Würden jene Weltkörper nicht sichtbar sein, so könnten sie auch nicht auf die Gefühle der Menschen wirken. Einge- schränkter würde der Ideenkreis der Menschen sein, dem religiösen wie dem wahren Wissen würde die eigenthüm- liche hohe Begeisterung fehlen, wir würden nur sehr unvoll- kommene Begriffe von der Gestalt unserer Erde haben, die allein auf Pendelversuche begründet sein könnte, schwer oder gar nicht würde die Lage der Länder trigonometrisch zu be- stimmen sein, die Schiffahrt ihrer Hauptstütze beraubt, würde nur beschränkt sein können, und die Kenntniß der höhern Mathe- matik nicht erlangt werden.
Die Lage der Erde, zu den mittleren Planeten gehörend ist vorzugsweise für uns vortheilhaft. Auf der Erde aber zeichnet sich jene Gegend, wo wir unter dem Aequator die Pflanzenformen der verschiedenen Zonen vereinigt finden, vorzugsweise für die Beobachtung des Himmels aus, weil wir von dort alle Sterne des Himmels sehen können. Ein grosses Verdienst wird sich daher der gleichfalls als ausge- zeichneter Astronom bekannte Sohn von Herschel, durch die Ausführung seiner beabsichtigten Reise erwerben, um in jenen Gegenden astronomische Beobachtungen anzustellen.
Wenn sich auch die Existenz der Weltkörper durch Lichter- scheinungen anzeigt, so sehen wir doch nur das Licht der
Würden jene Weltkörper nicht ſichtbar ſein, ſo könnten ſie auch nicht auf die Gefühle der Menſchen wirken. Einge- ſchränkter würde der Ideenkreis der Menſchen ſein, dem religiöſen wie dem wahren Wiſſen würde die eigenthüm- liche hohe Begeiſterung fehlen, wir würden nur ſehr unvoll- kommene Begriffe von der Geſtalt unſerer Erde haben, die allein auf Pendelverſuche begründet ſein könnte, ſchwer oder gar nicht würde die Lage der Länder trigonometriſch zu be- ſtimmen ſein, die Schiffahrt ihrer Hauptſtütze beraubt, würde nur beſchränkt ſein können, und die Kenntniß der höhern Mathe- matik nicht erlangt werden.
Die Lage der Erde, zu den mittleren Planeten gehörend iſt vorzugsweiſe für uns vortheilhaft. Auf der Erde aber zeichnet ſich jene Gegend, wo wir unter dem Aequator die Pflanzenformen der verſchiedenen Zonen vereinigt finden, vorzugsweiſe für die Beobachtung des Himmels aus, weil wir von dort alle Sterne des Himmels ſehen können. Ein groſſes Verdienſt wird ſich daher der gleichfalls als ausge- zeichneter Aſtronom bekannte Sohn von Herſchel, durch die Ausführung ſeiner beabſichtigten Reiſe erwerben, um in jenen Gegenden aſtronomiſche Beobachtungen anzuſtellen.
Wenn ſich auch die Exiſtenz der Weltkörper durch Lichter- ſcheinungen anzeigt, ſo ſehen wir doch nur das Licht der
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Würden jene Weltkörper nicht ſichtbar ſein, ſo könnten
ſie auch nicht auf die Gefühle der Menſchen wirken. Einge-
ſchränkter würde der Ideenkreis der Menſchen ſein, dem
religiöſen wie dem wahren Wiſſen würde die eigenthüm-
liche hohe Begeiſterung fehlen, wir würden nur ſehr unvoll-
kommene Begriffe von der Geſtalt unſerer Erde haben, die
allein auf Pendelverſuche begründet ſein könnte, ſchwer oder
gar nicht würde die Lage der Länder trigonometriſch zu be-
ſtimmen ſein, die Schiffahrt ihrer Hauptſtütze beraubt, würde
nur beſchränkt ſein können, und die Kenntniß der höhern Mathe-
matik nicht erlangt werden.
Die Lage der Erde, zu den mittleren Planeten gehörend
iſt vorzugsweiſe für uns vortheilhaft. Auf der Erde aber
zeichnet ſich jene Gegend, wo wir unter dem Aequator die
Pflanzenformen der verſchiedenen Zonen vereinigt finden,
vorzugsweiſe für die Beobachtung des Himmels aus, weil
wir von dort alle Sterne des Himmels ſehen können. Ein
groſſes Verdienſt wird ſich daher der gleichfalls als ausge-
zeichneter Aſtronom bekannte Sohn von Herſchel, durch
die Ausführung ſeiner beabſichtigten Reiſe erwerben, um
in jenen Gegenden aſtronomiſche Beobachtungen anzuſtellen.
Wenn ſich auch die Exiſtenz der Weltkörper durch Lichter-
ſcheinungen anzeigt, ſo ſehen wir doch nur das Licht der
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 72.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/78>, abgerufen am 27.11.2024.
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