Deshalb sind auch alle Versuche, die hohen Gebirgspflanzen in unsern Gärten zu kultiviren gescheitert, und nament- lich sind in Wien auf Veranlassung des Kupfers darüber wichtige und kostspielige Versuche vergebens angestellt.
Die Meinung, daß die Pflanzen einen bestimmten Boden, oder eine gewisse chemische Beschaffenheit desselben zu ihrem Gedeihen verlangen, sind durch die Versuche von Saussure widerlegt, und ebenso ungegründet ist es, daß dieser oder jener Untergrund für ihr Gedeihen nothwendig sei. Saussure's treffliche Untersuchungen haben dies hin- länglich wiederlegt, was auch neuerlich Decandolle bestätigt hat. So wurde vom Buxbaum behauptet, daß er nur auf erdigen kalkhaltigen Boden wachse, doch hat man ihn auch auf Granit (und Marmor(?) gefunden. Ebenso glaubte man daß die ächten Kastanien den kalkhaltige Boden fliehen, doch sind weite Flächen dieses Untergrundes im südlichen Frankreich mit Kastanienwälder bedeckt. Auch die beiden Arten der Alpenrosen, sollten nur auf Kalkgebirge vorkommen, aber auch dies ist widerlegt (daß aber manche Pflanzen den einen oder den andern Boden lieben, ist doch wohl auch nicht zu bezweifeln ?)
2. Zahl der Pflanzenarten.
Es kommt nun noch darauf an zu bestimmen, wie
Deshalb ſind auch alle Verſuche, die hohen Gebirgspflanzen in unſern Gärten zu kultiviren geſcheitert, und nament- lich ſind in Wien auf Veranlaſſung des Kupfers darüber wichtige und koſtſpielige Verſuche vergebens angeſtellt.
Die Meinung, daß die Pflanzen einen beſtimmten Boden, oder eine gewiſſe chemiſche Beſchaffenheit deſſelben zu ihrem Gedeihen verlangen, ſind durch die Verſuche von Sausſure widerlegt, und ebenſo ungegründet iſt es, daß dieſer oder jener Untergrund für ihr Gedeihen nothwendig ſei. Sausſure’s treffliche Unterſuchungen haben dies hin- länglich wiederlegt, was auch neuerlich Decandolle beſtätigt hat. So wurde vom Buxbaum behauptet, daß er nur auf erdigen kalkhaltigen Boden wachſe, doch hat man ihn auch auf Granit (und Marmor(?) gefunden. Ebenſo glaubte man daß die ächten Kaſtanien den kalkhaltige Boden fliehen, doch ſind weite Flächen dieſes Untergrundes im ſüdlichen Frankreich mit Kaſtanienwälder bedeckt. Auch die beiden Arten der Alpenroſen, ſollten nur auf Kalkgebirge vorkommen, aber auch dies iſt widerlegt (daß aber manche Pflanzen den einen oder den andern Boden lieben, iſt doch wohl auch nicht zu bezweifeln ?)
2. Zahl der Pflanzenarten.
Es kommt nun noch darauf an zu beſtimmen, wie
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[510./0516]
Deshalb ſind auch alle Verſuche, die hohen Gebirgspflanzen
in unſern Gärten zu kultiviren geſcheitert, und nament-
lich ſind in Wien auf Veranlaſſung des Kupfers darüber
wichtige und koſtſpielige Verſuche vergebens angeſtellt.
Die Meinung, daß die Pflanzen einen beſtimmten
Boden, oder eine gewiſſe chemiſche Beſchaffenheit deſſelben zu
ihrem Gedeihen verlangen, ſind durch die Verſuche von
Sausſure widerlegt, und ebenſo ungegründet iſt es, daß
dieſer oder jener Untergrund für ihr Gedeihen nothwendig
ſei. Sausſure’s treffliche Unterſuchungen haben dies hin-
länglich wiederlegt, was auch neuerlich Decandolle beſtätigt
hat. So wurde vom Buxbaum behauptet, daß er nur
auf erdigen kalkhaltigen Boden wachſe, doch hat man ihn
auch auf Granit /und Marmor /?/ gefunden. Ebenſo glaubte
man daß die ächten Kaſtanien den kalkhaltige Boden
fliehen, doch ſind weite Flächen dieſes Untergrundes
im ſüdlichen Frankreich mit Kaſtanienwälder bedeckt.
Auch die beiden Arten der Alpenroſen, ſollten nur auf
Kalkgebirge vorkommen, aber auch dies iſt widerlegt
/daß aber manche Pflanzen den einen oder den andern
Boden lieben, iſt doch wohl auch nicht zu bezweifeln ?/
2. Zahl der Pflanzenarten.
Es kommt nun noch darauf an zu beſtimmen, wie
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 510.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/516>, abgerufen am 27.11.2024.
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