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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 294. Köln, 10. Mai 1849.

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Kanonade ist furchtbar. Man schießt durch das Georgenthor in die Schloßgasse hinauf. Man transportirt Gefangene und Verwundete vorbei. Gegen halb 3 Uhr sind drei Offiziere sehr schwer verwundet worden. Auch mehrere Preußen sind bereits verwundet. Das Grenadierbataillon des Regiments Alexander ist noch nicht angekommen. Man erwartet nun noch schwere Artillerie. Man hört in diesem Augenblicke nur Kartätschenfeuer. Das Feuer in dem Prinzenpalais scheint gelöscht. In diesem Augenblick, 3 1/2 Uhr, schweigt der Kanonendonner.

(Abends 10 Uhr) Das Kampfgetöse und der Kanonendonner schweigt, man scheint wieder Waffenstillstand geschlossen zu haben. Das Militär hat nicht unbedeutende Verluste gehabt, was die Zahl der getödteten und verwundeten Offiziere ergiebt. Sie beträgt, so viel ich bis jetzt in Erfahrung zu bringen vermochte, elf; nämlich: General Homilius, todt; Oberst v. Kirchbach; Artilleriehauptmann Grünewald; Artillerielieutenant Dörle; Hauptmann der reitenden Artillerie Bernhard, Lieutenant v. Cerrini, v. Kochtitzki, v. Schulz theils schwer, theils leicht verwundet; außerdem sind noch todt: Lieutenant v. Allmer, Grütz und Krug v. Nidda. An Verwundeten werden vielleicht gegen 30 in das Hospital gebracht worden sein, was aber Alles nur leichte Verwundete sein mögen. Die Todten und sehr schwer Verwundeten bringt man gar nicht in die Neustadt, diese werden in das Zeughaus gebracht. Wie groß die Zahl der Todten und Verwundeten auf der andern Seite sein mag, können wir hier nicht erfahren.

103 Leipzig, 7. Mai.

Das "Centralcomite zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit" hat folgende Proklamation erlassen:

Mitbürger!

Die absolute Fürstengewalt, williger Diener des russischen Czaren, hat die freiheitsmörderische Hand an den letzten Rest Eurer im vorigen Frühjahre blutig errungenen Freiheit gelegt, um Euch aufs Neue zu knechten und zu Werkzeugen ihrer nur zum Vortheil der eigenen Familien führenden diplomatischen Kunststücke zu benutzen.

Die National-Versammlung in Frankfurt hat Deutschland eine Verfassung gegeben, welcher entgegenzutreten von Seiten der deutschen Fürsten Rebellion gegen den Volkswillen ist.

Kann auch diese Verfassung mit ihrem beabsichtigten preußischen Erbkaiserthum den Bedürfnissen und Anforderungen des deutschen Volkes nicht genügen, den Fürsten steht keinenfalls ein Widerspruch gegen dieselben zu.

Darum auf, Bürger Thüringens und Sachsens!

schützt mit bewaffneter Hand Eure Freiheit gegen die rohe Fürstengewalt; der Preis, eine des deutschen Volkes würdige Verfassung, wird Euch nicht entgehen.

Schon erhebt sich der Sturm, schon donnern die Kanonen in der Hauptstadt Sachsens. Eilet, eilet, erhebt Euch in Masse mit dem Rufe:

Es lebe ein einiges, freies demokratisches Deutschland!
Das Centralcomite
zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit.

Deutsche Brüder in Preußen!

Die Anmaßung der zur Vernichtung der Volksfreiheit verschwornen Fürsten ist in den letzten Tagen zu den äußersten Mitteln der rohen Gewalt und der Unterdrückung geschritten. Das sächsische Volk hat, Kraft des heiligen Rechtes der Revolution, sich allgemein gegen diese Tyrannei erhoben und sein verrätherischer König sich durch die Flucht der Nothwendigkeit entzogen, dem Volkswillen zu gehorchen.

Deutsche Brüder in Preußen! an Euch ist es nun, den Kampf des sächsischen Volkes zu unterstützen, und nicht zu dulden, daß Euer Heer, Eure Brüder und Söhne von der Fürstengewalt gemißbraucht werden, unsere Freiheit mit brudermörderischer Hand vernichten zu helfen.

Auf! auf! helfet! Unsere Freiheit ist die Eure, unsere Unterdrücker sind auch die Euren. Auf mit dem begeisternden Rufe:

Es lebe ein freies demokratisches Deutschland!
Das Centralcomite
zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit.

(Alle demokratischen Blätter werden um Aufnahme vorstehender Aufrufe ersucht).

Zugleich theile ich Ihnen folgendes Plakat aus Dresden mit:

An unsere Mitbürger!

Der König von Sachsen hat preußisches Militär herbeikommen lassen, um seinen Eigenwillen dem Willen des Volkes gegenüber durchzusetzen. Das sächsische Volk, welches seine besten Söhne auf die Barrikaden gesandt hat, um für die Einheit und Freiheit Deutschlands zu kämpfen und Sachsen insbesondere vor den unwürdigen Fesseln eines verrätherischen Sonderbündnisses zu bewahren, wird diese Kunde mit einem Schrei der Entrüstung aufnehmen. Es ist heute mit seltenem Muthe gekämpft worden. Gegen die von Außen herbeigeführten Streitkräfte wird der Kampf mit verdoppeltem Muthe fortgesetzt werden. Dank Euch, Ihr Helden der Freiheit! Der Tod für die Freiheit ist schön und der Sieg ist Euer im Leben und Sterben.

Kämpft fort, wie Ihr gekämpft habt. Du aber sächsisches Volk, stehe wie bisher fest zur Sache die wir führen. Wir wollen die Reichsverfassung und durch die Reichsverfassung die Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes, das Heil Sachsens, und für das, was wir wollen, kämpfen wir bis zum Tode!

Dresden, den 5. Mai 1849, Abends 8 Uhr.

Die provisorische Regierung.

Tzschirner. Todt. Heubner.

* Leipzig, 7. Mai.

Folgendes Plakat vom gestrigen Tage ist hier angeheftet:

"In Anbetracht, daß das dermalige königl. Ministerium in seiner amtlichen Thätigkeit durch den Konflikt, welcher zwischen der Krone und dem Volke in Folge verweigerter Anerkennung der deutschen Verfassung ausgebrochen, beengt ist; in Anbetracht, daß die Stadt Leipzig die Vermittelung der deutschen Centralgewalt angerufen hat; in Anbetracht, daß die in Dresden aufgetretene provisorische Regierung einen andern Weg eingeschlagen hat als die Vertretung der Stadt Leipzig; in Anbetracht, daß nur ein Ministerium, welches sich für Anerkennung der deutschen Verfassung ausspricht, die volle Kraft der Regierungsgewalt in Sachsen, die nur da ist, wo sie im Volke wurzelt, wieder erwerben kann -- wird beschlossen und hiermit veröffentlicht:

Die Gemeinde Leipzig stellt sich bis zu Austrag der Konflikte zwischen Krone und Volk unter den Schutz der deutschen Centralgewalt.

Leipzig, den 6. Mai 1849.

Der Rath und die Stadtverordneten zu Leipzig.

Klinger. Werner."

Die "D. A. Z." berichtet kurz Folgendes:

"Um 4 Uhr ertönte wieder der Generalmarsch. Die Nacht zu heute war im höchsten Grade unruhig. Es kam zum Bau von Barrikaden, was die Meßbuden auf den Plätzen und in den Straßen sehr erleichterten. Die Kommunalgarde hat dieselben genommen. Man zählt mehrere Erschossene und noch mehr Verwundete auf beiden Seiten.

Hannover, 6. Mai.

Die "Amtlichen Nachrichten" enthalten folgende Bekanntmachung:

"Da Se. Maj. der König in Folge der angekündigten Massendeputationen im Interesse der Erhaltung der öffentlichen Ordnung für angemessen, im Laufe des morgenden Tages so wie an den nächstfolgenden Tagen etwaige Deputationen oder Ueberbringer von Petitionen nicht zu empfangen, so wird dem Allerhöchsten Befehle gemäß solches hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht."

Hannover, 7. Mai.

Ueber die aus 6 Personen bestehende allgemeine Landesdeputation, der circa 300 Mitabgeordnete folgten, berichtet die "Z. f. Nordd." Nachstehendes:

Die Deputation begab sich im ruhigen Zuge nach dem Pallast des Königs. Sie soll von diesem verlangen:

1) Unbedingte Anerkennung der Reichsverfassung einschließlich des Reichswahlgesetzes;

2) Unbedingte Unterwerfung unter das von der Nationalversammlung erwählte oder noch zu erwählende Reichsoberhaupt.

3) Sofortige Einberufung der Ständeversammlung.

4) Entlassung des jetzigen und Berufung eines neuen volksthümlichen Ministerii.

Das Schloß ist von Garden vollgepfropft; die Bürgerwehr hat die Leinstraße abgesperrt. Letztere und das dort anwesende Volk empfingen sie mit lautem Zuruf. Im Palais erklärte der Flügeladjutant den Herren: Majestät werde die Deputation nicht annehmen, sie könnten jedoch ihre Wünsche schriftlich überreichen. "Dazu sind wir nicht hergesandt und nicht ermächtigt", erwiderte Baeren, der Sprecher der Deputation. Sie verließen das Palais, versammelten sich im Remishofe und beschlossen: einen permanenten Ausschuß von sechs Mitgliedern niederzusetzen. Heute Abend erfolgt die Wahl.

Braunschweig, 7. Mai.

Mit dem permanenten Ausschusse des Volksvereins in Braunschweig hat sich seit vorgestern der permanente Ausschuß des Bürgervereins vereinigt; beide halten ihre gemeinschaftlichen Sitzungen im Bahnhofsgebäude, um fortwährend an der Quelle der neuesten Nachrichten zu sein. Das Gerücht, nach Hannover und nach Magdeburg zu seien von hier aus die Schienen der Bahn aufgerissen, ist unwahr. Dagegen ist von Seiten der Bahndirektion in der Stille die Veranstaltung getroffen, daß, falls die Annäherung fremden Militärs die Einwohner zum Aeußersten antreiben sollte und eine gewaltsame Ausführung jener Maßregel zu fürchten sei, das Bahnpersonal selbst sofort den Befehl erhalten wird, eigenhändig die Schienen streckenweise abzunehmen, um dadurch einen möglichen Ruin der Bahn durch ungeschickte Hände zu verhüten.

N. S. So eben verbreitet sich das Gerücht, der Herzog kehre heute von Blankenburg zurück, habe alle Schritte seines Ministeriums desavouirt, und das Ministerium wolle abtreten. Wäre dies gegründet, so würden uns blutige Tage bevorstehen.

(M. Z.)
068 Aus der baierischen Pfalz, 5. Mai.

Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz hat einen Aufruf "an die baierischen Krieger" erlassen, aus dem wir folgende Stellen mittheilen:

Soldaten! Brüder!

Berufen, in der gefahrdrohenden Lage des Vaterlandes zum Schutze der Gesetze und zur Durchfuhrung der Volksfreiheiten, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Abwendung eines fluchwurdigen Bürgerkrieges die Oberleitung zu übernehmen, gebietet es uns die Pflicht, vor Allem an Euch, ihr bewaffneten Söhne des Vaterlandes, in dieser ernsten Zeit ein ernstes Wort zu richten.

In 38 Fetzen zerrissen, in dem Auslande verachtet, im Innern unter sclavischem Drucke gehalten, lag Deutschland in jahrelangem Schlummer. Der Deutsche hatte kein Vaterland: es gab nur ein Baiern, ein Oestreich, ein Preußen, ein Würtemberg. Aber endlich erwachte das deutsche Volk und ließ wie aus Einem Munde an das Ohr seiner Unterdrücker den betäubenden Ruf erschallen: "Wir wollen die Freiheit und ein Vaterland; wir wollen ein Parlament, das durch eine Reichsverfassung der deutschen Nation eine glückliche Zukunft sichere." Die Fürsten sahen ihre Throne wanken und wagten es nicht länger, die heiligsten Menschenrechte für sich allein in Anspruch zu nehmen. Das Parlament trat in Frankfurt a. M. zusammen; es vollendete die Reichsverfassung und verkündete sie als Gesetz für Volk und Fürsten.

Und trotzdem erfrechen sich einige Könige, welchen das Volk im Freiheitsmärz großmüthig die Krone nicht vom Haupte riß, diese Reichsverfassung ungültig zu nennen. Hört es, Brüder im Heere! auch Euer König hat durch seinen Gesandten dem Parlamente erklären lassen, daß er ein einiges, freies, mächtiges deutsches Vaterland nicht anerkenne und Baiern auch für die Zukunft nach seiner eigenen Laune zu gängeln gedenke.

Soll das Volk schweigen zu diesem neuen Treubruche, schweigen zu dieser neuen unerhörten Rechtsverhohnung, welche ihm alle Früchte seiner glorreichen Erhebung mit einem Schlage zu entreißen droht? Sollen wir uns zurückbeugen lassen unter das alte Joch der Knechtschaft, welches wir auf immer zerbrochen zu haben wähnten? Nein, nein, nein! Wenn die heiligsten Rechte der Menschheit auf dem Spiele stehen, dann fordert es die Pflicht jedes braven Mannes, Gut und Leben in dem Kampfe für sie zu opfern. Den Gehorsam muß das Volk einem Könige verweigern, welcher pflichtvergessen und durch falsche Rathgeber verblendet, gegen die Reichsgewalt zum Rebellen geworden ist, und ihn, wenn nöthig, mit gewaffneter Hand zwingen, abzulassen, ein Verräther des deutschen Vaterlandes zu werden.

Soldaten! Seid Eures Ursprungs eingedenk! Aus dem Volke seid Ihr hervorgegangen, Ihr seid ein Theil des Volkes, Ihr seid der bewaffnete Theil. In dem Volke habt Ihr Eure Eltern, Eure Brüder, Eure Freunde. Das Volk bezahlt Euren Sold zum Schutze seines Eigenthums, zur Beschirmung gegen jeden Feind. In die Reihen des Volkes tretet Ihr zurück nach vollendeter Dienstzeit. Die Interessen des Volkes und die Freiheiten, welche es sich erringt, sind auch die Eurigen.

