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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 269. Köln, 11. April 1849.

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[Deutschland]

[Fortsetzung] tenlassen der Lombarden hat das ganze Haus Savoyen dem Throne entsagt.

* Wien, 6. April.

Die hiesigen Buchhändler haben nicht nur einen förmlichen Protest gegen das angeordnete Verfahren der Revision der einlangenden Bücherballen vom Auslande durch die Militär Behörde eingelegt, sondern denselben auch dadurch bekräftigt, daß sie, in so lange diese Anordnung nicht zurückgenommen wird, die einlangenden fremden Bücherballen uneröffnet retour senden.

Ueber den Protest der Buchhändler gegen Eröffnung der anlangenden Bücherballen vom Auslande enthält der gestrige "Abend Wanderer" Folgendes: Seit einigen Tagen sind in Wien keine ausländische Journale mehr durch den Buchhandel zu beziehen, indem die Ballen unberührt in dem Hauptmauth-Gedäude liegen, weil die Buchhändler nicht daran wollen, nach der neuen Verordnung die Ballen nur in Gegenwart eines Polizeibeamten zu öffnen. Von Seiten des Buchhandlungsgremiums sollen gegen diese Maßregel, in der sie nur in anderer Form eine Censur sehen, die gehörigen Schritte gemacht werden und wir hoffen, daß dem diesfälligen Gesuch Gewährung geleistet werde, da beispielshalber dadurch wirklich - die Redaction spricht hier aus Efahrung - für dabei ganz Indifferente, für solche nämlich, welche fremde Journale bestellt haben und solche wirklich brauchen, Nachtheile und Geschäftsstörungen eintreten.

Während die ausländischen Bücherballen wieder sorgfältig untersucht werden, um dem Eingang staatsschädlicher Gedanken zu wehren, enthält ein unter Subvention des Ministeriums erscheinendes Journal "der Polygraf" folgenden Artikel in seinem gestrigen Blatt: Nach dem neusten Ausweise der National-Bank beträgt das Plus der kursirenden Banknoten 200 Millionen, also kursiren 232 Millionen während die gesetzliche Norm des Papiergeldes zum Baarfonde wie 3:1 ist. Rechnen wir noch die enorme Anzahl der Central-Cassa-Anweisungen hinzu, die jetzt für Geld angenommen werden, ferner die außerordentliche Masse von ungarischen Banknoten, so kann man sich einen Begriff von der Assignaten-Ueberschwemmung machen.

Während nirgens noch etwas von einem Zwangsanlehen verlautete, bringt das "Fremdenblatt" folgende Nachricht: "Welchen günstigen Einfluß der schnelle und glückliche Gang der Erreignisse in Italien auf unsere Finanzoperationen hat, läßt sich schon daraus entnehmen, daß man die von Sardinien zu erwartende Kriegssteuer dabei in Anschlag bringt."

Die Nationalbank hat ihren Beamten Reiter seines Dienstes entsetzt, weil er bei der Frankfurter Kaiserwahl für den König von Preußen gestimmt.

Der k. k. Internuncius Graf Stürmer in Konstantinopel hat sein Abberufungsschreiben erhalten und wird demnächst die Türkei verlassen, wo die Kriegsrüstungen auf das Eifrigste berieben werden. Diese Abberufung ist die nothwendige Folge der Abreise des türkischen Botschafters von Wien und es scheint kein Zweifel, daß sich diese Vorgänge auf die Allianz Oesterreichs mit Rußland beziehen, indem in dem bezüglichen Vertrag sehr feindselige Punkte gegen das ottomanische Reich enthalten sein sollen. Sehr ungewiß wäre aber, ob die christlichen Unterthanen der hohen Pforte im Falle eines Krieges treu verbleiben und gegen Rußland und Oesterreich die Waffen führen würden, falls nicht England, Frankreich und Ungarn als Verbündete der Türken auftreten und dadurch den Rajah's einen Stützpunkt leihen.

213 Breslau, 7. April.

Die von der "N. Rh. Z." entdeckte schlesische Milliarde hat bei unsern krautjunkerlichen Maikäfern eine ganz besondere Ueberraschung verursacht.

Wie ich höre, sollen die Aufsätze der N. Rh. Z. über die schlesische Milliarde auf das Land verbreitet worden sein und müssen dort den Leuten natürlich die Augen aufreißen, daß sie endlich erkennen, wie lange schon das edle Maikäferritterthum ihre herrlichsten Baumblätter mit dem empörendsten Uebermuthe abfrißt, um sich dann verpupt und fett geworden in seine Salons zu verkriechen.

Seit einigen Tagen hat das Leben von Preußen, Wanzen, Kasernen, Schnaps und Lieutenannts mit der syphilitischen Salonsprache und gekrächten Hunger-Taille dadurch seinen Kulminationspunkt erhalten, daß die erste theatralische Ladstockberühmtheit des kreuzritterlichen Berlins, die erzherzoglich-empfolene, standrechtsgewandte Penelope des heimgekehrten preußischen Odysseus und Nationaleigenthümers, kurz Fräulein Viereck zum Gastspiel hier eingetroffen ist. Man stürmte in's Theater, als die Hochbegnadete als Jungfrau auftrat. Die gekrächten Lieutenants, in den Logen geräkelt wie halbzivilisirte Urangutangs, fanden die Jungfrau natürlich allerliebst und begeisterten sich, wie Dunois, für ihre Reinheit, das Publikum jedoch fand die jungfräuliche Prätention der prinzlich begnadeten Mätresse unverschämt und machte ihr darüber die lautesten Vorstellungen mit Pfeifen, Zischen, Eiern und sonstigen Projektilen. Fräulein Viereck liebt bekanntlich den Belagerungszustand und soll denselben der ihr hier widerfahrenen Ehre wegen auch schon für Breslau bestellt haben.

Flensburg, 6. April.

In Hadersleben befanden sich noch gestern gegen Abend dänische Truppen. In Apenrade zogen gestern, Nachmittags 2 bis 3 Uhr, auf Umwegen, das 9. und 10. schleswig-holsteinische Bataillon nebst einigen Dragonern, und wohl auch Artillerie ein. Die Dänen schossen ziemlich heftig von ihren Kriegsfahrzeugen in die Stadt. Viele Kugeln schlugen durch Dächer, einige auch durch Fenster. Ein Dragoner, wie es heißt, ein Offizier, wurde verwundet. Von weiteren Verwundungen hört man nichts, als daß ein Geselle aus einem dänischen Hause am Arm verwundet worden. - Die von unseren Truppen früher angelegten Schanzen einer Batterie waren von dänischen Apenradern demolirt. Mancherlei Gerüchte waren gestern in Umlauf, als wenn eine Abtheilung von Dänen eingeschlossen oder abgeschnitten wäre. Bis jetzt haben sich diese Gerüchte nicht bestätigt.

(Börs.-H.)

- Nach dem "Ostsee-Telegraph" ist das bei Eckernförde besonders schwer beschädigte dänische Dampfschiff der "Geyser." Derselbe soll nur mit genauer Noth gerettet worden sein.

- Zum Beweise der Heftigkeit, mit welcher die Kanonade bei Eckernförde gewüthet hat, führt ein Bericht der "Nordd. fr. Presse" an, daß das Linienschiff "Christian VIII." allein 68 glatte Lagen von je 42 Schüssen gegeben hat.

Die 18-Pfünder haben am meisten gewirkt. Der Verlust der Dänen an Menschen und Schiffswerth ist sehr groß, es waren die besten und größten kampffähigen Schiffe; aber unendlich größer ist die moralische Niederlage für die Marine. Die gefangenen Offiziere sind sehr herunter, die Unteroffiziere machten durchgängig nicht den Eindruck, den man von der Mannschaft solcher Schiffe erwartete. Unsere Artillerie, fast nur junge Mannschaft, hat sich heldenmüthig geschlagen; man erwartet, daß der andere Batterie-Kommandeur sofort zum Lieutenant avancire. - Kapitän Meyer und der Kommandeur Paludan sind nebst 600 Mann nach Rendsburg abgeführt, woselbst ihnen in der altstädter Kirche vorläufig ein Unterkommen verschafft wird.

(Börs.-H.)
Ungarn.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
Paris, 8. April.

J. Russini, dessen Mission als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Karl Alberts mit der Abdankung desselben aufhört, wurde in einer Abschiedsaudienz vom Präsidenten der Republik empfangen. An demselben Tage überreichte V. Gioberti die Briefe, die ihn in der gleichen Eigenschaft für Viktor Emanuel akkreditiren, die Abdikation Karl Alberts und den stattgehabten Thronwechsel anzeigen.

- In Genua, melden alle Morgenblätter, soll am 3. die Republik proklamirt worden sein. Der Minister des Auswärtigen, hieß es im Saale Pas perdus, sei hievon durch den Telegraphen benachrichtigt worden. (Siehe Italien.)

- Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, meldete gestern dem Ausschusse des Auswärtigen offiziell: daß Oestreich seine Truppen aus Alessandria, die dasselbe seit dem Waffenstillstande in Gemeinschaft mit den piemontesischen Truppen besetzt hielten, wieder zurückziehen, und man solle hierin ein Unterpfand seiner friedliebenden Gesinnungen erblicken.

- In der Sologne scheint ein Arbeiteraufstand dem Ausbruch nahe. Heute Morgen expedirte das Ministerium eine Brigade von 250 Mobilgensd'armen (alte Munizipalgardisten) mit 7 Offizieren in jene Gegend. Diese mobile Gensd'armerie soll es am Besten verstehen, ihre Februargegner in die Pfanne zu hauen. Das Ministerium will sich a tout prix der alten Rechte der Marie'schen Nationalwerkstätten erledigen.

