Neue Rheinische Zeitung. Nr. 281. Köln, 25. April 1849.gertod und Pest mussten nothwendig als letzte Frucht auf diesem ächt christlich-germanischen Boden heranreifen. Wer noch zum Stehlen die Fähigkeit hat, der stiehlt. Das ist die einzige Form, in welcher der ver-irländerte Oberschlesier gegen das christliche Germanen- und Raubritterthum thatsächliche Opposition macht. Auf den nächsten Stufen wird gebettelt; schaarenweise sieht man die verelendeten Gestalten von einem Ort zum andern ziehen. In dritter Reihe erblicken wir Diejenigen, welche weder zum Stehlen, noch zum Betteln Kraft und Geschick haben. Auf ihren Lagern von vermodertem oder verfaultem Stroh hält der epidemische Würgengel seine ergiebigste Rundschau. Das sind die Früchte einer hundertjährigen, gottbegnadeten, monarchischen Regierung und der mit ihr verbundeten Ritterschaft und Büreaukratie. Hier hilft nur eine Radikalkur. Die Raubritter müssen ihre Beute, die sie dem Landvolk seit 30 Jahren abgezwungen, herausgeben; sie müssen das Landvolk für alle an ihm begangenen Prellereien und Gaunereien entschädigen. Diese raubritterliche Entschädigungssumme wird genügen, um die Nackten zu kleiden, die Hungrigen zu speisen, die Kranken zu heilen und die Hungerpest zu bändigen. Damit diese Zustände aber nicht bald wiederkehren, müssen die großen Standesherrschaften, Majorate etc. dismembrirt werden. Alle Robotdienste und Silberzinsen müssen, wie sich von selbst versteht, unentgeldlich aufgehoben und die Ländereien, die den gnädigen Herrn verbleiben, eben so hoch besteuert werden, als die der kleinen Leute. Das Alles wird unter der jetzigen gottbegnadeten Regierung nicht geschehen und deshalb werden auch, so lange Brandenburg-Manteuffel'sche und überhaupt gottbegnadete Maximen am Ruder sind, die Oberschlesier nach wie vor dem Hunger und dem Hungertyphus schaarenweise zum Opfer fallen. Erst mit dem völligen Untergange des ganzen bisherigen raubritterlichen, gottbegnadeten Regierungssystems wird den Oberschlesiern der erste Hoffnungsstern auf eine Besserung ihrer Lage, auf Befreiung aus den Krallen des Hungers und der Hungerpest aufgeben. X Berlin, 22. April. Die Berathung der von dem Herrn Minister des Innern zusammenberufenen Versammlung von Gymnasiallehrern beginnt schon eine sehr unangenehme zu werden, da dieselbe fast nur aus den treuesten Anhängern des alten Systems zusammengesetzt ist. Die Seele derselben ist Herr Geh. Regier.-Rath Brüggemann, hinlänglich bekannt um zu begreifen, wie gefährlich der Einfluß eines solchen Mannes für unsere Schul- und kirchliche Angelegenheiten ist. In einer der letzten Sitzungen wurde die Frage aufgeworfen, ob die Schulen confessionell sein sollten oder nicht. Man wurde darüber einverstanden, daß die des Staates es nicht sein dürften, wohl aber diejenigen, welche ihren Ursprung aus alten Stiftungen herleiten, in denen es bestimmt sei, ohne auf den sehr begründeten Einwand zu achten, daß ja die meisten dieser Stiftungen vor der Reformation entstanden seien und man nach dieser keineswegs solche Scrupel gehabt habe, sondern kurzweg dieselben für protestantische Schulen benutzte. Während das Ministerium früher gar keine Commissarien in die Verfassungs-Revisions-Commission schickte, erscheint seit einiger Zeit Hr. v. Griesheim für den Kriegsminister in ihr, obwohl die militärischen Angelegenheiten gar nicht mehr vorkommen. Er ist indeß eitel genug zu glauben, daß er selbst in anderen Angelegenheiten die Mitglieder gedachter Commission durch seine hohe Weisheit nur erfreuen könne. Der Fabrikant Thouret war bekanntlich einige Tage verhaftet, weil man bei ihm noch nicht abgegebene Dienstwaffen gefunden hatte. Am Tage nach der Verhaftung wollte ihn seine Frau besuchen, um ihm einen wichtigen Geschäftsbrief zu bringen. Man verweigerte ihr die Erlaubniß dazu. Als nun Frau Thouret einwandte, der Brief sei ganz unverfänglich und könne ja vorher gelesen werden, das Geschäft müsse ja zu Grunde gehen, wenn man so allen Einfluß ihres Mannes auf dasselbe verhindere, antwortete der betreffende Polizeibeamte mit großem Gleichmuth: "Ach was, es sind schon mehr Geschäfte zu Grunde gegangen, da kann auch das noch zu Grunde gehen!" Am vergangenen Sonntage brachte es in Frankfurt der Vorsitzende des dortigen "Vereins für König und Vaterland" zur Sprache, es sei ihm von hoher Stelle der Auftrag oder Wunsch mitgetheilt worden, man möge doch ja für Adressen gegen die Aufhebung des Belagerungszustandes und gegen die Bürgerwehr Sorge tragen. Er bedaure aufrichtig, daß sich nur 123 Unterschriften dafür gefunden hätten. Da trat ein anderes Mitglied dieses gottseligen Vereins auf und erklärte, es wolle die Sache in die Hand nehmen, und verspreche bald viele Hundert Namen zusammenzubringen. Um dies zu ermöglichen, werde es in jedem Bezirk einen Colporteur engagiren und solchem für je hundert Unterschriften einen Thaler zusichern. Aus Calau ist dem Abg. Görtz-Wrisberg eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse zugekommen, worin erklärt wird, daß nur dadurch, daß der Kreis für die Wahlen zu drei verschiedenen Wahlkreisen zugetheilt worden, die Wahl so ganz reactionärer Abgeordneter, wie v. Werdeck und Peschke, möglich geworden, daß sich Calau in diesen Männern in keiner Weise vertreten sähe. Bei der zweiten Kammer sind zwei Petitionen mit vielen Hundert Unterschriften versehen, den Minister v. d. Heydt und den Ex-Minister Bodelschwingh betreffend, aus Solingen eingegangen: Die erste nimmt Bezug auf eine Rede, welche der ehemalige Volksredner, jetzige Handelsminister v. d. Heydt im vorigen Jahre hielt, worin er wörtlich sagte: "Wir dürfen dem Könige nicht mehr trauen, der Mensch hat uns so oft belogen, wir müssen Garantie haben etc. etc." und schließt daraus, daß der jetzige Minister nur dem Scheine nach seine Gesinnung geändert hat, denn wie könnte er sonst bei den früher ausgesprochenen Grundsätzen in ein Ministerium eintreten, welches das Vertrauen des Volkes nicht besitzt!? Die Petition beantragt daher: "Die hohe Versammlung wolle den Minister v. d. Heydt auffordern, dem Preußischen Volke oder dessen Vertretern gegenüber baldigst und auf das Bestimmteste zu erklären, wie er die damalige Aeußerung mit seiner jetzigen Stellung zu vereinigen im Stande ist!" Die zweite Petition beantragt, da sich aus dem im November v. J. veröffentlichten Bericht der Finanz-Commission der National-Versammlung ergeben, daß viele Gelder unverrechnet ausgegeben, welches der Vermuthung Raum giebt, daß diese Gelder den preußischen Staatsbürgern gegenüber einen zweckwidrigen und ungesetzlichen Weg eingeschlagen haben, "den ehemaligen Minister Bodelschwingh, jetzigen Abgeordneten zur zweiten Kammer schleunigst zu veranlassen, nachträglich Ausweis darüber zu geben, resp. auf das Bestimmteste zu erklären, wo die unverrechnet gebliebenen Summen sich befinden. " Das Votum der zweiten Kammer in der gestrigen Sitzung über die deutsche Frage dürfte sehr leicht ein, der Linken sehr unangenehmes Ereigniß nach sich ziehen. Die Fraction der Polen nämlich, welche bisher wenigstens größtentheils mit ihr stimmte, ist schwer durch die Verwerfung des Amendements Libelt verletzt worden; es erhob sich nur die äußerste Linke dafür. Durch die Anerkennung der deutschen Verfassung ist die Demarkationslinie jedenfalls bestätigt worden. Die Polen glauben also, daß sie demgemäß aus der Kammer austreten müßten, ja man spricht schon [unleserliches Material]von, daß von der rechten Seite aus ein dahin zielender Antrag gestellt werden soll. Großes Aufsehen in kaufmännischen Kreisen hat die Nachricht aus Oestreich erregt, daß man dort das letzte verzweifelte Mittel angewandt, und einen Zwangscours für das neuauszugebende Papiergeld einführte. Es ist höchst bemerkenswerth, daß von der polnischen Landwehr-Compagnie, welche noch bei Düppeln ins Gefecht kam, fünf Offiziere und vier Gemeine gefallen sind, die Ersteren gehörten zu den polenfeindlichsten Reaktionären. Ebenso war heute allgemein das Gerücht verbreitet, der General von Bonin sei von einem Sachsen erschossen worden. Wir tragen die letzten Worte des Ministerpräsidenten Brandenburg nach Verlesung seiner gestrigen Erklärung in der 2. Kammer nach: "Meine Herren! Ich erkenne die Macht der öffentlichen Meinung an, aber wie die Schiffsleute das Branden der Elemente um sich her... (er stockt)... man darf das Schiff nicht den Strömungen hingeben. Wir werden das niemals, niemals, niemals!" X Berlin, 22. April. Was wird nach dem Resultat der Sitzung das Ministerium thun? wir hoffen, daß es seinen Platz nicht verlassen wird und zum Nutzen der Demokratie, zur Schande der Rechten, uns noch länger seine Gegenwart schenkt. Die Sachen stehen, wie im November. Das Ministerium hat ein eklatantes Mißtrauensvotum bekommen. Lößt es die Kammer nicht auf und bleibt dennoch, so liegt darin die schmählichste Verhöhnung des "constitutionellen Rechts" und es wird eine Ehrenpflicht für Vinke, und Consorten ebenso aufzutreten wie einst die National-Versammlung, deren Verhalten sie früher nicht genug zu schmähen wußten. Danzig, 18. April. Ich eile, Ihnen die Nachricht mitzutheilen, daß sich in dieser Nacht eine dänische Kutterbrigg eine Meile von unserem Hafen vor Anker gelegt hat, um die Blockade faktisch zu vollziehen. Eine Kutterbrigg also reicht hin, um einen der größten Ostseehäfen zu schließen, dahin sind wir gelangt, nachdem ein Jahr lang von der deutschen Flotte geredet ist. Bei ganz ruhigem Wetter wäre es möglich, dem Schiffe mit unseren Kanonenjollen zu Leibe zu gehen. Danzig, 19. April. Zu der Kutterbrigg gesellte sich im Laufe des gestrigen Vormittags noch ein Briggschiff, und nachdem beide Signale gewechselt und durch Böte mit einander verkehrt hatten, entfernte sich das größere Schiff in nördlicher Richtung. Die Kutterbrigg blieb liegen. Aber auch sie hat gezeigt, daß sie faktisch nicht im Stande ist, die Blockade wieder auszuführen, denn ein englisches, mit Ballast gehendes Schiff, kam gestern, trotz der eifrigen Verfolgung des Dänen, und trotz seiner scharfen Fehlschüsse, in den Hafen. Gegen Abend entfernte sich die Brigg, augenscheinlich, um die zurückgewiesenen Schiffe auch zu verhindern, in Pillau einzulaufen. Indessen hat sich eins von diesen über Nacht in unserem Hafen eingefunden. Im Laufe des Vormittags ist die Kriegsbrigg wieder nach unserem Hafen zurückgekehrt. Sie heißt St. Croix, geführt vom Kommandeur Holm. (Osts.-Z.)Königsberg, 17. April. In den letzten 8 Tagen sind über 2000 Mann Militär von hier nach Danzig und 2 Kompagnien Landwehr nach Memel ausgerückt. Unsere Garnison wird dafür aber binnen Kurzem durch eine entsprechende Anzahl Landwehr ergänzt werden. - In Insterburg haben bei der Einkleidung der Landwehr einige Widersetzlichkeiten stattgefunden, und es sind in Folge dessen 10 Mann verhaftet worden, die vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollen. (Osts.