Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 2. Prag, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] hut, mit einer kegelförmigen Kappe sitzt, buchstäblich
genommen, auf der Spitze des Kopfes; öfters be-
merkte ich ihn ganz seitwärts, und da sich in dem-
selben nie der Kopf befand, so konnte ich nicht
begreifen, daß er doch nicht herabfalle. Jhre langen
Kleider sind von schwarzem Seidenzeug, haben einen
engen, festanschließenden Schnitt, und sind mit vie-
len Glaskorallen von derselben Farbe geziert. Jn
diesem Anzuge gehen die Frauenzimmer gewöhnlich
in die Kirche. Die Mode des kleinen schwarzen
Biberhutes und des den Kopf und Hals bedeckenden
Tuches wird, wie ich vermuthe, bald verschwinden,
da sich schon vor meiner Abreise in den Straßen
von Bogota mehrere Damen mit großen franzö-
sischen Hauben, einer Menge von künstlichen Blumen,
hellfärbigen langen, seidenen Kleidern und großen
Umhängtüchern auf den Schultern sehen ließen, zu
nicht geringer Verwunderung und Bestürzung der
Frommen die es für eine Sünde erklärten, in einem
solchen glänzenden Putze zu beten. Der Anzug, um
Abends auszugehen, besteht aus einem artigen Stroh-
hut mit gemachten Blumen aus einem warmen
Shawl aus Norwick, und einem baumwollenen
langen Kleide von englischem Stoffe. Bei ihren
Gesellschaften und Bällen putzen sich die Damen
ganz nach französischer Mode, dabei mit vielem Ge-
schmacke, und zieren sich noch überdieß mit Perlen,
Smaragden, oder andern Edelsteinen, für deren
Beischaffung sie oft zu großen Opfern veranlaßt
werden. Sie haben im Allgemeinen ein gutes Ge-
hör für die Musik, allein der Mangel an Meistern
und guten musikalischen Jnstrumenten ist hier unend-
lich groß, weil man mit vielen Schwierigkeiten und
bedeutenden Kosten zu kämpfen hat, und ein Piano-
forte wegen des beschwerlichen und langsamen Trans-
ports von der Küste bis zur Hauptstadt, wenigstens
mit 200 Pfund Sterling bezahlt werden müßte.
Die Frauenzimmer tanzen gut und gefällig, und die
eingeführten spanischen, ländlichen Tänze, sind ganz
dazu geeignet, um bei den mannigfaltigen Bewe-
gungen die zierliche Form des Körpers zu zeigen;
zu den Lieblingstänzen gehört vorzüglich das Wal-
zen. Bei meinen Morgenbesuchen fand ich die
Damen gewöhnlich auf Pölstern, welche nach orien-
talischer Weise auf einem Divan liegen, sitzen, und
mit Stickereien beschäftigt; eine kleine Negersklavin
saß mit unterschlagenen Beinen in einem Winkel
des Gemaches und erwartete die Befehle ihrer Ge-
bieterin. Jch bemerkte, daß die Creolen oder spa-
nischen Abkömmlinge ihre Haussklaven mit vieler
Güte und Nachsicht behandelten, und ihnen im häus-
lichen Verkehr bei weitem mehr Annäherung gestat-
teten, als wir unsern Dienern in England. Jn Be-
treff der moralischen Eigenschaften kann das weib-
liche Geschlecht in Bogota mit jenem von Europa
wohl einen gleichen Rang einnehmen. Es ist wahr,
daß man zuweilen von begangenen Fehltritten hört,
allein ich muß dennoch als ihr Vertheidiger auftre-
ten, und erklären, daß sie durch manchen Reisenden
bei der Beschreibung der Sitten der Einwohner von
Südamerika verläumdet worden sind; denn sollte
wirklich die üble Aufführung eines Frauenzimmers
bekannt werden, so würde man sie sicher von jeder
guten Gesellschaft ausschließen.     W. Z.



Das französische Heer in Egypten.

