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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 278. Köln, 21. April 1849.

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unbekannten, Referendarius erlaubt hat. Derselbe hatte schon früher Berlin bewohnt, und beabsichtigte dort wiederum seinen längern Aufenthalt zu nehmen. Die dermaligen Umstände bewogen ihn aber, auf Anrathen einiger Freunde seinen Reisepaß mit der Anfrage an den Polizeiknecht Hinkeldey zu senden, ob ihm auf Grund desselben ein zweimonatlicher Aufenthalt in Berlin gestattet würde. Statt den Paß, wie es verlangt wurde, und sich von selbst versteht, sofort zurückzuschicken, behält Hinkeldey ohne Antwort zu geben denselben während vier ganzen Wochen, und schickt ihn dann mit einer unverschämten abschläglichen Antwort an das hiesige Polizeipräsidium zurück. In dieser Antwort ist nicht nur keine Begründung der verweigerten Zureise nach Berlin enthalten, sondern der Polizeiknecht Hinkeldey erlaubt sich darin auch noch die Frechheit, den noch in Diensten stehenden Referendar zu einem "vormaligen" zu machen. Wahrscheinlich hat der Polizeiknecht Hinkeldey den Paß, obwohl er für sich selbst die königl. preuß. Unverdächtigkeit auszuweisen im Stande war, nach allen vier Weltgegenden zur Spionage umhergeschickt, und dadurch erfahren, daß der Inhaber der königl. preuß. Hostie keineswegs von der Gesinnung des Polizeiknechts Hinkeldey ist.

Sie können daraus ermessen, welche vortreffliche Garantieen der Schürzen-Abentheurer und sogenannten Demokrat Schütte dem Polizeiknecht Hinkeldey gewähren muß, wenn seinem Aufenthalt in Berlin kein Hinderniß in den Weg gelegt wird. Sie können dies noch mehr daraus ermessen, daß Schütte in Berlin den Belagerungszustand in voller Glorie genießen darf, er, den Windischgrätz in seiner Bornirtheit neben Bem und Messenhauser todt oder lebendig ausgeliefert haben wollte - während der Kadett Höcke, ebenfalls Wiener Flüchtling, und noch dazu ganz unbekannt, von den Preußen an die österreichischen Standrechts-Canaillen ausgeliefert wird!!

Die polizeilichen Heimsuchungen in den Wohnungen sind hier ebenfalls in schönster Blüthe. Auch wenn man seinen Paß abgegeben hat, überrascht einen am andern Morgen schon ein neugieriger Kommissarius mit den indiskretesten Fragen, die sich bis ins innere Familienleben verlieren, worauf man von den dazu angestellten Bütteln auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Zu diesen polizeilichen Quälereien gehört auch, daß mißliebige Fremde (eingeborne Preußen) alle 8 Tage eine neue Aufenthaltskarte lösen, und dafür 5 Groschen Steuer bezahlen müssen. Die Prellerei dabei ist noch ärger als die Plackerei.

Wien, 16. April.

Der Stellvertreter des Militär- und Civil-Gouverneurs, Feldmarschall-Lieutenant Böhm, hat nachstehende Ansprache an die Bewohner der Hauptstadt erlassen:

"An die Einwohner Wiens. Se. Majestät haben dem Feldzeugmeister Freiherrn v. Welden eine andere, wichtige Aufgabe anzuvertreten und mich zum kommandirenden General in Ober-und Nieder-Oestreich und Stellvertreter des Gouverneurs zu ernennen geruht. Es wird meine Sorge sein, die während des Ausnahmezustandes von meinem Vorgänger angeordneten Maßregeln mit strengster Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Die friedlichen Bürger Wiens sollen denselben Schutz wie bisher finden; den Uebelgesinnten, den Störern der öffentlichen Ruhe und Ordnung aber werde ich mit Kraft entgegenzutreten und ihre Pläne zu vereiteln wissen.

Wien, den 15. April 1849.

Der kommandirende General in Ober- und Nieder-Oestreich und Stellvertreter des Militär- und Civilgouverneurs:

Freiherr Böhm, Feldmarschall-Lieutenant."

* Aus Schleswig-Holstein, 16. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Polen.

* Wir brachten schon neulich eine Korrespondenz aus Lemberg, die von der Unzufriedenheit der Ruthenen und ihres Nationalcomite's (Rada ruska) mit der oktroyirten östreichischen Verfassung sprach. Einem südslavischen Blatte entnehmen wir nun eine Ergänzung dieser Korrespondenz. Wir geben diesen Artikel wortgetreu aus dem Agramer "Slavenski Jug" übersetzt:

Lemberg, 22. März. Auch die Protektionskinder des Herrn Stadion, die Russinen (Ruthenen) sind mit der octroyirten Verfassung nicht zufrieden und äußern sich bitter über traurige Enttäuschung ihrer Hoffnungen. In den ersten Tagen nach Proklamirung der oktroyirten Charte hielt die "Rada ruska" eine Versammlung, in welcher der Vizepräsident des Vereines, Hr. Borysikiewicz, in einer kühnen Rede - (In Lemberg besteht noch immer der Belagerungszustand) - die Verdienste der ruthenischen Nation um die Monarchie und den Thron, ihre unwändelbare Treue und ihr energisches Auftreten zu einer Zeit, wo fast alle Elemente sich zum Umsturz Oestreichs verschworen, auseinandersetzte. Für Alles das hätten die Ruthenen keinen Lohn erhalten, am wenigsten durch die octroyirte Charte, worin die Eintheilung Galiziens nach den Nationalitäten durchaus vermißt, und die weitern Einrichtungen in Schule, Amt und Industrie nicht dem Lande, sondern den Ministerialverordnungen vorbehalten werde. Hr. Borysikiewicz stellte daher den Antrag, eine Kommission zusammenzusetzen, die in Erwägung dieser Mißstände die nöthigen Maßregeln zur Beseitigung derselben in Berathung nehmen und dem Verein zu referiren hätte. In Folge dieses energischen Auftretens der "Rada ruska" wurde sie höhern Orts angewiesen, derlei Demonstrationen bei Seite zu lassen und ihre Thätigkeit religiösen Gegenständen (!) zuzuwenden. (Der Verein besteht zum größten Theil aus Geistlichen des griechischen Ritus.)

Italien.

* Wir haben bereits in unseren Berichten über den Kampf Genua's das verrätherische Verfahren des englischen Commodore Lord Hardwick signalisirt. Der "National" theilt nunmehr folgenden Brief mit, welchen Avezzana damals an den Kommandanten der "Rache" richtete:

Genua, den 9. April. Mein Herr! Die Flagge, welche auf Ihrem Schiffe wehte, als Sie in unsern Hafen einfuhren, war die Flagge einer befreundeten und geachteten Nation; Sie wurden empfangen wie ein Freund; Sie genossen die Gastfreundschaft der Stadt und des Hafens.

Sie belohnten die Stadt hierfür, indem Sie in dem Freiheitskampf derselben Partei gegen das Volk ergriffen; Sie waren freigebig mit Rathschlägen, die man von Ihnen nicht verlangte. Sie besuchten unsere Vertheidigungswerke und warfen in eigener Person die Kugeln einer Batterie in's Meer, die dem Volke gehörte. Sie drohten selbst, auf die Batterie zu feuern, und legten in der That Ihr Schiff in den Hafendamm, um es zum Gefechte bereit zu halten. Ihr Schiff befindet sich in diesem Augenblick in einer feindlichen Stellung, welches, wie ich die feste Ueberzeugung habe, dem Wunsche des englischen Volkes entgegen ist.

Durch dieses Betragen, mein Herr, haben Sie und Ihr Schiff die Gesetze der Ehre überschritten (without the pale of honor). Die Lage der Dinge berechtigt mich, unverzüglich Feuer auf Sie geben zu lassen. Ich will indeß von Ihrer Unvorsichtigkeit keinen Vortheil ziehen, und lasse Ihnen hiermit bis 6 Uhr Zeit, über Ihre Streiche nachzudenken; wenn aber nach Ablauf dieser Frist Ihr Schiff nicht eine vollkommen friedliche Stellung eingenommen hat, werden die Batterien des Volkes auf Sie gerichtet werden, und ich werde Ihr Schiff in Grund schießen, bevor es noch die Anker lichten kann. Wenn Ihre Regierung den Oberbefehl über ihre Staatsschiffe nur Leuten von Rang übergiebt, so wird sie nach diesem Vorfall begreifen, daß dieselben auch Leute von Einsicht sein müssen.

Ich bin, mein Herr, Euer Lordschaft ganz ergebener Diener General Joseph Avezzana.

Die Turiner Journale bringen das königliche Dekret über die "Pacification" Genuas, wonach folgende Insurgentenchefs von der allgemeinen Amnestie ausgeschlossen werden: General Joseph Avezzana, Advokat David Morchio, Advokat Lazolli, Advokat Pellegrini, Costantino Reta, Nicolo Accame, Goldarbeiter Gianne, Bizzini, Marquis Combiaso, Advokat Camponella, G.-B. Albertini und Goldarbeiter Weber.

Aus Paris meldet man vom 18., daß in Marseille mit dem Packetboot "Ocean" zahlreiche Flüchtlinge aus Genua angekommen seien, unter denen sich auch Avezzana und der Kaufmann Albertini, Mitglied der provisorischen Regierung, befinden sollen.

* Catania, 8. April.

Nach einer Privatkorrespondenz des "Morning Herald" wurde die herrliche Stadt Catania am 7. April nach einem verzweifelten Kampfe zu Lande und zu Wasser, der 2 Tage und 3 Nächte andauerte, erobert. Tausende der Bewohner wurden von Feuer oder Schwert dahingerafft und die glänzenden Paläste, wie die comfortablen Häuser des Mittelstandes in einen Schutthaufen rauchender Trümmer verwandelt. Die Neapolitaner, resp. Schweizer, zählen 800 Todte und Verwundete. Die Einzelheiten über die von Filangieri ausgeführten Operationen sind von der empörendsten Art. Dte Catanesen, meist Manufakturisten, haben den entschlossensten Widerstand gegen die Souveränetät des Neapeler Königs geleistet. Als man am 4ten den Angriff der Königlichen vermuthete, griff die ganze Bevölkerung beiderlei Geschlechts, Jung und Alt, zu den Waffen, um den Feind abzuwarten, und dies mit einer Hingebung, mit einem Enthusiasmus, dessen je die edelsten Patrioten fähig gewesen.

Jedermann that seine Pflicht. Die Straßen wurden verbarrikadirt, Kanonen nach den Forts geschafft, welche die bedrohten Punkte beherrschten, bis man ungefähr 18 bis 20 Geschütze in eine ziemlich gute Position gebracht.

Eine kleine Zahl regulärer Truppen mit einem großen irregulären Haufen von Catanesen marschirten aus der Stadt etwa 5 - 6 (englische) Meilen weit dem Feinde entgegen, mit dem sie am 6. April zusammentrafen. Zerstörte Dörfer und rauchende Häuser bezeichneten den Weg der Neapolitaner und Schweizer mehrere Meilen weit der Küste entlang. Der Anblick dieser Verwüstungen dämpfte aber den Muth der Catanesen keineswegs, sondern steigerte ihn. Sie stürzten sich auf den Feind, und obgleich an Zahl sehr zurückstehend, machten sie ihm bei ihrem geordneten Rückzuge jeden Zoll Landes mit beispielloser Energie streitig.

