Wärme hat, die beim Attlantischen Meere 7° beträgt. Parry, der den Einfluß des Meeres auf die Continente, besonders des Westwindes auf die Westküsten nicht geahndet hat, führt an, daß an der Baffingsbai die Ostküste kälter als die Westküste sei, und er schreibt es fälschlicher Weise der Rotation der Erde zu. Diese Verschiedenheit des Küstenklima's hat uns auch auf die Idee der isothermen Linien geführt, und wir haben gesehen warum Nordamerika für Kälter gehalten wird, oder warum die Linien gleicher Wärme weder Parallelkreise, noch unter sich parallel sind. Das Continentalklima hat die Eigenthümlichkeit, daß die Winter sehr kalt und die Sommer sehr heiß sind. In New York das südlicher als Neapel liegt, ist im Sommer die mittl. Wärme 21°, dagegen bleiben die großen Ströme dort im Winter 3-4 Monate gefroren. Anders aber ist es wenn man über das Alleghenische Gebirge in die großen Ebenen des Missisippi geht; je man hat an der westliche Küste von Amerika noch eine größere Wärme als unter denselben Breiten in Europa. Die Zunahme der Wärme giebt eine arithmetische Progression, wo das Maximum bei uns um 21/2 Uhr und das Minimum gleich vor Sonnenaufgang ist, so daß wir an jedem Tage 2 Beobachtungen haben.
Wärme hat, die beim Attlantiſchen Meere 7° beträgt. Parry, der den Einfluß des Meeres auf die Continente, beſonders des Weſtwindes auf die Weſtküſten nicht geahndet hat, führt an, daß an der Baffingsbai die Oſtküſte kälter als die Weſtküſte ſei, und er ſchreibt es fälſchlicher Weiſe der Rotation der Erde zu. Dieſe Verſchiedenheit des Küſtenklima’s hat uns auch auf die Idee der iſothermen Linien geführt, und wir haben geſehen warum Nordamerika für Kälter gehalten wird, oder warum die Linien gleicher Wärme weder Parallelkreiſe, noch unter ſich parallel ſind. Das Continentalklima hat die Eigenthümlichkeit, daß die Winter ſehr kalt und die Sommer ſehr heiß ſind. In New York das ſüdlicher als Neapel liegt, iſt im Sommer die mittl. Wärme 21°, dagegen bleiben die großen Ströme dort im Winter 3–4 Monate gefroren. Anders aber iſt es wenn ⎡man über das Allegheniſche Gebirge in die großen Ebenen des Miſſiſippi geht; je man hat an der weſtliche Küſte von Amerika noch eine größere Wärme als unter denſelben Breiten in Europa. Die Zunahme der Wärme giebt eine arithmetiſche Progreſſion, wo das Maximum bei uns um 2½ Uhr und das Minimum gleich vor Sonnenaufgang iſt, ſo daß wir an jedem Tage 2 Beobachtungen haben.
<TEI><text><body><divtype="session"n="49"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0440"n="434."/>
Wärme hat, die beim Attlantiſchen Meere 7° beträgt.<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116048166 http://d-nb.info/gnd/116048166">Parry</persName>,</hi> der den Einfluß des Meeres auf die Continente,<lb/>
beſonders des Weſtwindes auf die Weſtküſten nicht geahndet<lb/>
hat, führt an, daß an der Baffingsbai die Oſtküſte kälter<lb/>
als die Weſtküſte ſei, und er ſchreibt es fälſchlicher Weiſe<lb/>
der Rotation der Erde zu. Dieſe Verſchiedenheit des<lb/>
Küſtenklima’s hat uns auch auf die Idee der iſothermen<lb/>
Linien geführt, und wir haben geſehen warum Nordamerika<lb/>
für Kälter gehalten wird, oder warum die Linien gleicher<lb/>
Wärme weder Parallelkreiſe, noch unter ſich parallel ſind.<lb/>
Das Continentalklima hat die Eigenthümlichkeit, daß die<lb/>
Winter ſehr kalt und die Sommer ſehr heiß ſind. In New<lb/>
York das ſüdlicher als Neapel liegt, iſt im Sommer die<lb/>
mittl. Wärme 21°, dagegen bleiben die großen Ströme<lb/>
dort im Winter 3–4 Monate gefroren. Anders aber<lb/>
iſt es wenn <addplace="superlinear"><metamark/>man</add> über das Allegheniſche Gebirge in die großen<lb/>
Ebenen des Miſſiſippi geht; je man hat an der weſtliche<lb/>
Küſte von Amerika noch eine größere Wärme als unter<lb/>
denſelben Breiten in Europa. Die Zunahme der Wärme<lb/>
giebt eine arithmetiſche Progreſſion, wo das Maximum bei uns<lb/>
um 2½ Uhr und das Minimum gleich vor Sonnenaufgang iſt, ſo<lb/>
daß wir an jedem Tage 2 Beobachtungen haben.</p><lb/></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[434./0440]
Wärme hat, die beim Attlantiſchen Meere 7° beträgt.
Parry, der den Einfluß des Meeres auf die Continente,
beſonders des Weſtwindes auf die Weſtküſten nicht geahndet
hat, führt an, daß an der Baffingsbai die Oſtküſte kälter
als die Weſtküſte ſei, und er ſchreibt es fälſchlicher Weiſe
der Rotation der Erde zu. Dieſe Verſchiedenheit des
Küſtenklima’s hat uns auch auf die Idee der iſothermen
Linien geführt, und wir haben geſehen warum Nordamerika
für Kälter gehalten wird, oder warum die Linien gleicher
Wärme weder Parallelkreiſe, noch unter ſich parallel ſind.
Das Continentalklima hat die Eigenthümlichkeit, daß die
Winter ſehr kalt und die Sommer ſehr heiß ſind. In New
York das ſüdlicher als Neapel liegt, iſt im Sommer die
mittl. Wärme 21°, dagegen bleiben die großen Ströme
dort im Winter 3–4 Monate gefroren. Anders aber
iſt es wenn man über das Allegheniſche Gebirge in die großen
Ebenen des Miſſiſippi geht; je man hat an der weſtliche
Küſte von Amerika noch eine größere Wärme als unter
denſelben Breiten in Europa. Die Zunahme der Wärme
giebt eine arithmetiſche Progreſſion, wo das Maximum bei uns
um 2½ Uhr und das Minimum gleich vor Sonnenaufgang iſt, ſo
daß wir an jedem Tage 2 Beobachtungen haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 434.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/440>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.