Continente höher als an den Küsten. In Asien liegt die Schneelinie weit höher als man nach andern Gründen glauben sollte, die Sommer sind hier aber heisser, indem die Con- tinente weniger durchschnitten sind, was dazu viel beiträgt. Wenn ich die Messungen von Huet, Gerard und andern mit der Breitenhöhe von Parrot am Kaukasus vergleiche, so ergiebt sich auch hier, ohne daß das Kaspische Meer als von besondern Einfluße zu betrachten ist, daß die Sommer hier heisser sind, und die Schneelinie später beginnt, als unter ähnlichen Breiten in den Pyrenäen und Alpen. Diesen Einfluß der Sonne sieht man auffallend nach HerrnWahlen- bergs Messungen schon in den Karpathen, wo bei 48° Br. die Schneegrenze höher als in den Pyrenäen beginnt; ebenfalls weil das Continent weniger durchschnitten ist.
Ueber die Höhe der Schneegrenze unter dem Aequator ist lange gestritten, und vor meiner Reise hielt man sie um 8000' niedriger als sie wirklich ist. Unter den Tropen ist die Schneelinie des einen Berges zu andern nicht über 80-90' verschieden. Die Messungen von Condamine, Bou- guer und andern angestellt, konnten nicht ganz trigono- metrisch und barometrisch sein, und andere einwirkende Umstände wurden ebenfalls nicht beachtet.
Continente höher als an den Küſten. In Aſien liegt die Schneelinie weit höher als man nach andern Gründen glauben ſollte, die Sommer ſind hier aber heiſſer, indem die Con- tinente weniger durchſchnitten ſind, was dazu viel beiträgt. Wenn ich die Meſſungen von Huet, Gerard und andern mit der Breitenhöhe von Parrot am Kaukaſus vergleiche, ſo ergiebt ſich auch hier, ohne daß das Kaspiſche Meer als von beſondern Einfluße zu betrachten iſt, daß die Sommer hier heiſſer ſind, und die Schneelinie ſpäter beginnt, als unter ähnlichen Breiten in den Pyrenäen und Alpen. Dieſen Einfluß der Sonne ſieht man auffallend nach HerrnWahlen- bergs Meſſungen ſchon in den Karpathen, wo bei 48° Br. die Schneegrenze höher als in den Pyrenäen beginnt; ebenfalls weil das Continent weniger durchſchnitten iſt.
Ueber die Höhe der Schneegrenze unter dem Aequator iſt lange geſtritten, und vor meiner Reiſe hielt man ſie um 8000′ niedriger als ſie wirklich iſt. Unter den Tropen iſt die Schneelinie des einen Berges zu andern nicht über 80–90′ verſchieden. Die Meſſungen von Condamine, Bou- guer und andern angeſtellt, konnten nicht ganz trigono- metriſch und barometriſch ſein, und andere einwirkende Umſtände wurden ebenfalls nicht beachtet.
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Continente höher als an den Küſten. In Aſien liegt die
Schneelinie weit höher als man nach andern Gründen glauben
ſollte, die Sommer ſind hier aber heiſſer, indem die Con-
tinente weniger durchſchnitten ſind, was dazu viel beiträgt.
Wenn ich die Meſſungen von Huet, Gerard und andern
mit der Breitenhöhe von Parrot am Kaukaſus vergleiche,
ſo ergiebt ſich auch hier, ohne daß das Kaspiſche Meer als
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hier heiſſer ſind, und die Schneelinie ſpäter beginnt, als
unter ähnlichen Breiten in den Pyrenäen und Alpen. Dieſen
Einfluß der Sonne ſieht man auffallend nach H Wahlen-
bergs Meſſungen ſchon in den Karpathen, wo bei 48° Br.
die Schneegrenze höher als in den Pyrenäen beginnt;
ebenfalls weil das Continent weniger durchſchnitten iſt.
Ueber die Höhe der Schneegrenze unter dem Aequator
iſt lange geſtritten, und vor meiner Reiſe hielt man ſie
um 8000′ niedriger als ſie wirklich iſt. Unter den Tropen
iſt die Schneelinie des einen Berges zu andern nicht über
80–90′ verſchieden. Die Meſſungen von Condamine, Bou-
guer und andern angeſtellt, konnten nicht ganz trigono-
metriſch und barometriſch ſein, und andere einwirkende
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 462.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/468>, abgerufen am 27.11.2024.
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