Aber der Feind drang vor, die Häuser und was von lebenden Wesen drinnen war, niederbrennend und die außerhalb befindlichen Personen zusammenhauend, bis die Catanesen auf einer Anhöhe unter dem Schutze von altrömischen Ruinen Posto faßten und den Feind längere Zeit mit seinen Angriffen abschlugen. Der letztere erhielt indeß Verstärkung, die ihn in Stand setzte, weiter gegen die Stadt vorzudringen. So fochten sich die Neapolitaner und Schweizer Schritt vor Schritt vorwärts, erstürmten die Barrikaden an den Eingängen und langten um 4 Uhr Nachmittags bei der die Stadt durchschneidenden Hauptstraße an. Sie ist über eine (englische) Meile lang. Mit den Feldgeschützen in sie hineindonnernd und mit Gewehrsalven nach Fenstern und Thorwegen, unter dem heftigsten Gegenkampfe der Einwohner, drangen die royalistischen Truppen in dieser Straße allmählig weiter vor, wobei sie jedes eroberte Haus in Brand steckten, bis endlich der größte Theil der langen Straße wie mit einer einzigen Feuersbrunst erfüllt schien und um 7 Uhr, wo der Widerstand der Einwohner dieser Straße so gut wie aufgehört hatte, standen die Kathedrale, die Universität, das Hospital und die schönsten Palläste und Privatgebäude in hellen Flammen.

Die Nacht des 6. April schloß mit diesen Schrecknissen, indem das Brennen unter Begleitung von wiederholten Musketensalven bis an den Morgen fortdauerte. Der 7. April brach nun über die unglückliche Stadt heran. Die durch geistige Getränke erhitzten, und durch den schweren Verlust, den sie erlitten hatten, zu wüthenden Thieren gewordenen royalistischen Truppen begannen nun erst ihr eigentliches Helden-, ihr Mordhandwerk. Die Stadt wurde ihnen preisgegeben und eine Plünderung mit den unerhörtesten Scheußlichkeiten und Brutalitäten begann, die vom frühen Morgen des 7. April bis zum 8. April Nachmittags fortgesetzt wurde. Auch nur eine annähernde Schilderung dieser Schreckensscenen und Greuelthaten versuchen zu wollen, wäre Thorheit und jede Feder würde den Dienst versagen. Ich sage Ihnen nur, daß das Morden und Nothzüchtigen vielleicht nirgends und zu keiner Zeit in diesem Maaße vorgekommen, weder Alter noch Geschlecht fand Erbarmen bei der verthierten Soldateska. Am zweiten Tage (!!) versuchte der englische Vizekonsul und der Kommandeur des englischen Dämpfers "Bulldog" dem blutigen Werk durch seine Dazwischenkunst Einhalt zu thun. Ihre Bemühungen waren von geringem Erfolge, bis die Stadt in Trümmern lag und mit Leichen angefüllt war.

Während dies auf dem Lande geschah, bombardirte die neapolitanische Flotte, aus 3 Fregatten und 10 Kriegsdämpfern bestehend, mit Bomben und Granaten die Stadt.

Die französische Dampffregatte "Descartes" und die englische Dampffregatte "Bulldog" lagen während all' dieser Vorgänge ruhig vor Catania, nicht um die eben gedachten Gräuel zu verhüten, sondern zum Schutz ihrer Landsleute, die sich am Bord der Schiffe in Sicherheit bringen wollten. Sie segelten am 8. April zugleich mit der neapolitanischen Flotte nach Siragossa.

* Malta, 11. April.

Ein Korrespondent des "Standard" berichtet über die Einnahme von Siragossa (Syrakus) auf Sizilien Folgendes:

Nach der Erstürmung Catania's (s. unter Catania) marschirten die Neapolitaner gegen Siragossa. Diese Stadt hat ohne Kampf kapitulirt. Der polnische General Wierczowski, der dort kommandirte, flüchtete sich auf den englischen Dämpfer Bulldog. Die neapolitanische Flotte empfing unterwegs zwischen Catania und Siragossa die Kapitulation der Stadt Agosta.

* Turin, 14. April.

Der Gemeinderath in Alessandria ist durch einen Kabinetsbefehl aufgelöst.

* Turin, 13. April.

Seit der Niederlage bei Novarra hat sich in Piemont Alles umgestaltet und in welcher Art, das ist sehr leicht zu beurtheilen, wenn man die Antecedentien der Leute kennt, die durch die neusten Ereignisse an die Spitze gekommen sind. Da haben wir z. B. Herrn De-Launay, Premier und Minister des Auswärtigen. Das ist wirklich schön! In Epochen des Verraths treten die Verräther zusammen. Durch die Wahl eines solchen Menschen legt die Piemontesische Aristokratie klar die Gesinnung zu Tage, mit der sie den Unabhängigkeitskampf führte und endigte.

De-Launay ist jener Vicekönig von Sardinien, der gleich nach Erlaß des königlichen Statuts von den Bewohnern der Insel, die eben so über seine Aufführung im Privatleben skandalisirt, als über seinen Ultra-Despotismus entrüstet waren, aus Cagliari verjagt wurde.

In Betreff seiner frühern Verwaltung erwähnen wir folgender Thatsache: Zur Zeit des "Savoyer-Zuges" kommandirte er eine Schwadron an der Gränze. Durch Romarino's Verrath kam es zu keinem Kampfe. Trotzdem wurde unser Held, der durch Ungeschicklichkeit von seinem Pferde einen Hufschlag erhalten, wegen dieser "Waffenthat" dekorirt, und seit der Zeit stieg er reißend schnell von Stufe zu Stufe bis zur Würde eines Vizekönigs empor. Jetzt, wo er sich mit seinem Gegner von ehemals, mit Romarino, in dem nämlichen Lager befindet, kann man ohne Gefahr muthmaßen, daß sie sich zu verstehen und in vollständiger Harmonie zu leben wissen werden.

Die Erzählung der De-Launay'schen Feldzüge ist sehr kurz. Er hat nur einen einzigen, und zwar in der Gegend von Chambery, mitgemacht, wo er, wir wissen nicht bei welcher Gelegenheit seiner Mission, die nichts weniger als frommen Einwohner jener Stadt eines Tages an der Spitze eines Kavallerie-Regiments chargiren wollte. Allein das Regiment verweigerte den Gehorsam und ließ seinen unglücklichen Obersten unter Pfeifen, Zischen und Heulen der Bevölkerung ruhig von dannen reiten. Jener Tag erwarb ihm den Spitznamen: "Prozessions-General."

Solche Dienste waren in der That mehr als passend, um ihn der Piemontesischen Aristokratie zu empfehlen. Allein er hat noch einen größern Anspruch auf ihre Achtung, der auch die wahre Ursache seines erstaunlich schnellen Avancements gewesen ist. Er ist - Sie haben es schon errathen - ein Verräther.

Savoyen war noch im Jahre 1815 mit Frankreich vereinigt. De-Launay wurde bei der allgemeinen Aushebung dem Korps der Garden zugetheilt. Als kluger Politiker jener Epoche sah er den Untergang des (napoleonischen) Kaiserreichs voraus und begab sich raschen Entschlusses in die Reihen der Sieger. Hr. De-Launay nebst andern Verräthern, wie die beiden Bellegardi und Avieronz, war es, der die Oestreicher in der Schweiz aufsuchte, ihnen die beste Passage über die Alpen zeigte und sie in's Herz seines Landes führte. Der ehemalige Führer der Bubna'schen Armee ist ganz der Mann, um Radetzki die Thore von Genua und Alessandria zu öffnen.

Französische Republik.
43 Paris, 18. April.

Der feige Verrath Odilon-Faucher's an der Erhebung der italienischen Völker; das Bündniß des Mondkalbes Napoleon, des Neffen des Siegers von Marengo, mit den Standrechtshunden Radetzki's, mit diesen Oestreichern, die seit der ersten Revolution, seit den Kaiserkriegen und den Traktaten von 1815 für jeden Franzosen der Erbfeind der Nation und der höchste Ausdruck seines Nationalhasses sind; diese ganze verächtliche Heuchelei einer korrumpirten "honetten" Kammermajorität, alles das war das Letzte, was den Franzosen an Schmach noch geboten werden konnte. Odilon-Barrot spricht von der "Nothwendigkeit," den Oestreichern in Rom zuvorzukommen; es handelt sich für ihn darum, wer am schnellsten die Niederträchtigkeit ins Werk setzen und den Ruhm davontragen solle, die römische Republik vernichtet und die päbstliche Braut heimgeführt zu haben. Der feiste Regentschaftsminister vom Februar weist den Verdacht einer "Association" mit den Oestreichern zurück, um dafür mit den Standrechtshunden in offene Konkurrenz zu treten. Die Presse, selbst die gemäßigte und honette, theilt heute die allgemeine Entrüstung, welche sich überall in Paris Luft macht. Der "National," dessen ehemalige Kriegspartei in ihrer katholischen Hälfte selbst in diesen schmutzigen Verrath verwickelt ist, deklamirt voll Zorn gegen die Phrase der "wahren Freiheit," in welche der kapitolinische Bauchredner seinen Unterdrückungszug gegen die Römer einkleidet; der "National" vergißt nur die Worte, die einst sein Freund und Retter Cavaignac von den Trümmern des Faubourg St. Antoine, unter dem Röcheln der hingeschlachteten Juni-Insurgenten ausrief: "Die Sache der wahren Freiheit hat gesiegt!" Die "wahre Freiheit" Cavaignac's und die "wahre Freiheit" Odilon-Faucher's! Terrorismus nach Innen, Feigheit und Schmach nach Außen, - von welchem Tag datirt diese honette und gemäßigte Politik? Die Politik der Odilon-Faucher's ist nur die Fortsetzung der Politik des Juni, und Herr Lamoriciere, der Freund und Bundesgenosse der "National-Männer" Marrast, und Cavaignac hat Recht, wenn er hier mit Thiers und Duvergier de Hauranne geht. Die Franzosen wissen es, und der "National" fühlt es eben so gut, daß nicht bloß mit den Odilon's und Fallour's, sondern mit den Junihelden zugleich ein Ende gemacht werden muß, denen man Jene verdankt.

