzt. Die Bürger schlugen sich gegen höhern Befehl. Unterstützt von denen aus Alessandria und den benachbarten Dörfern schlugen sie den Feind zurück, und als sie ihn nun auch jenseits des Flusses packen wollten, sahen sie ihn die weiße Fahne des Waffenstillstandes aufpflanzen. Auch Vercelli widerstand tapfer. Novara that nichts, und nichts war zur Vorbereitung einer Vertheidigung dieser Stadt geschehen, obgleich sie nur 1 Stunde von der Gränze abliegt.

Der ganze rechte Flügel des piemontesischen Heeres wurde unbeschäftigt jenseits des Po gelassen und in Genua standen bei Aufkündigung des Waffenstillstandes 7000 Mann. Della Marmora war noch an der toskanischen Gränze, von Gioberti hingesandt, um die junge Republik in der Wiege zu erdrosseln. Am 22. und 23. März, als der Krieg schon entschieden war, langte der General (della Marmora) erst in Parma an. Von Parma bis Novara sinds auf der kürzesten Route 110 Stunden. Folglich konnte er erst 1 Woche nach der Schlacht auf dem Schlachtfelde eintreffen! Weshalb denn jene wüthende Eile mit Aufkündigung des Waffenstillstandes, wenn das Heer noch nicht in Verfassung gesetzt war, um Schlachten zu liefern? Hr. Chrzanowski möge das doch gefälligst erklären; er möge zugleich sagen, weshalb er seine Truppen auf einer solchen Strecke von Parma bis Novara gerade in dem Augenblick verzettelte und zerstreute, wo Radetzki mit Verlassung aller lombardisch-venetianischen Städte die seinigen konzentrirte.

Dieser General Chrzanowski muß ein um so brauchbarerer Reactionär sein, als er von Bugeaud empfohlen worden. Und in der That hat er sich in Befolgung der Strategie, welche der reactionäre General Karl Albert's verflossenes Jahr adoptirt hatte, sehr gelehrig gezeigt.

So lange die Organisation und Leitung der italienischen Heere den Königen, Herzögen, Erzherzögen etc. des Bourbonen, Oestreichs und Savoyen's und den gnädigen Herrn vom Säbel anvertraut bleiben, wird der Krieg stets nur ein blutiger Hohn sein. Eben in diesem Sinne ist für Italien die Republik eine materielle Nothwendigkeit. Ohne Republik ist kein Heer möglich, das die italienische Unabhängigkeit erkämpfe. Gerade darum überstürzte das Haus Savoyen den Krieg; es wollte Rom keine Zeit lassen, ein republikanisches Heer zu bilden.

Uebrigens hat nicht blos Karl Albert abdicirt. Mit der schaamlosen Auslieferung Alessandria's und dem heimtückischen Abschlach- [Fortsetzung]

[Fortsetzung] Gerechtigkeiten etliche Gesandten außer ihre Mittel unverzüglich daher auff Franckfurt zu verordnen, die solchem Königlichen Krönungshandel beywohnen möchten, denen dann zu Zeit der Krönung ihr gebürlich Ort in der Kirchen, und eines Ehrb. Rahts Gesandten darüber auff dem Königlichen Essen ihr Tisch eingeben werden.

Hiergegen aber haben Ihr Mayst. ermelten zu Aach auch allergnädigst und ernstlich aufferlegt, was sie bei ihnen zu solcher Krönung gehörig, als vornemblich deß alten und heiligen Keyser Carlln deß großen Schwerd und anders hetten, daher auff Franckfurt mit zu bringen, und also ihres theils zu solchem herrlichen Werck verhülfflich zu sein.

Und also geschah's; die Statt Aach mußt sich zufrieden geben, und Maximilianus II. von Beheimb wurde dann in Franckfurt erwöhlet und gekrönet.

Dieß ist aber die History jener denkwürdigen Verlegung der Krönungen von Aach auff Franckfurt, bei welcher Statt sie denn auch hinfort verblieben seynd, obschon dieß ganz gegen Caroli IV güldin Bull ist, sintemalen es nicht glaubhaft erscheint, daß jedes Mal erhebliche Verhinderung der Krönung zu Aach wiederstanden hätt.

Wenden wir uns nunmehro der herannahenden Krönung unsres frommen Königs Fridricus Wilhelmus IV entgegen. Die Frag ist, soll sie zu Aach, zu Franckfurt, oder wo sonst geschehen? Sintemalen wir die güldin Bull als einzig gültig Gesätz der Welt betrachten, so müßten wir: zu Aach, antworten, wenn wir nicht darin "erhebliche Verhinderung" sähen, daß diese Statt mit der Zeit fast sehr herundergekommen ist, und trotz ihrer vielen Heiligthümber, dennoch durch eitel Spiel, böß Unruh und sonstige Verderbnuß fast sehr unwürdig einer so hohen Feierlichkeit geworden.

Ohne die Privilegien der Statt Aach in Zweiffel zu ziehen, glauben wir daher trotzdem im Geist der güldin Bull zu sprechen, wenn wir erklären, daß solche Krönung nicht zu Aach kann sein und darf.

Wie steht die Sach aber mit Frankfurt? Und schlügt ihr alle Gesätz der Welt nach, ihr würdet kein bessre Antwort finden, als die jenige, daß Franckfurt zu einer nicht in Aach platzhabenden Krönung nicht mehr Anspruch hätt als jede andre Statt auch. Sintemalen daher die Krönung zu Aach nicht sein kann, und zu Franckfurt nicht sein braucht, so legen wir die Hand auff unser Hertz und eröffnen hierdurch, daß jene beiden Stätt bei Seit gelassen, kein alterthümblicher, heiliger und dessentwegen würdigerer Ort im gantzen heiligen römischen Reich zu einer Krönung ist, als die hillige Statt von Cölln!

Steht nicht zu Cölln der Dom der teutschen Einigkeit, das einzig köstlichst Gottshauß, darein ein newer teutscher Keyser mit infeln, insignen und keiserlicher Dyadem gekrönt werden mögt? Steht nicht zu Cölln der Gürzenich, jenes zierliche Basalt-Gebäu, auf dem schon die Keyser des Alterthumbs getanzt, auf dem jener große Härings-Salat teutscher Einigkeit verzehrt ward im Jahre des Herrn 1848, und auf dem jezt das Festmahl teutscher Keyser-Krönung zierlicher denn irgendwo begangen werden könnt? Ist nicht Cölln erfüllt von herrlichen Bau-Denkmäldern, als da seynd die "Blechene Botz" und die "Viggeline", so das menschliche Hertz zur Bewunderung dahinreissen? Giebt es Burgen und Schlösser, darein die Hofflager der Hertzög, Fürsten, Grave und Marggraven stattlicher auffgeschlagen werden könnt, als in der hilligen Stadt Cölln "Mausfall", "Hähnchen", "Zucker-Puckel" und "Stand und Drieß"? Seynd in aller Welt trefflicher Paläst und Gasthäuß vor geistliche Herrn denn: "Der verreckte Paaff", "Der Weihkessel", "Die Leddere Memmen", zusampt dem "Kuschelemusch?" Wärn vor Minnesänger, fahrend Frewlein, Komedy-Spieler und affenthewerlich Musicy köstlicher Ort zu finden als "das Heirzekümpchen," der "Geiste-Stertz," der "Bedrissene Kiddel" und der "Abgebrannte Perdstall?" Und worein könnten endlich des heiligen Röm. Reichs Landsknecht besser würffeln und karten und des kühlen Weins geneußen biß an den hellen, lichten Tag, als: "In der ewigen Lamp," "Im Spölchen," "Im Krützer Buhr," "Im gebarstenen Draguner" und "Im stillen Vergnögen?"

