Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

je höher wird er anschwellen, und um so leichter seine
Ufer überströmen. Man kann auch die Flüsse als Regen-
messer (Ombrometer oder Hyetometer) betrachten, da die
Höhe ihres Standes die Masse desselben angiebt. Der Nil,
wo nur von dem untern Theile die Rede ist, steigt immer zu
derselben Höhe von 24', wie der Orinoko bei Angustura, 80
Meilen über seiner Mündung. Wir wissen hierdurch genau
daß seit 2000 Jahren die Masse des fallenden Regens sich
nicht geändert hat, weil das Steigen und Fallen des
Nils sich in dieser Zeit immer gleich blieb. Die Menge
des Wassers im Flusse wird nicht allein durch seine Tiefe,
sondern auch durch die Arin, und besonders durch die Schnellig-
keit seines Laufes bestimmt. Gerard hat zuerst in
den Memoires D'Aegypte genaue Messungen über die Ge-
schwindigkeit des Nils gegeben, die andere zum Muster
dienen können. Die Flüße münden sich entweder in die
Meere, oder sie gehen, wie Fränklin sich ausdrückte,
in die Luft, d. h. sie verdunsten. Flüsse, vorzüglich
die der südlichen Hemisphäre, verlieren immer mehr und mehr
an Wasser, je weiter sie fließen, nicht allein durch Ver-
dunstung sondern es dringt auch viel Wasser in den lockeren
Sand ein. So soll der Orangefluß im südlichen Afrika fast

je höher wird er anſchwellen, und um ſo leichter ſeine
Ufer überſtrömen. Man kann auch die Flüſſe als Regen-
meſſer (Ombrometer oder Hyetometer) betrachten, da die
Höhe ihres Standes die Maſſe deſſelben angiebt. Der Nil,
wo nur von dem untern Theile die Rede iſt, ſteigt immer zu
derſelben Höhe von 24′, wie der Orinoko bei Anguſtura, 80
Meilen über ſeiner Mündung. Wir wiſſen hierdurch genau
daß ſeit 2000 Jahren die Maſſe des fallenden Regens ſich
nicht geändert hat, weil das Steigen und Fallen des
Nils ſich in dieſer Zeit immer gleich blieb. Die Menge
des Waſſers im Fluſſe wird nicht allein durch ſeine Tiefe,
ſondern auch durch die Arin, und beſonders durch die Schnellig-
keit ſeines Laufes beſtimmt. Geràrd hat zuerſt in
den Memoires D’Aegypte genaue Meſſungen über die Ge-
ſchwindigkeit des Nils gegeben, die andere zum Muſter
dienen können. Die Flüße münden ſich entweder in die
Meere, oder ſie gehen, wie Fränklin ſich ausdrückte,
in die Luft, d. h. ſie verdunſten. Flüſſe, vorzüglich
die der ſüdlichen Hemisphäre, verlieren immer mehr und mehr
an Waſſer, je weiter ſie fließen, nicht allein durch Ver-
dunſtung ſondern es dringt auch viel Waſſer in den lockeren
Sand ein. So ſoll der Orangefluß im ſüdlichen Afrika faſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="41">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0331" n="325."/>
je höher wird er an&#x017F;chwellen, und um &#x017F;o leichter &#x017F;eine<lb/>
Ufer über&#x017F;trömen. Man kann auch die Flü&#x017F;&#x017F;e als Regen-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er <choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">(</reg></choice><hi rendition="#aq">Ombrometer</hi> oder <hi rendition="#aq">Hyetometer</hi><choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">)</reg></choice> betrachten, da die<lb/>
Höhe ihres Standes die Ma&#x017F;&#x017F;e de&#x017F;&#x017F;elben angiebt. Der Nil,<lb/>