Die französische Revolution von 1848 ist mit der Expedition nach Civita-Vecchia glücklich bei der "Revolutions-Epoche" wieder angekommen. Die "Restauration des Pabstes" durch die französische Republik ist die Fortsetzung des russischen Restaurationsversuches in Ungarn, und wenn die europäische Contrerevolution ihre

unbekannten, Referendarius erlaubt hat. Derselbe hatte schon früher Berlin bewohnt, und beabsichtigte dort wiederum seinen längern Aufenthalt zu nehmen. Die dermaligen Umstände bewogen ihn aber, auf Anrathen einiger Freunde seinen Reisepaß mit der Anfrage an den Polizeiknecht Hinkeldey zu senden, ob ihm auf Grund desselben ein zweimonatlicher Aufenthalt in Berlin gestattet würde. Statt den Paß, wie es verlangt wurde, und sich von selbst versteht, sofort zurückzuschicken, behält Hinkeldey ohne Antwort zu geben denselben während vier ganzen Wochen, und schickt ihn dann mit einer unverschämten abschläglichen Antwort an das hiesige Polizeipräsidium zurück. In dieser Antwort ist nicht nur keine Begründung der verweigerten Zureise nach Berlin enthalten, sondern der Polizeiknecht Hinkeldey erlaubt sich darin auch noch die Frechheit, den noch in Diensten stehenden Referendar zu einem „vormaligen“ zu machen. Wahrscheinlich hat der Polizeiknecht Hinkeldey den Paß, obwohl er für sich selbst die königl. preuß. Unverdächtigkeit auszuweisen im Stande war, nach allen vier Weltgegenden zur Spionage umhergeschickt, und dadurch erfahren, daß der Inhaber der königl. preuß. Hostie keineswegs von der Gesinnung des Polizeiknechts Hinkeldey ist.

Sie können daraus ermessen, welche vortreffliche Garantieen der Schürzen-Abentheurer und sogenannten Demokrat Schütte dem Polizeiknecht Hinkeldey gewähren muß, wenn seinem Aufenthalt in Berlin kein Hinderniß in den Weg gelegt wird. Sie können dies noch mehr daraus ermessen, daß Schütte in Berlin den Belagerungszustand in voller Glorie genießen darf, er, den Windischgrätz in seiner Bornirtheit neben Bem und Messenhauser todt oder lebendig ausgeliefert haben wollte ‒ während der Kadett Höcke, ebenfalls Wiener Flüchtling, und noch dazu ganz unbekannt, von den Preußen an die österreichischen Standrechts-Canaillen ausgeliefert wird!!

Die polizeilichen Heimsuchungen in den Wohnungen sind hier ebenfalls in schönster Blüthe. Auch wenn man seinen Paß abgegeben hat, überrascht einen am andern Morgen schon ein neugieriger Kommissarius mit den indiskretesten Fragen, die sich bis ins innere Familienleben verlieren, worauf man von den dazu angestellten Bütteln auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Zu diesen polizeilichen Quälereien gehört auch, daß mißliebige Fremde (eingeborne Preußen) alle 8 Tage eine neue Aufenthaltskarte lösen, und dafür 5 Groschen Steuer bezahlen müssen. Die Prellerei dabei ist noch ärger als die Plackerei.

Wien, 16. April.

Der Stellvertreter des Militär- und Civil-Gouverneurs, Feldmarschall-Lieutenant Böhm, hat nachstehende Ansprache an die Bewohner der Hauptstadt erlassen:

„An die Einwohner Wiens. Se. Majestät haben dem Feldzeugmeister Freiherrn v. Welden eine andere, wichtige Aufgabe anzuvertreten und mich zum kommandirenden General in Ober-und Nieder-Oestreich und Stellvertreter des Gouverneurs zu ernennen geruht. Es wird meine Sorge sein, die während des Ausnahmezustandes von meinem Vorgänger angeordneten Maßregeln mit strengster Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Die friedlichen Bürger Wiens sollen denselben Schutz wie bisher finden; den Uebelgesinnten, den Störern der öffentlichen Ruhe und Ordnung aber werde ich mit Kraft entgegenzutreten und ihre Pläne zu vereiteln wissen.

Wien, den 15. April 1849.

Der kommandirende General in Ober- und Nieder-Oestreich und Stellvertreter des Militär- und Civilgouverneurs:

Freiherr Böhm, Feldmarschall-Lieutenant.“

* Aus Schleswig-Holstein, 16. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Polen.

* Wir brachten schon neulich eine Korrespondenz aus Lemberg, die von der Unzufriedenheit der Ruthenen und ihres Nationalcomité's (Rada ruska) mit der oktroyirten östreichischen Verfassung sprach. Einem südslavischen Blatte entnehmen wir nun eine Ergänzung dieser Korrespondenz. Wir geben diesen Artikel wortgetreu aus dem Agramer „Slavenski Jug“ übersetzt:

Lemberg, 22. März. Auch die Protektionskinder des Herrn Stadion, die Russinen (Ruthenen) sind mit der octroyirten Verfassung nicht zufrieden und äußern sich bitter über traurige Enttäuschung ihrer Hoffnungen. In den ersten Tagen nach Proklamirung der oktroyirten Charte hielt die „Rada ruska“ eine Versammlung, in welcher der Vizepräsident des Vereines, Hr. Borysikiewicz, in einer kühnen Rede ‒ (In Lemberg besteht noch immer der Belagerungszustand) ‒ die Verdienste der ruthenischen Nation um die Monarchie und den Thron, ihre unwändelbare Treue und ihr energisches Auftreten zu einer Zeit, wo fast alle Elemente sich zum Umsturz Oestreichs verschworen, auseinandersetzte. Für Alles das hätten die Ruthenen keinen Lohn erhalten, am wenigsten durch die octroyirte Charte, worin die Eintheilung Galiziens nach den Nationalitäten durchaus vermißt, und die weitern Einrichtungen in Schule, Amt und Industrie nicht dem Lande, sondern den Ministerialverordnungen vorbehalten werde. Hr. Borysikiewicz stellte daher den Antrag, eine Kommission zusammenzusetzen, die in Erwägung dieser Mißstände die nöthigen Maßregeln zur Beseitigung derselben in Berathung nehmen und dem Verein zu referiren hätte. In Folge dieses energischen Auftretens der «Rada ruska» wurde sie höhern Orts angewiesen, derlei Demonstrationen bei Seite zu lassen und ihre Thätigkeit religiösen Gegenständen (!) zuzuwenden. (Der Verein besteht zum größten Theil aus Geistlichen des griechischen Ritus.)

Italien.

* Wir haben bereits in unseren Berichten über den Kampf Genua's das verrätherische Verfahren des englischen Commodore Lord Hardwick signalisirt. Der „National“ theilt nunmehr folgenden Brief mit, welchen Avezzana damals an den Kommandanten der „Rache“ richtete:

Genua, den 9. April. Mein Herr! Die Flagge, welche auf Ihrem Schiffe wehte, als Sie in unsern Hafen einfuhren, war die Flagge einer befreundeten und geachteten Nation; Sie wurden empfangen wie ein Freund; Sie genossen die Gastfreundschaft der Stadt und des Hafens.

Sie belohnten die Stadt hierfür, indem Sie in dem Freiheitskampf derselben Partei gegen das Volk ergriffen; Sie waren freigebig mit Rathschlägen, die man von Ihnen nicht verlangte. Sie besuchten unsere Vertheidigungswerke und warfen in eigener Person die Kugeln einer Batterie in's Meer, die dem Volke gehörte. Sie drohten selbst, auf die Batterie zu feuern, und legten in der That Ihr Schiff in den Hafendamm, um es zum Gefechte bereit zu halten. Ihr Schiff befindet sich in diesem Augenblick in einer feindlichen Stellung, welches, wie ich die feste Ueberzeugung habe, dem Wunsche des englischen Volkes entgegen ist.

Durch dieses Betragen, mein Herr, haben Sie und Ihr Schiff die Gesetze der Ehre überschritten (without the pale of honor). Die Lage der Dinge berechtigt mich, unverzüglich Feuer auf Sie geben zu lassen. Ich will indeß von Ihrer Unvorsichtigkeit keinen Vortheil ziehen, und lasse Ihnen hiermit bis 6 Uhr Zeit, über Ihre Streiche nachzudenken; wenn aber nach Ablauf dieser Frist Ihr Schiff nicht eine vollkommen friedliche Stellung eingenommen hat, werden die Batterien des Volkes auf Sie gerichtet werden, und ich werde Ihr Schiff in Grund schießen, bevor es noch die Anker lichten kann. Wenn Ihre Regierung den Oberbefehl über ihre Staatsschiffe nur Leuten von Rang übergiebt, so wird sie nach diesem Vorfall begreifen, daß dieselben auch Leute von Einsicht sein müssen.

Ich bin, mein Herr, Euer Lordschaft ganz ergebener Diener General Joseph Avezzana.

Die Turiner Journale bringen das königliche Dekret über die „Pacification“ Genuas, wonach folgende Insurgentenchefs von der allgemeinen Amnestie ausgeschlossen werden: General Joseph Avezzana, Advokat David Morchio, Advokat Lazolli, Advokat Pellegrini, Costantino Reta, Nicolo Accame, Goldarbeiter Gianne, Bizzini, Marquis Combiaso, Advokat Camponella, G.-B. Albertini und Goldarbeiter Weber.

Aus Paris meldet man vom 18., daß in Marseille mit dem Packetboot „Ocean“ zahlreiche Flüchtlinge aus Genua angekommen seien, unter denen sich auch Avezzana und der Kaufmann Albertini, Mitglied der provisorischen Regierung, befinden sollen.

* Catania, 8. April.

Nach einer Privatkorrespondenz des „Morning Herald“ wurde die herrliche Stadt Catania am 7. April nach einem verzweifelten Kampfe zu Lande und zu Wasser, der 2 Tage und 3 Nächte andauerte, erobert. Tausende der Bewohner wurden von Feuer oder Schwert dahingerafft und die glänzenden Paläste, wie die comfortablen Häuser des Mittelstandes in einen Schutthaufen rauchender Trümmer verwandelt. Die Neapolitaner, resp. Schweizer, zählen 800 Todte und Verwundete. Die Einzelheiten über die von Filangieri ausgeführten Operationen sind von der empörendsten Art. Dte Catanesen, meist Manufakturisten, haben den entschlossensten Widerstand gegen die Souveränetät des Neapeler Königs geleistet. Als man am 4ten den Angriff der Königlichen vermuthete, griff die ganze Bevölkerung beiderlei Geschlechts, Jung und Alt, zu den Waffen, um den Feind abzuwarten, und dies mit einer Hingebung, mit einem Enthusiasmus, dessen je die edelsten Patrioten fähig gewesen.

Jedermann that seine Pflicht. Die Straßen wurden verbarrikadirt, Kanonen nach den Forts geschafft, welche die bedrohten Punkte beherrschten, bis man ungefähr 18 bis 20 Geschütze in eine ziemlich gute Position gebracht.

Eine kleine Zahl regulärer Truppen mit einem großen irregulären Haufen von Catanesen marschirten aus der Stadt etwa 5 - 6 (englische) Meilen weit dem Feinde entgegen, mit dem sie am 6. April zusammentrafen. Zerstörte Dörfer und rauchende Häuser bezeichneten den Weg der Neapolitaner und Schweizer mehrere Meilen weit der Küste entlang. Der Anblick dieser Verwüstungen dämpfte aber den Muth der Catanesen keineswegs, sondern steigerte ihn. Sie stürzten sich auf den Feind, und obgleich an Zahl sehr zurückstehend, machten sie ihm bei ihrem geordneten Rückzuge jeden Zoll Landes mit beispielloser Energie streitig.