Und giebt es Stätt, so weitere und mächtigere Strass und Gäss vor des heiligen Röm. Reichs Krönungszug hätten, denn Cölln, mit dem "Entenpfuhl," dem "Gereons Driesch," dem "Klingelpütz," unter "Fettenhennen" vorbei, durch das "Himmelreich," langs dem "Ferculum," durch die "Römergass," das "Perlen-" und "Bechergässchen," an "Gottesgnaden" vorüber, durch das "Hemdsmeuche" und die "Glaserne Hütt," um endlich "auf dem Plück-Höffchen" Haltt zu machen?

Ja, und lebet im gantzen heil. Röm. Reich ein Geschlecht, das trefflicher das Ampt der Erztruchsessen versehen künnt, als das alt-kölnisch Geschlecht der Klütsch, und giebt es einen bessern des Heiligen Römischen Reichs Erz-mundschenken, als den Trink-Rath, den heiligen Thybum?

O Cölln, und nur die hillige Statt Cölln ist vom Schicksal auserwöhlet, das in ihr passire, was den Jahrtausenden zu heitrem Gedechtnuß gereichen wird von nun an biß in alle Ewigkeit seliglich Amen.

Doch lasset uns nun betrachten, welcher maß gemelter Krönungszug beschaffen sein müßt.

Die "Kölnische Zeitung" erzählt Wunderdinge von der "Seeschlacht bei Eckernförde". Es ist eigenthümlich, daß die deutsche Flotte in dieser ersten deutschen "Seeschlacht" vom Lande aus kämpfte und daß es des heiligen Röm.Reichs Feld-Artillerie war, die hier als deutsche Flotte figurirte.

[Deutschland]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Köln, 10. April.

Aus Turin ist uns eine italienische Privatkorrespondenz zugegangen, die wir unsern Lesern wörtlich mittheilen. Diese Korrespondenz ist zugleich die beste Antwort auf die infamen Lügen der „Kölnischen Zeitung“ über die italienischen Republikaner.

„Höchst charakteristisch ist schon die einzige Thatsache, daß in Turin Ministerium und Kammer erst am 26. März von der am 23. bei Novara stattgefundenen Niederlage der Piemontesen und der Abdankung Karl Albert's etwas erfuhren. Und doch handelte es sich blos um eine Entfernung von 8-10 Poststunden, und das piemontesische Heer hatte trotz der fortwährenden Veränderungen seiner Positionen von Pavia bis Vercelli doch stets seine Operationsbasis und die freiste Kommunikation bewahrt. Jenes geheimnißvolle Dunkel war aber seit Langem vorbereitet. Ein vom Parlament stupider Weise angenommenes Gesetz verbot den Journalen, über den in der Nachbarschaft geführten Krieg andere Notizen zu geben, als welche das Ministerium liefern würde. Dieses stupide Ministerium erhielt von der militärischen Kamarilla nicht die mindeste Nachricht, während die armen piemontesischen und lombardischen Soldaten in das große Netz des Jesuitismus und der Diplomatie verwickelt auf dem Schlachtfelde hingeopfert wurden.

Diejenigen Regimenter, von denen man am wenigsten erwartete, ließ man in den Kampf rücken. Die bis dahin zu den mittelmäßigen gezählte Brigade Casale, stand mehr als 4 Stunden im Feuer, und blieb den ganzen Tag ohne Speise und Trank. Wunderbar! Ein Heer im eigenen Lande und unter den Mauern von Novara, d. h. in einer der reichsten und fruchtbarsten Flächen Italien's, erhält 24 Stunden lang keinen Bissen Brod! So lange der Waffenstillstand dauerte, fehlte es an Nichts; am ersten Tage des Kampfes fehlt selbst das Brod. Wunder des heil. Ignacius v. Lojola!

Die Brigade Casale wurde von der Brigade Pinerolo, einer der besten, abgelöst, weil — weil sie nicht Willens war, ihre Schuldigkeit zu thun. Nachdem zwei Salven gethan waren, sah man die Offiziere Kehrt! machen und sich langsamen Schrittes hinter die erstaunten Soldaten zurückziehen. Die Brigade Savoyen schlug sich wenig oder gar nicht, als wenn es sich um eine ganz fremde Sache gehandelt hätte, und, hungrig in Novara eindringend, plünderte sie die Häuser gleich dem Feinde. Der Klerus von Novara hatte die Bäckerläden leeren, die Schilder von den Wirthshäusern herunternehmen und die Familien der reichen „Heuler“ auf's Land verreisen lassen. Die Saveyarden raubten nicht blos Brod, Wein und Würste, sondern Uhren und andere Kostbarkeiten. In den Dörfern machten sie's noch schlimmer; sie stachen Kühe und Schweine todt, ohne sie zu benutzen. In Cressa zwangen sie den verwundet im Bette liegenden Grafen Emanuel Borromeo, aufzustehen und ihnen den Ort zu zeigen, wo das Geld versteckt liege. Das kommt theils von der Berührung mit den Kroaten und andern Barbaren her, wie ja auch Bugeaud und Changarnier von den Beduinen recht viel in dieser Hinsicht gelernt haben, zum andern Theil aber von der durch die Offiziere absichtlich betriebenen Lockerung aller und jeder Disziplin. Seit Langem sprachen sie zu den Soldaten nur mit Verachtung von der Sache, die sie vertheidigen sollten. Sie thaten das ungestraft, und bei den Soldaten duldeten sie das Ausbleiben beim Appell und Schlimmeres. Ein Priester zu Arona, der von der Kanzel herab die Kriegspflichten des Soldaten in warmer Rede auseinandersetzte, sah sich öffentlich von Offizieren insultirt und wurde dann von eigends dazu aufgereizten Soldaten halb todtgeschlagen.

Trotz aller dieser infamen Intriguen zeigten einige Korps auf dem Schlachtfelde eine außerordentliche Tapferkeit, vor Allen die neuen Regimenter aus dem Lombardisch-Venetianischen und aus den Herzogthümern, ferner die piemontesische und lombardische Artillerie und endlich die Nizzaner Kavallerie. Leute, die zur Bestattung der Gefallenen requirirt wurden, bezeugen, daß auf jeden lombardischen oder piemontesischen Leichnam 2 bis 3 und mehr östreichische gezählt wurden.

Die mit Radetzki nach Mailand zurückkehrenden Truppen befanden sich in einem jämmerlichen Zustande; größtentheils ohne Waffen und mit zerrissenen Kleidern. Ihr Verlust an Todten muß außerordentlich gewesen sein.

Auf dem Schlachtfelde stürzten die von Branntwein ganz betrunkenen Kroaten unter den Kartätschenschüssen und Kavalleriechargen schaarenweise hin. Aber immer neue Verstärkungen rückten in ihre Stellen ein.

