Die Perioden der Wärme sind verschieden nach den Jahres- zeiten. So ist die Wärme bei 2-21/2' Tiefe binnen 24 Stunden keiner Veränderung durch die äußere W. unterworfen; bei 22' Tiefe ist die mittlere Temperatur für jeden Theil der Erde gleichmäßig. Herr Arago fand in dem Keller des Observatoriums zu Paris, an einem der heissesten Tage (den 20ten Jul 1825) bei 261/2° äußerer Temperatur, wo der Sand 42° hatte, der in den Tropen oft 52° Wärme annimmt, folgende Resultate: bei 11/2' Tiefe 221/2° Wärme, bei 10' Tiefe 11°, und bei 20' Tiefe aber schon, ungeachtet der warmen Jahreszeit die mittlere Temperatur von 92/10°, die etwa um 1° höher als die mittlere Temperatur der Luft ist. Hieraus folgt, alle Punkte in einer Vertikale erreichen nicht zu gleicher Zeit das Maximum und Minimum der Temperatur. Lambert und früher schon Saussure haben Thermometer von 20-80' Länge in die Erde gelassen, die dasselbe Resultat geben. Bei einer Tiefe von 100-120' ist keine Gährung ? mehr. Bis zu 10' Tiefe braucht die Wärme 2-3 Monate, dann im 8br erst fing die Wärme bei 8' Tiefe an zu zunehme. Der Temperaturzustand des Erdkörpers ist sich innere gleich, was er am Aequator erhält, verliert er wieder durch das Ausströmen an den Polen.
Mondbeobachtungen zeigen, daß die Dauer des Tages seit Hipparchs Zeiten nicht um 1/4000 Theil abgenommen hat,
Die Perioden der Wärme ſind verſchieden nach den Jahres- zeiten. So iſt die Wärme bei 2–2½′ Tiefe binnen 24 Stunden keiner Veränderung durch die äußere W. unterworfen; bei 22′ Tiefe iſt die mittlere Temperatur für jeden Theil der Erde gleichmäßig. Herr Arago fand in dem Keller des Obſervatoriums zu Paris, an einem der heiſſeſten Tage (den 20ten Jul 1825) bei 26⎡½° äußerer Temperatur, wo der Sand 42° hatte, der in den Tropen oft 52° Wärme annimmt, folgende Reſultate: bei 1½′ Tiefe 22½° Wärme, bei 10′ Tiefe 11°, und bei 20′ Tiefe aber ſchon, ungeachtet der warmen Jahreszeit die mittlere Temperatur von 92/10°, die etwa um 1° höher als die mittlere Temperatur der Luft iſt. Hieraus folgt, alle Punkte in einer Vertikale erreichen nicht zu gleicher Zeit das Maximum und Minimum der Temperatur. Lambert und früher ſchon Sausſure haben Thermometer von 20–80′ Länge in die Erde gelaſſen, die daſſelbe Reſultat geben. Bei einer Tiefe von 100–120′ iſt keine Gährung ? mehr. Bis zu 10′ Tiefe braucht die Wärme 2–3 Monate, dann im 8br erſt fing die Wärme bei 8′ Tiefe an zu zunehme. Der Temperaturzuſtand des Erdkörpers iſt ſich innere gleich, was er am Aequator erhält, verliert er wieder durch das Auſſtrömen an den Polen.
