Neue Rheinische Zeitung. Nr. 274. Köln, 17. April 1849.Peuple Souverain und Le Republicain sind nicht nur verfolgt, ondern sogar wie weiland La Presse von Cavaignac eingesiegelt worden. Huber richtet heute aus der Conciergerie im Journal "Revolution" eine erste Widerlegung der Monnier'schen Verdächtigungen. - Dr. Lacambre, der mit Hülfe der Schwester Blanqui's aus dem Gefängniß entwich, ist gestern vom zweiten Kriegsgericht in contumaciam zur Deportation wegen Complicität am Junisturme verurtheilt worden. Die Deportation zieht bekanntlich den politisch-bürgerlichen Tod nach sich. - Vom Bischof Dupuch ist eine Broschüre zu Gunsten der Befreiung Abd-el-Kader's aus seiner Gefangenschaft im Schlosse St. Amboise erschienen. - General Aupick, unser Vertreter in Konstantinopel, dringt auf Verstärkung unseres dortigen Geschwaders, in Voraussicht auf die Ereignisse, die sich am Bosphor zu bereiten scheinen. - Guizot erläßt aus Brompton den 6. April unter der bescheidenen Ueberschrift: "M. Guizot a ses amis" eine Art Wahlmanifest, mit dem Sie die Debats morgen überraschen werden. Cavaignac ist darin ein homme honorable genannt und die Nothwendigkeit vollständiger Einheit aller Konservationen dargethan. Hr. Guizot sieht übrigens den Klassenkampf mit Riesenschritten herannahen. - Temps vom 13. April erzählt einen Plan der Bewohner der Reunion's- (Bourbon) Insel, Madagascar zu republikanisiren. Der Gouverneur der englischen Moriz-Insel habe sich dem Unternehmen energisch widersetzt und sei deshalb mit den französischen Inselverwaltern Sarda-Carriga und Fevries-Desponites in Zank gerathen. - Die Journale aus Rom, Florenz und Genua fehlen in Paris wieder. - Aus Turin vom 9. April erhalten wir das letzte Bülletin Lamarmora's, welches vom Laternenthore bei Genua daiirt ist. Es trägt das Datum 6. April. Ein Bombardement der Stadt hatte nicht stattgefunden. Nur Hohlkugeln wurden aus den Haubitzen in die Stadt geschleudert; dagegen war das Gewehr- und Kartätschenfeuer sehr stark. Am 6. Nachmittags wurde ein Waffenstillstand geschlossen, der bis zum 8 Nachmittags 2 Uhr dauern sollte. Inzwischen reiste eine Deputation nach Turin ab, die wirklich hier eintraf und vom König empfangen wurde. Man kennt die Bedingungen des Waffenstillstandes. (S. die gestrige Nummer). Victor Emanuel will von der allgemeinen Amnestie nur 12 Insurgentenhäupter und alle Deserteure ausnehmen (!!), so wie die Privatverbrecher etc. Damit der Genueser Gemeinderath diese Antwort gehörig überlege und sich Lamarmora's halbtodte Truppen sammeln und erholen können, wurde der Waffenstillstand bis morgen (10.), Mittags 2 Uhr, verlängert. Lamarmora fürchtet einn Bauernaufstand im Rücken. National-Versammlung. Sitzung vom 14. April. Lamoriciere, einer der Vicepräsidenten, eröffnet die Sitzung mit dem Schlage 12 Uhr. Die Gallerien sind zahlreich mit Damen besetzt, weil sie auf die Viktor Considerant'schen Expektoratin[unleserliches Material]en, über die Staatsgefahr, neugierig. An der Tagesordnung befindet sich jedoch zunächst die Erneuerung der Präsidentenwahl. Das Geheime Skrutinium wird eröffnet. Nachdem dies vollendet, schreitet das Haus zur Fortsetzung des Skrutiniums fur die Staatsräthe. Dasselbe dauert bis 2 Uhr. Die Huissiers tragen die Urnen wieder in einen Rebensaal und die eigentliche Sitzung beginnt. Lamoriciere verliest eine Menge Urlaubsgesuche. (Bewilligt.) Considerant erscheint auf der Bühne, um seine Interpellationen an den Minister des Innern zu richten. (Ah! Ah!) Stimmen rechts: Warten Sie doch noch. Es ist ja kein Minister auf seinem Platze! Links: Sprechen Sie! Sprechen Sie! Considerant: Meine Interpellaiionen sind in der That nicht persönlicher Natur; sie richten sich nicht an diese oder jene Person des Ministeriums, sie beziehen sich vielmehr auf die Gefahren, welche die Gesellschaft umlagern. (Ah! Ah!) Ich werde so gedrängt wie möglich sein. (Sehr schön!) Glauben Sie nicht, daß ich indessen in Einer Sitzung darlegen werde, was ich früher in vier Sitzungen darzulegen beabsichtigte. (Hohngelächter.) Stimmen links: Tagesordnung! Considerant: Leon Faucher, gegenwärtig noch nicht auf seinem Platze, hat den Socialismus eine Pest genannt und ihn als Quelle aller Gefahren dargestellt. Sein akademisches und offizielles Ansehen mag groß sein. (Lärm.) Aber erlauben Sie mir, Ihnen zu beweisen, daß eben nur durch gehörige Anwendung des Socialismus allein die Union und Prosperität hergestellt werden kann ... Stimmen rechts: Tagesordnung! Considerant: Mein Socialismus ist ein Socialismus des Friedens, der friedlichen Staatsformation u. s. w. (Unterbrechung durch starkes Ah! Ah!) Zunächst will ich die Grundlage der Gesellschaft beleuchten. Der Redner tritt nun in eine Beleuchtung des feudalen Staatsgebäudes und kommt zu dem Schlusse, daß in der heutigen gesellschaftlichen Ordnung Anarchie herrsche. Der Redner beweist diese Anarchie vorzüglich in der Industrie, in der Stellung des Kapitals, gegenüber der Arbeit; untermischt mit dem bekannten Concurrenzjammer u.s.w. Aus dieser Anarchie müssen bald Bürgerkrieg (Klassenkampf) entspringen: den wolle er vermeiden. Hier zieht der Redner ein Heft, in rothes Marokin gebunden, hervor und beginnt Phalansterianismus zu lesen. (Allgemeines Stöhnen im Saale. Viele Glieder verlassen ihre Plätze.) Lamoriciere: Ich benutze diese Gährung, die den Redner am Fortfahren hindert, um Ihnen das Präsidialwahlresultat mitzutheilen. Es stimmten 622 Glieder. Davon erhielten Marrast 417 und Dufaure 95 Stimmen. Mithin proklamire ich Marrast wieder zum Präsidenten! Considerant liest jetzt fort unter allgemeinem Geplauder und bei leeren Bänken und schließt endlich mit folgendem Vorschlage: "Leihen Sie mir 12 bis 1600 Hektaren Landes, um ein Phalansterium (an den Thoren von Paris?) anzulegen und Ihnen meine Theorien zu verwirklichen. Sie (der Staat) tragen die Kosten und wenn diese Probe nicht gelingt, so können Sie mich mein Lebenlang in das Narrenhaus zu Charenton einschließen. (Olympisches Gelächter.) Diese Kosten werden nicht so hoch kommen, als das Ministerium gegen den Socialismus vergeudet (!). Folgen Sie meinem Rathe nicht, so prophezeihe ich Ihnen, daß Sie 1850 nicht erreichen, ohne die alte Gesellschaft in einem Meer voll Feuer und Blut untergehen zu sehen. (Agitation.) Was uns (Fourieristen) betrifft, so werden wir fortfahren, durch die Feder, das Wort und die Predikation zu wirken. Ich trage auf Errichtung eines Fortschritts- oder Experience-Ministeriums an, das in 2 Divisionen zerfiele, von denen sich die Eine mit Prüfung aller industriellen, die Zweite mit Lösung der socialen Fragen und Propositionen zu beschäftigen habe. Der Conseilpräsident ist mit Ausführung dieses Entwurfs beauftragt. (Hohngelächter.) Desjobert folgt dem erschöpften Phalansterianer auf der Bühne. Die Gesellschaft sei auf die Religion, Familie und das Eigenthum gebaut und wolle und dürfe sich in keine Kaserne (Phalansterium) einsperren lassen. (Beifall zur Rechten.) Considerant will antworten. Lamoriciere: Erlauben Sie, daß ich die hinzugewählten Staatsrathsglieder proklamire. Es erhielten die nöthige Majorität: Tournouer, Chasseloup, Laubat, Elie Loysel und Lasteyrie. Considerant widerlegt den Desjobert. Man habe alle Neuerer für Narren gehalten. Er weist auf Newton hin. (Genug! Genug!) Taillefer citirt die verunglückten Versuche der Phalansterianer und Communisten in Algerien zum Jubel der Rechten. Pierre Leroux entgegnet, daß diese Versuche unter den gegebenen Verhältnissen mißglücken mußten und obgleich er keineswegs mit den Ansichten Considerant's übereinstimme (Ah! Ah!), so unterstütze er doch den gemachten Antrag. Der Redner weist auf das Beispiel des Ideenkriegs des vorigen Jahrhunderts und hält eine feurige Rede zu Gunsten der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Die Versammlung verräth aber die größte Ungeduld und trennt sich um 6 Uhr ohne alles Votum. Italien. * Die Turiner Journale vom 10. bringen abermals nicht das geringste Neue über Genua; alle Verbindungen waren unterbrochen, und von einer Uebergabe zu jener Stunde weniger als je die Rede. Die Pariser telegraphische Depesche, von welcher wir gestern sprachen, ist zwar hierdurch noch nicht erledigt; nach ihr sollte es erst am 10. sein, daß La Marmora in die Ruinen der "pacificirten" Stadt eingezogen wäre. Aus Venedig erhalten wir dagegen wichtige Neuigkeiten. Die Verrätherei Karl Alberts in dem piemontesischen Krieg, weit entfernt die Venetianer in dem Kampf gegen die Oesterreicher zu entmuthigen, hat dieselben vielmehr zum wüthendsten Widerstand entflammt. Am 2. April theilte Manin der Repräsentantenversammlung die Kriegsnachrichten mit, und fragte, ob sie zur Fortsetzung ihres heroischen Widerstandes entschlossen sei. Die Assemblee antwortete mit folgendem Dekret: "Im Namen Gottes und des Volkes, die Repräsentantenversammlung des venetianischen Staates beschließt mit Stimmeneinhelligkeit: Venedig leistet den Oesterreichern bis zum Aeußersten Widerstand; der Präsident Manin ist zu diesem Zweck mit unbeschränkter Gewalt bekleidet." In Toscana hat sich die Assemblee in ihrer Sitzung vom 3. April bis zum 15. vertagt, nachdem sie vorher dem Präsidenten Guerrazzi ausgedehnte Vollmachten ertheilt, und ihn zur Emittirung von neuen Bons im Betrage von 2 Millionen ermächtigt hatte. * In Ermangelung neuer Nachrichten über das Schicksal Genua's theilen wir unsern Lesern nach dem "National" ein Tagebuch über den früheren Kampf mit. Man wird aus dieser zusammenhängenden, detaillirten Darstellung am besten ein Bild von dem beispiellosen Heldenmuth der Genuesischen Republikaner und der Energie und Entschlossenheit ihres kuhnen Führers Avezzana erhalten. "Genua, 4. April, 11 Uhr Abends. "Nach ihrem schamlosen Bruch des von dem General Azarta unterzeichneten Waffenstillstandes konnten die Piemontesischen Truppen kaum ihren Ruckzug noch bewerkstelligen; als sie die Thore der Stadt gewonnen hatten, stießen sie jedoch auf die Division La Marmora, welche sich am Abend vorher von Ponte-Decimo bis auf einige Meilen (deren 4 auf eine deutsche gehen) der Stadt genähert hatten. Es scheint, daß in dem Augenblick, als die Piemontesen aus der Stadt flohen, La Marmora selbst auf einer Recognoscirung bei San-Pietro-d'Arena, vor dem Stadtthore Genua's auf der Turiner Seite, angekommen war. "Als die provisorische Regierung von diesem verrätherischen Akt der Piemontesen Kenntniß erhielt, der in der That ohne Beispiel in der Kriegsgeschichte dasteht, so erließ sie ein Dekret, worin sie nach Erzählung der Vorfalle erklärte, die Beamten der früheren Regierung, welche die Stadt hatten verlassen wollen, nunmehr als Geißeln zurückzuhalten. "Zu gleicher Zeit erschienen noch zwei andere Proklamationen, die eine an die Bewohner der beiden Küsten, welche zur Theilnahme am Widerstand aufgefordert, die andere an die Seesoldaten von Genua und den beiden Küsten, welche zur Rüstung der Kriegsschiffe nach dem See-Arsenal beordert wurden. "Diese verschiedenen, von Avvezzana, Morchio und Reta unterzeichneten Dekrete waren eben erschienen, als sich gegen 2 3/4 Uhr, in der Richtung von Sant-Pietro-d'Arena ein starkes Gewehrfeuer hören ließ; in allen Quartiers wurde Generalmarsch geschlagen, die Sturmglocke läutete und die Alarmkanone, welche von Minute zu Minute von den schwimmenden Batterien und dem Seearsenal tönte, rief die ganze innere Stadt zu den Waffen. Bald wurde auch eine lebhafte Kanonade unter dem Musketenfeuer laut, und im Augenblick wo ich diese Zeilen schreibe (Mitternacht) dauert der Kampf noch immer fort. Der General La Marmora, unterstützt von den Truppen, welche so schamlos den Waffenstillstand verletzten, hat einen heftigen Angriff auf eines der äußern Forts (Tenaglia) gemacht und dasselbe nach dem mörderischsten Kampf mit Sturm genommen. 800 Tirailleure sind bis gegen das Fort San-Benigno vorgedrungen, eine feste Position zwischen Sant-Pietro-d'Arena und der inneren Vertheidigungslinie. Hier wurden sie auf das Wüthendste angegriffen, auf der einen Seite von dem Volk, welches San-Pietro-d'Arena besetzt hält, auf der andern von der Nationalgarde, welche das Laternenthor und die innere Linie vertheidigt. Bis zum Augenblick konnten sie, wie ich höre, noch nicht vertrieben werden. Gleichwohl ist ihre Stellung nicht zu behaupten, und unter der mörderischen Kanonade von der Laterne, der inneren Ringmauer und San-Pietro-d'Arena kann ihnen ihr verzweifelter Versuch theuer zu stehen kommen. Wenn aber auch selbst die ganze Linie der Forts in die Hände der Feinde fiele, sind immer die innere Linie, die Stadtthore, öffentlichen Plätze, Straßen und Häuser dermaßen verbarrikadirt, daß ein erfolgreicher Widerstand nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. "Ich habe Ihnen gestern von Monstre-Barrikaden aus Schifferkähnen geschrieben. Ich erzählte Ihnen, wie dies begeisterte Volk ie Kanonen in seinen Armen auf die steilsten Punkte trug. Heute kam die Reihe an die Baumwollenballen, und ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich Ihnen sage, daß mehr als 600 dieser Ballen zum Barrikadendienst verwendet wurden. Die Energie der Kämpfer geht über alle Beschreibung. Selbst Frauen sah ich mit der Flinte zu der allgemeinen Vertheidigung eilen. Gestern ließ der General die Hafenarbeiter zusammenrufen. "Ihr müßt euch bewaffnen, um das Vaterland zu vertheidigen," sagte er zu ihnen. Die Arbeiter fragten, ob es ernstliche Gefahr gebe. "Noch nicht," antwortete Avezzana. "Nun," sagten die Proletarier, "so laßt uns heute noch unser Brod verdienen, morgen wollen wir im Feuer stehen." Und seit heute Morgen sind diese braven Arbeiter überall die Vordersten im Kampfe, und widerstehen in diesem Augenblick noch immer den verdoppelten Angriffen der feindlichen Armee. "Vorgestern Abend versuchte ein Major der Carabiniers sich verkleidet in die Stadt einzuschleichen. Erkannt und als Spion auf frischer That ertappt, wurde er im Angesicht von 21 Leichen, sämmtlich Opfer der Piemontesischen Barbarei vom 31. März, erschossen. Diese Strafe erscheint Ihnen vielleicht schrecklich; erinnern Sie sich aber, wie Washington in einem ähnlichen Falle ebenso gehandelt hat. "Sie wissen indeß nicht, daß gerade die Carabiniers durch ihre Infamie vom 31. dem Volke furchtbar im Gedächtniß geblieben sind. An diesem Tage zog ihnen das Volk mit dem Rufe: "Es lebe die Freiheit! Es lebe die Armee!" entgegen. Die Carabiniers antworteten mit dem Rufe: "Es lebe das Volk! Es lebe Genua!" Das Volk, ohne Mißtrauen, näherte sich ihrer Kaserne, und jetzt gaben die Elenden plötzlich ein Pelotonfeuer auf die wehrlosen, vertrauensvollen Bürger. Die Wuth und der Rachedurst gegen diese Mörder ist nicht mehr als gerecht. "Die fremden Konsuln sind entrüstet über den schmachvollen Verrath der Piemontesen, welche in offenem Bruch des Waffenstillstandes die Feindseligkeiten wieder eröffneten. Morgen um 5 Uhr früh soll eine Deputation an den General La Marmora abgehen. In diesem Augenblick, 1 Uhr Nachts, läßt die Kanonade nach. Am Abend hieß es, daß 500 Polen von Livorno kämen. Der Himmel wird unsere große Sache und die Aufopferung des Volkes krönen! "5. April, 6 1/2 Uhr Morgens. "Um fünf Uhr hat der Kampf wieder begonnen. Gestern Abend oder vielmehr heute Nacht wurde das Fort della Tanaglia vom Volke wieder genommen. Die Sturmglocke läutet, die Kanonen donnern; die ganze Stadt läuft zu den Waffen. Wie dich höre, ist ein Trupp Polen und Franzosen angekommen, und hat sich sofort in die ersten Reihen des Volkes gestellt. In diesem Augenblick (7 Uhr) haben sich 800 Tirailleurs (Bersaglieri), welche das Fort San-Benigno besetzt hielten, einen Weg gebahnt und rücken durch die Laternenstraße und die San-Teodorostraße bis zu dem Pallast Doria vor, d. h. ungefähr 500 Metres vom Centrum der Stadt. Eine schwimmende Batterie des Palais ist in ihrer Gewalt. Sie haben eine Kanone davon gegen das See-Arsenal gerichtet, welches ihnen den wüthendsten Widerstand leistet. Zwanzig Metres weiter gegen das Innere der Stadt befinden sich die Plätze Doria und della Acquaverdo, in welche die beiden Hauptvertheidigungslinien des Volks auslaufen: die Balbistraße und die Karl-Albert-Straße Auf diese zwei Punkte concentrirt sich die Hauptvertheidigung. Die Straßen sind mit Barrikaden befestigt und von Kanonen und einem kampfbegeisterten Volke geschützt. Das Fort della Tanaglia, welches über der Straße San-Teodoro hängt und das See-Arsenal kreuzen ihr Feuer über die Angreifenden. Die kleine Laterne antwortet in gleicher Weise dem Fort San-Benigno. Die Sturmglocke läutet ununterbrochen und auf allen Punkten der Linie tönt eine furchtbare Kanonade. 9 3/4 Uhr. Ich habe mich mit allen Franzosen auf den französischen Kriegsdämpfer "Le Tonnerre" begeben. Die Kanonade dauert unausgesetzt fort. (Fortsetzung folgt.) * Neapel, 4. April. Drei Dekrete sind von der Regierung erlassen worden, von denen eins immer mehr als das andre der sogenannten "Constitution" ins Gesicht schlägt. Das eine verordnet die Erhebung der von den Kammern nicht bewilligten Grundsteuer; das zweite knebelt die Presse in einer Art, wie das neueste Preßgesetz der östreichischen Standrechtsregierung in Verbindung mit dem Manteufel'schen Gesetzentwurf es nur immer vermögen; das dritte setzt Kriegsgerichte ein, um über Militär- wie Civilpersonen abzuurtheilen. Mit diesen 3 Dekreten verschwindet denn auch der bisher noch bestandene Schatten einer Verfassung. Was das Preßgesetz anlangt, so kommt es einer gewaltsamen Unterdrückung des Journalismus, in so weit er nicht durch und durch amtlich auftritt, gleich. Alle Herausgeber und Redakteure haben beschlossen, ihre Blätter in 14 Tagen, wo das Dekret in Wirksamkeit tritt, aufhören zu lassen - das Einzige, was ihnen auch in der That übrig bleibt. So wird Neapel bald in der von der Regierung ersehnten stygischen Finsterniß fortvegetiren. Am 29. März kam die englische und französische Flotte von Palermo zurück. Von einem franz. Marine-Offizier, der in Palermo den Stand der Dinge zu erforschen den Auftrag erhielt, erfuhr ich Folgendes: Der Enthusiasmus des Volkes kenne keine Gränzen, auf seiner Fahrt durch die Stadt war er unaufhörlich von Haufen umgeben, deren einhelliger Ruf lautete: "guerra! guerra!" (Krieg, Krieg!) Die Masse bestand darauf, daß der Offizier seinen Hut abnehme und riefe: "Es lebe die Freiheit, es liebe Sizilien!" "Sie gehen nach Neapel: sagen Sie Ferdinand, daß wir seine Soldaten in Stücke hauen und braten werden!" so lautete die Anrede die aus einem Haufen heraus an ihn gerichtet wurde. Der Offizier machte einen kurzen Abstecher ins Land hinein. Er begegnete zwei Korps, jedes 2000 Mann stark, mit 40 Geistlichen an der Spitze, die unter Absingung von Freiheitsliedern Palermo zu Hilfe zogen. Aus allen Richtungen strömten bewaffnete Bauern nach der Hauptstadt. Es sind in der Stadt 10,000 Piken, jede 6 Fuß lang, unter diejenigen vertheilt worden, für welche die Feuerwaffen nicht auslangten. Auch 300 entschlossene Engländer haben sich zu einem Korps gebildet und werden unter dem Titel "Milizia Inglese" an dem Freiheitskampfe Theil nehmen. Die Artillerie der Sizilianer soll, wie mir der Offizier versicherte, vortrefflich bedient sein. Die Armee beträgt 50,000 Mann und vermehrt sich täglich. Aus Messina wenig Nachrichten. Ein Korps der Sizilianer bei Barcelona, einige Meilen von Messina, steht unter dem Fürsten St. Rosolia, desselben, der von der bombardirenden Majestät einst in's Gesicht geschlagen wurde und für diese schmachvolle Behandlung Rache zu nehmen gedenkt. Gerüchten zufolge soll Catania zur Uebergabe gezwungen sein; doch glauben hier nur Wenige daran. * Parma, 7. April. Wimpfen hat sich trotz der Protestation des außerordentlichen sardinischen Kommissarius und trotz des Wortlautes des Waffenstillstandsvertrages d. d. Novara 26. März als Gouverneur von Parma durch Radetzki installiren lassen. Ebenso werden alle einflußreichen Stellen von Neuem nur durch Radetzkische Kreaturen besetzt. Ungarn. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Donaufürstenthümer. Jassy, 23. März. Die "Bukowina" enthält folgenden Artikel: "Wie sorgsam unsere Regierung darüber wacht, daß keine modernen Ideen in unser Fürstenthum eindringen, mag Ihnen unser Censurgesetz beweisen, dessen Punkte ich Ihnen mittheile. A) Alle fremden Zeitschriften, Journale und was immer für periodische Druckschriften sind gänzlich verboten und dürfen auf keine Weise eingeführt werden. Hievon ausgenommen sind blos die Nachstehenden, jedoch auch diese nur in so lange sie ihre Tendenz nicht ändern. Erlaubte Zeitungen aus Frankreich: 1) "Le Moniteur;" 2) "Le Journal des Debats;" 3) "Le Constitutionnel;" 4) alle Modezeitungen. - Aus Oesterreich (und Deutschland:) 1) "Wiener-Zeitung;" 2) "Oesterreichischer Loyd;" 3) "Leipziger Handelszeitung;" 4) "Augsburger Allgemeine Zeitung." Diese Letztere jedoch - welche auf das Verlangen des österreichischen Herrn Agenten erlaubt wird - nur unter der Bedingung, daß sie kein Wort gegen Rußland, die Türkei, die Regierungen der Fürstenthümer oder "gegen die politische Existenz" enthalte. Aus Griechenland: "die Regierungszeitung." Aus der Walachei: die Zeitung dieses Landes. B. Von dem Verbote sind ausgenommen die zum Gebrauche der im Fürstenthume residirenden fremden Consulen. Insbesondere aber sind strengstens verpönt: Alle n der Bukowina und Siebenbürgen erscheinenden Zeitungen, und was immer für Schriften politischen Inhalts, da sie in der Nationalsprache erscheinen. - C. Von dem Verbote ausgenommen sind alle in Rußland und der Türkei erscheinenden Journale und Zeitschriften. D. Die erlaubten und unter A. bezeichneten Journale und Zeitschriften können sowohl durch die Post der k. k. österreichischen Agentie, als auch auf anderm Wege eingeführt, und ohne fernere Censur an die Abonnenten abgegeben werden; "die Allgemeine Zeitung" von Augsburg aber darf nach den Beschränkungen, denen sie unterliegt, nur durch die k. k. österreichische Agentie bezogen werden. E. Außer den erlaubten Zeitschriften und Journalen, und außer jenen für die Herren Consulen bestimmten, sollen alle andern, wo immer sie gefunden werden, an den Grenzen oder im Innern des Landes, in den Kaffeehäusern, Buchhandlungen oder bei Privaten, konfiscirt und die Gesetzübertreter, d. i. sowohl Jene, die dieselben einführen, als auch diejenigen, bei denen sie gefunden werden, festgenommen und folgenden Strafen unterzogen werden: 1) Jedermann, bei dem eine verbotene Zeit- oder Druckschrift, oder solche Journale gefunden werden, soll mit einer Geldbuse von 50 Dukaten, und wenn er dieselben nicht leisten kann, 6monatlichem Kerker gestraft werden, in welchem Falle er selbst seine Erhaltungskosten bestreiten muß. 2) Bei wiederholter Uebertretung wird der Zahlungsfähige mit 100 Dukaten, und 6monatlichem Kerker gestraft; wer nicht zahlen kann, wird zu Einjähriger Kerkerstrafe verurtheilt; 3) die Geldstrafen werden dem Armenfonds zugewiesen." Zur Ergänzung der bisher aus blos 1600 Mann türkischer Turppen bestehenden Garnison von Galatz, trafen daselbst in den letzten Tagen auf zwei Dampfboten wieder 1500 Mann ein, denen eine bedeutendere Anzahl nachfolgen soll, um jedem Versuch, den man thun könnte, um ihnen die Administeration und die Aussicht über die dortigen Quarantänanstalten, die sie in ihre Hände genommen haben, zu entreißen, wirksam begegnen zu können. Am Hafen sowohl und längs des Donauufers von der Mündung des Pruth bis zum Ausflusse des Sereth stehen zahlreiche Piquete türkischer Soldaten. Zwei russische Kommissäre, welche nach Galatz gekommen waren, zur Ueberwachung der Quarantäne, wurden von dem türkischen Kommandanten mit dem Bemerken zurückgewiesen, daß ihre Mision beendigt sei, worauf sie sich mit der Drohung zurückgezogen, daß sie nächstens in zahlreicher Begleitung zurückkehren würden. Jassy, 26. März. Briefe aus Konstantinopel bringen so eben die Nachricht, daß in Folge der letzen Verhandlungen der Pforte mit den Repräsentanten der fremden Mächte, betreffs der russischen Okkupation der Fürstenthümer, Hr. Titoff vom türkischen Kabinet für die Räumung der letztern eine Fristerstreckung bis zum Monat Mai verlangt habe. - Die seit dem Herbst in Galatz stationirten türkischen Truppen, welche durch frische ersetzt worden sind, sind bereits nach Bukarest abgegangen. - Hier behauptet man allgemein, daß dieser Tage Seitens der Pforte an unsere Regierung die Aufforderung ergangen ist, sich über die Gründe zu erklären, welche sie zur Erlassung des berüchtigten Censurgesetzes, und respektive des Verbotes der fremden Zeitungen bestimmt haben. Der Fürst soll zwei Gründe angegeben haben, und zwar erstens die Verbreitung kommunistischer Ideen, die durch die auswärtigen Zeitungen vermittelt wird, und zweitens die in diesen gegen ihn enthaltenen Angriffe. - Man zweifelt, daß die Pforte diese Motive für ausreichend erachten wird, um eine so unerhörte Maßregel zu rechtfertigen. Redakteur en chef Karl Marx. * Bensberg, 14. April. Die heutige "Kölnische Zeitung" welche mir hier zu Gesicht kömmt, fährt fort, die Geschichte meiner Ausweisung aus Berlin, die sie selbst verbreitete, gegen mich auszubeuten, während sie die kurzen Berichtigungen, die ich ihr in dieser Sache übersandte, nicht nur wohlüberlegt vorenthielt, sondern dem Inhalte nach auf die schamloseste Weise verfälschte. Zugleich theilt sie ein Schreiben ihres Freundes und natürlichen Bundesgenossen, des wohlbekannten Polizei-Hinkeldey aus Berlin mit, welches ebenfalls, wie es für ihren Kram nur paßt, Unwahrheiten enthält. Ich bin nicht blos mehr wie ein Mal aus Berlin verwiesen worden, sondern die dortige Polizei hat sich auch nicht gescheut, mich obenein brutal zu mißhandeln, worüber ich das Weitere, da ich meine Akten nicht überall nachtrage, nächstens liefern werde. Das schmutzige Streben der Kölnischen jedoch, die aus nahe liegenden Gründen gerade in diesem Augenblicke eine polizeihündische Thätigkeit entwickelt, mich nach jeder Seite hin durch nichtswürdige Erdichtungen zu begeifern, glaube ich nicht anders erwiedern zu können, als dadurch, daß ich den saubern Herausgeber und die dito Redakteure der "Kölnischen Zeitung" hiermit für "infame Kreaturen" erkläre, bis sie meine gedachten Berichtigungen der Oeffentlichkeit übergeben. A. Gladbach. Die "Neue Oder-Zeiten" hat das Programm der französischen Bergpartei aus unserer Zeitung wörtlich abgedruckt, ohne uns zu citiren. Will die "Neue Oder-Zeitung" in der litt raschen Piraterie fortfahren, in welcher die "alte", die "Allge. Oder-Zeitung", in Bezug auf unser Blatt, mehrmals excellirt ha[t.] Handelsnachrichten. [irrelevantes Material] Bei J. & W. Boisseree in Köln ist so eben erschienen: Ueber die Entwerthung d. Häuser zu Köln. Von M. Schenk, erstem Beigeordneten des Ober-Bürgermeisteramtes. Preis 2 1/2 Sgr. Am siebenzehnten dieses Monats kommt wieder ein Machtwerk des öffentlichen Ministeriums an's Tageslicht. Es ist dieses eine Vorladung des Unterzeichneten, welcher am 23. Dezember v. J. vor den Assisen freigesprochen wurde, und jetzt, weil er einen fremden Namen bei seiner Verhaftung angab, vor das Zuchtpolizeigericht gefordert wird. Um recht zahlreiches Erscheinen bei diesem hochnothpeinlichen Akte wird gebeten von von C. J. Esser, Redakteur der Arbeiter-Zeitung. Wein-Versteigerung. Montag den 30. April d. J., Vormittags 10 Uhr und folgende Tage, werden zu Bingen im Gasthause zum "weißen Roß", auf Anstehen der Kinder und Erben des zu Bingen verlebten Gutsbesitzers Herrn Anton Brilmayer senior abtheilungshalber die nachverzeichneten, in den besten Lagen der Gemarkungen von Bingen und Büdesheim, - Scharlachberg, Mainzerweg, Eifel etc. - selbstgezogenen Weine öffentlich versteigert werden als:
Die vorzügliche Qualität der Weine des Herrn Anton Brilmayer sen. ist bekannt, und werden die Proben bei der Versteigerung und Tags vorher an den Fässern verabreicht. Bingen, den 4. April 1849. Dr. Gaszner, Notar. Die Wahl für den Landkreis Köln und Mülheim hätte also am 14. dieses stattfinden sollen, aber es ging doch wieder nicht. Bis auf ein andermal. Es sind wieder Krebse gekommen. Oder Herr Wahlkommissar! Sind etwa die Zettel wieder unter die Erbsen gerathen? Später wird's schöner. Immobilar-Verkauf. Am Dienstag den 17. April c., Vormittags 11 Uhr, wird das zu Köln in der Schildergasse Nr. 48 gelegene Haus mit Hofraum und Hintergebäude vor dem Kgl. Friedensgerichte Nr. II. hierselbst, im Wege der Subhastation zum Verkaufe ausgesetzt, und dem Meistbietenden zugeschlagen werden. Das Ganze enthält einen Flächenraum von 26 Ruthen 80 Fuß. Die Kaufbedingungen liegen auf der Kanzlei des gedachten Friedensgerichts zur Einsicht offen. C. M. Gymnich, Mandatar. Es sind wieder eine große Auswahl Pyrmonter Gartenstühle angekommen, um auf dem nächsten Korbmarkte ausgestellt zu werden. Näheres bei Carl Huxhagen, Heumarkt Nr. 24. Gutta-Percha. Riemen, Röhren, Sohlen, Brandeimer; wie Reitpeitschen, Stöcke, Schläger, Becher, Schreibzeuge, Frucht- u. Spiel-Teller, Bisquit-Körbchen, Näh-Etuis etc., letztere für Geschenke sehr geeignet, empfiehlt zur geneigten Abnahme Die Haupt-Agentur der pat. Gutta-Percha Company in London Waidmarkt Nr. 10. Von den Kunst-Gegenständen sind auch Waidmarkt Nr. 12 zum Verkauf ausgestellt. An die vier ärgerlichen Urwähler von Deutz und Mülheim. Die Welt ist Euch dankbar für die wichtige Nachricht, daß Ihr Euch bei der letzten Vorwahl geärgert habt Merkwürdig geformte Ohren aber müßt Ihr tragen, daß Ihr da einen Erzheuler wittert, wo andre Leute stets einen offenen und freisinnigen Charakter fanden. Daß dieser vermeintliche Heuler auch noch als Kandidat aufgetreten, ist zu dem eine Lüge. Dies ohne Aerger aber zur Steuer der Wahrheit von einem demokratisch gesinnten Wahlmanne. Herr X. X. Sind Sie einer von den 4 Wahl-Kandidaten oder ein an die Luft gesetzter Urwähler? Herr X. X.: "Die Nachtseulen scheuen das Licht - der Oeffentlichkeit" und Sie selbst ja auch! - Sie verkriechen Sich hinter die die Anonymität, um Sich nicht für sich selbst schämen zu müssen. Spiegelberg ich kenne Dir. In einer der ersten Geschäftsstraße Kölns, Höhle Nr. 35, steht das halbe Unterhaus, für jedes Ladengeschäft geeignet, mit 7 Zimmern, Küche, Keller, Brunnen- und Regenwasser zu vermiethen. In demselben ist jetzt beinahe 4 Jahr mit dem größten Erfolge ein Modengeschäft betrieben worden, und in den übrigen Räumen des Hauses wird seit 21 Jahren ein ausgedehntes Geschäft betrieben, was einen großer Ruf genießt. Altenmarkt Nr. 73 - sind zwei durcheinandergehende, fein möblirte Zimmer, mit schöner Aussicht zu vermiethen. Das Haus Marzellenstraße Nr. 61 von 10 bis 12 Zimmer etc. etc., ist mit dem 1. Juni zu vermiethen. Ein Stock von 4 Zimmer ist jedoch gleich mit oder ohne Möbel zu vermiethen. Musiker-Gesuch. Ein guter erster Orchester-Geiger, ein guter Solo-Clarinettist, ein guter Solo-Klappenhornist und ein guter Trompeter, welcher zugleich guter Pauker sein muß, können in Dresden unter einem tüchtigen Musikchor ein vortheilhaftes Engagement finden. Anmeldungen werden sub Adresse C. B. poste restante Dresden so schleunig als möglich erbeten. Consignations-Lager ächter westfälischer Schinken, wie Butter in kleinen Fäßchen zu den billigsten Preisen bei Johann Heinrich Dahmen, Martinstraße Nr. 41. Herrenkleider werden gewaschen und reparirt. Herzogstraße Nr. 11. Einladung zum Abonnement. Blätter der Zeit. Je mehr der Hindernisse drohen, um so nothwendiger die Ausdauer, das Zusammenwirken aller Gleichgesinnten, aber auch um so leichter und gewisser Beide. Während der letzten Monate hat die Zahl der auswärtigen Leser dieser Blätter sich um das Dreifache vermehrt. Probenummern sind neuerdings versandt. An alle Freunde der Wahrheit und des Rechtes ergeht hiermit die freundliche Einladung zur Theilnahme. Die "Blätter der Zeit," zugleich Organ der demokratischen Vereine, bieten allen Gesinnungsgenossen zur Verbrüderung die Hand. Jeden Sonntag eine Nummer; außerdem im Laufe der Woche Beilagen, wenn das Interesse der Sache es erfordert. Zum vierteljährigen Pränumerationspreise von 15 Silbergroschen durch sämmliche Postanstalten und Buchhandlungen zu beziehen. Demokratischen Vereinen, d e sich dieserhalb mit der Expedition in Verbindung setzen wollen, wird bei Uebernahme einer größern Anzahl von Exemplaren ein namhafter Rabatt gewährt. Mittheilungen, Beiträge oder Briefe sonstigen Inhalts sind portofrei entweder an die Redaktion (Aachen) oder unter Aufschrift: "Hrn. Dr. H. Becker, Römerthurm Nro 1 in Köln" erbeten. Anzeigen aller Art finden Aufnahme und Verbreitung gegen 1 Silbergroschen für die dreispaltige Petitzeile, oder deren Raum. Aachen, den 8. April 1849. Expedition der Blätter der Zeit. Das so weltberühmte Schweizer-Kräuter-Oel von Carl Willer! Ein neuer entscheidender Beweis der vortrefflichen Eigenschaften des echten "Schweizer-Kräuter-Oeles" liefert nachstehende Abschrift des Schreibens von Herrn Heinrich Ludwig Börner in Siegen: Herrn K. Willer im Hardthurm bei Zürich. Siegen, den 9. Januar 1849. Beim Anfang eines neuen Jahres ermangele ich nicht, Ihnen gegenseitig die Rechnung vom vorigen Jahre mitzutheilen. - Es thut mir leid, daß das vorige Jahr kein besseres Resultat geliefert hat. Es ist bisher ungeheuer in diesem Artikel gepfuscht worden, jedoch hat es sich in letzterer Zeit gefunden, daß wieder viele, welche sich durch den Gebrauch wohlfeilerer Oele bethören lassen, wieder auf Ihr Haaröl zurückkommen. (sign.) Heinr. Lud. Börner. Für richtige Abschrift aus dem vorgelegten Originalbrief: Außersihl, den 30. Januar 1849. Der Gemeindamman, (L. S.) J. H. Gugolz. Unterschrift und Siegel des löbl. Gemeindammannamtes Außersihl beglaubigt Zürich, den 2. Februar 1849. Der Bezirks-Statthalter, (L. S.) H Hotz. Dieses Oel ist für Köln und Umgegend nur allein zu haben, das Fläschchen a 1 1/4 Thlr., das halbe a 20 Sgr. bei J. P. Hospelt, Höhle 35. Branntwein - Fabrikation betreffend. Ein Branntwein- und Liqueur-Geschäft in Leipzig sucht einen unverheiratheten, vermögenden jungen Mann, welcher die Fabrikation der doppelten und einfachen Branntweine und gangbarsten Liqueure auf wohlfeilstem Wege gründlich versteht, mehrjährige praktische Uebung darin hat, jetzt eintreten und circa 1000 Thlr. baar gegen 5pCt. Verzinsung einlegen kann, wogegen ihm außer festen Einkommen eine Gewinnbetheiligung und sonst angenehme Verhältnisse zugesichert werden. Auf portofreie Briefe, Adresse D. E. Nr. 100 poste restante Leipzig, das Nähere. Gesuch. Ein Oeconomie-Verwalter, in dem Alter von 28 Jahren, unverheirathet, wünscht nach Nordamerika (Texas) auszuwandern. Da er jedoch mittellos und nur im Besitz des dazu nöthigen Reisegeldes dahin ist, möchte er sich so gern einer Familie die dahin auszuwandern gesonnen ist, anschließen, in der Erwartung, daß ihm eine Aussicht für sein Fortkommen dadurch dort eröffnet würde. Er verpflichtet sich etwaige Bedingungen recht gern einzugehen, wenn ihm nur dadurch ein Erwerb und Unterhalt gesichert ist. Die besten Zeugnisse über seine Brauchbarkeit ist er aufzuweisen im Stande. Nächst allen ökonomisch-technischen Gewerben versteht er auch die Feldmeßkunst, da er drei Jahre an der K. Sächs. Landesvermessung Theil nahm. Geneigte Offerten werden erbeten H. W. poste restante Riesa in Sachsen. Taubheit. Neue Erfindung eines akustischen Instruments, welches an Wirksamkeit Alles übertrifft was bisher für die Linderung dieser Krankheit erfunden worden ist. Gebildet nach dem Ohre und unmerklich, nur ein Centimetre im Durchschnitt, wirkt dieses kleine Instrument doch so mächtig auf das Gehör, daß das mangelhafteste Gehörorgan seine Hörfunktion wieder erlangt. - Auf frankirte Bestellungen bei der Post werden die Instrumente in Etui mit der gedruckten Instruktion dazu eingeschickt. Das Paar in Silber kostet 15 Franks und in Gold 30 Franks. Adressen beliebe man nach Brüssel zu richten, an Abraham, Rue neuve St. Justine Nr. 34, Faubourg de Namur. Ganz leise Antwort auf die oft wiederholte Anfrage, die Wahl eines Abgeordneten für die Kreise Mülheim und Köln (Land) betreffend. Am 15. März a. c. gab der Minister v. Manteuffel einem Abg. das "Ehrenwort" darauf, daß die fragliche Wahl "sofort" vorgenommen werden solle. - Des Ehrenwortes halber muß natürlich die Wahl noch lange hinausgeschoben bleiben - - - Geräucherter Speck in Seiten a 4 1/2 Sgr. per Pfd, zu haben im Kaufhause. Ein braves und solides Mädchen, in Handarbeit und im Ladengeschäfte erfahren, wünscht in einem ähnlichen Geschäfte oder auch bei einer stillen Familie zur Verrichtung der häuslichen Arbeiten beschäftigt zu werden. Bescheid unter Kästen Nro. 4 u. 6. Täglich Großer Fischfang bei Gebrüder Wattler am Thürmchen. Täglich frischer Maitrank im "Freischützen." Theater in Köln. Stollwerk'sches Vaudeville-Theater. Dienstag den 17. April 1849: Der reisende Student oder das Donnerwetter. Musikalisches Quodlibet in zwei Akten von Schneider. Vorher: Müller und Miller. Schwank in zwei Akten von Elz. Billets sind Vormittags von 10-1 Uhr, so wie Abends an der Theater-Kasse zu haben. - Auch werden bis Mittags 1 Uhr 1/2 Dutzend Billets zum Abonnementspreis ausgegeben. Franz Stollwerk. Herausgeber: St. Naut. Peuple Souverain und Le Republicain sind nicht nur verfolgt, ondern sogar wie weiland La Presse von Cavaignac eingesiegelt worden. Huber richtet heute aus der Conciergerie im Journal „Revolution“ eine erste Widerlegung der Monnier'schen Verdächtigungen. ‒ Dr. Lacambre, der mit Hülfe der Schwester Blanqui's aus dem Gefängniß entwich, ist gestern vom zweiten Kriegsgericht in contumaciam zur Deportation wegen Complicität am Junisturme verurtheilt worden. Die Deportation zieht bekanntlich den politisch-bürgerlichen Tod nach sich. ‒ Vom Bischof Dupuch ist eine Broschüre zu Gunsten der Befreiung Abd-el-Kader's aus seiner Gefangenschaft im Schlosse St. Amboise erschienen. ‒ General Aupick, unser Vertreter in Konstantinopel, dringt auf Verstärkung unseres dortigen Geschwaders, in Voraussicht auf die Ereignisse, die sich am Bosphor zu bereiten scheinen. ‒ Guizot erläßt aus Brompton den 6. April unter der bescheidenen Ueberschrift: «M. Guizot à ses amis» eine Art Wahlmanifest, mit dem Sie die Debats morgen überraschen werden. Cavaignac ist darin ein homme honorable genannt und die Nothwendigkeit vollständiger Einheit aller Konservationen dargethan. Hr. Guizot sieht übrigens den Klassenkampf mit Riesenschritten herannahen. ‒ Temps vom 13. April erzählt einen Plan der Bewohner der Reunion's- (Bourbon) Insel, Madagascar zu republikanisiren. Der Gouverneur der englischen Moriz-Insel habe sich