Das dauerte in einem weg von 10 Uhr früh bis 2 1/2 Uhr Nachmittags. Allmälig verloren die in jeder Hinsicht nüchtern gelassenen Italiener den Vortheil ihrer überlegenen Beweglichkeit und empfanden den Druck der feindlichen Massen, die sich nur gegen diejenigen Korps konzentrirten, welche ihre Pflicht thaten. Noch hielten sie sich 2 Stunden und begaben sich dann, kaum mehr zum Marschiren kräftig genug, auf den Rückzug. Außer den Regimentern, die als solche bezeichnet waren, die sich nicht schlagen wollten: blieb eine ganze Reserve-Division den ganzen Tag über unbeweglich Sie erwartete jeden Augenblick den Befehl zum Vorrücken. Wer aber ausblieb, das war —— der Befehl.

In dem Treffen von Cava bei Pavia, befand sich das neue aus lombardischen Emigrirten bestehende 21. Regiment nach 1stündigem Feuern ohne Munition. Entschlossen, entweder zu siegen oder zu sterben, machte es 6 Bajonettangriffe und wurde fast ganz aufgerieben; blos 40 Mann sollen übrig sein. Das nämliche geschah mit dem 23. Regiment, das aus Piacentinern und Parmigianern bestehend, unter den Mauern Novara's fast gänzlich seinen Untergang fand.

Die jesuitisch-militärische Kamarilla hatte für die Vertheidigung der nahe der Gränze befindlichen Städte auch nicht im Mindesten gesorgt. Casale, in einer starken Position am Po, war ohne Besatzung; die Brücke war weder unterminirt noch verschanzt. Die Bürger schlugen sich gegen höhern Befehl. Unterstützt von denen aus Alessandria und den benachbarten Dörfern schlugen sie den Feind zurück, und als sie ihn nun auch jenseits des Flusses packen wollten, sahen sie ihn die weiße Fahne des Waffenstillstandes aufpflanzen. Auch Vercelli widerstand tapfer. Novara that nichts, und nichts war zur Vorbereitung einer Vertheidigung dieser Stadt geschehen, obgleich sie nur 1 Stunde von der Gränze abliegt.

Der ganze rechte Flügel des piemontesischen Heeres wurde unbeschäftigt jenseits des Po gelassen und in Genua standen bei Aufkündigung des Waffenstillstandes 7000 Mann. Della Marmora war noch an der toskanischen Gränze, von Gioberti hingesandt, um die junge Republik in der Wiege zu erdrosseln. Am 22. und 23. März, als der Krieg schon entschieden war, langte der General (della Marmora) erst in Parma an. Von Parma bis Novara sinds auf der kürzesten Route 110 Stunden. Folglich konnte er erst 1 Woche nach der Schlacht auf dem Schlachtfelde eintreffen! Weshalb denn jene wüthende Eile mit Aufkündigung des Waffenstillstandes, wenn das Heer noch nicht in Verfassung gesetzt war, um Schlachten zu liefern? Hr. Chrzanowski möge das doch gefälligst erklären; er möge zugleich sagen, weshalb er seine Truppen auf einer solchen Strecke von Parma bis Novara gerade in dem Augenblick verzettelte und zerstreute, wo Radetzki mit Verlassung aller lombardisch-venetianischen Städte die seinigen konzentrirte.

Dieser General Chrzanowski muß ein um so brauchbarerer Reactionär sein, als er von Bugeaud empfohlen worden. Und in der That hat er sich in Befolgung der Strategie, welche der reactionäre General Karl Albert's verflossenes Jahr adoptirt hatte, sehr gelehrig gezeigt.

So lange die Organisation und Leitung der italienischen Heere den Königen, Herzögen, Erzherzögen etc. des Bourbonen, Oestreichs und Savoyen's und den gnädigen Herrn vom Säbel anvertraut bleiben, wird der Krieg stets nur ein blutiger Hohn sein. Eben in diesem Sinne ist für Italien die Republik eine materielle Nothwendigkeit. Ohne Republik ist kein Heer möglich, das die italienische Unabhängigkeit erkämpfe. Gerade darum überstürzte das Haus Savoyen den Krieg; es wollte Rom keine Zeit lassen, ein republikanisches Heer zu bilden.

Uebrigens hat nicht blos Karl Albert abdicirt. Mit der schaamlosen Auslieferung Alessandria's und dem heimtückischen Abschlach- [Fortsetzung]

[Fortsetzung] Gerechtigkeiten etliche Gesandten außer ihre Mittel unverzüglich daher auff Franckfurt zu verordnen, die solchem Königlichen Krönungshandel beywohnen möchten, denen dann zu Zeit der Krönung ihr gebürlich Ort in der Kirchen, und eines Ehrb. Rahts Gesandten darüber auff dem Königlichen Essen ihr Tisch eingeben werden.

Hiergegen aber haben Ihr Mayst. ermelten zu Aach auch allergnädigst und ernstlich aufferlegt, was sie bei ihnen zu solcher Krönung gehörig, als vornemblich deß alten und heiligen Keyser Carlln deß großen Schwerd und anders hetten, daher auff Franckfurt mit zu bringen, und also ihres theils zu solchem herrlichen Werck verhülfflich zu sein.

Und also geschah's; die Statt Aach mußt sich zufrieden geben, und Maximilianus II. von Beheimb wurde dann in Franckfurt erwöhlet und gekrönet.

Dieß ist aber die History jener denkwürdigen Verlegung der Krönungen von Aach auff Franckfurt, bei welcher Statt sie denn auch hinfort verblieben seynd, obschon dieß ganz gegen Caroli IV güldin Bull ist, sintemalen es nicht glaubhaft erscheint, daß jedes Mal erhebliche Verhinderung der Krönung zu Aach wiederstanden hätt.

Wenden wir uns nunmehro der herannahenden Krönung unsres frommen Königs Fridricus Wilhelmus IV entgegen. Die Frag ist, soll sie zu Aach, zu Franckfurt, oder wo sonst geschehen? Sintemalen wir die güldin Bull als einzig gültig Gesätz der Welt betrachten, so müßten wir: zu Aach, antworten, wenn wir nicht darin „erhebliche Verhinderung“ sähen, daß diese Statt mit der Zeit fast sehr herundergekommen ist, und trotz ihrer vielen Heiligthümber, dennoch durch eitel Spiel, böß Unruh und sonstige Verderbnuß fast sehr unwürdig einer so hohen Feierlichkeit geworden.

Ohne die Privilegien der Statt Aach in Zweiffel zu ziehen, glauben wir daher trotzdem im Geist der güldin Bull zu sprechen, wenn wir erklären, daß solche Krönung nicht zu Aach kann sein und darf.

Wie steht die Sach aber mit Frankfurt? Und schlügt ihr alle Gesätz der Welt nach, ihr würdet kein bessre Antwort finden, als die jenige, daß Franckfurt zu einer nicht in Aach platzhabenden Krönung nicht mehr Anspruch hätt als jede andre Statt auch. Sintemalen daher die Krönung zu Aach nicht sein kann, und zu Franckfurt nicht sein braucht, so legen wir die Hand auff unser Hertz und eröffnen hierdurch, daß jene beiden Stätt bei Seit gelassen, kein alterthümblicher, heiliger und dessentwegen würdigerer Ort im gantzen heiligen römischen Reich zu einer Krönung ist, als die hillige Statt von Cölln!