-Z.) 15 Schleswig-Holstein, 21. April. Unsern Bericht über die Affaire bei Duppel vom 15. d. müssen wir dahin berichtigen, daß weder der Brückenkopf genommen ist, noch Kanonen erbeutet sind, im Gegentheil erbeuteten die Dänen zwei sächsische in einem Morast stecken gebliebene Kanonen. Daß nicht blos wir, sondern auch alle übrigen nicht auf dem Kriegsschauplatz sich aufhaltenden Leute, nicht besser unterrichtet waren, lag daran, daß selbst unsere "unter einer Krone Dach" vereinigte zweiköpfige, aus dem Aristokraten Revenlou und dem Renegatenbourgeois, Volksverräther Beseler bestehende, im Namen des unfreien Herzogs regierende, unverletzliche, den Schleswig-Holsteinern von dem Reichs-Eisele Souchay aufoktroyirte Statthalterschaft nicht mehr oder auch zuviel wußte. An diese, was Feigheit und Knechtsinn betrifft, in ihrer Art einzig dastehende Statthalterschaft war nämlich der Bericht so gekommen, wie wir ihn mittheilten; wir erhielten ihn aus der Hand eines bei dem Kriegsdepartement angestellten, sehr gut unterrichteten Mannes. Nach den spätern Nachrichten stellt es sich heraus, daß die deutschen Truppen weit mehr gelitten haben, als die Dänen. Die Nachricht von der Eroberung der Kanonen ist durch den Umstand hervorgerufen, daß ein Augenzeuge nach der Einnahme der Düppeler Schanzen, die Dänen sich ohne Kanonen in die Verschanzungen des Brückenkopfs am Alsener Sunde zurückziehen sah; die Dänen konnten aber keine Kanonen aus den Düppeler Schanzen mitnehmen, weil sie dort zur Zeit des Angriffs, der Morgens in der Frühe begann, gar keine hatten. Die Dänen gebrauchten nämlich die Taktik, jeden Morgen die Kanonen auf die Verschanzungen bei Düppel zu schaffen und des Abends wieder zurück in die Verschanzungen des Brückenkopfes, wo sie die Nacht über blieben, um gegen Ueberrumpelung sicher zu sein. Es standen übrigens sechs Bataillone dänischer Infanterie in den Verschanzungen, gegen die sich zwei Bataillone Baiern sehr tapfer schlugen; da es aber darauf abgesehen, dieselben nur zusammenknallen zu lassen, so ließ man sie wohlweislich lange allein fechten. Daß Verrath so gut wie voriges Jahr unter Wrangel, so jetzt unter Prittwitz wieder im Spiel ist, daran darf man nach den vorliegenden Thatsachen gar nicht mehr zweifeln. Ueberdies gewinnt das Preußenthum immer mehr Boden, so daß unsere "gespießten" Bourgeois in schwarz-weißen Jubel ausbrachen, wie die tragische Kunde von der Wahl Friedrich Wilhelms hierher drang. Als aber bald darauf der unfundirte Beseler aus einem allerhöchsten Munde erfahren, daß der König von Dänemark ein ausgezeichnet liebenswürdiger Mann (beim Champagner und unter vier Augen mit Lola Rasmussen) sei - ward ihnen seltsam zu Muth. Eine neue Einrichtung des christlich-germanischen Musterstaats, mit denen Se. Wohlweisheit "Bürgergeneral" Bonin die "schleswig-holsteinischen Unterthanen" beglückt hat, besteht in einem "Gensdarmeriekorps." Angeblich sollen diese dem schleswig-holsteinischen Militär entnommenen Gensdarmen, denen man diese Auszeichnung ihrer "patriotisch-loyalen" Gesinnung wegen ertheilte, auf dänische Spione vigiliren. Dies mag allerdings einer der Vorwände ihres aus den Taschen der Kanaille bezahlten privilegirten Müßiggangs sein; ihre Hauptaufgabe besteht aber darin, ein wachsames Auge auf alle mißliebigen Subjekte, besonders auf die für das Wohl des verrotteten absolut-feudalistischen resp. konstitutionellen Musterstaats gefährlichen Rothrepublikaner, zu haben. Da nun jeder, der nicht den ordinärsten bürgerlichen Enthusiasmus zur Schau trägt, gleich in den Geruch eines Rothrepublikaners kommt, so ist es rein unmöglich, wenn man nicht als ganz loyal bekannt und als "guter schleswig-holsteinischer Unterthan" Empfehlungen hat, nach dem Norden bis zu den Vorposten zu kommen, um dort den Verrath mit eigenen Augen anzusehen. Wenn also blos Berichte voller Siegesjubel nach dem Süden dringen, so ist das sehr natürlich. Gravenstein, 20. April. Sicherm Vernehmen nach, ist endlich von Frankfurt die Weisung ergangen, daß jetzt unverzüglich in Jütland eingerückt werden soll. Die preußische Brigade aus Westphalen ist schon nach Hadersleben marschirt, General Bonin wird jetzt sein Hauptquartier schon nach Christiansfelde vorgeschoben haben, und fast die gesammten schleswig-holsteinischen Truppen stehen nun unlängst der jütländischen Gränze, völlig bereit, dieselbe in den nächsten Stunden, wo es befohlen wird, zu überschreiten. Auch Kavallerie der deutschen Reichstruppen ist schon an 2000 Mann stark, dem General Bonin zur Verfügung gestellt worden, und wird er über weitere drei Regimenter in diesen Tagen noch zu gebieten haben. Die Quartiermacher neuer deutscher Reichstruppen treffen schon hier ein, und werden 3000 Mann nassauische und braunschweig'sche Infanterie erwartet. Auch der Herzog von Nassau wird eine Brigade unter dem unmittelbaren Befehl des Generals Prittwitz kommandiren. So eben trifft die Meldung hier ein, daß schleswig-holsteinische Truppen vor Kolding marschirt sind, ohne auf Feinde zu stoßen. Die Dänen sollen die 14,000 Mann, die sie in Jütland stehen haben, in Fridericia zusammengezogen haben, um einen Versuch zu machen, diesen in letzter Zeit befestigten Ort zu vertheidigen. Wie wir hören, wird die Landesversammlung sich nicht, wie die Regierung beantragt hat, auflösen, sondern bis zur völligen Feststellung der Landesverfassung, wie auch ihr ursprünglicher Plan und Beschluß war, auf ihrem Posten verbleiben. Um so wichtiger ist das Fortbestehen dieser Landesversammlung, da sie bei ihrem einmaligen Beschluß, daß Schleswig-Holstein in jeder Beziehung ein deutscher Staat sein müsse, fest beharren wird. Apenrade, 20. April. Heute ist die Avantgarde der schleswig-holsteinischen Armee, nämlich das 1. Jägerkorps, das 9. und 10. Infanterie-Bataillon nebst Artillerie und Kavallerie in Jütland eingerückt. (H. B.-H.)Frankfurt, 22. April. Im Badischen werden immer noch die Wahlen zur Abgeordnetenkammer verweigert. In Stockach gaben 68 Wahlmänner von 95 die Erklärung ab, daß sie es mit ihrer Ueberzeugung nicht vereinbaren könnten, eine Wahl vorzunehmen. Hr. v. Schmerling ist von seinem Ausfluge nach Stuttgart und Karlsruhe, wie es heißt, sehr zufrieden, wieder zurückgekehrt. (F. J.) * Stuttgart, 20. April. Viel Geschrei, - wie's mit der Wolle stehen wird, werden wir bald sehen. In einem deutschen Vaterlande und einem deutschen Landesvater gegenüber heißt's schon viel, wenn die Schaafheerde der "geliebten" Unterthanen auch nur etwas lauter blöckt als gewöhnlich. Ein Volk, das nicht blos schaafsmäßig zu blöcken verstünde, sondern männliche Kraft besäße und sie zu benutzen wüßte, hätte dem theuren Landesvater, diesem Hofeknecht von Metternich und Consorten, längst einen Schubs gegeben, daß er über die Gränze und vielleicht bis mitten in ein 6. oder 7. deutsches Vaterland in der Umgegend hineingepurzelt wäre. Statt dessen schickt man Deputationen und Adressen an den "Guten, Lieben und Theuren": er möge doch das Ministerium Römer-Duvernoy ja nicht entlassen. Daneben giebts Volksversammlungen, viele Reden und mehrere Beschlüsse; auch Commissionen werden ernannt und andere Anläufe genommen, um das "Spiel der konstitutionellen Gewalten" vollständig durchzumachen und abzuwickeln. Bei Hofe ist viel Luft und Wonne; dem Gottbegnadeten und seinen Lieben und Getreuen macht die ganze Geschichte viel Spaß. Denn während die guten Unterthanen sich an dem "Spiel der konstitutionellen Gewalten" erlustiren: werden still von allen Orten der Soldaten und Kanonen heranbeordert, um bei jenem konstitutionellen Spiel den beliebten Trumpf auszuspielen, falls das geliebte Volk den Spaß zu lange fortsetzen oder gar Ernst daraus machen sollte. Italien. * Die genueser Journale bringen nicht das geringste Neue von Florenz und Livorno. Das "Journal des Debats" verkündet, ohne Angabe der Quelle, daß Livorno gänzlich in Händen der "Anarchisten und Republikaner" sei, und es ist möglich, daß durch die Insurrektion von Livorno der Abgang der gewöhnlichen Korrespondenzen abgeschnitten ist. * Turin, 18. April. Die "Nazione" enthält folgende Nachricht: "Gestern kam der Ritter Buoncampagni in unserer Stadt an, um morgen wieder zurück nach Mailand zu reisen. Wie es heißt, soll er mit dem Ministerium über die Ansprüche der Oesterreicher Berathung gepflogen haben, die selbst hier außerordentlich übertrieben erscheinen. Die Einen behaupten, daß die Oesterreicher eine Modifikation unseres Grundgesetzes, die Andern, daß sie definitiv die Besetzung der Citadelle von Alessandria verlangen. Ueber die Antwort des Ministeriums verlautet, daß sie die unverschämten Forderungen der Oesterreicher direkt zurückweisen werde. Die "Nazione" ist bekanntlich ein konservatives Blatt. Florenz, 12. April. Die Contrerevolution ist in vollständigem Besitz der Stadt. Die Assemblea, die sich in spärlicher Zahl versammelt hatte, wurde von den Volksmassen bedroht. Der Magistrat zog um 4 Uhr in den alten Palast ein, und vor der versammelten Menge wurde unter Glockenläuten und Aufstecken der großherzoglichen Fahnen und Wappen die Restauration der Monarchie proklamirt. Auch versprach man baldige Rückkehr des Fürsten. Auch die Geistlichkeit bekommt wieder Muth und schließt sich der Reaktion an. Der Bischof von Pescia hat seinen Subalternen befohlen, keine Absolution denen zu ertheilen, welche für die italienische Constitution gestimmt haben. Die "Alba" erklärt, ihr Erscheinen aus Furcht vor "reaktionärer Gewalt" bis auf Weiteres suspendiren zu müssen. (A. Z.) * Rom, 12. April. Die Regierung beginnt, die neue Zwangsanleihe mit Gewalt einzutreiben, und hat mit einigen Banquiers den passenden Anfang gemacht. - In Paris hat der römische Gesandte, Oberst Frapolli, gegen die Absendung des Pabstgeschwaders Protest eingelegt. (S. Paris.) * Palermo, 10. April. Unter diesem Datum bringt das Paketboot "Tancred," außer den schon bestätigten Gerüchten von der Wiedereinnahme Catania's durch Mieroslawski, folgende Nachrichten von der Westküste. "Die Regierung von Palermo hatte eine Anzahl neapolitanischer Deserteure, welche zur Zeit der allgemeinen Insurrektion enolirt worden, allein fortwährend in zweideutigem Ruf standen, nach Trapani gesendet. Sie wurden mit einem Kauffartheischiff eingeschifft und dem Gouverneur von Trapani zur Disposition gestellt. Kaum aber waren sie angekommen, als die Bevölkerung auf die Nachricht, daß die Verräther der sizilianischen Sache da seien, sich gegen das Schiff stürzte und die Ankertaue abschnitt. Der Wind trieb dasselbe gegen den Quai, und das Volk begann mit Säbeln, Gewehren und Dolchen einen Kampf gegen die Bemannung, in welchem mehr als hundert Neapolitaner auf dem Platz blieben. Einige vierzig wurden allein zu Gefangenen gemacht. Mailand, 14. April. Die außerordentlichen Standgerichte richten unaufhörlich. Zwei Bürger der hiesigen Stadt, bei denen ein Gewehr gefunden wurde, wurden zum Tode verurtheilt und erschossen. In Como wurden vorgestern ebenfalls drei Bürger erschossen. Polen. Krakau, 20. April. Die heutige "Gazeta Krakowska" berichtet: "Die Agitation in unserem Gebiet, welche bereits neue unglückliche Ereignisse besorgen ließ, hat gestern ihr Ende erreicht. Die Zahl der Unzufriedenen belief sich auf nicht mehr gertod und Pest mussten nothwendig als letzte Frucht auf diesem ächt christlich-germanischen Boden heranreifen. Wer noch zum Stehlen die Fähigkeit hat, der stiehlt. Das ist die einzige Form, in welcher der ver-irländerte Oberschlesier gegen das christliche Germanen- und Raubritterthum thatsächliche Opposition macht. Auf den nächsten Stufen wird gebettelt; schaarenweise sieht man die verelendeten Gestalten von einem Ort zum andern ziehen. In dritter Reihe erblicken wir Diejenigen, welche weder zum Stehlen, noch zum Betteln Kraft und Geschick haben. Auf ihren Lagern von vermodertem oder verfaultem Stroh hält der epidemische Würgengel seine ergiebigste Rundschau. Das sind die Früchte einer hundertjährigen, gottbegnadeten, monarchischen Regierung und der mit ihr verbundeten Ritterschaft und Büreaukratie. Hier hilft nur eine Radikalkur. Die Raubritter müssen ihre Beute, die sie dem Landvolk seit 30 Jahren abgezwungen, herausgeben; sie müssen das Landvolk für alle an ihm begangenen Prellereien und Gaunereien entschädigen. Diese raubritterliche Entschädigungssumme wird genügen, um die Nackten zu kleiden, die Hungrigen zu speisen, die Kranken zu heilen und die Hungerpest zu bändigen. Damit diese Zustände aber nicht bald wiederkehren, müssen die großen Standesherrschaften, Majorate etc. dismembrirt werden. Alle Robotdienste und Silberzinsen müssen, wie sich von selbst versteht, unentgeldlich aufgehoben und die Ländereien, die den gnädigen Herrn verbleiben, eben so hoch besteuert werden, als die der kleinen Leute. Das Alles wird unter der jetzigen gottbegnadeten Regierung nicht geschehen und deshalb werden auch, so lange Brandenburg-Manteuffel'sche und überhaupt gottbegnadete Maximen am Ruder sind, die Oberschlesier nach wie vor dem Hunger und dem Hungertyphus schaarenweise zum Opfer fallen. Erst mit dem völligen Untergange des ganzen bisherigen raubritterlichen, gottbegnadeten Regierungssystems wird den Oberschlesiern der erste Hoffnungsstern auf eine Besserung ihrer Lage, auf Befreiung aus den Krallen des Hungers und der Hungerpest aufgeben. X Berlin, 22. April. Die Berathung der von dem Herrn Minister des Innern zusammenberufenen Versammlung von Gymnasiallehrern beginnt schon eine sehr unangenehme zu werden, da dieselbe fast nur aus den treuesten Anhängern des alten Systems zusammengesetzt ist. Die Seele derselben ist Herr Geh. Regier.