- Duchene, Gerant und Menard, Mitarbeiter des Journals "Le Peuple", sind, Ersterer zu 3 Jahren Gefängiß und 5000 fr. Geldbuße; Letzterer zu 5 Monaten Gefängniß und ebenfalls zu 5000 fr. Geldbuße, wegen des Feuilletons: "Das Vorspiel einer Revolution!" (worin die Jury eine Anklage der Bürgerwehr als Meuchelmörderin im Juni und Aufreizung zu neuem Bürgerkriege erkannte), verurtheilt worden.

- Nicht geringe Sensation erregt in Havre ein Befehl des Pariser Gerichtshofes, einen Fremden zu verhaften, der De Chambord heiße und im Hotel de France am Grand Ouai wohne. Die ganze Stadt glaubt, es handle sich um nichts Geringeres, als um die Verhaftung Heinrich V. aus Frohsdorf.

(Journal de Havre.)

Bald wird man eines Morgens lesen: Heinrich V. ist in Nantes und die Herzogin v. Orleans in Valenciennes angekommen.

Ein Pariser Abendblatt vom 8. meldet:

"Das Ministerium hat den Entschluß gefaßt, die monatliche Staatshilfe, 60 fr., allen denjenigen polnischen, ungarischen und italienischen Flüchtlingen zu entziehen, welche an den letzten Ereignissen in Italien theilgenommen. Ferner allen Flüchtlingen, die von jetzt an na chFrankreich kommen, den Aufenthalt zu versagen und sie nach England oder Amerika überzusetzen."

Wir hoffen, daß der Moniteur dieses widerlege!

Polen.
12 Lemberg, im April.

Als Lemberg am 2. November auf eine, den Vandalen würdige Weise, ohne allen Anlaß bombardirt, und seine schönsten Gebäude eingeäschert worden, - haben drei Dutzend nichtsnutziger, serviler Schwachköpfe, für die hergestellte Ordnung und Ruhe Lemberg's, dem Herrn Bombardirer, kommandirenden Freiherr v. Hammerstein, über welchen intra parenthes in die famose Zuschrift des Generals Ummski erging, eine Dankadresse überreicht, und solche erschien in der Wiener, später in der Lemberger Zeitung, unter dem pomphaften Namen einer Adresse der "Lemberger Bürgerschaft." Die Adressanten waren jedoch so selbstverläugnend, daß sie ihre Namen verheimlichten, und wie Petrus Christum, verläugnete Jeder die Adresse, von dem man den Namen nach vieler Mühe ausgekundschaftet hatte.

Vor mehreren Wochen fand eine neue Wahl zum bürgerlichen Ausschuß Statt. - Die Bürger, die im Allgemeinen der Meinung sind, daß die durch lebensfrohe Jugend dann und wann verursachte Unordnung der Ordnung vorzuziehen sei, welche mit Vernichtung von vier der schönsten öffentlichen und sechs ansehnlichen Privatgebäuden begann; - glaubten in den Danksagern keine geeigneten Vertreter des städtischen Wohles zu finden. Man erklärte, die bekannt gewordenen Danksager nicht in den Ausschuß wählen zu wollen, - in welchem Vorhaben sie durch ein geschätztes hiesiges Blatt (Polen, Polska) bestärkt wurden. Wie ein Schulbube, der durch sehr viele Schmeicheleien sich in die Gunst des Professors zu setzen gewußt, von seinen Mitschülern gehaßt wird - und alle Augenblicke Ursache findet, mit Beschwerden und Angebereien den Professor zu überlaufen; - so die edle Sippschaft der Danksager. Kaum erfuhr sie den Entschluß der Bürgerschaft, so lief sie hurtig mit einer solchen Schulbubenklageadresse zu ihrem Gönner mit der ehrerbietigsten Vorstellung, daß es um's Wohl der Stadt, ja um das Heil der Monarchie geschehen sei, wenn man ungestraft sie die echten Patrioten und Bewunderer des Bombardements, für nicht geeignet erklären könne, Vertreter und Väter der Stadt zu sein. - Diese huldreich aufgenommene Beschwerde einiger Servilen gegen fast alle Bürger erschien in der Wiener und Lemberger Zeitung wieder als der Ausdruck der Gesinnung der ganzen Bürgerschaft; die "Polska" wurde verboten und es kamen doch einige von den Adressanten in den Bürgerausschuß - als Ausschuß.

Wir würden mit diesen, das Privat-Interesse einer Stadt berührenden Einzelnheiten Ihr, Wichtigerem gewidmetes Blatt nicht behelligen, wenn es sich jetzt nicht um eine Adresse handelte, welche nicht nur über Galizien Unheil bringen, sondern auch für ganz Europa von unberechenbaren Folgen sein kann.

Vor ein paar Tagen wurden nämlich die Bürger zum H. v. Hammerstein beschieden, und ihnen eine Darstellung all' des Segens gemacht, der über die Stadt Lemberg kommen würde, wenn sie sich mittelst einer Adresse, für den Fall, daß die Garnison sich entfernen müßte, zur Wahrung ihrer Sicherheit einen Beistand von 10,000 Russen erbitten könnten. Wer da weiß, welch' großes diplomatische Gewicht darauf gelegt wurde, daß nicht der Kommandirende in Siebenbürgen, sondern die Bürgerschaft von Hermannstadt und Kronstadt den Einmarsch der Russen veranlaßt habe, erkennt die hohe Wichtigkeit, mit welcher das Ueberreichen einer solchen Adresse, nicht nur für Lemberg, sondern für ganz Europa verbunden wäre. Die einberufenen Bürger, welche für das Wohl Europa's zu sorgen, Andern überlassen, für ihre Taschen aber selbst sich kümmern, sehen hinter dieser Zumuthung die nicht fröhliche Aussicht, daß sie die also erbetenen Gäste aus Eigenem zu nähren, und etwa 2000 Gulden täglich für diese Sicherheitswache auszugeben haben werden. - Sie verweigerten demnach sämmtlich die Unterschrift, und wurden in Ungnade entlassen.

Die Unterschriften der Adresse werden aber dennoch auf die oben dargestellte Weise im Geheim und in der Stille gesammelt, und dürfte deren Zahl die der früheren bedeutend übersteigen, indem nicht nur unleserliche, sondern auch viele Unterschriften mit Kreuzen darunter sich befinden, nach dem Spruch im Evangelio:

"Als die Geladenen nicht kamen,
"Rief man die Blinden und die Lahmen."

Sollte also eine Adresse der um Einmarsch der Russen bittenden Lemberger Bürgerschaft an's Tageslicht kommen, so möge die Welt, insbesondere Deutschland wissen, auf welchen Mißbeeten bei Uns, während des Belagerungszustandes, Adressen wachsen.

Italien.

* Ueber die Vorfälle in Brescia enthält die "Wiener Zeitung" einen offiziellen Bericht, der hinreichend zeigt, mit welcher Wuth die Bewohner Brescia's sich gegen die k. k. Standrechtsbestien erhoben und gekämpft, und daß ohne die Verrätherei der hohen Offiziere und der Kamarilla im piemontesischen Heere und die dadurch bei Novara herbeigeführte Niederlage es mit den Oestreichern für immer aus war. Aus dem offiziellen Bericht lassen wir die bezeichnendsten Stellen folgen, unter der Vorbemerkung, daß die Brescianer am 31. März um 2 Uhr unter dem Geläute aller Glocken ein ununterbrochenes Gewehrfeuer aus den dem Castell nächstgelegenen Häusern gegen Letzteres eröffneten und daß Nugent und Haynau kurz zuvor die Besatzung des Kastells durch 2300 Mann 50 Pferde und 4 Feldgeschütze verstärkt hatten. Der Bericht erzählt nun:

"Als jedoch das Schießen der Insurgenten immer mehr zunahm, begann das Feuer der Artillerie des Castells und gleichzeitig auch der Sturm gegen die Porta Lunga auf der Veroneser Chaussee. Lieutenant Smerczek gewann nach der ihm gegebenen Weisung mit einer Abtheilung erst halbgenesener Soldaten aus dem Castelle längs dem Stadtwalle anstürmend die Flanke der Barrikade des Thores. Seiner besonders gerühmten Bravour gelang es, die Insurgenten von derselben zu vertreiben, so daß die gegen das Thor auf der Chaussee anrückende Colonne eindrang, ohne einen Schuß gethan zu haben.

Gleichzeitig fiel das 1. Bataillon Großherzog Baden aus dem Castelle gegen die Stadt aus. Die Truppen, die nur wenig von ihrem Geschütz unterstützt werden konnten, erstürmten gegen den heftigsten Widerstand eine Häuserreihe nach der andern, und behaupteten in dem, bis in die späte Nacht währenden Gefechte den eroberten Stadttheil. Auf die noch von den Rebellen besetzten Straßen wurde mit Tagesanbruch ein fürchterliches Bombardement aus dem Castelle gerichtet, und hierauf die Erstürmung derselben bei noch wachsender Erbitterung der Vertheidiger fortgesetzt; nachdem durch

[Deutschland]

[Fortsetzung] tenlassen der Lombarden hat das ganze Haus Savoyen dem Throne entsagt.

* Wien, 6. April.

Die hiesigen Buchhändler haben nicht nur einen förmlichen Protest gegen das angeordnete Verfahren der Revision der einlangenden Bücherballen vom Auslande durch die Militär Behörde eingelegt, sondern denselben auch dadurch bekräftigt, daß sie, in so lange diese Anordnung nicht zurückgenommen wird, die einlangenden fremden Bücherballen uneröffnet retour senden.