Kaiserslautern, am 4. Mai 1849.

Mit brüderlichem Gruße.

Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz.

H Didier. P. Fries. Greiner Dr. Hepp. Reichard. Schmitt.

Französische Republik.
12 Paris, 6. Mai.

Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden, und die Franzosen in Paris, die Franzosen in Frankreich schäumen vor Wuth über die Franzosen, die an der Regierung sitzen. Wer hat die Franzosen nach Rom geschickt? Barrot-Faucher-Napoleon! Wer hat die römische Republik unterdrücken wollen? Barrot-Faucher-Napoleon! Und alle die Schläge, die Oudinot in Rom erhalten, fallen in Paris auf Odilon-Faucher-Napoleon. Kein Mitleid für die gefallenen Franzosen, kein Groll gegen die Römer; Rache, alleiniges Rachegefühl gegen die mit dem Pabst und Oestreich verbündeten Odilon-Faucher-Napoleon. Ihr Bourgeois, Ihr habt die Anarchie bekämpfen wollen? Und ist die römische Republik nicht aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, und haben die Römer nicht immer gesagt: Wie könnt Ihr Franzosen, Ihr Republikaner, gegen uns Römer, gegen uns Republikaner kämpfen? Aber Odilon-Faucher-Napoleon wollten die Wiedereinsetzung des Pabstes um jeden Preis; sie wollten dem Mann des "Friedens," dem Mann des guten Willens, selbst unter Blutvergießen wieder in Rom als Pabst, als weltlichem Fürsten zur Regierung verhelfen. Der Pabst, der die Flucht ergriffen, der an alle reaktionären Mächte einen Hülferuf hatte ergehen lassen, hatte auch an Barrot-Faucher-Napoleon appellirt und Barrot-Faucher-Napoleon schicken eine Flotte nach Civita-Vecchia, um mit Oestreich, mit dem Pabst gegen die Römer zu kämpfen!

Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Die Römer haben fortwährend wiederholt: Ja, wir lieben Frankreich, wir sind Freunde der Franzosen, und gerade deßwegen müssen wir uns mit ihnen schlagen. Dürfen wir ihnen das Beispiel der Feigheit geben? Wir müssen als Männer, die ihr Leben für die Republik einsetzen, den Franzosen gegenübertreten. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir die Ehre unserm Leben vorziehen. Wenn die Schlacht geschlagen, wenn im Duelle die beiden Gegner sich gemessen, und mit ihrem Leben für ihre Ehre eingestanden, dann umarmen sie sich im Gefühle der gegenseitigen Achtung. Die geschlagenen Franzosen werden die Freunde der siegreichen Römer; der in den Antichambres Louis Philipps zum General beförderte Oudinot wird die ganze Schmach der Niederlage tragen. Als die Franzosen von Toulon abfuhren, da war der sehnlichste Wunsch des demokratischen Frankreichs, daß die französischen Republikaner, sich lossagend von Oudinot und seinem philippistischen Generalstabe, gemeinsame Sache machen möchten mit den römischen Republikanern. Diese Erwartung ist über alle Maßen erfüllt worden. Oudinot ist von den Römern auf's Haupt geschlagen worden, und die Römer können jetzt als Republikaner mit den französischen Republikanern gemeinsame Sache machen.

Oudinot ist vor Rom geschlagen worden! Er ist geschlagen worden nicht von den Römern, nein, Oudinot ist von den Franzosen geschlagen worden. Als alle Versuche, Oudinot von der guten Sache der Römer zu überzeugen, vergebens geworden, als von der römischen Kammer beschlossen worden, die Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, da erhoben sich alle in Rom ansäßigen Franzosen und erklärten, daß die römische Republik das Vaterland der französischen Republik sei, schickten eine Protestation an die französischen Soldaten und beriefen sich auf die Konstitution von 1848.

Die Franzosen in Rom haben die Gesinnungen aller französischen Demokraten in Paris ausgedrückt; sie haben gehandelt, wie alle Franzosen gehandelt haben würden: sie haben Oudinot auf's Haupt geschlagen. Vergebens hatte Oudinot die Erklärung ergehen lassen: Wir kommen, um Euch vor Oestreich und Neapel und der Anarchie zu schützen. Die Franzosen antworteten ihm: Vor Neapel? Euer Geschwader reicht hin: Vor Oestreich? Nun, so fallt in die Lombardei ein! Vor der Anarchie? Oudinot bringt die Anarchie! Und wir müssen die Anarchie, die uns von Außen kömmt, bekämpfen.

Als Barrot am 23. Februar von Louis Philippe zum Minister ernannt worden, da ritt er über die Boulevards daher, und wollte der Revolution mit Kußhänden, die er dem Volke zuwarf, ein Ende machen. Die Revolution entbrannte über ihn von Neuem, und Barrot war zwei Stunden Minister gewesen.

Als Barrot vom Orleanismus zum Bonapartismus bekehrt, aber Minister geworden war, und die Februar-Revolution auf ihren Anfangspunkt zurückgeführt, und die Unwirksamkeit der Kußhände erfahren hatte, da schickte er den Oudinot nach Rom, um dem Pabst die Füße küssen zu lassen. Mit seinen Kußhänden ist er eben so unglücklich, wie mit seinen Kußfüßen, und die Revolution wird abermals über Barrot's olympischem Haupte emporlodern. Barrot hat die Franzosen in Rom, dem Pabst zu gefallen, schlachten lassen: so heißt es allenthalben in der Armee. Der Pabst! Alle reaktionären Parteien hatten von ihm ihr Heil erwartet. Cavaignac, Napoleon, Barrot! Und jetzt stellt es sich heraus, daß der Mann, der das Heil der Nationen begründen sollte, das Unheil über Frankreich und Italien gebracht hat Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Nicht von den Römern, nicht von den Franzosen; nicht Barrot, nicht Napoleon sind Schuld daran. Der Pabst; der hat sie alle verführt; der Mann Gottes hat den gottlosesten Krieg entzündet; und was Niemand geahnt hätte: der Pabst muß der Sündenbock werden für das Verschulden der irregeführten Franzosen.

Paris, 7. Mai.

Die Stadt ist in fieberhafte Aufregung versetzt durch die Nachrichten der Touloner Schiffsposten aus Rom. Diese ersten Lorbeerkränze des Barrot-Cabinets werden ihm sicherer als alles Andere den Hals brechen.

-- (Auflösung der Bürgerwehr in Dijon) Der Moniteur meldet, daß in Dijon sich die Bürgewehr am Revolutionsfeste des 4. Mai empört und versucht habe, mehrere gefangene Kameraden zu befreien. Diese Empörung, sagt der Moniteur, der öffentlichen Macht (force publique) ist ein beklagenswürdiger Eingriff in die Disciplin und verlangt strenge Bestrafung. Es ist gelungen, die Befreiten wieder in das Gefängniß zurückzuführen und über die Urheber ist Criminaluntersuchung verhängt. Auf den Bericht des Ministers des Innern hat der Präsident der Republik vorläufig die sofortige Auflösung der gesammten Bürgerwehr in Dijon ausgesprochen.

-- Joseph La Farina, Hauptredakteur des ersten Florentiner demokratischen Journals "Alba", Deputirter und später Minister auf Sizilien, ist mit den übrigen patriotischen Flüchtlingen in Marseille und Paris angekommen. Mieroslowski muß wegen Pflege einer bei Catania empfangenen Wunde noch in Marseille zurückbleiben.

-- Der meuchlerische Anfall gegen Ledru-Rollin wird vom Appellhofe in Riom instruirt. Wie es scheint, sehen jene Riomer Herren keinen Ernst in der Angelegenheit und haben sich schon überzeugt, daß keine Prämeditation -- kein Complott der Weißen gegen die Rothen zu Grunde liege.

-- Die Union-Electorale -- Zweigbureau der Poitiersstraße -- schließt so eben (5 Uhr) ihren Vorbereitungs-Wahlkasten. Die Zahl der sich dabei betheiligten Wähler soll 50- bis 60,000 betragen. Wir sind so glücklich, aus guter Hand das diesfällige Resultat hier folgen lassen zu können:

1) Dufaure. 2) Passy. 3) Bedeau. 4) Lamoriciere. 5) Barrot. 6) Lasteyrie. 7) Faucher. 8) Bugeaud. 9) Moreau. 10) Thiers. 11) Cavaignac. 12) Vavin. 13) Garnon. 14) Falloux. 15) Wolawski. 16) Mole. 17) Peupin, der falsche Arbeiter. 18) Roger (Nord). 19) Fould. 20) Montalembert. 21) Coquerel. 22) Rapatel. 23) Victor Hugo. 24) Bixio. 25) Chambolle. 26) Boissel. 27) Marie. 28) Murat.

-- Jules Favre, dieser Doppelgänger Marrast's, hat sich zum Organ der aufgeregten öffentlichen Meinung hergegeben und die Minister wegen Rom interpellirt, die ihm natürlich mit Mangel an Depeschen geantwortet.

Odilon-Barrot, durch Favre in die Enge getrieben, erklärte in der heutigen Nationalversammlung, daß das Pabstgeschwader nach Rom geschickt worden, um wenn nicht die römische Republik, so doch die römische Freiheit zu retten. Diese Erklärung rief ein wahrhaftes Hohngelächter der Linken hervor.

-- National-Versammlung. Sitzung vom 7. Mai. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.

In den Abtheilungen nehmen die neulich vergebens stattgefundenen Vicepräsidentenwahlen viel Zeit weg. Das Resultat ist ziemlich dasselbe.

An der Tagesordnung sind zuvörderst mehrere Eisenbahnlinien. Ferner die dritte Lesung der Majoratsbill. Nach Erledigung derselben nimmt Jules Favre das Wort.

Jules Favre: Neue Ereignisse in Italien versetzen die Versammlung in große Spannung. Ich habe den Minister des Auswärtigen privatim bereits zur Rede gestellt und ihn gefragt, ob er keine Depeschen vom Schauplatz habe. Allein er hat mir erklärt, daß er noch keine Depeschen erhalten habe. welche amtlichen Charakter genug trügen, um die Versammlung zu beruhigen. Ich war einer der Ersten, welche sich für die Intervention erhoben, allein es geschah dies aus patriotischem Interesse, ich wollte nicht, daß Oestreich zuerst seinen Fuß auf römisches Gebiet setze. Jetzt sehe ich aber, daß gerade das Gegentheil geschieht, was die Minister im Geheimen Ausschusse betheuerten. Die Minister gelobten ausdrücklich daß die Expedition nicht gegen die römische Republik gerichtet sei u. s. w., obgleich sie dieselbe nicht offiziell anerkannten. Es war versprochen, der römischen Einheit nichts zu leide zu thun. Schon Oudinot wechselte aber in seiner ersten Proklamation die Sprache; er redete von Bekämpfen der Anarchie in Rom und man sah aus jeder Zeile, daß es sich um Gewaltstreiche handele. Die Folgen eines solchen Treubruchs konnten nicht ausbleiben; unsere Truppen sind mit den römischen Brüdern handgemein geworden, Blut ist geflossen. Möge dieses Blut auf diese Unklugen (er zeigt auf die Ministerbank) fallen! (Bravo's vom Berge.) Wir sind getäuscht worden, wir wollen es nicht mehr sein! Wir haben den Minister gestern gefragt, ob er keine Depeschen habe; er antwortete, daß er nur eine Depesche besitze, welche ihm beweise, daß Oudinot von der römischen Bevölkerung gerufen worden sei. (Lärm) Man sieht jetzt, welche Sympathie für uns in Rom glüht, man empfängt unsere Truppen mit Flintenschüssen. (Vom Berge: Das sagten wir Euch voraus.) Man wollte den Volkswillen respektiren und jetzt, o jetzt sieht man klar. Der Pabst ist von Jesuiten umstrickt; er leidet die Intervention Frankreichs nur ungern, durch Oestreicher und Neapolitaner, nicht durch die Franzosen wollte er nach Rom zurückgeführt sein. Schon dies hätte das Kabinet bewegen sollen, seinen Lieutenant die größte Milde zu befehlen und statt dessen verschreibt sich derselbe Belagerungsgeschütz, um die Stadt Rom wahrscheinlich in einen Schutthaufen zusammenzuschießen. (Vom Berge: Das soll nicht geschehen!) Das Kabinet hängt sich in's Schlepptau der Pabstdomination. (Links: Einer Jesuiten-Regierung!) Ich rufe die Versammlung zum Zeugen: als sie den Kredit bewilligten, dachten sie gewiß nicht daran, ihre Hand zu solchem Kriege zu leihen 150 Mann sollen todt und 700 verwundet sein! ...

Odilon-Barrot: Ich glaubte, diese Interpellation hätte Aufklärung der Thatsachen zum Zweck, aber ich sehe, sie klagen die Regierung an. Wir hätten vermuthet, daß unsere Ankläger erst die Depeschen abwarten würden. Sie erheben Klage gegen uns und die Männer, die wir an die Spitze der Unternehmung stellten. Sie sagen, wir hätten unser Wort gebrochen. (manque de foi.)

Erinnern Sie sich nicht, daß wir Ihnen sagten, als wir Ihnen den Kredit abverlangten: Wir gehen nach Italien, um, wenn nicht die römische

Kanonade ist furchtbar. Man schießt durch das Georgenthor in die Schloßgasse hinauf. Man transportirt Gefangene und Verwundete vorbei. Gegen halb 3 Uhr sind drei Offiziere sehr schwer verwundet worden. Auch mehrere Preußen sind bereits verwundet. Das Grenadierbataillon des Regiments Alexander ist noch nicht angekommen. Man erwartet nun noch schwere Artillerie. Man hört in diesem Augenblicke nur Kartätschenfeuer. Das Feuer in dem Prinzenpalais scheint gelöscht. In diesem Augenblick, 3 1/2 Uhr, schweigt der Kanonendonner.