-Rath Brüggemann, hinlänglich bekannt um zu begreifen, wie gefährlich der Einfluß eines solchen Mannes für unsere Schul- und kirchliche Angelegenheiten ist. In einer der letzten Sitzungen wurde die Frage aufgeworfen, ob die Schulen confessionell sein sollten oder nicht. Man wurde darüber einverstanden, daß die des Staates es nicht sein dürften, wohl aber diejenigen, welche ihren Ursprung aus alten Stiftungen herleiten, in denen es bestimmt sei, ohne auf den sehr begründeten Einwand zu achten, daß ja die meisten dieser Stiftungen vor der Reformation entstanden seien und man nach dieser keineswegs solche Scrupel gehabt habe, sondern kurzweg dieselben für protestantische Schulen benutzte. Während das Ministerium früher gar keine Commissarien in die Verfassungs-Revisions-Commission schickte, erscheint seit einiger Zeit Hr. v. Griesheim für den Kriegsminister in ihr, obwohl die militärischen Angelegenheiten gar nicht mehr vorkommen. Er ist indeß eitel genug zu glauben, daß er selbst in anderen Angelegenheiten die Mitglieder gedachter Commission durch seine hohe Weisheit nur erfreuen könne. Der Fabrikant Thouret war bekanntlich einige Tage verhaftet, weil man bei ihm noch nicht abgegebene Dienstwaffen gefunden hatte. Am Tage nach der Verhaftung wollte ihn seine Frau besuchen, um ihm einen wichtigen Geschäftsbrief zu bringen. Man verweigerte ihr die Erlaubniß dazu. Als nun Frau Thouret einwandte, der Brief sei ganz unverfänglich und könne ja vorher gelesen werden, das Geschäft müsse ja zu Grunde gehen, wenn man so allen Einfluß ihres Mannes auf dasselbe verhindere, antwortete der betreffende Polizeibeamte mit großem Gleichmuth: „Ach was, es sind schon mehr Geschäfte zu Grunde gegangen, da kann auch das noch zu Grunde gehen!“ Am vergangenen Sonntage brachte es in Frankfurt der Vorsitzende des dortigen „Vereins für König und Vaterland“ zur Sprache, es sei ihm von hoher Stelle der Auftrag oder Wunsch mitgetheilt worden, man möge doch ja für Adressen gegen die Aufhebung des Belagerungszustandes und gegen die Bürgerwehr Sorge tragen. Er bedaure aufrichtig, daß sich nur 123 Unterschriften dafür gefunden hätten. Da trat ein anderes Mitglied dieses gottseligen Vereins auf und erklärte, es wolle die Sache in die Hand nehmen, und verspreche bald viele Hundert Namen zusammenzubringen. Um dies zu ermöglichen, werde es in jedem Bezirk einen Colporteur engagiren und solchem für je hundert Unterschriften einen Thaler zusichern. Aus Calau ist dem Abg. Görtz-Wrisberg eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse zugekommen, worin erklärt wird, daß nur dadurch, daß der Kreis für die Wahlen zu drei verschiedenen Wahlkreisen zugetheilt worden, die Wahl so ganz reactionärer Abgeordneter, wie v. Werdeck und Peschke, möglich geworden, daß sich Calau in diesen Männern in keiner Weise vertreten sähe. Bei der zweiten Kammer sind zwei Petitionen mit vielen Hundert Unterschriften versehen, den Minister v. d. Heydt und den Ex-Minister Bodelschwingh betreffend, aus Solingen eingegangen: Die erste nimmt Bezug auf eine Rede, welche der ehemalige Volksredner, jetzige Handelsminister v. d. Heydt im vorigen Jahre hielt, worin er wörtlich sagte: „Wir dürfen dem Könige nicht mehr trauen, der Mensch hat uns so oft belogen, wir müssen Garantie haben etc. etc.“ und schließt daraus, daß der jetzige Minister nur dem Scheine nach seine Gesinnung geändert hat, denn wie könnte er sonst bei den früher ausgesprochenen Grundsätzen in ein Ministerium eintreten, welches das Vertrauen des Volkes nicht besitzt!? Die Petition beantragt daher: „Die hohe Versammlung wolle den Minister v. d. Heydt auffordern, dem Preußischen Volke oder dessen Vertretern gegenüber baldigst und auf das Bestimmteste zu erklären, wie er die damalige Aeußerung mit seiner jetzigen Stellung zu vereinigen im Stande ist!“ Die zweite Petition beantragt, da sich aus dem im November v. J. veröffentlichten Bericht der Finanz-Commission der National-Versammlung ergeben, daß viele Gelder unverrechnet ausgegeben, welches der Vermuthung Raum giebt, daß diese Gelder den preußischen Staatsbürgern gegenüber einen zweckwidrigen und ungesetzlichen Weg eingeschlagen haben, „den ehemaligen Minister Bodelschwingh, jetzigen Abgeordneten zur zweiten Kammer schleunigst zu veranlassen, nachträglich Ausweis darüber zu geben, resp. auf das Bestimmteste zu erklären, wo die unverrechnet gebliebenen Summen sich befinden. “ Das Votum der zweiten Kammer in der gestrigen Sitzung über die deutsche Frage dürfte sehr leicht ein, der Linken sehr unangenehmes Ereigniß nach sich ziehen. Die Fraction der Polen nämlich, welche bisher wenigstens größtentheils mit ihr stimmte, ist schwer durch die Verwerfung des Amendements Libelt verletzt worden; es erhob sich nur die äußerste Linke dafür. Durch die Anerkennung der deutschen Verfassung ist die Demarkationslinie jedenfalls bestätigt worden. Die Polen glauben also, daß sie demgemäß aus der Kammer austreten müßten, ja man spricht schon [unleserliches Material]von, daß von der rechten Seite aus ein dahin zielender Antrag gestellt werden soll. Großes Aufsehen in kaufmännischen Kreisen hat die Nachricht aus Oestreich erregt, daß man dort das letzte verzweifelte Mittel angewandt, und einen Zwangscours für das neuauszugebende Papiergeld einführte. Es ist höchst bemerkenswerth, daß von der polnischen Landwehr-Compagnie, welche noch bei Düppeln ins Gefecht kam, fünf Offiziere und vier Gemeine gefallen sind, die Ersteren gehörten zu den polenfeindlichsten Reaktionären. Ebenso war heute allgemein das Gerücht verbreitet, der General von Bonin sei von einem Sachsen erschossen worden. Wir tragen die letzten Worte des Ministerpräsidenten Brandenburg nach Verlesung seiner gestrigen Erklärung in der 2. Kammer nach: „Meine Herren! Ich erkenne die Macht der öffentlichen Meinung an, aber wie die Schiffsleute das Branden der Elemente um sich her… (er stockt)… man darf das Schiff nicht den Strömungen hingeben. Wir werden das niemals, niemals, niemals!“ X Berlin, 22. April. Was wird nach dem Resultat der Sitzung das Ministerium thun? wir hoffen, daß es seinen Platz nicht verlassen wird und zum Nutzen der Demokratie, zur Schande der Rechten, uns noch länger seine Gegenwart schenkt. Die Sachen stehen, wie im November. Das Ministerium hat ein eklatantes Mißtrauensvotum bekommen. Lößt es die Kammer nicht auf und bleibt dennoch, so liegt darin die schmählichste Verhöhnung des „constitutionellen Rechts“ und es wird eine Ehrenpflicht für Vinke, und Consorten ebenso aufzutreten wie einst die National-Versammlung, deren Verhalten sie früher nicht genug zu schmähen wußten. Danzig, 18. April. Ich eile, Ihnen die Nachricht mitzutheilen, daß sich in dieser Nacht eine dänische Kutterbrigg eine Meile von unserem Hafen vor Anker gelegt hat, um die Blockade faktisch zu vollziehen. Eine Kutterbrigg also reicht hin, um einen der größten Ostseehäfen zu schließen, dahin sind wir gelangt, nachdem ein Jahr lang von der deutschen Flotte geredet ist. Bei ganz ruhigem Wetter wäre es möglich, dem Schiffe mit unseren Kanonenjollen zu Leibe zu gehen. Danzig, 19. April. Zu der Kutterbrigg gesellte sich im Laufe des gestrigen Vormittags noch ein Briggschiff, und nachdem beide Signale gewechselt und durch Böte mit einander verkehrt hatten, entfernte sich das größere Schiff in nördlicher Richtung. Die Kutterbrigg blieb liegen. Aber auch sie hat gezeigt, daß sie faktisch nicht im Stande ist, die Blockade wieder auszuführen, denn ein englisches, mit Ballast gehendes Schiff, kam gestern, trotz der eifrigen Verfolgung des Dänen, und trotz seiner scharfen Fehlschüsse, in den Hafen. Gegen Abend entfernte sich die Brigg, augenscheinlich, um die zurückgewiesenen Schiffe auch zu verhindern, in Pillau einzulaufen. Indessen hat sich eins von diesen über Nacht in unserem Hafen eingefunden. Im Laufe des Vormittags ist die Kriegsbrigg wieder nach unserem Hafen zurückgekehrt. Sie heißt St. Croix, geführt vom Kommandeur Holm. (Osts.-Z.)Königsberg, 17. April. In den letzten 8 Tagen sind über 2000 Mann Militär von hier nach Danzig und 2 Kompagnien Landwehr nach Memel ausgerückt. Unsere Garnison wird dafür aber binnen Kurzem durch eine entsprechende Anzahl Landwehr ergänzt werden. ‒ In Insterburg haben bei der Einkleidung der Landwehr einige Widersetzlichkeiten stattgefunden, und es sind in Folge dessen 10 Mann verhaftet worden, die vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollen. (Osts.-Z.) 15 Schleswig-Holstein, 21. April. Unsern Bericht über die Affaire bei Duppel vom 15. d. müssen wir dahin berichtigen, daß weder der Brückenkopf genommen ist, noch Kanonen erbeutet sind, im Gegentheil erbeuteten die Dänen zwei sächsische in einem Morast stecken gebliebene Kanonen. Daß nicht blos wir, sondern auch alle übrigen nicht auf dem Kriegsschauplatz sich aufhaltenden Leute, nicht besser unterrichtet waren, lag daran, daß selbst unsere „unter einer Krone Dach“ vereinigte zweiköpfige, aus dem Aristokraten Revenlou und dem Renegatenbourgeois, Volksverräther Beseler bestehende, im Namen des unfreien Herzogs regierende, unverletzliche, den Schleswig-Holsteinern von dem Reichs-Eisele Souchay aufoktroyirte Statthalterschaft nicht mehr oder auch zuviel wußte. An diese, was Feigheit und Knechtsinn betrifft, in ihrer Art einzig dastehende Statthalterschaft war nämlich der Bericht so gekommen, wie wir ihn mittheilten; wir erhielten ihn aus der Hand eines bei dem Kriegsdepartement angestellten, sehr gut unterrichteten Mannes. Nach den spätern Nachrichten stellt es sich heraus, daß die deutschen Truppen weit mehr gelitten haben, als die Dänen. Die Nachricht von der Eroberung der Kanonen ist durch den Umstand hervorgerufen, daß ein Augenzeuge nach der Einnahme der Düppeler Schanzen, die Dänen sich ohne Kanonen in die Verschanzungen des Brückenkopfs am Alsener Sunde zurückziehen sah; die Dänen konnten aber keine Kanonen aus den Düppeler Schanzen mitnehmen, weil sie dort zur Zeit des Angriffs, der Morgens in der Frühe begann, gar keine hatten. Die Dänen gebrauchten nämlich die Taktik, jeden Morgen die Kanonen auf die Verschanzungen bei Düppel zu schaffen und des Abends wieder zurück in die Verschanzungen des Brückenkopfes, wo sie die Nacht über blieben, um gegen Ueberrumpelung sicher zu sein. Es standen übrigens sechs Bataillone dänischer Infanterie in den Verschanzungen, gegen die sich zwei Bataillone Baiern sehr tapfer schlugen; da es aber darauf abgesehen, dieselben nur zusammenknallen zu lassen, so ließ man sie wohlweislich lange allein fechten. Daß Verrath so gut wie voriges Jahr unter Wrangel, so jetzt unter Prittwitz wieder im Spiel ist, daran darf man nach den vorliegenden Thatsachen gar nicht mehr zweifeln. Ueberdies gewinnt das Preußenthum immer mehr Boden, so daß unsere „gespießten“ Bourgeois in schwarz-weißen Jubel ausbrachen, wie die tragische Kunde von der Wahl Friedrich Wilhelms hierher drang. Als aber bald darauf der unfundirte Beseler aus einem allerhöchsten Munde erfahren, daß der König von Dänemark ein ausgezeichnet liebenswürdiger Mann (beim Champagner und unter vier Augen mit Lola Rasmussen) sei ‒ ward ihnen seltsam zu Muth. Eine neue Einrichtung des christlich-germanischen Musterstaats, mit denen Se. Wohlweisheit „Bürgergeneral“ Bonin die „schleswig-holsteinischen Unterthanen“ beglückt hat, besteht in einem „Gensdarmeriekorps.