Ueber den Protest der Buchhändler gegen Eröffnung der anlangenden Bücherballen vom Auslande enthält der gestrige „Abend Wanderer“ Folgendes: Seit einigen Tagen sind in Wien keine ausländische Journale mehr durch den Buchhandel zu beziehen, indem die Ballen unberührt in dem Hauptmauth-Gedäude liegen, weil die Buchhändler nicht daran wollen, nach der neuen Verordnung die Ballen nur in Gegenwart eines Polizeibeamten zu öffnen. Von Seiten des Buchhandlungsgremiums sollen gegen diese Maßregel, in der sie nur in anderer Form eine Censur sehen, die gehörigen Schritte gemacht werden und wir hoffen, daß dem diesfälligen Gesuch Gewährung geleistet werde, da beispielshalber dadurch wirklich ‒ die Redaction spricht hier aus Efahrung ‒ für dabei ganz Indifferente, für solche nämlich, welche fremde Journale bestellt haben und solche wirklich brauchen, Nachtheile und Geschäftsstörungen eintreten.

Während die ausländischen Bücherballen wieder sorgfältig untersucht werden, um dem Eingang staatsschädlicher Gedanken zu wehren, enthält ein unter Subvention des Ministeriums erscheinendes Journal „der Polygraf“ folgenden Artikel in seinem gestrigen Blatt: Nach dem neusten Ausweise der National-Bank beträgt das Plus der kursirenden Banknoten 200 Millionen, also kursiren 232 Millionen während die gesetzliche Norm des Papiergeldes zum Baarfonde wie 3:1 ist. Rechnen wir noch die enorme Anzahl der Central-Cassa-Anweisungen hinzu, die jetzt für Geld angenommen werden, ferner die außerordentliche Masse von ungarischen Banknoten, so kann man sich einen Begriff von der Assignaten-Ueberschwemmung machen.

Während nirgens noch etwas von einem Zwangsanlehen verlautete, bringt das „Fremdenblatt“ folgende Nachricht: „Welchen günstigen Einfluß der schnelle und glückliche Gang der Erreignisse in Italien auf unsere Finanzoperationen hat, läßt sich schon daraus entnehmen, daß man die von Sardinien zu erwartende Kriegssteuer dabei in Anschlag bringt.“

Die Nationalbank hat ihren Beamten Reiter seines Dienstes entsetzt, weil er bei der Frankfurter Kaiserwahl für den König von Preußen gestimmt.

Der k. k. Internuncius Graf Stürmer in Konstantinopel hat sein Abberufungsschreiben erhalten und wird demnächst die Türkei verlassen, wo die Kriegsrüstungen auf das Eifrigste berieben werden. Diese Abberufung ist die nothwendige Folge der Abreise des türkischen Botschafters von Wien und es scheint kein Zweifel, daß sich diese Vorgänge auf die Allianz Oesterreichs mit Rußland beziehen, indem in dem bezüglichen Vertrag sehr feindselige Punkte gegen das ottomanische Reich enthalten sein sollen. Sehr ungewiß wäre aber, ob die christlichen Unterthanen der hohen Pforte im Falle eines Krieges treu verbleiben und gegen Rußland und Oesterreich die Waffen führen würden, falls nicht England, Frankreich und Ungarn als Verbündete der Türken auftreten und dadurch den Rajah's einen Stützpunkt leihen.

213 Breslau, 7. April.

Die von der „N. Rh. Z.“ entdeckte schlesische Milliarde hat bei unsern krautjunkerlichen Maikäfern eine ganz besondere Ueberraschung verursacht.

Wie ich höre, sollen die Aufsätze der N. Rh. Z. über die schlesische Milliarde auf das Land verbreitet worden sein und müssen dort den Leuten natürlich die Augen aufreißen, daß sie endlich erkennen, wie lange schon das edle Maikäferritterthum ihre herrlichsten Baumblätter mit dem empörendsten Uebermuthe abfrißt, um sich dann verpupt und fett geworden in seine Salons zu verkriechen.

Seit einigen Tagen hat das Leben von Preußen, Wanzen, Kasernen, Schnaps und Lieutenannts mit der syphilitischen Salonsprache und gekrächten Hunger-Taille dadurch seinen Kulminationspunkt erhalten, daß die erste theatralische Ladstockberühmtheit des kreuzritterlichen Berlins, die erzherzoglich-empfolene, standrechtsgewandte Penelope des heimgekehrten preußischen Odysseus und Nationaleigenthümers, kurz Fräulein Viereck zum Gastspiel hier eingetroffen ist. Man stürmte in's Theater, als die Hochbegnadete als Jungfrau auftrat. Die gekrächten Lieutenants, in den Logen geräkelt wie halbzivilisirte Urangutangs, fanden die Jungfrau natürlich allerliebst und begeisterten sich, wie Dunois, für ihre Reinheit, das Publikum jedoch fand die jungfräuliche Prätention der prinzlich begnadeten Mätresse unverschämt und machte ihr darüber die lautesten Vorstellungen mit Pfeifen, Zischen, Eiern und sonstigen Projektilen. Fräulein Viereck liebt bekanntlich den Belagerungszustand und soll denselben der ihr hier widerfahrenen Ehre wegen auch schon für Breslau bestellt haben.

Flensburg, 6. April.

In Hadersleben befanden sich noch gestern gegen Abend dänische Truppen. In Apenrade zogen gestern, Nachmittags 2 bis 3 Uhr, auf Umwegen, das 9. und 10. schleswig-holsteinische Bataillon nebst einigen Dragonern, und wohl auch Artillerie ein. Die Dänen schossen ziemlich heftig von ihren Kriegsfahrzeugen in die Stadt. Viele Kugeln schlugen durch Dächer, einige auch durch Fenster. Ein Dragoner, wie es heißt, ein Offizier, wurde verwundet. Von weiteren Verwundungen hört man nichts, als daß ein Geselle aus einem dänischen Hause am Arm verwundet worden. ‒ Die von unseren Truppen früher angelegten Schanzen einer Batterie waren von dänischen Apenradern demolirt. Mancherlei Gerüchte waren gestern in Umlauf, als wenn eine Abtheilung von Dänen eingeschlossen oder abgeschnitten wäre. Bis jetzt haben sich diese Gerüchte nicht bestätigt.

(Börs.-H.)

‒ Nach dem „Ostsee-Telegraph“ ist das bei Eckernförde besonders schwer beschädigte dänische Dampfschiff der „Geyser.“ Derselbe soll nur mit genauer Noth gerettet worden sein.

‒ Zum Beweise der Heftigkeit, mit welcher die Kanonade bei Eckernförde gewüthet hat, führt ein Bericht der „Nordd. fr. Presse“ an, daß das Linienschiff „Christian VIII.“ allein 68 glatte Lagen von je 42 Schüssen gegeben hat.

Die 18-Pfünder haben am meisten gewirkt. Der Verlust der Dänen an Menschen und Schiffswerth ist sehr groß, es waren die besten und größten kampffähigen Schiffe; aber unendlich größer ist die moralische Niederlage für die Marine. Die gefangenen Offiziere sind sehr herunter, die Unteroffiziere machten durchgängig nicht den Eindruck, den man von der Mannschaft solcher Schiffe erwartete. Unsere Artillerie, fast nur junge Mannschaft, hat sich heldenmüthig geschlagen; man erwartet, daß der andere Batterie-Kommandeur sofort zum Lieutenant avancire. ‒ Kapitän Meyer und der Kommandeur Paludan sind nebst 600 Mann nach Rendsburg abgeführt, woselbst ihnen in der altstädter Kirche vorläufig ein Unterkommen verschafft wird.

(Börs.-H.)
Ungarn.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
Paris, 8. April.

J. Russini, dessen Mission als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Karl Alberts mit der Abdankung desselben aufhört, wurde in einer Abschiedsaudienz vom Präsidenten der Republik empfangen. An demselben Tage überreichte V. Gioberti die Briefe, die ihn in der gleichen Eigenschaft für Viktor Emanuel akkreditiren, die Abdikation Karl Alberts und den stattgehabten Thronwechsel anzeigen.

‒ In Genua, melden alle Morgenblätter, soll am 3. die Republik proklamirt worden sein. Der Minister des Auswärtigen, hieß es im Saale Pas perdus, sei hievon durch den Telegraphen benachrichtigt worden. (Siehe Italien.)

‒ Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, meldete gestern dem Ausschusse des Auswärtigen offiziell: daß Oestreich seine Truppen aus Alessandria, die dasselbe seit dem Waffenstillstande in Gemeinschaft mit den piemontesischen Truppen besetzt hielten, wieder zurückziehen, und man solle hierin ein Unterpfand seiner friedliebenden Gesinnungen erblicken.

‒ In der Sologne scheint ein Arbeiteraufstand dem Ausbruch nahe. Heute Morgen expedirte das Ministerium eine Brigade von 250 Mobilgensd'armen (alte Munizipalgardisten) mit 7 Offizieren in jene Gegend. Diese mobile Gensd'armerie soll es am Besten verstehen, ihre Februargegner in die Pfanne zu hauen. Das Ministerium will sich à tout prix der alten Rechte der Marie'schen Nationalwerkstätten erledigen.

‒ Duchêne, Gerant und Menard, Mitarbeiter des Journals „Le Peuple“, sind, Ersterer zu 3 Jahren Gefängiß und 5000 fr. Geldbuße; Letzterer zu 5 Monaten Gefängniß und ebenfalls zu 5000 fr. Geldbuße, wegen des Feuilletons: „Das Vorspiel einer Revolution!“ (worin die Jury eine Anklage der Bürgerwehr als Meuchelmörderin im Juni und Aufreizung zu neuem Bürgerkriege erkannte), verurtheilt worden.

