mehr zu funkeln, weil mehr ungleiche Luftschichten die Lichtwellen stärker brechen. Dann entsteht eine Wolken- wand tief im Osten, das Hygrometer zeigt mehr Feuchtig- keit und der Passatwind wird schwächer. Anfänglich ist keine Einwirkung der Elektricität bemerkbar, dann geht diese aber plötzlich vom Positiven zum Negativen über. Nach und nach sieht man jeden Abend aus dem Gewölke das Wetterleuchten, es entsteht ein, Gewitter, und das Ge- wölk beginnt im April oder Mai, sich in einem anhaltenden Regen zu entladen, der nun mit dem gänzliche Aufhören des Passatwindes beginnt. - Durch die kühlere Luft- schicht, die mit den Passatwinden vom Pole zum Aequator geführt wird, wurden die aufsteigende Wasserdünste verjagt, bei dem Aufhören dieser Strömungen aber bleiben sie, und lassen sich in Regengüssen nieder. Die Regenzeit entsteht gerade dann, wenn die Sonne durch den Zenith des Ortes geht.
Die Quantität des Regens ist bei uns jährlich 18 bis 24" in den Tropen dagegen 118-128", d. h. das Regenwasser würde, wenn es nicht ablaufen und nicht in die Erde dringen könnte, so hoch stehen. Auffallend findet aber in Europa ein bedeutender Unterschied gegen andere tempe-
mehr zu funkeln, weil mehr ungleiche Luftſchichten die Lichtwellen ſtärker brechen. Dann entſteht eine Wolken- wand tief im Oſten, das Hygrometer zeigt mehr Feuchtig- keit und der Paſſatwind wird ſchwächer. Anfänglich iſt keine Einwirkung der Elektricität bemerkbar, dann geht dieſe aber plötzlich vom Poſitiven zum Negativen über. Nach und nach ſieht man jeden Abend aus dem Gewölke das Wetterleuchten, es entſteht ein, Gewitter, und das Ge- wölk beginnt im April oder Mai, ſich in einem anhaltenden Regen zu entladen, der nun mit dem gänzliche Aufhören des Paſſatwindes beginnt. – Durch die kühlere Luft- ſchicht, die mit den Paſſatwinden vom Pole zum Aequator geführt wird, wurden die aufſteigende Waſſerdünſte verjagt, bei dem Aufhören dieſer Strömungen aber bleiben ſie, und laſſen ſich in Regengüſſen nieder. Die Regenzeit entſteht gerade dann, wenn die Sonne durch den Zenith des Ortes geht.
Die Quantität des Regens iſt bei uns jährlich 18 bis 24″ in den Tropen dagegen 118–128″, d. h. das Regenwaſſer würde, wenn es nicht ablaufen und nicht in die Erde dringen könnte, ſo hoch ſtehen. Auffallend findet aber in Europa ein bedeutender Unterſchied gegen andere tempe-
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[395./0401]
mehr zu funkeln, weil mehr ungleiche Luftſchichten die
Lichtwellen ſtärker brechen. Dann entſteht eine Wolken-
wand tief im Oſten, das Hygrometer zeigt mehr Feuchtig-
keit und der Paſſatwind wird ſchwächer. Anfänglich iſt
keine Einwirkung der Elektricität bemerkbar, dann geht
dieſe aber plötzlich vom Poſitiven zum Negativen über. Nach
und nach ſieht man jeden Abend aus dem Gewölke das
Wetterleuchten, es entſteht ein, Gewitter, und das Ge-
wölk beginnt im April oder Mai, ſich in einem anhaltenden
Regen zu entladen, der nun mit dem gänzliche Aufhören
des Paſſatwindes beginnt. – Durch die kühlere Luft-
ſchicht, die mit den Paſſatwinden vom Pole zum Aequator
geführt wird, wurden die aufſteigende Waſſerdünſte
verjagt, bei dem Aufhören dieſer Strömungen aber bleiben
ſie, und laſſen ſich in Regengüſſen nieder. Die Regenzeit
entſteht gerade dann, wenn die Sonne durch den Zenith des
Ortes geht.
Die Quantität des Regens iſt bei uns jährlich 18
bis 24″ in den Tropen dagegen 118–128″, d. h. das
Regenwaſſer würde, wenn es nicht ablaufen und nicht in die
Erde dringen könnte, ſo hoch ſtehen. Auffallend findet aber
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 395.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/401>, abgerufen am 23.11.2024.
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