Aber der Feind drang vor, die Häuser und was von lebenden Wesen drinnen war, niederbrennend und die außerhalb befindlichen Personen zusammenhauend, bis die Catanesen auf einer Anhöhe unter dem Schutze von altrömischen Ruinen Posto faßten und den Feind längere Zeit mit seinen Angriffen abschlugen. Der letztere erhielt indeß Verstärkung, die ihn in Stand setzte, weiter gegen die Stadt vorzudringen. So fochten sich die Neapolitaner und Schweizer Schritt vor Schritt vorwärts, erstürmten die Barrikaden an den Eingängen und langten um 4 Uhr Nachmittags bei der die Stadt durchschneidenden Hauptstraße an. Sie ist über eine (englische) Meile lang. Mit den Feldgeschützen in sie hineindonnernd und mit Gewehrsalven nach Fenstern und Thorwegen, unter dem heftigsten Gegenkampfe der Einwohner, drangen die royalistischen Truppen in dieser Straße allmählig weiter vor, wobei sie jedes eroberte Haus in Brand steckten, bis endlich der größte Theil der langen Straße wie mit einer einzigen Feuersbrunst erfüllt schien und um 7 Uhr, wo der Widerstand der Einwohner dieser Straße so gut wie aufgehört hatte, standen die Kathedrale, die Universität, das Hospital und die schönsten Palläste und Privatgebäude in hellen Flammen.

Die Nacht des 6. April schloß mit diesen Schrecknissen, indem das Brennen unter Begleitung von wiederholten Musketensalven bis an den Morgen fortdauerte. Der 7. April brach nun über die unglückliche Stadt heran. Die durch geistige Getränke erhitzten, und durch den schweren Verlust, den sie erlitten hatten, zu wüthenden Thieren gewordenen royalistischen Truppen begannen nun erst ihr eigentliches Helden-, ihr Mordhandwerk. Die Stadt wurde ihnen preisgegeben und eine Plünderung mit den unerhörtesten Scheußlichkeiten und Brutalitäten begann, die vom frühen Morgen des 7. April bis zum 8. April Nachmittags fortgesetzt wurde. Auch nur eine annähernde Schilderung dieser Schreckensscenen und Greuelthaten versuchen zu wollen, wäre Thorheit und jede Feder würde den Dienst versagen. Ich sage Ihnen nur, daß das Morden und Nothzüchtigen vielleicht nirgends und zu keiner Zeit in diesem Maaße vorgekommen, weder Alter noch Geschlecht fand Erbarmen bei der verthierten Soldateska. Am zweiten Tage (!!) versuchte der englische Vizekonsul und der Kommandeur des englischen Dämpfers „Bulldog“ dem blutigen Werk durch seine Dazwischenkunst Einhalt zu thun. Ihre Bemühungen waren von geringem Erfolge, bis die Stadt in Trümmern lag und mit Leichen angefüllt war.

Während dies auf dem Lande geschah, bombardirte die neapolitanische Flotte, aus 3 Fregatten und 10 Kriegsdämpfern bestehend, mit Bomben und Granaten die Stadt.

Die französische Dampffregatte „Descartes“ und die englische Dampffregatte „Bulldog“ lagen während all' dieser Vorgänge ruhig vor Catania, nicht um die eben gedachten Gräuel zu verhüten, sondern zum Schutz ihrer Landsleute, die sich am Bord der Schiffe in Sicherheit bringen wollten. Sie segelten am 8. April zugleich mit der neapolitanischen Flotte nach Siragossa.

* Malta, 11. April.

Ein Korrespondent des „Standard“ berichtet über die Einnahme von Siragossa (Syrakus) auf Sizilien Folgendes:

Nach der Erstürmung Catania's (s. unter Catania) marschirten die Neapolitaner gegen Siragossa. Diese Stadt hat ohne Kampf kapitulirt. Der polnische General Wierczowski, der dort kommandirte, flüchtete sich auf den englischen Dämpfer Bulldog. Die neapolitanische Flotte empfing unterwegs zwischen Catania und Siragossa die Kapitulation der Stadt Agosta.

* Turin, 14. April.

Der Gemeinderath in Alessandria ist durch einen Kabinetsbefehl aufgelöst.

* Turin, 13. April.

Seit der Niederlage bei Novarra hat sich in Piemont Alles umgestaltet und in welcher Art, das ist sehr leicht zu beurtheilen, wenn man die Antecedentien der Leute kennt, die durch die neusten Ereignisse an die Spitze gekommen sind. Da haben wir z. B. Herrn De-Launay, Premier und Minister des Auswärtigen. Das ist wirklich schön! In Epochen des Verraths treten die Verräther zusammen. Durch die Wahl eines solchen Menschen legt die Piemontesische Aristokratie klar die Gesinnung zu Tage, mit der sie den Unabhängigkeitskampf führte und endigte.

De-Launay ist jener Vicekönig von Sardinien, der gleich nach Erlaß des königlichen Statuts von den Bewohnern der Insel, die eben so über seine Aufführung im Privatleben skandalisirt, als über seinen Ultra-Despotismus entrüstet waren, aus Cagliari verjagt wurde.

In Betreff seiner frühern Verwaltung erwähnen wir folgender Thatsache: Zur Zeit des „Savoyer-Zuges“ kommandirte er eine Schwadron an der Gränze. Durch Romarino's Verrath kam es zu keinem Kampfe. Trotzdem wurde unser Held, der durch Ungeschicklichkeit von seinem Pferde einen Hufschlag erhalten, wegen dieser „Waffenthat“ dekorirt, und seit der Zeit stieg er reißend schnell von Stufe zu Stufe bis zur Würde eines Vizekönigs empor. Jetzt, wo er sich mit seinem Gegner von ehemals, mit Romarino, in dem nämlichen Lager befindet, kann man ohne Gefahr muthmaßen, daß sie sich zu verstehen und in vollständiger Harmonie zu leben wissen werden.

Die Erzählung der De-Launay'schen Feldzüge ist sehr kurz. Er hat nur einen einzigen, und zwar in der Gegend von Chambery, mitgemacht, wo er, wir wissen nicht bei welcher Gelegenheit seiner Mission, die nichts weniger als frommen Einwohner jener Stadt eines Tages an der Spitze eines Kavallerie-Regiments chargiren wollte. Allein das Regiment verweigerte den Gehorsam und ließ seinen unglücklichen Obersten unter Pfeifen, Zischen und Heulen der Bevölkerung ruhig von dannen reiten. Jener Tag erwarb ihm den Spitznamen: „Prozessions-General.“

Solche Dienste waren in der That mehr als passend, um ihn der Piemontesischen Aristokratie zu empfehlen. Allein er hat noch einen größern Anspruch auf ihre Achtung, der auch die wahre Ursache seines erstaunlich schnellen Avancements gewesen ist. Er ist ‒ Sie haben es schon errathen ‒ ein Verräther.

Savoyen war noch im Jahre 1815 mit Frankreich vereinigt. De-Launay wurde bei der allgemeinen Aushebung dem Korps der Garden zugetheilt. Als kluger Politiker jener Epoche sah er den Untergang des (napoleonischen) Kaiserreichs voraus und begab sich raschen Entschlusses in die Reihen der Sieger. Hr. De-Launay nebst andern Verräthern, wie die beiden Bellegardi und Avieronz, war es, der die Oestreicher in der Schweiz aufsuchte, ihnen die beste Passage über die Alpen zeigte und sie in's Herz seines Landes führte. Der ehemalige Führer der Bubna'schen Armee ist ganz der Mann, um Radetzki die Thore von Genua und Alessandria zu öffnen.

Französische Republik.
43 Paris, 18. April.

Der feige Verrath Odilon-Faucher's an der Erhebung der italienischen Völker; das Bündniß des Mondkalbes Napoleon, des Neffen des Siegers von Marengo, mit den Standrechtshunden Radetzki's, mit diesen Oestreichern, die seit der ersten Revolution, seit den Kaiserkriegen und den Traktaten von 1815 für jeden Franzosen der Erbfeind der Nation und der höchste Ausdruck seines Nationalhasses sind; diese ganze verächtliche Heuchelei einer korrumpirten „honetten“ Kammermajorität, alles das war das Letzte, was den Franzosen an Schmach noch geboten werden konnte. Odilon-Barrot spricht von der „Nothwendigkeit,“ den Oestreichern in Rom zuvorzukommen; es handelt sich für ihn darum, wer am schnellsten die Niederträchtigkeit ins Werk setzen und den Ruhm davontragen solle, die römische Republik vernichtet und die päbstliche Braut heimgeführt zu haben. Der feiste Regentschaftsminister vom Februar weist den Verdacht einer „Association“ mit den Oestreichern zurück, um dafür mit den Standrechtshunden in offene Konkurrenz zu treten. Die Presse, selbst die gemäßigte und honette, theilt heute die allgemeine Entrüstung, welche sich überall in Paris Luft macht. Der „National,“ dessen ehemalige Kriegspartei in ihrer katholischen Hälfte selbst in diesen schmutzigen Verrath verwickelt ist, deklamirt voll Zorn gegen die Phrase der „wahren Freiheit,“ in welche der kapitolinische Bauchredner seinen Unterdrückungszug gegen die Römer einkleidet; der „National“ vergißt nur die Worte, die einst sein Freund und Retter Cavaignac von den Trümmern des Faubourg St. Antoine, unter dem Röcheln der hingeschlachteten Juni-Insurgenten ausrief: „Die Sache der wahren Freiheit hat gesiegt!“ Die „wahre Freiheit“ Cavaignac's und die „wahre Freiheit“ Odilon-Faucher's! Terrorismus nach Innen, Feigheit und Schmach nach Außen, ‒ von welchem Tag datirt diese honette und gemäßigte Politik? Die Politik der Odilon-Faucher's ist nur die Fortsetzung der Politik des Juni, und Herr Lamoricière, der Freund und Bundesgenosse der „National-Männer“ Marrast, und Cavaignac hat Recht, wenn er hier mit Thiers und Duvergier de Hauranne geht. Die Franzosen wissen es, und der „National“ fühlt es eben so gut, daß nicht bloß mit den Odilon's und Fallour's, sondern mit den Junihelden zugleich ein Ende gemacht werden muß, denen man Jene verdankt.