‒ Nicht geringe Sensation erregt in Havre ein Befehl des Pariser Gerichtshofes, einen Fremden zu verhaften, der De Chambord heiße und im Hotel de France am Grand Ouai wohne. Die ganze Stadt glaubt, es handle sich um nichts Geringeres, als um die Verhaftung Heinrich V. aus Frohsdorf.

(Journal de Havre.)

Bald wird man eines Morgens lesen: Heinrich V. ist in Nantes und die Herzogin v. Orleans in Valenciennes angekommen.

Ein Pariser Abendblatt vom 8. meldet:

„Das Ministerium hat den Entschluß gefaßt, die monatliche Staatshilfe, 60 fr., allen denjenigen polnischen, ungarischen und italienischen Flüchtlingen zu entziehen, welche an den letzten Ereignissen in Italien theilgenommen. Ferner allen Flüchtlingen, die von jetzt an na chFrankreich kommen, den Aufenthalt zu versagen und sie nach England oder Amerika überzusetzen.“

Wir hoffen, daß der Moniteur dieses widerlege!

Polen.
12 Lemberg, im April.

Als Lemberg am 2. November auf eine, den Vandalen würdige Weise, ohne allen Anlaß bombardirt, und seine schönsten Gebäude eingeäschert worden, ‒ haben drei Dutzend nichtsnutziger, serviler Schwachköpfe, für die hergestellte Ordnung und Ruhe Lemberg's, dem Herrn Bombardirer, kommandirenden Freiherr v. Hammerstein, über welchen intra parenthes in die famose Zuschrift des Generals Ummski erging, eine Dankadresse überreicht, und solche erschien in der Wiener, später in der Lemberger Zeitung, unter dem pomphaften Namen einer Adresse der „Lemberger Bürgerschaft.“ Die Adressanten waren jedoch so selbstverläugnend, daß sie ihre Namen verheimlichten, und wie Petrus Christum, verläugnete Jeder die Adresse, von dem man den Namen nach vieler Mühe ausgekundschaftet hatte.

Vor mehreren Wochen fand eine neue Wahl zum bürgerlichen Ausschuß Statt. ‒ Die Bürger, die im Allgemeinen der Meinung sind, daß die durch lebensfrohe Jugend dann und wann verursachte Unordnung der Ordnung vorzuziehen sei, welche mit Vernichtung von vier der schönsten öffentlichen und sechs ansehnlichen Privatgebäuden begann; ‒ glaubten in den Danksagern keine geeigneten Vertreter des städtischen Wohles zu finden. Man erklärte, die bekannt gewordenen Danksager nicht in den Ausschuß wählen zu wollen, ‒ in welchem Vorhaben sie durch ein geschätztes hiesiges Blatt (Polen, Polska) bestärkt wurden. Wie ein Schulbube, der durch sehr viele Schmeicheleien sich in die Gunst des Professors zu setzen gewußt, von seinen Mitschülern gehaßt wird ‒ und alle Augenblicke Ursache findet, mit Beschwerden und Angebereien den Professor zu überlaufen; ‒ so die edle Sippschaft der Danksager. Kaum erfuhr sie den Entschluß der Bürgerschaft, so lief sie hurtig mit einer solchen Schulbubenklageadresse zu ihrem Gönner mit der ehrerbietigsten Vorstellung, daß es um's Wohl der Stadt, ja um das Heil der Monarchie geschehen sei, wenn man ungestraft sie die echten Patrioten und Bewunderer des Bombardements, für nicht geeignet erklären könne, Vertreter und Väter der Stadt zu sein. ‒ Diese huldreich aufgenommene Beschwerde einiger Servilen gegen fast alle Bürger erschien in der Wiener und Lemberger Zeitung wieder als der Ausdruck der Gesinnung der ganzen Bürgerschaft; die „Polska“ wurde verboten und es kamen doch einige von den Adressanten in den Bürgerausschuß ‒ als Ausschuß.

Wir würden mit diesen, das Privat-Interesse einer Stadt berührenden Einzelnheiten Ihr, Wichtigerem gewidmetes Blatt nicht behelligen, wenn es sich jetzt nicht um eine Adresse handelte, welche nicht nur über Galizien Unheil bringen, sondern auch für ganz Europa von unberechenbaren Folgen sein kann.

Vor ein paar Tagen wurden nämlich die Bürger zum H. v. Hammerstein beschieden, und ihnen eine Darstellung all' des Segens gemacht, der über die Stadt Lemberg kommen würde, wenn sie sich mittelst einer Adresse, für den Fall, daß die Garnison sich entfernen müßte, zur Wahrung ihrer Sicherheit einen Beistand von 10,000 Russen erbitten könnten. Wer da weiß, welch' großes diplomatische Gewicht darauf gelegt wurde, daß nicht der Kommandirende in Siebenbürgen, sondern die Bürgerschaft von Hermannstadt und Kronstadt den Einmarsch der Russen veranlaßt habe, erkennt die hohe Wichtigkeit, mit welcher das Ueberreichen einer solchen Adresse, nicht nur für Lemberg, sondern für ganz Europa verbunden wäre. Die einberufenen Bürger, welche für das Wohl Europa's zu sorgen, Andern überlassen, für ihre Taschen aber selbst sich kümmern, sehen hinter dieser Zumuthung die nicht fröhliche Aussicht, daß sie die also erbetenen Gäste aus Eigenem zu nähren, und etwa 2000 Gulden täglich für diese Sicherheitswache auszugeben haben werden. ‒ Sie verweigerten demnach sämmtlich die Unterschrift, und wurden in Ungnade entlassen.

Die Unterschriften der Adresse werden aber dennoch auf die oben dargestellte Weise im Geheim und in der Stille gesammelt, und dürfte deren Zahl die der früheren bedeutend übersteigen, indem nicht nur unleserliche, sondern auch viele Unterschriften mit Kreuzen darunter sich befinden, nach dem Spruch im Evangelio:

„Als die Geladenen nicht kamen,
„Rief man die Blinden und die Lahmen.“

Sollte also eine Adresse der um Einmarsch der Russen bittenden Lemberger Bürgerschaft an's Tageslicht kommen, so möge die Welt, insbesondere Deutschland wissen, auf welchen Mißbeeten bei Uns, während des Belagerungszustandes, Adressen wachsen.

Italien.

* Ueber die Vorfälle in Brescia enthält die „Wiener Zeitung“ einen offiziellen Bericht, der hinreichend zeigt, mit welcher Wuth die Bewohner Brescia's sich gegen die k. k. Standrechtsbestien erhoben und gekämpft, und daß ohne die Verrätherei der hohen Offiziere und der Kamarilla im piemontesischen Heere und die dadurch bei Novara herbeigeführte Niederlage es mit den Oestreichern für immer aus war. Aus dem offiziellen Bericht lassen wir die bezeichnendsten Stellen folgen, unter der Vorbemerkung, daß die Brescianer am 31. März um 2 Uhr unter dem Geläute aller Glocken ein ununterbrochenes Gewehrfeuer aus den dem Castell nächstgelegenen Häusern gegen Letzteres eröffneten und daß Nugent und Haynau kurz zuvor die Besatzung des Kastells durch 2300 Mann 50 Pferde und 4 Feldgeschütze verstärkt hatten. Der Bericht erzählt nun:

„Als jedoch das Schießen der Insurgenten immer mehr zunahm, begann das Feuer der Artillerie des Castells und gleichzeitig auch der Sturm gegen die Porta Lunga auf der Veroneser Chaussee. Lieutenant Smerczek gewann nach der ihm gegebenen Weisung mit einer Abtheilung erst halbgenesener Soldaten aus dem Castelle längs dem Stadtwalle anstürmend die Flanke der Barrikade des Thores. Seiner besonders gerühmten Bravour gelang es, die Insurgenten von derselben zu vertreiben, so daß die gegen das Thor auf der Chaussee anrückende Colonne eindrang, ohne einen Schuß gethan zu haben.

Gleichzeitig fiel das 1. Bataillon Großherzog Baden aus dem Castelle gegen die Stadt aus. Die Truppen, die nur wenig von ihrem Geschütz unterstützt werden konnten, erstürmten gegen den heftigsten Widerstand eine Häuserreihe nach der andern, und behaupteten in dem, bis in die späte Nacht währenden Gefechte den eroberten Stadttheil. Auf die noch von den Rebellen besetzten Straßen wurde mit Tagesanbruch ein fürchterliches Bombardement aus dem Castelle gerichtet, und hierauf die Erstürmung derselben bei noch wachsender Erbitterung der Vertheidiger fortgesetzt; nachdem durch

