könnten, weil die oft anhaltende Dürre die Pflanzenzahl beschränkt. Denn des weite Flußthal des Nils in Aegypten hat nach Delile und Ehrenberg nur 1000 Phanerogamen. In ganz Nubien und Dongola sind nur 200 Phanerogamen nach Ehrenberg gefunden, und wenn gleich Reisende beim Sammeln nur auf die Umgebungen ihrer Route beschränkt sind, so glaubt doch Ehrenberg daß sich in jenem Lande kaum noch 100 Pfl. außer jenen befinden. Der Contrast der Tropengegenden ist um so auffallender, wenn wir mit diesen Gegenden die von Südamerika vergleichen, wo 7 bis 8000 Arten in den Breitengraden sich finden, wo hier nur wenige Hunderte sind.
Von der geographischen Beschaffenheit durch die physische beschränkt, hängt wie wir gesehen haben im Allgemeinen die Zahl der Gewächse ab. Man sollte glauben daß gleichwirkende Verhältnisse auch die Größe der Gew. bedingen, und die größten Baumformen gleichfalls den Tropen angehören müßten. Dies streitet aber mit der Erfahrung, denn die höchsten Bäume sind in der temperirten Zone gefunden, wenn gleich es die Gegenden sind, die mit den Tropen Aehnlichkeit haben. Die noch in minder warmen Gegenden vorkommenden Coniferen oder Zapfenbäumen, können außer andere übereinstimmenden
könnten, weil die oft anhaltende Dürre die Pflanzenzahl beſchränkt. Denn des weite Flußthal des Nils in Aegypten hat nach Delile und Ehrenberg nur 1000 Phanerogamen. In ganz Nubien und Dongola ſind nur 200 Phanerogamen nach Ehrenberg gefunden, und wenn gleich Reiſende beim Sammeln nur auf die Umgebungen ihrer Route beſchränkt ſind, ſo glaubt doch Ehrenberg daß ſich in jenem Lande kaum noch 100 Pfl. außer jenen befinden. Der Contraſt der Tropengegenden iſt um ſo auffallender, wenn wir mit dieſen Gegenden die von Südamerika vergleichen, wo 7 bis 8000 Arten in den Breitengraden ſich finden, wo hier nur wenige Hunderte ſind.
Von der geographiſchen Beſchaffenheit durch die phyſiſche beſchränkt, hängt wie wir geſehen haben im Allgemeinen die Zahl der Gewächſe ab. Man ſollte glauben daß gleichwirkende Verhältniſſe auch die Größe der Gew. bedingen, und die größten Baumformen gleichfalls den Tropen angehören müßten. Dies ſtreitet aber mit der Erfahrung, denn die höchſten Bäume ſind in der temperirten Zone gefunden, wenn gleich es die Gegenden ſind, die mit den Tropen Aehnlichkeit haben. Die noch in minder warmen Gegenden vorkommenden Coniferen oder Zapfenbäumen, können außer andere übereinſtimmenden
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[518./0524]
könnten, weil die oft anhaltende Dürre die Pflanzenzahl
beſchränkt. Denn des weite Flußthal des Nils in Aegypten
hat nach Delile und Ehrenberg nur 1000 Phanerogamen.
In ganz Nubien und Dongola ſind nur 200 Phanerogamen
nach Ehrenberg gefunden, und wenn gleich Reiſende beim
Sammeln nur auf die Umgebungen ihrer Route beſchränkt
ſind, ſo glaubt doch Ehrenberg daß ſich in jenem Lande
kaum noch 100 Pfl. außer jenen befinden. Der Contraſt
der Tropengegenden iſt um ſo auffallender, wenn wir mit
dieſen Gegenden die von Südamerika vergleichen, wo 7
bis 8000 Arten in den Breitengraden ſich finden, wo
hier nur wenige Hunderte ſind.
Von der geographiſchen Beſchaffenheit durch die phyſiſche
beſchränkt, hängt wie wir geſehen haben im Allgemeinen die
Zahl der Gewächſe ab. Man ſollte glauben daß gleichwirkende
Verhältniſſe auch die Größe der Gew. bedingen, und die größten
Baumformen gleichfalls den Tropen angehören müßten. Dies
ſtreitet aber mit der Erfahrung, denn die höchſten Bäume
ſind in der temperirten Zone gefunden, wenn gleich es die
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 518.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/524>, abgerufen am 26.11.2024.
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