Die dem Auge durch Telescope sich zeigende Materie ist theils zu Kugeln geballt, theils ungeballt; es kann hier jedoch nur von dem die Rede sein, was entdeckt ist. Eine mathematische Behandlung dieser Weltkörper ge- hört nicht in die physikalische Geographie, sondern in die Geodäsie, wir werden uns mit den anderseitigen Bestand- theilen beschäftigen.
Die physische Astronomie ist nicht in dem Begriffe der neuesten Weltbeschreibungen zu nehmen. Wir betrachten nicht allein die Bewegung, sondern auch die Zusammensetzung und physische Beschaffenheit der Weltkörper. Die Be- trachtung der andern Welten als Bewohner der Erde ist für uns besonders vortheilhaft, da unser Weltkörper kein selbstleuchtender ist. Wenn wir auf der Sonne lebten, so würden wir von dem schönen Sternenteppich, der über uns ausgebreitet ist, nichts wissen. Es giebt selbst auf unsrer Erde einige Gegenden, wo dieser Anblick oft einige Monate lang jährlich, wie es im niedern Peru der Fall ist, durch die Nebel einer so dichten wässrigen Atmosphäre entzogen wird, daß die Sonne nur als eine rothe Scheibe erscheint, und man den Mond nicht errathen kann. -
nicht telluriſchen Stoffen zurück.
Die dem Auge durch Telescope ſich zeigende Materie iſt theils zu Kugeln geballt, theils ungeballt; es kann hier jedoch nur von dem die Rede ſein, was entdeckt iſt. Eine mathematiſche Behandlung dieſer Weltkörper ge- hört nicht in die phyſikaliſche Geographie, ſondern in die Geodäſie, wir werden uns mit den anderſeitigen Beſtand- theilen beſchäftigen.
Die phyſiſche Aſtronomie iſt nicht in dem Begriffe der neueſten Weltbeſchreibungen zu nehmen. Wir betrachten nicht allein die Bewegung, ſondern auch die Zuſammenſetzung und phyſiſche Beſchaffenheit der Weltkörper. Die Be- trachtung der andern Welten als Bewohner der Erde iſt für uns beſonders vortheilhaft, da unſer Weltkörper kein ſelbſtleuchtender iſt. Wenn wir auf der Sonne lebten, ſo würden wir von dem ſchönen Sternenteppich, der über uns ausgebreitet iſt, nichts wiſſen. Es giebt ſelbſt auf unſrer Erde einige Gegenden, wo dieſer Anblick oft einige Monate lang jährlich, wie es im niedern Peru der Fall iſt, durch die Nebel einer ſo dichten wäſſrigen Atmosphäre entzogen wird, daß die Sonne nur als eine rothe Scheibe erſcheint, und man den Mond nicht errathen kann. –
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[71./0077]
nicht telluriſchen Stoffen zurück.
Die dem Auge durch Telescope ſich zeigende Materie
iſt theils zu Kugeln geballt, theils ungeballt; es kann
hier jedoch nur von dem die Rede ſein, was entdeckt iſt.
Eine mathematiſche Behandlung dieſer Weltkörper ge-
hört nicht in die phyſikaliſche Geographie, ſondern in die
Geodäſie, wir werden uns mit den anderſeitigen Beſtand-
theilen beſchäftigen.
Die phyſiſche Aſtronomie iſt nicht in dem Begriffe der
neueſten Weltbeſchreibungen zu nehmen. Wir betrachten
nicht allein die Bewegung, ſondern auch die Zuſammenſetzung
und phyſiſche Beſchaffenheit der Weltkörper. Die Be-
trachtung der andern Welten als Bewohner der Erde
iſt für uns beſonders vortheilhaft, da unſer Weltkörper
kein ſelbſtleuchtender iſt. Wenn wir auf der Sonne lebten,
ſo würden wir von dem ſchönen Sternenteppich, der über uns
ausgebreitet iſt, nichts wiſſen. Es giebt ſelbſt auf
unſrer Erde einige Gegenden, wo dieſer Anblick oft einige
Monate lang jährlich, wie es im niedern Peru der Fall
iſt, durch die Nebel einer ſo dichten wäſſrigen Atmosphäre
entzogen wird, daß die Sonne nur als eine rothe Scheibe
erſcheint, und man den Mond nicht errathen kann. –
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 71.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/77>, abgerufen am 23.11.2024.
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