dem Unternehmen energisch widersetzt und sei deshalb mit den französischen Inselverwaltern Sarda-Carriga und Fevries-Desponites in Zank gerathen. ‒ Die Journale aus Rom, Florenz und Genua fehlen in Paris wieder. ‒ Aus Turin vom 9. April erhalten wir das letzte Bülletin Lamarmora's, welches vom Laternenthore bei Genua daiirt ist. Es trägt das Datum 6. April. Ein Bombardement der Stadt hatte nicht stattgefunden. Nur Hohlkugeln wurden aus den Haubitzen in die Stadt geschleudert; dagegen war das Gewehr- und Kartätschenfeuer sehr stark. Am 6. Nachmittags wurde ein Waffenstillstand geschlossen, der bis zum 8 Nachmittags 2 Uhr dauern sollte. Inzwischen reiste eine Deputation nach Turin ab, die wirklich hier eintraf und vom König empfangen wurde. Man kennt die Bedingungen des Waffenstillstandes. (S. die gestrige Nummer). Victor Emanuel will von der allgemeinen Amnestie nur 12 Insurgentenhäupter und alle Deserteure ausnehmen (!!), so wie die Privatverbrecher etc. Damit der Genueser Gemeinderath diese Antwort gehörig überlege und sich Lamarmora's halbtodte Truppen sammeln und erholen können, wurde der Waffenstillstand bis morgen (10.), Mittags 2 Uhr, verlängert. Lamarmora fürchtet einn Bauernaufstand im Rücken. National-Versammlung. Sitzung vom 14. April. Lamoriciere, einer der Vicepräsidenten, eröffnet die Sitzung mit dem Schlage 12 Uhr. Die Gallerien sind zahlreich mit Damen besetzt, weil sie auf die Viktor Considerant'schen Expektoratin[unleserliches Material]en, über die Staatsgefahr, neugierig. An der Tagesordnung befindet sich jedoch zunächst die Erneuerung der Präsidentenwahl. Das Geheime Skrutinium wird eröffnet. Nachdem dies vollendet, schreitet das Haus zur Fortsetzung des Skrutiniums fur die Staatsräthe. Dasselbe dauert bis 2 Uhr. Die Huissiers tragen die Urnen wieder in einen Rebensaal und die eigentliche Sitzung beginnt. Lamoriciere verliest eine Menge Urlaubsgesuche. (Bewilligt.) Considerant erscheint auf der Bühne, um seine Interpellationen an den Minister des Innern zu richten. (Ah! Ah!) Stimmen rechts: Warten Sie doch noch. Es ist ja kein Minister auf seinem Platze! Links: Sprechen Sie! Sprechen Sie! Considerant: Meine Interpellaiionen sind in der That nicht persönlicher Natur; sie richten sich nicht an diese oder jene Person des Ministeriums, sie beziehen sich vielmehr auf die Gefahren, welche die Gesellschaft umlagern. (Ah! Ah!) Ich werde so gedrängt wie möglich sein. (Sehr schön!) Glauben Sie nicht, daß ich indessen in Einer Sitzung darlegen werde, was ich früher in vier Sitzungen darzulegen beabsichtigte. (Hohngelächter.) Stimmen links: Tagesordnung! Considerant: Leon Faucher, gegenwärtig noch nicht auf seinem Platze, hat den Socialismus eine Pest genannt und ihn als Quelle aller Gefahren dargestellt. Sein akademisches und offizielles Ansehen mag groß sein. (Lärm.) Aber erlauben Sie mir, Ihnen zu beweisen, daß eben nur durch gehörige Anwendung des Socialismus allein die Union und Prosperität hergestellt werden kann … Stimmen rechts: Tagesordnung! Considerant: Mein Socialismus ist ein Socialismus des Friedens, der friedlichen Staatsformation u. s. w. (Unterbrechung durch starkes Ah! Ah!) Zunächst will ich die Grundlage der Gesellschaft beleuchten. Der Redner tritt nun in eine Beleuchtung des feudalen Staatsgebäudes und kommt zu dem Schlusse, daß in der heutigen gesellschaftlichen Ordnung Anarchie herrsche. Der Redner beweist diese Anarchie vorzüglich in der Industrie, in der Stellung des Kapitals, gegenüber der Arbeit; untermischt mit dem bekannten Concurrenzjammer u.s.w. Aus dieser Anarchie müssen bald Bürgerkrieg (Klassenkampf) entspringen: den wolle er vermeiden. Hier zieht der Redner ein Heft, in rothes Marokin gebunden, hervor und beginnt Phalansterianismus zu lesen. (Allgemeines Stöhnen im Saale. Viele Glieder verlassen ihre Plätze.) Lamoriciere: Ich benutze diese Gährung, die den Redner am Fortfahren hindert, um Ihnen das Präsidialwahlresultat mitzutheilen. Es stimmten 622 Glieder. Davon erhielten Marrast 417 und Dufaure 95 Stimmen. Mithin proklamire ich Marrast wieder zum Präsidenten! Considerant liest jetzt fort unter allgemeinem Geplauder und bei leeren Bänken und schließt endlich mit folgendem Vorschlage: „Leihen Sie mir 12 bis 1600 Hektaren Landes, um ein Phalansterium (an den Thoren von Paris?) anzulegen und Ihnen meine Theorien zu verwirklichen. Sie (der Staat) tragen die Kosten und wenn diese Probe nicht gelingt, so können Sie mich mein Lebenlang in das Narrenhaus zu Charenton einschließen. (Olympisches Gelächter.) Diese Kosten werden nicht so hoch kommen, als das Ministerium gegen den Socialismus vergeudet (!). Folgen Sie meinem Rathe nicht, so prophezeihe ich Ihnen, daß Sie 1850 nicht erreichen, ohne die alte Gesellschaft in einem Meer voll Feuer und Blut untergehen zu sehen. (Agitation.) Was uns (Fourieristen) betrifft, so werden wir fortfahren, durch die Feder, das Wort und die Predikation zu wirken. Ich trage auf Errichtung eines Fortschritts- oder Experience-Ministeriums an, das in 2 Divisionen zerfiele, von denen sich die Eine mit Prüfung aller industriellen, die Zweite mit Lösung der socialen Fragen und Propositionen zu beschäftigen habe. Der Conseilpräsident ist mit Ausführung dieses Entwurfs beauftragt. (Hohngelächter.) Desjobert folgt dem erschöpften Phalansterianer auf der Bühne. Die Gesellschaft sei auf die Religion, Familie und das Eigenthum gebaut und wolle und dürfe sich in keine Kaserne (Phalansterium) einsperren lassen. (Beifall zur Rechten.) Considerant will antworten. Lamoriciere: Erlauben Sie, daß ich die hinzugewählten Staatsrathsglieder proklamire. Es erhielten die nöthige Majorität: Tournouer, Chasseloup, Laubat, Elie Loysel und Lasteyrie. Considerant widerlegt den Desjobert. Man habe alle Neuerer für Narren gehalten. Er weist auf Newton hin. (Genug! Genug!) Taillefer citirt die verunglückten Versuche der Phalansterianer und Communisten in Algerien zum Jubel der Rechten. Pierre Leroux entgegnet, daß diese Versuche unter den gegebenen Verhältnissen mißglücken mußten und obgleich er keineswegs mit den Ansichten Considerant's übereinstimme (Ah! Ah!), so unterstütze er doch den gemachten Antrag. Der Redner weist auf das Beispiel des Ideenkriegs des vorigen Jahrhunderts und hält eine feurige Rede zu Gunsten der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Die Versammlung verräth aber die größte Ungeduld und trennt sich um 6 Uhr ohne alles Votum. Italien. * Die Turiner Journale vom 10. bringen abermals nicht das geringste Neue über Genua; alle Verbindungen waren unterbrochen, und von einer Uebergabe zu jener Stunde weniger als je die Rede. Die Pariser telegraphische Depesche, von welcher wir gestern sprachen, ist zwar hierdurch noch nicht erledigt; nach ihr sollte es erst am 10. sein, daß La Marmora in die Ruinen der „pacificirten“ Stadt eingezogen wäre. Aus Venedig erhalten wir dagegen wichtige Neuigkeiten. Die Verrätherei Karl Alberts in dem piemontesischen Krieg, weit entfernt die Venetianer in dem Kampf gegen die Oesterreicher zu entmuthigen, hat dieselben vielmehr zum wüthendsten Widerstand entflammt. Am 2. April theilte Manin der Repräsentantenversammlung die Kriegsnachrichten mit, und fragte, ob sie zur Fortsetzung ihres heroischen Widerstandes entschlossen sei. Die Assemblée antwortete mit folgendem Dekret: „Im Namen Gottes und des Volkes, die Repräsentantenversammlung des venetianischen Staates beschließt mit Stimmeneinhelligkeit: Venedig leistet den Oesterreichern bis zum Aeußersten Widerstand; der Präsident Manin ist zu diesem Zweck mit unbeschränkter Gewalt bekleidet.“ In Toscana hat sich die Assemblée in ihrer Sitzung vom 3. April bis zum 15. vertagt, nachdem sie vorher dem Präsidenten Guerrazzi ausgedehnte Vollmachten ertheilt, und ihn zur Emittirung von neuen Bons im Betrage von 2 Millionen ermächtigt hatte. * In Ermangelung neuer Nachrichten über das Schicksal Genua's theilen wir unsern Lesern nach dem „National“ ein Tagebuch über den früheren Kampf mit. Man wird aus dieser zusammenhängenden, detaillirten Darstellung am besten ein Bild von dem beispiellosen Heldenmuth der Genuesischen Republikaner und der Energie und Entschlossenheit ihres kuhnen Führers Avezzana erhalten. „Genua, 4. April, 11 Uhr Abends. „Nach ihrem schamlosen Bruch des von dem General Azarta unterzeichneten Waffenstillstandes konnten die Piemontesischen Truppen kaum ihren Ruckzug noch bewerkstelligen; als sie die Thore der Stadt gewonnen hatten, stießen sie jedoch auf die Division La Marmora, welche sich am Abend vorher von Ponte-Decimo bis auf einige Meilen (deren 4 auf eine deutsche gehen) der Stadt genähert hatten. Es scheint, daß in dem Augenblick, als die Piemontesen aus der Stadt flohen, La Marmora selbst auf einer Recognoscirung bei San-Pietro-d'Arena, vor dem Stadtthore Genua's auf der Turiner Seite, angekommen war. „Als die provisorische Regierung von diesem verrätherischen Akt der Piemontesen Kenntniß erhielt, der in der That ohne Beispiel in der Kriegsgeschichte dasteht, so erließ sie ein Dekret, worin sie nach Erzählung der Vorfalle erklärte, die Beamten der früheren Regierung, welche die Stadt hatten verlassen wollen, nunmehr als Geißeln zurückzuhalten. „Zu gleicher Zeit erschienen noch zwei andere Proklamationen, die eine an die Bewohner der beiden Küsten, welche zur Theilnahme am Widerstand aufgefordert, die andere an die Seesoldaten von Genua und den beiden Küsten, welche zur Rüstung der Kriegsschiffe nach dem See-Arsenal beordert wurden. „Diese verschiedenen, von Avvezzana, Morchio und Reta unterzeichneten Dekrete waren eben erschienen, als sich gegen 2 3/4 Uhr, in der Richtung von Sant-Pietro-d'Arena ein starkes Gewehrfeuer hören ließ; in allen Quartiers wurde Generalmarsch geschlagen, die Sturmglocke läutete und die Alarmkanone, welche von Minute zu Minute von den schwimmenden Batterien und dem Seearsenal tönte, rief die ganze innere Stadt zu den Waffen. Bald wurde auch eine lebhafte Kanonade unter dem Musketenfeuer laut, und im Augenblick wo ich diese Zeilen schreibe (Mitternacht) dauert der Kampf noch immer fort. Der General La Marmora, unterstützt von den Truppen, welche so schamlos den Waffenstillstand verletzten, hat einen heftigen Angriff auf eines der äußern Forts (Tenaglia) gemacht und dasselbe nach dem mörderischsten Kampf mit Sturm genommen. 800 Tirailleure sind bis gegen das Fort San-Benigno vorgedrungen, eine feste Position zwischen Sant-Pietro-d'Arena und der inneren Vertheidigungslinie. Hier wurden sie auf das Wüthendste angegriffen, auf der einen Seite von dem Volk, welches San-Pietro-d'Arena besetzt hält, auf der andern von der Nationalgarde, welche das Laternenthor und die innere Linie vertheidigt. Bis zum Augenblick konnten sie, wie ich höre, noch nicht vertrieben werden. Gleichwohl ist ihre Stellung nicht zu behaupten, und unter der mörderischen Kanonade von der Laterne, der inneren Ringmauer und San-Pietro-d'Arena kann ihnen ihr verzweifelter Versuch theuer zu stehen kommen. Wenn aber auch selbst die ganze Linie der Forts in die Hände der Feinde fiele, sind immer die innere Linie, die Stadtthore, öffentlichen Plätze, Straßen und Häuser dermaßen verbarrikadirt, daß ein erfolgreicher Widerstand nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. „Ich habe Ihnen gestern von Monstre-Barrikaden aus Schifferkähnen geschrieben. Ich erzählte Ihnen, wie dies begeisterte Volk ie Kanonen in seinen Armen auf die steilsten Punkte trug. Heute kam die Reihe an die Baumwollenballen, und ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich Ihnen sage, daß mehr als 600 dieser Ballen zum Barrikadendienst verwendet wurden. Die Energie der Kämpfer geht über alle Beschreibung. Selbst Frauen sah ich mit der Flinte zu der allgemeinen Vertheidigung eilen. Gestern ließ der General die Hafenarbeiter zusammenrufen. „Ihr müßt euch bewaffnen, um das Vaterland zu vertheidigen,“ sagte er zu ihnen. Die Arbeiter fragten, ob es ernstliche Gefahr gebe. „Noch nicht,“ antwortete Avezzana. „Nun,“ sagten die Proletarier, „so laßt uns heute noch unser Brod verdienen, morgen wollen wir im Feuer stehen.“ Und seit heute Morgen sind diese braven Arbeiter überall die Vordersten im Kampfe, und widerstehen in diesem Augenblick noch immer den verdoppelten Angriffen der feindlichen Armee. „Vorgestern Abend versuchte ein Major der Carabiniers sich verkleidet in die Stadt einzuschleichen. Erkannt und als Spion auf frischer That ertappt, wurde er im Angesicht von 21 Leichen, sämmtlich Opfer der Piemontesischen Barbarei vom 31. März, erschossen. Diese Strafe erscheint Ihnen vielleicht schrecklich; erinnern Sie sich aber, wie Washington in einem ähnlichen Falle ebenso gehandelt hat. „Sie wissen indeß nicht, daß gerade die Carabiniers durch ihre Infamie vom 31. dem Volke furchtbar im Gedächtniß geblieben sind. An diesem Tage zog ihnen das Volk mit dem Rufe: „Es lebe die Freiheit! Es lebe die Armee!“ entgegen. Die Carabiniers antworteten mit dem Rufe: „Es lebe das Volk! Es lebe Genua!“ Das Volk, ohne Mißtrauen, näherte sich ihrer Kaserne, und jetzt gaben die Elenden plötzlich ein Pelotonfeuer auf die wehrlosen, vertrauensvollen Bürger. Die Wuth und der Rachedurst gegen diese Mörder ist nicht mehr als gerecht. „Die fremden Konsuln sind entrüstet über den schmachvollen Verrath der Piemontesen, welche in offenem Bruch des Waffenstillstandes die Feindseligkeiten wieder eröffneten. Morgen um 5 Uhr früh soll eine Deputation an den General La Marmora abgehen. In diesem Augenblick, 1 Uhr Nachts, läßt die Kanonade nach. Am Abend hieß es, daß 500 Polen von Livorno kämen. Der Himmel wird unsere große Sache und die Aufopferung des Volkes krönen! „5. April, 6 1/2 Uhr Morgens. „Um fünf Uhr hat der Kampf wieder begonnen. Gestern Abend oder vielmehr heute Nacht wurde das Fort della Tanaglia vom Volke wieder genommen. Die Sturmglocke läutet, die Kanonen donnern; die ganze Stadt läuft zu den Waffen. Wie dich höre, ist ein Trupp Polen und Franzosen angekommen, und hat sich sofort in die ersten Reihen des Volkes gestellt. In diesem Augenblick (7 Uhr) haben sich 800 Tirailleurs (Bersaglieri), welche das Fort San-Benigno besetzt hielten, einen Weg gebahnt und rücken durch die Laternenstraße und die San-Teodorostraße bis zu dem Pallast Doria vor, d. h. ungefähr 500 Metres vom Centrum der Stadt. Eine schwimmende Batterie des Palais ist in ihrer Gewalt. Sie haben eine Kanone davon gegen das See-Arsenal gerichtet, welches ihnen den wüthendsten Widerstand leistet. Zwanzig Metres weiter gegen das Innere der Stadt befinden sich die Plätze Doria und della Acquaverdo, in welche die beiden Hauptvertheidigungslinien des Volks auslaufen: die Balbistraße und die Karl-Albert-Straße Auf diese zwei Punkte concentrirt sich die Hauptvertheidigung. Die Straßen sind mit Barrikaden befestigt und von Kanonen und einem kampfbegeisterten Volke geschützt. Das Fort della Tanaglia, welches über der Straße San-Teodoro hängt und das See-Arsenal kreuzen ihr Feuer über die Angreifenden. Die kleine Laterne antwortet in gleicher Weise dem Fort San-Benigno. Die Sturmglocke läutet ununterbrochen und auf allen Punkten der Linie tönt eine furchtbare Kanonade. 9 3/4 Uhr. Ich habe mich mit allen Franzosen auf den französischen Kriegsdämpfer „Le Tonnerre“ begeben. Die Kanonade dauert unausgesetzt fort. (Fortsetzung folgt.) * Neapel, 4. April. Drei Dekrete sind von der Regierung erlassen worden, von denen eins immer mehr als das andre der sogenannten „Constitution“ ins Gesicht schlägt. Das eine verordnet die Erhebung der von den Kammern nicht bewilligten Grundsteuer; das zweite knebelt die Presse in einer Art, wie das neueste Preßgesetz der östreichischen Standrechtsregierung in Verbindung mit dem Manteufel'schen Gesetzentwurf es nur immer vermögen; das dritte setzt Kriegsgerichte ein, um über Militär- wie Civilpersonen abzuurtheilen. Mit diesen 3 Dekreten verschwindet denn auch der bisher noch bestandene Schatten einer Verfassung. Was das Preßgesetz anlangt, so kommt es einer gewaltsamen Unterdrückung des Journalismus, in so weit er nicht durch und durch amtlich auftritt, gleich. Alle Herausgeber und Redakteure haben beschlossen, ihre Blätter in 14 Tagen, wo das Dekret in Wirksamkeit tritt, aufhören zu lassen ‒ das Einzige, was ihnen auch in der That übrig bleibt. So wird Neapel bald in der von der Regierung ersehnten stygischen Finsterniß fortvegetiren. Am 29. März kam die englische und französische Flotte von Palermo zurück. Von einem franz. Marine-Offizier, der in Palermo den Stand der Dinge zu erforschen den Auftrag erhielt, erfuhr ich Folgendes: Der Enthusiasmus des Volkes kenne keine Gränzen, auf seiner Fahrt durch die Stadt war er unaufhörlich von Haufen umgeben, deren einhelliger Ruf lautete: „guerra! guerra!“ (Krieg, Krieg!) Die Masse bestand darauf, daß der Offizier seinen Hut abnehme und riefe: „Es lebe die Freiheit, es liebe Sizilien!“ „Sie gehen nach Neapel: sagen Sie Ferdinand, daß wir seine Soldaten in Stücke hauen und braten werden!“ so lautete die Anrede die aus einem Haufen heraus an ihn gerichtet wurde. Der Offizier machte einen kurzen Abstecher ins Land hinein. Er begegnete zwei Korps, jedes 2000 Mann stark, mit 40 Geistlichen an der Spitze, die unter Absingung von Freiheitsliedern Palermo zu Hilfe zogen. Aus allen Richtungen strömten bewaffnete Bauern nach der Hauptstadt. Es sind in der Stadt 10,000 Piken, jede 6 Fuß lang, unter diejenigen vertheilt worden, für welche die Feuerwaffen nicht auslangten. Auch 300 entschlossene Engländer haben sich zu einem Korps gebildet und werden unter dem Titel „Milizia Inglese“ an dem Freiheitskampfe Theil nehmen. Die Artillerie der Sizilianer soll, wie mir der Offizier versicherte, vortrefflich bedient sein. Die Armee beträgt 50,000 Mann und vermehrt sich täglich. Aus Messina wenig Nachrichten. Ein Korps der Sizilianer bei Barcelona, einige Meilen von Messina, steht unter dem Fürsten St. Rosolia, desselben, der von der bombardirenden Majestät einst in's Gesicht geschlagen wurde und für diese schmachvolle Behandlung Rache zu nehmen gedenkt. Gerüchten zufolge soll Catania zur Uebergabe gezwungen sein; doch glauben hier nur Wenige daran. * Parma, 7. April. Wimpfen hat sich trotz der Protestation des außerordentlichen sardinischen Kommissarius und trotz des Wortlautes des Waffenstillstandsvertrages d. d. Novara 26. März als Gouverneur von Parma durch Radetzki installiren lassen. Ebenso werden alle einflußreichen Stellen von Neuem nur durch Radetzkische Kreaturen besetzt. Ungarn. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Donaufürstenthümer. Jassy, 23. März. Die „Bukowina“ enthält folgenden Artikel: „Wie sorgsam unsere Regierung darüber wacht, daß keine modernen Ideen in unser Fürstenthum eindringen, mag Ihnen unser Censurgesetz beweisen, dessen Punkte ich Ihnen mittheile. A) Alle fremden Zeitschriften, Journale und was immer für periodische Druckschriften sind gänzlich verboten und dürfen auf keine Weise eingeführt werden. Hievon ausgenommen sind blos die Nachstehenden, jedoch auch diese nur in so lange sie ihre Tendenz nicht ändern. Erlaubte Zeitungen aus Frankreich: 1) „Le Moniteur;“ 2) „Le Journal des Débats;“ 3) „Le Constitutionnel;“ 4) alle Modezeitungen. ‒ Aus Oesterreich (und Deutschland:) 1) „Wiener-Zeitung;“ 2) „Oesterreichischer Loyd;“ 3) „Leipziger Handelszeitung;“ 4) „Augsburger Allgemeine Zeitung.