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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 6. April.</head>
          <p>Die hiesigen Buchhändler haben nicht nur einen förmlichen Protest gegen das angeordnete Verfahren der Revision der einlangenden Bücherballen vom Auslande durch die Militär Behörde eingelegt, sondern denselben auch dadurch bekräftigt, daß sie, in so lange diese Anordnung nicht zurückgenommen wird, die einlangenden fremden Bücherballen uneröffnet retour senden.</p>
          <p>Ueber den Protest der Buchhändler gegen Eröffnung der anlangenden Bücherballen vom Auslande enthält der gestrige &#x201E;Abend Wanderer&#x201C; Folgendes: Seit einigen Tagen sind in Wien keine ausländische Journale mehr durch den Buchhandel zu beziehen, indem die Ballen unberührt in dem Hauptmauth-Gedäude liegen, weil die Buchhändler nicht daran wollen, nach der neuen Verordnung die Ballen nur in Gegenwart eines Polizeibeamten zu öffnen. Von Seiten des Buchhandlungsgremiums sollen gegen diese Maßregel, in der sie nur in anderer Form eine Censur sehen, die gehörigen Schritte gemacht werden und wir hoffen, daß dem diesfälligen Gesuch Gewährung geleistet werde, da beispielshalber dadurch wirklich &#x2012; die Redaction spricht hier aus Efahrung &#x2012; für dabei ganz Indifferente, für solche nämlich, welche fremde Journale bestellt haben und solche wirklich brauchen, Nachtheile und Geschäftsstörungen eintreten.</p>
          <p>Während die ausländischen Bücherballen wieder sorgfältig untersucht werden, um dem Eingang staatsschädlicher Gedanken zu wehren, enthält ein unter Subvention des Ministeriums erscheinendes Journal &#x201E;der Polygraf&#x201C; folgenden Artikel in seinem gestrigen Blatt: Nach dem neusten Ausweise der National-Bank beträgt das Plus der kursirenden Banknoten 200 Millionen, also kursiren 232 Millionen während die gesetzliche Norm des Papiergeldes zum Baarfonde wie 3:1 ist. Rechnen wir noch die enorme Anzahl der Central-Cassa-Anweisungen hinzu, die jetzt für Geld angenommen werden, ferner die außerordentliche Masse von ungarischen Banknoten, so kann man sich einen Begriff von der Assignaten-Ueberschwemmung machen.</p>
          <p>Während nirgens noch etwas von einem Zwangsanlehen verlautete, bringt das &#x201E;Fremdenblatt&#x201C; folgende Nachricht: &#x201E;Welchen günstigen Einfluß der schnelle und glückliche Gang der Erreignisse in Italien auf unsere Finanzoperationen hat, läßt sich schon daraus entnehmen, daß man die von Sardinien zu erwartende Kriegssteuer dabei in Anschlag bringt.&#x201C;</p>
          <p>Die Nationalbank hat ihren Beamten Reiter seines Dienstes entsetzt, weil er bei der Frankfurter Kaiserwahl für den König von Preußen gestimmt.</p>
          <p>Der k. k. Internuncius Graf Stürmer in Konstantinopel hat sein Abberufungsschreiben erhalten und wird demnächst die Türkei verlassen, wo die Kriegsrüstungen auf das Eifrigste berieben werden. Diese Abberufung ist die nothwendige Folge der Abreise des türkischen Botschafters von Wien und es scheint kein Zweifel, daß sich diese Vorgänge auf die Allianz Oesterreichs mit Rußland beziehen, indem in dem bezüglichen Vertrag sehr feindselige Punkte gegen das ottomanische Reich enthalten sein sollen. Sehr ungewiß wäre aber, ob die christlichen Unterthanen der hohen Pforte im Falle eines Krieges treu verbleiben und gegen Rußland und Oesterreich die Waffen führen würden, falls nicht England, Frankreich und Ungarn als Verbündete der Türken auftreten und dadurch den Rajah's einen Stützpunkt leihen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar269_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>213</author></bibl> Breslau, 7. April.</head>
          <p>Die von der &#x201E;N. Rh. Z.&#x201C; entdeckte schlesische Milliarde hat bei unsern krautjunkerlichen Maikäfern eine ganz besondere Ueberraschung verursacht.</p>
          <p>Wie ich höre, sollen die Aufsätze der N. Rh. Z. über die schlesische Milliarde auf das Land verbreitet worden sein und müssen dort den Leuten natürlich die Augen aufreißen, daß sie endlich erkennen, wie lange schon das edle Maikäferritterthum ihre herrlichsten Baumblätter mit dem empörendsten Uebermuthe abfrißt, um sich dann verpupt und fett geworden in seine Salons zu verkriechen.</p>
          <p>Seit einigen Tagen hat das Leben von Preußen, Wanzen, Kasernen, Schnaps und Lieutenannts mit der syphilitischen Salonsprache und gekrächten Hunger-Taille dadurch seinen Kulminationspunkt erhalten, daß die erste theatralische Ladstockberühmtheit des kreuzritterlichen Berlins, die erzherzoglich-empfolene, standrechtsgewandte Penelope des heimgekehrten preußischen Odysseus und Nationaleigenthümers, kurz Fräulein Viereck zum Gastspiel hier eingetroffen ist. Man stürmte in's Theater, als die Hochbegnadete als <hi rendition="#g">Jungfrau</hi> auftrat. Die gekrächten Lieutenants, in den Logen geräkelt wie halbzivilisirte Urangutangs, fanden die <hi rendition="#g">Jungfrau</hi> natürlich allerliebst und begeisterten sich, wie Dunois, für ihre Reinheit, das Publikum jedoch fand die jungfräuliche Prätention der prinzlich begnadeten Mätresse unverschämt und machte ihr darüber die lautesten Vorstellungen mit Pfeifen, Zischen, Eiern und sonstigen Projektilen. Fräulein Viereck liebt bekanntlich den Belagerungszustand und soll denselben der ihr hier widerfahrenen Ehre wegen auch schon für Breslau bestellt haben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar269_009" type="jArticle">
          <head>Flensburg, 6. April.</head>
          <p>In Hadersleben befanden sich noch gestern gegen Abend dänische Truppen. In Apenrade zogen gestern, Nachmittags 2 bis 3 Uhr, auf Umwegen, das 9. und 10. schleswig-holsteinische Bataillon nebst einigen Dragonern, und wohl auch Artillerie ein. Die Dänen schossen ziemlich heftig von ihren Kriegsfahrzeugen in die Stadt. Viele Kugeln schlugen durch Dächer, einige auch durch Fenster. Ein Dragoner, wie es heißt, ein Offizier, wurde verwundet. Von weiteren Verwundungen hört man nichts, als daß ein Geselle aus einem dänischen Hause am Arm verwundet worden. &#x2012; Die von unseren Truppen früher angelegten Schanzen einer Batterie waren von dänischen Apenradern demolirt. Mancherlei Gerüchte waren gestern in Umlauf, als wenn eine Abtheilung von Dänen eingeschlossen oder abgeschnitten wäre. Bis jetzt haben sich diese Gerüchte nicht bestätigt.</p>
          <bibl>(Börs.-H.)</bibl>
          <p>&#x2012; Nach dem &#x201E;Ostsee-Telegraph&#x201C; ist das bei Eckernförde besonders schwer beschädigte dänische Dampfschiff der &#x201E;Geyser.&#x201C; Derselbe soll nur mit genauer Noth gerettet worden sein.</p>
          <p>&#x2012; Zum Beweise der Heftigkeit, mit welcher die Kanonade bei Eckernförde gewüthet hat, führt ein Bericht der &#x201E;Nordd. fr. Presse&#x201C; an, daß das Linienschiff &#x201E;Christian VIII.&#x201C; allein 68 glatte Lagen von je 42 Schüssen gegeben hat.</p>
          <p>Die 18-Pfünder haben am meisten gewirkt. Der Verlust der Dänen an Menschen und Schiffswerth ist sehr groß, es waren die besten und größten kampffähigen Schiffe; aber unendlich größer ist die moralische Niederlage für die Marine. Die gefangenen Offiziere sind sehr herunter, die Unteroffiziere machten durchgängig nicht den Eindruck, den man von der Mannschaft solcher Schiffe erwartete. Unsere Artillerie, fast nur junge Mannschaft, hat sich heldenmüthig geschlagen; man erwartet, daß der andere Batterie-Kommandeur sofort zum Lieutenant avancire. &#x2012; Kapitän Meyer und der Kommandeur Paludan sind nebst 600 Mann nach Rendsburg abgeführt, woselbst ihnen in der altstädter Kirche vorläufig ein Unterkommen verschafft wird.</p>
          <bibl>(Börs.-H.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar269_010_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar269_011" type="jArticle">
          <head>Paris, 8. April.</head>
          <p>J. Russini, dessen Mission als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Karl Alberts mit der Abdankung desselben aufhört, wurde in einer Abschiedsaudienz vom Präsidenten der Republik empfangen. An demselben Tage überreichte V. Gioberti die Briefe, die ihn in der gleichen Eigenschaft für Viktor Emanuel akkreditiren, die Abdikation Karl Alberts und den stattgehabten Thronwechsel anzeigen.</p>
          <p>&#x2012; In Genua, melden alle Morgenblätter, soll am 3. die Republik proklamirt worden sein. Der Minister des Auswärtigen, hieß es im Saale Pas perdus, sei hievon durch den Telegraphen benachrichtigt worden. (Siehe Italien.)</p>