“ Angeblich sollen diese dem schleswig-holsteinischen Militär entnommenen Gensdarmen, denen man diese Auszeichnung ihrer „patriotisch-loyalen“ Gesinnung wegen ertheilte, auf dänische Spione vigiliren. Dies mag allerdings einer der Vorwände ihres aus den Taschen der Kanaille bezahlten privilegirten Müßiggangs sein; ihre Hauptaufgabe besteht aber darin, ein wachsames Auge auf alle mißliebigen Subjekte, besonders auf die für das Wohl des verrotteten absolut-feudalistischen resp. konstitutionellen Musterstaats gefährlichen Rothrepublikaner, zu haben. Da nun jeder, der nicht den ordinärsten bürgerlichen Enthusiasmus zur Schau trägt, gleich in den Geruch eines Rothrepublikaners kommt, so ist es rein unmöglich, wenn man nicht als ganz loyal bekannt und als „guter schleswig-holsteinischer Unterthan“ Empfehlungen hat, nach dem Norden bis zu den Vorposten zu kommen, um dort den Verrath mit eigenen Augen anzusehen. Wenn also blos Berichte voller Siegesjubel nach dem Süden dringen, so ist das sehr natürlich. Gravenstein, 20. April. Sicherm Vernehmen nach, ist endlich von Frankfurt die Weisung ergangen, daß jetzt unverzüglich in Jütland eingerückt werden soll. Die preußische Brigade aus Westphalen ist schon nach Hadersleben marschirt, General Bonin wird jetzt sein Hauptquartier schon nach Christiansfelde vorgeschoben haben, und fast die gesammten schleswig-holsteinischen Truppen stehen nun unlängst der jütländischen Gränze, völlig bereit, dieselbe in den nächsten Stunden, wo es befohlen wird, zu überschreiten. Auch Kavallerie der deutschen Reichstruppen ist schon an 2000 Mann stark, dem General Bonin zur Verfügung gestellt worden, und wird er über weitere drei Regimenter in diesen Tagen noch zu gebieten haben. Die Quartiermacher neuer deutscher Reichstruppen treffen schon hier ein, und werden 3000 Mann nassauische und braunschweig'sche Infanterie erwartet. Auch der Herzog von Nassau wird eine Brigade unter dem unmittelbaren Befehl des Generals Prittwitz kommandiren. So eben trifft die Meldung hier ein, daß schleswig-holsteinische Truppen vor Kolding marschirt sind, ohne auf Feinde zu stoßen. Die Dänen sollen die 14,000 Mann, die sie in Jütland stehen haben, in Fridericia zusammengezogen haben, um einen Versuch zu machen, diesen in letzter Zeit befestigten Ort zu vertheidigen. Wie wir hören, wird die Landesversammlung sich nicht, wie die Regierung beantragt hat, auflösen, sondern bis zur völligen Feststellung der Landesverfassung, wie auch ihr ursprünglicher Plan und Beschluß war, auf ihrem Posten verbleiben. Um so wichtiger ist das Fortbestehen dieser Landesversammlung, da sie bei ihrem einmaligen Beschluß, daß Schleswig-Holstein in jeder Beziehung ein deutscher Staat sein müsse, fest beharren wird. Apenrade, 20. April. Heute ist die Avantgarde der schleswig-holsteinischen Armee, nämlich das 1. Jägerkorps, das 9. und 10. Infanterie-Bataillon nebst Artillerie und Kavallerie in Jütland eingerückt. (H. B.-H.)Frankfurt, 22. April. Im Badischen werden immer noch die Wahlen zur Abgeordnetenkammer verweigert. In Stockach gaben 68 Wahlmänner von 95 die Erklärung ab, daß sie es mit ihrer Ueberzeugung nicht vereinbaren könnten, eine Wahl vorzunehmen. Hr. v. Schmerling ist von seinem Ausfluge nach Stuttgart und Karlsruhe, wie es heißt, sehr zufrieden, wieder zurückgekehrt. (F. J.) * Stuttgart, 20. April. Viel Geschrei, ‒ wie's mit der Wolle stehen wird, werden wir bald sehen. In einem deutschen Vaterlande und einem deutschen Landesvater gegenüber heißt's schon viel, wenn die Schaafheerde der „geliebten“ Unterthanen auch nur etwas lauter blöckt als gewöhnlich. Ein Volk, das nicht blos schaafsmäßig zu blöcken verstünde, sondern männliche Kraft besäße und sie zu benutzen wüßte, hätte dem theuren Landesvater, diesem Hofeknecht von Metternich und Consorten, längst einen Schubs gegeben, daß er über die Gränze und vielleicht bis mitten in ein 6. oder 7. deutsches Vaterland in der Umgegend hineingepurzelt wäre. Statt dessen schickt man Deputationen und Adressen an den „Guten, Lieben und Theuren“: er möge doch das Ministerium Römer-Duvernoy ja nicht entlassen. Daneben giebts Volksversammlungen, viele Reden und mehrere Beschlüsse; auch Commissionen werden ernannt und andere Anläufe genommen, um das „Spiel der konstitutionellen Gewalten“ vollständig durchzumachen und abzuwickeln. Bei Hofe ist viel Luft und Wonne; dem Gottbegnadeten und seinen Lieben und Getreuen macht die ganze Geschichte viel Spaß. Denn während die guten Unterthanen sich an dem „Spiel der konstitutionellen Gewalten“ erlustiren: werden still von allen Orten der Soldaten und Kanonen heranbeordert, um bei jenem konstitutionellen Spiel den beliebten Trumpf auszuspielen, falls das geliebte Volk den Spaß zu lange fortsetzen oder gar Ernst daraus machen sollte. Italien. * Die genueser Journale bringen nicht das geringste Neue von Florenz und Livorno. Das „Journal des Debats“ verkündet, ohne Angabe der Quelle, daß Livorno gänzlich in Händen der „Anarchisten und Republikaner“ sei, und es ist möglich, daß durch die Insurrektion von Livorno der Abgang der gewöhnlichen Korrespondenzen abgeschnitten ist. * Turin, 18. April. Die „Nazione“ enthält folgende Nachricht: „Gestern kam der Ritter Buoncampagni in unserer Stadt an, um morgen wieder zurück nach Mailand zu reisen. Wie es heißt, soll er mit dem Ministerium über die Ansprüche der Oesterreicher Berathung gepflogen haben, die selbst hier außerordentlich übertrieben erscheinen. Die Einen behaupten, daß die Oesterreicher eine Modifikation unseres Grundgesetzes, die Andern, daß sie definitiv die Besetzung der Citadelle von Alessandria verlangen. Ueber die Antwort des Ministeriums verlautet, daß sie die unverschämten Forderungen der Oesterreicher direkt zurückweisen werde. Die „Nazione“ ist bekanntlich ein konservatives Blatt. Florenz, 12. April. Die Contrerevolution ist in vollständigem Besitz der Stadt. Die Assemblea, die sich in spärlicher Zahl versammelt hatte, wurde von den Volksmassen bedroht. Der Magistrat zog um 4 Uhr in den alten Palast ein, und vor der versammelten Menge wurde unter Glockenläuten und Aufstecken der großherzoglichen Fahnen und Wappen die Restauration der Monarchie proklamirt. Auch versprach man baldige Rückkehr des Fürsten. Auch die Geistlichkeit bekommt wieder Muth und schließt sich der Reaktion an. Der Bischof von Pescia hat seinen Subalternen befohlen, keine Absolution denen zu ertheilen, welche für die italienische Constitution gestimmt haben. Die „Alba“ erklärt, ihr Erscheinen aus Furcht vor „reaktionärer Gewalt“ bis auf Weiteres suspendiren zu müssen. (A. Z.) * Rom, 12. April. Die Regierung beginnt, die neue Zwangsanleihe mit Gewalt einzutreiben, und hat mit einigen Banquiers den passenden Anfang gemacht. ‒ In Paris hat der römische Gesandte, Oberst Frapolli, gegen die Absendung des Pabstgeschwaders Protest eingelegt. (S. Paris.) * Palermo, 10. April. Unter diesem Datum bringt das Paketboot „Tancred,“ außer den schon bestätigten Gerüchten von der Wiedereinnahme Catania's durch Mieroslawski, folgende Nachrichten von der Westküste. „Die Regierung von Palermo hatte eine Anzahl neapolitanischer Deserteure, welche zur Zeit der allgemeinen Insurrektion enolirt worden, allein fortwährend in zweideutigem Ruf standen, nach Trapani gesendet. Sie wurden mit einem Kauffartheischiff eingeschifft und dem Gouverneur von Trapani zur Disposition gestellt. Kaum aber waren sie angekommen, als die Bevölkerung auf die Nachricht, daß die Verräther der sizilianischen Sache da seien, sich gegen das Schiff stürzte und die Ankertaue abschnitt. Der Wind trieb dasselbe gegen den Quai, und das Volk begann mit Säbeln, Gewehren und Dolchen einen Kampf gegen die Bemannung, in welchem mehr als hundert Neapolitaner auf dem Platz blieben. Einige vierzig wurden allein zu Gefangenen gemacht. Mailand, 14. April. Die außerordentlichen Standgerichte richten unaufhörlich. Zwei Bürger der hiesigen Stadt, bei denen ein Gewehr gefunden wurde, wurden zum Tode verurtheilt und erschossen. In Como wurden vorgestern ebenfalls drei Bürger erschossen. Polen. Krakau, 20. April. Die heutige „Gazeta Krakowska“ berichtet: „Die Agitation in unserem Gebiet, welche bereits neue unglückliche Ereignisse besorgen ließ, hat gestern ihr Ende erreicht. Die Zahl der Unzufriedenen belief sich auf nicht mehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar281_002" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="1586"/> gertod und Pest mussten nothwendig als letzte Frucht auf diesem ächt christlich-germanischen Boden heranreifen. Wer noch zum Stehlen die Fähigkeit hat, der stiehlt. Das ist die einzige Form, in welcher der ver-irländerte Oberschlesier gegen das christliche Germanen- und Raubritterthum thatsächliche Opposition macht. Auf den nächsten Stufen wird gebettelt; schaarenweise sieht man die verelendeten Gestalten von einem Ort zum andern ziehen. In dritter Reihe erblicken wir Diejenigen, welche weder zum Stehlen, noch zum Betteln Kraft und Geschick haben. Auf ihren Lagern von vermodertem oder verfaultem Stroh hält der epidemische Würgengel seine ergiebigste Rundschau. Das sind die Früchte einer hundertjährigen, gottbegnadeten, monarchischen Regierung und der mit ihr verbundeten Ritterschaft und Büreaukratie.</p> <p>Hier hilft nur eine Radikalkur. Die Raubritter müssen ihre Beute, die sie dem Landvolk seit 30 Jahren abgezwungen, herausgeben; sie müssen das Landvolk für alle an ihm begangenen Prellereien und Gaunereien <hi rendition="#g">entschädigen.</hi> Diese raubritterliche Entschädigungssumme wird genügen, um die Nackten zu kleiden, die Hungrigen zu speisen, die Kranken zu heilen und die Hungerpest zu bändigen. Damit diese Zustände aber nicht bald wiederkehren, müssen die großen Standesherrschaften, Majorate etc. dismembrirt werden. Alle Robotdienste und Silberzinsen müssen, wie sich von selbst versteht, unentgeldlich aufgehoben und die Ländereien, die den gnädigen Herrn verbleiben, eben so hoch besteuert werden, als die der kleinen Leute. Das Alles wird unter der jetzigen gottbegnadeten Regierung nicht geschehen und deshalb werden auch, so lange Brandenburg-Manteuffel'sche und überhaupt <hi rendition="#g">gottbegnadete</hi> Maximen am Ruder sind, die Oberschlesier <hi rendition="#g">nach wie vor</hi> dem Hunger und dem Hungertyphus schaarenweise zum Opfer fallen. Erst mit dem völligen Untergange des ganzen bisherigen raubritterlichen, gottbegnadeten Regierungssystems wird den Oberschlesiern der erste Hoffnungsstern auf eine Besserung ihrer Lage, auf Befreiung aus den Krallen des Hungers und der Hungerpest aufgeben.