Steht nicht zu Cölln der Dom der teutschen Einigkeit, das einzig köstlichst Gottshauß, darein ein newer teutscher Keyser mit infeln, insignen und keiserlicher Dyadem gekrönt werden mögt? Steht nicht zu Cölln der Gürzenich, jenes zierliche Basalt-Gebäu, auf dem schon die Keyser des Alterthumbs getanzt, auf dem jener große Härings-Salat teutscher Einigkeit verzehrt ward im Jahre des Herrn 1848, und auf dem jezt das Festmahl teutscher Keyser-Krönung zierlicher denn irgendwo begangen werden könnt? Ist nicht Cölln erfüllt von herrlichen Bau-Denkmäldern, als da seynd die „Blechene Botz“ und die „Viggeline“, so das menschliche Hertz zur Bewunderung dahinreissen? Giebt es Burgen und Schlösser, darein die Hofflager der Hertzög, Fürsten, Grave und Marggraven stattlicher auffgeschlagen werden könnt, als in der hilligen Stadt Cölln „Mausfall“, „Hähnchen“, „Zucker-Puckel“ und „Stand und Drieß“? Seynd in aller Welt trefflicher Paläst und Gasthäuß vor geistliche Herrn denn: „Der verreckte Paaff“, „Der Weihkessel“, „Die Leddere Memmen“, zusampt dem „Kuschelemusch?“ Wärn vor Minnesänger, fahrend Frewlein, Komedy-Spieler und affenthewerlich Musicy köstlicher Ort zu finden als „das Heirzekümpchen,“ der „Geiste-Stertz,“ der „Bedrissene Kiddel“ und der „Abgebrannte Perdstall?“ Und worein könnten endlich des heiligen Röm. Reichs Landsknecht besser würffeln und karten und des kühlen Weins geneußen biß an den hellen, lichten Tag, als: „In der ewigen Lamp,“ „Im Spölchen,“ „Im Krützer Buhr,“ „Im gebarstenen Draguner“ und „Im stillen Vergnögen?“

Und giebt es Stätt, so weitere und mächtigere Strass und Gäss vor des heiligen Röm. Reichs Krönungszug hätten, denn Cölln, mit dem „Entenpfuhl,“ dem „Gereons Driesch,“ dem „Klingelpütz,“ unter „Fettenhennen“ vorbei, durch das „Himmelreich,“ langs dem „Ferculum,“ durch die „Römergass,“ das „Perlen-“ und „Bechergässchen,“ an „Gottesgnaden“ vorüber, durch das „Hemdsmeuche“ und die „Glaserne Hütt,“ um endlich „auf dem Plück-Höffchen“ Haltt zu machen?

Ja, und lebet im gantzen heil. Röm. Reich ein Geschlecht, das trefflicher das Ampt der Erztruchsessen versehen künnt, als das alt-kölnisch Geschlecht der Klütsch, und giebt es einen bessern des Heiligen Römischen Reichs Erz-mundschenken, als den Trink-Rath, den heiligen Thybum?

O Cölln, und nur die hillige Statt Cölln ist vom Schicksal auserwöhlet, das in ihr passire, was den Jahrtausenden zu heitrem Gedechtnuß gereichen wird von nun an biß in alle Ewigkeit seliglich Amen.

Doch lasset uns nun betrachten, welcher maß gemelter Krönungszug beschaffen sein müßt.

Die „Kölnische Zeitung“ erzählt Wunderdinge von der „Seeschlacht bei Eckernförde“. Es ist eigenthümlich, daß die deutsche Flotte in dieser ersten deutschen „Seeschlacht“ vom Lande aus kämpfte und daß es des heiligen Röm.Reichs Feld-Artillerie war, die hier als deutsche Flotte figurirte.