Die französische Revolution von 1848 ist mit der Expedition nach Civita-Vecchia glücklich bei der „Revolutions-Epoche“ wieder angekommen. Die „Restauration des Pabstes“ durch die französische Republik ist die Fortsetzung des russischen Restaurationsversuches in Ungarn, und wenn die europäische Contrerevolution ihre

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unbekannten, Referendarius erlaubt hat. Derselbe hatte schon früher Berlin bewohnt, und beabsichtigte dort wiederum seinen längern Aufenthalt zu nehmen. Die dermaligen Umstände bewogen ihn aber, auf Anrathen einiger Freunde seinen Reisepaß mit der Anfrage an den Polizeiknecht Hinkeldey zu senden, ob ihm auf Grund desselben ein zweimonatlicher Aufenthalt in Berlin gestattet würde. Statt den Paß, wie es verlangt wurde, und sich von selbst versteht, sofort zurückzuschicken, behält Hinkeldey ohne Antwort zu geben denselben während vier ganzen Wochen, und schickt ihn dann mit einer unverschämten abschläglichen Antwort an das hiesige Polizeipräsidium zurück. In dieser Antwort ist nicht nur keine Begründung der verweigerten Zureise nach Berlin enthalten, sondern der Polizeiknecht Hinkeldey erlaubt sich darin auch noch die Frechheit, den noch in Diensten stehenden Referendar zu einem &#x201E;vormaligen&#x201C; zu machen. Wahrscheinlich hat der Polizeiknecht Hinkeldey den Paß, obwohl er für sich selbst die königl. preuß. Unverdächtigkeit auszuweisen im Stande war, nach allen vier Weltgegenden zur Spionage umhergeschickt, und dadurch erfahren, daß der Inhaber der königl. preuß. Hostie keineswegs von der Gesinnung des Polizeiknechts Hinkeldey ist.</p>
          <p>Sie können daraus ermessen, welche vortreffliche Garantieen der Schürzen-Abentheurer und sogenannten Demokrat Schütte dem Polizeiknecht Hinkeldey gewähren muß, wenn seinem Aufenthalt in Berlin kein Hinderniß in den Weg gelegt wird. Sie können dies noch mehr daraus ermessen, daß Schütte in Berlin den Belagerungszustand in voller Glorie genießen darf, er, den Windischgrätz in seiner Bornirtheit neben Bem und Messenhauser todt oder lebendig ausgeliefert haben wollte &#x2012; während der Kadett Höcke, ebenfalls Wiener Flüchtling, und noch dazu ganz unbekannt, von den Preußen an die österreichischen Standrechts-Canaillen ausgeliefert wird!!</p>
          <p>Die polizeilichen Heimsuchungen in den Wohnungen sind hier ebenfalls in schönster Blüthe. Auch wenn man seinen Paß abgegeben hat, überrascht einen am andern Morgen schon ein neugieriger Kommissarius mit den indiskretesten Fragen, die sich bis ins innere Familienleben verlieren, worauf man von den dazu angestellten Bütteln auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Zu diesen polizeilichen Quälereien gehört auch, daß mißliebige Fremde (eingeborne Preußen) alle 8 Tage eine neue Aufenthaltskarte lösen, und dafür 5 Groschen Steuer bezahlen müssen. Die Prellerei dabei ist noch ärger als die Plackerei.</p>
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          <head>Wien, 16. April.</head>
          <p>Der Stellvertreter des Militär- und Civil-Gouverneurs, Feldmarschall-Lieutenant Böhm, hat nachstehende Ansprache an die Bewohner der Hauptstadt erlassen:</p>
          <p>&#x201E;An die Einwohner Wiens. Se. Majestät haben dem Feldzeugmeister Freiherrn v. Welden eine andere, wichtige Aufgabe anzuvertreten und mich zum kommandirenden General in Ober-und Nieder-Oestreich und Stellvertreter des Gouverneurs zu ernennen geruht. Es wird meine Sorge sein, die während des Ausnahmezustandes von meinem Vorgänger angeordneten Maßregeln mit strengster Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Die friedlichen Bürger Wiens sollen denselben Schutz wie bisher finden; den Uebelgesinnten, den Störern der öffentlichen Ruhe und Ordnung aber werde ich mit Kraft entgegenzutreten und ihre Pläne zu vereiteln wissen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Wien,</hi> den 15. April 1849.</p>
          <p>Der kommandirende General in Ober- und Nieder-Oestreich und Stellvertreter des Militär- und Civilgouverneurs:</p>
          <p>Freiherr <hi rendition="#g">Böhm,</hi> Feldmarschall-Lieutenant.&#x201C;</p>
        </div>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz &#x2013; General Fabvier, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Aus Schleswig-Holstein, 16. April.</head>
          <gap reason="copyright"/>
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        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar278_006" type="jArticle">
          <p><bibl><author>*</author></bibl> Wir brachten schon neulich eine Korrespondenz aus Lemberg, die von der Unzufriedenheit der Ruthenen und ihres Nationalcomité's (Rada ruska) mit der oktroyirten östreichischen Verfassung sprach. Einem südslavischen Blatte entnehmen wir nun eine Ergänzung dieser Korrespondenz. Wir geben diesen Artikel wortgetreu aus dem Agramer &#x201E;Slavenski Jug&#x201C; übersetzt:</p>
          <p><hi rendition="#g">Lemberg,</hi> 22. März. Auch die Protektionskinder des Herrn Stadion, die Russinen (Ruthenen) sind mit der octroyirten Verfassung nicht zufrieden und äußern sich bitter über traurige Enttäuschung ihrer Hoffnungen. In den ersten Tagen nach Proklamirung der oktroyirten Charte hielt die &#x201E;Rada ruska&#x201C; eine Versammlung, in welcher der Vizepräsident des Vereines, Hr. Borysikiewicz, in einer kühnen Rede &#x2012; (In Lemberg besteht noch immer der Belagerungszustand) &#x2012; die Verdienste der ruthenischen Nation um die Monarchie und den Thron, ihre unwändelbare Treue und ihr energisches Auftreten zu einer Zeit, wo fast alle Elemente sich zum Umsturz Oestreichs verschworen, auseinandersetzte. Für Alles das hätten die Ruthenen keinen Lohn erhalten, am wenigsten durch die octroyirte Charte, worin die Eintheilung Galiziens nach den Nationalitäten durchaus vermißt, und die weitern Einrichtungen in Schule, Amt und Industrie nicht dem Lande, sondern den Ministerialverordnungen vorbehalten werde. Hr. Borysikiewicz stellte daher den Antrag, eine Kommission zusammenzusetzen, die in Erwägung dieser Mißstände die nöthigen Maßregeln zur Beseitigung derselben in Berathung nehmen und dem Verein zu referiren hätte. In Folge dieses energischen Auftretens der «Rada ruska» wurde sie höhern Orts angewiesen, <hi rendition="#g">derlei Demonstrationen bei Seite zu lassen</hi> und <hi rendition="#g">ihre Thätigkeit religiösen Gegenständen (!) zuzuwenden.</hi> (Der Verein besteht zum größten Theil aus Geistlichen des griechischen Ritus.)</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Italien.</head>
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          <p><bibl><author>*</author></bibl> Wir haben bereits in unseren Berichten über den Kampf Genua's das verrätherische Verfahren des englischen Commodore Lord Hardwick signalisirt. Der &#x201E;National&#x201C; theilt nunmehr folgenden Brief mit, welchen Avezzana damals an den Kommandanten der &#x201E;Rache&#x201C; richtete:</p>
          <p><hi rendition="#g">Genua,</hi> den 9. April. Mein Herr! Die Flagge, welche auf Ihrem Schiffe wehte, als Sie in unsern Hafen einfuhren, war die Flagge einer befreundeten und geachteten Nation; Sie wurden empfangen wie ein Freund; Sie genossen die Gastfreundschaft der Stadt und des Hafens.</p>
          <p>Sie belohnten die Stadt hierfür, indem Sie in dem Freiheitskampf derselben Partei gegen das Volk ergriffen; Sie waren freigebig mit Rathschlägen, die man von Ihnen nicht verlangte. Sie besuchten unsere Vertheidigungswerke und warfen in eigener Person die Kugeln einer Batterie in's Meer, die dem Volke gehörte. Sie drohten selbst, auf die Batterie zu feuern, und legten in der That Ihr Schiff in den Hafendamm, um es zum Gefechte bereit zu halten. Ihr Schiff befindet sich in diesem Augenblick in einer feindlichen Stellung, welches, wie ich die feste Ueberzeugung habe, dem Wunsche des englischen Volkes entgegen ist.</p>
          <p>Durch dieses Betragen, mein Herr, haben Sie und Ihr Schiff die Gesetze der Ehre überschritten (without the pale of honor). Die Lage der Dinge berechtigt mich, unverzüglich Feuer auf Sie geben zu lassen. Ich will indeß von Ihrer Unvorsichtigkeit keinen Vortheil ziehen, und lasse Ihnen hiermit bis 6 Uhr Zeit, über Ihre Streiche nachzudenken; wenn aber nach Ablauf dieser Frist Ihr Schiff nicht eine vollkommen friedliche Stellung eingenommen hat, werden die Batterien des Volkes auf Sie gerichtet werden, und ich werde Ihr Schiff in Grund schießen, bevor es noch die Anker lichten kann. Wenn Ihre Regierung den Oberbefehl über ihre Staatsschiffe nur Leuten von Rang übergiebt, so wird sie nach diesem Vorfall begreifen, daß dieselben auch Leute von Einsicht sein müssen.</p>
          <p>Ich bin, mein Herr, Euer Lordschaft ganz ergebener Diener General <hi rendition="#g">Joseph Avezzana.</hi> </p>
          <p>Die Turiner Journale bringen das königliche Dekret über die &#x201E;Pacification&#x201C; Genuas, wonach folgende Insurgentenchefs von der allgemeinen Amnestie ausgeschlossen werden: General Joseph Avezzana, Advokat David Morchio, Advokat Lazolli, Advokat Pellegrini, Costantino Reta, Nicolo Accame, Goldarbeiter Gianne, Bizzini, Marquis Combiaso, Advokat Camponella, G.-B. Albertini und Goldarbeiter Weber.</p>
          <p>Aus Paris meldet man vom 18., daß in Marseille mit dem Packetboot &#x201E;Ocean&#x201C; zahlreiche Flüchtlinge aus Genua angekommen seien, unter denen sich auch Avezzana und der Kaufmann Albertini, Mitglied der provisorischen Regierung, befinden sollen.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Catania, 8. April.</head>
          <p>Nach einer Privatkorrespondenz des &#x201E;Morning Herald&#x201C; wurde die herrliche Stadt <hi rendition="#g">Catania</hi> am 7. April nach einem verzweifelten Kampfe zu Lande und zu Wasser, der 2 Tage und 3 Nächte andauerte, erobert. Tausende der Bewohner wurden von Feuer oder Schwert dahingerafft und die glänzenden Paläste, wie die comfortablen Häuser des Mittelstandes in einen Schutthaufen rauchender Trümmer verwandelt. Die Neapolitaner, resp. Schweizer, zählen 800 Todte und Verwundete. Die Einzelheiten über die von Filangieri ausgeführten Operationen sind von der empörendsten Art. Dte Catanesen, meist Manufakturisten, haben den entschlossensten Widerstand gegen die Souveränetät des Neapeler Königs geleistet. Als man am 4ten den Angriff der Königlichen vermuthete, griff die ganze Bevölkerung beiderlei Geschlechts, Jung und Alt, zu den Waffen, um den Feind abzuwarten, und dies mit einer Hingebung, mit einem Enthusiasmus, dessen je die edelsten Patrioten fähig gewesen.</p>