wo nur von dem untern Theile die Rede i&#x017F;t, &#x017F;teigt immer zu<lb/>
der&#x017F;elben Höhe von 24&#x2032;, wie der Orinoko bei <hi rendition="#aq">Angu&#x017F;tura</hi>, 80<lb/>
Meilen über &#x017F;einer Mündung. Wir wi&#x017F;&#x017F;en hierdurch genau<lb/>
daß &#x017F;eit 2000 Jahren die Ma&#x017F;&#x017F;e des fallenden Regens &#x017F;ich<lb/>
nicht geändert hat, weil das Steigen und Fallen des<lb/>
Nils &#x017F;ich in die&#x017F;er Zeit immer gleich blieb. Die Menge<lb/>
des Wa&#x017F;&#x017F;ers im Flu&#x017F;&#x017F;e wird nicht allein durch &#x017F;eine Tiefe,<lb/>
&#x017F;ondern auch durch die Arin, und be&#x017F;onders durch die Schnellig-<lb/>
keit &#x017F;eines Laufes be&#x017F;timmt. <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117545201 http://d-nb.info/gnd/117545201">Geràrd</persName></hi> hat zuer&#x017F;t in<lb/>
den <hi rendition="#aq">Memoires D&#x2019;Aegypte</hi> genaue Me&#x017F;&#x017F;ungen über die Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit des Nils gegeben, die andere zum Mu&#x017F;ter<lb/>
dienen können. Die Flüße münden &#x017F;ich entweder in die<lb/>
Meere, oder &#x017F;ie gehen, wie <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534912 http://d-nb.info/gnd/118534912">Fränklin</persName></hi> &#x017F;ich ausdrückte,<lb/>
in die Luft, d. h. &#x017F;ie verdun&#x017F;ten. Flü&#x017F;&#x017F;e, vorzüglich<lb/>
die der &#x017F;üdlichen Hemisphäre, verlieren immer mehr und mehr<lb/>
an Wa&#x017F;&#x017F;er, je weiter &#x017F;ie fließen, nicht allein durch Ver-<lb/>
dun&#x017F;tung &#x017F;ondern es dringt auch viel Wa&#x017F;&#x017F;er in den lockeren<lb/>
Sand ein. So &#x017F;oll der Orangefluß im &#x017F;üdlichen Afrika fa&#x017F;t<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325./0331] je höher wird er anſchwellen, und um ſo leichter ſeine Ufer überſtrömen. Man kann auch die Flüſſe als Regen- meſſer /Ombrometer oder Hyetometer/ betrachten, da die Höhe ihres Standes die Maſſe deſſelben angiebt. Der Nil, wo nur von dem untern Theile die Rede iſt, ſteigt immer zu derſelben Höhe von 24′, wie der Orinoko bei Anguſtura, 80 Meilen über ſeiner Mündung. Wir wiſſen hierdurch genau daß ſeit 2000 Jahren die Maſſe des fallenden Regens ſich nicht geändert hat, weil das Steigen und Fallen des Nils ſich in dieſer Zeit immer gleich blieb. Die Menge des Waſſers im Fluſſe wird nicht allein durch ſeine Tiefe, ſondern auch durch die Arin, und beſonders durch die Schnellig- keit ſeines Laufes beſtimmt. Geràrd hat zuerſt in den Memoires D’Aegypte genaue Meſſungen über die Ge- ſchwindigkeit des Nils gegeben, die andere zum Muſter dienen können. Die Flüße münden ſich entweder in die Meere, oder ſie gehen, wie Fränklin ſich ausdrückte, in die Luft, d. h. ſie verdunſten. Flüſſe, vorzüglich die der ſüdlichen Hemisphäre, verlieren immer mehr und mehr an Waſſer, je weiter ſie fließen, nicht allein durch Ver- dunſtung ſondern es dringt auch viel Waſſer in den lockeren Sand ein. So ſoll der Orangefluß im ſüdlichen Afrika faſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/331
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 325.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/331>, abgerufen am 23.11.2024.