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          <p>&#x201E;Höchst charakteristisch ist schon die einzige Thatsache, daß in Turin Ministerium und Kammer erst am 26. März von der am 23. bei Novara stattgefundenen Niederlage der Piemontesen und der Abdankung Karl Albert's etwas erfuhren. Und doch handelte es sich blos um eine Entfernung von 8-10 Poststunden, und das piemontesische Heer hatte trotz der fortwährenden Veränderungen seiner Positionen von Pavia bis Vercelli doch stets seine Operationsbasis und die freiste Kommunikation bewahrt. Jenes geheimnißvolle Dunkel war aber seit Langem vorbereitet. Ein vom Parlament stupider Weise angenommenes Gesetz verbot den Journalen, über den in der Nachbarschaft geführten Krieg andere Notizen zu geben, als welche das Ministerium liefern würde. Dieses stupide Ministerium erhielt von der militärischen Kamarilla nicht die mindeste Nachricht, während die armen piemontesischen und lombardischen Soldaten in das große Netz des Jesuitismus und der Diplomatie verwickelt auf dem Schlachtfelde hingeopfert wurden.</p>
          <p>Diejenigen Regimenter, von denen man am wenigsten erwartete, ließ man in den Kampf rücken. Die bis dahin zu den mittelmäßigen gezählte Brigade Casale, stand mehr als 4 Stunden im Feuer, und blieb den ganzen Tag ohne Speise und Trank. Wunderbar! Ein Heer im eigenen Lande und unter den Mauern von Novara, d. h. in einer der reichsten und fruchtbarsten Flächen Italien's, erhält 24 Stunden lang keinen Bissen Brod! So lange der Waffenstillstand dauerte, fehlte es an Nichts; am ersten Tage des Kampfes fehlt selbst das Brod. Wunder des heil. Ignacius v. Lojola!</p>
          <p>Die Brigade Casale wurde von der Brigade Pinerolo, einer der besten, abgelöst, weil &#x2014; weil sie <hi rendition="#g">nicht</hi> Willens war, ihre Schuldigkeit zu thun. Nachdem zwei Salven gethan waren, sah man die Offiziere Kehrt! machen und sich langsamen Schrittes hinter die erstaunten Soldaten zurückziehen. Die Brigade Savoyen schlug sich wenig oder gar nicht, als wenn es sich um eine ganz fremde Sache gehandelt hätte, und, hungrig in Novara eindringend, plünderte sie die Häuser gleich dem Feinde. Der Klerus von Novara hatte die Bäckerläden leeren, die Schilder von den Wirthshäusern herunternehmen und die Familien der reichen &#x201E;Heuler&#x201C; auf's Land verreisen lassen. Die Saveyarden raubten nicht blos Brod, Wein und Würste, sondern Uhren und andere Kostbarkeiten. In den Dörfern machten sie's noch schlimmer; sie stachen Kühe und Schweine todt, ohne sie zu benutzen. In Cressa zwangen sie den verwundet im Bette liegenden Grafen Emanuel Borromeo, aufzustehen und ihnen den Ort zu zeigen, wo das Geld versteckt liege. Das kommt theils von der Berührung mit den Kroaten und andern Barbaren her, wie ja auch Bugeaud und Changarnier von den Beduinen recht viel in dieser Hinsicht gelernt haben, zum andern Theil aber von der durch die Offiziere absichtlich betriebenen Lockerung aller und jeder Disziplin. Seit Langem sprachen sie zu den Soldaten nur mit Verachtung von der Sache, die sie vertheidigen sollten. Sie thaten das ungestraft, und bei den Soldaten duldeten sie das Ausbleiben beim Appell und Schlimmeres. Ein Priester zu Arona, der von der Kanzel herab die Kriegspflichten des Soldaten in warmer Rede auseinandersetzte, sah sich öffentlich von Offizieren insultirt und wurde dann von eigends dazu aufgereizten Soldaten halb todtgeschlagen.</p>
          <p>Trotz aller dieser infamen Intriguen zeigten einige Korps auf dem Schlachtfelde eine außerordentliche Tapferkeit, vor Allen die neuen Regimenter aus dem Lombardisch-Venetianischen und aus den Herzogthümern, ferner die piemontesische und lombardische Artillerie und endlich die Nizzaner Kavallerie. Leute, die zur Bestattung der Gefallenen requirirt wurden, bezeugen, daß auf jeden lombardischen oder piemontesischen Leichnam 2 bis 3 und mehr östreichische gezählt wurden.</p>
          <p>Die mit Radetzki nach Mailand zurückkehrenden Truppen befanden sich in einem jämmerlichen Zustande; größtentheils ohne Waffen und mit zerrissenen Kleidern. Ihr Verlust an Todten muß außerordentlich gewesen sein.</p>
          <p>Auf dem Schlachtfelde stürzten die von Branntwein ganz betrunkenen Kroaten unter den Kartätschenschüssen und Kavalleriechargen schaarenweise hin. Aber immer neue Verstärkungen rückten in ihre Stellen ein.</p>
          <p>Das dauerte in einem weg von 10 Uhr früh bis 2 1/2 Uhr Nachmittags. Allmälig verloren die in jeder Hinsicht nüchtern gelassenen Italiener den Vortheil ihrer überlegenen Beweglichkeit und empfanden den Druck der feindlichen Massen, die sich nur gegen diejenigen Korps konzentrirten, welche ihre Pflicht thaten. Noch hielten sie sich 2 Stunden und begaben sich dann, kaum mehr zum Marschiren kräftig genug, auf den Rückzug. Außer den Regimentern, die als solche bezeichnet waren, die sich nicht schlagen wollten: blieb eine ganze Reserve-Division den ganzen Tag über unbeweglich Sie erwartete jeden Augenblick den Befehl zum Vorrücken. Wer aber ausblieb, das war &#x2014;&#x2014; der Befehl.</p>
          <p>In dem Treffen von Cava bei Pavia, befand sich das neue aus lombardischen Emigrirten bestehende 21. Regiment nach 1stündigem Feuern ohne Munition. Entschlossen, entweder zu siegen oder zu sterben, machte es 6 Bajonettangriffe und wurde fast ganz aufgerieben; blos 40 Mann sollen übrig sein. Das nämliche geschah mit dem 23. Regiment, das aus Piacentinern und Parmigianern bestehend, unter den Mauern Novara's fast gänzlich seinen Untergang fand.</p>
          <p>Die jesuitisch-militärische Kamarilla hatte für die Vertheidigung der nahe der Gränze befindlichen Städte auch nicht im Mindesten gesorgt. Casale, in einer starken Position am Po, war ohne Besatzung; die Brücke war weder unterminirt noch verschanzt. Die Bürger schlugen sich gegen höhern Befehl. Unterstützt von denen aus Alessandria und den benachbarten Dörfern schlugen sie den Feind zurück, und als sie ihn nun auch jenseits des Flusses packen wollten, sahen sie ihn die weiße Fahne des Waffenstillstandes aufpflanzen. Auch Vercelli widerstand tapfer. Novara that nichts, und nichts war zur Vorbereitung einer Vertheidigung dieser Stadt geschehen, obgleich sie nur 1 Stunde von der Gränze abliegt.</p>
          <p>Der ganze rechte Flügel des piemontesischen Heeres wurde unbeschäftigt jenseits des Po gelassen und in Genua standen bei Aufkündigung des Waffenstillstandes 7000 Mann. Della Marmora war noch an der toskanischen Gränze, von Gioberti hingesandt, um die junge Republik in der Wiege zu erdrosseln. Am 22. und 23. März, als der Krieg schon entschieden war, langte der General (della Marmora) erst in Parma an. Von Parma bis Novara sinds auf der kürzesten Route 110 Stunden. Folglich konnte er erst <hi rendition="#g">1 Woche nach der Schlacht</hi> auf dem Schlachtfelde eintreffen! Weshalb denn jene wüthende Eile mit Aufkündigung des Waffenstillstandes, wenn das Heer noch nicht in Verfassung gesetzt war, um Schlachten zu liefern? Hr. Chrzanowski möge das doch gefälligst erklären; er möge zugleich sagen, weshalb er seine Truppen auf einer solchen Strecke von Parma bis Novara gerade in dem Augenblick verzettelte und zerstreute, wo Radetzki mit Verlassung aller lombardisch-venetianischen Städte die seinigen konzentrirte.</p>