          <p>&#x2012; Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, meldete gestern dem Ausschusse des Auswärtigen offiziell: daß Oestreich seine Truppen aus Alessandria, die dasselbe seit dem Waffenstillstande in Gemeinschaft mit den piemontesischen Truppen besetzt hielten, wieder zurückziehen, und man solle hierin ein Unterpfand seiner friedliebenden Gesinnungen erblicken.</p>
          <p>&#x2012; In der Sologne scheint ein Arbeiteraufstand dem Ausbruch nahe. Heute Morgen expedirte das Ministerium eine Brigade von 250 Mobilgensd'armen (alte Munizipalgardisten) mit 7 Offizieren in jene Gegend. Diese mobile Gensd'armerie soll es am Besten verstehen, ihre Februargegner in die Pfanne zu hauen. Das Ministerium will sich à tout prix der alten Rechte der Marie'schen Nationalwerkstätten erledigen.</p>
          <p>&#x2012; Duchêne, Gerant und Menard, Mitarbeiter des Journals &#x201E;Le Peuple&#x201C;, sind, Ersterer zu 3 Jahren Gefängiß und 5000 fr. Geldbuße; Letzterer zu 5 Monaten Gefängniß und ebenfalls zu 5000 fr. Geldbuße, wegen des Feuilletons: &#x201E;Das Vorspiel einer Revolution!&#x201C; (worin die Jury eine Anklage der Bürgerwehr als Meuchelmörderin im Juni und Aufreizung zu neuem Bürgerkriege erkannte), verurtheilt worden.</p>
          <p>&#x2012; Nicht geringe Sensation erregt in Havre ein Befehl des Pariser Gerichtshofes, einen Fremden zu verhaften, der De Chambord heiße und im Hotel de France am Grand Ouai wohne. Die ganze Stadt glaubt, es handle sich um nichts Geringeres, als um die Verhaftung Heinrich V. aus Frohsdorf.</p>
          <bibl>(Journal de Havre.)</bibl>
          <p>Bald wird man eines Morgens lesen: Heinrich V. ist in Nantes und die Herzogin v. Orleans in Valenciennes angekommen.</p>
          <p>Ein Pariser Abendblatt vom 8. meldet:</p>
          <p>&#x201E;Das Ministerium hat den Entschluß gefaßt, die monatliche Staatshilfe, 60 fr., allen denjenigen polnischen, ungarischen und italienischen Flüchtlingen zu entziehen, welche an den letzten Ereignissen in Italien theilgenommen. Ferner allen Flüchtlingen, die von jetzt an na chFrankreich kommen, den Aufenthalt zu versagen und sie nach England oder Amerika überzusetzen.&#x201C;</p>
          <p>Wir hoffen, daß der Moniteur dieses widerlege!</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar269_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Lemberg, im April.</head>
          <p>Als Lemberg am 2. November auf eine, den Vandalen würdige Weise, ohne allen Anlaß bombardirt, und seine schönsten Gebäude eingeäschert worden, &#x2012; haben drei Dutzend nichtsnutziger, serviler Schwachköpfe, für die hergestellte Ordnung und Ruhe Lemberg's, dem Herrn Bombardirer, kommandirenden Freiherr v. Hammerstein, über welchen intra parenthes in die famose Zuschrift des Generals Ummski erging, eine Dankadresse überreicht, und solche erschien in der Wiener, später in der Lemberger Zeitung, unter dem pomphaften Namen einer Adresse der &#x201E;Lemberger Bürgerschaft.&#x201C; Die Adressanten waren jedoch so selbstverläugnend, daß sie ihre Namen verheimlichten, und wie Petrus Christum, verläugnete Jeder die Adresse, von dem man den Namen nach vieler Mühe ausgekundschaftet hatte.</p>
          <p>Vor mehreren Wochen fand eine neue Wahl zum bürgerlichen Ausschuß Statt. &#x2012; Die Bürger, die im Allgemeinen der Meinung sind, daß die durch lebensfrohe Jugend dann und wann verursachte Unordnung der Ordnung vorzuziehen sei, welche mit Vernichtung von vier der schönsten öffentlichen und sechs ansehnlichen Privatgebäuden begann; &#x2012; glaubten in den Danksagern keine geeigneten Vertreter des städtischen Wohles zu finden. Man erklärte, die bekannt gewordenen Danksager nicht in den Ausschuß wählen zu wollen, &#x2012; in welchem Vorhaben sie durch ein geschätztes hiesiges Blatt (Polen, Polska) bestärkt wurden. Wie ein Schulbube, der durch sehr viele Schmeicheleien sich in die Gunst des Professors zu setzen gewußt, von seinen Mitschülern gehaßt wird &#x2012; und alle Augenblicke Ursache findet, mit Beschwerden und Angebereien den Professor zu überlaufen; &#x2012; so die edle Sippschaft der <hi rendition="#g">Danksager.</hi> Kaum erfuhr sie den Entschluß der Bürgerschaft, so lief sie hurtig mit einer solchen Schulbubenklageadresse zu ihrem Gönner mit der ehrerbietigsten Vorstellung, daß es um's Wohl der Stadt, ja um das Heil der Monarchie geschehen sei, wenn man ungestraft <hi rendition="#g">sie</hi> die echten Patrioten und Bewunderer des Bombardements, für nicht geeignet erklären könne, Vertreter und Väter der Stadt zu sein. &#x2012; Diese huldreich aufgenommene Beschwerde einiger Servilen gegen fast alle Bürger erschien in der Wiener und Lemberger Zeitung <hi rendition="#g">wieder als der Ausdruck der Gesinnung der ganzen Bürgerschaft;</hi> die &#x201E;Polska&#x201C; wurde verboten und es kamen doch einige von den Adressanten in den Bürgerausschuß &#x2012; <hi rendition="#g">als Ausschuß.</hi> </p>
          <p>Wir würden mit diesen, das Privat-Interesse einer Stadt berührenden Einzelnheiten Ihr, Wichtigerem gewidmetes Blatt nicht behelligen, wenn es sich jetzt nicht um eine Adresse handelte, welche nicht nur über Galizien Unheil bringen, sondern auch für ganz Europa von unberechenbaren Folgen sein kann.</p>
          <p>Vor ein paar Tagen wurden nämlich die Bürger zum H. v. Hammerstein beschieden, und ihnen eine Darstellung all' des Segens gemacht, der über die Stadt Lemberg kommen würde, wenn sie sich mittelst einer Adresse, für den Fall, daß die Garnison sich entfernen müßte, zur Wahrung ihrer Sicherheit einen Beistand von 10,000 Russen erbitten könnten. Wer da weiß, welch' großes diplomatische Gewicht darauf gelegt wurde, daß nicht der Kommandirende in Siebenbürgen, sondern die Bürgerschaft von Hermannstadt und Kronstadt den Einmarsch der Russen veranlaßt habe, erkennt die hohe Wichtigkeit, mit welcher das Ueberreichen einer solchen Adresse, nicht nur für Lemberg, sondern für ganz Europa verbunden wäre. Die einberufenen Bürger, welche für das Wohl Europa's zu sorgen, <hi rendition="#g">Andern</hi> überlassen, für ihre Taschen aber selbst sich kümmern, sehen hinter dieser Zumuthung die nicht fröhliche Aussicht, daß sie die also erbetenen Gäste aus Eigenem zu nähren, und etwa 2000 Gulden täglich für diese Sicherheitswache auszugeben haben werden. &#x2012; Sie verweigerten demnach sämmtlich die Unterschrift, und wurden in Ungnade entlassen.</p>
          <p>Die Unterschriften der Adresse werden aber dennoch auf die oben dargestellte Weise im Geheim und in der Stille gesammelt, und dürfte deren Zahl die der früheren bedeutend übersteigen, indem nicht nur unleserliche, sondern auch viele Unterschriften mit Kreuzen darunter sich befinden, nach dem Spruch im Evangelio:</p>
          <p>&#x201E;Als die Geladenen nicht kamen,<lb/>
&#x201E;Rief man die Blinden und die Lahmen.&#x201C;</p>
          <p>Sollte also eine Adresse der um Einmarsch der Russen bittenden Lemberger Bürgerschaft an's Tageslicht kommen, so möge die Welt, insbesondere Deutschland wissen, auf welchen Mißbeeten bei Uns, während des Belagerungszustandes, Adressen wachsen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar269_013" type="jArticle">
          <p><bibl><author>*</author></bibl> Ueber die Vorfälle in Brescia enthält die &#x201E;Wiener Zeitung&#x201C; einen offiziellen Bericht, der hinreichend zeigt, mit welcher Wuth die Bewohner Brescia's sich gegen die k. k. Standrechtsbestien erhoben und gekämpft, und daß ohne die Verrätherei der hohen Offiziere und der Kamarilla im piemontesischen Heere und die dadurch bei Novara herbeigeführte Niederlage es mit den Oestreichern für immer aus war. Aus dem offiziellen Bericht lassen wir die bezeichnendsten Stellen folgen, unter der Vorbemerkung, daß die Brescianer am 31. März um 2 Uhr unter dem Geläute aller Glocken ein ununterbrochenes Gewehrfeuer aus den dem Castell nächstgelegenen Häusern gegen Letzteres eröffneten und daß Nugent und Haynau kurz zuvor die Besatzung des Kastells durch 2300 Mann 50 Pferde und 4 Feldgeschütze verstärkt hatten. Der Bericht erzählt nun:</p>
          <p>&#x201E;Als jedoch das Schießen der Insurgenten immer mehr zunahm, begann das Feuer der Artillerie des Castells und gleichzeitig auch der Sturm gegen die Porta Lunga auf der Veroneser Chaussee. Lieutenant Smerczek gewann nach der ihm gegebenen Weisung mit einer Abtheilung erst halbgenesener Soldaten aus dem Castelle längs dem Stadtwalle anstürmend die Flanke der Barrikade des Thores. Seiner besonders gerühmten Bravour gelang es, die Insurgenten von derselben zu vertreiben, so daß die gegen das Thor auf der Chaussee anrückende Colonne eindrang, ohne einen Schuß gethan zu haben.</p>