“ Diese Letztere jedoch ‒ welche auf das Verlangen des österreichischen Herrn Agenten erlaubt wird ‒ nur unter der Bedingung, daß sie kein Wort gegen Rußland, die Türkei, die Regierungen der Fürstenthümer oder „gegen die politische Existenz“ enthalte. Aus Griechenland: „die Regierungszeitung.“ Aus der Walachei: die Zeitung dieses Landes. B. Von dem Verbote sind ausgenommen die zum Gebrauche der im Fürstenthume residirenden fremden Consulen. Insbesondere aber sind strengstens verpönt: Alle n der Bukowina und Siebenbürgen erscheinenden Zeitungen, und was immer für Schriften politischen Inhalts, da sie in der Nationalsprache erscheinen. ‒ C. Von dem Verbote ausgenommen sind alle in Rußland und der Türkei erscheinenden Journale und Zeitschriften. D. Die erlaubten und unter A. bezeichneten Journale und Zeitschriften können sowohl durch die Post der k. k. österreichischen Agentie, als auch auf anderm Wege eingeführt, und ohne fernere Censur an die Abonnenten abgegeben werden; „die Allgemeine Zeitung“ von Augsburg aber darf nach den Beschränkungen, denen sie unterliegt, nur durch die k. k. österreichische Agentie bezogen werden. E. Außer den erlaubten Zeitschriften und Journalen, und außer jenen für die Herren Consulen bestimmten, sollen alle andern, wo immer sie gefunden werden, an den Grenzen oder im Innern des Landes, in den Kaffeehäusern, Buchhandlungen oder bei Privaten, konfiscirt und die Gesetzübertreter, d. i. sowohl Jene, die dieselben einführen, als auch diejenigen, bei denen sie gefunden werden, festgenommen und folgenden Strafen unterzogen werden: 1) Jedermann, bei dem eine verbotene Zeit- oder Druckschrift, oder solche Journale gefunden werden, soll mit einer Geldbuse von 50 Dukaten, und wenn er dieselben nicht leisten kann, 6monatlichem Kerker gestraft werden, in welchem Falle er selbst seine Erhaltungskosten bestreiten muß. 2) Bei wiederholter Uebertretung wird der Zahlungsfähige mit 100 Dukaten, und 6monatlichem Kerker gestraft; wer nicht zahlen kann, wird zu Einjähriger Kerkerstrafe verurtheilt; 3) die Geldstrafen werden dem Armenfonds zugewiesen.“ Zur Ergänzung der bisher aus blos 1600 Mann türkischer Turppen bestehenden Garnison von Galatz, trafen daselbst in den letzten Tagen auf zwei Dampfboten wieder 1500 Mann ein, denen eine bedeutendere Anzahl nachfolgen soll, um jedem Versuch, den man thun könnte, um ihnen die Administeration und die Aussicht über die dortigen Quarantänanstalten, die sie in ihre Hände genommen haben, zu entreißen, wirksam begegnen zu können. Am Hafen sowohl und längs des Donauufers von der Mündung des Pruth bis zum Ausflusse des Sereth stehen zahlreiche Piquete türkischer Soldaten. Zwei russische Kommissäre, welche nach Galatz gekommen waren, zur Ueberwachung der Quarantäne, wurden von dem türkischen Kommandanten mit dem Bemerken zurückgewiesen, daß ihre Mision beendigt sei, worauf sie sich mit der Drohung zurückgezogen, daß sie nächstens in zahlreicher Begleitung zurückkehren würden. Jassy, 26. März. Briefe aus Konstantinopel bringen so eben die Nachricht, daß in Folge der letzen Verhandlungen der Pforte mit den Repräsentanten der fremden Mächte, betreffs der russischen Okkupation der Fürstenthümer, Hr. Titoff vom türkischen Kabinet für die Räumung der letztern eine Fristerstreckung bis zum Monat Mai verlangt habe. ‒ Die seit dem Herbst in Galatz stationirten türkischen Truppen, welche durch frische ersetzt worden sind, sind bereits nach Bukarest abgegangen. ‒ Hier behauptet man allgemein, daß dieser Tage Seitens der Pforte an unsere Regierung die Aufforderung ergangen ist, sich über die Gründe zu erklären, welche sie zur Erlassung des berüchtigten Censurgesetzes, und respektive des Verbotes der fremden Zeitungen bestimmt haben. Der Fürst soll zwei Gründe angegeben haben, und zwar erstens die Verbreitung kommunistischer Ideen, die durch die auswärtigen Zeitungen vermittelt wird, und zweitens die in diesen gegen ihn enthaltenen Angriffe. ‒ Man zweifelt, daß die Pforte diese Motive für ausreichend erachten wird, um eine so unerhörte Maßregel zu rechtfertigen. Redakteur en chef Karl Marx. * Bensberg, 14. April. Die heutige „Kölnische Zeitung“ welche mir hier zu Gesicht kömmt, fährt fort, die Geschichte meiner Ausweisung aus Berlin, die sie selbst verbreitete, gegen mich auszubeuten, während sie die kurzen Berichtigungen, die ich ihr in dieser Sache übersandte, nicht nur wohlüberlegt vorenthielt, sondern dem Inhalte nach auf die schamloseste Weise verfälschte. Zugleich theilt sie ein Schreiben ihres Freundes und natürlichen Bundesgenossen, des wohlbekannten Polizei-Hinkeldey aus Berlin mit, welches ebenfalls, wie es für ihren Kram nur paßt, Unwahrheiten enthält. Ich bin nicht blos mehr wie ein Mal aus Berlin verwiesen worden, sondern die dortige Polizei hat sich auch nicht gescheut, mich obenein brutal zu mißhandeln, worüber ich das Weitere, da ich meine Akten nicht überall nachtrage, nächstens liefern werde. Das schmutzige Streben der Kölnischen jedoch, die aus nahe liegenden Gründen gerade in diesem Augenblicke eine polizeihündische Thätigkeit entwickelt, mich nach jeder Seite hin durch nichtswürdige Erdichtungen zu begeifern, glaube ich nicht anders erwiedern zu können, als dadurch, daß ich den saubern Herausgeber und die dito Redakteure der „Kölnischen Zeitung“ hiermit für „infame Kreaturen“ erkläre, bis sie meine gedachten Berichtigungen der Oeffentlichkeit übergeben. A. Gladbach. Die „Neue Oder-Zeiten“ hat das Programm der französischen Bergpartei aus unserer Zeitung wörtlich abgedruckt, ohne uns zu citiren. Will die „Neue Oder-Zeitung“ in der litt raschen Piraterie fortfahren, in welcher die „alte“, die „Allge. Oder-Zeitung“, in Bezug auf unser Blatt, mehrmals excellirt ha[t.] Handelsnachrichten. [irrelevantes Material] Bei J. & W. Boisserée in Köln ist so eben erschienen: Ueber die Entwerthung d. Häuser zu Köln. Von M. Schenk, erstem Beigeordneten des Ober-Bürgermeisteramtes. Preis 2 1/2 Sgr. Am siebenzehnten dieses Monats kommt wieder ein Machtwerk des öffentlichen Ministeriums an's Tageslicht. Es ist dieses eine Vorladung des Unterzeichneten, welcher am 23. Dezember v. J. vor den Assisen freigesprochen wurde, und jetzt, weil er einen fremden Namen bei seiner Verhaftung angab, vor das Zuchtpolizeigericht gefordert wird. Um recht zahlreiches Erscheinen bei diesem hochnothpeinlichen Akte wird gebeten von von C. J. Esser, Redakteur der Arbeiter-Zeitung. Wein-Versteigerung. Montag den 30. April d. J., Vormittags 10 Uhr und folgende Tage, werden zu Bingen im Gasthause zum „weißen Roß“, auf Anstehen der Kinder und Erben des zu Bingen verlebten Gutsbesitzers Herrn Anton Brilmayer senior abtheilungshalber die nachverzeichneten, in den besten Lagen der Gemarkungen von Bingen und Büdesheim, ‒ Scharlachberg, Mainzerweg, Eifel etc. ‒ selbstgezogenen Weine öffentlich versteigert werden als:
Die vorzügliche Qualität der Weine des Herrn Anton Brilmayer sen. ist bekannt, und werden die Proben bei der Versteigerung und Tags vorher an den Fässern verabreicht. Bingen, den 4. April 1849. Dr. Gaszner, Notar. Die Wahl für den Landkreis Köln und Mülheim hätte also am 14. dieses stattfinden sollen, aber es ging doch wieder nicht. Bis auf ein andermal. Es sind wieder Krebse gekommen. Oder Herr Wahlkommissar! Sind etwa die Zettel wieder unter die Erbsen gerathen? Später wird's schöner. Immobilar-Verkauf. Am Dienstag den 17. April c., Vormittags 11 Uhr, wird das zu Köln in der Schildergasse Nr. 48 gelegene Haus mit Hofraum und Hintergebäude vor dem Kgl. Friedensgerichte Nr. II. hierselbst, im Wege der Subhastation zum Verkaufe ausgesetzt, und dem Meistbietenden zugeschlagen werden. Das Ganze enthält einen Flächenraum von 26 Ruthen 80 Fuß. Die Kaufbedingungen liegen auf der Kanzlei des gedachten Friedensgerichts zur Einsicht offen. C. M. Gymnich, Mandatar. Es sind wieder eine große Auswahl Pyrmonter Gartenstühle angekommen, um auf dem nächsten Korbmarkte ausgestellt zu werden. Näheres bei Carl Huxhagen, Heumarkt Nr. 24. Gutta-Percha. Riemen, Röhren, Sohlen, Brandeimer; wie Reitpeitschen, Stöcke, Schläger, Becher, Schreibzeuge, Frucht- u. Spiel-Teller, Bisquit-Körbchen, Näh-Etuis etc., letztere für Geschenke sehr geeignet, empfiehlt zur geneigten Abnahme Die Haupt-Agentur der pat. Gutta-Percha Company in London Waidmarkt Nr. 10. Von den Kunst-Gegenständen sind auch Waidmarkt Nr. 12 zum Verkauf ausgestellt. An die vier ärgerlichen Urwähler von Deutz und Mülheim. Die Welt ist Euch dankbar für die wichtige Nachricht, daß Ihr Euch bei der letzten Vorwahl geärgert habt Merkwürdig geformte Ohren aber müßt Ihr tragen, daß Ihr da einen Erzheuler wittert, wo andre Leute stets einen offenen und freisinnigen Charakter fanden. Daß dieser vermeintliche Heuler auch noch als Kandidat aufgetreten, ist zu dem eine Lüge. Dies ohne Aerger aber zur Steuer der Wahrheit von einem demokratisch gesinnten Wahlmanne. Herr X. X. Sind Sie einer von den 4 Wahl-Kandidaten oder ein an die Luft gesetzter Urwähler? Herr X. X.: „Die Nachtseulen scheuen das Licht ‒ der Oeffentlichkeit“ und Sie selbst ja auch! ‒ Sie verkriechen Sich hinter die die Anonymität, um Sich nicht für sich selbst schämen zu müssen. Spiegelberg ich kenne Dir. In einer der ersten Geschäftsstraße Kölns, Höhle Nr. 35, steht das halbe Unterhaus, für jedes Ladengeschäft geeignet, mit 7 Zimmern, Küche, Keller, Brunnen- und Regenwasser zu vermiethen. In demselben ist jetzt beinahe 4 Jahr mit dem größten Erfolge ein Modengeschäft betrieben worden, und in den übrigen Räumen des Hauses wird seit 21 Jahren ein ausgedehntes Geschäft betrieben, was einen großer Ruf genießt. Altenmarkt Nr. 73 ‒ sind zwei durcheinandergehende, fein möblirte Zimmer, mit schöner Aussicht zu vermiethen. Das Haus Marzellenstraße Nr. 61 von 10 bis 12 Zimmer etc. etc., ist mit dem 1. Juni zu vermiethen. Ein Stock von 4 Zimmer ist jedoch gleich mit oder ohne Möbel zu vermiethen. Musiker-Gesuch. Ein guter erster Orchester-Geiger, ein guter Solo-Clarinettist, ein guter Solo-Klappenhornist und ein guter Trompeter, welcher zugleich guter Pauker sein muß, können in Dresden unter einem tüchtigen Musikchor ein vortheilhaftes Engagement finden. Anmeldungen werden sub Adresse C. B. poste restante Dresden so schleunig als möglich erbeten. Consignations-Lager ächter westfälischer Schinken, wie Butter in kleinen Fäßchen zu den billigsten Preisen bei Johann Heinrich Dahmen, Martinstraße Nr. 41. Herrenkleider werden gewaschen und reparirt. Herzogstraße Nr. 11. Einladung zum Abonnement. Blätter der Zeit. Je mehr der Hindernisse drohen, um so nothwendiger die Ausdauer, das Zusammenwirken aller Gleichgesinnten, aber auch um so leichter und gewisser Beide. Während der letzten Monate hat die Zahl der auswärtigen Leser dieser Blätter sich um das Dreifache vermehrt. Probenummern sind neuerdings versandt. An alle Freunde der Wahrheit und des Rechtes ergeht hiermit die freundliche Einladung zur Theilnahme. Die „Blätter der Zeit,“ zugleich Organ der demokratischen Vereine, bieten allen Gesinnungsgenossen zur Verbrüderung die Hand. Jeden Sonntag eine Nummer; außerdem im Laufe der Woche Beilagen, wenn das Interesse der Sache es erfordert. Zum vierteljährigen Pränumerationspreise von 15 Silbergroschen durch sämmliche Postanstalten und Buchhandlungen zu beziehen. Demokratischen Vereinen, d e sich dieserhalb mit der Expedition in Verbindung setzen wollen, wird bei Uebernahme einer größern Anzahl von Exemplaren ein namhafter Rabatt gewährt. Mittheilungen, Beiträge oder Briefe sonstigen Inhalts sind portofrei entweder an die Redaktion (Aachen) oder unter Aufschrift: „Hrn. Dr. H. Becker, Römerthurm Nro 1 in Köln“ erbeten. Anzeigen aller Art finden Aufnahme und Verbreitung gegen 1 Silbergroschen für die dreispaltige Petitzeile, oder deren Raum. Aachen, den 8. April 1849. Expedition der Blätter der Zeit. Das so weltberühmte Schweizer-Kräuter-Oel von Carl Willer! Ein neuer entscheidender Beweis der vortrefflichen Eigenschaften des echten „Schweizer-Kräuter-Oeles“ liefert nachstehende Abschrift des Schreibens von Herrn Heinrich Ludwig Börner in Siegen: Herrn K. Willer im Hardthurm bei Zürich. Siegen, den 9. Januar 1849. Beim Anfang eines neuen Jahres ermangele ich nicht, Ihnen gegenseitig die Rechnung vom vorigen Jahre mitzutheilen. ‒ Es thut mir leid, daß das vorige Jahr kein besseres Resultat geliefert hat. Es ist bisher ungeheuer in diesem Artikel gepfuscht worden, jedoch hat es sich in letzterer Zeit gefunden, daß wieder viele, welche sich durch den Gebrauch wohlfeilerer Oele bethören lassen, wieder auf Ihr Haaröl zurückkommen. (sign.) Heinr. Lud. Börner. Für richtige Abschrift aus dem vorgelegten Originalbrief: Außersihl, den 30. Januar 1849. Der Gemeindamman, (L. S.) J. H. Gugolz. Unterschrift und Siegel des löbl. Gemeindammannamtes Außersihl beglaubigt Zürich, den 2. Februar 1849. Der Bezirks-Statthalter, (L. S.) H Hotz. Dieses Oel ist für Köln und Umgegend nur allein zu haben, das Fläschchen à 1 1/4 Thlr., das halbe à 20 Sgr. bei J. P. Hospelt, Höhle 35. Branntwein - Fabrikation betreffend. Ein Branntwein- und Liqueur-Geschäft in Leipzig sucht einen unverheiratheten, vermögenden jungen Mann, welcher die Fabrikation der doppelten und einfachen Branntweine und gangbarsten Liqueure auf wohlfeilstem Wege gründlich versteht, mehrjährige praktische Uebung darin hat, jetzt eintreten und circa 1000 Thlr. baar gegen 5pCt. Verzinsung einlegen kann, wogegen ihm außer festen Einkommen eine Gewinnbetheiligung und sonst angenehme Verhältnisse zugesichert werden. Auf portofreie Briefe, Adresse D. E. Nr. 100 poste restante Leipzig, das Nähere. Gesuch. Ein Oeconomie-Verwalter, in dem Alter von 28 Jahren, unverheirathet, wünscht nach Nordamerika (Texas) auszuwandern. Da er jedoch mittellos und nur im Besitz des dazu nöthigen Reisegeldes dahin ist, möchte er sich so gern einer Familie die dahin auszuwandern gesonnen ist, anschließen, in der Erwartung, daß ihm eine Aussicht für sein Fortkommen dadurch dort eröffnet würde. Er verpflichtet sich etwaige Bedingungen recht gern einzugehen, wenn ihm nur dadurch ein Erwerb und Unterhalt gesichert ist. Die besten Zeugnisse über seine Brauchbarkeit ist er aufzuweisen im Stande. Nächst allen ökonomisch-technischen Gewerben versteht er auch die Feldmeßkunst, da er drei Jahre an der K. Sächs. Landesvermessung Theil nahm. Geneigte Offerten werden erbeten H. W. poste restante Riesa in Sachsen. Taubheit. Neue Erfindung eines akustischen Instruments, welches an Wirksamkeit Alles übertrifft was bisher für die Linderung dieser Krankheit erfunden worden ist. Gebildet nach dem Ohre und unmerklich, nur ein Centimetre im Durchschnitt, wirkt dieses kleine Instrument doch so mächtig auf das Gehör, daß das mangelhafteste Gehörorgan seine Hörfunktion wieder erlangt. ‒ Auf frankirte Bestellungen bei der Post werden die Instrumente in Etui mit der gedruckten Instruktion dazu eingeschickt. Das Paar in Silber kostet 15 Franks und in Gold 30 Franks. Adressen beliebe man nach Brüssel zu richten, an Abraham, Rue neuve St. Justine Nr. 34, Faubourg de Namur. Ganz leise Antwort auf die oft wiederholte Anfrage, die Wahl eines Abgeordneten für die Kreise Mülheim und Köln (Land) betreffend. Am 15. März a. c. gab der Minister v. Manteuffel einem Abg. das „Ehrenwort“ darauf, daß die fragliche Wahl „sofort“ vorgenommen werden solle. ‒ Des Ehrenwortes halber muß natürlich die Wahl noch lange hinausgeschoben bleiben ‒ ‒ ‒ Geräucherter Speck in Seiten à 4 1/2 Sgr. per Pfd, zu haben im Kaufhause. Ein braves und solides Mädchen, in Handarbeit und im Ladengeschäfte erfahren, wünscht in einem ähnlichen Geschäfte oder auch bei einer stillen Familie zur Verrichtung der häuslichen Arbeiten beschäftigt zu werden. Bescheid unter Kästen Nro. 4 u. 6. Täglich Großer Fischfang bei Gebrüder Wattler am Thürmchen. Täglich frischer Maitrank im „Freischützen.“ Theater in Köln. Stollwerk'sches Vaudeville-Theater. Dienstag den 17. April 1849: Der reisende Student oder das Donnerwetter. Musikalisches Quodlibet in zwei Akten von Schneider. Vorher: Müller und Miller. Schwank in zwei Akten von Elz. Billets sind Vormittags von 10-1 Uhr, so wie Abends an der Theater-Kasse zu haben. ‒ Auch werden bis Mittags 1 Uhr 1/2 Dutzend Billets zum Abonnementspreis ausgegeben. Franz Stollwerk. Herausgeber: St. Naut. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar274_013" type="jArticle"> <pb facs="#f0003" n="1549"/> <p>Peuple Souverain und Le Republicain sind nicht nur verfolgt, ondern sogar wie weiland La Presse von Cavaignac eingesiegelt worden.</p> <p>Huber richtet heute aus der Conciergerie im Journal „Revolution“ eine erste Widerlegung der Monnier'schen Verdächtigungen.</p> <p>‒ Dr. Lacambre, der mit Hülfe der Schwester Blanqui's aus dem Gefängniß entwich, ist gestern vom zweiten Kriegsgericht in contumaciam zur Deportation wegen Complicität am Junisturme verurtheilt worden. Die Deportation zieht bekanntlich den politisch-bürgerlichen Tod nach sich.</p> <p>‒ Vom Bischof Dupuch ist eine Broschüre zu Gunsten der Befreiung Abd-el-Kader's aus seiner Gefangenschaft im Schlosse St. Amboise erschienen.</p> <p>‒ General Aupick, unser Vertreter in Konstantinopel, dringt auf Verstärkung unseres dortigen Geschwaders, in Voraussicht auf die Ereignisse, die sich am Bosphor zu bereiten scheinen.</p> <p>‒ Guizot erläßt aus Brompton den 6. April unter der bescheidenen Ueberschrift: «M. Guizot à ses amis» eine Art Wahlmanifest, mit dem Sie die Debats morgen überraschen werden. Cavaignac ist darin ein homme honorable genannt und die Nothwendigkeit vollständiger Einheit aller Konservationen dargethan. Hr. Guizot sieht übrigens den <hi rendition="#g">Klassenkampf</hi> mit Riesenschritten herannahen.</p> <p>‒ Temps vom 13. April erzählt einen Plan der Bewohner der Reunion's- (Bourbon) Insel, Madagascar zu republikanisiren. Der Gouverneur der englischen Moriz-Insel habe sich dem Unternehmen energisch widersetzt und sei deshalb mit den französischen Inselverwaltern Sarda-Carriga und Fevries-Desponites in Zank gerathen.</p> <p>‒ Die Journale aus Rom, Florenz und Genua fehlen in Paris wieder.</p> <p>‒ Aus Turin vom 9. April erhalten wir das letzte Bülletin Lamarmora's, welches vom Laternenthore bei Genua daiirt ist. Es trägt das Datum 6. April. Ein Bombardement der Stadt hatte nicht stattgefunden. Nur Hohlkugeln wurden aus den Haubitzen in die Stadt geschleudert; dagegen war das Gewehr- und Kartätschenfeuer sehr stark. Am 6. Nachmittags wurde ein Waffenstillstand geschlossen, der bis zum 8 Nachmittags 2 Uhr dauern sollte. Inzwischen reiste eine Deputation nach Turin ab, die wirklich hier eintraf und vom König empfangen wurde. Man kennt die Bedingungen des Waffenstillstandes. (S. die gestrige Nummer). Victor Emanuel will von der allgemeinen Amnestie nur 12 Insurgentenhäupter und alle Deserteure ausnehmen (!!), so wie die Privatverbrecher etc. Damit der Genueser Gemeinderath diese Antwort gehörig überlege und sich Lamarmora's halbtodte Truppen sammeln und erholen können, wurde der Waffenstillstand bis morgen (10.), Mittags 2 Uhr, verlängert. Lamarmora fürchtet einn Bauernaufstand im Rücken.</p> <p><hi rendition="#g">National-Versammlung.