          <p>Dieser General Chrzanowski muß ein um so brauchbarerer Reactionär sein, als <hi rendition="#g">er von Bugeaud empfohlen worden.</hi> Und in der That hat er sich in Befolgung der Strategie, welche der reactionäre General Karl Albert's verflossenes Jahr adoptirt hatte, sehr gelehrig gezeigt.</p>
          <p>So lange die Organisation und Leitung der italienischen Heere den Königen, Herzögen, Erzherzögen etc. des Bourbonen, Oestreichs und Savoyen's und den gnädigen Herrn vom Säbel anvertraut bleiben, wird der Krieg stets nur ein blutiger Hohn sein. Eben in diesem Sinne ist für Italien die Republik eine materielle Nothwendigkeit. Ohne Republik ist kein Heer möglich, das die italienische Unabhängigkeit erkämpfe. Gerade darum überstürzte das Haus Savoyen den Krieg; <hi rendition="#g">es wollte Rom keine Zeit lassen, ein republikanisches Heer zu bilden.</hi> </p>
          <p>Uebrigens hat nicht blos Karl Albert abdicirt. Mit der schaamlosen Auslieferung Alessandria's und dem heimtückischen Abschlach- <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref>                 </p>
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        <div xml:id="ar269_004" type="jArticle">
          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> Gerechtigkeiten etliche Gesandten außer ihre Mittel unverzüglich daher auff Franckfurt zu verordnen, die solchem Königlichen Krönungshandel beywohnen möchten, denen dann zu Zeit der Krönung ihr gebürlich Ort in der Kirchen, und eines Ehrb. Rahts Gesandten darüber auff dem Königlichen Essen ihr Tisch eingeben werden.</p>
          <p>Hiergegen aber haben Ihr Mayst. ermelten zu Aach auch allergnädigst und ernstlich aufferlegt, was sie bei ihnen zu solcher Krönung gehörig, als vornemblich deß alten und heiligen Keyser Carlln deß großen Schwerd und anders hetten, daher auff Franckfurt mit zu bringen, und also ihres theils zu solchem herrlichen Werck verhülfflich zu sein.</p>
          <p>Und also geschah's; die Statt Aach mußt sich zufrieden geben, und Maximilianus II. von Beheimb wurde dann in Franckfurt erwöhlet und gekrönet.</p>
          <p>Dieß ist aber die History jener denkwürdigen Verlegung der Krönungen von Aach auff Franckfurt, bei welcher Statt sie denn auch hinfort verblieben seynd, obschon dieß ganz gegen Caroli IV güldin Bull ist, sintemalen es nicht glaubhaft erscheint, daß jedes Mal erhebliche Verhinderung der Krönung zu Aach wiederstanden hätt.</p>
          <p>Wenden wir uns nunmehro der herannahenden Krönung unsres frommen Königs Fridricus Wilhelmus IV entgegen. Die Frag ist, soll sie zu Aach, zu Franckfurt, oder wo sonst geschehen? Sintemalen wir die güldin Bull als einzig gültig Gesätz der Welt betrachten, so müßten wir: zu Aach, antworten, wenn wir nicht darin &#x201E;erhebliche Verhinderung&#x201C; sähen, daß diese Statt mit der Zeit fast sehr herundergekommen ist, und trotz ihrer vielen Heiligthümber, dennoch durch eitel Spiel, böß Unruh und sonstige Verderbnuß fast sehr unwürdig einer so hohen Feierlichkeit geworden.</p>
          <p>Ohne die Privilegien der Statt Aach in Zweiffel zu ziehen, glauben wir daher trotzdem im Geist der güldin Bull zu sprechen, wenn wir erklären, daß solche Krönung nicht zu Aach kann sein und darf.</p>
          <p>Wie steht die Sach aber mit Frankfurt? Und schlügt ihr alle Gesätz der Welt nach, ihr würdet kein bessre Antwort finden, als die jenige, daß Franckfurt zu einer nicht in Aach platzhabenden Krönung nicht mehr Anspruch hätt als jede andre Statt auch. Sintemalen daher die Krönung zu Aach nicht sein kann, und zu Franckfurt nicht sein braucht, so legen wir die Hand auff unser Hertz und eröffnen hierdurch, daß jene beiden Stätt bei Seit gelassen, kein alterthümblicher, heiliger und dessentwegen würdigerer Ort im gantzen heiligen römischen Reich zu einer Krönung ist, als <hi rendition="#g">die hillige Statt von Cölln!</hi> </p>
          <p>Steht nicht zu Cölln der Dom der teutschen Einigkeit, das einzig köstlichst Gottshauß, darein ein newer teutscher Keyser mit infeln, insignen und keiserlicher Dyadem gekrönt werden mögt? Steht nicht zu Cölln der Gürzenich, jenes zierliche Basalt-Gebäu, auf dem schon die Keyser des Alterthumbs getanzt, auf dem jener große Härings-Salat teutscher Einigkeit verzehrt ward im Jahre des Herrn 1848, und auf dem jezt das Festmahl teutscher Keyser-Krönung zierlicher denn irgendwo begangen werden könnt? Ist nicht Cölln erfüllt von herrlichen Bau-Denkmäldern, als da seynd die &#x201E;Blechene Botz&#x201C; und die &#x201E;Viggeline&#x201C;, so das menschliche Hertz zur Bewunderung dahinreissen? Giebt es Burgen und Schlösser, darein die Hofflager der Hertzög, Fürsten, Grave und Marggraven stattlicher auffgeschlagen werden könnt, als in der hilligen Stadt Cölln &#x201E;Mausfall&#x201C;, &#x201E;Hähnchen&#x201C;, &#x201E;Zucker-Puckel&#x201C; und &#x201E;Stand und Drieß&#x201C;? Seynd in aller Welt trefflicher Paläst und Gasthäuß vor geistliche Herrn denn: &#x201E;Der verreckte Paaff&#x201C;, &#x201E;Der Weihkessel&#x201C;, &#x201E;Die Leddere Memmen&#x201C;, zusampt dem &#x201E;Kuschelemusch?&#x201C; Wärn vor Minnesänger, fahrend Frewlein, Komedy-Spieler und affenthewerlich Musicy köstlicher Ort zu finden als &#x201E;das Heirzekümpchen,&#x201C; der &#x201E;Geiste-Stertz,&#x201C; der &#x201E;Bedrissene Kiddel&#x201C; und der &#x201E;Abgebrannte Perdstall?&#x201C; Und worein könnten endlich des heiligen Röm. Reichs Landsknecht besser würffeln und karten und des kühlen Weins geneußen biß an den hellen, lichten Tag, als: &#x201E;In der ewigen Lamp,&#x201C; &#x201E;Im Spölchen,&#x201C; &#x201E;Im Krützer Buhr,&#x201C; &#x201E;Im gebarstenen Draguner&#x201C; und &#x201E;Im stillen Vergnögen?&#x201C;</p>
          <p>Und giebt es Stätt, so weitere und mächtigere Strass und Gäss vor des heiligen Röm. Reichs Krönungszug hätten, denn Cölln, mit dem &#x201E;Entenpfuhl,&#x201C; dem &#x201E;Gereons Driesch,&#x201C; dem &#x201E;Klingelpütz,&#x201C; unter &#x201E;Fettenhennen&#x201C; vorbei, durch das &#x201E;Himmelreich,&#x201C; langs dem &#x201E;Ferculum,&#x201C; durch die &#x201E;Römergass,&#x201C; das &#x201E;Perlen-&#x201C; und &#x201E;Bechergässchen,&#x201C; an &#x201E;Gottesgnaden&#x201C; vorüber, durch das &#x201E;Hemdsmeuche&#x201C; und die &#x201E;Glaserne Hütt,&#x201C; um endlich &#x201E;auf dem Plück-Höffchen&#x201C; Haltt zu machen?</p>
          <p>Ja, und lebet im gantzen heil. Röm. Reich ein Geschlecht, das trefflicher das Ampt der Erztruchsessen versehen künnt, als das alt-kölnisch Geschlecht der Klütsch, und giebt es einen bessern des Heiligen Römischen Reichs Erz-mundschenken, als den Trink-Rath, den heiligen Thybum?</p>
          <p>O Cölln, und nur die hillige Statt Cölln ist vom Schicksal auserwöhlet, das in ihr passire, was den Jahrtausenden zu heitrem Gedechtnuß gereichen wird von nun an biß in alle Ewigkeit seliglich Amen.</p>
          <p>Doch lasset uns nun betrachten, welcher maß gemelter Krönungszug beschaffen sein müßt.</p>