</p> </div> <div xml:id="ar281_003" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 22. April.</head> <p>Die Berathung der von dem Herrn Minister des Innern zusammenberufenen Versammlung von Gymnasiallehrern beginnt schon eine sehr unangenehme zu werden, da dieselbe fast nur aus den treuesten Anhängern des alten Systems zusammengesetzt ist. Die Seele derselben ist Herr Geh. Regier.-Rath Brüggemann, hinlänglich bekannt um zu begreifen, wie gefährlich der Einfluß eines solchen Mannes für unsere Schul- und kirchliche Angelegenheiten ist.</p> <p>In einer der letzten Sitzungen wurde die Frage aufgeworfen, ob die Schulen confessionell sein sollten oder nicht. Man wurde darüber einverstanden, daß die des Staates es nicht sein dürften, wohl aber diejenigen, welche ihren Ursprung aus alten Stiftungen herleiten, in denen es bestimmt sei, ohne auf den sehr begründeten Einwand zu achten, daß ja die meisten dieser Stiftungen vor der Reformation entstanden seien und man nach dieser keineswegs solche Scrupel gehabt habe, sondern kurzweg dieselben für protestantische Schulen benutzte.</p> <p>Während das Ministerium früher gar keine Commissarien in die Verfassungs-Revisions-Commission schickte, erscheint seit einiger Zeit Hr. v. Griesheim für den Kriegsminister in ihr, obwohl die militärischen Angelegenheiten gar nicht mehr vorkommen. Er ist indeß eitel genug zu glauben, daß er selbst in anderen Angelegenheiten die Mitglieder gedachter Commission durch seine hohe Weisheit nur erfreuen könne.</p> <p>Der Fabrikant Thouret war bekanntlich einige Tage verhaftet, weil man bei ihm noch nicht abgegebene Dienstwaffen gefunden hatte. Am Tage nach der Verhaftung wollte ihn seine Frau besuchen, um ihm einen wichtigen Geschäftsbrief zu bringen. Man verweigerte ihr die Erlaubniß dazu. Als nun Frau Thouret einwandte, der Brief sei ganz unverfänglich und könne ja vorher gelesen werden, das Geschäft müsse ja zu Grunde gehen, wenn man so allen Einfluß ihres Mannes auf dasselbe verhindere, antwortete der betreffende Polizeibeamte mit großem Gleichmuth: „Ach was, es sind schon mehr Geschäfte zu Grunde gegangen, da kann auch das noch zu Grunde gehen!“</p> <p>Am vergangenen Sonntage brachte es in Frankfurt der Vorsitzende des dortigen „Vereins für König und Vaterland“ zur Sprache, es sei ihm von hoher Stelle der Auftrag oder Wunsch mitgetheilt worden, man möge doch ja für Adressen gegen die Aufhebung des Belagerungszustandes und gegen die Bürgerwehr Sorge tragen. Er bedaure aufrichtig, daß sich nur 123 Unterschriften dafür gefunden hätten. Da trat ein anderes Mitglied dieses gottseligen Vereins auf und erklärte, es wolle die Sache in die Hand nehmen, und verspreche bald viele Hundert Namen zusammenzubringen. Um dies zu ermöglichen, werde es in jedem Bezirk einen Colporteur engagiren und solchem für je hundert Unterschriften einen Thaler zusichern.</p> <p>Aus <hi rendition="#g">Calau</hi> ist dem Abg. Görtz-Wrisberg eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse zugekommen, worin erklärt wird, daß nur dadurch, daß der Kreis für die Wahlen zu drei verschiedenen Wahlkreisen zugetheilt worden, die Wahl so ganz reactionärer Abgeordneter, wie v. Werdeck und Peschke, möglich geworden, daß sich Calau in diesen Männern in keiner Weise vertreten sähe.</p> <p>Bei der zweiten Kammer sind zwei Petitionen mit vielen Hundert Unterschriften versehen, den Minister <hi rendition="#g">v. d. Heydt</hi> und den Ex-Minister <hi rendition="#g">Bodelschwingh</hi> betreffend, aus Solingen eingegangen:</p> <p>Die erste nimmt Bezug auf eine Rede, welche der ehemalige Volksredner, jetzige Handelsminister v. d. Heydt im vorigen Jahre hielt, worin er wörtlich sagte:</p> <p>„Wir dürfen dem Könige nicht mehr trauen, der Mensch hat uns so oft belogen, wir müssen Garantie haben etc. etc.“</p> <p>und schließt daraus, daß der jetzige Minister nur dem Scheine nach seine Gesinnung geändert hat, denn wie könnte er sonst bei den früher ausgesprochenen Grundsätzen in ein Ministerium eintreten, welches das Vertrauen des Volkes nicht besitzt!? Die Petition beantragt daher:</p> <p>„Die hohe Versammlung wolle den Minister v. d. Heydt auffordern, dem Preußischen Volke oder dessen Vertretern gegenüber baldigst und auf das Bestimmteste zu erklären, wie er die damalige Aeußerung mit seiner jetzigen Stellung zu vereinigen im Stande ist!“</p> <p>Die zweite Petition beantragt, da sich aus dem im November v. J. veröffentlichten Bericht der Finanz-Commission der National-Versammlung ergeben, daß viele Gelder unverrechnet ausgegeben, welches der Vermuthung Raum giebt, daß diese Gelder den preußischen Staatsbürgern gegenüber einen zweckwidrigen und ungesetzlichen Weg eingeschlagen haben,</p> <p>„<hi rendition="#g">den ehemaligen Minister <hi rendition="#b">Bodelschwingh,</hi> jetzigen Abgeordneten zur zweiten Kammer schleunigst zu veranlassen, nachträglich Ausweis darüber zu geben, resp. auf das Bestimmteste zu erklären, <hi rendition="#b">wo die unverrechnet gebliebenen Summen sich befinden.</hi> </hi>“</p> <p>Das Votum der zweiten Kammer in der gestrigen Sitzung über die deutsche Frage dürfte sehr leicht ein, der Linken sehr unangenehmes Ereigniß nach sich ziehen. Die Fraction der Polen nämlich, welche bisher wenigstens größtentheils mit ihr stimmte, ist schwer durch die Verwerfung des Amendements Libelt verletzt worden; es erhob sich nur die äußerste Linke dafür. Durch die Anerkennung der deutschen Verfassung ist die Demarkationslinie jedenfalls bestätigt worden. Die Polen glauben also, daß sie demgemäß aus der Kammer austreten müßten, ja man spricht schon <gap reason="illegible"/>von, daß von der rechten Seite aus ein dahin zielender Antrag gestellt werden soll.</p> <p>Großes Aufsehen in kaufmännischen Kreisen hat die Nachricht aus Oestreich erregt, daß man dort das letzte verzweifelte Mittel angewandt, und einen Zwangscours für das neuauszugebende Papiergeld einführte.</p> <p>Es ist höchst bemerkenswerth, daß von der polnischen Landwehr-Compagnie, welche noch bei Düppeln ins Gefecht kam, <hi rendition="#g">fünf</hi> Offiziere und <hi rendition="#g">vier</hi> Gemeine gefallen sind, die Ersteren gehörten zu den polenfeindlichsten Reaktionären. Ebenso war heute allgemein das Gerücht verbreitet, der General von Bonin sei von einem Sachsen erschossen worden.</p> <p>Wir tragen die letzten Worte des Ministerpräsidenten Brandenburg nach Verlesung seiner gestrigen Erklärung in der 2. Kammer nach: „Meine Herren! Ich erkenne die Macht der öffentlichen Meinung an, aber wie die Schiffsleute das Branden der Elemente um sich her… (er stockt)… man darf das Schiff nicht den Strömungen hingeben. Wir werden das niemals, niemals, niemals!“</p> </div> <div xml:id="ar281_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 22. April.</head> <p>Was wird nach dem Resultat der Sitzung das Ministerium thun? wir hoffen, daß es seinen Platz <hi rendition="#g">nicht</hi> verlassen wird und zum Nutzen der Demokratie, zur Schande der Rechten, uns noch länger seine Gegenwart schenkt. Die Sachen stehen, wie im November. Das Ministerium hat ein eklatantes Mißtrauensvotum bekommen. Lößt es die Kammer nicht auf und bleibt dennoch, so liegt darin die schmählichste Verhöhnung des „constitutionellen Rechts“ und es wird eine Ehrenpflicht für Vinke, und Consorten ebenso aufzutreten wie einst die National-Versammlung, deren Verhalten sie früher nicht genug zu schmähen wußten.</p> </div> <div xml:id="ar281_005" type="jArticle"> <head>Danzig, 18. April.</head> <p>Ich eile, Ihnen die Nachricht mitzutheilen, daß sich in dieser Nacht eine dänische Kutterbrigg eine Meile von unserem Hafen vor Anker gelegt hat, um die Blockade faktisch zu vollziehen. Eine Kutterbrigg also reicht hin, um einen der größten Ostseehäfen zu schließen, dahin sind wir gelangt, nachdem ein Jahr lang von der deutschen Flotte geredet ist. Bei ganz ruhigem Wetter wäre es möglich, dem Schiffe mit unseren Kanonenjollen zu Leibe zu gehen.</p> </div> <div xml:id="ar281_006" type="jArticle"> <head>Danzig, 19. April.</head> <p>Zu der Kutterbrigg gesellte sich im Laufe des gestrigen Vormittags noch ein Briggschiff, und nachdem beide Signale gewechselt und durch Böte mit einander verkehrt hatten, entfernte sich das größere Schiff in nördlicher Richtung. Die Kutterbrigg blieb liegen. Aber auch sie hat gezeigt, daß sie faktisch nicht im Stande ist, die Blockade wieder auszuführen, denn ein englisches, mit Ballast gehendes Schiff, kam gestern, trotz der eifrigen Verfolgung des Dänen, und trotz seiner scharfen Fehlschüsse, in den Hafen. Gegen Abend entfernte sich die Brigg, augenscheinlich, um die zurückgewiesenen Schiffe auch zu verhindern, in Pillau einzulaufen. Indessen hat sich eins von diesen über Nacht in unserem Hafen eingefunden. Im Laufe des Vormittags ist die Kriegsbrigg wieder nach unserem Hafen zurückgekehrt. Sie heißt St. Croix, geführt vom Kommandeur Holm.</p> <bibl>(Osts.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar281_007" type="jArticle"> <head>Königsberg, 17. April.</head> <p>In den letzten 8 Tagen sind über 2000 Mann Militär von hier nach Danzig und 2 Kompagnien Landwehr nach Memel ausgerückt. Unsere Garnison wird dafür aber binnen Kurzem durch eine entsprechende Anzahl Landwehr ergänzt werden. ‒ In Insterburg haben bei der Einkleidung der Landwehr einige Widersetzlichkeiten stattgefunden, und es sind in Folge dessen 10 Mann verhaftet worden, die vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollen.</p> <bibl>(Osts.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar281_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>15</author></bibl> Schleswig-Holstein, 21. April.</head> <p>Unsern Bericht über die Affaire bei Duppel vom 15. d. müssen wir dahin berichtigen, daß weder der Brückenkopf genommen ist, noch Kanonen erbeutet sind, im Gegentheil erbeuteten die Dänen zwei sächsische in einem Morast stecken gebliebene Kanonen. Daß nicht blos wir, sondern auch alle übrigen nicht auf dem Kriegsschauplatz sich aufhaltenden Leute, nicht besser unterrichtet waren, lag daran, daß selbst unsere „unter einer Krone Dach“ vereinigte zweiköpfige, aus dem Aristokraten Revenlou und dem Renegatenbourgeois, Volksverräther Beseler bestehende, im Namen des unfreien Herzogs regierende, unverletzliche, den Schleswig-Holsteinern von dem Reichs-Eisele Souchay aufoktroyirte Statthalterschaft nicht mehr oder auch zuviel wußte. An diese, was Feigheit und Knechtsinn betrifft, in ihrer Art einzig dastehende Statthalterschaft war nämlich der Bericht so gekommen, wie wir ihn mittheilten; wir erhielten ihn aus der Hand eines bei dem Kriegsdepartement angestellten, sehr gut unterrichteten Mannes. Nach den spätern Nachrichten stellt es sich heraus, daß die deutschen Truppen weit mehr gelitten haben, als die Dänen. Die Nachricht von der Eroberung der Kanonen ist durch den Umstand hervorgerufen, daß ein Augenzeuge nach der Einnahme der Düppeler Schanzen, die Dänen sich ohne Kanonen in die Verschanzungen des Brückenkopfs am Alsener Sunde zurückziehen sah; die Dänen konnten aber keine Kanonen aus den Düppeler Schanzen mitnehmen, weil sie dort zur Zeit des Angriffs, der Morgens in der Frühe begann, gar keine hatten. Die Dänen gebrauchten nämlich die Taktik, jeden Morgen die Kanonen auf die Verschanzungen bei Düppel zu schaffen und des Abends wieder zurück in die Verschanzungen des Brückenkopfes, wo sie die Nacht über blieben, um gegen Ueberrumpelung sicher zu sein. Es standen übrigens sechs Bataillone dänischer Infanterie in den Verschanzungen, gegen die sich zwei Bataillone Baiern sehr tapfer schlugen; da es aber darauf abgesehen, dieselben nur zusammenknallen zu lassen, so ließ man sie wohlweislich lange allein fechten. Daß Verrath so gut wie voriges Jahr unter Wrangel, so jetzt unter Prittwitz wieder im Spiel ist, daran darf man nach den vorliegenden Thatsachen gar nicht mehr zweifeln. Ueberdies gewinnt das Preußenthum immer mehr Boden, so daß unsere „gespießten“ Bourgeois in schwarz-weißen Jubel ausbrachen, wie die tragische Kunde von der Wahl Friedrich Wilhelms hierher drang. Als aber bald darauf der unfundirte Beseler aus einem allerhöchsten Munde erfahren, daß der König von Dänemark ein ausgezeichnet liebenswürdiger Mann (beim Champagner und unter vier Augen mit Lola Rasmussen) sei ‒ ward ihnen seltsam zu Muth. Eine neue Einrichtung des christlich-germanischen Musterstaats, mit denen Se. Wohlweisheit „Bürgergeneral“ Bonin die „schleswig-holsteinischen <hi rendition="#g">Unterthanen</hi>“ beglückt hat, besteht in einem „Gensdarmeriekorps.