Die Expedition ( kriegerische Unternehmung ) der
Franzosen nach Egypten, ist der trojanische Krieg
[Spaltenumbruch] der neuen Zeit, wie dort Agamemnon an der
Spitze der Griechenfürsten über Meer auf Abentheuer
zog, so hier der Held Napoleon; umgeben von sei-
nen Kampfgenossen, verläßt er am 19. Mai 1798
die Küsten Frankreichs, begleitet von mehreren tau-
send Gelehrten, Künstlern und Handwerkern aus
allen Fächern, entschlüpft glücklich dem, im mittel-
ländischen Meere ihm auflauernden Feinde, und lan-
det am 2. Juli bei Alexandrien, nimmt die Stadt
mit Sturm, dringt landeinwärts, schlägt die Mame-
lucken in der Schlacht bei den Pyramiden, und rückt
schon am 22. Juli in Kairo als Sieger ein. Jn-
dessen vernichtete der englische Admiral Nelson die
französische Flotte bei Abukir, und die Lage Na-
poleons
wurde noch dazu durch Empörungen be-
denklich. Um sich Luft zu machen, bricht er nach
Syrien auf, im Siegeszuge kehrt er zurück, und
schlägt die Türken, welche bei Abukir gelandet
waren, gänzlich. Trotz dem, daß Noth, Beschwer-
lichkeiten und Pest die Blüthe des franz. Heeres
hinweggerafft, wurden Wunder der Tapferkeit verrich-
tet. Napoleon kehrte hierauf nach Frankreich zu-
rück, wohin ihn politische Bewegungen riefen. Kle-
ber
blieb mit den Trümmern des Heeres als Ober-
feldherr zurück, schlug die Türken abermals, nahm
Kairo wieder ein, wurde aber von einem Türken
meuchlings umgebracht. Bald darauf landeten 17,000
Engländer, die Franzosen unter General Menon
wurden geschlagen, der Großvezier schloß Kairo
ein, wo sie gegen die Bedingung der freien Ueber-
fahrt in's Vaterland mit aller Habe und den Waf-
fen kapitulirten. Menou mußte gleichzeitig Ale-
xandrien
übergeben. -- Die Helden wurden in
Rosette eingeschifft, und landeten im August und
September 1801 in Toulon. Jm Oktober wurde
der Frieden zu London geschlossen. -- Wenn auch
Egypten für die Franzosen verloren ging, so war es
doch für die Wissenschaften gewonnen, und ihm selbst
begann eine neue Aera, von wo aus sich dort euro-
päische Kultur und Bildung die Bahn gebrochen.
Unsterblich sind die Verdienste französischer Gelehr-
ten, die mit unermüdlichem Eifer zum großen Theil
den Schleier lüfteten, welcher Jahrtausende über
diesem wunderbaren Lande und seiner Geschichte ge-
legen. Das Riesenwerk, worin all die aufgefunde-
nen Schätze aufgespeichert sind, heißt " Description
de l'Egypte
" 25 Bände mit mehr als 900 Kup-
fern und über 3000 Abbildungen. Die Bourbonen
Ludwig XVIII. und Karl X. vollendeten es.

    D. H.



Der wilde Esel.

Das Vaterland des Esels ( Equus asinus ) ist
das mittlere Asien, wie jenes des Pferdes, mit dem
er auch zu einem Geschlechte gehört, so verschieden
übrigens Gestalt und Eigenschaften beider Thiere sind.

Jn den ungeheuern Steppen der Tatarei
schwärmen noch jetzt ganze Schaaren wilder Esel
umher, welche dort unter dem Namen Kulan be-
kannt sind, und von da jährlich im Herbste nach
Süden herabziehen, um in den mildern Gegenden
Jndiens und Persiens zu überwintern.

Diese wilden Esel, die schon den Alten unter
dem Namen Onager bekannt waren, sind die
Stammältern unserer zahmen, und weichen in man-
chem Betrachte von ihnen ab. Der Kulan hat
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] hut, mit einer kegelförmigen Kappe sitzt, buchstäblich
genommen, auf der Spitze des Kopfes; öfters be-
merkte ich ihn ganz seitwärts, und da sich in dem-
selben nie der Kopf befand, so konnte ich nicht
begreifen, daß er doch nicht herabfalle. Jhre langen
Kleider sind von schwarzem Seidenzeug, haben einen
engen, festanschließenden Schnitt, und sind mit vie-
len Glaskorallen von derselben Farbe geziert. Jn
diesem Anzuge gehen die Frauenzimmer gewöhnlich
in die Kirche. Die Mode des kleinen schwarzen
Biberhutes und des den Kopf und Hals bedeckenden
Tuches wird, wie ich vermuthe, bald verschwinden,
da sich schon vor meiner Abreise in den Straßen
von Bogota mehrere Damen mit großen franzö-
sischen Hauben, einer Menge von künstlichen Blumen,
hellfärbigen langen, seidenen Kleidern und großen
Umhängtüchern auf den Schultern sehen ließen, zu
nicht geringer Verwunderung und Bestürzung der
Frommen die es für eine Sünde erklärten, in einem
solchen glänzenden Putze zu beten. Der Anzug, um
Abends auszugehen, besteht aus einem artigen Stroh-
hut mit gemachten Blumen aus einem warmen
Shawl aus Norwick, und einem baumwollenen
langen Kleide von englischem Stoffe. Bei ihren
Gesellschaften und Bällen putzen sich die Damen
ganz nach französischer Mode, dabei mit vielem Ge-
schmacke, und zieren sich noch überdieß mit Perlen,
Smaragden, oder andern Edelsteinen, für deren
Beischaffung sie oft zu großen Opfern veranlaßt
werden. Sie haben im Allgemeinen ein gutes Ge-
hör für die Musik, allein der Mangel an Meistern
und guten musikalischen Jnstrumenten ist hier unend-
lich groß, weil man mit vielen Schwierigkeiten und
bedeutenden Kosten zu kämpfen hat, und ein Piano-
forte wegen des beschwerlichen und langsamen Trans-
ports von der Küste bis zur Hauptstadt, wenigstens
mit 200 Pfund Sterling bezahlt werden müßte.
Die Frauenzimmer tanzen gut und gefällig, und die
eingeführten spanischen, ländlichen Tänze, sind ganz
dazu geeignet, um bei den mannigfaltigen Bewe-
gungen die zierliche Form des Körpers zu zeigen;
zu den Lieblingstänzen gehört vorzüglich das Wal-
zen. Bei meinen Morgenbesuchen fand ich die
Damen gewöhnlich auf Pölstern, welche nach orien-
talischer Weise auf einem Divan liegen, sitzen, und
mit Stickereien beschäftigt; eine kleine Negersklavin
saß mit unterschlagenen Beinen in einem Winkel
des Gemaches und erwartete die Befehle ihrer Ge-
bieterin. Jch bemerkte, daß die Creolen oder spa-
nischen Abkömmlinge ihre Haussklaven mit vieler
Güte und Nachsicht behandelten, und ihnen im häus-
lichen Verkehr bei weitem mehr Annäherung gestat-
teten, als wir unsern Dienern in England. Jn Be-
treff der moralischen Eigenschaften kann das weib-
liche Geschlecht in Bogota mit jenem von Europa
wohl einen gleichen Rang einnehmen. Es ist wahr,
daß man zuweilen von begangenen Fehltritten hört,
allein ich muß dennoch als ihr Vertheidiger auftre-
ten, und erklären, daß sie durch manchen Reisenden
bei der Beschreibung der Sitten der Einwohner von
Südamerika verläumdet worden sind; denn sollte
wirklich die üble Aufführung eines Frauenzimmers
bekannt werden, so würde man sie sicher von jeder
guten Gesellschaft ausschließen.     W. Z.



Das französische Heer in Egypten.

Die Expedition ( kriegerische Unternehmung ) der
Franzosen nach Egypten, ist der trojanische Krieg
[Spaltenumbruch] der neuen Zeit, wie dort Agamemnon an der
Spitze der Griechenfürsten über Meer auf Abentheuer
zog, so hier der Held Napoleon; umgeben von sei-
nen Kampfgenossen, verläßt er am 19. Mai 1798
die Küsten Frankreichs, begleitet von mehreren tau-
send Gelehrten, Künstlern und Handwerkern aus
allen Fächern, entschlüpft glücklich dem, im mittel-
ländischen Meere ihm auflauernden Feinde, und lan-
det am 2. Juli bei Alexandrien, nimmt die Stadt
mit Sturm, dringt landeinwärts, schlägt die Mame-
lucken in der Schlacht bei den Pyramiden, und rückt
schon am 22. Juli in Kairo als Sieger ein. Jn-
dessen vernichtete der englische Admiral Nelson die
französische Flotte bei Abukir, und die Lage Na-
poleons
wurde noch dazu durch Empörungen be-
denklich. Um sich Luft zu machen, bricht er nach
Syrien auf, im Siegeszuge kehrt er zurück, und
schlägt die Türken, welche bei Abukir gelandet
waren, gänzlich. Trotz dem, daß Noth, Beschwer-
lichkeiten und Pest die Blüthe des franz. Heeres
hinweggerafft, wurden Wunder der Tapferkeit verrich-
tet. Napoleon kehrte hierauf nach Frankreich zu-
rück, wohin ihn politische Bewegungen riefen. Kle-
ber
blieb mit den Trümmern des Heeres als Ober-
feldherr zurück, schlug die Türken abermals, nahm
Kairo wieder ein, wurde aber von einem Türken
meuchlings umgebracht. Bald darauf landeten 17,000
Engländer, die Franzosen unter General Menon
wurden geschlagen, der Großvezier schloß Kairo
ein, wo sie gegen die Bedingung der freien Ueber-
fahrt in's Vaterland mit aller Habe und den Waf-
fen kapitulirten. Menou mußte gleichzeitig Ale-
xandrien
übergeben. — Die Helden wurden in
Rosette eingeschifft, und landeten im August und
September 1801 in Toulon. Jm Oktober wurde
der Frieden zu London geschlossen. — Wenn auch
Egypten für die Franzosen verloren ging, so war es
doch für die Wissenschaften gewonnen, und ihm selbst
begann eine neue Aera, von wo aus sich dort euro-
päische Kultur und Bildung die Bahn gebrochen.
Unsterblich sind die Verdienste französischer Gelehr-
ten, die mit unermüdlichem Eifer zum großen Theil
den Schleier lüfteten, welcher Jahrtausende über
diesem wunderbaren Lande und seiner Geschichte ge-
legen. Das Riesenwerk, worin all die aufgefunde-
nen Schätze aufgespeichert sind, heißt „ Description
de l'Egypte
“ 25 Bände mit mehr als 900 Kup-
fern und über 3000 Abbildungen. Die Bourbonen
Ludwig XVIII. und Karl X. vollendeten es.

    D. H.



Der wilde Esel.

Das Vaterland des Esels ( Equus asinus ) ist
das mittlere Asien, wie jenes des Pferdes, mit dem
er auch zu einem Geschlechte gehört, so verschieden
übrigens Gestalt und Eigenschaften beider Thiere sind.

Jn den ungeheuern Steppen der Tatarei
schwärmen noch jetzt ganze Schaaren wilder Esel
umher, welche dort unter dem Namen Kulan be-
kannt sind, und von da jährlich im Herbste nach
Süden herabziehen, um in den mildern Gegenden
Jndiens und Persiens zu überwintern.

Diese wilden Esel, die schon den Alten unter
dem Namen Onager bekannt waren, sind die
Stammältern unserer zahmen, und weichen in man-
chem Betrachte von ihnen ab. Der Kulan hat
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="15"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/>
hut, mit einer kegelförmigen Kappe sitzt, buchstäblich<lb/>
genommen, auf der Spitze des Kopfes; öfters be-<lb/>
merkte ich ihn ganz seitwärts, und da sich in dem-<lb/>
selben nie der Kopf befand, so konnte ich nicht<lb/>
begreifen, daß er doch nicht herabfalle. Jhre langen<lb/>
Kleider sind von schwarzem Seidenzeug, haben einen<lb/>
engen, festanschließenden Schnitt, und sind mit vie-<lb/>
len Glaskorallen von derselben Farbe geziert. Jn<lb/>
diesem Anzuge gehen die Frauenzimmer gewöhnlich<lb/>
in die Kirche. Die Mode des kleinen schwarzen<lb/>
Biberhutes und des den Kopf und Hals bedeckenden<lb/>
Tuches wird, wie ich vermuthe, bald verschwinden,<lb/>
da sich schon vor meiner Abreise in den Straßen<lb/>
von <hi rendition="#g">Bogota</hi> mehrere Damen mit großen franzö-<lb/>
sischen Hauben, einer Menge von künstlichen Blumen,<lb/>
hellfärbigen langen, seidenen Kleidern und großen<lb/>
Umhängtüchern auf den Schultern sehen ließen, zu<lb/>
nicht geringer Verwunderung und Bestürzung der<lb/>
Frommen die es für eine Sünde erklärten, in einem<lb/>
solchen glänzenden Putze zu beten. Der Anzug, um<lb/>
Abends auszugehen, besteht aus einem artigen Stroh-<lb/>
hut mit gemachten Blumen aus einem warmen<lb/>
Shawl aus <hi rendition="#g">Norwick,</hi> und einem baumwollenen<lb/>
langen Kleide von englischem Stoffe. Bei ihren<lb/>
Gesellschaften und Bällen putzen sich die Damen<lb/>
ganz nach französischer Mode, dabei mit vielem Ge-<lb/>
schmacke, und zieren sich noch überdieß mit Perlen,<lb/>
Smaragden, oder andern Edelsteinen, für deren<lb/>
Beischaffung sie oft zu großen Opfern veranlaßt<lb/>
werden. Sie haben im Allgemeinen ein gutes Ge-<lb/>
hör für die Musik, allein der Mangel an Meistern<lb/>
und guten musikalischen Jnstrumenten ist hier unend-<lb/>
lich groß, weil man mit vielen Schwierigkeiten und<lb/>
bedeutenden Kosten zu kämpfen hat, und ein Piano-<lb/>
forte wegen des beschwerlichen und langsamen Trans-<lb/>
ports von der Küste bis zur Hauptstadt, wenigstens<lb/>
mit 200 Pfund Sterling bezahlt werden müßte.<lb/>
Die Frauenzimmer tanzen gut und gefällig, und die<lb/>
eingeführten spanischen, ländlichen Tänze, sind ganz<lb/>
dazu geeignet, um bei den mannigfaltigen Bewe-<lb/>
gungen die zierliche Form des Körpers zu zeigen;<lb/>
zu den Lieblingstänzen gehört vorzüglich das Wal-<lb/>
zen. Bei meinen Morgenbesuchen fand ich die<lb/>
Damen gewöhnlich auf Pölstern, welche nach orien-<lb/>
talischer Weise auf einem Divan liegen, sitzen, und<lb/>
mit Stickereien beschäftigt; eine kleine Negersklavin<lb/>
saß mit unterschlagenen Beinen in einem Winkel<lb/>
des Gemaches und erwartete die Befehle ihrer Ge-<lb/>
bieterin. Jch bemerkte, daß die Creolen oder spa-<lb/>
nischen Abkömmlinge ihre Haussklaven mit vieler<lb/>
Güte und Nachsicht behandelten, und ihnen im häus-<lb/>
lichen Verkehr bei weitem mehr Annäherung gestat-<lb/>
teten, als wir unsern Dienern in England. Jn Be-<lb/>
treff der moralischen Eigenschaften kann das weib-<lb/>
liche Geschlecht in <hi rendition="#g">Bogota</hi> mit jenem von Europa<lb/>
wohl einen gleichen Rang einnehmen. Es ist wahr,<lb/>
daß man zuweilen von begangenen Fehltritten hört,<lb/>
allein ich muß dennoch als ihr Vertheidiger auftre-<lb/>
ten, und erklären, daß sie durch manchen Reisenden<lb/>
bei der Beschreibung der Sitten der Einwohner von<lb/>
Südamerika verläumdet worden sind; denn sollte<lb/>
wirklich die üble Aufführung eines Frauenzimmers<lb/>
bekannt werden, so würde man sie sicher von jeder<lb/>
guten Gesellschaft ausschließen.  <space dim="horizontal"/>  W. Z.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das französische Heer in Egypten.</hi> </head><lb/>
        <p>Die Expedition ( kriegerische Unternehmung ) der<lb/>
Franzosen nach Egypten, ist der trojanische Krieg<lb/><cb n="2"/>
der neuen Zeit, wie dort <hi rendition="#g">Agamemnon</hi> an der<lb/>
Spitze der Griechenfürsten über Meer auf Abentheuer<lb/>
zog, so hier der Held <hi rendition="#g">Napoleon;</hi> umgeben von sei-<lb/>
nen Kampfgenossen, verläßt er am 19. Mai 1798<lb/>
die Küsten Frankreichs, begleitet von mehreren tau-<lb/>
send Gelehrten, Künstlern und Handwerkern aus<lb/>
allen Fächern, entschlüpft glücklich dem, im mittel-<lb/>
ländischen Meere ihm auflauernden Feinde, und lan-<lb/>
det am 2. Juli bei <hi rendition="#g">Alexandrien,</hi> nimmt die Stadt<lb/>
mit Sturm, dringt landeinwärts, schlägt die Mame-<lb/>
lucken in der Schlacht bei den Pyramiden, und rückt<lb/>
schon am 22. Juli in <hi rendition="#g">Kairo</hi> als Sieger ein. Jn-<lb/>
dessen vernichtete der englische Admiral <hi rendition="#g">Nelson</hi> die<lb/>
französische Flotte bei <hi rendition="#g">Abukir,</hi> und die Lage <hi rendition="#g">Na-<lb/>
poleons</hi> wurde noch dazu durch Empörungen be-<lb/>
denklich. Um sich Luft zu machen, bricht er nach<lb/>
Syrien auf, im Siegeszuge kehrt er zurück, und<lb/>
schlägt die Türken, welche bei <hi rendition="#g">Abukir</hi> gelandet<lb/>
waren, gänzlich. Trotz dem, daß Noth, Beschwer-<lb/>
lichkeiten und Pest die Blüthe des franz. Heeres<lb/>
hinweggerafft, wurden Wunder der Tapferkeit verrich-<lb/>
tet. <hi rendition="#g">Napoleon</hi> kehrte hierauf nach Frankreich zu-<lb/>
rück, wohin ihn politische Bewegungen riefen. <hi rendition="#g">Kle-<lb/>
ber</hi> blieb mit den Trümmern des Heeres als Ober-<lb/>
feldherr zurück, schlug die Türken abermals, nahm<lb/><hi rendition="#g">Kairo</hi> wieder ein, wurde aber von einem Türken<lb/>
meuchlings umgebracht. Bald darauf landeten 17,000<lb/>
Engländer, die Franzosen unter General <hi rendition="#g">Menon</hi><lb/>
wurden geschlagen, der Großvezier schloß <hi rendition="#g">Kairo</hi><lb/>
ein, wo sie gegen die Bedingung der freien Ueber-<lb/>
fahrt in's Vaterland mit aller Habe und den Waf-<lb/>
fen kapitulirten. <hi rendition="#g">Menou</hi> mußte gleichzeitig <hi rendition="#g">Ale-<lb/>
xandrien</hi> übergeben. &#x2014; Die Helden wurden in<lb/><hi rendition="#g">Rosette</hi> eingeschifft, und landeten im August und<lb/>
September 1801 in <hi rendition="#g">Toulon.</hi> Jm Oktober wurde<lb/>
der Frieden zu <hi rendition="#g">London</hi> geschlossen. &#x2014; Wenn auch<lb/>
Egypten für die Franzosen verloren ging, so war es<lb/>
doch für die Wissenschaften gewonnen, und ihm selbst<lb/>
begann eine neue Aera, von wo aus sich dort euro-<lb/>
päische Kultur und Bildung die Bahn gebrochen.<lb/>
Unsterblich sind die Verdienste französischer Gelehr-<lb/>
ten, die mit unermüdlichem Eifer zum großen Theil<lb/>
den Schleier lüfteten, welcher Jahrtausende über<lb/>
diesem wunderbaren Lande und seiner Geschichte ge-<lb/>
legen. Das Riesenwerk, worin all die aufgefunde-<lb/>
nen Schätze aufgespeichert sind, heißt &#x201E; <hi rendition="#aq">Description<lb/>
de l'Egypte</hi> &#x201C; 25 Bände mit mehr als 900 Kup-<lb/>
fern und über 3000 Abbildungen. Die Bourbonen<lb/><hi rendition="#g">Ludwig</hi> <hi rendition="#aq">XVIII</hi>. und <hi rendition="#g">Karl</hi> <hi rendition="#aq">X</hi>. vollendeten es.</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  D. H.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Der wilde Esel</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Das Vaterland des Esels ( <hi rendition="#aq">Equus asinus</hi> ) ist<lb/>
das mittlere Asien, wie jenes des Pferdes, mit dem<lb/>
er auch zu einem Geschlechte gehört, so verschieden<lb/>
übrigens Gestalt und Eigenschaften beider Thiere sind.</p><lb/>