</hi> Sitzung vom 14. April. Lamoriciere, einer der Vicepräsidenten, eröffnet die Sitzung mit dem Schlage 12 Uhr. Die Gallerien sind zahlreich mit Damen besetzt, weil sie auf die Viktor Considerant'schen Expektoratin<gap reason="illegible"/>en, über die Staatsgefahr, neugierig.</p> <p>An der Tagesordnung befindet sich jedoch zunächst die Erneuerung der Präsidentenwahl.</p> <p>Das Geheime Skrutinium wird eröffnet.</p> <p>Nachdem dies vollendet, schreitet das Haus zur Fortsetzung des Skrutiniums fur die Staatsräthe.</p> <p>Dasselbe dauert bis 2 Uhr. Die Huissiers tragen die Urnen wieder in einen Rebensaal und die eigentliche Sitzung beginnt.</p> <p><hi rendition="#g">Lamoriciere</hi> verliest eine Menge Urlaubsgesuche. (Bewilligt.)</p> <p><hi rendition="#g">Considerant</hi> erscheint auf der Bühne, um seine Interpellationen an den Minister des Innern zu richten. (Ah! Ah!)</p> <p>Stimmen rechts: Warten Sie doch noch. Es ist ja kein Minister auf seinem Platze!</p> <p>Links: Sprechen Sie! Sprechen Sie!</p> <p><hi rendition="#g">Considerant:</hi> Meine Interpellaiionen sind in der That nicht persönlicher Natur; sie richten sich nicht an diese oder jene Person des Ministeriums, sie beziehen sich vielmehr auf die Gefahren, welche die Gesellschaft umlagern. (Ah! Ah!) Ich werde so gedrängt wie möglich sein. (Sehr schön!) Glauben Sie nicht, daß ich indessen in Einer Sitzung darlegen werde, was ich früher in vier Sitzungen darzulegen beabsichtigte. (Hohngelächter.)</p> <p>Stimmen links: Tagesordnung!</p> <p><hi rendition="#g">Considerant:</hi> Leon Faucher, gegenwärtig noch nicht auf seinem Platze, hat den Socialismus eine Pest genannt und ihn als Quelle aller Gefahren dargestellt. Sein akademisches und offizielles Ansehen mag groß sein. (Lärm.) Aber erlauben Sie mir, Ihnen zu beweisen, daß eben nur durch gehörige Anwendung des Socialismus allein die Union und Prosperität hergestellt werden kann …</p> <p>Stimmen rechts: Tagesordnung!</p> <p><hi rendition="#g">Considerant:</hi> Mein Socialismus ist ein Socialismus des Friedens, der friedlichen Staatsformation u. s. w. (Unterbrechung durch starkes Ah! Ah!) Zunächst will ich die Grundlage der Gesellschaft beleuchten. Der Redner tritt nun in eine Beleuchtung des feudalen Staatsgebäudes und kommt zu dem Schlusse, daß in der heutigen gesellschaftlichen Ordnung Anarchie herrsche. Der Redner beweist diese Anarchie vorzüglich in der Industrie, in der Stellung des Kapitals, gegenüber der Arbeit; untermischt mit dem bekannten Concurrenzjammer u.s.w. Aus dieser Anarchie müssen bald Bürgerkrieg (Klassenkampf) entspringen: den wolle er vermeiden. Hier zieht der Redner ein Heft, in rothes Marokin gebunden, hervor und beginnt Phalansterianismus zu lesen. (Allgemeines Stöhnen im Saale. Viele Glieder verlassen ihre Plätze.)</p> <p><hi rendition="#g">Lamoriciere:</hi> Ich benutze diese Gährung, die den Redner am Fortfahren hindert, um Ihnen das Präsidialwahlresultat mitzutheilen. Es stimmten 622 Glieder. Davon erhielten Marrast 417 und Dufaure 95 Stimmen. Mithin proklamire ich Marrast wieder zum Präsidenten!</p> <p>Considerant liest jetzt fort unter allgemeinem Geplauder und bei leeren Bänken und schließt endlich mit folgendem Vorschlage: „Leihen Sie mir 12 bis 1600 Hektaren Landes, um ein Phalansterium (an den Thoren von Paris?) anzulegen und Ihnen meine Theorien zu verwirklichen. Sie (der Staat) tragen die Kosten und wenn diese Probe nicht gelingt, so können Sie mich mein Lebenlang in das Narrenhaus zu Charenton einschließen. (Olympisches Gelächter.) Diese Kosten werden nicht so hoch kommen, als das Ministerium gegen den Socialismus vergeudet (!). Folgen Sie meinem Rathe nicht, so prophezeihe ich Ihnen, daß Sie 1850 nicht erreichen, ohne die alte Gesellschaft in einem Meer voll Feuer und Blut untergehen zu sehen. (Agitation.)</p> <p>Was uns (Fourieristen) betrifft, so werden wir fortfahren, durch die Feder, das Wort und die Predikation zu wirken. Ich trage auf Errichtung eines Fortschritts- oder Experience-Ministeriums an, das in 2 Divisionen zerfiele, von denen sich die Eine mit Prüfung aller industriellen, die Zweite mit Lösung der socialen Fragen und Propositionen zu beschäftigen habe. Der Conseilpräsident ist mit Ausführung dieses Entwurfs beauftragt. (Hohngelächter.)</p> <p><hi rendition="#g">Desjobert</hi> folgt dem erschöpften Phalansterianer auf der Bühne. Die Gesellschaft sei auf die Religion, Familie und das Eigenthum gebaut und wolle und dürfe sich in keine Kaserne (Phalansterium) einsperren lassen. (Beifall zur Rechten.)</p> <p><hi rendition="#g">Considerant</hi> will antworten.</p> <p><hi rendition="#g">Lamoriciere:</hi> Erlauben Sie, daß ich die hinzugewählten Staatsrathsglieder proklamire. Es erhielten die nöthige Majorität: Tournouer, Chasseloup, Laubat, Elie Loysel und Lasteyrie.</p> <p>Considerant widerlegt den Desjobert. Man habe alle Neuerer für Narren gehalten. Er weist auf Newton hin. (Genug! Genug!)</p> <p><hi rendition="#g">Taillefer</hi> citirt die verunglückten Versuche der Phalansterianer und Communisten in Algerien zum Jubel der Rechten.</p> <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi> entgegnet, daß diese Versuche unter den gegebenen Verhältnissen mißglücken mußten und obgleich er keineswegs mit den Ansichten Considerant's übereinstimme (Ah! Ah!), so unterstütze er doch den gemachten Antrag. Der Redner weist auf das Beispiel des Ideenkriegs des vorigen Jahrhunderts und hält eine feurige Rede zu Gunsten der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.</p> <p>Die Versammlung verräth aber die größte Ungeduld und trennt sich um 6 Uhr ohne alles Votum.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar274_014" type="jArticle"> <p><bibl><author>*</author></bibl> Die Turiner Journale vom 10. bringen abermals nicht das geringste Neue über Genua; alle Verbindungen waren unterbrochen, und von einer Uebergabe zu jener Stunde weniger als je die Rede. Die Pariser telegraphische Depesche, von welcher wir gestern sprachen, ist zwar hierdurch noch nicht erledigt; nach ihr sollte es erst am 10. sein, daß La Marmora in die Ruinen der „pacificirten“ Stadt eingezogen wäre.</p> <p>Aus <hi rendition="#g">Venedig</hi> erhalten wir dagegen wichtige Neuigkeiten. Die Verrätherei Karl Alberts in dem piemontesischen Krieg, weit entfernt die Venetianer in dem Kampf gegen die Oesterreicher zu entmuthigen, hat dieselben vielmehr zum wüthendsten Widerstand entflammt. Am 2. April theilte Manin der Repräsentantenversammlung die Kriegsnachrichten mit, und fragte, ob sie zur Fortsetzung ihres heroischen Widerstandes entschlossen sei. Die Assemblée antwortete mit folgendem Dekret:</p> <p>„Im Namen Gottes und des Volkes, die Repräsentantenversammlung des venetianischen Staates beschließt <hi rendition="#g">mit Stimmeneinhelligkeit:</hi> Venedig leistet den Oesterreichern bis zum Aeußersten Widerstand; der Präsident Manin ist zu diesem Zweck mit unbeschränkter Gewalt bekleidet.“</p> <p>In <hi rendition="#g">Toscana</hi> hat sich die Assemblée in ihrer Sitzung vom 3. April bis zum 15. vertagt, nachdem sie vorher dem Präsidenten Guerrazzi ausgedehnte Vollmachten ertheilt, und ihn zur Emittirung von neuen Bons im Betrage von 2 Millionen ermächtigt hatte.</p> <p><bibl><author>*</author></bibl> In Ermangelung neuer Nachrichten über das Schicksal Genua's theilen wir unsern Lesern nach dem „National“ ein Tagebuch über den früheren Kampf mit. Man wird aus dieser zusammenhängenden, detaillirten Darstellung am besten ein Bild von dem beispiellosen Heldenmuth der Genuesischen Republikaner und der Energie und Entschlossenheit ihres kuhnen Führers Avezzana erhalten.</p> <p>„Genua, 4. April, 11 Uhr Abends.</p> <p>„Nach ihrem schamlosen Bruch des von dem General Azarta unterzeichneten Waffenstillstandes konnten die Piemontesischen Truppen kaum ihren Ruckzug noch bewerkstelligen; als sie die Thore der Stadt gewonnen hatten, stießen sie jedoch auf die Division La Marmora, welche sich am Abend vorher von Ponte-Decimo bis auf einige Meilen (deren 4 auf eine deutsche gehen) der Stadt genähert hatten. Es scheint, daß in dem Augenblick, als die Piemontesen aus der Stadt flohen, La Marmora selbst auf einer Recognoscirung bei San-Pietro-d'Arena, vor dem Stadtthore Genua's auf der Turiner Seite, angekommen war.</p> <p>„Als die provisorische Regierung von diesem verrätherischen Akt der Piemontesen Kenntniß erhielt, der in der That ohne Beispiel in der Kriegsgeschichte dasteht, so erließ sie ein Dekret, worin sie nach Erzählung der Vorfalle erklärte, die Beamten der früheren Regierung, welche die Stadt hatten verlassen wollen, nunmehr als Geißeln zurückzuhalten.</p> <p>„Zu gleicher Zeit erschienen noch zwei andere Proklamationen, die eine an die Bewohner der beiden Küsten, welche zur Theilnahme am Widerstand aufgefordert, die andere an die Seesoldaten von Genua und den beiden Küsten, welche zur Rüstung der Kriegsschiffe nach dem See-Arsenal beordert wurden.</p> <p>„Diese verschiedenen, von Avvezzana, Morchio und Reta unterzeichneten Dekrete waren eben erschienen, als sich gegen 2 3/4 Uhr, in der Richtung von Sant-Pietro-d'Arena ein starkes Gewehrfeuer hören ließ; in allen Quartiers wurde Generalmarsch geschlagen, die Sturmglocke läutete und die Alarmkanone, welche von Minute zu Minute von den schwimmenden Batterien und dem Seearsenal tönte, rief die ganze innere Stadt zu den Waffen. Bald wurde auch eine lebhafte Kanonade unter dem Musketenfeuer laut, und im Augenblick wo ich diese Zeilen schreibe (Mitternacht) dauert der Kampf noch immer fort. Der General La Marmora, unterstützt von den Truppen, welche so schamlos den Waffenstillstand verletzten, hat einen heftigen Angriff auf eines der äußern Forts (Tenaglia) gemacht und dasselbe nach dem mörderischsten Kampf mit Sturm genommen. 800 Tirailleure sind bis gegen das Fort San-Benigno vorgedrungen, eine feste Position zwischen Sant-Pietro-d'Arena und der inneren Vertheidigungslinie. Hier wurden sie auf das Wüthendste angegriffen, auf der einen Seite von dem Volk, welches San-Pietro-d'Arena besetzt hält, auf der andern von der Nationalgarde, welche das Laternenthor und die innere Linie vertheidigt. Bis zum Augenblick konnten sie, wie ich höre, noch nicht vertrieben werden. Gleichwohl ist ihre Stellung nicht zu behaupten, und unter der mörderischen Kanonade von der Laterne, der inneren Ringmauer und San-Pietro-d'Arena kann ihnen ihr verzweifelter Versuch theuer zu stehen kommen. Wenn aber auch selbst die ganze Linie der Forts in die Hände der Feinde fiele, sind immer die innere Linie, die Stadtthore, öffentlichen Plätze, Straßen und Häuser dermaßen verbarrikadirt, daß ein erfolgreicher Widerstand nicht zu den Unmöglichkeiten gehört.</p> <p>„Ich habe Ihnen gestern von Monstre-Barrikaden aus Schifferkähnen geschrieben. Ich erzählte Ihnen, wie dies begeisterte Volk ie Kanonen in seinen Armen auf die steilsten Punkte trug. Heute kam die Reihe an die Baumwollenballen, und ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich Ihnen sage, daß mehr als 600 dieser Ballen zum Barrikadendienst verwendet wurden.</p> <p>Die Energie der Kämpfer geht über alle Beschreibung. Selbst Frauen sah ich mit der Flinte zu der allgemeinen Vertheidigung eilen. Gestern ließ der General die Hafenarbeiter zusammenrufen. „Ihr müßt euch bewaffnen, um das Vaterland zu vertheidigen,“ sagte er zu ihnen. Die Arbeiter fragten, ob es ernstliche Gefahr gebe. „Noch nicht,“ antwortete Avezzana. „Nun,“ sagten die Proletarier, „so laßt uns heute noch unser Brod verdienen, morgen wollen wir im Feuer stehen.“ Und seit heute Morgen sind diese braven Arbeiter überall die Vordersten im Kampfe, und widerstehen in diesem Augenblick noch immer den verdoppelten Angriffen der feindlichen Armee.</p> <p>„Vorgestern Abend versuchte ein Major der Carabiniers sich verkleidet in die Stadt einzuschleichen. Erkannt und als Spion auf frischer That ertappt, wurde er im Angesicht von 21 Leichen, sämmtlich Opfer der Piemontesischen Barbarei vom 31. März, erschossen. Diese Strafe erscheint Ihnen vielleicht schrecklich; erinnern Sie sich aber, wie Washington in einem ähnlichen Falle ebenso gehandelt hat.</p> <p>„Sie wissen indeß nicht, daß gerade die Carabiniers durch ihre Infamie vom 31. dem Volke furchtbar im Gedächtniß geblieben sind. An diesem Tage zog ihnen das Volk mit dem Rufe: „Es lebe die Freiheit! Es lebe die Armee!“ entgegen. Die Carabiniers antworteten mit dem Rufe: „Es lebe das Volk! Es lebe Genua!“ Das Volk, ohne Mißtrauen, näherte sich ihrer Kaserne, und jetzt gaben die Elenden plötzlich ein Pelotonfeuer auf die wehrlosen, vertrauensvollen Bürger. Die Wuth und der Rachedurst gegen diese Mörder ist nicht mehr als gerecht.</p> <p>„Die fremden Konsuln sind entrüstet über den schmachvollen Verrath der Piemontesen, welche in offenem Bruch des Waffenstillstandes die Feindseligkeiten wieder eröffneten. Morgen um 5 Uhr früh soll eine Deputation an den General La Marmora abgehen. In diesem Augenblick, 1 Uhr Nachts, läßt die Kanonade nach. Am Abend hieß es, daß 500 Polen von Livorno kämen. Der Himmel wird unsere große Sache und die Aufopferung des Volkes krönen!</p> <p>„5. April, 6 1/2 Uhr Morgens.</p> <p>„Um fünf Uhr hat der Kampf wieder begonnen. Gestern Abend oder vielmehr heute Nacht wurde das Fort della Tanaglia vom Volke wieder genommen. Die Sturmglocke läutet, die Kanonen donnern; die ganze Stadt läuft zu den Waffen. Wie dich höre, ist ein Trupp Polen und Franzosen angekommen, und hat sich sofort in die ersten Reihen des Volkes gestellt. In diesem Augenblick (7 Uhr) haben sich 800 Tirailleurs (Bersaglieri), welche das Fort San-Benigno besetzt hielten, einen Weg gebahnt und rücken durch die Laternenstraße und die San-Teodorostraße bis zu dem Pallast Doria vor, d. h. ungefähr 500 Metres vom Centrum der Stadt. Eine schwimmende Batterie des Palais ist in ihrer Gewalt. Sie haben eine Kanone davon gegen das See-Arsenal gerichtet, welches ihnen den wüthendsten Widerstand leistet. Zwanzig Metres weiter gegen das Innere der Stadt befinden sich die Plätze Doria und della Acquaverdo, in welche die beiden Hauptvertheidigungslinien des Volks auslaufen: die Balbistraße und die Karl-Albert-Straße Auf diese zwei Punkte concentrirt sich die Hauptvertheidigung. Die Straßen sind mit Barrikaden befestigt und von Kanonen und einem kampfbegeisterten Volke geschützt. Das Fort della Tanaglia, welches über der Straße San-Teodoro hängt und das See-Arsenal kreuzen ihr Feuer über die Angreifenden. Die kleine Laterne antwortet in gleicher Weise dem Fort San-Benigno. Die Sturmglocke läutet ununterbrochen und auf allen Punkten der Linie tönt eine furchtbare Kanonade.</p> <p>9 3/4 Uhr. Ich habe mich mit allen Franzosen auf den französischen Kriegsdämpfer „Le Tonnerre“ begeben. Die Kanonade dauert unausgesetzt fort.</p> <p> <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref> </p> </div> <div xml:id="ar274_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Neapel, 4. April.</head> <p>Drei Dekrete sind von der Regierung erlassen worden, von denen eins immer mehr als das andre der sogenannten „Constitution“ ins Gesicht schlägt. Das eine verordnet die Erhebung der von den Kammern nicht bewilligten Grundsteuer; das zweite knebelt die Presse in einer Art, wie das neueste Preßgesetz der östreichischen Standrechtsregierung in Verbindung mit dem Manteufel'schen Gesetzentwurf es nur immer vermögen; das dritte setzt Kriegsgerichte ein, um über Militär- wie Civilpersonen abzuurtheilen.</p> <p>Mit diesen 3 Dekreten verschwindet denn auch der bisher noch bestandene Schatten einer Verfassung. Was das Preßgesetz anlangt, so kommt es einer gewaltsamen Unterdrückung des Journalismus, in so weit er nicht durch und durch amtlich auftritt, gleich.</p> <p>Alle Herausgeber und Redakteure haben beschlossen, ihre Blätter in 14 Tagen, wo das Dekret in Wirksamkeit tritt, aufhören zu lassen ‒ das Einzige, was ihnen auch in der That übrig bleibt. So wird Neapel bald in der von der Regierung ersehnten stygischen Finsterniß fortvegetiren.</p> <p>Am 29. März kam die englische und französische Flotte von Palermo zurück. Von einem franz. Marine-Offizier, der in Palermo den Stand der Dinge zu erforschen den Auftrag erhielt, erfuhr ich Folgendes:</p> <p>Der Enthusiasmus des Volkes kenne keine Gränzen, auf seiner Fahrt durch die Stadt war er unaufhörlich von Haufen umgeben, deren einhelliger Ruf lautete: „guerra! guerra!“ (Krieg, Krieg!) Die Masse bestand darauf, daß der Offizier seinen Hut abnehme und riefe: „Es lebe die Freiheit, es liebe Sizilien!“ „Sie gehen nach Neapel: sagen Sie Ferdinand, daß wir seine Soldaten in Stücke hauen und braten werden!“ so lautete die Anrede die aus einem Haufen heraus an ihn gerichtet wurde. Der Offizier machte einen kurzen Abstecher ins Land hinein.</p> <p>Er begegnete zwei Korps, jedes 2000 Mann stark, mit 40 Geistlichen an der Spitze, die unter Absingung von Freiheitsliedern Palermo zu Hilfe zogen. Aus allen Richtungen strömten bewaffnete Bauern nach der Hauptstadt. Es sind in der Stadt 10,000 Piken, jede 6 Fuß lang, unter diejenigen vertheilt worden, für welche die Feuerwaffen nicht auslangten. Auch 300 entschlossene Engländer haben sich zu einem Korps gebildet und werden unter dem Titel „Milizia Inglese“ an dem Freiheitskampfe Theil nehmen. Die Artillerie der Sizilianer soll, wie mir der Offizier versicherte, vortrefflich bedient sein. Die Armee beträgt 50,000 Mann und vermehrt sich täglich.</p> <p>Aus Messina wenig Nachrichten. Ein Korps der Sizilianer bei Barcelona, einige Meilen von Messina, steht unter dem Fürsten St. Rosolia, desselben, der von der bombardirenden Majestät einst in's Gesicht geschlagen wurde und für diese schmachvolle Behandlung Rache zu nehmen gedenkt.</p> <p>Gerüchten zufolge soll Catania zur Uebergabe gezwungen sein; doch glauben hier nur Wenige daran.</p> </div> <div xml:id="ar274_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Parma, 7. April.</head> <p>Wimpfen hat sich trotz der Protestation des außerordentlichen sardinischen Kommissarius und trotz des Wortlautes des Waffenstillstandsvertrages d. d. Novara 26. März als Gouverneur von Parma durch Radetzki installiren lassen. Ebenso werden alle einflußreichen Stellen von Neuem nur durch Radetzkische Kreaturen besetzt.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar274_017_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9. </bibl> </note> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Donaufürstenthümer.</head> <div xml:id="ar274_018" type="jArticle"> <head>Jassy, 23. März.</head> <p>Die „Bukowina“ enthält folgenden Artikel:</p> <p>„Wie sorgsam unsere Regierung darüber wacht, daß keine modernen Ideen in unser Fürstenthum eindringen, mag Ihnen unser Censurgesetz beweisen, dessen Punkte ich Ihnen mittheile. A) Alle fremden Zeitschriften, Journale und was immer für periodische Druckschriften sind gänzlich verboten und dürfen auf keine Weise eingeführt werden. Hievon ausgenommen sind blos die Nachstehenden, jedoch auch diese nur in so lange sie ihre Tendenz nicht ändern. Erlaubte Zeitungen aus Frankreich: 1) „Le Moniteur;“ 2) „Le Journal des Débats;“ 3) „Le Constitutionnel;“ 4) alle Modezeitungen. ‒ Aus Oesterreich (und Deutschland:) 1) „Wiener-Zeitung;“ 2) „Oesterreichischer Loyd;“ 3) „Leipziger Handelszeitung;“ 4) „Augsburger Allgemeine Zeitung.