(Abends 10 Uhr) Das Kampfgetöse und der Kanonendonner schweigt, man scheint wieder Waffenstillstand geschlossen zu haben. Das Militär hat nicht unbedeutende Verluste gehabt, was die Zahl der getödteten und verwundeten Offiziere ergiebt. Sie beträgt, so viel ich bis jetzt in Erfahrung zu bringen vermochte, elf; nämlich: General Homilius, todt; Oberst v. Kirchbach; Artilleriehauptmann Grünewald; Artillerielieutenant Dörle; Hauptmann der reitenden Artillerie Bernhard, Lieutenant v. Cerrini, v. Kochtitzki, v. Schulz theils schwer, theils leicht verwundet; außerdem sind noch todt: Lieutenant v. Allmer, Grütz und Krug v. Nidda. An Verwundeten werden vielleicht gegen 30 in das Hospital gebracht worden sein, was aber Alles nur leichte Verwundete sein mögen. Die Todten und sehr schwer Verwundeten bringt man gar nicht in die Neustadt, diese werden in das Zeughaus gebracht. Wie groß die Zahl der Todten und Verwundeten auf der andern Seite sein mag, können wir hier nicht erfahren.

103 Leipzig, 7. Mai.

Das „Centralcomite zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit“ hat folgende Proklamation erlassen:

Mitbürger!

Die absolute Fürstengewalt, williger Diener des russischen Czaren, hat die freiheitsmörderische Hand an den letzten Rest Eurer im vorigen Frühjahre blutig errungenen Freiheit gelegt, um Euch aufs Neue zu knechten und zu Werkzeugen ihrer nur zum Vortheil der eigenen Familien führenden diplomatischen Kunststücke zu benutzen.

Die National-Versammlung in Frankfurt hat Deutschland eine Verfassung gegeben, welcher entgegenzutreten von Seiten der deutschen Fürsten Rebellion gegen den Volkswillen ist.

Kann auch diese Verfassung mit ihrem beabsichtigten preußischen Erbkaiserthum den Bedürfnissen und Anforderungen des deutschen Volkes nicht genügen, den Fürsten steht keinenfalls ein Widerspruch gegen dieselben zu.

Darum auf, Bürger Thüringens und Sachsens!

schützt mit bewaffneter Hand Eure Freiheit gegen die rohe Fürstengewalt; der Preis, eine des deutschen Volkes würdige Verfassung, wird Euch nicht entgehen.

Schon erhebt sich der Sturm, schon donnern die Kanonen in der Hauptstadt Sachsens. Eilet, eilet, erhebt Euch in Masse mit dem Rufe:

Es lebe ein einiges, freies demokratisches Deutschland!
Das Centralcomite
zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit.

Deutsche Brüder in Preußen!

Die Anmaßung der zur Vernichtung der Volksfreiheit verschwornen Fürsten ist in den letzten Tagen zu den äußersten Mitteln der rohen Gewalt und der Unterdrückung geschritten. Das sächsische Volk hat, Kraft des heiligen Rechtes der Revolution, sich allgemein gegen diese Tyrannei erhoben und sein verrätherischer König sich durch die Flucht der Nothwendigkeit entzogen, dem Volkswillen zu gehorchen.

Deutsche Brüder in Preußen! an Euch ist es nun, den Kampf des sächsischen Volkes zu unterstützen, und nicht zu dulden, daß Euer Heer, Eure Brüder und Söhne von der Fürstengewalt gemißbraucht werden, unsere Freiheit mit brudermörderischer Hand vernichten zu helfen.

Auf! auf! helfet! Unsere Freiheit ist die Eure, unsere Unterdrücker sind auch die Euren. Auf mit dem begeisternden Rufe:

Es lebe ein freies demokratisches Deutschland!
Das Centralcomite
zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit.

(Alle demokratischen Blätter werden um Aufnahme vorstehender Aufrufe ersucht).

Zugleich theile ich Ihnen folgendes Plakat aus Dresden mit:

An unsere Mitbürger!

Der König von Sachsen hat preußisches Militär herbeikommen lassen, um seinen Eigenwillen dem Willen des Volkes gegenüber durchzusetzen. Das sächsische Volk, welches seine besten Söhne auf die Barrikaden gesandt hat, um für die Einheit und Freiheit Deutschlands zu kämpfen und Sachsen insbesondere vor den unwürdigen Fesseln eines verrätherischen Sonderbündnisses zu bewahren, wird diese Kunde mit einem Schrei der Entrüstung aufnehmen. Es ist heute mit seltenem Muthe gekämpft worden. Gegen die von Außen herbeigeführten Streitkräfte wird der Kampf mit verdoppeltem Muthe fortgesetzt werden. Dank Euch, Ihr Helden der Freiheit! Der Tod für die Freiheit ist schön und der Sieg ist Euer im Leben und Sterben.

Kämpft fort, wie Ihr gekämpft habt. Du aber sächsisches Volk, stehe wie bisher fest zur Sache die wir führen. Wir wollen die Reichsverfassung und durch die Reichsverfassung die Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes, das Heil Sachsens, und für das, was wir wollen, kämpfen wir bis zum Tode!

Dresden, den 5. Mai 1849, Abends 8 Uhr.

Die provisorische Regierung.

Tzschirner. Todt. Heubner.

* Leipzig, 7. Mai.

Folgendes Plakat vom gestrigen Tage ist hier angeheftet:

„In Anbetracht, daß das dermalige königl. Ministerium in seiner amtlichen Thätigkeit durch den Konflikt, welcher zwischen der Krone und dem Volke in Folge verweigerter Anerkennung der deutschen Verfassung ausgebrochen, beengt ist; in Anbetracht, daß die Stadt Leipzig die Vermittelung der deutschen Centralgewalt angerufen hat; in Anbetracht, daß die in Dresden aufgetretene provisorische Regierung einen andern Weg eingeschlagen hat als die Vertretung der Stadt Leipzig; in Anbetracht, daß nur ein Ministerium, welches sich für Anerkennung der deutschen Verfassung ausspricht, die volle Kraft der Regierungsgewalt in Sachsen, die nur da ist, wo sie im Volke wurzelt, wieder erwerben kann — wird beschlossen und hiermit veröffentlicht:

Die Gemeinde Leipzig stellt sich bis zu Austrag der Konflikte zwischen Krone und Volk unter den Schutz der deutschen Centralgewalt.

Leipzig, den 6. Mai 1849.

Der Rath und die Stadtverordneten zu Leipzig.

Klinger. Werner.

Die „D. A. Z.“ berichtet kurz Folgendes:

„Um 4 Uhr ertönte wieder der Generalmarsch. Die Nacht zu heute war im höchsten Grade unruhig. Es kam zum Bau von Barrikaden, was die Meßbuden auf den Plätzen und in den Straßen sehr erleichterten. Die Kommunalgarde hat dieselben genommen. Man zählt mehrere Erschossene und noch mehr Verwundete auf beiden Seiten.

Hannover, 6. Mai.

Die „Amtlichen Nachrichten“ enthalten folgende Bekanntmachung:

„Da Se. Maj. der König in Folge der angekündigten Massendeputationen im Interesse der Erhaltung der öffentlichen Ordnung für angemessen, im Laufe des morgenden Tages so wie an den nächstfolgenden Tagen etwaige Deputationen oder Ueberbringer von Petitionen nicht zu empfangen, so wird dem Allerhöchsten Befehle gemäß solches hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.“

Hannover, 7. Mai.

Ueber die aus 6 Personen bestehende allgemeine Landesdeputation, der circa 300 Mitabgeordnete folgten, berichtet die „Z. f. Nordd.“ Nachstehendes:

Die Deputation begab sich im ruhigen Zuge nach dem Pallast des Königs. Sie soll von diesem verlangen:

1) Unbedingte Anerkennung der Reichsverfassung einschließlich des Reichswahlgesetzes;

2) Unbedingte Unterwerfung unter das von der Nationalversammlung erwählte oder noch zu erwählende Reichsoberhaupt.

3) Sofortige Einberufung der Ständeversammlung.

4) Entlassung des jetzigen und Berufung eines neuen volksthümlichen Ministerii.

Das Schloß ist von Garden vollgepfropft; die Bürgerwehr hat die Leinstraße abgesperrt. Letztere und das dort anwesende Volk empfingen sie mit lautem Zuruf. Im Palais erklärte der Flügeladjutant den Herren: Majestät werde die Deputation nicht annehmen, sie könnten jedoch ihre Wünsche schriftlich überreichen. „Dazu sind wir nicht hergesandt und nicht ermächtigt“, erwiderte Baeren, der Sprecher der Deputation. Sie verließen das Palais, versammelten sich im Remishofe und beschlossen: einen permanenten Ausschuß von sechs Mitgliedern niederzusetzen. Heute Abend erfolgt die Wahl.

Braunschweig, 7. Mai.

Mit dem permanenten Ausschusse des Volksvereins in Braunschweig hat sich seit vorgestern der permanente Ausschuß des Bürgervereins vereinigt; beide halten ihre gemeinschaftlichen Sitzungen im Bahnhofsgebäude, um fortwährend an der Quelle der neuesten Nachrichten zu sein. Das Gerücht, nach Hannover und nach Magdeburg zu seien von hier aus die Schienen der Bahn aufgerissen, ist unwahr. Dagegen ist von Seiten der Bahndirektion in der Stille die Veranstaltung getroffen, daß, falls die Annäherung fremden Militärs die Einwohner zum Aeußersten antreiben sollte und eine gewaltsame Ausführung jener Maßregel zu fürchten sei, das Bahnpersonal selbst sofort den Befehl erhalten wird, eigenhändig die Schienen streckenweise abzunehmen, um dadurch einen möglichen Ruin der Bahn durch ungeschickte Hände zu verhüten.

N. S. So eben verbreitet sich das Gerücht, der Herzog kehre heute von Blankenburg zurück, habe alle Schritte seines Ministeriums desavouirt, und das Ministerium wolle abtreten. Wäre dies gegründet, so würden uns blutige Tage bevorstehen.

(M. Z.)
068 Aus der baierischen Pfalz, 5. Mai.

Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz hat einen Aufruf „an die baierischen Krieger“ erlassen, aus dem wir folgende Stellen mittheilen:

Soldaten! Brüder!

Berufen, in der gefahrdrohenden Lage des Vaterlandes zum Schutze der Gesetze und zur Durchfuhrung der Volksfreiheiten, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Abwendung eines fluchwurdigen Bürgerkrieges die Oberleitung zu übernehmen, gebietet es uns die Pflicht, vor Allem an Euch, ihr bewaffneten Söhne des Vaterlandes, in dieser ernsten Zeit ein ernstes Wort zu richten.

In 38 Fetzen zerrissen, in dem Auslande verachtet, im Innern unter sclavischem Drucke gehalten, lag Deutschland in jahrelangem Schlummer. Der Deutsche hatte kein Vaterland: es gab nur ein Baiern, ein Oestreich, ein Preußen, ein Würtemberg. Aber endlich erwachte das deutsche Volk und ließ wie aus Einem Munde an das Ohr seiner Unterdrücker den betäubenden Ruf erschallen: „Wir wollen die Freiheit und ein Vaterland; wir wollen ein Parlament, das durch eine Reichsverfassung der deutschen Nation eine glückliche Zukunft sichere.“ Die Fürsten sahen ihre Throne wanken und wagten es nicht länger, die heiligsten Menschenrechte für sich allein in Anspruch zu nehmen. Das Parlament trat in Frankfurt a. M. zusammen; es vollendete die Reichsverfassung und verkündete sie als Gesetz für Volk und Fürsten.

Und trotzdem erfrechen sich einige Könige, welchen das Volk im Freiheitsmärz großmüthig die Krone nicht vom Haupte riß, diese Reichsverfassung ungültig zu nennen. Hört es, Brüder im Heere! auch Euer König hat durch seinen Gesandten dem Parlamente erklären lassen, daß er ein einiges, freies, mächtiges deutsches Vaterland nicht anerkenne und Baiern auch für die Zukunft nach seiner eigenen Laune zu gängeln gedenke.

Soll das Volk schweigen zu diesem neuen Treubruche, schweigen zu dieser neuen unerhörten Rechtsverhohnung, welche ihm alle Früchte seiner glorreichen Erhebung mit einem Schlage zu entreißen droht? Sollen wir uns zurückbeugen lassen unter das alte Joch der Knechtschaft, welches wir auf immer zerbrochen zu haben wähnten? Nein, nein, nein! Wenn die heiligsten Rechte der Menschheit auf dem Spiele stehen, dann fordert es die Pflicht jedes braven Mannes, Gut und Leben in dem Kampfe für sie zu opfern. Den Gehorsam muß das Volk einem Könige verweigern, welcher pflichtvergessen und durch falsche Rathgeber verblendet, gegen die Reichsgewalt zum Rebellen geworden ist, und ihn, wenn nöthig, mit gewaffneter Hand zwingen, abzulassen, ein Verräther des deutschen Vaterlandes zu werden.

Soldaten! Seid Eures Ursprungs eingedenk! Aus dem Volke seid Ihr hervorgegangen, Ihr seid ein Theil des Volkes, Ihr seid der bewaffnete Theil. In dem Volke habt Ihr Eure Eltern, Eure Brüder, Eure Freunde. Das Volk bezahlt Euren Sold zum Schutze seines Eigenthums, zur Beschirmung gegen jeden Feind. In die Reihen des Volkes tretet Ihr zurück nach vollendeter Dienstzeit. Die Interessen des Volkes und die Freiheiten, welche es sich erringt, sind auch die Eurigen.

Kaiserslautern, am 4. Mai 1849.

Mit brüderlichem Gruße.

Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz.

H Didier. P. Fries. Greiner Dr. Hepp. Reichard. Schmitt.

Französische Republik.
12 Paris, 6. Mai.

Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden, und die Franzosen in Paris, die Franzosen in Frankreich schäumen vor Wuth über die Franzosen, die an der Regierung sitzen. Wer hat die Franzosen nach Rom geschickt? Barrot-Faucher-Napoleon! Wer hat die römische Republik unterdrücken wollen? Barrot-Faucher-Napoleon! Und alle die Schläge, die Oudinot in Rom erhalten, fallen in Paris auf Odilon-Faucher-Napoleon. Kein Mitleid für die gefallenen Franzosen, kein Groll gegen die Römer; Rache, alleiniges Rachegefühl gegen die mit dem Pabst und Oestreich verbündeten Odilon-Faucher-Napoleon. Ihr Bourgeois, Ihr habt die Anarchie bekämpfen wollen? Und ist die römische Republik nicht aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, und haben die Römer nicht immer gesagt: Wie könnt Ihr Franzosen, Ihr Republikaner, gegen uns Römer, gegen uns Republikaner kämpfen? Aber Odilon-Faucher-Napoleon wollten die Wiedereinsetzung des Pabstes um jeden Preis; sie wollten dem Mann des „Friedens,“ dem Mann des guten Willens, selbst unter Blutvergießen wieder in Rom als Pabst, als weltlichem Fürsten zur Regierung verhelfen. Der Pabst, der die Flucht ergriffen, der an alle reaktionären Mächte einen Hülferuf hatte ergehen lassen, hatte auch an Barrot-Faucher-Napoleon appellirt und Barrot-Faucher-Napoleon schicken eine Flotte nach Civita-Vecchia, um mit Oestreich, mit dem Pabst gegen die Römer zu kämpfen!

Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Die Römer haben fortwährend wiederholt: Ja, wir lieben Frankreich, wir sind Freunde der Franzosen, und gerade deßwegen müssen wir uns mit ihnen schlagen. Dürfen wir ihnen das Beispiel der Feigheit geben? Wir müssen als Männer, die ihr Leben für die Republik einsetzen, den Franzosen gegenübertreten. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir die Ehre unserm Leben vorziehen. Wenn die Schlacht geschlagen, wenn im Duelle die beiden Gegner sich gemessen, und mit ihrem Leben für ihre Ehre eingestanden, dann umarmen sie sich im Gefühle der gegenseitigen Achtung. Die geschlagenen Franzosen werden die Freunde der siegreichen Römer; der in den Antichambres Louis Philipps zum General beförderte Oudinot wird die ganze Schmach der Niederlage tragen. Als die Franzosen von Toulon abfuhren, da war der sehnlichste Wunsch des demokratischen Frankreichs, daß die französischen Republikaner, sich lossagend von Oudinot und seinem philippistischen Generalstabe, gemeinsame Sache machen möchten mit den römischen Republikanern. Diese Erwartung ist über alle Maßen erfüllt worden. Oudinot ist von den Römern auf's Haupt geschlagen worden, und die Römer können jetzt als Republikaner mit den französischen Republikanern gemeinsame Sache machen.

Oudinot ist vor Rom geschlagen worden! Er ist geschlagen worden nicht von den Römern, nein, Oudinot ist von den Franzosen geschlagen worden. Als alle Versuche, Oudinot von der guten Sache der Römer zu überzeugen, vergebens geworden, als von der römischen Kammer beschlossen worden, die Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, da erhoben sich alle in Rom ansäßigen Franzosen und erklärten, daß die römische Republik das Vaterland der französischen Republik sei, schickten eine Protestation an die französischen Soldaten und beriefen sich auf die Konstitution von 1848.

Die Franzosen in Rom haben die Gesinnungen aller französischen Demokraten in Paris ausgedrückt; sie haben gehandelt, wie alle Franzosen gehandelt haben würden: sie haben Oudinot auf's Haupt geschlagen. Vergebens hatte Oudinot die Erklärung ergehen lassen: Wir kommen, um Euch vor Oestreich und Neapel und der Anarchie zu schützen. Die Franzosen antworteten ihm: Vor Neapel? Euer Geschwader reicht hin: Vor Oestreich? Nun, so fallt in die Lombardei ein! Vor der Anarchie? Oudinot bringt die Anarchie! Und wir müssen die Anarchie, die uns von Außen kömmt, bekämpfen.

Als Barrot am 23. Februar von Louis Philippe zum Minister ernannt worden, da ritt er über die Boulevards daher, und wollte der Revolution mit Kußhänden, die er dem Volke zuwarf, ein Ende machen. Die Revolution entbrannte über ihn von Neuem, und Barrot war zwei Stunden Minister gewesen.

Als Barrot vom Orleanismus zum Bonapartismus bekehrt, aber Minister geworden war, und die Februar-Revolution auf ihren Anfangspunkt zurückgeführt, und die Unwirksamkeit der Kußhände erfahren hatte, da schickte er den Oudinot nach Rom, um dem Pabst die Füße küssen zu lassen. Mit seinen Kußhänden ist er eben so unglücklich, wie mit seinen Kußfüßen, und die Revolution wird abermals über Barrot's olympischem Haupte emporlodern. Barrot hat die Franzosen in Rom, dem Pabst zu gefallen, schlachten lassen: so heißt es allenthalben in der Armee. Der Pabst! Alle reaktionären Parteien hatten von ihm ihr Heil erwartet. Cavaignac, Napoleon, Barrot! Und jetzt stellt es sich heraus, daß der Mann, der das Heil der Nationen begründen sollte, das Unheil über Frankreich und Italien gebracht hat Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Nicht von den Römern, nicht von den Franzosen; nicht Barrot, nicht Napoleon sind Schuld daran. Der Pabst; der hat sie alle verführt; der Mann Gottes hat den gottlosesten Krieg entzündet; und was Niemand geahnt hätte: der Pabst muß der Sündenbock werden für das Verschulden der irregeführten Franzosen.

Paris, 7. Mai.

Die Stadt ist in fieberhafte Aufregung versetzt durch die Nachrichten der Touloner Schiffsposten aus Rom. Diese ersten Lorbeerkränze des Barrot-Cabinets werden ihm sicherer als alles Andere den Hals brechen.

— (Auflösung der Bürgerwehr in Dijon) Der Moniteur meldet, daß in Dijon sich die Bürgewehr am Revolutionsfeste des 4. Mai empört und versucht habe, mehrere gefangene Kameraden zu befreien. Diese Empörung, sagt der Moniteur, der öffentlichen Macht (force publique) ist ein beklagenswürdiger Eingriff in die Disciplin und verlangt strenge Bestrafung. Es ist gelungen, die Befreiten wieder in das Gefängniß zurückzuführen und über die Urheber ist Criminaluntersuchung verhängt. Auf den Bericht des Ministers des Innern hat der Präsident der Republik vorläufig die sofortige Auflösung der gesammten Bürgerwehr in Dijon ausgesprochen.

— Joseph La Farina, Hauptredakteur des ersten Florentiner demokratischen Journals „Alba“, Deputirter und später Minister auf Sizilien, ist mit den übrigen patriotischen Flüchtlingen in Marseille und Paris angekommen. Mieroslowski muß wegen Pflege einer bei Catania empfangenen Wunde noch in Marseille zurückbleiben.

— Der meuchlerische Anfall gegen Ledru-Rollin wird vom Appellhofe in Riom instruirt. Wie es scheint, sehen jene Riomer Herren keinen Ernst in der Angelegenheit und haben sich schon überzeugt, daß keine Prämeditation — kein Complott der Weißen gegen die Rothen zu Grunde liege.

— Die Union-Electorale — Zweigbureau der Poitiersstraße — schließt so eben (5 Uhr) ihren Vorbereitungs-Wahlkasten. Die Zahl der sich dabei betheiligten Wähler soll 50- bis 60,000 betragen. Wir sind so glücklich, aus guter Hand das diesfällige Resultat hier folgen lassen zu können:

1) Dufaure. 2) Passy. 3) Bedeau. 4) Lamoricière. 5) Barrot. 6) Lasteyrie. 7) Faucher. 8) Bugeaud. 9) Moreau. 10) Thiers. 11) Cavaignac. 12) Vavin. 13) Garnon. 14) Falloux. 15) Wolawski. 16) Mole. 17) Peupin, der falsche Arbeiter. 18) Roger (Nord). 19) Fould. 20) Montalembert. 21) Coquerel. 22) Rapatel. 23) Victor Hugo. 24) Bixio. 25) Chambolle. 26) Boissel. 27) Marie. 28) Murat.

— Jules Favre, dieser Doppelgänger Marrast's, hat sich zum Organ der aufgeregten öffentlichen Meinung hergegeben und die Minister wegen Rom interpellirt, die ihm natürlich mit Mangel an Depeschen geantwortet.

Odilon-Barrot, durch Favre in die Enge getrieben, erklärte in der heutigen Nationalversammlung, daß das Pabstgeschwader nach Rom geschickt worden, um wenn nicht die römische Republik, so doch die römische Freiheit zu retten. Diese Erklärung rief ein wahrhaftes Hohngelächter der Linken hervor.

National-Versammlung. Sitzung vom 7. Mai. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.

In den Abtheilungen nehmen die neulich vergebens stattgefundenen Vicepräsidentenwahlen viel Zeit weg. Das Resultat ist ziemlich dasselbe.

An der Tagesordnung sind zuvörderst mehrere Eisenbahnlinien. Ferner die dritte Lesung der Majoratsbill. Nach Erledigung derselben nimmt Jules Favre das Wort.

Jules Favre: Neue Ereignisse in Italien versetzen die Versammlung in große Spannung. Ich habe den Minister des Auswärtigen privatim bereits zur Rede gestellt und ihn gefragt, ob er keine Depeschen vom Schauplatz habe. Allein er hat mir erklärt, daß er noch keine Depeschen erhalten habe. welche amtlichen Charakter genug trügen, um die Versammlung zu beruhigen. Ich war einer der Ersten, welche sich für die Intervention erhoben, allein es geschah dies aus patriotischem Interesse, ich wollte nicht, daß Oestreich zuerst seinen Fuß auf römisches Gebiet setze. Jetzt sehe ich aber, daß gerade das Gegentheil geschieht, was die Minister im Geheimen Ausschusse betheuerten. Die Minister gelobten ausdrücklich daß die Expedition nicht gegen die römische Republik gerichtet sei u. s. w., obgleich sie dieselbe nicht offiziell anerkannten. Es war versprochen, der römischen Einheit nichts zu leide zu thun. Schon Oudinot wechselte aber in seiner ersten Proklamation die Sprache; er redete von Bekämpfen der Anarchie in Rom und man sah aus jeder Zeile, daß es sich um Gewaltstreiche handele. Die Folgen eines solchen Treubruchs konnten nicht ausbleiben; unsere Truppen sind mit den römischen Brüdern handgemein geworden, Blut ist geflossen. Möge dieses Blut auf diese Unklugen (er zeigt auf die Ministerbank) fallen! (Bravo's vom Berge.) Wir sind getäuscht worden, wir wollen es nicht mehr sein! Wir haben den Minister gestern gefragt, ob er keine Depeschen habe; er antwortete, daß er nur eine Depesche besitze, welche ihm beweise, daß Oudinot von der römischen Bevölkerung gerufen worden sei. (Lärm) Man sieht jetzt, welche Sympathie für uns in Rom glüht, man empfängt unsere Truppen mit Flintenschüssen. (Vom Berge: Das sagten wir Euch voraus.) Man wollte den Volkswillen respektiren und jetzt, o jetzt sieht man klar. Der Pabst ist von Jesuiten umstrickt; er leidet die Intervention Frankreichs nur ungern, durch Oestreicher und Neapolitaner, nicht durch die Franzosen wollte er nach Rom zurückgeführt sein. Schon dies hätte das Kabinet bewegen sollen, seinen Lieutenant die größte Milde zu befehlen und statt dessen verschreibt sich derselbe Belagerungsgeschütz, um die Stadt Rom wahrscheinlich in einen Schutthaufen zusammenzuschießen. (Vom Berge: Das soll nicht geschehen!) Das Kabinet hängt sich in's Schlepptau der Pabstdomination. (Links: Einer Jesuiten-Regierung!) Ich rufe die Versammlung zum Zeugen: als sie den Kredit bewilligten, dachten sie gewiß nicht daran, ihre Hand zu solchem Kriege zu leihen 150 Mann sollen todt und 700 verwundet sein! …

Odilon-Barrot: Ich glaubte, diese Interpellation hätte Aufklärung der Thatsachen zum Zweck, aber ich sehe, sie klagen die Regierung an. Wir hätten vermuthet, daß unsere Ankläger erst die Depeschen abwarten würden. Sie erheben Klage gegen uns und die Männer, die wir an die Spitze der Unternehmung stellten. Sie sagen, wir hätten unser Wort gebrochen. (manqué de foi.)