        </div>
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          <p>Die &#x201E;Kölnische Zeitung&#x201C; erzählt Wunderdinge von der &#x201E;<hi rendition="#g">See</hi>schlacht bei Eckernförde&#x201C;. Es ist eigenthümlich, daß die deutsche Flotte in dieser ersten deutschen &#x201E;Seeschlacht&#x201C; vom Lande aus kämpfte und daß es des heiligen Röm.Reichs Feld-Artillerie war, die hier als deutsche Flotte figurirte.</p>
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[1518/0002] [Deutschland] _ * Köln, 10. April. Aus Turin ist uns eine italienische Privatkorrespondenz zugegangen, die wir unsern Lesern wörtlich mittheilen. Diese Korrespondenz ist zugleich die beste Antwort auf die infamen Lügen der „Kölnischen Zeitung“ über die italienischen Republikaner. „Höchst charakteristisch ist schon die einzige Thatsache, daß in Turin Ministerium und Kammer erst am 26. März von der am 23. bei Novara stattgefundenen Niederlage der Piemontesen und der Abdankung Karl Albert's etwas erfuhren. Und doch handelte es sich blos um eine Entfernung von 8-10 Poststunden, und das piemontesische Heer hatte trotz der fortwährenden Veränderungen seiner Positionen von Pavia bis Vercelli doch stets seine Operationsbasis und die freiste Kommunikation bewahrt. Jenes geheimnißvolle Dunkel war aber seit Langem vorbereitet. Ein vom Parlament stupider Weise angenommenes Gesetz verbot den Journalen, über den in der Nachbarschaft geführten Krieg andere Notizen zu geben, als welche das Ministerium liefern würde. Dieses stupide Ministerium erhielt von der militärischen Kamarilla nicht die mindeste Nachricht, während die armen piemontesischen und lombardischen Soldaten in das große Netz des Jesuitismus und der Diplomatie verwickelt auf dem Schlachtfelde hingeopfert wurden. Diejenigen Regimenter, von denen man am wenigsten erwartete, ließ man in den Kampf rücken. Die bis dahin zu den mittelmäßigen gezählte Brigade Casale, stand mehr als 4 Stunden im Feuer, und blieb den ganzen Tag ohne Speise und Trank. Wunderbar! Ein Heer im eigenen Lande und unter den Mauern von Novara, d. h. in einer der reichsten und fruchtbarsten Flächen Italien's, erhält 24 Stunden lang keinen Bissen Brod! So lange der Waffenstillstand dauerte, fehlte es an Nichts; am ersten Tage des Kampfes fehlt selbst das Brod. Wunder des heil. Ignacius v. Lojola! Die Brigade Casale wurde von der Brigade Pinerolo, einer der besten, abgelöst, weil — weil sie nicht Willens war, ihre Schuldigkeit zu thun. Nachdem zwei Salven gethan waren, sah man die Offiziere Kehrt! machen und sich langsamen Schrittes hinter die erstaunten Soldaten zurückziehen. Die Brigade Savoyen schlug sich wenig oder gar nicht, als wenn es sich um eine ganz fremde Sache gehandelt hätte, und, hungrig in Novara eindringend, plünderte sie die Häuser gleich dem Feinde. Der Klerus von Novara hatte die Bäckerläden leeren, die Schilder von den Wirthshäusern herunternehmen und die Familien der reichen „Heuler“ auf's Land verreisen lassen. Die Saveyarden raubten nicht blos Brod, Wein und Würste, sondern Uhren und andere Kostbarkeiten. In den Dörfern machten sie's noch schlimmer; sie stachen Kühe und Schweine todt, ohne sie zu benutzen. In Cressa zwangen sie den verwundet im Bette liegenden Grafen Emanuel Borromeo, aufzustehen und ihnen den Ort zu zeigen, wo das Geld versteckt liege. Das kommt theils von der Berührung mit den Kroaten und andern Barbaren her, wie ja auch Bugeaud und Changarnier von den Beduinen recht viel in dieser Hinsicht gelernt haben, zum andern Theil aber von der durch die Offiziere absichtlich betriebenen Lockerung aller und jeder Disziplin. Seit Langem sprachen sie zu den Soldaten nur mit Verachtung von der Sache, die sie vertheidigen sollten. Sie thaten das ungestraft, und bei den Soldaten duldeten sie das Ausbleiben beim Appell und Schlimmeres. Ein Priester zu Arona, der von der Kanzel herab die Kriegspflichten des Soldaten in warmer Rede auseinandersetzte, sah sich öffentlich von Offizieren insultirt und wurde dann von eigends dazu aufgereizten Soldaten halb todtgeschlagen. Trotz aller dieser infamen Intriguen zeigten einige Korps auf dem Schlachtfelde eine außerordentliche Tapferkeit, vor Allen die neuen Regimenter aus dem Lombardisch-Venetianischen und aus den Herzogthümern, ferner die piemontesische und lombardische Artillerie und endlich die Nizzaner Kavallerie. Leute, die zur Bestattung der Gefallenen requirirt wurden, bezeugen, daß auf jeden lombardischen oder piemontesischen Leichnam 2 bis 3 und mehr östreichische gezählt wurden. Die mit Radetzki nach Mailand zurückkehrenden Truppen befanden sich in einem jämmerlichen Zustande; größtentheils ohne Waffen und mit zerrissenen Kleidern. Ihr Verlust an Todten muß außerordentlich gewesen sein. Auf dem Schlachtfelde stürzten die von Branntwein ganz betrunkenen Kroaten unter den Kartätschenschüssen und Kavalleriechargen schaarenweise hin. Aber immer neue Verstärkungen rückten in ihre Stellen ein. Das dauerte in einem weg von 10 Uhr früh bis 2 1/2 Uhr Nachmittags. Allmälig verloren die in jeder Hinsicht nüchtern gelassenen Italiener den Vortheil ihrer überlegenen Beweglichkeit und empfanden den Druck der feindlichen Massen, die sich nur gegen diejenigen Korps konzentrirten, welche ihre Pflicht thaten. Noch hielten sie sich 2 Stunden und begaben sich dann, kaum mehr zum Marschiren kräftig genug, auf den Rückzug. Außer den Regimentern, die als solche bezeichnet waren, die sich nicht schlagen wollten: blieb eine ganze Reserve-Division den ganzen Tag über unbeweglich Sie erwartete jeden Augenblick den Befehl zum Vorrücken. Wer aber ausblieb, das war —— der Befehl. In dem Treffen von Cava bei Pavia, befand sich das neue aus lombardischen Emigrirten bestehende 21. Regiment nach 1stündigem Feuern ohne Munition. Entschlossen, entweder zu siegen oder zu sterben, machte es 6 Bajonettangriffe und wurde fast ganz aufgerieben; blos 40 Mann sollen übrig sein. Das nämliche geschah mit dem 23. Regiment, das aus Piacentinern und Parmigianern bestehend, unter den Mauern Novara's fast gänzlich seinen Untergang fand. Die jesuitisch-militärische Kamarilla hatte für die Vertheidigung der nahe der Gränze befindlichen Städte auch nicht im Mindesten gesorgt. Casale, in einer starken Position am Po, war ohne Besatzung; die Brücke war weder unterminirt noch verschanzt. Die Bürger schlugen sich gegen höhern Befehl. Unterstützt von denen aus Alessandria und den benachbarten Dörfern schlugen sie den Feind zurück, und als sie ihn nun auch jenseits des Flusses packen wollten, sahen sie ihn die weiße Fahne des Waffenstillstandes aufpflanzen. Auch Vercelli widerstand tapfer. Novara that nichts, und nichts war zur Vorbereitung einer Vertheidigung dieser Stadt geschehen, obgleich sie nur 1 Stunde von der Gränze abliegt. Der ganze rechte Flügel des piemontesischen Heeres wurde unbeschäftigt jenseits des Po gelassen und in Genua standen bei Aufkündigung des Waffenstillstandes 7000 Mann. Della Marmora war noch an der toskanischen Gränze, von Gioberti hingesandt, um die junge Republik in der Wiege zu erdrosseln. Am 22. und 23. März, als der