kanischen Inseln, zu denen Isle de France gehört, das Pendel schneller schwingt, und in einem Tage 12-13 Oscillationen mehr machte, die Attraction daher stärker als auf dem Continente sein muß. Es scheint von der Dichtigkeit der Massen im Innern der Erde bedingt zu sein, da die Nähe einer Platinkugel einen grossen Einfluß auf die Oscillationen des Pendels zeigt, denn je dichter die Massen um so mehr Pendelschwingungen, und um so weniger abgeplattet würde die Erde sein. Man muß bei Pendelversuchen daher wohl unterscheiden, ob die geognostische Unterlage ursprünglich, oder durch vulkanische Erscheinungen aus dem Innern der Erde emporgehoben ist.
In neuern Zeiten hat auf Laplace's Anrathen, das französische Gouvernement in Verbindung mit Sardinien und Oestreich, eine Messung in der Richtung der Parallele von Westen nach Osten ausführen lassen, um zu untersuchen, ob auch eine Abplattung von Osten nach Westen sei. Schon 1733 haben Miraldi und Cassini, aber mit unvollkommenen Instrumenten solche Messungen unternommen, die natürlich zu keinem richtige Resultate führten. Diese Operationen aber von B[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]oussot, Henry und andere geleitet, und schon in einer Entfernung von 15 Längengraden ausgeführt, gehen von Bordeaux bis Fiume über die Spitzen des
kaniſchen Inſeln, zu denen Isle de France gehört, das Pendel ſchneller ſchwingt, und in einem Tage 12–13 Oscillationen mehr machte, die Attraction daher ſtärker als auf dem Continente ſein muß. Es ſcheint von der Dichtigkeit der Maſſen im Innern der Erde bedingt zu ſein, da die Nähe einer Platinkugel einen groſſen Einfluß auf die Oscillationen des Pendels zeigt, denn je dichter die Maſſen um ſo mehr Pendelſchwingungen, und um ſo weniger abgeplattet würde die Erde ſein. Man muß bei Pendelverſuchen daher wohl unterſcheiden, ob die geognoſtiſche Unterlage urſprünglich, oder durch vulkaniſche Erſcheinungen aus dem Innern der Erde emporgehoben iſt.
In neuern Zeiten hat auf Laplace’s Anrathen, das franzöſiſche Gouvernement in Verbindung mit Sardinien und Oeſtreich, eine Meſſung in der Richtung der Parallele von Weſten nach Oſten ausführen laſſen, um zu unterſuchen, ob auch eine Abplattung von Oſten nach Weſten ſei. Schon 1733 haben Miraldi und Casſini, aber mit unvollkommenen Inſtrumenten ſolche Meſſungen unternommen, die natürlich zu keinem richtige Reſultate führten. Dieſe Operationen aber von B[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ousſot, Henry und andere geleitet, und ſchon in einer Entfernung von 15 Längengraden ausgeführt, gehen von Bordeaux bis Fiume über die Spitzen des
<TEI><text><body><divtype="session"n="26"><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0181"n="175."/>
kaniſchen Inſeln, zu denen <hirendition="#aq">Isle de France</hi> gehört, das Pendel<lb/>ſchneller ſchwingt, und in einem Tage 12–13 Oscillationen<lb/>
mehr machte, die Attraction daher ſtärker als auf dem<lb/>
Continente ſein muß. Es ſcheint von der Dichtigkeit der<lb/>
Maſſen im Innern der Erde bedingt zu ſein, da die Nähe einer<lb/>
Platinkugel einen groſſen Einfluß auf die Oscillationen<lb/>
des Pendels zeigt, denn je dichter die Maſſen um ſo mehr<lb/>
Pendelſchwingungen, und um ſo weniger abgeplattet würde<lb/>
die Erde ſein. Man muß bei Pendelverſuchen daher wohl<lb/>
unterſcheiden, ob die geognoſtiſche Unterlage urſprünglich,<lb/>
oder durch vulkaniſche Erſcheinungen aus dem Innern der<lb/>
Erde emporgehoben iſt.</p></div></div></div><lb/><divtype="session"n="27"><head><suppliedresp="#BF">27. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1828-02-06">6. Februar 1828</date></ref></supplied></head><lb/><divn="1"><divn="2"><p>In neuern Zeiten hat auf <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726536 http://d-nb.info/gnd/118726536">Laplace</persName>’s</hi> Anrathen, das<lb/>
franzöſiſche Gouvernement in Verbindung mit Sardinien<lb/>
und Oeſtreich, eine Meſſung in der Richtung der Parallele von<lb/>
Weſten nach Oſten ausführen laſſen, um zu unterſuchen,<lb/>
ob auch eine Abplattung von Oſten nach Weſten ſei. Schon<lb/>
1733 haben <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117541613 http://d-nb.info/gnd/117541613">Miraldi</persName></hi> und <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119408007 http://d-nb.info/gnd/119408007">Casſini</persName>,</hi> aber mit unvollkommenen<lb/>
Inſtrumenten ſolche Meſſungen unternommen, die natürlich<lb/>
zu keinem richtige Reſultate führten. Dieſe Operationen<lb/>
aber von <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://viaf.org/viaf/17524078/">B<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/></del><addplace="across">o</add></subst>usſot</persName>, <persName>Henry</persName></hi> und andere geleitet, und ſchon<lb/>
in einer Entfernung von 15 Längengraden ausgeführt,<lb/>
gehen von Bordeaux bis Fiume über die Spitzen des<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[175./0181]
kaniſchen Inſeln, zu denen Isle de France gehört, das Pendel
ſchneller ſchwingt, und in einem Tage 12–13 Oscillationen
mehr machte, die Attraction daher ſtärker als auf dem
Continente ſein muß. Es ſcheint von der Dichtigkeit der
Maſſen im Innern der Erde bedingt zu ſein, da die Nähe einer
Platinkugel einen groſſen Einfluß auf die Oscillationen
des Pendels zeigt, denn je dichter die Maſſen um ſo mehr
Pendelſchwingungen, und um ſo weniger abgeplattet würde
die Erde ſein. Man muß bei Pendelverſuchen daher wohl
unterſcheiden, ob die geognoſtiſche Unterlage urſprünglich,
oder durch vulkaniſche Erſcheinungen aus dem Innern der
Erde emporgehoben iſt.
27. Vorlesung, 6. Februar 1828
In neuern Zeiten hat auf Laplace’s Anrathen, das
franzöſiſche Gouvernement in Verbindung mit Sardinien
und Oeſtreich, eine Meſſung in der Richtung der Parallele von
Weſten nach Oſten ausführen laſſen, um zu unterſuchen,
ob auch eine Abplattung von Oſten nach Weſten ſei. Schon
1733 haben Miraldi und Casſini, aber mit unvollkommenen
Inſtrumenten ſolche Meſſungen unternommen, die natürlich
zu keinem richtige Reſultate führten. Dieſe Operationen
aber von Bousſot, Henry und andere geleitet, und ſchon
in einer Entfernung von 15 Längengraden ausgeführt,
gehen von Bordeaux bis Fiume über die Spitzen des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 175.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/181>, abgerufen am 30.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.