Erinnern Sie sich nicht, daß wir Ihnen sagten, als wir Ihnen den Kredit abverlangten: Wir gehen nach Italien, um, wenn nicht die römische

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          <p><pb facs="#f0003" n="1669"/>
Kanonade ist furchtbar. Man schießt durch das Georgenthor in die Schloßgasse hinauf. Man transportirt Gefangene und Verwundete vorbei. Gegen halb 3 Uhr sind drei Offiziere sehr schwer verwundet worden. Auch mehrere Preußen sind bereits verwundet. Das Grenadierbataillon des Regiments Alexander ist noch nicht angekommen. Man erwartet nun noch schwere Artillerie. Man hört in diesem Augenblicke nur Kartätschenfeuer. Das Feuer in dem Prinzenpalais scheint gelöscht. In diesem Augenblick, 3 1/2 Uhr, schweigt der Kanonendonner.</p>
          <p>(Abends 10 Uhr) Das Kampfgetöse und der Kanonendonner schweigt, man scheint wieder Waffenstillstand geschlossen zu haben. Das Militär hat nicht unbedeutende Verluste gehabt, was die Zahl der getödteten und verwundeten Offiziere ergiebt. Sie beträgt, so viel ich bis jetzt in Erfahrung zu bringen vermochte, elf; nämlich: General Homilius, todt; Oberst v. Kirchbach; Artilleriehauptmann Grünewald; Artillerielieutenant Dörle; Hauptmann der reitenden Artillerie Bernhard, Lieutenant v. Cerrini, v. Kochtitzki, v. Schulz theils schwer, theils leicht verwundet; außerdem sind noch todt: Lieutenant v. Allmer, Grütz und Krug v. Nidda. An Verwundeten werden vielleicht gegen 30 in das Hospital gebracht worden sein, was aber Alles nur leichte Verwundete sein mögen. Die Todten und sehr schwer Verwundeten bringt man gar nicht in die Neustadt, diese werden in das Zeughaus gebracht. Wie groß die Zahl der Todten und Verwundeten auf der andern Seite sein mag, können wir hier nicht erfahren.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>103</author></bibl> Leipzig, 7. Mai.</head>
          <p>Das &#x201E;Centralcomite zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit&#x201C; hat folgende Proklamation erlassen:</p>
          <p>Mitbürger!</p>
          <p>Die absolute Fürstengewalt, williger Diener des russischen Czaren, hat die freiheitsmörderische Hand an den letzten Rest Eurer im vorigen Frühjahre blutig errungenen Freiheit gelegt, um Euch aufs Neue zu knechten und zu Werkzeugen ihrer nur zum Vortheil der eigenen Familien führenden diplomatischen Kunststücke zu benutzen.</p>
          <p>Die National-Versammlung in Frankfurt hat Deutschland eine Verfassung gegeben, welcher entgegenzutreten von Seiten der deutschen Fürsten Rebellion gegen den Volkswillen ist.</p>
          <p>Kann auch diese Verfassung mit ihrem beabsichtigten preußischen Erbkaiserthum den Bedürfnissen und Anforderungen des deutschen Volkes nicht genügen, den Fürsten steht keinenfalls ein Widerspruch gegen dieselben zu.</p>
          <p rendition="#et">Darum auf, Bürger Thüringens und Sachsens!</p>
          <p>schützt mit bewaffneter Hand Eure Freiheit gegen die rohe Fürstengewalt; der Preis, eine des deutschen Volkes würdige Verfassung, wird Euch nicht entgehen.</p>
          <p>Schon erhebt sich der Sturm, schon donnern die Kanonen in der Hauptstadt Sachsens. Eilet, eilet, erhebt Euch in Masse mit dem Rufe:</p>
          <p rendition="#et">Es lebe ein einiges, freies demokratisches Deutschland!<lb/>
Das Centralcomite<lb/>
zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit.</p>
          <p>Deutsche Brüder in Preußen!</p>
          <p>Die Anmaßung der zur Vernichtung der Volksfreiheit verschwornen Fürsten ist in den letzten Tagen zu den äußersten Mitteln der rohen Gewalt und der Unterdrückung geschritten. Das sächsische Volk hat, Kraft des heiligen Rechtes der Revolution, sich allgemein gegen diese Tyrannei erhoben und sein verrätherischer König sich durch die Flucht der Nothwendigkeit entzogen, dem Volkswillen zu gehorchen.</p>
          <p>Deutsche Brüder in Preußen! an Euch ist es nun, den Kampf des sächsischen Volkes zu unterstützen, und nicht zu dulden, daß Euer Heer, Eure Brüder und Söhne von der Fürstengewalt gemißbraucht werden, unsere Freiheit mit brudermörderischer Hand vernichten zu helfen.</p>
          <p>Auf! auf! helfet! Unsere Freiheit ist die Eure, unsere Unterdrücker sind auch die Euren. Auf mit dem begeisternden Rufe:</p>
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zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit.</p>
          <p>(<hi rendition="#b">Alle demokratischen Blätter</hi> werden um Aufnahme vorstehender Aufrufe ersucht).</p>
          <p> <hi rendition="#b">Zugleich theile ich Ihnen folgendes Plakat aus Dresden mit:</hi> </p>
          <p>An unsere Mitbürger!</p>
          <p>Der König von Sachsen hat preußisches Militär herbeikommen lassen, um seinen Eigenwillen dem Willen des Volkes gegenüber durchzusetzen. Das sächsische Volk, welches seine besten Söhne auf die Barrikaden gesandt hat, um für die Einheit und Freiheit Deutschlands zu kämpfen und Sachsen insbesondere vor den unwürdigen Fesseln eines verrätherischen Sonderbündnisses zu bewahren, wird diese Kunde mit einem Schrei der Entrüstung aufnehmen. Es ist heute mit seltenem Muthe gekämpft worden. Gegen die von Außen herbeigeführten Streitkräfte wird der Kampf mit verdoppeltem Muthe fortgesetzt werden. Dank Euch, Ihr Helden der Freiheit! Der Tod für die Freiheit ist schön und der Sieg ist Euer im Leben und Sterben.</p>
          <p>Kämpft fort, wie Ihr gekämpft habt. Du aber sächsisches Volk, stehe wie bisher fest zur Sache die wir führen. Wir wollen die Reichsverfassung und durch die Reichsverfassung die Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes, das Heil Sachsens, und für das, was wir wollen, kämpfen wir bis zum Tode!</p>
          <p>Dresden, den 5. Mai 1849, Abends 8 Uhr.</p>
          <p>Die provisorische Regierung.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Tzschirner. Todt. Heubner.</hi> </p>
        </div>
        <div xml:id="ar294_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Leipzig, 7. Mai.</head>
          <p>Folgendes Plakat vom gestrigen Tage ist hier angeheftet:</p>
          <p>&#x201E;In Anbetracht, daß das dermalige königl. Ministerium in seiner amtlichen Thätigkeit durch den Konflikt, welcher zwischen der Krone und dem Volke in Folge verweigerter Anerkennung der deutschen Verfassung ausgebrochen, beengt ist; in Anbetracht, daß die Stadt Leipzig die Vermittelung der deutschen Centralgewalt angerufen hat; in Anbetracht, daß die in Dresden aufgetretene provisorische Regierung einen andern Weg eingeschlagen hat als die Vertretung der Stadt Leipzig; in Anbetracht, daß nur ein Ministerium, welches sich für Anerkennung der deutschen Verfassung ausspricht, die volle Kraft der Regierungsgewalt in Sachsen, die nur da ist, wo sie im Volke wurzelt, wieder erwerben kann &#x2014; wird beschlossen und hiermit veröffentlicht:</p>
          <p rendition="#et">Die Gemeinde Leipzig stellt sich bis zu Austrag der Konflikte zwischen Krone und Volk unter den Schutz der deutschen Centralgewalt.</p>
          <p>Leipzig, den 6. Mai 1849.</p>
          <p>Der Rath und die Stadtverordneten zu Leipzig.</p>
          <p><hi rendition="#g">Klinger. Werner.</hi>&#x201C;</p>
          <p>Die &#x201E;D. A. Z.&#x201C; berichtet kurz Folgendes:</p>
          <p>&#x201E;Um 4 Uhr ertönte wieder der Generalmarsch. Die Nacht zu heute war im höchsten Grade unruhig. Es kam zum Bau von Barrikaden, was die Meßbuden auf den Plätzen und in den Straßen sehr erleichterten. Die Kommunalgarde hat dieselben genommen. Man zählt mehrere Erschossene und noch mehr Verwundete auf beiden Seiten.</p>
        </div>
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          <head>Hannover, 6. Mai.</head>
          <p>Die &#x201E;Amtlichen Nachrichten&#x201C; enthalten folgende Bekanntmachung:</p>
          <p>&#x201E;Da Se. Maj. der König in Folge der angekündigten Massendeputationen im Interesse der Erhaltung der öffentlichen Ordnung für angemessen, im Laufe des morgenden Tages so wie an den nächstfolgenden Tagen etwaige Deputationen oder Ueberbringer von Petitionen nicht zu empfangen, so wird dem Allerhöchsten Befehle gemäß solches hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.&#x201C;</p>
        </div>
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          <head>Hannover, 7. Mai.</head>
          <p>Ueber die aus 6 Personen bestehende allgemeine Landesdeputation, der circa 300 Mitabgeordnete folgten, berichtet die &#x201E;Z. f. Nordd.&#x201C; Nachstehendes:</p>
          <p>Die Deputation begab sich im ruhigen Zuge nach dem Pallast des Königs. Sie soll von diesem verlangen:</p>
          <p>1) Unbedingte Anerkennung der Reichsverfassung einschließlich des Reichswahlgesetzes;</p>
          <p>2) Unbedingte Unterwerfung unter das von der Nationalversammlung erwählte oder noch zu erwählende Reichsoberhaupt.</p>
          <p>3) Sofortige Einberufung der Ständeversammlung.</p>
          <p>4) Entlassung des jetzigen und Berufung eines neuen volksthümlichen Ministerii.</p>
          <p>Das Schloß ist von Garden vollgepfropft; die Bürgerwehr hat die Leinstraße abgesperrt. Letztere und das dort anwesende Volk empfingen sie mit lautem Zuruf. Im Palais erklärte der Flügeladjutant den Herren: Majestät werde die Deputation nicht annehmen, sie könnten jedoch ihre Wünsche schriftlich überreichen. &#x201E;Dazu sind wir nicht hergesandt und nicht ermächtigt&#x201C;, erwiderte <hi rendition="#g">Baeren</hi>, der Sprecher der Deputation. Sie verließen das Palais, versammelten sich im Remishofe und beschlossen: einen <hi rendition="#g">permanenten Ausschuß</hi> von sechs Mitgliedern niederzusetzen. Heute Abend erfolgt die Wahl.</p>
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          <head>Braunschweig, 7. Mai.</head>
          <p>Mit dem permanenten Ausschusse des Volksvereins in Braunschweig hat sich seit vorgestern der permanente Ausschuß des Bürgervereins vereinigt; beide halten ihre gemeinschaftlichen Sitzungen im Bahnhofsgebäude, um fortwährend an der Quelle der neuesten Nachrichten zu sein. Das Gerücht, nach Hannover und nach Magdeburg zu seien von hier aus die Schienen der Bahn aufgerissen, ist unwahr. Dagegen ist von Seiten der Bahndirektion in der Stille die Veranstaltung getroffen, daß, falls die Annäherung fremden Militärs die Einwohner zum Aeußersten antreiben sollte und eine gewaltsame Ausführung jener Maßregel zu fürchten sei, das Bahnpersonal selbst sofort den Befehl erhalten wird, eigenhändig die Schienen streckenweise abzunehmen, um dadurch einen möglichen Ruin der Bahn durch ungeschickte Hände zu verhüten.</p>
          <p>N. S. So eben verbreitet sich das Gerücht, <hi rendition="#g">der Herzog</hi> kehre heute von Blankenburg zurück, <hi rendition="#g">habe alle Schritte seines Ministeriums desavouirt, und das Ministerium wolle abtreten</hi>. Wäre dies gegründet, so würden uns blutige Tage bevorstehen.</p>
          <bibl>(M. Z.)</bibl>
        </div>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Aus der baierischen Pfalz, 5. Mai.</head>
          <p>Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz hat einen Aufruf &#x201E;an die baierischen Krieger&#x201C; erlassen, aus dem wir folgende Stellen mittheilen:</p>
          <p> <hi rendition="#g">Soldaten! Brüder!</hi> </p>
          <p>Berufen, in der gefahrdrohenden Lage des Vaterlandes zum Schutze der Gesetze und zur Durchfuhrung der Volksfreiheiten, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Abwendung eines fluchwurdigen Bürgerkrieges die Oberleitung zu übernehmen, gebietet es uns die Pflicht, vor Allem an Euch, ihr bewaffneten Söhne des Vaterlandes, in dieser ernsten Zeit ein ernstes Wort zu richten.</p>
          <p>In 38 Fetzen zerrissen, in dem Auslande verachtet, im Innern unter sclavischem Drucke gehalten, lag Deutschland in jahrelangem Schlummer. Der Deutsche hatte kein Vaterland: es gab nur ein Baiern, ein Oestreich, ein Preußen, ein Würtemberg. Aber endlich erwachte das deutsche Volk und ließ wie aus Einem Munde an das Ohr seiner Unterdrücker den betäubenden Ruf erschallen: &#x201E;Wir wollen die Freiheit und ein Vaterland; wir wollen ein Parlament, das durch eine Reichsverfassung der deutschen Nation eine glückliche Zukunft sichere.&#x201C; Die Fürsten sahen ihre Throne wanken und wagten es nicht länger, die heiligsten Menschenrechte für sich allein in Anspruch zu nehmen. Das Parlament <hi rendition="#g">trat</hi> in Frankfurt a. M. zusammen; es vollendete die Reichsverfassung und verkündete sie als Gesetz für Volk und Fürsten.</p>