Mondbeobachtungen zeigen, daß die Dauer des Tages ſeit Hipparchs Zeiten nicht um 1/4000 Theil abgenommen hat,
<TEI><text><body><pbfacs="#f0187"n="181."/><divtype="session"n="28"><head><suppliedresp="#BF">28. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1828-02-09">9. Februar 1828</date></ref></supplied></head><lb/><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p>Die Perioden der Wärme ſind verſchieden nach den Jahres-<lb/>
zeiten. So iſt die Wärme bei 2–2½′ Tiefe binnen 24<lb/>
Stunden keiner Veränderung durch die äußere W. unterworfen;<lb/>
bei 22′ Tiefe iſt die mittlere Temperatur für jeden Theil<lb/>
der Erde gleichmäßig. Herr <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118847767 http://d-nb.info/gnd/118847767">Arago</persName></hi> fand in dem Keller<lb/>
des Obſervatoriums zu Paris, an einem der heiſſeſten<lb/>
Tage <choice><orig>/</orig><regresp="#BF">(</reg></choice>den 20<choice><orig><hirendition="#sup #uu">t</hi></orig><regresp="#BF"><hirendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> Jul 1825<choice><orig>/</orig><regresp="#BF">)</reg></choice> bei 26<addplace="intralinear"><metamark/>½</add>° äußerer Temperatur, wo<lb/>
der Sand 42° hatte, der in den Tropen oft 52° Wärme<lb/>
annimmt, folgende Reſultate: bei 1½′ Tiefe 22½° Wärme,<lb/>
bei 10′ Tiefe 11°, und bei 20′ Tiefe aber ſchon, ungeachtet<lb/>
der warmen Jahreszeit die mittlere Temperatur von 9<hirendition="#sup">2</hi>/<hirendition="#sub">10</hi>°,<lb/>
die etwa um 1° höher als die mittlere Temperatur der Luft<lb/>
iſt. Hieraus folgt, alle Punkte in einer Vertikale erreichen<lb/>
nicht zu gleicher Zeit das Maximum und Minimum der Temperatur.<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118568876 http://d-nb.info/gnd/118568876">Lambert</persName></hi> und früher ſchon <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118804790 http://d-nb.info/gnd/118804790">Sausſure</persName></hi> haben Thermometer<lb/>
von 20–80′ Länge in die Erde gelaſſen, die daſſelbe Reſultat<lb/>
geben. Bei einer Tiefe von 100–120′ iſt keine Gährung <metamark>?</metamark><lb/>
mehr. Bis zu 10′ Tiefe braucht die Wärme 2–3 Monate,<lb/>
dann im 8br erſt fing die Wärme bei 8′ Tiefe an zu zunehme.<lb/>
Der Temperaturzuſtand des Erdkörpers iſt ſich innere gleich,<lb/>
was er am Aequator erhält, verliert er wieder durch das<lb/>
Auſſtrömen an den Polen.</p><lb/><p>Mondbeobachtungen zeigen, daß die Dauer des Tages<lb/>ſeit <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100499651 http://d-nb.info/gnd/100499651">Hipparch</persName>s</hi> Zeiten nicht um <hirendition="#sup">1</hi>/<hirendition="#sub">4000</hi> Theil abgenommen hat,<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[181./0187]
28. Vorlesung, 9. Februar 1828
Die Perioden der Wärme ſind verſchieden nach den Jahres-
zeiten. So iſt die Wärme bei 2–2½′ Tiefe binnen 24
Stunden keiner Veränderung durch die äußere W. unterworfen;
bei 22′ Tiefe iſt die mittlere Temperatur für jeden Theil
der Erde gleichmäßig. Herr Arago fand in dem Keller
des Obſervatoriums zu Paris, an einem der heiſſeſten
Tage /den 20t Jul 1825/ bei 26½° äußerer Temperatur, wo
der Sand 42° hatte, der in den Tropen oft 52° Wärme
annimmt, folgende Reſultate: bei 1½′ Tiefe 22½° Wärme,
bei 10′ Tiefe 11°, und bei 20′ Tiefe aber ſchon, ungeachtet
der warmen Jahreszeit die mittlere Temperatur von 92/10°,
die etwa um 1° höher als die mittlere Temperatur der Luft
iſt. Hieraus folgt, alle Punkte in einer Vertikale erreichen
nicht zu gleicher Zeit das Maximum und Minimum der Temperatur.
Lambert und früher ſchon Sausſure haben Thermometer
von 20–80′ Länge in die Erde gelaſſen, die daſſelbe Reſultat
geben. Bei einer Tiefe von 100–120′ iſt keine Gährung ?
mehr. Bis zu 10′ Tiefe braucht die Wärme 2–3 Monate,
dann im 8br erſt fing die Wärme bei 8′ Tiefe an zu zunehme.
Der Temperaturzuſtand des Erdkörpers iſt ſich innere gleich,
was er am Aequator erhält, verliert er wieder durch das
Auſſtrömen an den Polen.
Mondbeobachtungen zeigen, daß die Dauer des Tages
ſeit Hipparchs Zeiten nicht um 1/4000 Theil abgenommen hat,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 181.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/187>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.