1. Daß sie sich in der Atmosphäre bilden sollten; dem widerspricht alles, was wir von der Natur dieser Körper und ihrem Verhalten zum Wärmestoffe wissen; sie sind, den Schwefel ausgenommen, sämmtlich feuerbeständig, und es ist uns keine Art von Auflösung derselben in der Luft bekannt. - Auch spricht diese Ansicht ganz gegen die Geschwindigkeit derselben.
2. Daß sie aus den großen, unaufhörlichen speienden Vulkanen des Mondes ausgeworfen würden; eine Meinung die fälschlich Herr Laplace und Olbers zu- geschrieben wird. Diese haben nur berechnet, welche Ge- schwindigkeit dazu gehören würde, wenn sie wirklich von da zu uns kämen. Wenn es dort Vulkane giebt so müßte man die sich hier durchbildenden Lichterscheinungen wohl von dem aschfarbigen Lichte des Mondes unterscheiden. Schon Aristarch schrieb diese Erscheinungen den Mondvulkanen zu, also sonderbar genug, eine der frühesten Meinungen. Gesetzt sie kämen daher, so müßten sie 7500' in der Se- kunde zurücklegen, und nach Laplace würden sie in 21/2 Tag herabkommen; da man hierbei aber nicht auf die Translation des Mondes achtete, so würden doch nur sehr unbedeutende Massen die Erde erreichen können. Im
1. Daß ſie ſich in der Atmosphäre bilden ſollten; dem widerſpricht alles, was wir von der Natur dieſer Körper und ihrem Verhalten zum Wärmeſtoffe ⎡wiſſen; ſie ſind, den Schwefel ausgenommen, ſämmtlich feuerbeſtändig, und es iſt uns keine Art von Auflöſung derſelben in der Luft bekannt. – Auch ſpricht dieſe Anſicht ganz gegen die Geſchwindigkeit derſelben.
2. Daß ſie aus den großen, unaufhörlichen ſpeienden Vulkanen des Mondes ausgeworfen würden; eine Meinung die fälſchlich Herr Laplace und Olbers zu- geſchrieben wird. Dieſe haben nur berechnet, welche Ge- ſchwindigkeit dazu gehören würde, wenn ſie wirklich von da zu uns kämen. Wenn es dort Vulkane giebt ſo müßte man die ſich hier durchbildenden Lichterſcheinungen wohl von dem aſchfarbigen Lichte des Mondes unterſcheiden. Schon Ariſtarch ſchrieb dieſe Erſcheinungen den Mondvulkanen zu, alſo ſonderbar genug, eine der früheſten Meinungen. Geſetzt ſie kämen daher, ſo müßten ſie 7500′ in der Se- kunde zurücklegen, und nach Laplace würden ſie in 2½ Tag herabkommen; da man hierbei aber nicht auf die Translation des Mondes achtete, ſo würden doch nur ſehr unbedeutende Maſſen die Erde erreichen können. Im
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1. Daß ſie ſich in der Atmosphäre bilden ſollten; dem
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iſt uns keine Art von Auflöſung derſelben in der Luft
bekannt. – Auch ſpricht dieſe Anſicht ganz gegen
die Geſchwindigkeit derſelben.
2. Daß ſie aus den großen, unaufhörlichen ſpeienden
Vulkanen des Mondes ausgeworfen würden; eine
Meinung die fälſchlich Herr Laplace und Olbers zu-
geſchrieben wird. Dieſe haben nur berechnet, welche Ge-
ſchwindigkeit dazu gehören würde, wenn ſie wirklich von da
zu uns kämen. Wenn es dort Vulkane giebt ſo müßte
man die ſich hier durchbildenden Lichterſcheinungen wohl von dem
aſchfarbigen Lichte des Mondes unterſcheiden. Schon
Ariſtarch ſchrieb dieſe Erſcheinungen den Mondvulkanen zu,
alſo ſonderbar genug, eine der früheſten Meinungen.
Geſetzt ſie kämen daher, ſo müßten ſie 7500′ in der Se-
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Tag herabkommen; da man hierbei aber nicht auf die
Translation des Mondes achtete, ſo würden doch nur ſehr
unbedeutende Maſſen die Erde erreichen können. Im
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 485.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/491>, abgerufen am 27.11.2024.
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