          <p>Und trotzdem erfrechen sich einige Könige, welchen das Volk im Freiheitsmärz großmüthig die Krone nicht vom Haupte riß, diese Reichsverfassung ungültig zu nennen. Hört es, Brüder im Heere! auch Euer König hat durch seinen Gesandten dem Parlamente erklären lassen, daß er ein einiges, freies, mächtiges deutsches Vaterland nicht anerkenne und Baiern auch für die Zukunft nach seiner eigenen Laune zu gängeln gedenke.</p>
          <p>Soll das Volk schweigen zu diesem neuen Treubruche, schweigen zu dieser neuen unerhörten Rechtsverhohnung, welche ihm alle Früchte seiner glorreichen Erhebung mit einem Schlage zu entreißen droht? Sollen wir uns zurückbeugen lassen unter das alte Joch der Knechtschaft, welches wir auf immer zerbrochen zu haben wähnten? Nein, nein, nein! Wenn die heiligsten Rechte der Menschheit auf dem Spiele stehen, dann fordert es die Pflicht jedes braven Mannes, Gut und Leben in dem Kampfe für sie zu opfern. Den Gehorsam muß das Volk einem Könige verweigern, welcher pflichtvergessen und durch falsche Rathgeber verblendet, gegen die Reichsgewalt zum Rebellen geworden ist, und ihn, wenn nöthig, mit gewaffneter Hand zwingen, abzulassen, ein Verräther des deutschen Vaterlandes zu werden.</p>
          <p>Soldaten! Seid Eures Ursprungs eingedenk! Aus dem Volke seid Ihr hervorgegangen, Ihr seid ein Theil des Volkes, Ihr seid der bewaffnete Theil. In dem Volke habt Ihr Eure Eltern, Eure Brüder, Eure Freunde. Das Volk bezahlt Euren Sold zum Schutze seines Eigenthums, zur Beschirmung gegen <hi rendition="#g">jeden</hi> Feind. In die Reihen des Volkes tretet Ihr zurück nach vollendeter Dienstzeit. Die Interessen des Volkes und die Freiheiten, welche es sich erringt, sind auch die Eurigen.</p>
          <p>Kaiserslautern, am 4. Mai 1849.</p>
          <p>Mit brüderlichem Gruße.</p>
          <p>Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz.</p>
          <p> <hi rendition="#g">H Didier. P. Fries. Greiner Dr. Hepp. Reichard. Schmitt.</hi> </p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 6. Mai.</head>
          <p>Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden, und die Franzosen in Paris, die Franzosen in Frankreich schäumen vor Wuth über die Franzosen, die an der Regierung sitzen. Wer hat die Franzosen nach Rom geschickt? Barrot-Faucher-Napoleon! Wer hat die römische Republik unterdrücken wollen? Barrot-Faucher-Napoleon! Und alle die Schläge, die Oudinot in Rom erhalten, fallen in Paris auf Odilon-Faucher-Napoleon. Kein Mitleid für die gefallenen Franzosen, kein Groll gegen die Römer; Rache, alleiniges Rachegefühl gegen die mit dem Pabst und Oestreich verbündeten Odilon-Faucher-Napoleon. Ihr Bourgeois, Ihr habt die Anarchie bekämpfen wollen? Und ist die römische Republik nicht aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, und haben die Römer nicht immer gesagt: Wie könnt Ihr Franzosen, Ihr Republikaner, gegen uns Römer, gegen uns Republikaner kämpfen? Aber Odilon-Faucher-Napoleon wollten die Wiedereinsetzung des Pabstes um jeden Preis; sie wollten dem Mann des &#x201E;Friedens,&#x201C; dem Mann des guten Willens, selbst unter Blutvergießen wieder in Rom als Pabst, als weltlichem Fürsten zur Regierung verhelfen. Der Pabst, der die Flucht ergriffen, der an alle reaktionären Mächte einen Hülferuf hatte ergehen lassen, hatte auch an Barrot-Faucher-Napoleon appellirt und Barrot-Faucher-Napoleon schicken eine Flotte nach Civita-Vecchia, um mit Oestreich, mit dem Pabst gegen die Römer zu kämpfen!</p>
          <p>Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Die Römer haben fortwährend wiederholt: Ja, wir lieben Frankreich, wir sind Freunde der Franzosen, und gerade deßwegen müssen wir uns mit ihnen schlagen. Dürfen wir ihnen das Beispiel der Feigheit geben? Wir müssen als Männer, die ihr Leben für die Republik einsetzen, den Franzosen gegenübertreten. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir die Ehre unserm Leben vorziehen. Wenn die Schlacht geschlagen, wenn im Duelle die beiden Gegner sich gemessen, und mit ihrem Leben für ihre Ehre eingestanden, dann umarmen sie sich im Gefühle der gegenseitigen Achtung. Die geschlagenen Franzosen werden die Freunde der siegreichen Römer; der in den Antichambres Louis Philipps zum General beförderte Oudinot wird die ganze Schmach der Niederlage tragen. Als die Franzosen von Toulon abfuhren, da war der sehnlichste Wunsch des demokratischen Frankreichs, daß die französischen Republikaner, sich lossagend von Oudinot und seinem philippistischen Generalstabe, gemeinsame Sache machen möchten mit den römischen Republikanern. Diese Erwartung ist über alle Maßen erfüllt worden. Oudinot ist von den Römern auf's Haupt geschlagen worden, und die Römer können jetzt als Republikaner mit den französischen Republikanern gemeinsame Sache machen.</p>
          <p>Oudinot ist vor Rom geschlagen worden! Er ist geschlagen worden nicht von den Römern, nein, Oudinot ist von den Franzosen geschlagen worden. Als alle Versuche, Oudinot von der guten Sache der Römer zu überzeugen, vergebens geworden, als von der römischen Kammer beschlossen worden, die Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, da erhoben sich alle in Rom ansäßigen Franzosen und erklärten, daß die römische Republik das Vaterland der französischen Republik sei, schickten eine Protestation an die französischen Soldaten und beriefen sich auf die Konstitution von 1848.</p>
          <p>Die Franzosen in Rom haben die Gesinnungen aller französischen Demokraten in Paris ausgedrückt; sie haben gehandelt, wie alle Franzosen gehandelt haben würden: sie haben Oudinot auf's Haupt geschlagen. Vergebens hatte Oudinot die Erklärung ergehen lassen: Wir kommen, um Euch vor Oestreich und Neapel und der Anarchie zu schützen. Die Franzosen antworteten ihm: Vor Neapel? Euer Geschwader reicht hin: Vor Oestreich? Nun, so fallt in die Lombardei ein! Vor der Anarchie? Oudinot bringt die Anarchie! Und wir müssen die Anarchie, die uns von Außen kömmt, bekämpfen.</p>
          <p>Als Barrot am 23. Februar von Louis Philippe zum Minister ernannt worden, da ritt er über die Boulevards daher, und wollte der Revolution mit Kußhänden, die er dem Volke zuwarf, ein Ende machen. Die Revolution entbrannte über ihn von Neuem, und Barrot war zwei Stunden Minister gewesen.</p>
          <p>Als Barrot vom Orleanismus zum Bonapartismus bekehrt, aber Minister geworden war, und die Februar-Revolution auf ihren Anfangspunkt zurückgeführt, und die Unwirksamkeit der Kußhände erfahren hatte, da schickte er den Oudinot nach Rom, um dem Pabst die Füße küssen zu lassen. Mit seinen Kußhänden ist er eben so unglücklich, wie mit seinen Kußfüßen, und die Revolution wird abermals über Barrot's olympischem Haupte emporlodern. Barrot hat die Franzosen in Rom, dem Pabst zu gefallen, schlachten lassen: so heißt es allenthalben in der Armee. Der Pabst! Alle reaktionären Parteien hatten von ihm ihr Heil erwartet. Cavaignac, Napoleon, Barrot! Und jetzt stellt es sich heraus, daß der Mann, der das Heil der Nationen begründen sollte, das Unheil über Frankreich und Italien gebracht hat Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Nicht von den Römern, nicht von den Franzosen; nicht Barrot, nicht Napoleon sind Schuld daran. Der Pabst; der hat sie alle verführt; der Mann Gottes hat den gottlosesten Krieg entzündet; und was Niemand geahnt hätte: der Pabst muß der Sündenbock werden für das Verschulden der irregeführten Franzosen.</p>
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          <head>Paris, 7. Mai.</head>
          <p>Die Stadt ist in fieberhafte Aufregung versetzt durch die Nachrichten der Touloner Schiffsposten aus Rom. Diese ersten Lorbeerkränze des Barrot-Cabinets werden ihm sicherer als alles Andere den Hals brechen.</p>
          <p>&#x2014; (Auflösung der Bürgerwehr in Dijon) Der Moniteur meldet, daß in Dijon sich die Bürgewehr am Revolutionsfeste des 4. Mai empört und versucht habe, mehrere gefangene Kameraden zu befreien. Diese Empörung, sagt der Moniteur, der öffentlichen Macht (force publique) ist ein beklagenswürdiger Eingriff in die Disciplin und verlangt strenge Bestrafung. Es ist gelungen, die Befreiten wieder in das Gefängniß zurückzuführen und über die Urheber ist Criminaluntersuchung verhängt. Auf den Bericht des Ministers des Innern hat der Präsident der Republik vorläufig die sofortige Auflösung der gesammten Bürgerwehr in Dijon ausgesprochen.</p>
          <p>&#x2014; Joseph La Farina, Hauptredakteur des ersten Florentiner demokratischen Journals &#x201E;Alba&#x201C;, Deputirter und später Minister auf Sizilien, ist mit den übrigen patriotischen Flüchtlingen in Marseille und Paris angekommen. Mieroslowski muß wegen Pflege einer bei Catania empfangenen Wunde noch in Marseille zurückbleiben.</p>
          <p>&#x2014; Der meuchlerische Anfall gegen Ledru-Rollin wird vom Appellhofe in Riom instruirt. Wie es scheint, sehen jene Riomer Herren keinen Ernst in der Angelegenheit und haben sich schon überzeugt, daß keine Prämeditation &#x2014; kein Complott der Weißen gegen die Rothen zu Grunde liege.</p>
          <p>&#x2014; Die Union-Electorale &#x2014; Zweigbureau der Poitiersstraße &#x2014; schließt so eben (5 Uhr) ihren Vorbereitungs-Wahlkasten. Die Zahl der sich dabei betheiligten Wähler soll 50- bis 60,000 betragen. Wir sind so glücklich, aus guter Hand das diesfällige Resultat hier folgen lassen zu können:</p>
          <p>1) Dufaure. 2) Passy. 3) Bedeau. 4) Lamoricière. 5) Barrot. 6) Lasteyrie. 7) Faucher. 8) Bugeaud. 9) Moreau. 10) Thiers. 11) Cavaignac. 12) Vavin. 13) Garnon. 14) Falloux. 15) Wolawski. 16) Mole. 17) Peupin, der falsche Arbeiter. 18) Roger (Nord). 19) Fould. 20) Montalembert. 21) Coquerel. 22) Rapatel. 23) Victor Hugo. 24) Bixio. 25) Chambolle. 26) Boissel. 27) Marie. 28) Murat.</p>
          <p>&#x2014; Jules Favre, dieser Doppelgänger Marrast's, hat sich zum Organ der aufgeregten öffentlichen Meinung hergegeben und die Minister wegen Rom interpellirt, die ihm natürlich mit Mangel an Depeschen geantwortet.</p>
          <p>Odilon-Barrot, durch Favre in die Enge getrieben, erklärte in der heutigen Nationalversammlung, daß das Pabstgeschwader nach Rom geschickt worden, um wenn nicht die römische Republik, so doch die römische Freiheit zu retten. Diese Erklärung rief ein wahrhaftes Hohngelächter der Linken hervor.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 7. Mai. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p>In den Abtheilungen nehmen die neulich vergebens stattgefundenen Vicepräsidentenwahlen viel Zeit weg. Das Resultat ist ziemlich dasselbe.</p>
          <p>An der Tagesordnung sind zuvörderst mehrere Eisenbahnlinien. Ferner die dritte Lesung der Majoratsbill. Nach Erledigung derselben nimmt Jules Favre das Wort.</p>
          <p><hi rendition="#g">Jules Favre</hi>: Neue Ereignisse in Italien versetzen die Versammlung in große Spannung. Ich habe den Minister des Auswärtigen privatim bereits zur Rede gestellt und ihn gefragt, ob er keine Depeschen vom Schauplatz habe. Allein er hat mir erklärt, daß er noch keine Depeschen erhalten habe. welche amtlichen Charakter genug trügen, um die Versammlung zu beruhigen. Ich war einer der Ersten, welche sich für die Intervention erhoben, allein es geschah dies aus patriotischem Interesse, ich wollte nicht, daß Oestreich zuerst seinen Fuß auf römisches Gebiet setze. Jetzt sehe ich aber, daß gerade das Gegentheil geschieht, was die Minister im Geheimen Ausschusse betheuerten. Die Minister gelobten ausdrücklich daß die Expedition nicht gegen die römische Republik gerichtet sei u. s. w., obgleich sie dieselbe nicht offiziell anerkannten. Es war versprochen, der römischen Einheit nichts zu leide zu thun. Schon Oudinot wechselte aber in seiner ersten Proklamation die Sprache; er redete von Bekämpfen der Anarchie in Rom und man sah aus jeder Zeile, daß es sich um Gewaltstreiche handele. Die Folgen eines solchen Treubruchs konnten nicht ausbleiben; unsere Truppen sind mit den römischen Brüdern handgemein geworden, Blut ist geflossen. Möge dieses Blut auf diese Unklugen (er zeigt auf die Ministerbank) fallen! (Bravo's vom Berge.) Wir sind getäuscht worden, wir wollen es nicht mehr sein! Wir haben den Minister gestern gefragt, ob er keine Depeschen habe; er antwortete, daß er nur eine Depesche besitze, welche ihm beweise, daß Oudinot von der römischen Bevölkerung gerufen worden sei. (Lärm) Man sieht jetzt, welche Sympathie für uns in Rom glüht, man empfängt unsere Truppen mit Flintenschüssen. (Vom Berge: Das sagten wir Euch voraus.) Man wollte den Volkswillen respektiren und jetzt, o jetzt sieht man klar. Der Pabst ist von Jesuiten umstrickt; er leidet die Intervention Frankreichs nur ungern, durch Oestreicher und Neapolitaner, nicht durch die Franzosen wollte er nach Rom zurückgeführt sein. Schon dies hätte das Kabinet bewegen sollen, seinen Lieutenant die größte Milde zu befehlen und statt dessen verschreibt sich derselbe Belagerungsgeschütz, um die Stadt Rom wahrscheinlich in einen Schutthaufen zusammenzuschießen. (Vom Berge: Das soll nicht geschehen!) Das Kabinet hängt sich in's Schlepptau der Pabstdomination. (Links: Einer Jesuiten-Regierung!) Ich rufe die Versammlung zum Zeugen: als sie den Kredit bewilligten, dachten sie gewiß nicht daran, ihre Hand zu solchem Kriege zu leihen 150 Mann sollen todt und 700 verwundet sein! &#x2026;</p>