“ Angeblich sollen diese dem schleswig-holsteinischen Militär entnommenen Gensdarmen, denen man diese Auszeichnung ihrer „patriotisch-loyalen“ Gesinnung wegen ertheilte, auf dänische Spione vigiliren. Dies mag allerdings einer der Vorwände ihres aus den Taschen der Kanaille bezahlten privilegirten Müßiggangs sein; ihre Hauptaufgabe besteht aber darin, ein wachsames Auge auf alle mißliebigen Subjekte, besonders auf die für das Wohl des verrotteten absolut-feudalistischen resp. konstitutionellen Musterstaats gefährlichen Rothrepublikaner, zu haben. Da nun jeder, der nicht den ordinärsten bürgerlichen Enthusiasmus zur Schau trägt, gleich in den Geruch eines Rothrepublikaners kommt, so ist es rein unmöglich, wenn man nicht als ganz loyal bekannt und als „guter schleswig-holsteinischer Unterthan“ Empfehlungen hat, nach dem Norden bis zu den Vorposten zu kommen, um dort den Verrath mit eigenen Augen anzusehen. Wenn also blos Berichte voller Siegesjubel nach dem Süden dringen, so ist das sehr natürlich.</p> </div> <div xml:id="ar281_009" type="jArticle"> <head>Gravenstein, 20. April.</head> <p>Sicherm Vernehmen nach, ist endlich von Frankfurt die Weisung ergangen, daß jetzt <hi rendition="#g">unverzüglich in Jütland eingerückt werden soll.</hi> </p> <p>Die preußische Brigade aus Westphalen ist schon nach Hadersleben marschirt, General Bonin wird jetzt sein Hauptquartier schon nach Christiansfelde vorgeschoben haben, und fast die gesammten schleswig-holsteinischen Truppen stehen nun unlängst der jütländischen Gränze, völlig bereit, dieselbe in den nächsten Stunden, wo es befohlen wird, zu überschreiten. Auch Kavallerie der deutschen Reichstruppen ist schon an 2000 Mann stark, dem General Bonin zur Verfügung gestellt worden, und wird er über weitere drei Regimenter in diesen Tagen noch zu gebieten haben. Die Quartiermacher neuer deutscher Reichstruppen treffen schon hier ein, und werden 3000 Mann nassauische und braunschweig'sche Infanterie erwartet. Auch der Herzog von Nassau wird eine Brigade unter dem unmittelbaren Befehl des Generals Prittwitz kommandiren.</p> <p>So eben trifft die Meldung hier ein, daß schleswig-holsteinische Truppen vor Kolding marschirt sind, ohne auf Feinde zu stoßen. Die Dänen sollen die 14,000 Mann, die sie in Jütland stehen haben, in Fridericia zusammengezogen haben, um einen Versuch zu machen, diesen in letzter Zeit befestigten Ort zu vertheidigen.</p> <p>Wie wir hören, wird die Landesversammlung sich nicht, wie die Regierung beantragt hat, auflösen, sondern bis zur völligen Feststellung der Landesverfassung, wie auch ihr ursprünglicher Plan und Beschluß war, auf ihrem Posten verbleiben.</p> <p>Um so wichtiger ist das Fortbestehen dieser Landesversammlung, da sie bei ihrem einmaligen Beschluß, daß Schleswig-Holstein in jeder Beziehung ein deutscher Staat sein müsse, fest beharren wird.</p> </div> <div xml:id="ar281_010" type="jArticle"> <head>Apenrade, 20. April.</head> <p>Heute ist die Avantgarde der schleswig-holsteinischen Armee, nämlich das 1. Jägerkorps, das 9. und 10. Infanterie-Bataillon nebst Artillerie und Kavallerie <hi rendition="#g">in Jütland eingerückt.</hi> </p> <bibl>(H. B.-H.)</bibl> </div> <div xml:id="ar281_011" type="jArticle"> <head>Frankfurt, 22. April.</head> <p>Im Badischen werden immer noch die Wahlen zur Abgeordnetenkammer verweigert. In Stockach gaben 68 Wahlmänner von 95 die Erklärung ab, daß sie es mit ihrer Ueberzeugung nicht vereinbaren könnten, eine Wahl vorzunehmen.</p> <p>Hr. v. Schmerling ist von seinem Ausfluge nach Stuttgart und Karlsruhe, wie es heißt, sehr zufrieden, wieder zurückgekehrt.</p> <bibl>(F. J.)</bibl> </div> <div xml:id="ar281_012" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Stuttgart, 20. April.</head> <p>Viel Geschrei, ‒ wie's mit der Wolle stehen wird, werden wir bald sehen. In einem deutschen Vaterlande und einem deutschen Landesvater gegenüber heißt's schon viel, wenn die Schaafheerde der „geliebten“ Unterthanen auch nur etwas lauter blöckt als gewöhnlich. Ein Volk, das nicht blos schaafsmäßig zu blöcken verstünde, sondern männliche Kraft besäße und sie zu benutzen wüßte, hätte dem theuren Landesvater, diesem Hofeknecht von Metternich und Consorten, längst einen Schubs gegeben, daß er über die Gränze und vielleicht bis mitten in ein 6. oder 7. deutsches Vaterland in der Umgegend hineingepurzelt wäre. Statt dessen schickt man Deputationen und Adressen an den „Guten, Lieben und Theuren“: er möge doch das Ministerium Römer-Duvernoy ja nicht entlassen. Daneben giebts Volksversammlungen, viele Reden und mehrere Beschlüsse; auch Commissionen werden ernannt und andere Anläufe genommen, um das „<hi rendition="#g">Spiel</hi> der konstitutionellen Gewalten“ vollständig durchzumachen und abzuwickeln.</p> <p>Bei Hofe ist viel Luft und Wonne; dem Gottbegnadeten und seinen Lieben und Getreuen macht die ganze Geschichte viel Spaß. Denn während die guten Unterthanen sich an dem „Spiel der konstitutionellen Gewalten“ erlustiren: werden still von allen Orten der Soldaten und Kanonen heranbeordert, um bei jenem konstitutionellen Spiel den beliebten Trumpf auszuspielen, falls das geliebte Volk den Spaß zu lange fortsetzen oder gar Ernst daraus machen sollte.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar281_013" type="jArticle"> <p><bibl><author>*</author></bibl> Die genueser Journale bringen nicht das geringste Neue von Florenz und Livorno. Das „Journal des Debats“ verkündet, ohne Angabe der Quelle, daß Livorno gänzlich in Händen der „Anarchisten und Republikaner“ sei, und es ist möglich, daß durch die Insurrektion von Livorno der Abgang der gewöhnlichen Korrespondenzen abgeschnitten ist.</p> </div> <div xml:id="ar281_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 18. April.</head> <p>Die „Nazione“ enthält folgende Nachricht: „Gestern kam der Ritter Buoncampagni in unserer Stadt an, um morgen wieder zurück nach Mailand zu reisen. Wie es heißt, soll er mit dem Ministerium über die Ansprüche der Oesterreicher Berathung gepflogen haben, die selbst hier außerordentlich übertrieben erscheinen. Die Einen behaupten, daß die Oesterreicher eine Modifikation unseres Grundgesetzes, die Andern, daß sie definitiv die Besetzung der Citadelle von Alessandria verlangen. Ueber die Antwort des Ministeriums verlautet, daß sie die unverschämten Forderungen der Oesterreicher direkt zurückweisen werde. Die „Nazione“ ist bekanntlich ein konservatives Blatt.</p> </div> <div xml:id="ar281_015" type="jArticle"> <head>Florenz, 12. April.</head> <p>Die Contrerevolution ist in vollständigem Besitz der Stadt. Die Assemblea, die sich in spärlicher Zahl versammelt hatte, wurde von den Volksmassen bedroht. Der Magistrat zog um 4 Uhr in den alten Palast ein, und vor der versammelten Menge wurde unter Glockenläuten und Aufstecken der großherzoglichen Fahnen und Wappen die Restauration der Monarchie proklamirt. Auch versprach man baldige Rückkehr des Fürsten. Auch die Geistlichkeit bekommt wieder Muth und schließt sich der Reaktion an. Der Bischof von Pescia hat seinen Subalternen befohlen, keine Absolution denen zu ertheilen, welche für die italienische Constitution gestimmt haben. Die „Alba“ erklärt, ihr Erscheinen aus Furcht vor „reaktionärer Gewalt“ bis auf Weiteres suspendiren zu müssen.</p> <bibl>(A. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar281_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 12. April.</head> <p>Die Regierung beginnt, die neue Zwangsanleihe mit Gewalt einzutreiben, und hat mit einigen Banquiers den passenden Anfang gemacht. ‒ In Paris hat der römische Gesandte, Oberst Frapolli, gegen die Absendung des Pabstgeschwaders Protest eingelegt.</p> <bibl>(S. Paris.)</bibl> </div> <div xml:id="ar281_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Palermo, 10. April.</head> <p>Unter diesem Datum bringt das Paketboot „Tancred,“ außer den schon bestätigten Gerüchten von der Wiedereinnahme Catania's durch Mieroslawski, folgende Nachrichten von der Westküste. „Die Regierung von Palermo hatte eine Anzahl neapolitanischer Deserteure, welche zur Zeit der allgemeinen Insurrektion enolirt worden, allein fortwährend in zweideutigem Ruf standen, nach Trapani gesendet. Sie wurden mit einem Kauffartheischiff eingeschifft und dem Gouverneur von Trapani zur Disposition gestellt. Kaum aber waren sie angekommen, als die Bevölkerung auf die Nachricht, daß die Verräther der sizilianischen Sache da seien, sich gegen das Schiff stürzte und die Ankertaue abschnitt. Der Wind trieb dasselbe gegen den Quai, und das Volk begann mit Säbeln, Gewehren und Dolchen einen Kampf gegen die Bemannung, in welchem mehr als hundert Neapolitaner auf dem Platz blieben. Einige vierzig wurden allein zu Gefangenen gemacht.</p> </div> <div xml:id="ar281_018" type="jArticle"> <head>Mailand, 14. April.</head> <p>Die außerordentlichen Standgerichte richten unaufhörlich. Zwei Bürger der hiesigen Stadt, bei denen ein Gewehr gefunden wurde, wurden zum Tode verurtheilt und erschossen. In Como wurden vorgestern ebenfalls drei Bürger erschossen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Polen.</head> <div xml:id="ar281_019" type="jArticle"> <head>Krakau, 20. April.</head> <p>Die heutige „Gazeta Krakowska“ berichtet: „Die Agitation in unserem Gebiet, welche bereits neue unglückliche Ereignisse besorgen ließ, hat gestern ihr Ende erreicht. Die Zahl der Unzufriedenen belief sich auf nicht mehr </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1586/0002]
gertod und Pest mussten nothwendig als letzte Frucht auf diesem ächt christlich-germanischen Boden heranreifen. Wer noch zum Stehlen die Fähigkeit hat, der stiehlt. Das ist die einzige Form, in welcher der ver-irländerte Oberschlesier gegen das christliche Germanen- und Raubritterthum thatsächliche Opposition macht. Auf den nächsten Stufen wird gebettelt; schaarenweise sieht man die verelendeten Gestalten von einem Ort zum andern ziehen. In dritter Reihe erblicken wir Diejenigen, welche weder zum Stehlen, noch zum Betteln Kraft und Geschick haben. Auf ihren Lagern von vermodertem oder verfaultem Stroh hält der epidemische Würgengel seine ergiebigste Rundschau. Das sind die Früchte einer hundertjährigen, gottbegnadeten, monarchischen Regierung und der mit ihr verbundeten Ritterschaft und Büreaukratie.