          <p>Jedermann that seine Pflicht. Die Straßen wurden verbarrikadirt, Kanonen nach den Forts geschafft, welche die bedrohten Punkte beherrschten, bis man ungefähr 18 bis 20 Geschütze in eine ziemlich gute Position gebracht.</p>
          <p>Eine kleine Zahl regulärer Truppen mit einem großen irregulären Haufen von Catanesen marschirten aus der Stadt etwa 5 - 6 (englische) Meilen weit dem Feinde entgegen, mit dem sie am 6. April zusammentrafen. Zerstörte Dörfer und rauchende Häuser bezeichneten den Weg der Neapolitaner und Schweizer mehrere Meilen weit der Küste entlang. Der Anblick dieser Verwüstungen dämpfte aber den Muth der Catanesen keineswegs, sondern steigerte ihn. Sie stürzten sich auf den Feind, und obgleich an Zahl sehr zurückstehend, machten sie ihm bei ihrem geordneten Rückzuge jeden Zoll Landes mit beispielloser Energie streitig.</p>
          <p>Aber der Feind drang vor, die Häuser und was von lebenden Wesen drinnen war, niederbrennend und die außerhalb befindlichen Personen zusammenhauend, bis die Catanesen auf einer Anhöhe unter dem Schutze von altrömischen Ruinen Posto faßten und den Feind längere Zeit mit seinen Angriffen abschlugen. Der letztere erhielt indeß Verstärkung, die ihn in Stand setzte, weiter gegen die Stadt vorzudringen. So fochten sich die Neapolitaner und Schweizer Schritt vor Schritt vorwärts, erstürmten die Barrikaden an den Eingängen und langten um 4 Uhr Nachmittags bei der die Stadt durchschneidenden Hauptstraße an. Sie ist über eine (englische) Meile lang. Mit den Feldgeschützen in sie hineindonnernd und mit Gewehrsalven nach Fenstern und Thorwegen, unter dem heftigsten Gegenkampfe der Einwohner, drangen die royalistischen Truppen in dieser Straße allmählig weiter vor, wobei sie jedes eroberte Haus in Brand steckten, bis endlich der größte Theil der langen Straße wie mit einer einzigen Feuersbrunst erfüllt schien und um 7 Uhr, wo der Widerstand der Einwohner dieser Straße so gut wie aufgehört hatte, standen die Kathedrale, die Universität, das Hospital und die schönsten Palläste und Privatgebäude in hellen Flammen.</p>
          <p>Die Nacht des 6. April schloß mit diesen Schrecknissen, indem das Brennen unter Begleitung von wiederholten Musketensalven bis an den Morgen fortdauerte. Der 7. April brach nun über die unglückliche Stadt heran. Die durch geistige Getränke erhitzten, und durch den schweren Verlust, den sie erlitten hatten, zu wüthenden Thieren gewordenen royalistischen Truppen begannen nun erst ihr eigentliches Helden-, ihr Mordhandwerk. Die Stadt wurde ihnen preisgegeben und eine Plünderung mit den unerhörtesten Scheußlichkeiten und Brutalitäten begann, die vom frühen Morgen des 7. April bis zum 8. April Nachmittags fortgesetzt wurde. Auch nur eine annähernde Schilderung dieser Schreckensscenen und Greuelthaten versuchen zu wollen, wäre Thorheit und jede Feder würde den Dienst versagen. Ich sage Ihnen nur, daß das Morden und Nothzüchtigen vielleicht nirgends und zu keiner Zeit in diesem Maaße vorgekommen, weder Alter noch Geschlecht fand Erbarmen bei der verthierten Soldateska. Am zweiten Tage (!!) versuchte der englische Vizekonsul und der Kommandeur des englischen Dämpfers &#x201E;Bulldog&#x201C; dem blutigen Werk durch seine Dazwischenkunst Einhalt zu thun. Ihre Bemühungen waren von geringem Erfolge, bis die Stadt in Trümmern lag und mit Leichen angefüllt war.</p>
          <p>Während dies auf dem Lande geschah, bombardirte die neapolitanische Flotte, aus 3 Fregatten und 10 Kriegsdämpfern bestehend, mit Bomben und Granaten die Stadt.</p>
          <p>Die französische Dampffregatte &#x201E;Descartes&#x201C; und die englische Dampffregatte &#x201E;Bulldog&#x201C; lagen während all' dieser Vorgänge ruhig vor Catania, nicht um die eben gedachten Gräuel zu verhüten, sondern zum Schutz ihrer Landsleute, die sich am Bord der Schiffe in Sicherheit bringen wollten. Sie segelten am 8. April zugleich mit der neapolitanischen Flotte nach Siragossa.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar278_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Malta, 11. April.</head>
          <p>Ein Korrespondent des &#x201E;Standard&#x201C; berichtet über die Einnahme von Siragossa (Syrakus) auf Sizilien Folgendes:</p>
          <p>Nach der Erstürmung Catania's (s. unter Catania) marschirten die Neapolitaner gegen Siragossa. Diese Stadt hat ohne Kampf kapitulirt. Der polnische General Wierczowski, der dort kommandirte, flüchtete sich auf den englischen Dämpfer Bulldog. Die neapolitanische Flotte empfing unterwegs zwischen Catania und Siragossa die Kapitulation der Stadt Agosta.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar278_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 14. April.</head>
          <p>Der Gemeinderath in Alessandria ist durch einen Kabinetsbefehl aufgelöst.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar278_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 13. April.</head>
          <p>Seit der Niederlage bei Novarra hat sich in Piemont Alles umgestaltet und in welcher Art, das ist sehr leicht zu beurtheilen, wenn man die Antecedentien der Leute kennt, die durch die neusten Ereignisse an die Spitze gekommen sind. Da haben wir z. B. Herrn De-Launay, Premier und Minister des Auswärtigen. Das ist wirklich schön! In Epochen des Verraths treten die Verräther zusammen. Durch die Wahl eines solchen Menschen legt die Piemontesische Aristokratie klar die Gesinnung zu Tage, mit der sie den Unabhängigkeitskampf führte und endigte.</p>
          <p>De-Launay ist jener Vicekönig von Sardinien, der gleich nach Erlaß des königlichen Statuts von den Bewohnern der Insel, die eben so über seine Aufführung im Privatleben skandalisirt, als über seinen Ultra-Despotismus entrüstet waren, aus Cagliari verjagt wurde.</p>
          <p>In Betreff seiner frühern Verwaltung erwähnen wir folgender Thatsache: Zur Zeit des &#x201E;Savoyer-Zuges&#x201C; kommandirte er eine Schwadron an der Gränze. Durch Romarino's Verrath kam es zu keinem Kampfe. Trotzdem wurde unser Held, der durch Ungeschicklichkeit von seinem Pferde einen Hufschlag erhalten, wegen dieser &#x201E;Waffenthat&#x201C; dekorirt, und seit der Zeit stieg er reißend schnell von Stufe zu Stufe bis zur Würde eines Vizekönigs empor. Jetzt, wo er sich mit seinem Gegner von ehemals, mit Romarino, in dem nämlichen Lager befindet, kann man ohne Gefahr muthmaßen, daß sie sich zu verstehen und in vollständiger Harmonie zu leben wissen werden.</p>
          <p>Die Erzählung der De-Launay'schen Feldzüge ist sehr kurz. Er hat nur einen einzigen, und zwar in der Gegend von Chambery, mitgemacht, wo er, wir wissen nicht bei welcher Gelegenheit seiner Mission, die nichts weniger als frommen Einwohner jener Stadt eines Tages an der Spitze eines Kavallerie-Regiments chargiren wollte. Allein das Regiment verweigerte den Gehorsam und ließ seinen unglücklichen Obersten unter Pfeifen, Zischen und Heulen der Bevölkerung ruhig von dannen reiten. Jener Tag erwarb ihm den Spitznamen: &#x201E;Prozessions-General.&#x201C;</p>
          <p>Solche Dienste waren in der That mehr als passend, um ihn der Piemontesischen Aristokratie zu empfehlen. Allein er hat noch einen größern Anspruch auf ihre Achtung, der auch die wahre Ursache seines erstaunlich schnellen Avancements gewesen ist. Er ist &#x2012; Sie haben es schon errathen &#x2012; ein Verräther.</p>
          <p>Savoyen war noch im Jahre 1815 mit Frankreich vereinigt. De-Launay wurde bei der allgemeinen Aushebung dem Korps der Garden zugetheilt. Als kluger Politiker jener Epoche sah er den Untergang des (napoleonischen) Kaiserreichs voraus und begab sich raschen Entschlusses in die Reihen der Sieger. Hr. De-Launay nebst andern Verräthern, wie die beiden Bellegardi und Avieronz, war es, der die Oestreicher in der Schweiz aufsuchte, ihnen die beste Passage über die Alpen zeigte und sie in's Herz seines Landes führte. Der ehemalige Führer der Bubna'schen Armee ist ganz der Mann, um Radetzki die Thore von Genua und Alessandria zu öffnen.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar278_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>43</author></bibl> Paris, 18. April.</head>
          <p>Der feige Verrath Odilon-Faucher's an der Erhebung der italienischen Völker; das Bündniß des Mondkalbes Napoleon, des Neffen des Siegers von Marengo, mit den Standrechtshunden Radetzki's, mit diesen Oestreichern, die seit der ersten Revolution, seit den Kaiserkriegen und den Traktaten von 1815 für jeden Franzosen der Erbfeind der Nation und der höchste Ausdruck seines Nationalhasses sind; diese ganze verächtliche Heuchelei einer korrumpirten &#x201E;honetten&#x201C; Kammermajorität, alles das war das Letzte, was den Franzosen an Schmach noch geboten werden konnte. Odilon-Barrot spricht von der &#x201E;Nothwendigkeit,&#x201C; den Oestreichern in Rom zuvorzukommen; es handelt sich für ihn darum, wer am schnellsten die Niederträchtigkeit ins Werk setzen und den Ruhm davontragen solle, die römische Republik vernichtet und die päbstliche Braut heimgeführt zu haben. Der feiste Regentschaftsminister vom Februar weist den Verdacht einer &#x201E;Association&#x201C; mit den Oestreichern zurück, um dafür mit den Standrechtshunden in offene Konkurrenz zu treten. Die Presse, selbst die gemäßigte und honette, theilt heute die allgemeine Entrüstung, welche sich überall in Paris Luft macht. Der &#x201E;National,&#x201C; dessen ehemalige Kriegspartei in ihrer katholischen Hälfte selbst in diesen schmutzigen Verrath verwickelt ist, deklamirt voll Zorn gegen die Phrase der &#x201E;wahren Freiheit,&#x201C; in welche der kapitolinische Bauchredner seinen Unterdrückungszug gegen die Römer einkleidet; der &#x201E;National&#x201C; vergißt nur die Worte, die einst sein Freund und Retter Cavaignac von den Trümmern des Faubourg St. Antoine, unter dem Röcheln der hingeschlachteten Juni-Insurgenten ausrief: &#x201E;Die Sache der wahren Freiheit hat gesiegt!&#x201C; Die &#x201E;wahre Freiheit&#x201C; Cavaignac's und die &#x201E;wahre Freiheit&#x201C; Odilon-Faucher's! Terrorismus nach Innen, Feigheit und Schmach nach Außen, &#x2012; von welchem Tag datirt diese honette und gemäßigte Politik? Die Politik der Odilon-Faucher's ist nur die Fortsetzung der Politik des Juni, und Herr Lamoricière, der Freund und Bundesgenosse der &#x201E;National-Männer&#x201C; Marrast, und Cavaignac hat Recht, wenn er hier mit Thiers und Duvergier de Hauranne geht. Die Franzosen wissen es, und der &#x201E;National&#x201C; fühlt es eben so gut, daß nicht bloß mit den Odilon's und Fallour's, sondern mit den Junihelden zugleich ein Ende gemacht werden muß, denen man Jene verdankt.</p>