          <p>Gleichzeitig fiel das 1. Bataillon Großherzog Baden aus dem Castelle gegen die Stadt aus. Die Truppen, die nur wenig von ihrem Geschütz unterstützt werden konnten, erstürmten gegen den heftigsten Widerstand eine Häuserreihe nach der andern, und behaupteten in dem, bis in die späte Nacht währenden Gefechte den eroberten Stadttheil. Auf die noch von den Rebellen besetzten Straßen wurde mit Tagesanbruch ein fürchterliches Bombardement aus dem Castelle gerichtet, und hierauf die Erstürmung derselben bei noch wachsender Erbitterung der Vertheidiger fortgesetzt; nachdem durch
</p>
        </div>
      </div>
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</TEI>
[1519/0003] [Deutschland] [Fortsetzung] tenlassen der Lombarden hat das ganze Haus Savoyen dem Throne entsagt. * Wien, 6. April. Die hiesigen Buchhändler haben nicht nur einen förmlichen Protest gegen das angeordnete Verfahren der Revision der einlangenden Bücherballen vom Auslande durch die Militär Behörde eingelegt, sondern denselben auch dadurch bekräftigt, daß sie, in so lange diese Anordnung nicht zurückgenommen wird, die einlangenden fremden Bücherballen uneröffnet retour senden. Ueber den Protest der Buchhändler gegen Eröffnung der anlangenden Bücherballen vom Auslande enthält der gestrige „Abend Wanderer“ Folgendes: Seit einigen Tagen sind in Wien keine ausländische Journale mehr durch den Buchhandel zu beziehen, indem die Ballen unberührt in dem Hauptmauth-Gedäude liegen, weil die Buchhändler nicht daran wollen, nach der neuen Verordnung die Ballen nur in Gegenwart eines Polizeibeamten zu öffnen. Von Seiten des Buchhandlungsgremiums sollen gegen diese Maßregel, in der sie nur in anderer Form eine Censur sehen, die gehörigen Schritte gemacht werden und wir hoffen, daß dem diesfälligen Gesuch Gewährung geleistet werde, da beispielshalber dadurch wirklich ‒ die Redaction spricht hier aus Efahrung ‒ für dabei ganz Indifferente, für solche nämlich, welche fremde Journale bestellt haben und solche wirklich brauchen, Nachtheile und Geschäftsstörungen eintreten. Während die ausländischen Bücherballen wieder sorgfältig untersucht werden, um dem Eingang staatsschädlicher Gedanken zu wehren, enthält ein unter Subvention des Ministeriums erscheinendes Journal „der Polygraf“ folgenden Artikel in seinem gestrigen Blatt: Nach dem neusten Ausweise der National-Bank beträgt das Plus der kursirenden Banknoten 200 Millionen, also kursiren 232 Millionen während die gesetzliche Norm des Papiergeldes zum Baarfonde wie 3:1 ist. Rechnen wir noch die enorme Anzahl der Central-Cassa-Anweisungen hinzu, die jetzt für Geld angenommen werden, ferner die außerordentliche Masse von ungarischen Banknoten, so kann man sich einen Begriff von der Assignaten-Ueberschwemmung machen. Während nirgens noch etwas von einem Zwangsanlehen verlautete, bringt das „Fremdenblatt“ folgende Nachricht: „Welchen günstigen Einfluß der schnelle und glückliche Gang der Erreignisse in Italien auf unsere Finanzoperationen hat, läßt sich schon daraus entnehmen, daß man die von Sardinien zu erwartende Kriegssteuer dabei in Anschlag bringt.“ Die Nationalbank hat ihren Beamten Reiter seines Dienstes entsetzt, weil er bei der Frankfurter Kaiserwahl für den König von Preußen gestimmt. Der k. k. Internuncius Graf Stürmer in Konstantinopel hat sein Abberufungsschreiben erhalten und wird demnächst die Türkei verlassen, wo die Kriegsrüstungen auf das Eifrigste berieben werden. Diese Abberufung ist die nothwendige Folge der Abreise des türkischen Botschafters von Wien und es scheint kein Zweifel, daß sich diese Vorgänge auf die Allianz Oesterreichs mit Rußland beziehen, indem in dem bezüglichen Vertrag sehr feindselige Punkte gegen das ottomanische Reich enthalten sein sollen. Sehr ungewiß wäre aber, ob die christlichen Unterthanen der hohen Pforte im Falle eines Krieges treu verbleiben und gegen Rußland und Oesterreich die Waffen führen würden, falls nicht England, Frankreich und Ungarn als Verbündete der Türken auftreten und dadurch den Rajah's einen Stützpunkt leihen. 213 Breslau, 7. April. Die von der „N. Rh. Z.“ entdeckte schlesische Milliarde hat bei unsern krautjunkerlichen Maikäfern eine ganz besondere Ueberraschung verursacht. Wie ich höre, sollen die Aufsätze der N. Rh. Z. über die schlesische Milliarde auf das Land verbreitet worden sein und müssen dort den Leuten natürlich die Augen aufreißen, daß sie endlich erkennen, wie lange schon das edle Maikäferritterthum ihre herrlichsten Baumblätter mit dem empörendsten Uebermuthe abfrißt, um sich dann verpupt und fett geworden in seine Salons zu verkriechen. Seit einigen Tagen hat das Leben von Preußen, Wanzen, Kasernen, Schnaps und Lieutenannts mit der syphilitischen Salonsprache und gekrächten Hunger-Taille dadurch seinen Kulminationspunkt erhalten, daß die erste theatralische Ladstockberühmtheit des kreuzritterlichen Berlins, die erzherzoglich-empfolene, standrechtsgewandte Penelope des heimgekehrten preußischen Odysseus und Nationaleigenthümers, kurz Fräulein Viereck zum Gastspiel hier eingetroffen ist. Man stürmte in's Theater, als die Hochbegnadete als Jungfrau auftrat. Die gekrächten Lieutenants, in den Logen geräkelt wie halbzivilisirte Urangutangs, fanden die Jungfrau natürlich allerliebst und begeisterten sich, wie Dunois, für ihre Reinheit, das Publikum jedoch fand die jungfräuliche Prätention der prinzlich begnadeten Mätresse unverschämt und machte ihr darüber die lautesten Vorstellungen mit Pfeifen, Zischen, Eiern und sonstigen Projektilen. Fräulein Viereck liebt bekanntlich den Belagerungszustand und soll denselben der ihr hier widerfahrenen Ehre wegen auch schon für Breslau bestellt haben. Flensburg, 6. April. In Hadersleben befanden sich noch gestern gegen Abend dänische Truppen. In Apenrade zogen gestern, Nachmittags 2 bis 3 Uhr, auf Umwegen, das 9. und 10. schleswig-holsteinische Bataillon nebst einigen Dragonern, und wohl auch Artillerie ein. Die Dänen schossen ziemlich heftig von ihren Kriegsfahrzeugen in die Stadt. Viele Kugeln schlugen durch Dächer, einige auch durch Fenster. Ein Dragoner, wie es heißt, ein Offizier, wurde verwundet. Von weiteren Verwundungen hört man nichts, als daß ein Geselle aus einem dänischen Hause am Arm verwundet worden. ‒ Die von unseren Truppen früher angelegten Schanzen einer Batterie waren von dänischen Apenradern demolirt. Mancherlei Gerüchte waren gestern in Umlauf, als wenn eine Abtheilung von Dänen eingeschlossen oder abgeschnitten wäre. Bis jetzt haben sich diese Gerüchte nicht bestätigt. (Börs.-H.) ‒ Nach dem „Ostsee-Telegraph“ ist das bei Eckernförde besonders schwer beschädigte dänische Dampfschiff der „Geyser.“ Derselbe soll nur mit genauer Noth gerettet worden sein. ‒ Zum Beweise der Heftigkeit, mit welcher die Kanonade bei Eckernförde gewüthet hat, führt ein Bericht der „Nordd. fr. Presse“ an, daß das Linienschiff „Christian VIII.“ allein 68 glatte Lagen von je 42 Schüssen gegeben hat. Die 18-Pfünder haben am meisten gewirkt. Der Verlust der Dänen an Menschen und Schiffswerth ist sehr groß, es waren die besten und größten kampffähigen Schiffe; aber unendlich größer ist die moralische Niederlage für die Marine. Die gefangenen Offiziere sind sehr herunter, die Unteroffiziere machten durchgängig nicht den Eindruck, den man von der Mannschaft solcher Schiffe erwartete. Unsere Artillerie, fast nur junge Mannschaft, hat sich heldenmüthig geschlagen; man erwartet, daß der andere Batterie-Kommandeur sofort zum Lieutenant avancire. ‒ Kapitän Meyer und der Kommandeur Paludan sind nebst 600 Mann nach Rendsburg abgeführt, woselbst ihnen in der altstädter Kirche vorläufig ein Unterkommen verschafft wird. (Börs.