“ Diese Letztere jedoch ‒ welche auf das Verlangen des österreichischen Herrn Agenten erlaubt wird ‒ nur unter der Bedingung, daß sie kein Wort gegen Rußland, die Türkei, die Regierungen der Fürstenthümer oder „gegen die politische Existenz“ enthalte. Aus Griechenland: „die Regierungszeitung.“ Aus der Walachei: die Zeitung dieses Landes. B. Von dem Verbote sind ausgenommen die zum Gebrauche der im Fürstenthume residirenden fremden Consulen. Insbesondere aber sind strengstens verpönt: Alle n der Bukowina und Siebenbürgen erscheinenden Zeitungen, und was immer für Schriften politischen Inhalts, da sie in der Nationalsprache erscheinen. ‒ C. Von dem Verbote ausgenommen sind alle in Rußland und der Türkei erscheinenden Journale und Zeitschriften. D. Die erlaubten und unter A. bezeichneten Journale und Zeitschriften können sowohl durch die Post der k. k. österreichischen Agentie, als auch auf anderm Wege eingeführt, und ohne fernere Censur an die Abonnenten abgegeben werden; „die Allgemeine Zeitung“ von Augsburg aber darf nach den Beschränkungen, denen sie unterliegt, nur durch die k. k. österreichische Agentie bezogen werden. E. Außer den erlaubten Zeitschriften und Journalen, und außer jenen für die Herren Consulen bestimmten, sollen alle andern, wo immer sie gefunden werden, an den Grenzen oder im Innern des Landes, in den Kaffeehäusern, Buchhandlungen oder bei Privaten, konfiscirt und die Gesetzübertreter, d. i. sowohl Jene, die dieselben einführen, als auch diejenigen, bei denen sie gefunden werden, festgenommen und folgenden Strafen unterzogen werden: 1) Jedermann, bei dem eine verbotene Zeit- oder Druckschrift, oder solche Journale gefunden werden, soll mit einer Geldbuse von 50 Dukaten, und wenn er dieselben nicht leisten kann, 6monatlichem Kerker gestraft werden, in welchem Falle er selbst seine Erhaltungskosten bestreiten muß. 2) Bei wiederholter Uebertretung wird der Zahlungsfähige mit 100 Dukaten, und 6monatlichem Kerker gestraft; wer nicht zahlen kann, wird zu Einjähriger Kerkerstrafe verurtheilt; 3) die Geldstrafen werden dem Armenfonds zugewiesen.“</p> <p>Zur Ergänzung der bisher aus blos 1600 Mann türkischer Turppen bestehenden Garnison von Galatz, trafen daselbst in den letzten Tagen auf zwei Dampfboten wieder 1500 Mann ein, denen eine bedeutendere Anzahl nachfolgen soll, um jedem Versuch, den man thun könnte, um ihnen die Administeration und die Aussicht über die dortigen Quarantänanstalten, die sie in ihre Hände genommen haben, zu entreißen, wirksam begegnen zu können. Am Hafen sowohl und längs des Donauufers von der Mündung des Pruth bis zum Ausflusse des Sereth stehen zahlreiche Piquete türkischer Soldaten. Zwei russische Kommissäre, welche nach Galatz gekommen waren, zur Ueberwachung der Quarantäne, wurden von dem türkischen Kommandanten mit dem Bemerken zurückgewiesen, daß ihre Mision beendigt sei, worauf sie sich mit der Drohung zurückgezogen, daß sie nächstens in zahlreicher Begleitung zurückkehren würden.</p> </div> <div xml:id="ar274_019" type="jArticle"> <head>Jassy, 26. März.</head> <p>Briefe aus Konstantinopel bringen so eben die Nachricht, daß in Folge der letzen Verhandlungen der Pforte mit den Repräsentanten der fremden Mächte, betreffs der russischen Okkupation der Fürstenthümer, Hr. Titoff vom türkischen Kabinet für die Räumung der letztern eine Fristerstreckung bis zum Monat Mai verlangt habe. ‒ Die seit dem Herbst in Galatz stationirten türkischen Truppen, welche durch frische ersetzt worden sind, sind bereits nach Bukarest abgegangen. ‒ Hier behauptet man allgemein, daß dieser Tage Seitens der Pforte an unsere Regierung die Aufforderung ergangen ist, sich über die Gründe zu erklären, welche sie zur Erlassung des berüchtigten Censurgesetzes, und respektive des Verbotes der fremden Zeitungen bestimmt haben. Der Fürst soll zwei Gründe angegeben haben, und zwar erstens die Verbreitung kommunistischer Ideen, die durch die auswärtigen Zeitungen vermittelt wird, und zweitens die in diesen gegen ihn enthaltenen Angriffe. ‒ Man zweifelt, daß die Pforte diese Motive für ausreichend erachten wird, um eine so unerhörte Maßregel zu rechtfertigen.</p> </div> </div> <div> <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor> </bibl> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar274_020" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Bensberg, 14. April.</head> <p>Die heutige „Kölnische Zeitung“ welche mir hier zu Gesicht kömmt, fährt fort, die Geschichte meiner Ausweisung aus Berlin, <hi rendition="#g">die sie selbst verbreitete,</hi> gegen mich auszubeuten, während sie die kurzen Berichtigungen, die ich ihr in dieser Sache übersandte, nicht nur wohlüberlegt vorenthielt, sondern dem Inhalte nach auf die schamloseste Weise verfälschte. Zugleich theilt sie ein Schreiben ihres Freundes und natürlichen Bundesgenossen, des wohlbekannten Polizei-Hinkeldey aus Berlin mit, welches ebenfalls, wie es für ihren Kram nur paßt, Unwahrheiten enthält. Ich bin nicht blos mehr wie ein Mal aus Berlin verwiesen worden, sondern die dortige Polizei hat sich auch nicht gescheut, mich obenein brutal zu mißhandeln, worüber ich das Weitere, da ich meine Akten nicht überall nachtrage, nächstens liefern werde. Das schmutzige Streben der Kölnischen jedoch, die aus nahe liegenden Gründen gerade in diesem Augenblicke eine polizeihündische Thätigkeit entwickelt, mich nach jeder Seite hin durch nichtswürdige Erdichtungen zu begeifern, glaube ich nicht anders erwiedern zu können, als dadurch, daß ich den saubern Herausgeber und die dito Redakteure der „Kölnischen Zeitung“ hiermit für „<hi rendition="#g">infame Kreaturen</hi>“ erkläre, bis sie meine gedachten Berichtigungen der Oeffentlichkeit übergeben.</p> <p>A. Gladbach.</p> </div> </div> <div n="1"> <p>Die „Neue Oder-Zeiten“ hat das <hi rendition="#g">Programm der französischen Bergpartei</hi> aus unserer Zeitung wörtlich abgedruckt, ohne uns zu citiren. Will die „Neue Oder-Zeitung“ in der litt raschen Piraterie fortfahren, in welcher die „alte“, die „Allge. Oder-Zeitung“, in Bezug auf unser Blatt, mehrmals excellirt ha<supplied>t.</supplied></p><lb/> </div> <div n="1"> <head>Handelsnachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn"> <p>Bei J. &amp; W. Boisserée in Köln ist so eben erschienen:</p> <p>Ueber die Entwerthung d. Häuser zu Köln.</p> <p>Von M. Schenk, erstem Beigeordneten des Ober-Bürgermeisteramtes.</p> <p>Preis 2 1/2 Sgr.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Am siebenzehnten dieses Monats kommt wieder ein Machtwerk des öffentlichen Ministeriums an's Tageslicht. Es ist dieses eine Vorladung des Unterzeichneten, welcher am 23. Dezember v. J. vor den Assisen freigesprochen wurde, und jetzt, weil er einen fremden Namen bei seiner Verhaftung angab, vor das Zuchtpolizeigericht gefordert wird. Um recht zahlreiches Erscheinen bei diesem hochnothpeinlichen Akte wird gebeten von von C. J. Esser, Redakteur der Arbeiter-Zeitung.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Wein-Versteigerung.</p> <p>Montag den 30. April d. J., Vormittags 10 Uhr und folgende Tage, werden zu Bingen im Gasthause zum „weißen Roß“, auf Anstehen der Kinder und Erben des zu Bingen verlebten Gutsbesitzers Herrn Anton Brilmayer senior abtheilungshalber die nachverzeichneten, in den besten Lagen der Gemarkungen von Bingen und Büdesheim, ‒ Scharlachberg, Mainzerweg, Eifel etc. ‒ selbstgezogenen Weine öffentlich versteigert werden als:</p> <table> <row> <cell>3</cell> <cell>Stück</cell> <cell>1842r,</cell> </row> <row> <cell>6</cell> <cell>Stück</cell> <cell>1843r,</cell> </row> <row> <cell>16 1/2</cell> <cell>Stück</cell> <cell>1844r,</cell> </row> <row> <cell>5 1/2</cell> <cell>Stück</cell> <cell>1845r,</cell> </row> <row> <cell>64</cell> <cell>Stück</cell> <cell>1846r,</cell> </row> <row> <cell>34</cell> <cell>Stück</cell> <cell>1847r,</cell> </row> <row> <cell>28</cell> <cell>Stück</cell> <cell>1848r,</cell> </row> <row> <cell cols="3">zusammen 157 Stück oder 1177 1/2 Ohm.</cell> </row> </table> <p>Die vorzügliche Qualität der Weine des Herrn Anton Brilmayer sen. ist bekannt, und werden die Proben bei der Versteigerung und Tags vorher an den Fässern verabreicht.</p> <p>Bingen, den 4. April 1849.</p> <p>Dr. Gaszner, Notar.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Die Wahl für den Landkreis Köln und Mülheim hätte also am 14. dieses stattfinden sollen, aber es ging doch wieder nicht. Bis auf ein andermal. Es sind wieder Krebse gekommen.</p> <p>Oder Herr Wahlkommissar! Sind etwa die Zettel wieder unter die Erbsen gerathen?</p> <p>Später wird's schöner.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Immobilar-Verkauf.</p> <p>Am Dienstag den 17. April c., Vormittags 11 Uhr, wird das zu Köln in der Schildergasse Nr. 48 gelegene Haus mit Hofraum und Hintergebäude vor dem Kgl. Friedensgerichte Nr. II. hierselbst, im Wege der Subhastation zum Verkaufe ausgesetzt, und dem Meistbietenden zugeschlagen werden. Das Ganze enthält einen Flächenraum von 26 Ruthen 80 Fuß. Die Kaufbedingungen liegen auf der Kanzlei des gedachten Friedensgerichts zur Einsicht offen.</p> <p>C. M. Gymnich, Mandatar.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Es sind wieder eine große Auswahl Pyrmonter Gartenstühle angekommen, um auf dem nächsten Korbmarkte ausgestellt zu werden.</p> <p>Näheres bei Carl Huxhagen, Heumarkt Nr. 24.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Gutta-Percha.</p> <p>Riemen, Röhren, Sohlen, Brandeimer; wie Reitpeitschen, Stöcke, Schläger, Becher, Schreibzeuge, Frucht- u. Spiel-Teller, Bisquit-Körbchen, Näh-Etuis etc., letztere für Geschenke sehr geeignet, empfiehlt zur geneigten Abnahme</p> <p>Die Haupt-Agentur der pat. Gutta-Percha Company in London Waidmarkt Nr. 10.</p> <p>Von den Kunst-Gegenständen sind auch Waidmarkt Nr. 12 zum Verkauf ausgestellt.</p> </div> <div type="jAn"> <p>An die vier ärgerlichen Urwähler von Deutz und Mülheim.</p> <p>Die Welt ist Euch dankbar für die wichtige Nachricht, daß Ihr Euch bei der letzten Vorwahl geärgert habt Merkwürdig geformte Ohren aber müßt Ihr tragen, daß Ihr da einen Erzheuler wittert, wo andre Leute stets einen offenen und freisinnigen Charakter fanden. Daß dieser vermeintliche Heuler auch noch als Kandidat aufgetreten, ist zu dem eine Lüge.</p> <p>Dies ohne Aerger aber zur Steuer der Wahrheit von einem demokratisch gesinnten Wahlmanne.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Herr X. X.</p> <p>Sind Sie einer von den 4 Wahl-Kandidaten oder ein an die Luft gesetzter Urwähler? Herr X. X.: „Die Nachtseulen scheuen das Licht ‒ der Oeffentlichkeit“ und Sie selbst ja auch! ‒ Sie verkriechen Sich hinter die die Anonymität, um Sich nicht für sich selbst schämen zu müssen.</p> <p>Spiegelberg ich kenne Dir.</p> </div> <div type="jAn"> <p>In einer der ersten Geschäftsstraße Kölns, Höhle Nr. 35, steht das halbe Unterhaus, für jedes Ladengeschäft geeignet, mit 7 Zimmern, Küche, Keller, Brunnen- und Regenwasser zu vermiethen. In demselben ist jetzt beinahe 4 Jahr mit dem größten Erfolge ein Modengeschäft betrieben worden, und in den übrigen Räumen des Hauses wird seit 21 Jahren ein ausgedehntes Geschäft betrieben, was einen großer Ruf genießt.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Altenmarkt Nr. 73 ‒ sind zwei durcheinandergehende, fein möblirte Zimmer, mit schöner Aussicht zu vermiethen.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Das Haus Marzellenstraße Nr. 61 von 10 bis 12 Zimmer etc. etc., ist mit dem 1. Juni zu vermiethen. Ein Stock von 4 Zimmer ist jedoch gleich mit oder ohne Möbel zu vermiethen.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Musiker-Gesuch.</p> <p>Ein guter erster Orchester-Geiger, ein guter Solo-Clarinettist, ein guter Solo-Klappenhornist und ein guter Trompeter, welcher zugleich guter Pauker sein muß, können in Dresden unter einem tüchtigen Musikchor ein vortheilhaftes Engagement finden.</p> <p>Anmeldungen werden sub Adresse C. B. poste restante Dresden so schleunig als möglich erbeten.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Consignations-Lager ächter westfälischer Schinken, wie Butter in kleinen Fäßchen zu den billigsten Preisen bei Johann Heinrich Dahmen, Martinstraße Nr. 41.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Herrenkleider werden gewaschen und reparirt. Herzogstraße Nr. 11.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Einladung zum Abonnement.</p> <p>Blätter der Zeit.</p> <p>Je mehr der Hindernisse drohen, um so nothwendiger die Ausdauer, das Zusammenwirken aller Gleichgesinnten, aber auch um so leichter und gewisser Beide. Während der letzten Monate hat die Zahl der auswärtigen Leser dieser Blätter sich um das Dreifache vermehrt.</p> <p>Probenummern sind neuerdings versandt. An alle Freunde der Wahrheit und des Rechtes ergeht hiermit die freundliche Einladung zur Theilnahme. Die „Blätter der Zeit,“ zugleich Organ der demokratischen Vereine, bieten allen Gesinnungsgenossen zur Verbrüderung die Hand.</p> <p>Jeden Sonntag eine Nummer; außerdem im Laufe der Woche Beilagen, wenn das Interesse der Sache es erfordert. Zum vierteljährigen Pränumerationspreise von 15 Silbergroschen durch sämmliche Postanstalten und Buchhandlungen zu beziehen. Demokratischen Vereinen, d e sich dieserhalb mit der Expedition in Verbindung setzen wollen, wird bei Uebernahme einer größern Anzahl von Exemplaren ein namhafter Rabatt gewährt.</p> <p>Mittheilungen, Beiträge oder Briefe sonstigen Inhalts sind portofrei entweder an die Redaktion (Aachen) oder unter Aufschrift: „Hrn. Dr. H. Becker, Römerthurm Nro 1 in Köln“ erbeten.</p> <p>Anzeigen aller Art finden Aufnahme und Verbreitung gegen 1 Silbergroschen für die dreispaltige Petitzeile, oder deren Raum.</p> <p>Aachen, den 8. April 1849.</p> <p>Expedition der Blätter der Zeit.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Das so weltberühmte Schweizer-Kräuter-Oel von Carl Willer!</p> <p>Ein neuer entscheidender Beweis der vortrefflichen Eigenschaften des echten „Schweizer-Kräuter-Oeles“ liefert nachstehende Abschrift des Schreibens von Herrn Heinrich Ludwig Börner in Siegen:</p> <p>Herrn K. Willer im Hardthurm bei Zürich.</p> <p>Siegen, den 9. Januar 1849.</p> <p>Beim Anfang eines neuen Jahres ermangele ich nicht, Ihnen gegenseitig die Rechnung vom vorigen Jahre mitzutheilen. ‒ Es thut mir leid, daß das vorige Jahr kein besseres Resultat geliefert hat. Es ist bisher ungeheuer in diesem Artikel gepfuscht worden, jedoch hat es sich in letzterer Zeit gefunden, daß wieder viele, welche sich durch den Gebrauch wohlfeilerer Oele bethören lassen, wieder auf Ihr Haaröl zurückkommen.</p> <p>(sign.) Heinr. Lud. Börner.</p> <p>Für richtige Abschrift aus dem vorgelegten Originalbrief:</p> <p>Außersihl, den 30. Januar 1849.</p> <p>Der Gemeindamman, (L. S.) J. H. Gugolz.</p> <p>Unterschrift und Siegel des löbl. Gemeindammannamtes Außersihl beglaubigt</p> <p>Zürich, den 2. Februar 1849.</p> <p>Der Bezirks-Statthalter, (L. S.) H Hotz.</p> <p>Dieses Oel ist für Köln und Umgegend nur allein zu haben, das Fläschchen à 1 1/4 Thlr., das halbe à 20 Sgr. bei</p> <p>J. P. Hospelt, Höhle 35.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Branntwein - Fabrikation betreffend.</p> <p>Ein Branntwein- und Liqueur-Geschäft in Leipzig sucht einen unverheiratheten, vermögenden jungen Mann, welcher die Fabrikation der doppelten und einfachen Branntweine und gangbarsten Liqueure auf wohlfeilstem Wege gründlich versteht, mehrjährige praktische Uebung darin hat, jetzt eintreten und circa 1000 Thlr. baar gegen 5pCt. Verzinsung einlegen kann, wogegen ihm außer festen Einkommen eine Gewinnbetheiligung und sonst angenehme Verhältnisse zugesichert werden. Auf portofreie Briefe, Adresse D. E. Nr. 100 poste restante Leipzig, das Nähere.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Gesuch.</p> <p>Ein Oeconomie-Verwalter, in dem Alter von 28 Jahren, unverheirathet, wünscht nach Nordamerika (Texas) auszuwandern. Da er jedoch mittellos und nur im Besitz des dazu nöthigen Reisegeldes dahin ist, möchte er sich so gern einer Familie die dahin auszuwandern gesonnen ist, anschließen, in der Erwartung, daß ihm eine Aussicht für sein Fortkommen dadurch dort eröffnet würde. Er verpflichtet sich etwaige Bedingungen recht gern einzugehen, wenn ihm nur dadurch ein Erwerb und Unterhalt gesichert ist.</p> <p>Die besten Zeugnisse über seine Brauchbarkeit ist er aufzuweisen im Stande.</p> <p>Nächst allen ökonomisch-technischen Gewerben versteht er auch die Feldmeßkunst, da er drei Jahre an der K. Sächs. Landesvermessung Theil nahm.</p> <p>Geneigte Offerten werden erbeten H. W. poste restante Riesa in Sachsen.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Taubheit.</p> <p>Neue Erfindung eines akustischen Instruments, welches an Wirksamkeit Alles übertrifft was bisher für die Linderung dieser Krankheit erfunden worden ist. Gebildet nach dem Ohre und unmerklich, nur ein Centimetre im Durchschnitt, wirkt dieses kleine Instrument doch so mächtig auf das Gehör, daß das mangelhafteste Gehörorgan seine Hörfunktion wieder erlangt. ‒ Auf frankirte Bestellungen bei der Post werden die Instrumente in Etui mit der gedruckten Instruktion dazu eingeschickt. Das Paar in Silber kostet 15 Franks und in Gold 30 Franks. Adressen beliebe man nach Brüssel zu richten, an Abraham, Rue neuve St. Justine Nr. 34, Faubourg de Namur.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Ganz leise Antwort auf die oft wiederholte Anfrage, die Wahl eines Abgeordneten für die Kreise Mülheim und Köln (Land) betreffend. Am 15. März a. c. gab der Minister v. Manteuffel einem Abg. das „Ehrenwort“ darauf, daß die fragliche Wahl „sofort“ vorgenommen werden solle. ‒ Des Ehrenwortes halber muß natürlich die Wahl noch lange hinausgeschoben bleiben ‒ ‒ ‒</p> </div> <div type="jAn"> <p>Geräucherter Speck in Seiten à 4 1/2 Sgr. per Pfd, zu haben im Kaufhause.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Ein braves und solides Mädchen, in Handarbeit und im Ladengeschäfte erfahren, wünscht in einem ähnlichen Geschäfte oder auch bei einer stillen Familie zur Verrichtung der häuslichen Arbeiten beschäftigt zu werden.</p> <p>Bescheid unter Kästen Nro. 4 u. 6.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Täglich Großer Fischfang bei Gebrüder Wattler am Thürmchen.</p> </div> <div type="jAn"> <p>Täglich frischer Maitrank im „Freischützen.“</p> </div> <div type="jAn"> <p>Theater in Köln.</p> <p>Stollwerk'sches Vaudeville-Theater.</p> <p>Dienstag den 17. April 1849: Der reisende Student oder das Donnerwetter.</p> <p>Musikalisches Quodlibet in zwei Akten von Schneider.</p> <p>Vorher: Müller und Miller.</p> <p>Schwank in zwei Akten von Elz.</p> <p>Billets sind Vormittags von 10-1 Uhr, so wie Abends an der Theater-Kasse zu haben. ‒ Auch werden bis Mittags 1 Uhr 1/2 Dutzend Billets zum Abonnementspreis ausgegeben.</p> <p>Franz Stollwerk.</p> </div> </div> <div type="imprint"> <p>Herausgeber: St. Naut.<lb/> Druck von J. W. Dietz, Hutmacher Nr. 17.</p> </div> </body> </text> </TEI> [1549/0003]
Peuple Souverain und Le Republicain sind nicht nur verfolgt, ondern sogar wie weiland La Presse von Cavaignac eingesiegelt worden.
