Die mittlere Temperatur eines Ort's läßt sich auch uns der Quellenwärme erkennen, genauer aber noch aus Bohrlöchern, wo sie sich nach Versuchen in Frankreich bei 32' Tiefe ergiebt. Auch die Oberfläche des Meer's unter denselben Breitegraden giebt die mittl. Temperatur des Ort's, aber in der Regel etwas weniger höher. Noch ein anderes Mittel was schon die Alten kannten, ist das durch die Kultur des Bodens und der Früchte. Die jährliche mittl. Temperatur von Berlin ist fast 7°, und die mittl. Temperatur des Augusts ist zwischen 14 und 15°. Um die Kultur der Dattelpalme in ihrer wahren Schönheit hervor zu bringen ist die mittl. Temperatur von 18° nöthig; dagegen um nur einen Wald von diesen Palmen ohne Früchte zu ziehen, wie man es westlich von Genua sieht, reicht die mittl. Temperatur von 14° hin. Citronenbäume können wenn sie in freier Luft stehen, und nicht wie bei uns gleichsam in Hospitälen gepflegt werden, wohl 6° unter 0 ertragen. Die mittl. Temperatur derselben ist sonst 131/2°. Die des Oelbaums der in Europa zwischen 36-44° Br. wächst ist 111/2-14°, hier kommt es aber vorzüglich auf die kältesten Monate an, nicht unter 41/2° darf es kommen. Guter trinkbarer Wein erfordert 7-8° mittl. Temperatur zu seinem Gedeihen ist aber hauptsächlich nöthig, daß die mittl. Temperatur der Wintermonate nicht unter den Gefrierpunkte herabsinkt, und daß die mittl. Sommer-
Die mittlere Temperatur eines Ort’s läßt ſich auch uns der Quellenwärme erkennen, genauer aber noch aus Bohrlöchern, wo ſie ſich nach Verſuchen in Frankreich bei 32′ Tiefe ergiebt. Auch die Oberfläche des Meer’s unter denſelben Breitegraden giebt die mittl. Temperatur des Ort’s, aber in der Regel etwas weniger höher. Noch ein anderes Mittel was ſchon die Alten kannten, iſt das durch die Kultur des Bodens und der Früchte. Die jährliche mittl. Temperatur von Berlin iſt faſt 7°, und die mittl. Temperatur des Auguſts iſt zwiſchen 14 und 15°. Um die Kultur der Dattelpalme in ihrer wahren Schönheit hervor zu bringen iſt die mittl. Temperatur von 18° nöthig; dagegen um nur einen Wald von dieſen Palmen ohne Früchte zu ziehen, wie man es weſtlich von Genua ſieht, reicht die mittl. Temperatur von 14° hin. Citronenbäume können wenn ſie in freier Luft ſtehen, und nicht wie bei uns gleichſam in Hoſpitälen gepflegt werden, wohl 6° unter 0 ertragen. Die mittl. Temperatur derſelben iſt ſonſt 13½°. Die des Oelbaums der in Europa zwiſchen 36–44° Br. wächſt iſt 11½–14°, hier kommt es aber vorzüglich auf die kälteſten Monate an, nicht unter 4½° darf es kommen. Guter trinkbarer Wein erfordert 7–8° mittl. Temperatur zu ſeinem Gedeihen iſt aber hauptſächlich nöthig, daß die mittl. Temperatur der Wintermonate nicht unter den Gefrierpunkte herabſinkt, und daß die mittl. Sommer-
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[435./0441]
Die mittlere T. eines Ort’s läßt ſich auch uns der
Quellenwärme erkennen, genauer aber noch aus Bohrlöchern,
wo ſie ſich nach Verſuchen in Frankreich bei 32′ Tiefe ergiebt.
Auch die Oberfläche des Meer’s unter denſelben Breitegraden
giebt die mittl. T. des Ort’s, aber in der Regel etwas
weniger höher. Noch ein anderes Mittel was ſchon die
Alten kannten, iſt das durch die Kultur des Bodens und
der Früchte. Die jährliche mittl. T. von Berlin iſt faſt
7°, und die mittl. T. des Auguſts iſt zwiſchen 14 und 15°.
Um die Kultur der Dattelpalme in ihrer wahren Schönheit
hervor zu bringen iſt die mittl. T. von 18° nöthig; dagegen
um nur einen Wald von dieſen Palmen ohne Früchte zu
ziehen, wie man es weſtlich von Genua ſieht, reicht die
mittl. T. von 14° hin. Citronenbäume können wenn ſie
in freier Luft ſtehen, und nicht wie bei uns gleichſam in
Hoſpitälen gepflegt werden, wohl 6° unter 0 ertragen.
Die mittl. T. derſelben iſt ſonſt 13½°. Die des Oelbaums
der in Europa zwiſchen 36–44° Br. wächſt iſt 11½–14°,
hier kommt es aber vorzüglich auf die kälteſten Monate
an, nicht unter 4½° darf es kommen. Guter trinkbarer
Wein erfordert 7–8° mittl. T. zu ſeinem Gedeihen iſt
aber hauptſächlich nöthig, daß die mittl. T. der Wintermonate
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 435.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/441>, abgerufen am 01.11.2024.
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