-H.) Ungarn. _ Französische Republik. Paris, 8. April. J. Russini, dessen Mission als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Karl Alberts mit der Abdankung desselben aufhört, wurde in einer Abschiedsaudienz vom Präsidenten der Republik empfangen. An demselben Tage überreichte V. Gioberti die Briefe, die ihn in der gleichen Eigenschaft für Viktor Emanuel akkreditiren, die Abdikation Karl Alberts und den stattgehabten Thronwechsel anzeigen. ‒ In Genua, melden alle Morgenblätter, soll am 3. die Republik proklamirt worden sein. Der Minister des Auswärtigen, hieß es im Saale Pas perdus, sei hievon durch den Telegraphen benachrichtigt worden. (Siehe Italien.) ‒ Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, meldete gestern dem Ausschusse des Auswärtigen offiziell: daß Oestreich seine Truppen aus Alessandria, die dasselbe seit dem Waffenstillstande in Gemeinschaft mit den piemontesischen Truppen besetzt hielten, wieder zurückziehen, und man solle hierin ein Unterpfand seiner friedliebenden Gesinnungen erblicken. ‒ In der Sologne scheint ein Arbeiteraufstand dem Ausbruch nahe. Heute Morgen expedirte das Ministerium eine Brigade von 250 Mobilgensd'armen (alte Munizipalgardisten) mit 7 Offizieren in jene Gegend. Diese mobile Gensd'armerie soll es am Besten verstehen, ihre Februargegner in die Pfanne zu hauen. Das Ministerium will sich à tout prix der alten Rechte der Marie'schen Nationalwerkstätten erledigen. ‒ Duchêne, Gerant und Menard, Mitarbeiter des Journals „Le Peuple“, sind, Ersterer zu 3 Jahren Gefängiß und 5000 fr. Geldbuße; Letzterer zu 5 Monaten Gefängniß und ebenfalls zu 5000 fr. Geldbuße, wegen des Feuilletons: „Das Vorspiel einer Revolution!“ (worin die Jury eine Anklage der Bürgerwehr als Meuchelmörderin im Juni und Aufreizung zu neuem Bürgerkriege erkannte), verurtheilt worden. ‒ Nicht geringe Sensation erregt in Havre ein Befehl des Pariser Gerichtshofes, einen Fremden zu verhaften, der De Chambord heiße und im Hotel de France am Grand Ouai wohne. Die ganze Stadt glaubt, es handle sich um nichts Geringeres, als um die Verhaftung Heinrich V. aus Frohsdorf. (Journal de Havre.) Bald wird man eines Morgens lesen: Heinrich V. ist in Nantes und die Herzogin v. Orleans in Valenciennes angekommen. Ein Pariser Abendblatt vom 8. meldet: „Das Ministerium hat den Entschluß gefaßt, die monatliche Staatshilfe, 60 fr., allen denjenigen polnischen, ungarischen und italienischen Flüchtlingen zu entziehen, welche an den letzten Ereignissen in Italien theilgenommen. Ferner allen Flüchtlingen, die von jetzt an na chFrankreich kommen, den Aufenthalt zu versagen und sie nach England oder Amerika überzusetzen.“ Wir hoffen, daß der Moniteur dieses widerlege! Polen. 12 Lemberg, im April. Als Lemberg am 2. November auf eine, den Vandalen würdige Weise, ohne allen Anlaß bombardirt, und seine schönsten Gebäude eingeäschert worden, ‒ haben drei Dutzend nichtsnutziger, serviler Schwachköpfe, für die hergestellte Ordnung und Ruhe Lemberg's, dem Herrn Bombardirer, kommandirenden Freiherr v. Hammerstein, über welchen intra parenthes in die famose Zuschrift des Generals Ummski erging, eine Dankadresse überreicht, und solche erschien in der Wiener, später in der Lemberger Zeitung, unter dem pomphaften Namen einer Adresse der „Lemberger Bürgerschaft.“ Die Adressanten waren jedoch so selbstverläugnend, daß sie ihre Namen verheimlichten, und wie Petrus Christum, verläugnete Jeder die Adresse, von dem man den Namen nach vieler Mühe ausgekundschaftet hatte. Vor mehreren Wochen fand eine neue Wahl zum bürgerlichen Ausschuß Statt. ‒ Die Bürger, die im Allgemeinen der Meinung sind, daß die durch lebensfrohe Jugend dann und wann verursachte Unordnung der Ordnung vorzuziehen sei, welche mit Vernichtung von vier der schönsten öffentlichen und sechs ansehnlichen Privatgebäuden begann; ‒ glaubten in den Danksagern keine geeigneten Vertreter des städtischen Wohles zu finden. Man erklärte, die bekannt gewordenen Danksager nicht in den Ausschuß wählen zu wollen, ‒ in welchem Vorhaben sie durch ein geschätztes hiesiges Blatt (Polen, Polska) bestärkt wurden. Wie ein Schulbube, der durch sehr viele Schmeicheleien sich in die Gunst des Professors zu setzen gewußt, von seinen Mitschülern gehaßt wird ‒ und alle Augenblicke Ursache findet, mit Beschwerden und Angebereien den Professor zu überlaufen; ‒ so die edle Sippschaft der Danksager. Kaum erfuhr sie den Entschluß der Bürgerschaft, so lief sie hurtig mit einer solchen Schulbubenklageadresse zu ihrem Gönner mit der ehrerbietigsten Vorstellung, daß es um's Wohl der Stadt, ja um das Heil der Monarchie geschehen sei, wenn man ungestraft sie die echten Patrioten und Bewunderer des Bombardements, für nicht geeignet erklären könne, Vertreter und Väter der Stadt zu sein. ‒ Diese huldreich aufgenommene Beschwerde einiger Servilen gegen fast alle Bürger erschien in der Wiener und Lemberger Zeitung wieder als der Ausdruck der Gesinnung der ganzen Bürgerschaft; die „Polska“ wurde verboten und es kamen doch einige von den Adressanten in den Bürgerausschuß ‒ als Ausschuß. Wir würden mit diesen, das Privat-Interesse einer Stadt berührenden Einzelnheiten Ihr, Wichtigerem gewidmetes Blatt nicht behelligen, wenn es sich jetzt nicht um eine Adresse handelte, welche nicht nur über Galizien Unheil bringen, sondern auch für ganz Europa von unberechenbaren Folgen sein kann. Vor ein paar Tagen wurden nämlich die Bürger zum H. v. Hammerstein beschieden, und ihnen eine Darstellung all' des Segens gemacht, der über die Stadt Lemberg kommen würde, wenn sie sich mittelst einer Adresse, für den Fall, daß die Garnison sich entfernen müßte, zur Wahrung ihrer Sicherheit einen Beistand von 10,000 Russen erbitten könnten. Wer da weiß, welch' großes diplomatische Gewicht darauf gelegt wurde, daß nicht der Kommandirende in Siebenbürgen, sondern die Bürgerschaft von Hermannstadt und Kronstadt den Einmarsch der Russen veranlaßt habe, erkennt die hohe Wichtigkeit, mit welcher das Ueberreichen einer solchen Adresse, nicht nur für Lemberg, sondern für ganz Europa verbunden wäre. Die einberufenen Bürger, welche für das Wohl Europa's zu sorgen, Andern überlassen, für ihre Taschen aber selbst sich kümmern, sehen hinter dieser Zumuthung die nicht fröhliche Aussicht, daß sie die also erbetenen Gäste aus Eigenem zu nähren, und etwa 2000 Gulden täglich für diese Sicherheitswache auszugeben haben werden. ‒ Sie verweigerten demnach sämmtlich die Unterschrift, und wurden in Ungnade entlassen. Die Unterschriften der Adresse werden aber dennoch auf die oben dargestellte Weise im Geheim und in der Stille gesammelt, und dürfte deren Zahl die der früheren bedeutend übersteigen, indem nicht nur unleserliche, sondern auch viele Unterschriften mit Kreuzen darunter sich befinden, nach dem Spruch im Evangelio: „Als die Geladenen nicht kamen, „Rief man die Blinden und die Lahmen.“ Sollte also eine Adresse der um Einmarsch der Russen bittenden Lemberger Bürgerschaft an's Tageslicht kommen, so möge die Welt, insbesondere Deutschland wissen, auf welchen Mißbeeten bei Uns, während des Belagerungszustandes, Adressen wachsen. Italien. * Ueber die Vorfälle in Brescia enthält die „Wiener Zeitung“ einen offiziellen Bericht, der hinreichend zeigt, mit welcher Wuth die Bewohner Brescia's sich gegen die k. k. Standrechtsbestien erhoben und gekämpft, und daß ohne die Verrätherei der hohen Offiziere und der Kamarilla im piemontesischen Heere und die dadurch bei Novara herbeigeführte Niederlage es mit den Oestreichern für immer aus war. Aus dem offiziellen Bericht lassen wir die bezeichnendsten Stellen folgen, unter der Vorbemerkung, daß die Brescianer am 31. März um 2 Uhr unter dem Geläute aller Glocken ein ununterbrochenes Gewehrfeuer aus den dem Castell nächstgelegenen Häusern gegen Letzteres eröffneten und daß Nugent und Haynau kurz zuvor die Besatzung des Kastells durch 2300 Mann 50 Pferde und 4 Feldgeschütze verstärkt hatten. Der Bericht erzählt nun: „Als jedoch das Schießen der Insurgenten immer mehr zunahm, begann das Feuer der Artillerie des Castells und gleichzeitig auch der Sturm gegen die Porta Lunga auf der Veroneser Chaussee. Lieutenant Smerczek gewann nach der ihm gegebenen Weisung mit einer Abtheilung erst halbgenesener Soldaten aus dem Castelle längs dem Stadtwalle anstürmend die Flanke der Barrikade des Thores. Seiner besonders gerühmten Bravour gelang es, die Insurgenten von derselben zu vertreiben, so daß die gegen das Thor auf der Chaussee anrückende Colonne eindrang, ohne einen Schuß gethan zu haben. Gleichzeitig fiel das 1. Bataillon Großherzog Baden aus dem Castelle gegen die Stadt aus. Die Truppen, die nur wenig von ihrem Geschütz unterstützt werden konnten, erstürmten gegen den heftigsten Widerstand eine Häuserreihe nach der andern, und behaupteten in dem, bis in die späte Nacht währenden Gefechte den eroberten Stadttheil. Auf die noch von den Rebellen besetzten Straßen wurde mit Tagesanbruch ein fürchterliches Bombardement aus dem Castelle gerichtet, und hierauf die Erstürmung derselben bei noch wachsender Erbitterung der Vertheidiger fortgesetzt; nachdem durch

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 269. Köln, 11. April 1849, S. 1519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz269_1849/3>, abgerufen am 23.11.2024.