          <p><hi rendition="#g">Odilon-Barrot:</hi> Ich glaubte, diese Interpellation hätte Aufklärung der Thatsachen zum Zweck, aber ich sehe, sie klagen die Regierung an. Wir hätten vermuthet, daß unsere Ankläger erst die Depeschen abwarten würden. Sie erheben Klage gegen uns und die Männer, die wir an die Spitze der Unternehmung stellten. Sie sagen, wir hätten unser Wort gebrochen. (manqué de foi.)</p>
          <p>Erinnern Sie sich nicht, daß wir Ihnen sagten, als wir Ihnen den Kredit abverlangten: Wir gehen nach Italien, um, wenn nicht die römische
</p>
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</TEI>
[1669/0003] Kanonade ist furchtbar. Man schießt durch das Georgenthor in die Schloßgasse hinauf. Man transportirt Gefangene und Verwundete vorbei. Gegen halb 3 Uhr sind drei Offiziere sehr schwer verwundet worden. Auch mehrere Preußen sind bereits verwundet. Das Grenadierbataillon des Regiments Alexander ist noch nicht angekommen. Man erwartet nun noch schwere Artillerie. Man hört in diesem Augenblicke nur Kartätschenfeuer. Das Feuer in dem Prinzenpalais scheint gelöscht. In diesem Augenblick, 3 1/2 Uhr, schweigt der Kanonendonner. (Abends 10 Uhr) Das Kampfgetöse und der Kanonendonner schweigt, man scheint wieder Waffenstillstand geschlossen zu haben. Das Militär hat nicht unbedeutende Verluste gehabt, was die Zahl der getödteten und verwundeten Offiziere ergiebt. Sie beträgt, so viel ich bis jetzt in Erfahrung zu bringen vermochte, elf; nämlich: General Homilius, todt; Oberst v. Kirchbach; Artilleriehauptmann Grünewald; Artillerielieutenant Dörle; Hauptmann der reitenden Artillerie Bernhard, Lieutenant v. Cerrini, v. Kochtitzki, v. Schulz theils schwer, theils leicht verwundet; außerdem sind noch todt: Lieutenant v. Allmer, Grütz und Krug v. Nidda. An Verwundeten werden vielleicht gegen 30 in das Hospital gebracht worden sein, was aber Alles nur leichte Verwundete sein mögen. Die Todten und sehr schwer Verwundeten bringt man gar nicht in die Neustadt, diese werden in das Zeughaus gebracht. Wie groß die Zahl der Todten und Verwundeten auf der andern Seite sein mag, können wir hier nicht erfahren. 103 Leipzig, 7. Mai. Das „Centralcomite zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit“ hat folgende Proklamation erlassen: Mitbürger! Die absolute Fürstengewalt, williger Diener des russischen Czaren, hat die freiheitsmörderische Hand an den letzten Rest Eurer im vorigen Frühjahre blutig errungenen Freiheit gelegt, um Euch aufs Neue zu knechten und zu Werkzeugen ihrer nur zum Vortheil der eigenen Familien führenden diplomatischen Kunststücke zu benutzen. Die National-Versammlung in Frankfurt hat Deutschland eine Verfassung gegeben, welcher entgegenzutreten von Seiten der deutschen Fürsten Rebellion gegen den Volkswillen ist. Kann auch diese Verfassung mit ihrem beabsichtigten preußischen Erbkaiserthum den Bedürfnissen und Anforderungen des deutschen Volkes nicht genügen, den Fürsten steht keinenfalls ein Widerspruch gegen dieselben zu. Darum auf, Bürger Thüringens und Sachsens! schützt mit bewaffneter Hand Eure Freiheit gegen die rohe Fürstengewalt; der Preis, eine des deutschen Volkes würdige Verfassung, wird Euch nicht entgehen. Schon erhebt sich der Sturm, schon donnern die Kanonen in der Hauptstadt Sachsens. Eilet, eilet, erhebt Euch in Masse mit dem Rufe: Es lebe ein einiges, freies demokratisches Deutschland! Das Centralcomite zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit. Deutsche Brüder in Preußen! Die Anmaßung der zur Vernichtung der Volksfreiheit verschwornen Fürsten ist in den letzten Tagen zu den äußersten Mitteln der rohen Gewalt und der Unterdrückung geschritten. Das sächsische Volk hat, Kraft des heiligen Rechtes der Revolution, sich allgemein gegen diese Tyrannei erhoben und sein verrätherischer König sich durch die Flucht der Nothwendigkeit entzogen, dem Volkswillen zu gehorchen. Deutsche Brüder in Preußen! an Euch ist es nun, den Kampf des sächsischen Volkes zu unterstützen, und nicht zu dulden, daß Euer Heer, Eure Brüder und Söhne von der Fürstengewalt gemißbraucht werden, unsere Freiheit mit brudermörderischer Hand vernichten zu helfen. Auf! auf! helfet! Unsere Freiheit ist die Eure, unsere Unterdrücker sind auch die Euren. Auf mit dem begeisternden Rufe: Es lebe ein freies demokratisches Deutschland! Das Centralcomite zum bewaffneten Schutze deutscher Volksfreiheit. (Alle demokratischen Blätter werden um Aufnahme vorstehender Aufrufe ersucht). Zugleich theile ich Ihnen folgendes Plakat aus Dresden mit: An unsere Mitbürger! Der König von Sachsen hat preußisches Militär herbeikommen lassen, um seinen Eigenwillen dem Willen des Volkes gegenüber durchzusetzen. Das sächsische Volk, welches seine besten Söhne auf die Barrikaden gesandt hat, um für die Einheit und Freiheit Deutschlands zu kämpfen und Sachsen insbesondere vor den unwürdigen Fesseln eines verrätherischen Sonderbündnisses zu bewahren, wird diese Kunde mit einem Schrei der Entrüstung aufnehmen. Es ist heute mit seltenem Muthe gekämpft worden. Gegen die von Außen herbeigeführten Streitkräfte wird der Kampf mit verdoppeltem Muthe fortgesetzt werden. Dank Euch, Ihr Helden der Freiheit! Der Tod für die Freiheit ist schön und der Sieg ist Euer im Leben und Sterben. Kämpft fort, wie Ihr gekämpft habt. Du aber sächsisches Volk, stehe wie bisher fest zur Sache die wir führen. Wir wollen die Reichsverfassung und durch die Reichsverfassung die Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes, das Heil Sachsens, und für das, was wir wollen, kämpfen wir bis zum Tode! Dresden, den 5. Mai 1849, Abends 8 Uhr. Die provisorische Regierung. Tzschirner. Todt. Heubner. * Leipzig, 7. Mai. Folgendes Plakat vom gestrigen Tage ist hier angeheftet: „In Anbetracht, daß das dermalige königl. Ministerium in seiner amtlichen Thätigkeit durch den Konflikt, welcher zwischen der Krone und dem Volke in Folge verweigerter Anerkennung der deutschen Verfassung ausgebrochen, beengt ist; in Anbetracht, daß die Stadt Leipzig die Vermittelung der deutschen Centralgewalt angerufen hat; in Anbetracht, daß die in Dresden aufgetretene provisorische Regierung einen andern Weg eingeschlagen hat als die Vertretung der Stadt Leipzig; in Anbetracht, daß nur ein Ministerium, welches sich für Anerkennung der deutschen Verfassung ausspricht, die volle Kraft der Regierungsgewalt in Sachsen, die nur da ist, wo sie im Volke wurzelt, wieder erwerben kann — wird beschlossen und hiermit veröffentlicht: Die Gemeinde Leipzig stellt sich bis zu Austrag der Konflikte zwischen Krone und Volk unter den Schutz der deutschen Centralgewalt. Leipzig, den 6. Mai 1849. Der Rath und die Stadtverordneten zu Leipzig. Klinger. Werner.“ Die „D. A. Z.“ berichtet kurz Folgendes: „Um 4 Uhr ertönte wieder der Generalmarsch. Die Nacht zu heute war im höchsten Grade unruhig. Es kam zum Bau von Barrikaden, was die Meßbuden auf den Plätzen und in den Straßen sehr erleichterten. Die Kommunalgarde hat dieselben genommen. Man zählt mehrere Erschossene und noch mehr Verwundete auf beiden Seiten. Hannover, 6. Mai. Die „Amtlichen Nachrichten“ enthalten folgende Bekanntmachung: „Da Se. Maj. der König in Folge der angekündigten Massendeputationen im Interesse der Erhaltung der öffentlichen Ordnung für angemessen, im Laufe des morgenden Tages so wie an den nächstfolgenden Tagen etwaige Deputationen oder Ueberbringer von Petitionen nicht zu empfangen, so wird dem Allerhöchsten Befehle gemäß solches hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.“ Hannover, 7. Mai. Ueber die aus 6 Personen bestehende allgemeine Landesdeputation, der circa 300 Mitabgeordnete folgten, berichtet die „Z. f. Nordd.“ Nachstehendes: Die Deputation begab sich im ruhigen Zuge nach dem Pallast des Königs. Sie soll von diesem verlangen: 1) Unbedingte Anerkennung der Reichsverfassung einschließlich des Reichswahlgesetzes; 2) Unbedingte Unterwerfung unter das von der Nationalversammlung erwählte oder noch zu erwählende Reichsoberhaupt. 3) Sofortige Einberufung der Ständeversammlung. 4) Entlassung des jetzigen und Berufung eines neuen volksthümlichen Ministerii. Das Schloß ist von Garden vollgepfropft; die Bürgerwehr hat die Leinstraße abgesperrt. Letztere und das dort anwesende Volk empfingen sie mit lautem Zuruf. Im Palais erklärte der Flügeladjutant den Herren: Majestät werde die Deputation nicht annehmen, sie könnten jedoch ihre Wünsche schriftlich überreichen. „Dazu sind wir nicht hergesandt und nicht ermächtigt“, erwiderte Baeren, der Sprecher der Deputation. Sie verließen das Palais, versammelten sich im Remishofe und beschlossen: einen permanenten Ausschuß von sechs Mitgliedern niederzusetzen. Heute Abend erfolgt die Wahl. Braunschweig, 7. Mai. Mit dem permanenten Ausschusse des Volksvereins in Braunschweig hat sich seit vorgestern der permanente Ausschuß des Bürgervereins vereinigt; beide halten ihre gemeinschaftlichen Sitzungen im Bahnhofsgebäude, um fortwährend an der Quelle der neuesten Nachrichten zu sein. Das Gerücht, nach Hannover und nach Magdeburg zu seien von hier aus die Schienen der Bahn aufgerissen, ist unwahr. Dagegen ist von Seiten der Bahndirektion in der Stille die Veranstaltung getroffen, daß, falls die Annäherung fremden Militärs die Einwohner zum Aeußersten antreiben sollte und eine gewaltsame Ausführung jener Maßregel zu fürchten sei, das Bahnpersonal selbst sofort den Befehl erhalten wird, eigenhändig die Schienen streckenweise abzunehmen, um dadurch einen möglichen Ruin der Bahn durch ungeschickte Hände zu verhüten. N. S. So eben verbreitet sich das Gerücht, der Herzog kehre heute von Blankenburg zurück, habe alle Schritte seines Ministeriums desavouirt, und das Ministerium wolle abtreten. Wäre dies gegründet, so würden uns blutige Tage bevorstehen. (M. Z.) 068 Aus der baierischen Pfalz, 5. Mai. Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz hat einen Aufruf „an die baierischen Krieger“ erlassen, aus dem wir folgende Stellen mittheilen: Soldaten! Brüder! Berufen, in der gefahrdrohenden Lage des Vaterlandes zum Schutze der Gesetze und zur Durchfuhrung der Volksfreiheiten, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Abwendung eines fluchwurdigen Bürgerkrieges die Oberleitung zu übernehmen, gebietet es uns die Pflicht, vor Allem an Euch, ihr bewaffneten Söhne des Vaterlandes, in dieser ernsten Zeit ein ernstes Wort zu richten. In 38 Fetzen zerrissen, in dem Auslande verachtet, im Innern unter sclavischem Drucke gehalten, lag Deutschland in jahrelangem Schlummer. Der Deutsche hatte kein Vaterland: es gab nur ein Baiern, ein Oestreich, ein Preußen, ein Würtemberg. Aber endlich erwachte das deutsche Volk und ließ wie aus Einem Munde an das Ohr seiner Unterdrücker den betäubenden Ruf erschallen: „Wir wollen die Freiheit und ein Vaterland; wir wollen ein Parlament, das durch eine Reichsverfassung der deutschen Nation eine glückliche Zukunft sichere.“ Die Fürsten sahen ihre Throne wanken und wagten es nicht länger, die heiligsten Menschenrechte für sich allein in Anspruch zu nehmen. Das Parlament trat in Frankfurt a. M. zusammen; es vollendete die Reichsverfassung und verkündete sie als Gesetz für Volk und Fürsten. Und trotzdem erfrechen sich einige Könige, welchen das Volk im Freiheitsmärz großmüthig die Krone nicht vom Haupte riß, diese Reichsverfassung ungültig zu nennen. Hört es, Brüder im Heere! auch Euer König hat durch seinen Gesandten dem Parlamente erklären lassen, daß er ein einiges, freies, mächtiges deutsches Vaterland nicht anerkenne und Baiern auch für die Zukunft nach seiner eigenen Laune zu gängeln gedenke. Soll das Volk schweigen zu diesem neuen Treubruche, schweigen zu dieser neuen unerhörten Rechtsverhohnung, welche ihm alle Früchte seiner glorreichen Erhebung mit einem Schlage zu entreißen droht? Sollen wir uns zurückbeugen lassen unter das alte Joch der Knechtschaft, welches wir auf immer zerbrochen zu haben wähnten? Nein, nein, nein! Wenn die heiligsten Rechte der Menschheit auf dem Spiele stehen, dann fordert es die Pflicht jedes braven Mannes, Gut und Leben in dem Kampfe für sie zu opfern. Den Gehorsam muß das Volk einem Könige verweigern, welcher pflichtvergessen und durch falsche Rathgeber verblendet, gegen die Reichsgewalt zum Rebellen geworden ist, und ihn, wenn nöthig, mit gewaffneter Hand zwingen, abzulassen, ein Verräther des deutschen Vaterlandes zu werden. Soldaten! Seid Eures Ursprungs eingedenk! Aus dem Volke seid Ihr hervorgegangen, Ihr seid ein Theil des Volkes, Ihr seid der bewaffnete Theil. In dem Volke habt Ihr Eure Eltern, Eure Brüder, Eure Freunde. Das Volk bezahlt Euren Sold zum Schutze seines Eigenthums, zur Beschirmung gegen jeden Feind. In die Reihen des Volkes tretet Ihr zurück nach vollendeter Dienstzeit. Die Interessen des Volkes und die Freiheiten, welche es sich erringt, sind auch die Eurigen. Kaiserslautern, am 4. Mai 1849. Mit brüderlichem Gruße. Der Landesvertheidigungsausschuß für die Pfalz. H Didier. P. Fries. Greiner Dr. Hepp. Reichard. Schmitt. Französische Republik. 12 Paris, 6. Mai. Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden, und die Franzosen in Paris, die Franzosen in Frankreich schäumen vor Wuth über die Franzosen, die an der Regierung sitzen. Wer hat die Franzosen nach Rom geschickt? Barrot-Faucher-Napoleon! Wer hat die römische Republik unterdrücken wollen? Barrot-Faucher-Napoleon! Und alle die Schläge, die Oudinot in Rom erhalten, fallen in Paris auf Odilon-Faucher-Napoleon. Kein Mitleid für die gefallenen Franzosen, kein Groll gegen die Römer; Rache, alleiniges Rachegefühl gegen die mit dem Pabst und Oestreich verbündeten Odilon-Faucher-Napoleon. Ihr Bourgeois, Ihr habt die Anarchie bekämpfen wollen? Und ist die römische Republik nicht aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen, und haben die Römer nicht immer gesagt: Wie könnt Ihr Franzosen, Ihr Republikaner, gegen uns Römer, gegen uns Republikaner kämpfen? Aber Odilon-Faucher-Napoleon wollten die Wiedereinsetzung des Pabstes um jeden Preis; sie wollten dem Mann des „Friedens,“ dem Mann des guten Willens, selbst unter Blutvergießen wieder in Rom als Pabst, als weltlichem Fürsten zur Regierung verhelfen. Der Pabst, der die Flucht ergriffen, der an alle reaktionären Mächte einen Hülferuf hatte ergehen lassen, hatte auch an Barrot-Faucher-Napoleon appellirt und Barrot-Faucher-Napoleon schicken eine Flotte nach Civita-Vecchia, um mit Oestreich, mit dem Pabst gegen die Römer zu kämpfen! Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Die Römer haben fortwährend wiederholt: Ja, wir lieben Frankreich, wir sind Freunde der Franzosen, und gerade deßwegen müssen wir uns mit ihnen schlagen. Dürfen wir ihnen das Beispiel der Feigheit geben? Wir müssen als Männer, die ihr Leben für die Republik einsetzen, den Franzosen gegenübertreten. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir die Ehre unserm Leben vorziehen. Wenn die Schlacht geschlagen, wenn im Duelle die beiden Gegner sich gemessen, und mit ihrem Leben für ihre Ehre eingestanden, dann umarmen sie sich im Gefühle der gegenseitigen Achtung. Die geschlagenen Franzosen werden die Freunde der siegreichen Römer; der in den Antichambres Louis Philipps zum General beförderte Oudinot wird die ganze Schmach der Niederlage tragen. Als die Franzosen von Toulon abfuhren, da war der sehnlichste Wunsch des demokratischen Frankreichs, daß die französischen Republikaner, sich lossagend von Oudinot und seinem philippistischen Generalstabe, gemeinsame Sache machen möchten mit den römischen Republikanern. Diese Erwartung ist über alle Maßen erfüllt worden. Oudinot ist von den Römern auf's Haupt geschlagen worden, und die Römer können jetzt als Republikaner mit den französischen Republikanern gemeinsame Sache machen. Oudinot ist vor Rom geschlagen worden! Er ist geschlagen worden nicht von den Römern, nein, Oudinot ist von den Franzosen geschlagen worden. Als alle Versuche, Oudinot von der guten Sache der Römer zu überzeugen, vergebens geworden, als von der römischen Kammer beschlossen worden, die Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, da erhoben sich alle in Rom ansäßigen Franzosen und erklärten, daß die römische Republik das Vaterland der französischen Republik sei, schickten eine Protestation an die französischen Soldaten und beriefen sich auf die Konstitution von 1848. Die Franzosen in Rom haben die Gesinnungen aller französischen Demokraten in Paris ausgedrückt; sie haben gehandelt, wie alle Franzosen gehandelt haben würden: sie haben Oudinot auf's Haupt geschlagen. Vergebens hatte Oudinot die Erklärung ergehen lassen: Wir kommen, um Euch vor Oestreich und Neapel und der Anarchie zu schützen. Die Franzosen antworteten ihm: Vor Neapel? Euer Geschwader reicht hin: Vor Oestreich? Nun, so fallt in die Lombardei ein! Vor der Anarchie? Oudinot bringt die Anarchie! Und wir müssen die Anarchie, die uns von Außen kömmt, bekämpfen. Als Barrot am 23. Februar von Louis Philippe zum Minister ernannt worden, da ritt er über die Boulevards daher, und wollte der Revolution mit Kußhänden, die er dem Volke zuwarf, ein Ende machen. Die Revolution entbrannte über ihn von Neuem, und Barrot war zwei Stunden Minister gewesen. Als Barrot vom Orleanismus zum Bonapartismus bekehrt, aber Minister geworden war, und die Februar-Revolution auf ihren Anfangspunkt zurückgeführt, und die Unwirksamkeit der Kußhände erfahren hatte, da schickte er den Oudinot nach Rom, um dem Pabst die Füße küssen zu lassen. Mit seinen Kußhänden ist er eben so unglücklich, wie mit seinen Kußfüßen, und die Revolution wird abermals über Barrot's olympischem Haupte emporlodern. Barrot hat die Franzosen in Rom, dem Pabst zu gefallen, schlachten lassen: so heißt es allenthalben in der Armee. Der Pabst! Alle reaktionären Parteien hatten von ihm ihr Heil erwartet. Cavaignac, Napoleon, Barrot! Und jetzt stellt es sich heraus, daß der Mann, der das Heil der Nationen begründen sollte, das Unheil über Frankreich und Italien gebracht hat Die Franzosen sind vor Rom geschlagen worden! Nicht von den Römern, nicht von den Franzosen; nicht Barrot, nicht Napoleon sind Schuld daran. Der Pabst; der hat sie alle verführt; der Mann Gottes hat den gottlosesten Krieg entzündet; und was Niemand geahnt hätte: der Pabst muß der Sündenbock werden für das Verschulden der irregeführten Franzosen. Paris, 7. Mai. Die Stadt ist in fieberhafte Aufregung versetzt durch die Nachrichten der Touloner Schiffsposten aus Rom. Diese ersten Lorbeerkränze des Barrot-Cabinets werden ihm sicherer als alles Andere den Hals brechen. — (Auflösung der Bürgerwehr in Dijon) Der Moniteur meldet, daß in Dijon sich die Bürgewehr am Revolutionsfeste des 4. Mai empört und versucht habe, mehrere gefangene Kameraden zu befreien. Diese Empörung, sagt der Moniteur, der öffentlichen Macht (force publique) ist ein beklagenswürdiger Eingriff in die Disciplin und verlangt strenge Bestrafung. Es ist gelungen, die Befreiten wieder in das Gefängniß zurückzuführen und über die Urheber ist Criminaluntersuchung verhängt. Auf den Bericht des Ministers des Innern hat der Präsident der Republik vorläufig die sofortige Auflösung der gesammten Bürgerwehr in Dijon ausgesprochen. — Joseph La Farina, Hauptredakteur des ersten Florentiner demokratischen Journals „Alba“, Deputirter und später Minister auf Sizilien, ist mit den übrigen patriotischen Flüchtlingen in Marseille und Paris angekommen. Mieroslowski muß wegen Pflege einer bei Catania empfangenen Wunde noch in Marseille zurückbleiben. — Der meuchlerische Anfall gegen Ledru-Rollin wird vom Appellhofe in Riom instruirt. Wie es scheint, sehen jene Riomer Herren keinen Ernst in der Angelegenheit und haben sich schon überzeugt, daß keine Prämeditation — kein Complott der Weißen gegen die Rothen zu Grunde liege. — Die Union-Electorale — Zweigbureau der Poitiersstraße — schließt so eben (5 Uhr) ihren Vorbereitungs-Wahlkasten. Die Zahl der sich dabei betheiligten Wähler soll 50- bis 60,000 betragen. Wir sind so glücklich, aus guter Hand das diesfällige Resultat hier folgen lassen zu können: 1) Dufaure. 2) Passy. 3) Bedeau. 4) Lamoricière. 5) Barrot. 6) Lasteyrie. 7) Faucher. 8) Bugeaud. 9) Moreau. 10) Thiers. 11) Cavaignac. 12) Vavin. 13) Garnon. 14) Falloux. 15) Wolawski. 16) Mole. 17) Peupin, der falsche Arbeiter. 18) Roger (Nord). 19) Fould. 20) Montalembert. 21) Coquerel. 22) Rapatel. 23) Victor Hugo. 24) Bixio. 25) Chambolle. 26) Boissel. 27) Marie. 28) Murat. — Jules Favre, dieser Doppelgänger Marrast's, hat sich zum Organ der aufgeregten öffentlichen Meinung hergegeben und die Minister wegen Rom interpellirt, die ihm natürlich mit Mangel an Depeschen geantwortet. Odilon-Barrot, durch Favre in die Enge getrieben, erklärte in der heutigen Nationalversammlung, daß das Pabstgeschwader nach Rom geschickt worden, um wenn nicht die römische Republik, so doch die römische Freiheit zu retten. Diese Erklärung rief ein wahrhaftes Hohngelächter der Linken hervor. — National-Versammlung. Sitzung vom 7. Mai. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. In den Abtheilungen nehmen die neulich vergebens stattgefundenen Vicepräsidentenwahlen viel Zeit weg. Das Resultat ist ziemlich dasselbe. An der Tagesordnung sind zuvörderst mehrere Eisenbahnlinien. Ferner die dritte Lesung der Majoratsbill. Nach Erledigung derselben nimmt Jules Favre das Wort. Jules Favre: Neue Ereignisse in Italien versetzen die Versammlung in große Spannung. Ich habe den Minister des Auswärtigen privatim bereits zur Rede gestellt und ihn gefragt, ob er keine Depeschen vom Schauplatz habe. Allein er hat mir erklärt, daß er noch keine Depeschen erhalten habe. welche amtlichen Charakter genug trügen, um die Versammlung zu beruhigen. Ich war einer der Ersten, welche sich für die Intervention erhoben, allein es geschah dies aus patriotischem Interesse, ich wollte nicht, daß Oestreich zuerst seinen Fuß auf römisches Gebiet setze. Jetzt sehe ich aber, daß gerade das Gegentheil geschieht, was die Minister im Geheimen Ausschusse betheuerten. Die Minister gelobten ausdrücklich daß die Expedition nicht gegen die römische Republik gerichtet sei u. s. w., obgleich sie dieselbe nicht offiziell anerkannten. Es war versprochen, der römischen Einheit nichts zu leide zu thun. Schon Oudinot wechselte aber in seiner ersten Proklamation die Sprache; er redete von Bekämpfen der Anarchie in Rom und man sah aus jeder Zeile, daß es sich um Gewaltstreiche handele. Die Folgen eines solchen Treubruchs konnten nicht ausbleiben; unsere Truppen sind mit den römischen Brüdern handgemein geworden, Blut ist geflossen. Möge dieses Blut auf diese Unklugen (er zeigt auf die Ministerbank) fallen! (Bravo's vom Berge.) Wir sind getäuscht worden, wir wollen es nicht mehr sein! Wir haben den Minister gestern gefragt, ob er keine Depeschen habe; er antwortete, daß er nur eine Depesche besitze, welche ihm beweise, daß Oudinot von der römischen Bevölkerung gerufen worden sei. (Lärm) Man sieht jetzt, welche Sympathie für uns in Rom glüht, man empfängt unsere Truppen mit Flintenschüssen. (Vom Berge: Das sagten wir Euch voraus.) Man wollte den Volkswillen respektiren und jetzt, o jetzt sieht man klar. Der Pabst ist von Jesuiten umstrickt; er leidet die Intervention Frankreichs nur ungern, durch Oestreicher und Neapolitaner, nicht durch die Franzosen wollte er nach Rom zurückgeführt sein. Schon dies hätte das Kabinet bewegen sollen, seinen Lieutenant die größte Milde zu befehlen und statt dessen verschreibt sich derselbe Belagerungsgeschütz, um die Stadt Rom wahrscheinlich in einen Schutthaufen zusammenzuschießen. (Vom Berge: Das soll nicht geschehen!) Das Kabinet hängt sich in's Schlepptau der Pabstdomination. (Links: Einer Jesuiten-Regierung!) Ich rufe die Versammlung zum Zeugen: als sie den Kredit bewilligten, dachten sie gewiß nicht daran, ihre Hand zu solchem Kriege zu leihen 150 Mann sollen todt und 700 verwundet sein! … Odilon-Barrot: Ich glaubte, diese Interpellation hätte Aufklärung der Thatsachen zum Zweck, aber ich sehe, sie klagen die Regierung an. Wir hätten vermuthet, daß unsere Ankläger erst die Depeschen abwarten würden. Sie erheben Klage gegen uns und die Männer, die wir an die Spitze der Unternehmung stellten. Sie sagen, wir hätten unser Wort gebrochen. (manqué de foi.) Erinnern Sie sich nicht, daß wir Ihnen sagten, als wir Ihnen den Kredit abverlangten: Wir gehen nach Italien, um, wenn nicht die römische

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 294. Köln, 10. Mai 1849, S. 1669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz294_1849/3>, abgerufen am 21.11.2024.