Hier hilft nur eine Radikalkur. Die Raubritter müssen ihre Beute, die sie dem Landvolk seit 30 Jahren abgezwungen, herausgeben; sie müssen das Landvolk für alle an ihm begangenen Prellereien und Gaunereien entschädigen. Diese raubritterliche Entschädigungssumme wird genügen, um die Nackten zu kleiden, die Hungrigen zu speisen, die Kranken zu heilen und die Hungerpest zu bändigen. Damit diese Zustände aber nicht bald wiederkehren, müssen die großen Standesherrschaften, Majorate etc. dismembrirt werden. Alle Robotdienste und Silberzinsen müssen, wie sich von selbst versteht, unentgeldlich aufgehoben und die Ländereien, die den gnädigen Herrn verbleiben, eben so hoch besteuert werden, als die der kleinen Leute. Das Alles wird unter der jetzigen gottbegnadeten Regierung nicht geschehen und deshalb werden auch, so lange Brandenburg-Manteuffel'sche und überhaupt gottbegnadete Maximen am Ruder sind, die Oberschlesier nach wie vor dem Hunger und dem Hungertyphus schaarenweise zum Opfer fallen. Erst mit dem völligen Untergange des ganzen bisherigen raubritterlichen, gottbegnadeten Regierungssystems wird den Oberschlesiern der erste Hoffnungsstern auf eine Besserung ihrer Lage, auf Befreiung aus den Krallen des Hungers und der Hungerpest aufgeben.
X Berlin, 22. April. Die Berathung der von dem Herrn Minister des Innern zusammenberufenen Versammlung von Gymnasiallehrern beginnt schon eine sehr unangenehme zu werden, da dieselbe fast nur aus den treuesten Anhängern des alten Systems zusammengesetzt ist. Die Seele derselben ist Herr Geh. Regier.-Rath Brüggemann, hinlänglich bekannt um zu begreifen, wie gefährlich der Einfluß eines solchen Mannes für unsere Schul- und kirchliche Angelegenheiten ist.
In einer der letzten Sitzungen wurde die Frage aufgeworfen, ob die Schulen confessionell sein sollten oder nicht. Man wurde darüber einverstanden, daß die des Staates es nicht sein dürften, wohl aber diejenigen, welche ihren Ursprung aus alten Stiftungen herleiten, in denen es bestimmt sei, ohne auf den sehr begründeten Einwand zu achten, daß ja die meisten dieser Stiftungen vor der Reformation entstanden seien und man nach dieser keineswegs solche Scrupel gehabt habe, sondern kurzweg dieselben für protestantische Schulen benutzte.
Während das Ministerium früher gar keine Commissarien in die Verfassungs-Revisions-Commission schickte, erscheint seit einiger Zeit Hr. v. Griesheim für den Kriegsminister in ihr, obwohl die militärischen Angelegenheiten gar nicht mehr vorkommen. Er ist indeß eitel genug zu glauben, daß er selbst in anderen Angelegenheiten die Mitglieder gedachter Commission durch seine hohe Weisheit nur erfreuen könne.
Der Fabrikant Thouret war bekanntlich einige Tage verhaftet, weil man bei ihm noch nicht abgegebene Dienstwaffen gefunden hatte. Am Tage nach der Verhaftung wollte ihn seine Frau besuchen, um ihm einen wichtigen Geschäftsbrief zu bringen. Man verweigerte ihr die Erlaubniß dazu. Als nun Frau Thouret einwandte, der Brief sei ganz unverfänglich und könne ja vorher gelesen werden, das Geschäft müsse ja zu Grunde gehen, wenn man so allen Einfluß ihres Mannes auf dasselbe verhindere, antwortete der betreffende Polizeibeamte mit großem Gleichmuth: „Ach was, es sind schon mehr Geschäfte zu Grunde gegangen, da kann auch das noch zu Grunde gehen!“
Am vergangenen Sonntage brachte es in Frankfurt der Vorsitzende des dortigen „Vereins für König und Vaterland“ zur Sprache, es sei ihm von hoher Stelle der Auftrag oder Wunsch mitgetheilt worden, man möge doch ja für Adressen gegen die Aufhebung des Belagerungszustandes und gegen die Bürgerwehr Sorge tragen. Er bedaure aufrichtig, daß sich nur 123 Unterschriften dafür gefunden hätten. Da trat ein anderes Mitglied dieses gottseligen Vereins auf und erklärte, es wolle die Sache in die Hand nehmen, und verspreche bald viele Hundert Namen zusammenzubringen. Um dies zu ermöglichen, werde es in jedem Bezirk einen Colporteur engagiren und solchem für je hundert Unterschriften einen Thaler zusichern.
Aus Calau ist dem Abg. Görtz-Wrisberg eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Adresse zugekommen, worin erklärt wird, daß nur dadurch, daß der Kreis für die Wahlen zu drei verschiedenen Wahlkreisen zugetheilt worden, die Wahl so ganz reactionärer Abgeordneter, wie v. Werdeck und Peschke, möglich geworden, daß sich Calau in diesen Männern in keiner Weise vertreten sähe.
Bei der zweiten Kammer sind zwei Petitionen mit vielen Hundert Unterschriften versehen, den Minister v. d. Heydt und den Ex-Minister Bodelschwingh betreffend, aus Solingen eingegangen:
Die erste nimmt Bezug auf eine Rede, welche der ehemalige Volksredner, jetzige Handelsminister v. d. Heydt im vorigen Jahre hielt, worin er wörtlich sagte:
„Wir dürfen dem Könige nicht mehr trauen, der Mensch hat uns so oft belogen, wir müssen Garantie haben etc. etc.“
und schließt daraus, daß der jetzige Minister nur dem Scheine nach seine Gesinnung geändert hat, denn wie könnte er sonst bei den früher ausgesprochenen Grundsätzen in ein Ministerium eintreten, welches das Vertrauen des Volkes nicht besitzt!? Die Petition beantragt daher:
„Die hohe Versammlung wolle den Minister v. d. Heydt auffordern, dem Preußischen Volke oder dessen Vertretern gegenüber baldigst und auf das Bestimmteste zu erklären, wie er die damalige Aeußerung mit seiner jetzigen Stellung zu vereinigen im Stande ist!“
Die zweite Petition beantragt, da sich aus dem im November v. J. veröffentlichten Bericht der Finanz-Commission der National-Versammlung ergeben, daß viele Gelder unverrechnet ausgegeben, welches der Vermuthung Raum giebt, daß diese Gelder den preußischen Staatsbürgern gegenüber einen zweckwidrigen und ungesetzlichen Weg eingeschlagen haben,
„den ehemaligen Minister Bodelschwingh, jetzigen Abgeordneten zur zweiten Kammer schleunigst zu veranlassen, nachträglich Ausweis darüber zu geben, resp. auf das Bestimmteste zu erklären, wo die unverrechnet gebliebenen Summen sich befinden. “
Das Votum der zweiten Kammer in der gestrigen Sitzung über die deutsche Frage dürfte sehr leicht ein, der Linken sehr unangenehmes Ereigniß nach sich ziehen. Die Fraction der Polen nämlich, welche bisher wenigstens größtentheils mit ihr stimmte, ist schwer durch die Verwerfung des Amendements Libelt verletzt worden; es erhob sich nur die äußerste Linke dafür. Durch die Anerkennung der deutschen Verfassung ist die Demarkationslinie jedenfalls bestätigt worden. Die Polen glauben also, daß sie demgemäß aus der Kammer austreten müßten, ja man spricht schon _ von, daß von der rechten Seite aus ein dahin zielender Antrag gestellt werden soll.
Großes Aufsehen in kaufmännischen Kreisen hat die Nachricht aus Oestreich erregt, daß man dort das letzte verzweifelte Mittel angewandt, und einen Zwangscours für das neuauszugebende Papiergeld einführte.
Es ist höchst bemerkenswerth, daß von der polnischen Landwehr-Compagnie, welche noch bei Düppeln ins Gefecht kam, fünf Offiziere und vier Gemeine gefallen sind, die Ersteren gehörten zu den polenfeindlichsten Reaktionären. Ebenso war heute allgemein das Gerücht verbreitet, der General von Bonin sei von einem Sachsen erschossen worden.
Wir tragen die letzten Worte des Ministerpräsidenten Brandenburg nach Verlesung seiner gestrigen Erklärung in der 2. Kammer nach: „Meine Herren! Ich erkenne die Macht der öffentlichen Meinung an, aber wie die Schiffsleute das Branden der Elemente um sich her… (er stockt)… man darf das Schiff nicht den Strömungen hingeben. Wir werden das niemals, niemals, niemals!“
X Berlin, 22. April. Was wird nach dem Resultat der Sitzung das Ministerium thun? wir hoffen, daß es seinen Platz nicht verlassen wird und zum Nutzen der Demokratie, zur Schande der Rechten, uns noch länger seine Gegenwart schenkt. Die Sachen stehen, wie im November. Das Ministerium hat ein eklatantes Mißtrauensvotum bekommen. Lößt es die Kammer nicht auf und bleibt dennoch, so liegt darin die schmählichste Verhöhnung des „constitutionellen Rechts“ und es wird eine Ehrenpflicht für Vinke, und Consorten ebenso aufzutreten wie einst die National-Versammlung, deren Verhalten sie früher nicht genug zu schmähen wußten.
Danzig, 18. April. Ich eile, Ihnen die Nachricht mitzutheilen, daß sich in dieser Nacht eine dänische Kutterbrigg eine Meile von unserem Hafen vor Anker gelegt hat, um die Blockade faktisch zu vollziehen. Eine Kutterbrigg also reicht hin, um einen der größten Ostseehäfen zu schließen, dahin sind wir gelangt, nachdem ein Jahr lang von der deutschen Flotte geredet ist. Bei ganz ruhigem Wetter wäre es möglich, dem Schiffe mit unseren Kanonenjollen zu Leibe zu gehen.
Danzig, 19. April. Zu der Kutterbrigg gesellte sich im Laufe des gestrigen Vormittags noch ein Briggschiff, und nachdem beide Signale gewechselt und durch Böte mit einander verkehrt hatten, entfernte sich das größere Schiff in nördlicher Richtung. Die Kutterbrigg blieb liegen. Aber auch sie hat gezeigt, daß sie faktisch nicht im Stande ist, die Blockade wieder auszuführen, denn ein englisches, mit Ballast gehendes Schiff, kam gestern, trotz der eifrigen Verfolgung des Dänen, und trotz seiner scharfen Fehlschüsse, in den Hafen. Gegen Abend entfernte sich die Brigg, augenscheinlich, um die zurückgewiesenen Schiffe auch zu verhindern, in Pillau einzulaufen. Indessen hat sich eins von diesen über Nacht in unserem Hafen eingefunden. Im Laufe des Vormittags ist die Kriegsbrigg wieder nach unserem Hafen zurückgekehrt. Sie heißt St. Croix, geführt vom Kommandeur Holm.
(Osts.-Z.) Königsberg, 17. April. In den letzten 8 Tagen sind über 2000 Mann Militär von hier nach Danzig und 2 Kompagnien Landwehr nach Memel ausgerückt. Unsere Garnison wird dafür aber binnen Kurzem durch eine entsprechende Anzahl Landwehr ergänzt werden. ‒ In Insterburg haben bei der Einkleidung der Landwehr einige Widersetzlichkeiten stattgefunden, und es sind in Folge dessen 10 Mann verhaftet worden, die vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollen.