          <p>Die französische Revolution von 1848 ist mit der Expedition nach Civita-Vecchia glücklich bei der &#x201E;Revolutions-Epoche&#x201C; wieder angekommen. Die &#x201E;Restauration des Pabstes&#x201C; durch die französische Republik ist die Fortsetzung des russischen Restaurationsversuches in Ungarn, und wenn die europäische Contrerevolution ihre
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</TEI>
[1568/0002] unbekannten, Referendarius erlaubt hat. Derselbe hatte schon früher Berlin bewohnt, und beabsichtigte dort wiederum seinen längern Aufenthalt zu nehmen. Die dermaligen Umstände bewogen ihn aber, auf Anrathen einiger Freunde seinen Reisepaß mit der Anfrage an den Polizeiknecht Hinkeldey zu senden, ob ihm auf Grund desselben ein zweimonatlicher Aufenthalt in Berlin gestattet würde. Statt den Paß, wie es verlangt wurde, und sich von selbst versteht, sofort zurückzuschicken, behält Hinkeldey ohne Antwort zu geben denselben während vier ganzen Wochen, und schickt ihn dann mit einer unverschämten abschläglichen Antwort an das hiesige Polizeipräsidium zurück. In dieser Antwort ist nicht nur keine Begründung der verweigerten Zureise nach Berlin enthalten, sondern der Polizeiknecht Hinkeldey erlaubt sich darin auch noch die Frechheit, den noch in Diensten stehenden Referendar zu einem „vormaligen“ zu machen. Wahrscheinlich hat der Polizeiknecht Hinkeldey den Paß, obwohl er für sich selbst die königl. preuß. Unverdächtigkeit auszuweisen im Stande war, nach allen vier Weltgegenden zur Spionage umhergeschickt, und dadurch erfahren, daß der Inhaber der königl. preuß. Hostie keineswegs von der Gesinnung des Polizeiknechts Hinkeldey ist. Sie können daraus ermessen, welche vortreffliche Garantieen der Schürzen-Abentheurer und sogenannten Demokrat Schütte dem Polizeiknecht Hinkeldey gewähren muß, wenn seinem Aufenthalt in Berlin kein Hinderniß in den Weg gelegt wird. Sie können dies noch mehr daraus ermessen, daß Schütte in Berlin den Belagerungszustand in voller Glorie genießen darf, er, den Windischgrätz in seiner Bornirtheit neben Bem und Messenhauser todt oder lebendig ausgeliefert haben wollte ‒ während der Kadett Höcke, ebenfalls Wiener Flüchtling, und noch dazu ganz unbekannt, von den Preußen an die österreichischen Standrechts-Canaillen ausgeliefert wird!! Die polizeilichen Heimsuchungen in den Wohnungen sind hier ebenfalls in schönster Blüthe. Auch wenn man seinen Paß abgegeben hat, überrascht einen am andern Morgen schon ein neugieriger Kommissarius mit den indiskretesten Fragen, die sich bis ins innere Familienleben verlieren, worauf man von den dazu angestellten Bütteln auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Zu diesen polizeilichen Quälereien gehört auch, daß mißliebige Fremde (eingeborne Preußen) alle 8 Tage eine neue Aufenthaltskarte lösen, und dafür 5 Groschen Steuer bezahlen müssen. Die Prellerei dabei ist noch ärger als die Plackerei. Wien, 16. April. Der Stellvertreter des Militär- und Civil-Gouverneurs, Feldmarschall-Lieutenant Böhm, hat nachstehende Ansprache an die Bewohner der Hauptstadt erlassen: „An die Einwohner Wiens. Se. Majestät haben dem Feldzeugmeister Freiherrn v. Welden eine andere, wichtige Aufgabe anzuvertreten und mich zum kommandirenden General in Ober-und Nieder-Oestreich und Stellvertreter des Gouverneurs zu ernennen geruht. Es wird meine Sorge sein, die während des Ausnahmezustandes von meinem Vorgänger angeordneten Maßregeln mit strengster Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Die friedlichen Bürger Wiens sollen denselben Schutz wie bisher finden; den Uebelgesinnten, den Störern der öffentlichen Ruhe und Ordnung aber werde ich mit Kraft entgegenzutreten und ihre Pläne zu vereiteln wissen. Wien, den 15. April 1849. Der kommandirende General in Ober- und Nieder-Oestreich und Stellvertreter des Militär- und Civilgouverneurs: Freiherr Böhm, Feldmarschall-Lieutenant.“ * Aus Schleswig-Holstein, 16. April. _ Polen. * Wir brachten schon neulich eine Korrespondenz aus Lemberg, die von der Unzufriedenheit der Ruthenen und ihres Nationalcomité's (Rada ruska) mit der oktroyirten östreichischen Verfassung sprach. Einem südslavischen Blatte entnehmen wir nun eine Ergänzung dieser Korrespondenz. Wir geben diesen Artikel wortgetreu aus dem Agramer „Slavenski Jug“ übersetzt: Lemberg, 22. März. Auch die Protektionskinder des Herrn Stadion, die Russinen (Ruthenen) sind mit der octroyirten Verfassung nicht zufrieden und äußern sich bitter über traurige Enttäuschung ihrer Hoffnungen. In den ersten Tagen nach Proklamirung der oktroyirten Charte hielt die „Rada ruska“ eine Versammlung, in welcher der Vizepräsident des Vereines, Hr. Borysikiewicz, in einer kühnen Rede ‒ (In Lemberg besteht noch immer der Belagerungszustand) ‒ die Verdienste der ruthenischen Nation um die Monarchie und den Thron, ihre unwändelbare Treue und ihr energisches Auftreten zu einer Zeit, wo fast alle Elemente sich zum Umsturz Oestreichs verschworen, auseinandersetzte. Für Alles das hätten die Ruthenen keinen Lohn erhalten, am wenigsten durch die octroyirte Charte, worin die Eintheilung Galiziens nach den Nationalitäten durchaus vermißt, und die weitern Einrichtungen in Schule, Amt und Industrie nicht dem Lande, sondern den Ministerialverordnungen vorbehalten werde. Hr. Borysikiewicz stellte daher den Antrag, eine Kommission zusammenzusetzen, die in Erwägung dieser Mißstände die nöthigen Maßregeln zur Beseitigung derselben in Berathung nehmen und dem Verein zu referiren hätte. In Folge dieses energischen Auftretens der «Rada ruska» wurde sie höhern Orts angewiesen, derlei Demonstrationen bei Seite zu lassen und ihre Thätigkeit religiösen Gegenständen (!) zuzuwenden. (Der Verein besteht zum größten Theil aus Geistlichen des griechischen Ritus.) Italien. * Wir haben bereits in unseren Berichten über den Kampf Genua's das verrätherische Verfahren des englischen Commodore Lord Hardwick signalisirt. Der „National“ theilt nunmehr folgenden Brief mit, welchen Avezzana damals an den Kommandanten der „Rache“ richtete: Genua, den 9. April. Mein Herr! Die Flagge, welche auf Ihrem Schiffe wehte, als Sie in unsern Hafen einfuhren, war die Flagge einer befreundeten und geachteten Nation; Sie wurden empfangen wie ein Freund; Sie genossen die Gastfreundschaft der Stadt und des Hafens. Sie belohnten die Stadt hierfür, indem Sie in dem Freiheitskampf derselben Partei gegen das Volk ergriffen; Sie waren freigebig mit Rathschlägen, die man von Ihnen nicht verlangte. Sie besuchten unsere Vertheidigungswerke und warfen in eigener Person die Kugeln einer Batterie in's Meer, die dem Volke gehörte. Sie drohten selbst, auf die Batterie zu feuern, und legten in der That Ihr Schiff in den Hafendamm, um es zum Gefechte bereit zu halten. Ihr Schiff befindet sich in diesem Augenblick in einer feindlichen Stellung, welches, wie ich die feste Ueberzeugung habe, dem Wunsche des englischen Volkes entgegen ist. Durch dieses Betragen, mein Herr, haben Sie und Ihr Schiff die Gesetze der Ehre überschritten (without the pale of honor). Die Lage der Dinge berechtigt mich, unverzüglich Feuer auf Sie geben zu lassen. Ich will indeß von Ihrer Unvorsichtigkeit keinen Vortheil ziehen, und lasse Ihnen hiermit bis 6 Uhr Zeit, über Ihre Streiche nachzudenken; wenn aber nach Ablauf dieser Frist Ihr Schiff nicht eine vollkommen friedliche Stellung eingenommen hat, werden die Batterien des Volkes auf Sie gerichtet werden, und ich werde Ihr Schiff in Grund schießen, bevor es noch die Anker lichten kann. Wenn Ihre Regierung den Oberbefehl über ihre Staatsschiffe nur Leuten von Rang übergiebt, so wird sie nach diesem Vorfall begreifen, daß dieselben auch Leute von Einsicht sein müssen. Ich bin, mein Herr, Euer Lordschaft ganz ergebener Diener General Joseph Avezzana. Die Turiner Journale bringen das königliche Dekret über die „Pacification“ Genuas, wonach folgende Insurgentenchefs von der allgemeinen Amnestie ausgeschlossen werden: General Joseph Avezzana, Advokat David Morchio, Advokat Lazolli, Advokat Pellegrini, Costantino Reta, Nicolo Accame, Goldarbeiter Gianne, Bizzini, Marquis Combiaso, Advokat Camponella, G.-B. Albertini und Goldarbeiter Weber. Aus Paris meldet man vom 18., daß in Marseille mit dem Packetboot „Ocean“ zahlreiche Flüchtlinge aus Genua angekommen seien, unter denen sich auch Avezzana und der Kaufmann Albertini, Mitglied der provisorischen Regierung, befinden sollen. * Catania, 8. April. Nach einer Privatkorrespondenz des „Morning Herald“ wurde die herrliche Stadt Catania am 7. April nach einem verzweifelten Kampfe zu Lande und zu Wasser, der 2 Tage und 3 Nächte andauerte, erobert. Tausende der Bewohner wurden von Feuer oder Schwert dahingerafft und die glänzenden Paläste, wie die comfortablen Häuser des Mittelstandes in einen Schutthaufen rauchender Trümmer verwandelt. Die Neapolitaner, resp. Schweizer, zählen 800 Todte und Verwundete. Die Einzelheiten über die von Filangieri ausgeführten Operationen sind von der empörendsten Art. Dte Catanesen, meist Manufakturisten, haben den entschlossensten Widerstand gegen die Souveränetät des Neapeler Königs geleistet. Als man am 4ten den Angriff der Königlichen vermuthete, griff die ganze Bevölkerung beiderlei Geschlechts, Jung und Alt, zu den Waffen, um den Feind abzuwarten, und dies mit einer Hingebung, mit einem Enthusiasmus, dessen je die edelsten Patrioten fähig gewesen. Jedermann that seine Pflicht. Die Straßen wurden verbarrikadirt, Kanonen nach den Forts geschafft, welche die bedrohten Punkte beherrschten, bis man ungefähr 18 bis 20 Geschütze in eine ziemlich gute Position gebracht. Eine kleine Zahl regulärer Truppen mit einem großen irregulären Haufen von Catanesen marschirten aus der Stadt etwa 5 - 6 (englische) Meilen weit dem Feinde entgegen, mit dem sie am 6. April zusammentrafen. Zerstörte Dörfer und rauchende Häuser bezeichneten den Weg der Neapolitaner und Schweizer mehrere Meilen weit der Küste entlang. Der Anblick dieser Verwüstungen dämpfte aber den Muth der Catanesen keineswegs, sondern steigerte ihn. Sie stürzten sich auf den Feind, und obgleich an Zahl sehr zurückstehend, machten sie ihm bei ihrem geordneten Rückzuge jeden Zoll Landes mit beispielloser Energie streitig. Aber der Feind drang vor, die Häuser und was von lebenden Wesen drinnen war, niederbrennend und die außerhalb befindlichen Personen zusammenhauend, bis die Catanesen auf einer Anhöhe unter dem Schutze von altrömischen Ruinen Posto faßten und den Feind längere Zeit mit seinen Angriffen abschlugen. Der letztere erhielt indeß Verstärkung, die ihn in Stand setzte, weiter gegen die Stadt vorzudringen. So fochten sich die Neapolitaner und Schweizer Schritt vor Schritt vorwärts, erstürmten die Barrikaden an den Eingängen und langten um 4 Uhr Nachmittags bei der die Stadt durchschneidenden Hauptstraße an. Sie ist über eine (englische) Meile lang. Mit den Feldgeschützen in sie hineindonnernd und mit Gewehrsalven nach Fenstern und Thorwegen, unter dem heftigsten Gegenkampfe der Einwohner, drangen die royalistischen Truppen in dieser Straße allmählig weiter vor, wobei sie jedes eroberte Haus in Brand steckten, bis endlich der größte Theil der langen Straße wie mit einer einzigen Feuersbrunst erfüllt schien und um 7 Uhr, wo der Widerstand der Einwohner dieser Straße so gut wie aufgehört hatte, standen die Kathedrale, die Universität, das Hospital und die schönsten Palläste und Privatgebäude in hellen Flammen. Die Nacht des 6. April schloß mit diesen Schrecknissen, indem das Brennen unter Begleitung von wiederholten Musketensalven bis an den Morgen fortdauerte. Der 7. April brach nun über die unglückliche Stadt heran. Die durch geistige Getränke erhitzten, und durch den schweren Verlust, den sie erlitten hatten, zu wüthenden Thieren gewordenen royalistischen Truppen begannen nun erst ihr eigentliches Helden-, ihr Mordhandwerk. Die Stadt wurde ihnen preisgegeben und eine Plünderung mit den unerhörtesten Scheußlichkeiten und Brutalitäten begann, die vom frühen Morgen des 7. April bis zum 8. April Nachmittags fortgesetzt wurde. Auch nur eine annähernde Schilderung dieser Schreckensscenen und Greuelthaten versuchen zu wollen, wäre Thorheit und jede Feder würde den Dienst versagen. Ich sage Ihnen nur, daß das Morden und Nothzüchtigen vielleicht nirgends und zu keiner Zeit in diesem Maaße vorgekommen, weder Alter noch Geschlecht fand Erbarmen bei der verthierten Soldateska. Am zweiten Tage (!!) versuchte der englische Vizekonsul und der Kommandeur des englischen Dämpfers „Bulldog“ dem blutigen Werk durch seine Dazwischenkunst Einhalt zu thun. Ihre Bemühungen waren von geringem Erfolge, bis die Stadt in Trümmern lag und mit Leichen angefüllt war. Während dies auf dem Lande geschah, bombardirte die neapolitanische Flotte, aus 3 Fregatten und 10 Kriegsdämpfern bestehend, mit Bomben und Granaten die Stadt. Die französische Dampffregatte „Descartes“ und die englische Dampffregatte „Bulldog“ lagen während all' dieser Vorgänge ruhig vor Catania, nicht um die eben gedachten Gräuel zu verhüten, sondern zum Schutz ihrer Landsleute, die sich am Bord der Schiffe in Sicherheit bringen wollten. Sie segelten am 8. April zugleich mit der neapolitanischen Flotte nach Siragossa. * Malta, 11. April. Ein Korrespondent des „Standard“ berichtet über die Einnahme von Siragossa (Syrakus) auf Sizilien Folgendes: Nach der Erstürmung Catania's (s. unter Catania) marschirten die Neapolitaner gegen Siragossa. Diese Stadt hat ohne Kampf kapitulirt. Der polnische General Wierczowski, der dort kommandirte, flüchtete sich auf den englischen Dämpfer Bulldog. Die neapolitanische Flotte empfing unterwegs zwischen Catania und Siragossa die Kapitulation der Stadt Agosta. * Turin, 14. April. Der Gemeinderath in Alessandria ist durch einen Kabinetsbefehl aufgelöst. * Turin, 13. April. Seit der Niederlage bei Novarra hat sich in Piemont Alles umgestaltet und in welcher Art, das ist sehr leicht zu beurtheilen, wenn man die Antecedentien der Leute kennt, die durch die neusten Ereignisse an die Spitze gekommen sind. Da haben wir z. B. Herrn De-Launay, Premier und Minister des Auswärtigen. Das ist wirklich schön! In Epochen des Verraths treten die Verräther zusammen. Durch die Wahl eines solchen Menschen legt die Piemontesische Aristokratie klar die Gesinnung zu Tage, mit der sie den Unabhängigkeitskampf führte und endigte. De-Launay ist jener Vicekönig von Sardinien, der gleich nach Erlaß des königlichen Statuts von den Bewohnern der Insel, die eben so über seine Aufführung im Privatleben skandalisirt, als über seinen Ultra-Despotismus entrüstet waren, aus Cagliari verjagt wurde. In Betreff seiner frühern Verwaltung erwähnen wir folgender Thatsache: Zur Zeit des „Savoyer-Zuges“ kommandirte er eine Schwadron an der Gränze. Durch Romarino's Verrath kam es zu keinem Kampfe. Trotzdem wurde unser Held, der durch Ungeschicklichkeit von seinem Pferde einen Hufschlag erhalten, wegen dieser „Waffenthat“ dekorirt, und seit der Zeit stieg er reißend schnell von Stufe zu Stufe bis zur Würde eines Vizekönigs empor. Jetzt, wo er sich mit seinem Gegner von ehemals, mit Romarino, in dem nämlichen Lager befindet, kann man ohne Gefahr muthmaßen, daß sie sich zu verstehen und in vollständiger Harmonie zu leben wissen werden. Die Erzählung der De-Launay'schen Feldzüge ist sehr kurz. Er hat nur einen einzigen, und zwar in der Gegend von Chambery, mitgemacht, wo er, wir wissen nicht bei welcher Gelegenheit seiner Mission, die nichts weniger als frommen Einwohner jener Stadt eines Tages an der Spitze eines Kavallerie-Regiments chargiren wollte. Allein das Regiment verweigerte den Gehorsam und ließ seinen unglücklichen Obersten unter Pfeifen, Zischen und Heulen der Bevölkerung ruhig von dannen reiten. Jener Tag erwarb ihm den Spitznamen: „Prozessions-General.“ Solche Dienste waren in der That mehr als passend, um ihn der Piemontesischen Aristokratie zu empfehlen. Allein er hat noch einen größern Anspruch auf ihre Achtung, der auch die wahre Ursache seines erstaunlich schnellen Avancements gewesen ist. Er ist ‒ Sie haben es schon errathen ‒ ein Verräther. Savoyen war noch im Jahre 1815 mit Frankreich vereinigt. De-Launay wurde bei der allgemeinen Aushebung dem Korps der Garden zugetheilt. Als kluger Politiker jener Epoche sah er den Untergang des (napoleonischen) Kaiserreichs voraus und begab sich raschen Entschlusses in die Reihen der Sieger. Hr. De-Launay nebst andern Verräthern, wie die beiden Bellegardi und Avieronz, war es, der die Oestreicher in der Schweiz aufsuchte, ihnen die beste Passage über die Alpen zeigte und sie in's Herz seines Landes führte. Der ehemalige Führer der Bubna'schen Armee ist ganz der Mann, um Radetzki die Thore von Genua und Alessandria zu öffnen. Französische Republik. 43 Paris, 18. April. Der feige Verrath Odilon-Faucher's an der Erhebung der italienischen Völker; das Bündniß des Mondkalbes Napoleon, des Neffen des Siegers von Marengo, mit den Standrechtshunden Radetzki's, mit diesen Oestreichern, die seit der ersten Revolution, seit den Kaiserkriegen und den Traktaten von 1815 für jeden Franzosen der Erbfeind der Nation und der höchste Ausdruck seines Nationalhasses sind; diese ganze verächtliche Heuchelei einer korrumpirten „honetten“ Kammermajorität, alles das war das Letzte, was den Franzosen an Schmach noch geboten werden konnte. Odilon-Barrot spricht von der „Nothwendigkeit,“ den Oestreichern in Rom zuvorzukommen; es handelt sich für ihn darum, wer am schnellsten die Niederträchtigkeit ins Werk setzen und den Ruhm davontragen solle, die römische Republik vernichtet und die päbstliche Braut heimgeführt zu haben. Der feiste Regentschaftsminister vom Februar weist den Verdacht einer „Association“ mit den Oestreichern zurück, um dafür mit den Standrechtshunden in offene Konkurrenz zu treten. Die Presse, selbst die gemäßigte und honette, theilt heute die allgemeine Entrüstung, welche sich überall in Paris Luft macht. Der „National,“ dessen ehemalige Kriegspartei in ihrer katholischen Hälfte selbst in diesen schmutzigen Verrath verwickelt ist, deklamirt voll Zorn gegen die Phrase der „wahren Freiheit,“ in welche der kapitolinische Bauchredner seinen Unterdrückungszug gegen die Römer einkleidet; der „National“ vergißt nur die Worte, die einst sein Freund und Retter Cavaignac von den Trümmern des Faubourg St. Antoine, unter dem Röcheln der hingeschlachteten Juni-Insurgenten ausrief: „Die Sache der wahren Freiheit hat gesiegt!“ Die „wahre Freiheit“ Cavaignac's und die „wahre Freiheit“ Odilon-Faucher's! Terrorismus nach Innen, Feigheit und Schmach nach Außen, ‒ von welchem Tag datirt diese honette und gemäßigte Politik? Die Politik der Odilon-Faucher's ist nur die Fortsetzung der Politik des Juni, und Herr Lamoricière, der Freund und Bundesgenosse der „National-Männer“ Marrast, und Cavaignac hat Recht, wenn er hier mit Thiers und Duvergier de Hauranne geht. Die Franzosen wissen es, und der „National“ fühlt es eben so gut, daß nicht bloß mit den Odilon's und Fallour's, sondern mit den Junihelden zugleich ein Ende gemacht werden muß, denen man Jene verdankt. Die französische Revolution von 1848 ist mit der Expedition nach Civita-Vecchia glücklich bei der „Revolutions-Epoche“ wieder angekommen. Die „Restauration des Pabstes“ durch die französische Republik ist die Fortsetzung des russischen Restaurationsversuches in Ungarn, und wenn die europäische Contrerevolution ihre

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 278. Köln, 21. April 1849, S. 1568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz278_1849/2>, abgerufen am 09.11.2024.