Huber richtet heute aus der Conciergerie im Journal „Revolution“ eine erste Widerlegung der Monnier'schen Verdächtigungen.
‒ Dr. Lacambre, der mit Hülfe der Schwester Blanqui's aus dem Gefängniß entwich, ist gestern vom zweiten Kriegsgericht in contumaciam zur Deportation wegen Complicität am Junisturme verurtheilt worden. Die Deportation zieht bekanntlich den politisch-bürgerlichen Tod nach sich.
‒ Vom Bischof Dupuch ist eine Broschüre zu Gunsten der Befreiung Abd-el-Kader's aus seiner Gefangenschaft im Schlosse St. Amboise erschienen.
‒ General Aupick, unser Vertreter in Konstantinopel, dringt auf Verstärkung unseres dortigen Geschwaders, in Voraussicht auf die Ereignisse, die sich am Bosphor zu bereiten scheinen.
‒ Guizot erläßt aus Brompton den 6. April unter der bescheidenen Ueberschrift: «M. Guizot à ses amis» eine Art Wahlmanifest, mit dem Sie die Debats morgen überraschen werden. Cavaignac ist darin ein homme honorable genannt und die Nothwendigkeit vollständiger Einheit aller Konservationen dargethan. Hr. Guizot sieht übrigens den Klassenkampf mit Riesenschritten herannahen.
‒ Temps vom 13. April erzählt einen Plan der Bewohner der Reunion's- (Bourbon) Insel, Madagascar zu republikanisiren. Der Gouverneur der englischen Moriz-Insel habe sich dem Unternehmen energisch widersetzt und sei deshalb mit den französischen Inselverwaltern Sarda-Carriga und Fevries-Desponites in Zank gerathen.
‒ Die Journale aus Rom, Florenz und Genua fehlen in Paris wieder.
‒ Aus Turin vom 9. April erhalten wir das letzte Bülletin Lamarmora's, welches vom Laternenthore bei Genua daiirt ist. Es trägt das Datum 6. April. Ein Bombardement der Stadt hatte nicht stattgefunden. Nur Hohlkugeln wurden aus den Haubitzen in die Stadt geschleudert; dagegen war das Gewehr- und Kartätschenfeuer sehr stark. Am 6. Nachmittags wurde ein Waffenstillstand geschlossen, der bis zum 8 Nachmittags 2 Uhr dauern sollte. Inzwischen reiste eine Deputation nach Turin ab, die wirklich hier eintraf und vom König empfangen wurde. Man kennt die Bedingungen des Waffenstillstandes. (S. die gestrige Nummer). Victor Emanuel will von der allgemeinen Amnestie nur 12 Insurgentenhäupter und alle Deserteure ausnehmen (!!), so wie die Privatverbrecher etc. Damit der Genueser Gemeinderath diese Antwort gehörig überlege und sich Lamarmora's halbtodte Truppen sammeln und erholen können, wurde der Waffenstillstand bis morgen (10.), Mittags 2 Uhr, verlängert. Lamarmora fürchtet einn Bauernaufstand im Rücken.
National-Versammlung. Sitzung vom 14. April. Lamoriciere, einer der Vicepräsidenten, eröffnet die Sitzung mit dem Schlage 12 Uhr. Die Gallerien sind zahlreich mit Damen besetzt, weil sie auf die Viktor Considerant'schen Expektoratin_ en, über die Staatsgefahr, neugierig.
An der Tagesordnung befindet sich jedoch zunächst die Erneuerung der Präsidentenwahl.
Das Geheime Skrutinium wird eröffnet.
Nachdem dies vollendet, schreitet das Haus zur Fortsetzung des Skrutiniums fur die Staatsräthe.
Dasselbe dauert bis 2 Uhr. Die Huissiers tragen die Urnen wieder in einen Rebensaal und die eigentliche Sitzung beginnt.
Lamoriciere verliest eine Menge Urlaubsgesuche. (Bewilligt.)
Considerant erscheint auf der Bühne, um seine Interpellationen an den Minister des Innern zu richten. (Ah! Ah!)
Stimmen rechts: Warten Sie doch noch. Es ist ja kein Minister auf seinem Platze!
Links: Sprechen Sie! Sprechen Sie!
Considerant: Meine Interpellaiionen sind in der That nicht persönlicher Natur; sie richten sich nicht an diese oder jene Person des Ministeriums, sie beziehen sich vielmehr auf die Gefahren, welche die Gesellschaft umlagern. (Ah! Ah!) Ich werde so gedrängt wie möglich sein. (Sehr schön!) Glauben Sie nicht, daß ich indessen in Einer Sitzung darlegen werde, was ich früher in vier Sitzungen darzulegen beabsichtigte. (Hohngelächter.)
Stimmen links: Tagesordnung!
Considerant: Leon Faucher, gegenwärtig noch nicht auf seinem Platze, hat den Socialismus eine Pest genannt und ihn als Quelle aller Gefahren dargestellt. Sein akademisches und offizielles Ansehen mag groß sein. (Lärm.) Aber erlauben Sie mir, Ihnen zu beweisen, daß eben nur durch gehörige Anwendung des Socialismus allein die Union und Prosperität hergestellt werden kann …
Stimmen rechts: Tagesordnung!
Considerant: Mein Socialismus ist ein Socialismus des Friedens, der friedlichen Staatsformation u. s. w. (Unterbrechung durch starkes Ah! Ah!) Zunächst will ich die Grundlage der Gesellschaft beleuchten. Der Redner tritt nun in eine Beleuchtung des feudalen Staatsgebäudes und kommt zu dem Schlusse, daß in der heutigen gesellschaftlichen Ordnung Anarchie herrsche. Der Redner beweist diese Anarchie vorzüglich in der Industrie, in der Stellung des Kapitals, gegenüber der Arbeit; untermischt mit dem bekannten Concurrenzjammer u.s.w. Aus dieser Anarchie müssen bald Bürgerkrieg (Klassenkampf) entspringen: den wolle er vermeiden. Hier zieht der Redner ein Heft, in rothes Marokin gebunden, hervor und beginnt Phalansterianismus zu lesen. (Allgemeines Stöhnen im Saale. Viele Glieder verlassen ihre Plätze.)
Lamoriciere: Ich benutze diese Gährung, die den Redner am Fortfahren hindert, um Ihnen das Präsidialwahlresultat mitzutheilen. Es stimmten 622 Glieder. Davon erhielten Marrast 417 und Dufaure 95 Stimmen. Mithin proklamire ich Marrast wieder zum Präsidenten!
Considerant liest jetzt fort unter allgemeinem Geplauder und bei leeren Bänken und schließt endlich mit folgendem Vorschlage: „Leihen Sie mir 12 bis 1600 Hektaren Landes, um ein Phalansterium (an den Thoren von Paris?) anzulegen und Ihnen meine Theorien zu verwirklichen. Sie (der Staat) tragen die Kosten und wenn diese Probe nicht gelingt, so können Sie mich mein Lebenlang in das Narrenhaus zu Charenton einschließen. (Olympisches Gelächter.) Diese Kosten werden nicht so hoch kommen, als das Ministerium gegen den Socialismus vergeudet (!). Folgen Sie meinem Rathe nicht, so prophezeihe ich Ihnen, daß Sie 1850 nicht erreichen, ohne die alte Gesellschaft in einem Meer voll Feuer und Blut untergehen zu sehen. (Agitation.)
Was uns (Fourieristen) betrifft, so werden wir fortfahren, durch die Feder, das Wort und die Predikation zu wirken. Ich trage auf Errichtung eines Fortschritts- oder Experience-Ministeriums an, das in 2 Divisionen zerfiele, von denen sich die Eine mit Prüfung aller industriellen, die Zweite mit Lösung der socialen Fragen und Propositionen zu beschäftigen habe. Der Conseilpräsident ist mit Ausführung dieses Entwurfs beauftragt. (Hohngelächter.)
Desjobert folgt dem erschöpften Phalansterianer auf der Bühne. Die Gesellschaft sei auf die Religion, Familie und das Eigenthum gebaut und wolle und dürfe sich in keine Kaserne (Phalansterium) einsperren lassen. (Beifall zur Rechten.)
Considerant will antworten.
Lamoriciere: Erlauben Sie, daß ich die hinzugewählten Staatsrathsglieder proklamire. Es erhielten die nöthige Majorität: Tournouer, Chasseloup, Laubat, Elie Loysel und Lasteyrie.
Considerant widerlegt den Desjobert. Man habe alle Neuerer für Narren gehalten. Er weist auf Newton hin. (Genug! Genug!)
Taillefer citirt die verunglückten Versuche der Phalansterianer und Communisten in Algerien zum Jubel der Rechten.
Pierre Leroux entgegnet, daß diese Versuche unter den gegebenen Verhältnissen mißglücken mußten und obgleich er keineswegs mit den Ansichten Considerant's übereinstimme (Ah! Ah!), so unterstütze er doch den gemachten Antrag. Der Redner weist auf das Beispiel des Ideenkriegs des vorigen Jahrhunderts und hält eine feurige Rede zu Gunsten der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Die Versammlung verräth aber die größte Ungeduld und trennt sich um 6 Uhr ohne alles Votum.
Italien. * Die Turiner Journale vom 10. bringen abermals nicht das geringste Neue über Genua; alle Verbindungen waren unterbrochen, und von einer Uebergabe zu jener Stunde weniger als je die Rede. Die Pariser telegraphische Depesche, von welcher wir gestern sprachen, ist zwar hierdurch noch nicht erledigt; nach ihr sollte es erst am 10. sein, daß La Marmora in die Ruinen der „pacificirten“ Stadt eingezogen wäre.
Aus Venedig erhalten wir dagegen wichtige Neuigkeiten. Die Verrätherei Karl Alberts in dem piemontesischen Krieg, weit entfernt die Venetianer in dem Kampf gegen die Oesterreicher zu entmuthigen, hat dieselben vielmehr zum wüthendsten Widerstand entflammt. Am 2. April theilte Manin der Repräsentantenversammlung die Kriegsnachrichten mit, und fragte, ob sie zur Fortsetzung ihres heroischen Widerstandes entschlossen sei. Die Assemblée antwortete mit folgendem Dekret:
„Im Namen Gottes und des Volkes, die Repräsentantenversammlung des venetianischen Staates beschließt mit Stimmeneinhelligkeit: Venedig leistet den Oesterreichern bis zum Aeußersten Widerstand; der Präsident Manin ist zu diesem Zweck mit unbeschränkter Gewalt bekleidet.“
In Toscana hat sich die Assemblée in ihrer Sitzung vom 3. April bis zum 15. vertagt, nachdem sie vorher dem Präsidenten Guerrazzi ausgedehnte Vollmachten ertheilt, und ihn zur Emittirung von neuen Bons im Betrage von 2 Millionen ermächtigt hatte.
* In Ermangelung neuer Nachrichten über das Schicksal Genua's theilen wir unsern Lesern nach dem „National“ ein Tagebuch über den früheren Kampf mit. Man wird aus dieser zusammenhängenden, detaillirten Darstellung am besten ein Bild von dem beispiellosen Heldenmuth der Genuesischen Republikaner und der Energie und Entschlossenheit ihres kuhnen Führers Avezzana erhalten.
„Genua, 4. April, 11 Uhr Abends.
„Nach ihrem schamlosen Bruch des von dem General Azarta unterzeichneten Waffenstillstandes konnten die Piemontesischen Truppen kaum ihren Ruckzug noch bewerkstelligen; als sie die Thore der Stadt gewonnen hatten, stießen sie jedoch auf die Division La Marmora, welche sich am Abend vorher von Ponte-Decimo bis auf einige Meilen (deren 4 auf eine deutsche gehen) der Stadt genähert hatten. Es scheint, daß in dem Augenblick, als die Piemontesen aus der Stadt flohen, La Marmora selbst auf einer Recognoscirung bei San-Pietro-d'Arena, vor dem Stadtthore Genua's auf der Turiner Seite, angekommen war.
„Als die provisorische Regierung von diesem verrätherischen Akt der Piemontesen Kenntniß erhielt, der in der That ohne Beispiel in der Kriegsgeschichte dasteht, so erließ sie ein Dekret, worin sie nach Erzählung der Vorfalle erklärte, die Beamten der früheren Regierung, welche die Stadt hatten verlassen wollen, nunmehr als Geißeln zurückzuhalten.
„Zu gleicher Zeit erschienen noch zwei andere Proklamationen, die eine an die Bewohner der beiden Küsten, welche zur Theilnahme am Widerstand aufgefordert, die andere an die Seesoldaten von Genua und den beiden Küsten, welche zur Rüstung der Kriegsschiffe nach dem See-Arsenal beordert wurden.
„Diese verschiedenen, von Avvezzana, Morchio und Reta unterzeichneten Dekrete waren eben erschienen, als sich gegen 2 3/4 Uhr, in der Richtung von Sant-Pietro-d'Arena ein starkes Gewehrfeuer hören ließ; in allen Quartiers wurde Generalmarsch geschlagen, die Sturmglocke läutete und die Alarmkanone, welche von Minute zu Minute von den schwimmenden Batterien und dem Seearsenal tönte, rief die ganze innere Stadt zu den Waffen. Bald wurde auch eine lebhafte Kanonade unter dem Musketenfeuer laut, und im Augenblick wo ich diese Zeilen schreibe (Mitternacht) dauert der Kampf noch immer fort. Der General La Marmora, unterstützt von den Truppen, welche so schamlos den Waffenstillstand verletzten, hat einen heftigen Angriff auf eines der äußern Forts (Tenaglia) gemacht und dasselbe nach dem mörderischsten Kampf mit Sturm genommen. 800 Tirailleure sind bis gegen das Fort San-Benigno vorgedrungen, eine feste Position zwischen Sant-Pietro-d'Arena und der inneren Vertheidigungslinie. Hier wurden sie auf das Wüthendste angegriffen, auf der einen Seite von dem Volk, welches San-Pietro-d'Arena besetzt hält, auf der andern von der Nationalgarde, welche das Laternenthor und die innere Linie vertheidigt. Bis zum Augenblick konnten sie, wie ich höre, noch nicht vertrieben werden. Gleichwohl ist ihre Stellung nicht zu behaupten, und unter der mörderischen Kanonade von der Laterne, der inneren Ringmauer und San-Pietro-d'Arena kann ihnen ihr verzweifelter Versuch theuer zu stehen kommen. Wenn aber auch selbst die ganze Linie der Forts in die Hände der Feinde fiele, sind immer die innere Linie, die Stadtthore, öffentlichen Plätze, Straßen und Häuser dermaßen verbarrikadirt, daß ein erfolgreicher Widerstand nicht zu den Unmöglichkeiten gehört.
„Ich habe Ihnen gestern von Monstre-Barrikaden aus Schifferkähnen geschrieben. Ich erzählte Ihnen, wie dies begeisterte Volk ie Kanonen in seinen Armen auf die steilsten Punkte trug. Heute kam die Reihe an die Baumwollenballen, und ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich Ihnen sage, daß mehr als 600 dieser Ballen zum Barrikadendienst verwendet wurden.
Die Energie der Kämpfer geht über alle Beschreibung. Selbst Frauen sah ich mit der Flinte zu der allgemeinen Vertheidigung eilen. Gestern ließ der General die Hafenarbeiter zusammenrufen. „Ihr müßt euch bewaffnen, um das Vaterland zu vertheidigen,“ sagte er zu ihnen. Die Arbeiter fragten, ob es ernstliche Gefahr gebe. „Noch nicht,“ antwortete Avezzana. „Nun,“ sagten die Proletarier, „so laßt uns heute noch unser Brod verdienen, morgen wollen wir im Feuer stehen.“ Und seit heute Morgen sind diese braven Arbeiter überall die Vordersten im Kampfe, und widerstehen in diesem Augenblick noch immer den verdoppelten Angriffen der feindlichen Armee.
„Vorgestern Abend versuchte ein Major der Carabiniers sich verkleidet in die Stadt einzuschleichen. Erkannt und als Spion auf frischer That ertappt, wurde er im Angesicht von 21 Leichen, sämmtlich Opfer der Piemontesischen Barbarei vom 31. März, erschossen. Diese Strafe erscheint Ihnen vielleicht schrecklich; erinnern Sie sich aber, wie Washington in einem ähnlichen Falle ebenso gehandelt hat.
„Sie wissen indeß nicht, daß gerade die Carabiniers durch ihre Infamie vom 31. dem Volke furchtbar im Gedächtniß geblieben sind. An diesem Tage zog ihnen das Volk mit dem Rufe: „Es lebe die Freiheit! Es lebe die Armee!“ entgegen. Die Carabiniers antworteten mit dem Rufe: „Es lebe das Volk! Es lebe Genua!“ Das Volk, ohne Mißtrauen, näherte sich ihrer Kaserne, und jetzt gaben die Elenden plötzlich ein Pelotonfeuer auf die wehrlosen, vertrauensvollen Bürger. Die Wuth und der Rachedurst gegen diese Mörder ist nicht mehr als gerecht.
„Die fremden Konsuln sind entrüstet über den schmachvollen Verrath der Piemontesen, welche in offenem Bruch des Waffenstillstandes die Feindseligkeiten wieder eröffneten. Morgen um 5 Uhr früh soll eine Deputation an den General La Marmora abgehen. In diesem Augenblick, 1 Uhr Nachts, läßt die Kanonade nach. Am Abend hieß es, daß 500 Polen von Livorno kämen. Der Himmel wird unsere große Sache und die Aufopferung des Volkes krönen!
„5. April, 6 1/2 Uhr Morgens.
„Um fünf Uhr hat der Kampf wieder begonnen. Gestern Abend oder vielmehr heute Nacht wurde das Fort della Tanaglia vom Volke wieder genommen. Die Sturmglocke läutet, die Kanonen donnern; die ganze Stadt läuft zu den Waffen. Wie dich höre, ist ein Trupp Polen und Franzosen angekommen, und hat sich sofort in die ersten Reihen des Volkes gestellt. In diesem Augenblick (7 Uhr) haben sich 800 Tirailleurs (Bersaglieri), welche das Fort San-Benigno besetzt hielten, einen Weg gebahnt und rücken durch die Laternenstraße und die San-Teodorostraße bis zu dem Pallast Doria vor, d. h. ungefähr 500 Metres vom Centrum der Stadt. Eine schwimmende Batterie des Palais ist in ihrer Gewalt. Sie haben eine Kanone davon gegen das See-Arsenal gerichtet, welches ihnen den wüthendsten Widerstand leistet. Zwanzig Metres weiter gegen das Innere der Stadt befinden sich die Plätze Doria und della Acquaverdo, in welche die beiden Hauptvertheidigungslinien des Volks auslaufen: die Balbistraße und die Karl-Albert-Straße Auf diese zwei Punkte concentrirt sich die Hauptvertheidigung. Die Straßen sind mit Barrikaden befestigt und von Kanonen und einem kampfbegeisterten Volke geschützt. Das Fort della Tanaglia, welches über der Straße San-Teodoro hängt und das See-Arsenal kreuzen ihr Feuer über die Angreifenden. Die kleine Laterne antwortet in gleicher Weise dem Fort San-Benigno. Die Sturmglocke läutet ununterbrochen und auf allen Punkten der Linie tönt eine furchtbare Kanonade.
9 3/4 Uhr. Ich habe mich mit allen Franzosen auf den französischen Kriegsdämpfer „Le Tonnerre“ begeben. Die Kanonade dauert unausgesetzt fort.
(Fortsetzung folgt.)
* Neapel, 4. April. Drei Dekrete sind von der Regierung erlassen worden, von denen eins immer mehr als das andre der sogenannten „Constitution“ ins Gesicht schlägt. Das eine verordnet die Erhebung der von den Kammern nicht bewilligten Grundsteuer; das zweite knebelt die Presse in einer Art, wie das neueste Preßgesetz der östreichischen Standrechtsregierung in Verbindung mit dem Manteufel'schen Gesetzentwurf es nur immer vermögen; das dritte setzt Kriegsgerichte ein, um über Militär- wie Civilpersonen abzuurtheilen.
Mit diesen 3 Dekreten verschwindet denn auch der bisher noch bestandene Schatten einer Verfassung. Was das Preßgesetz anlangt, so kommt es einer gewaltsamen Unterdrückung des Journalismus, in so weit er nicht durch und durch amtlich auftritt, gleich.
Alle Herausgeber und Redakteure haben beschlossen, ihre Blätter in 14 Tagen, wo das Dekret in Wirksamkeit tritt, aufhören zu lassen ‒ das Einzige, was ihnen auch in der That übrig bleibt. So wird Neapel bald in der von der Regierung ersehnten stygischen Finsterniß fortvegetiren.
Am 29. März kam die englische und französische Flotte von Palermo zurück. Von einem franz. Marine-Offizier, der in Palermo den Stand der Dinge zu erforschen den Auftrag erhielt, erfuhr ich Folgendes:
Der Enthusiasmus des Volkes kenne keine Gränzen, auf seiner Fahrt durch die Stadt war er unaufhörlich von Haufen umgeben, deren einhelliger Ruf lautete: „guerra! guerra!“ (Krieg, Krieg!) Die Masse bestand darauf, daß der Offizier seinen Hut abnehme und riefe: „Es lebe die Freiheit, es liebe Sizilien!“ „Sie gehen nach Neapel: sagen Sie Ferdinand, daß wir seine Soldaten in Stücke hauen und braten werden!“ so lautete die Anrede die aus einem Haufen heraus an ihn gerichtet wurde. Der Offizier machte einen kurzen Abstecher ins Land hinein.