(Osts.-Z.) 15 Schleswig-Holstein, 21. April. Unsern Bericht über die Affaire bei Duppel vom 15. d. müssen wir dahin berichtigen, daß weder der Brückenkopf genommen ist, noch Kanonen erbeutet sind, im Gegentheil erbeuteten die Dänen zwei sächsische in einem Morast stecken gebliebene Kanonen. Daß nicht blos wir, sondern auch alle übrigen nicht auf dem Kriegsschauplatz sich aufhaltenden Leute, nicht besser unterrichtet waren, lag daran, daß selbst unsere „unter einer Krone Dach“ vereinigte zweiköpfige, aus dem Aristokraten Revenlou und dem Renegatenbourgeois, Volksverräther Beseler bestehende, im Namen des unfreien Herzogs regierende, unverletzliche, den Schleswig-Holsteinern von dem Reichs-Eisele Souchay aufoktroyirte Statthalterschaft nicht mehr oder auch zuviel wußte. An diese, was Feigheit und Knechtsinn betrifft, in ihrer Art einzig dastehende Statthalterschaft war nämlich der Bericht so gekommen, wie wir ihn mittheilten; wir erhielten ihn aus der Hand eines bei dem Kriegsdepartement angestellten, sehr gut unterrichteten Mannes. Nach den spätern Nachrichten stellt es sich heraus, daß die deutschen Truppen weit mehr gelitten haben, als die Dänen. Die Nachricht von der Eroberung der Kanonen ist durch den Umstand hervorgerufen, daß ein Augenzeuge nach der Einnahme der Düppeler Schanzen, die Dänen sich ohne Kanonen in die Verschanzungen des Brückenkopfs am Alsener Sunde zurückziehen sah; die Dänen konnten aber keine Kanonen aus den Düppeler Schanzen mitnehmen, weil sie dort zur Zeit des Angriffs, der Morgens in der Frühe begann, gar keine hatten. Die Dänen gebrauchten nämlich die Taktik, jeden Morgen die Kanonen auf die Verschanzungen bei Düppel zu schaffen und des Abends wieder zurück in die Verschanzungen des Brückenkopfes, wo sie die Nacht über blieben, um gegen Ueberrumpelung sicher zu sein. Es standen übrigens sechs Bataillone dänischer Infanterie in den Verschanzungen, gegen die sich zwei Bataillone Baiern sehr tapfer schlugen; da es aber darauf abgesehen, dieselben nur zusammenknallen zu lassen, so ließ man sie wohlweislich lange allein fechten. Daß Verrath so gut wie voriges Jahr unter Wrangel, so jetzt unter Prittwitz wieder im Spiel ist, daran darf man nach den vorliegenden Thatsachen gar nicht mehr zweifeln. Ueberdies gewinnt das Preußenthum immer mehr Boden, so daß unsere „gespießten“ Bourgeois in schwarz-weißen Jubel ausbrachen, wie die tragische Kunde von der Wahl Friedrich Wilhelms hierher drang. Als aber bald darauf der unfundirte Beseler aus einem allerhöchsten Munde erfahren, daß der König von Dänemark ein ausgezeichnet liebenswürdiger Mann (beim Champagner und unter vier Augen mit Lola Rasmussen) sei ‒ ward ihnen seltsam zu Muth. Eine neue Einrichtung des christlich-germanischen Musterstaats, mit denen Se. Wohlweisheit „Bürgergeneral“ Bonin die „schleswig-holsteinischen Unterthanen“ beglückt hat, besteht in einem „Gensdarmeriekorps.“ Angeblich sollen diese dem schleswig-holsteinischen Militär entnommenen Gensdarmen, denen man diese Auszeichnung ihrer „patriotisch-loyalen“ Gesinnung wegen ertheilte, auf dänische Spione vigiliren. Dies mag allerdings einer der Vorwände ihres aus den Taschen der Kanaille bezahlten privilegirten Müßiggangs sein; ihre Hauptaufgabe besteht aber darin, ein wachsames Auge auf alle mißliebigen Subjekte, besonders auf die für das Wohl des verrotteten absolut-feudalistischen resp. konstitutionellen Musterstaats gefährlichen Rothrepublikaner, zu haben. Da nun jeder, der nicht den ordinärsten bürgerlichen Enthusiasmus zur Schau trägt, gleich in den Geruch eines Rothrepublikaners kommt, so ist es rein unmöglich, wenn man nicht als ganz loyal bekannt und als „guter schleswig-holsteinischer Unterthan“ Empfehlungen hat, nach dem Norden bis zu den Vorposten zu kommen, um dort den Verrath mit eigenen Augen anzusehen. Wenn also blos Berichte voller Siegesjubel nach dem Süden dringen, so ist das sehr natürlich.
Gravenstein, 20. April. Sicherm Vernehmen nach, ist endlich von Frankfurt die Weisung ergangen, daß jetzt unverzüglich in Jütland eingerückt werden soll.
Die preußische Brigade aus Westphalen ist schon nach Hadersleben marschirt, General Bonin wird jetzt sein Hauptquartier schon nach Christiansfelde vorgeschoben haben, und fast die gesammten schleswig-holsteinischen Truppen stehen nun unlängst der jütländischen Gränze, völlig bereit, dieselbe in den nächsten Stunden, wo es befohlen wird, zu überschreiten. Auch Kavallerie der deutschen Reichstruppen ist schon an 2000 Mann stark, dem General Bonin zur Verfügung gestellt worden, und wird er über weitere drei Regimenter in diesen Tagen noch zu gebieten haben. Die Quartiermacher neuer deutscher Reichstruppen treffen schon hier ein, und werden 3000 Mann nassauische und braunschweig'sche Infanterie erwartet. Auch der Herzog von Nassau wird eine Brigade unter dem unmittelbaren Befehl des Generals Prittwitz kommandiren.
So eben trifft die Meldung hier ein, daß schleswig-holsteinische Truppen vor Kolding marschirt sind, ohne auf Feinde zu stoßen. Die Dänen sollen die 14,000 Mann, die sie in Jütland stehen haben, in Fridericia zusammengezogen haben, um einen Versuch zu machen, diesen in letzter Zeit befestigten Ort zu vertheidigen.
Wie wir hören, wird die Landesversammlung sich nicht, wie die Regierung beantragt hat, auflösen, sondern bis zur völligen Feststellung der Landesverfassung, wie auch ihr ursprünglicher Plan und Beschluß war, auf ihrem Posten verbleiben.
Um so wichtiger ist das Fortbestehen dieser Landesversammlung, da sie bei ihrem einmaligen Beschluß, daß Schleswig-Holstein in jeder Beziehung ein deutscher Staat sein müsse, fest beharren wird.
Apenrade, 20. April. Heute ist die Avantgarde der schleswig-holsteinischen Armee, nämlich das 1. Jägerkorps, das 9. und 10. Infanterie-Bataillon nebst Artillerie und Kavallerie in Jütland eingerückt.
(H. B.-H.) Frankfurt, 22. April. Im Badischen werden immer noch die Wahlen zur Abgeordnetenkammer verweigert. In Stockach gaben 68 Wahlmänner von 95 die Erklärung ab, daß sie es mit ihrer Ueberzeugung nicht vereinbaren könnten, eine Wahl vorzunehmen.
Hr. v. Schmerling ist von seinem Ausfluge nach Stuttgart und Karlsruhe, wie es heißt, sehr zufrieden, wieder zurückgekehrt.
(F. J.) * Stuttgart, 20. April. Viel Geschrei, ‒ wie's mit der Wolle stehen wird, werden wir bald sehen. In einem deutschen Vaterlande und einem deutschen Landesvater gegenüber heißt's schon viel, wenn die Schaafheerde der „geliebten“ Unterthanen auch nur etwas lauter blöckt als gewöhnlich. Ein Volk, das nicht blos schaafsmäßig zu blöcken verstünde, sondern männliche Kraft besäße und sie zu benutzen wüßte, hätte dem theuren Landesvater, diesem Hofeknecht von Metternich und Consorten, längst einen Schubs gegeben, daß er über die Gränze und vielleicht bis mitten in ein 6. oder 7. deutsches Vaterland in der Umgegend hineingepurzelt wäre. Statt dessen schickt man Deputationen und Adressen an den „Guten, Lieben und Theuren“: er möge doch das Ministerium Römer-Duvernoy ja nicht entlassen. Daneben giebts Volksversammlungen, viele Reden und mehrere Beschlüsse; auch Commissionen werden ernannt und andere Anläufe genommen, um das „Spiel der konstitutionellen Gewalten“ vollständig durchzumachen und abzuwickeln.
Bei Hofe ist viel Luft und Wonne; dem Gottbegnadeten und seinen Lieben und Getreuen macht die ganze Geschichte viel Spaß. Denn während die guten Unterthanen sich an dem „Spiel der konstitutionellen Gewalten“ erlustiren: werden still von allen Orten der Soldaten und Kanonen heranbeordert, um bei jenem konstitutionellen Spiel den beliebten Trumpf auszuspielen, falls das geliebte Volk den Spaß zu lange fortsetzen oder gar Ernst daraus machen sollte.
Italien. * Die genueser Journale bringen nicht das geringste Neue von Florenz und Livorno. Das „Journal des Debats“ verkündet, ohne Angabe der Quelle, daß Livorno gänzlich in Händen der „Anarchisten und Republikaner“ sei, und es ist möglich, daß durch die Insurrektion von Livorno der Abgang der gewöhnlichen Korrespondenzen abgeschnitten ist.
* Turin, 18. April. Die „Nazione“ enthält folgende Nachricht: „Gestern kam der Ritter Buoncampagni in unserer Stadt an, um morgen wieder zurück nach Mailand zu reisen. Wie es heißt, soll er mit dem Ministerium über die Ansprüche der Oesterreicher Berathung gepflogen haben, die selbst hier außerordentlich übertrieben erscheinen. Die Einen behaupten, daß die Oesterreicher eine Modifikation unseres Grundgesetzes, die Andern, daß sie definitiv die Besetzung der Citadelle von Alessandria verlangen. Ueber die Antwort des Ministeriums verlautet, daß sie die unverschämten Forderungen der Oesterreicher direkt zurückweisen werde. Die „Nazione“ ist bekanntlich ein konservatives Blatt.
Florenz, 12. April. Die Contrerevolution ist in vollständigem Besitz der Stadt. Die Assemblea, die sich in spärlicher Zahl versammelt hatte, wurde von den Volksmassen bedroht. Der Magistrat zog um 4 Uhr in den alten Palast ein, und vor der versammelten Menge wurde unter Glockenläuten und Aufstecken der großherzoglichen Fahnen und Wappen die Restauration der Monarchie proklamirt. Auch versprach man baldige Rückkehr des Fürsten. Auch die Geistlichkeit bekommt wieder Muth und schließt sich der Reaktion an. Der Bischof von Pescia hat seinen Subalternen befohlen, keine Absolution denen zu ertheilen, welche für die italienische Constitution gestimmt haben. Die „Alba“ erklärt, ihr Erscheinen aus Furcht vor „reaktionärer Gewalt“ bis auf Weiteres suspendiren zu müssen.
(A. Z.) * Rom, 12. April. Die Regierung beginnt, die neue Zwangsanleihe mit Gewalt einzutreiben, und hat mit einigen Banquiers den passenden Anfang gemacht. ‒ In Paris hat der römische Gesandte, Oberst Frapolli, gegen die Absendung des Pabstgeschwaders Protest eingelegt.
(S. Paris.) * Palermo, 10. April. Unter diesem Datum bringt das Paketboot „Tancred,“ außer den schon bestätigten Gerüchten von der Wiedereinnahme Catania's durch Mieroslawski, folgende Nachrichten von der Westküste. „Die Regierung von Palermo hatte eine Anzahl neapolitanischer Deserteure, welche zur Zeit der allgemeinen Insurrektion enolirt worden, allein fortwährend in zweideutigem Ruf standen, nach Trapani gesendet. Sie wurden mit einem Kauffartheischiff eingeschifft und dem Gouverneur von Trapani zur Disposition gestellt. Kaum aber waren sie angekommen, als die Bevölkerung auf die Nachricht, daß die Verräther der sizilianischen Sache da seien, sich gegen das Schiff stürzte und die Ankertaue abschnitt. Der Wind trieb dasselbe gegen den Quai, und das Volk begann mit Säbeln, Gewehren und Dolchen einen Kampf gegen die Bemannung, in welchem mehr als hundert Neapolitaner auf dem Platz blieben. Einige vierzig wurden allein zu Gefangenen gemacht.
Mailand, 14. April. Die außerordentlichen Standgerichte richten unaufhörlich. Zwei Bürger der hiesigen Stadt, bei denen ein Gewehr gefunden wurde, wurden zum Tode verurtheilt und erschossen. In Como wurden vorgestern ebenfalls drei Bürger erschossen.
Polen. Krakau, 20. April. Die heutige „Gazeta Krakowska“ berichtet: „Die Agitation in unserem Gebiet, welche bereits neue unglückliche Ereignisse besorgen ließ, hat gestern ihr Ende erreicht. Die Zahl der Unzufriedenen belief sich auf nicht mehr
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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