Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Versuche genauer untersucht wurden, denn früher betrachtete
man die auf den Höhen nicht anders, als die am Fuße der
Bergen. Die Masse von Hagel welche auf den Bergen
sich lagert, macht glauben daß es oben kälter sei.
Daniel Bernoulli hat noch daran gezweifelt, je durch die
Hydrodynamic ausgesprochen, daß die Kälte ein Einfluß
der Berge selbst sei. Die Indianer und Creolen im süd-
lichen Amerika glauben, daß der Schnee von salpetrigen
Salzen herrühre. Die Aerostaten haben dieses alles
nun widerlegt; so fand Herr Gay-Lussac, als er bei
23° in die Luft stieg, in einer Höhe von 20,000 Fuß
nur 5-6°. Den Alten hat man unrecht mäßiger Weise
diese Idee zugeschrieben, denn Aristoteles sagt ausdrücklich,
daß die strahlende Wärme abnehme, wenn man oben an
die Berge komme, höher hinauf aber wieder dieselbe Wärme
eintrete. Sie glaubten daß es jenseits der Ipheischen
Gebirge schrecklich kalt sei, nach den Polen zu aber wieder
sehr warm werde, und unter dem Aequator wieder kalt
sei. Einige glaubten sogar daß es Berge guäbe, die
wiederum aus der Schneegränze emporragten, und worauf
es wieder schön sei.

In der temperirten Zone giebt es wenig Hochebenen
wo sich noch Fruchtbarkeit zeigt; eine von diesen ist die

Verſuche genauer unterſucht wurden, denn früher betrachtete
man die auf den Höhen nicht anders, als die am Fuße der
Bergen. Die Maſſe von Hagel welche auf den Bergen
ſich lagert, macht glauben daß es oben kälter ſei.
Daniel Bernoulli hat noch daran gezweifelt, je durch die
Hydrodynamic ausgeſprochen, daß die Kälte ein Einfluß
der Berge ſelbſt ſei. Die Indianer und Creolen im ſüd-
lichen Amerika glauben, daß der Schnee von ſalpetrigen
Salzen herrühre. Die Aeroſtaten haben dieſes alles
nun widerlegt; ſo fand Herr Gay-Lusſac, als er bei
23° in die Luft ſtieg, in einer Höhe von 20,000 Fuß
nur 5–6°. Den Alten hat man unrecht mäßiger Weiſe
dieſe Idee zugeſchrieben, denn Ariſtoteles ſagt ausdrücklich,
daß die ſtrahlende Wärme abnehme, wenn man oben an
die Berge komme, höher hinauf aber wieder dieſelbe Wärme
eintrete. Sie glaubten daß es jenſeits der Ipheiſchen
Gebirge ſchrecklich kalt ſei, nach den Polen zu aber wieder
ſehr warm werde, und unter dem Aequator wieder kalt
ſei. Einige glaubten ſogar daß es Berge guäbe, die
wiederum aus der Schneegränze emporragten, und worauf
es wieder ſchön ſei.

In der temperirten Zone giebt es wenig Hochebenen
wo ſich noch Fruchtbarkeit zeigt; eine von dieſen iſt die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="50">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <div n="5">
                  <p><pb facs="#f0452" n="446."/>
Ver&#x017F;uche genauer unter&#x017F;ucht wurden, denn früher betrachtete<lb/>
man die auf den Höhen nicht anders, als die am Fuße der<lb/>
Bergen. Die Ma&#x017F;&#x017F;e von Hagel welche auf den Bergen<lb/>
&#x017F;ich lagert, macht glauben daß es oben kälter &#x017F;ei.<lb/><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118656503 http://d-nb.info/gnd/118656503">Daniel Bernoulli</persName></hi> hat noch daran gezweifelt, je durch die<lb/>
Hydrodynamic ausge&#x017F;prochen, daß die Kälte ein Einfluß<lb/>
der Berge &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ei. Die Indianer und Creolen im &#x017F;üd-<lb/>
lichen Amerika glauben, daß der Schnee von &#x017F;alpetrigen<lb/>
Salzen herrühre. Die Aero&#x017F;taten haben die&#x017F;es alles<lb/>
nun widerlegt; &#x017F;o fand <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herr</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118716581 http://d-nb.info/gnd/118716581">Gay-Lus&#x017F;ac</persName>,</hi> als er bei<lb/>
23° in die Luft &#x017F;tieg, in einer Höhe von 20,000 Fuß<lb/>
nur 5&#x2013;6°. Den Alten hat man unrecht mäßiger Wei&#x017F;e<lb/>
die&#x017F;e Idee zuge&#x017F;chrieben, denn <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118650130 http://d-nb.info/gnd/118650130">Ari&#x017F;toteles</persName></hi> &#x017F;agt ausdrücklich,<lb/>
daß die &#x017F;trahlende Wärme abnehme, wenn man oben an<lb/>
die Berge komme, höher hinauf aber wieder die&#x017F;elbe Wärme<lb/>
eintrete. Sie glaubten daß es jen&#x017F;eits der <unclear reason="illegible" cert="low" resp="#BF">I</unclear>ph<unclear reason="illegible" cert="high" resp="#BF">e</unclear>i&#x017F;chen<lb/>
Gebirge &#x017F;chrecklich kalt &#x017F;ei, nach den Polen zu aber wieder<lb/>
&#x017F;ehr warm werde, und unter dem Aequator wieder kalt<lb/>
&#x017F;ei. Einige glaubten &#x017F;ogar daß es Berge g<subst><del rendition="#ow">u</del><add place="across">ä</add></subst>be, die<lb/>
wiederum aus der Schneegränze emporragten, und worauf<lb/>
es wieder &#x017F;chön &#x017F;ei.</p><lb/>
                  <p>In der temperirten Zone giebt es wenig Hochebenen<lb/>
wo &#x017F;ich noch Fruchtbarkeit zeigt; eine von die&#x017F;en i&#x017F;t die<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[446./0452] Verſuche genauer unterſucht wurden, denn früher betrachtete man die auf den Höhen nicht anders, als die am Fuße der Bergen. Die Maſſe von Hagel welche auf den Bergen ſich lagert, macht glauben daß es oben kälter ſei. Daniel Bernoulli hat noch daran gezweifelt, je durch die Hydrodynamic ausgeſprochen, daß die Kälte ein Einfluß der Berge ſelbſt ſei. Die Indianer und Creolen im ſüd- lichen Amerika glauben, daß der Schnee von ſalpetrigen Salzen herrühre. Die Aeroſtaten haben dieſes alles nun widerlegt; ſo fand H Gay-Lusſac, als er bei 23° in die Luft ſtieg, in einer Höhe von 20,000 Fuß nur 5–6°. Den Alten hat man unrecht mäßiger Weiſe dieſe Idee zugeſchrieben, denn Ariſtoteles ſagt ausdrücklich, daß die ſtrahlende Wärme abnehme, wenn man oben an die Berge komme, höher hinauf aber wieder dieſelbe Wärme eintrete. Sie glaubten daß es jenſeits der Ipheiſchen Gebirge ſchrecklich kalt ſei, nach den Polen zu aber wieder ſehr warm werde, und unter dem Aequator wieder kalt ſei. Einige glaubten ſogar daß es Berge gäbe, die wiederum aus der Schneegränze emporragten, und worauf es wieder ſchön ſei. In der temperirten Zone giebt es wenig Hochebenen wo ſich noch Fruchtbarkeit zeigt; eine von dieſen iſt die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/452
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 446.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/452>, abgerufen am 27.11.2024.