Atmosphäre von 8-10 Meilen annehmen zu können geglaubt, da man die Grenze derselben durch Beobachtungen anzu- geben suchte, wie hoch aufsteigende Dämpfe noch eine Re- flexion [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]gaben, und hindurch jene Höhe bemerken wollte. Aber in dieser Höhe kann kaum noch 1/2 Linie Barometer- stand sein. Dieser Gegenstand hat einen großen Streit zwischen den Physikern und Mathematikern veranlaßt, da man glaubte daß die Grenze der Atmosphäre da sein könnte, wo die gegensichtige Anziehung der Planeten sich gleich ist, und daß in den höhern Regionen die Elasti- cität derselben geringer sei als in der Nähe der Erde. Hierdurch aber könnten wie leicht unsere Atmosphäre oder doch wenigstens einen Theil derselben einbüßen, da sie von den andern Planeten angezogen werden könnte. Laplace glaubt dagegen, daß durch den Druck der Schwere, unsere Atmosphäre bestimmte Grenzen habe, worauf die Anziehung anderer Planeten nicht wirken könnte; dagegen habe aber unsere Erde dem Monde die Atmosphäre entzogen, da die seinige so unbedeutend ist. Würde ein Theil unserer At- mosphäre in dem Weltraum treten, so müßte uns die Sonne in einem dicken Nebel eingehüllt erscheinen. HerrWollaston hat hieraus geschlossen, daß es gewisse Grenzen gebe, über die die Atmosphäre nicht hinaus gehen könne. Bei den andern Planeten muß die Atmosphäre sehr dünn sein,
Atmosphäre von 8–10 Meilen annehmen zu können geglaubt, da man die Grenze derſelben durch Beobachtungen anzu- geben ſuchte, wie hoch aufſteigende Dämpfe noch eine Re- flexion [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]gaben, und hindurch jene Höhe bemerken wollte. Aber in dieſer Höhe kann kaum noch ½ Linie Barometer- ſtand ſein. Dieſer Gegenſtand hat einen großen Streit zwiſchen den Phyſikern und Mathematikern veranlaßt, da man glaubte daß die Grenze der Atmosphäre da ſein könnte, wo die gegenſichtige Anziehung der Planeten ſich gleich iſt, und daß in den höhern Regionen die Elaſti- cität derſelben geringer ſei als in der Nähe der Erde. Hierdurch aber könnten wie leicht unſere Atmosphäre oder doch wenigſtens einen Theil derſelben einbüßen, da ſie von den andern Planeten angezogen werden könnte. Laplace glaubt dagegen, daß durch den Druck der Schwere, unſere Atmosphäre beſtimmte Grenzen habe, worauf die Anziehung anderer Planeten nicht wirken könnte; dagegen habe aber unſere Erde dem Monde die Atmosphäre entzogen, da die ſeinige ſo unbedeutend iſt. Würde ein Theil unſerer At- mosphäre in dem Weltraum treten, ſo müßte uns die Sonne in einem dicken Nebel eingehüllt erſcheinen. HerrWollaſton hat hieraus geſchloſſen, daß es gewiſſe Grenzen gebe, über die die Atmosphäre nicht hinaus gehen könne. Bei den andern Planeten muß die Atmosphäre ſehr dünn ſein,
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Atmosphäre von 8–10 Meilen annehmen zu können geglaubt,
da man die Grenze derſelben durch Beobachtungen anzu-
geben ſuchte, wie hoch aufſteigende Dämpfe noch eine Re-
flexion gaben, und hindurch jene Höhe bemerken wollte.
Aber in dieſer Höhe kann kaum noch ½ Linie Barometer-
ſtand ſein. Dieſer Gegenſtand hat einen großen Streit
zwiſchen den Phyſikern und Mathematikern veranlaßt,
da man glaubte daß die Grenze der Atmosphäre da
ſein könnte, wo die gegenſichtige Anziehung der Planeten
ſich gleich iſt, und daß in den höhern Regionen die Elaſti-
cität derſelben geringer ſei als in der Nähe der Erde.
Hierdurch aber könnten wie leicht unſere Atmosphäre oder
doch wenigſtens einen Theil derſelben einbüßen, da ſie von
den andern Planeten angezogen werden könnte. Laplace
glaubt dagegen, daß durch den Druck der Schwere, unſere
Atmosphäre beſtimmte Grenzen habe, worauf die Anziehung
anderer Planeten nicht wirken könnte; dagegen habe aber
unſere Erde dem Monde die Atmosphäre entzogen, da die
ſeinige ſo unbedeutend iſt. Würde ein Theil unſerer At-
mosphäre in dem Weltraum treten, ſo müßte uns die Sonne
in einem dicken Nebel eingehüllt erſcheinen. H Wollaſton
hat hieraus geſchloſſen, daß es gewiſſe Grenzen gebe,
über die die Atmosphäre nicht hinaus gehen könne. Bei
den andern Planeten muß die Atmosphäre ſehr dünn ſein,
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 125.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/131>, abgerufen am 04.12.2024.
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