Er begegnete zwei Korps, jedes 2000 Mann stark, mit 40 Geistlichen an der Spitze, die unter Absingung von Freiheitsliedern Palermo zu Hilfe zogen. Aus allen Richtungen strömten bewaffnete Bauern nach der Hauptstadt. Es sind in der Stadt 10,000 Piken, jede 6 Fuß lang, unter diejenigen vertheilt worden, für welche die Feuerwaffen nicht auslangten. Auch 300 entschlossene Engländer haben sich zu einem Korps gebildet und werden unter dem Titel „Milizia Inglese“ an dem Freiheitskampfe Theil nehmen. Die Artillerie der Sizilianer soll, wie mir der Offizier versicherte, vortrefflich bedient sein. Die Armee beträgt 50,000 Mann und vermehrt sich täglich.
Aus Messina wenig Nachrichten. Ein Korps der Sizilianer bei Barcelona, einige Meilen von Messina, steht unter dem Fürsten St. Rosolia, desselben, der von der bombardirenden Majestät einst in's Gesicht geschlagen wurde und für diese schmachvolle Behandlung Rache zu nehmen gedenkt.
Gerüchten zufolge soll Catania zur Uebergabe gezwungen sein; doch glauben hier nur Wenige daran.
* Parma, 7. April. Wimpfen hat sich trotz der Protestation des außerordentlichen sardinischen Kommissarius und trotz des Wortlautes des Waffenstillstandsvertrages d. d. Novara 26. März als Gouverneur von Parma durch Radetzki installiren lassen. Ebenso werden alle einflußreichen Stellen von Neuem nur durch Radetzkische Kreaturen besetzt.
Ungarn. _ Donaufürstenthümer. Jassy, 23. März. Die „Bukowina“ enthält folgenden Artikel:
„Wie sorgsam unsere Regierung darüber wacht, daß keine modernen Ideen in unser Fürstenthum eindringen, mag Ihnen unser Censurgesetz beweisen, dessen Punkte ich Ihnen mittheile. A) Alle fremden Zeitschriften, Journale und was immer für periodische Druckschriften sind gänzlich verboten und dürfen auf keine Weise eingeführt werden. Hievon ausgenommen sind blos die Nachstehenden, jedoch auch diese nur in so lange sie ihre Tendenz nicht ändern. Erlaubte Zeitungen aus Frankreich: 1) „Le Moniteur;“ 2) „Le Journal des Débats;“ 3) „Le Constitutionnel;“ 4) alle Modezeitungen. ‒ Aus Oesterreich (und Deutschland:) 1) „Wiener-Zeitung;“ 2) „Oesterreichischer Loyd;“ 3) „Leipziger Handelszeitung;“ 4) „Augsburger Allgemeine Zeitung.“ Diese Letztere jedoch ‒ welche auf das Verlangen des österreichischen Herrn Agenten erlaubt wird ‒ nur unter der Bedingung, daß sie kein Wort gegen Rußland, die Türkei, die Regierungen der Fürstenthümer oder „gegen die politische Existenz“ enthalte. Aus Griechenland: „die Regierungszeitung.“ Aus der Walachei: die Zeitung dieses Landes. B. Von dem Verbote sind ausgenommen die zum Gebrauche der im Fürstenthume residirenden fremden Consulen. Insbesondere aber sind strengstens verpönt: Alle n der Bukowina und Siebenbürgen erscheinenden Zeitungen, und was immer für Schriften politischen Inhalts, da sie in der Nationalsprache erscheinen. ‒ C. Von dem Verbote ausgenommen sind alle in Rußland und der Türkei erscheinenden Journale und Zeitschriften. D. Die erlaubten und unter A. bezeichneten Journale und Zeitschriften können sowohl durch die Post der k. k. österreichischen Agentie, als auch auf anderm Wege eingeführt, und ohne fernere Censur an die Abonnenten abgegeben werden; „die Allgemeine Zeitung“ von Augsburg aber darf nach den Beschränkungen, denen sie unterliegt, nur durch die k. k. österreichische Agentie bezogen werden. E. Außer den erlaubten Zeitschriften und Journalen, und außer jenen für die Herren Consulen bestimmten, sollen alle andern, wo immer sie gefunden werden, an den Grenzen oder im Innern des Landes, in den Kaffeehäusern, Buchhandlungen oder bei Privaten, konfiscirt und die Gesetzübertreter, d. i. sowohl Jene, die dieselben einführen, als auch diejenigen, bei denen sie gefunden werden, festgenommen und folgenden Strafen unterzogen werden: 1) Jedermann, bei dem eine verbotene Zeit- oder Druckschrift, oder solche Journale gefunden werden, soll mit einer Geldbuse von 50 Dukaten, und wenn er dieselben nicht leisten kann, 6monatlichem Kerker gestraft werden, in welchem Falle er selbst seine Erhaltungskosten bestreiten muß. 2) Bei wiederholter Uebertretung wird der Zahlungsfähige mit 100 Dukaten, und 6monatlichem Kerker gestraft; wer nicht zahlen kann, wird zu Einjähriger Kerkerstrafe verurtheilt; 3) die Geldstrafen werden dem Armenfonds zugewiesen.“
Zur Ergänzung der bisher aus blos 1600 Mann türkischer Turppen bestehenden Garnison von Galatz, trafen daselbst in den letzten Tagen auf zwei Dampfboten wieder 1500 Mann ein, denen eine bedeutendere Anzahl nachfolgen soll, um jedem Versuch, den man thun könnte, um ihnen die Administeration und die Aussicht über die dortigen Quarantänanstalten, die sie in ihre Hände genommen haben, zu entreißen, wirksam begegnen zu können. Am Hafen sowohl und längs des Donauufers von der Mündung des Pruth bis zum Ausflusse des Sereth stehen zahlreiche Piquete türkischer Soldaten. Zwei russische Kommissäre, welche nach Galatz gekommen waren, zur Ueberwachung der Quarantäne, wurden von dem türkischen Kommandanten mit dem Bemerken zurückgewiesen, daß ihre Mision beendigt sei, worauf sie sich mit der Drohung zurückgezogen, daß sie nächstens in zahlreicher Begleitung zurückkehren würden.
Jassy, 26. März. Briefe aus Konstantinopel bringen so eben die Nachricht, daß in Folge der letzen Verhandlungen der Pforte mit den Repräsentanten der fremden Mächte, betreffs der russischen Okkupation der Fürstenthümer, Hr. Titoff vom türkischen Kabinet für die Räumung der letztern eine Fristerstreckung bis zum Monat Mai verlangt habe. ‒ Die seit dem Herbst in Galatz stationirten türkischen Truppen, welche durch frische ersetzt worden sind, sind bereits nach Bukarest abgegangen. ‒ Hier behauptet man allgemein, daß dieser Tage Seitens der Pforte an unsere Regierung die Aufforderung ergangen ist, sich über die Gründe zu erklären, welche sie zur Erlassung des berüchtigten Censurgesetzes, und respektive des Verbotes der fremden Zeitungen bestimmt haben. Der Fürst soll zwei Gründe angegeben haben, und zwar erstens die Verbreitung kommunistischer Ideen, die durch die auswärtigen Zeitungen vermittelt wird, und zweitens die in diesen gegen ihn enthaltenen Angriffe. ‒ Man zweifelt, daß die Pforte diese Motive für ausreichend erachten wird, um eine so unerhörte Maßregel zu rechtfertigen.
Redakteur en chef Karl Marx. * Bensberg, 14. April. Die heutige „Kölnische Zeitung“ welche mir hier zu Gesicht kömmt, fährt fort, die Geschichte meiner Ausweisung aus Berlin, die sie selbst verbreitete, gegen mich auszubeuten, während sie die kurzen Berichtigungen, die ich ihr in dieser Sache übersandte, nicht nur wohlüberlegt vorenthielt, sondern dem Inhalte nach auf die schamloseste Weise verfälschte. Zugleich theilt sie ein Schreiben ihres Freundes und natürlichen Bundesgenossen, des wohlbekannten Polizei-Hinkeldey aus Berlin mit, welches ebenfalls, wie es für ihren Kram nur paßt, Unwahrheiten enthält. Ich bin nicht blos mehr wie ein Mal aus Berlin verwiesen worden, sondern die dortige Polizei hat sich auch nicht gescheut, mich obenein brutal zu mißhandeln, worüber ich das Weitere, da ich meine Akten nicht überall nachtrage, nächstens liefern werde. Das schmutzige Streben der Kölnischen jedoch, die aus nahe liegenden Gründen gerade in diesem Augenblicke eine polizeihündische Thätigkeit entwickelt, mich nach jeder Seite hin durch nichtswürdige Erdichtungen zu begeifern, glaube ich nicht anders erwiedern zu können, als dadurch, daß ich den saubern Herausgeber und die dito Redakteure der „Kölnischen Zeitung“ hiermit für „infame Kreaturen“ erkläre, bis sie meine gedachten Berichtigungen der Oeffentlichkeit übergeben.
A. Gladbach.
Die „Neue Oder-Zeiten“ hat das Programm der französischen Bergpartei aus unserer Zeitung wörtlich abgedruckt, ohne uns zu citiren. Will die „Neue Oder-Zeitung“ in der litt raschen Piraterie fortfahren, in welcher die „alte“, die „Allge. Oder-Zeitung“, in Bezug auf unser Blatt, mehrmals excellirt hat.
Handelsnachrichten. _ Bei J. & W. Boisserée in Köln ist so eben erschienen:
Ueber die Entwerthung d. Häuser zu Köln.
Von M. Schenk, erstem Beigeordneten des Ober-Bürgermeisteramtes.
Preis 2 1/2 Sgr.
Am siebenzehnten dieses Monats kommt wieder ein Machtwerk des öffentlichen Ministeriums an's Tageslicht. Es ist dieses eine Vorladung des Unterzeichneten, welcher am 23. Dezember v. J. vor den Assisen freigesprochen wurde, und jetzt, weil er einen fremden Namen bei seiner Verhaftung angab, vor das Zuchtpolizeigericht gefordert wird. Um recht zahlreiches Erscheinen bei diesem hochnothpeinlichen Akte wird gebeten von von C. J. Esser, Redakteur der Arbeiter-Zeitung.
Wein-Versteigerung.
Montag den 30. April d. J., Vormittags 10 Uhr und folgende Tage, werden zu Bingen im Gasthause zum „weißen Roß“, auf Anstehen der Kinder und Erben des zu Bingen verlebten Gutsbesitzers Herrn Anton Brilmayer senior abtheilungshalber die nachverzeichneten, in den besten Lagen der Gemarkungen von Bingen und Büdesheim, ‒ Scharlachberg, Mainzerweg, Eifel etc. ‒ selbstgezogenen Weine öffentlich versteigert werden als:
3 Stück 1842r,
6 Stück 1843r,
16 1/2 Stück 1844r,
5 1/2 Stück 1845r,
64 Stück 1846r,
34 Stück 1847r,
28 Stück 1848r,
zusammen 157 Stück oder 1177 1/2 Ohm.
Die vorzügliche Qualität der Weine des Herrn Anton Brilmayer sen. ist bekannt, und werden die Proben bei der Versteigerung und Tags vorher an den Fässern verabreicht.
Bingen, den 4. April 1849.
Dr. Gaszner, Notar.
Die Wahl für den Landkreis Köln und Mülheim hätte also am 14. dieses stattfinden sollen, aber es ging doch wieder nicht. Bis auf ein andermal. Es sind wieder Krebse gekommen.
Oder Herr Wahlkommissar! Sind etwa die Zettel wieder unter die Erbsen gerathen?
Später wird's schöner.
Immobilar-Verkauf.
Am Dienstag den 17. April c., Vormittags 11 Uhr, wird das zu Köln in der Schildergasse Nr. 48 gelegene Haus mit Hofraum und Hintergebäude vor dem Kgl. Friedensgerichte Nr. II. hierselbst, im Wege der Subhastation zum Verkaufe ausgesetzt, und dem Meistbietenden zugeschlagen werden. Das Ganze enthält einen Flächenraum von 26 Ruthen 80 Fuß. Die Kaufbedingungen liegen auf der Kanzlei des gedachten Friedensgerichts zur Einsicht offen.
C. M. Gymnich, Mandatar.
Es sind wieder eine große Auswahl Pyrmonter Gartenstühle angekommen, um auf dem nächsten Korbmarkte ausgestellt zu werden.
Näheres bei Carl Huxhagen, Heumarkt Nr. 24.
Gutta-Percha.
Riemen, Röhren, Sohlen, Brandeimer; wie Reitpeitschen, Stöcke, Schläger, Becher, Schreibzeuge, Frucht- u. Spiel-Teller, Bisquit-Körbchen, Näh-Etuis etc., letztere für Geschenke sehr geeignet, empfiehlt zur geneigten Abnahme
Die Haupt-Agentur der pat. Gutta-Percha Company in London Waidmarkt Nr. 10.
Von den Kunst-Gegenständen sind auch Waidmarkt Nr. 12 zum Verkauf ausgestellt.
An die vier ärgerlichen Urwähler von Deutz und Mülheim.
Die Welt ist Euch dankbar für die wichtige Nachricht, daß Ihr Euch bei der letzten Vorwahl geärgert habt Merkwürdig geformte Ohren aber müßt Ihr tragen, daß Ihr da einen Erzheuler wittert, wo andre Leute stets einen offenen und freisinnigen Charakter fanden. Daß dieser vermeintliche Heuler auch noch als Kandidat aufgetreten, ist zu dem eine Lüge.
Dies ohne Aerger aber zur Steuer der Wahrheit von einem demokratisch gesinnten Wahlmanne.
Herr X. X.
Sind Sie einer von den 4 Wahl-Kandidaten oder ein an die Luft gesetzter Urwähler? Herr X. X.: „Die Nachtseulen scheuen das Licht ‒ der Oeffentlichkeit“ und Sie selbst ja auch! ‒ Sie verkriechen Sich hinter die die Anonymität, um Sich nicht für sich selbst schämen zu müssen.
Spiegelberg ich kenne Dir.
In einer der ersten Geschäftsstraße Kölns, Höhle Nr. 35, steht das halbe Unterhaus, für jedes Ladengeschäft geeignet, mit 7 Zimmern, Küche, Keller, Brunnen- und Regenwasser zu vermiethen. In demselben ist jetzt beinahe 4 Jahr mit dem größten Erfolge ein Modengeschäft betrieben worden, und in den übrigen Räumen des Hauses wird seit 21 Jahren ein ausgedehntes Geschäft betrieben, was einen großer Ruf genießt.
Altenmarkt Nr. 73 ‒ sind zwei durcheinandergehende, fein möblirte Zimmer, mit schöner Aussicht zu vermiethen.
Das Haus Marzellenstraße Nr. 61 von 10 bis 12 Zimmer etc. etc., ist mit dem 1. Juni zu vermiethen. Ein Stock von 4 Zimmer ist jedoch gleich mit oder ohne Möbel zu vermiethen.
Musiker-Gesuch.
Ein guter erster Orchester-Geiger, ein guter Solo-Clarinettist, ein guter Solo-Klappenhornist und ein guter Trompeter, welcher zugleich guter Pauker sein muß, können in Dresden unter einem tüchtigen Musikchor ein vortheilhaftes Engagement finden.
Anmeldungen werden sub Adresse C. B. poste restante Dresden so schleunig als möglich erbeten.
Consignations-Lager ächter westfälischer Schinken, wie Butter in kleinen Fäßchen zu den billigsten Preisen bei Johann Heinrich Dahmen, Martinstraße Nr. 41.
Herrenkleider werden gewaschen und reparirt. Herzogstraße Nr. 11.
Einladung zum Abonnement.
Blätter der Zeit.
Je mehr der Hindernisse drohen, um so nothwendiger die Ausdauer, das Zusammenwirken aller Gleichgesinnten, aber auch um so leichter und gewisser Beide. Während der letzten Monate hat die Zahl der auswärtigen Leser dieser Blätter sich um das Dreifache vermehrt.
Probenummern sind neuerdings versandt. An alle Freunde der Wahrheit und des Rechtes ergeht hiermit die freundliche Einladung zur Theilnahme. Die „Blätter der Zeit,“ zugleich Organ der demokratischen Vereine, bieten allen Gesinnungsgenossen zur Verbrüderung die Hand.
Jeden Sonntag eine Nummer; außerdem im Laufe der Woche Beilagen, wenn das Interesse der Sache es erfordert. Zum vierteljährigen Pränumerationspreise von 15 Silbergroschen durch sämmliche Postanstalten und Buchhandlungen zu beziehen. Demokratischen Vereinen, d e sich dieserhalb mit der Expedition in Verbindung setzen wollen, wird bei Uebernahme einer größern Anzahl von Exemplaren ein namhafter Rabatt gewährt.
Mittheilungen, Beiträge oder Briefe sonstigen Inhalts sind portofrei entweder an die Redaktion (Aachen) oder unter Aufschrift: „Hrn. Dr. H. Becker, Römerthurm Nro 1 in Köln“ erbeten.
Anzeigen aller Art finden Aufnahme und Verbreitung gegen 1 Silbergroschen für die dreispaltige Petitzeile, oder deren Raum.
Aachen, den 8. April 1849.
Expedition der Blätter der Zeit.
Das so weltberühmte Schweizer-Kräuter-Oel von Carl Willer!
Ein neuer entscheidender Beweis der vortrefflichen Eigenschaften des echten „Schweizer-Kräuter-Oeles“ liefert nachstehende Abschrift des Schreibens von Herrn Heinrich Ludwig Börner in Siegen:
Herrn K. Willer im Hardthurm bei Zürich.
Siegen, den 9. Januar 1849.
Beim Anfang eines neuen Jahres ermangele ich nicht, Ihnen gegenseitig die Rechnung vom vorigen Jahre mitzutheilen. ‒ Es thut mir leid, daß das vorige Jahr kein besseres Resultat geliefert hat. Es ist bisher ungeheuer in diesem Artikel gepfuscht worden, jedoch hat es sich in letzterer Zeit gefunden, daß wieder viele, welche sich durch den Gebrauch wohlfeilerer Oele bethören lassen, wieder auf Ihr Haaröl zurückkommen.
(sign.) Heinr. Lud. Börner.
Für richtige Abschrift aus dem vorgelegten Originalbrief:
Außersihl, den 30. Januar 1849.
Der Gemeindamman, (L. S.) J. H. Gugolz.
Unterschrift und Siegel des löbl. Gemeindammannamtes Außersihl beglaubigt
Zürich, den 2. Februar 1849.
Der Bezirks-Statthalter, (L. S.) H Hotz.
Dieses Oel ist für Köln und Umgegend nur allein zu haben, das Fläschchen à 1 1/4 Thlr., das halbe à 20 Sgr. bei
J. P. Hospelt, Höhle 35.
Branntwein - Fabrikation betreffend.
Ein Branntwein- und Liqueur-Geschäft in Leipzig sucht einen unverheiratheten, vermögenden jungen Mann, welcher die Fabrikation der doppelten und einfachen Branntweine und gangbarsten Liqueure auf wohlfeilstem Wege gründlich versteht, mehrjährige praktische Uebung darin hat, jetzt eintreten und circa 1000 Thlr. baar gegen 5pCt. Verzinsung einlegen kann, wogegen ihm außer festen Einkommen eine Gewinnbetheiligung und sonst angenehme Verhältnisse zugesichert werden. Auf portofreie Briefe, Adresse D. E. Nr. 100 poste restante Leipzig, das Nähere.
Gesuch.
Ein Oeconomie-Verwalter, in dem Alter von 28 Jahren, unverheirathet, wünscht nach Nordamerika (Texas) auszuwandern. Da er jedoch mittellos und nur im Besitz des dazu nöthigen Reisegeldes dahin ist, möchte er sich so gern einer Familie die dahin auszuwandern gesonnen ist, anschließen, in der Erwartung, daß ihm eine Aussicht für sein Fortkommen dadurch dort eröffnet würde. Er verpflichtet sich etwaige Bedingungen recht gern einzugehen, wenn ihm nur dadurch ein Erwerb und Unterhalt gesichert ist.
Die besten Zeugnisse über seine Brauchbarkeit ist er aufzuweisen im Stande.
Nächst allen ökonomisch-technischen Gewerben versteht er auch die Feldmeßkunst, da er drei Jahre an der K. Sächs. Landesvermessung Theil nahm.
Geneigte Offerten werden erbeten H. W. poste restante Riesa in Sachsen.
Taubheit.
Neue Erfindung eines akustischen Instruments, welches an Wirksamkeit Alles übertrifft was bisher für die Linderung dieser Krankheit erfunden worden ist. Gebildet nach dem Ohre und unmerklich, nur ein Centimetre im Durchschnitt, wirkt dieses kleine Instrument doch so mächtig auf das Gehör, daß das mangelhafteste Gehörorgan seine Hörfunktion wieder erlangt. ‒ Auf frankirte Bestellungen bei der Post werden die Instrumente in Etui mit der gedruckten Instruktion dazu eingeschickt. Das Paar in Silber kostet 15 Franks und in Gold 30 Franks. Adressen beliebe man nach Brüssel zu richten, an Abraham, Rue neuve St. Justine Nr. 34, Faubourg de Namur.
Ganz leise Antwort auf die oft wiederholte Anfrage, die Wahl eines Abgeordneten für die Kreise Mülheim und Köln (Land) betreffend. Am 15. März a. c. gab der Minister v. Manteuffel einem Abg. das „Ehrenwort“ darauf, daß die fragliche Wahl „sofort“ vorgenommen werden solle. ‒ Des Ehrenwortes halber muß natürlich die Wahl noch lange hinausgeschoben bleiben ‒ ‒ ‒
Geräucherter Speck in Seiten à 4 1/2 Sgr. per Pfd, zu haben im Kaufhause.
Ein braves und solides Mädchen, in Handarbeit und im Ladengeschäfte erfahren, wünscht in einem ähnlichen Geschäfte oder auch bei einer stillen Familie zur Verrichtung der häuslichen Arbeiten beschäftigt zu werden.
Bescheid unter Kästen Nro. 4 u. 6.
Täglich Großer Fischfang bei Gebrüder Wattler am Thürmchen.
Täglich frischer Maitrank im „Freischützen.“
Theater in Köln.
Stollwerk'sches Vaudeville-Theater.
Dienstag den 17. April 1849: Der reisende Student oder das Donnerwetter.
Musikalisches Quodlibet in zwei Akten von Schneider.
Vorher: Müller und Miller.
Schwank in zwei Akten von Elz.
Billets sind Vormittags von 10-1 Uhr, so wie Abends an der Theater-Kasse zu haben. ‒ Auch werden bis Mittags 1 Uhr 1/2 Dutzend Billets zum Abonnementspreis ausgegeben.
Franz Stollwerk.
Herausgeber: St. Naut.
Druck von J. W. Dietz, Hutmacher Nr. 17.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |