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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Was aber dagegen spricht, ist, daß er auch über dem atla[nti-]
schen Ocean und Amerika in gleicher Breite zwischen dem
45 und 55ten Grade gefegt haben müsse, und eine gleiche
Verfinsterung hätte man dort bemerken müssen, welches
aber nicht der Fall war. Es ist gewiß daß der Comet
von 1879 den 26ten Juni vor der Sonnenscheibe durch gegangen
ist; wäre er ein dichter Körper gewesen so hätte er
der Erde einen Schatten zuwerfen müssen.

Es ist eine alte Sage, die fast in alle Bücher, die
von Cometen handeln, übergegangen ist, daß ein Jahr
nach der Eroberung von Constantinopel also 1454 ein
Comet die Sonne verfinstert habe, und ist aus einer
alten Chronik vom Obergarderobenmeister des bizantis[chen]
Kaisers geschöpft. Neuere Forschungen haben aber ge-
zeigt, daß die Nachricht davon durch eine unrichtige Ueber-
setzung der Jesuiten in das Lateinische entstanden ist
da nur im Originale steht, es habe sich die Sonne ver-
finstert und ein Comet sei gesehen worden.

b. Eine 2te Frage also ist, welche Himmelskörper sich
untereinander am nächsten kommen. - Der innerste
Trabant des Saturns ist von diesem nur 27,300 Meilen
entfernt, welches etwas über die Hälfte der Mondweite

Was aber dagegen ſpricht, iſt, daß er auch über dem atla[nti-]
ſchen Ocean und Amerika in gleicher Breite zwiſchen dem
45 und 55ten Grade gefegt haben müſſe, und eine gleiche
Verfinſterung hätte man dort bemerken müſſen, welches
aber nicht der Fall war. Es iſt gewiß daß der Comet
von 1879 den 26ten Juni vor der Sonnenſcheibe durch gegangen
iſt; wäre er ein dichter Körper geweſen ſo hätte er
der Erde einen Schatten zuwerfen müſſen.

Es iſt eine alte Sage, die faſt in alle Bücher, die
von Cometen handeln, übergegangen iſt, daß ein Jahr
nach der Eroberung von Conſtantinopel alſo 1454 ein
Comet die Sonne verfinſtert habe, und iſt aus einer
alten Chronik vom Obergarderobenmeiſter des bizantiſ[chen]
Kaiſers geſchöpft. Neuere Forſchungen haben aber ge-
zeigt, daß die Nachricht davon durch eine unrichtige Ueber-
ſetzung der Jeſuiten in das Lateiniſche entſtanden iſt
da nur im Originale ſteht, es habe ſich die Sonne ver-
finſtert und ein Comet ſei geſehen worden.

b. Eine 2te Frage alſo iſt, welche Himmelskörper ſich
untereinander am nächſten kommen. – Der innerſte
Trabant des Saturns iſt von dieſem nur 27,300 Meilen
entfernt, welches etwas über die Hälfte der Mondweite

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[68./0074] Was aber dagegen ſpricht, iſt, daß er auch über dem atlanti- ſchen Ocean und Amerika in gleicher Breite zwiſchen dem 45 und 55t Grade gefegt haben müſſe, und eine gleiche Verfinſterung hätte man dort bemerken müſſen, welches aber nicht der Fall war. Es iſt gewiß daß der Comet von 1879 den 26t Juni vor der Sonnenſcheibe durch gegangen iſt; wäre er ein dichter Körper geweſen ſo hätte er der Erde einen Schatten zuwerfen müſſen. Es iſt eine alte Sage, die faſt in alle Bücher, die von Cometen handeln, übergegangen iſt, daß ein Jahr nach der Eroberung von Conſtantinopel alſo 1454 ein Comet die Sonne verfinſtert habe, und iſt aus einer alten Chronik vom Obergarderobenmeiſter des bizantiſchen Kaiſers geſchöpft. Neuere Forſchungen haben aber ge- zeigt, daß die Nachricht davon durch eine unrichtige Ueber- ſetzung der Jeſuiten in das Lateiniſche entſtanden iſt da nur im Originale ſteht, es habe ſich die Sonne ver- finſtert und ein Comet ſei geſehen worden. b. Eine 2t Frage alſo iſt, welche Himmelskörper ſich untereinander am nächſten kommen. – Der innerſte Trabant des Saturns iſt von dieſem nur 27,300 Meilen entfernt, welches etwas über die Hälfte der Mondweite

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 68.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/74>, abgerufen am 27.11.2024.