Krieg schon entschieden war, langte der General (della Marmora) erst in Parma an. Von Parma bis Novara sinds auf der kürzesten Route 110 Stunden. Folglich konnte er erst 1 Woche nach der Schlacht auf dem Schlachtfelde eintreffen! Weshalb denn jene wüthende Eile mit Aufkündigung des Waffenstillstandes, wenn das Heer noch nicht in Verfassung gesetzt war, um Schlachten zu liefern? Hr. Chrzanowski möge das doch gefälligst erklären; er möge zugleich sagen, weshalb er seine Truppen auf einer solchen Strecke von Parma bis Novara gerade in dem Augenblick verzettelte und zerstreute, wo Radetzki mit Verlassung aller lombardisch-venetianischen Städte die seinigen konzentrirte. Dieser General Chrzanowski muß ein um so brauchbarerer Reactionär sein, als er von Bugeaud empfohlen worden. Und in der That hat er sich in Befolgung der Strategie, welche der reactionäre General Karl Albert's verflossenes Jahr adoptirt hatte, sehr gelehrig gezeigt. So lange die Organisation und Leitung der italienischen Heere den Königen, Herzögen, Erzherzögen etc. des Bourbonen, Oestreichs und Savoyen's und den gnädigen Herrn vom Säbel anvertraut bleiben, wird der Krieg stets nur ein blutiger Hohn sein. Eben in diesem Sinne ist für Italien die Republik eine materielle Nothwendigkeit. Ohne Republik ist kein Heer möglich, das die italienische Unabhängigkeit erkämpfe. Gerade darum überstürzte das Haus Savoyen den Krieg; es wollte Rom keine Zeit lassen, ein republikanisches Heer zu bilden. Uebrigens hat nicht blos Karl Albert abdicirt. Mit der schaamlosen Auslieferung Alessandria's und dem heimtückischen Abschlach- [Fortsetzung] [Fortsetzung] Gerechtigkeiten etliche Gesandten außer ihre Mittel unverzüglich daher auff Franckfurt zu verordnen, die solchem Königlichen Krönungshandel beywohnen möchten, denen dann zu Zeit der Krönung ihr gebürlich Ort in der Kirchen, und eines Ehrb. Rahts Gesandten darüber auff dem Königlichen Essen ihr Tisch eingeben werden. Hiergegen aber haben Ihr Mayst. ermelten zu Aach auch allergnädigst und ernstlich aufferlegt, was sie bei ihnen zu solcher Krönung gehörig, als vornemblich deß alten und heiligen Keyser Carlln deß großen Schwerd und anders hetten, daher auff Franckfurt mit zu bringen, und also ihres theils zu solchem herrlichen Werck verhülfflich zu sein. Und also geschah's; die Statt Aach mußt sich zufrieden geben, und Maximilianus II. von Beheimb wurde dann in Franckfurt erwöhlet und gekrönet. Dieß ist aber die History jener denkwürdigen Verlegung der Krönungen von Aach auff Franckfurt, bei welcher Statt sie denn auch hinfort verblieben seynd, obschon dieß ganz gegen Caroli IV güldin Bull ist, sintemalen es nicht glaubhaft erscheint, daß jedes Mal erhebliche Verhinderung der Krönung zu Aach wiederstanden hätt. Wenden wir uns nunmehro der herannahenden Krönung unsres frommen Königs Fridricus Wilhelmus IV entgegen. Die Frag ist, soll sie zu Aach, zu Franckfurt, oder wo sonst geschehen? Sintemalen wir die güldin Bull als einzig gültig Gesätz der Welt betrachten, so müßten wir: zu Aach, antworten, wenn wir nicht darin „erhebliche Verhinderung“ sähen, daß diese Statt mit der Zeit fast sehr herundergekommen ist, und trotz ihrer vielen Heiligthümber, dennoch durch eitel Spiel, böß Unruh und sonstige Verderbnuß fast sehr unwürdig einer so hohen Feierlichkeit geworden. Ohne die Privilegien der Statt Aach in Zweiffel zu ziehen, glauben wir daher trotzdem im Geist der güldin Bull zu sprechen, wenn wir erklären, daß solche Krönung nicht zu Aach kann sein und darf. Wie steht die Sach aber mit Frankfurt? Und schlügt ihr alle Gesätz der Welt nach, ihr würdet kein bessre Antwort finden, als die jenige, daß Franckfurt zu einer nicht in Aach platzhabenden Krönung nicht mehr Anspruch hätt als jede andre Statt auch. Sintemalen daher die Krönung zu Aach nicht sein kann, und zu Franckfurt nicht sein braucht, so legen wir die Hand auff unser Hertz und eröffnen hierdurch, daß jene beiden Stätt bei Seit gelassen, kein alterthümblicher, heiliger und dessentwegen würdigerer Ort im gantzen heiligen römischen Reich zu einer Krönung ist, als die hillige Statt von Cölln! Steht nicht zu Cölln der Dom der teutschen Einigkeit, das einzig köstlichst Gottshauß, darein ein newer teutscher Keyser mit infeln, insignen und keiserlicher Dyadem gekrönt werden mögt? Steht nicht zu Cölln der Gürzenich, jenes zierliche Basalt-Gebäu, auf dem schon die Keyser des Alterthumbs getanzt, auf dem jener große Härings-Salat teutscher Einigkeit verzehrt ward im Jahre des Herrn 1848, und auf dem jezt das Festmahl teutscher Keyser-Krönung zierlicher denn irgendwo begangen werden könnt? Ist nicht Cölln erfüllt von herrlichen Bau-Denkmäldern, als da seynd die „Blechene Botz“ und die „Viggeline“, so das menschliche Hertz zur Bewunderung dahinreissen? Giebt es Burgen und Schlösser, darein die Hofflager der Hertzög, Fürsten, Grave und Marggraven stattlicher auffgeschlagen werden könnt, als in der hilligen Stadt Cölln „Mausfall“, „Hähnchen“, „Zucker-Puckel“ und „Stand und Drieß“? Seynd in aller Welt trefflicher Paläst und Gasthäuß vor geistliche Herrn denn: „Der verreckte Paaff“, „Der Weihkessel“, „Die Leddere Memmen“, zusampt dem „Kuschelemusch?“ Wärn vor Minnesänger, fahrend Frewlein, Komedy-Spieler und affenthewerlich Musicy köstlicher Ort zu finden als „das Heirzekümpchen,“ der „Geiste-Stertz,“ der „Bedrissene Kiddel“ und der „Abgebrannte Perdstall?“ Und worein könnten endlich des heiligen Röm. Reichs Landsknecht besser würffeln und karten und des kühlen Weins geneußen biß an den hellen, lichten Tag, als: „In der ewigen Lamp,“ „Im Spölchen,“ „Im Krützer Buhr,“ „Im gebarstenen Draguner“ und „Im stillen Vergnögen?“ Und giebt es Stätt, so weitere und mächtigere Strass und Gäss vor des heiligen Röm. Reichs Krönungszug hätten, denn Cölln, mit dem „Entenpfuhl,“ dem „Gereons Driesch,“ dem „Klingelpütz,“ unter „Fettenhennen“ vorbei, durch das „Himmelreich,“ langs dem „Ferculum,“ durch die „Römergass,“ das „Perlen-“ und „Bechergässchen,“ an „Gottesgnaden“ vorüber, durch das „Hemdsmeuche“ und die „Glaserne Hütt,“ um endlich „auf dem Plück-Höffchen“ Haltt zu machen? Ja, und lebet im gantzen heil. Röm. Reich ein Geschlecht, das trefflicher das Ampt der Erztruchsessen versehen künnt, als das alt-kölnisch Geschlecht der Klütsch, und giebt es einen bessern des Heiligen Römischen Reichs Erz-mundschenken, als den Trink-Rath, den heiligen Thybum? O Cölln, und nur die hillige Statt Cölln ist vom Schicksal auserwöhlet, das in ihr passire, was den Jahrtausenden zu heitrem Gedechtnuß gereichen wird von nun an biß in alle Ewigkeit seliglich Amen. Doch lasset uns nun betrachten, welcher maß gemelter Krönungszug beschaffen sein müßt. Die „Kölnische Zeitung“ erzählt Wunderdinge von der „Seeschlacht bei Eckernförde“. Es ist eigenthümlich, daß die deutsche Flotte in dieser ersten deutschen „Seeschlacht“ vom Lande aus kämpfte und daß es des heiligen Röm.Reichs Feld-Artillerie war, die hier als deutsche Flotte figurirte.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 269. Köln, 11. April 1849, S. 1518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz269_1849/2>, abgerufen am 21.11.2024.