Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Früher glaubte man, daß die Nähe der Meere zur Ent-
stehung der Vulkane vorzüglich beitrage, was aber nicht
der Fall ist. Wir wollen die von Südamerika in dieser
Hinsicht betrachten, wo der größte der Popocatepetl zwischen
Mexico und Puebla liegt, und vom Meere auf beiden
Seiten 32 geogr. Meilen entfernt ist. Ich habe den Hügel
von Guakamayo, östlich von der Andeskette, gesehen, der freilich uns
unbedeutend an Größe ist aber häufige Ausbrüche hat, und
40 Meilen von jedem Meere entfernt liegt. Ein neu entdeckter
der bei Corduna in Africa liegt, soll 140 Meilen vom Meere
entfernt sein. Das merkwürdigste Beispiel dieser Art
bietet das Innere von Asien dar, wo wir in den Reise be-
richten von Klapproth und Abel Remusath, eines Feuer-
berges Namens Koscher bei der Stadt Kutschi westlich
von Tuffen, erwähnt finden, der auch in den chinesischen
Annalen vorkommt, und 270 deutsche Meilen vom nächsten
Meere entfernt sein soll. Man glaubte erst es sei ein
Phänomen wie das der Boraxsäule, aber in der chinesischen
Encyclopedie wird sehr deutlich bemerkt, daß aus ihm ge-
schmolzene Steine, Feuer und Rauch emporsteigen.

Es ist sehr möglich daß in der Nähe großer Meere
Vulkane sich zeigen oder entstehen können, wie der Dama-

Früher glaubte man, daß die Nähe der Meere zur Ent-
ſtehung der Vulkane vorzüglich beitrage, was aber nicht
der Fall iſt. Wir wollen die von Südamerika in dieſer
Hinſicht betrachten, wo der größte der Popocatepetl zwiſchen
Mexico und Puebla liegt, und vom Meere auf beiden
Seiten 32 geogr. Meilen entfernt iſt. Ich habe den Hügel
von Guakamayo, öſtlich von der Andeskette, geſehen, der freilich uns
unbedeutend an Größe iſt aber häufige Ausbrüche hat, und
40 Meilen von jedem Meere entfernt liegt. Ein neu entdeckter
der bei Corduna in Africa liegt, ſoll 140 Meilen vom Meere
entfernt ſein. Das merkwürdigſte Beiſpiel dieſer Art
bietet das Innere von Aſien dar, wo wir in den Reiſe be-
richten von Klapproth und Abel Remuſath, eines Feuer-
berges Namens Koſcher bei der Stadt Kutſchi weſtlich
von Tuffen, erwähnt finden, der auch in den chineſiſchen
Annalen vorkommt, und 270 deutſche Meilen vom nächſten
Meere entfernt ſein ſoll. Man glaubte erſt es ſei ein
Phänomen wie das der Boraxſäule, aber in der chineſiſchen
Encyclopedie wird ſehr deutlich bemerkt, daß aus ihm ge-
ſchmolzene Steine, Feuer und Rauch emporſteigen.

Es iſt ſehr möglich daß in der Nähe großer Meere
Vulkane ſich zeigen oder entſtehen können, wie der Dama-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="34">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0247" n="241."/>
Früher glaubte man, daß die Nähe der Meere zur Ent-<lb/>
&#x017F;tehung der Vulkane vorzüglich beitrage, was aber nicht<lb/>
der Fall i&#x017F;t. Wir wollen die von Südamerika in die&#x017F;er<lb/>
Hin&#x017F;icht betrachten, wo der größte der Popocatepetl zwi&#x017F;chen<lb/>
Mexico und Puebla liegt, und vom Meere auf beiden<lb/>
Seiten 32 geogr. Meilen entfernt i&#x017F;t. Ich habe den Hügel<lb/>
von Guakamayo, ö&#x017F;tlich von der Andeskette, ge&#x017F;ehen, der freilich uns<lb/>
unbedeutend an Größe i&#x017F;t aber häufige Ausbrüche hat, und<lb/>
40 Meilen von jedem Meere entfernt liegt. Ein neu entdeckter<lb/>
der bei Corduna in Africa liegt, &#x017F;oll 140 Meilen vom Meere<lb/>
entfernt &#x017F;ein. Das merkwürdig&#x017F;te Bei&#x017F;piel die&#x017F;er Art<lb/>
bietet das Innere von A&#x017F;ien dar, wo wir in den Rei&#x017F;e be-<lb/>
richten von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-10082451X http://d-nb.info/gnd/10082451X">Klapproth</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100318371 http://d-nb.info/gnd/100318371">Abel Remu&#x017F;ath</persName>,</hi> eines Feuer-<lb/>
berges Namens Ko&#x017F;cher bei der Stadt Kut&#x017F;chi we&#x017F;tlich<lb/>
von Tuffen, erwähnt finden, der auch in den chine&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Annalen vorkommt, und 270 deut&#x017F;che Meilen vom näch&#x017F;ten<lb/>
Meere entfernt &#x017F;ein &#x017F;oll. Man glaubte er&#x017F;t es &#x017F;ei ein<lb/>
Phänomen wie das der Borax&#x017F;äule, aber in der chine&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Encyclopedie wird &#x017F;ehr deutlich bemerkt, daß aus ihm ge-<lb/>
&#x017F;chmolzene Steine, Feuer und Rauch empor&#x017F;teigen.</p><lb/>
                <p>Es i&#x017F;t &#x017F;ehr möglich daß in der Nähe großer Meere<lb/>
Vulkane &#x017F;ich zeigen oder ent&#x017F;tehen können, wie der Dama-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241./0247] Früher glaubte man, daß die Nähe der Meere zur Ent- ſtehung der Vulkane vorzüglich beitrage, was aber nicht der Fall iſt. Wir wollen die von Südamerika in dieſer Hinſicht betrachten, wo der größte der Popocatepetl zwiſchen Mexico und Puebla liegt, und vom Meere auf beiden Seiten 32 geogr. Meilen entfernt iſt. Ich habe den Hügel von Guakamayo, öſtlich von der Andeskette, geſehen, der freilich uns unbedeutend an Größe iſt aber häufige Ausbrüche hat, und 40 Meilen von jedem Meere entfernt liegt. Ein neu entdeckter der bei Corduna in Africa liegt, ſoll 140 Meilen vom Meere entfernt ſein. Das merkwürdigſte Beiſpiel dieſer Art bietet das Innere von Aſien dar, wo wir in den Reiſe be- richten von Klapproth und Abel Remuſath, eines Feuer- berges Namens Koſcher bei der Stadt Kutſchi weſtlich von Tuffen, erwähnt finden, der auch in den chineſiſchen Annalen vorkommt, und 270 deutſche Meilen vom nächſten Meere entfernt ſein ſoll. Man glaubte erſt es ſei ein Phänomen wie das der Boraxſäule, aber in der chineſiſchen Encyclopedie wird ſehr deutlich bemerkt, daß aus ihm ge- ſchmolzene Steine, Feuer und Rauch emporſteigen. Es iſt ſehr möglich daß in der Nähe großer Meere Vulkane ſich zeigen oder entſtehen können, wie der Dama-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/247
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 241.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/247>, abgerufen am 24.11.2024.