        <p>Jn den ungeheuern Steppen der Tatarei<lb/>
schwärmen noch jetzt ganze Schaaren <hi rendition="#g">wilder Esel</hi><lb/>
umher, welche dort unter dem Namen <hi rendition="#g">Kulan</hi> be-<lb/>
kannt sind, und von da jährlich im Herbste nach<lb/>
Süden herabziehen, um in den mildern Gegenden<lb/>
Jndiens und Persiens zu überwintern.</p><lb/>
        <p>Diese <hi rendition="#g">wilden Esel,</hi> die schon den Alten unter<lb/>
dem Namen <hi rendition="#aq">Onager</hi> bekannt waren, sind die<lb/>
Stammältern unserer zahmen, und weichen in man-<lb/>
chem Betrachte von ihnen ab. Der Kulan hat<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0007] Panorama des Universums. hut, mit einer kegelförmigen Kappe sitzt, buchstäblich genommen, auf der Spitze des Kopfes; öfters be- merkte ich ihn ganz seitwärts, und da sich in dem- selben nie der Kopf befand, so konnte ich nicht begreifen, daß er doch nicht herabfalle. Jhre langen Kleider sind von schwarzem Seidenzeug, haben einen engen, festanschließenden Schnitt, und sind mit vie- len Glaskorallen von derselben Farbe geziert. Jn diesem Anzuge gehen die Frauenzimmer gewöhnlich in die Kirche. Die Mode des kleinen schwarzen Biberhutes und des den Kopf und Hals bedeckenden Tuches wird, wie ich vermuthe, bald verschwinden, da sich schon vor meiner Abreise in den Straßen von Bogota mehrere Damen mit großen franzö- sischen Hauben, einer Menge von künstlichen Blumen, hellfärbigen langen, seidenen Kleidern und großen Umhängtüchern auf den Schultern sehen ließen, zu nicht geringer Verwunderung und Bestürzung der Frommen die es für eine Sünde erklärten, in einem solchen glänzenden Putze zu beten. Der Anzug, um Abends auszugehen, besteht aus einem artigen Stroh- hut mit gemachten Blumen aus einem warmen Shawl aus Norwick, und einem baumwollenen langen Kleide von englischem Stoffe. Bei ihren Gesellschaften und Bällen putzen sich die Damen ganz nach französischer Mode, dabei mit vielem Ge- schmacke, und zieren sich noch überdieß mit Perlen, Smaragden, oder andern Edelsteinen, für deren Beischaffung sie oft zu großen Opfern veranlaßt werden. Sie haben im Allgemeinen ein gutes Ge- hör für die Musik, allein der Mangel an Meistern und guten musikalischen Jnstrumenten ist hier unend- lich groß, weil man mit vielen Schwierigkeiten und bedeutenden Kosten zu kämpfen hat, und ein Piano- forte wegen des beschwerlichen und langsamen Trans- ports von der Küste bis zur Hauptstadt, wenigstens mit 200 Pfund Sterling bezahlt werden müßte. Die Frauenzimmer tanzen gut und gefällig, und die eingeführten spanischen, ländlichen Tänze, sind ganz dazu geeignet, um bei den mannigfaltigen Bewe- gungen die zierliche Form des Körpers zu zeigen; zu den Lieblingstänzen gehört vorzüglich das Wal- zen. Bei meinen Morgenbesuchen fand ich die Damen gewöhnlich auf Pölstern, welche nach orien- talischer Weise auf einem Divan liegen, sitzen, und mit Stickereien beschäftigt; eine kleine Negersklavin saß mit unterschlagenen Beinen in einem Winkel des Gemaches und erwartete die Befehle ihrer Ge- bieterin. Jch bemerkte, daß die Creolen oder spa- nischen Abkömmlinge ihre Haussklaven mit vieler Güte und Nachsicht behandelten, und ihnen im häus- lichen Verkehr bei weitem mehr Annäherung gestat- teten, als wir unsern Dienern in England. Jn Be- treff der moralischen Eigenschaften kann das weib- liche Geschlecht in Bogota mit jenem von Europa wohl einen gleichen Rang einnehmen. Es ist wahr, daß man zuweilen von begangenen Fehltritten hört, allein ich muß dennoch als ihr Vertheidiger auftre- ten, und erklären, daß sie durch manchen Reisenden bei der Beschreibung der Sitten der Einwohner von Südamerika verläumdet worden sind; denn sollte wirklich die üble Aufführung eines Frauenzimmers bekannt werden, so würde man sie sicher von jeder guten Gesellschaft ausschließen. W. Z. Das französische Heer in Egypten. Die Expedition ( kriegerische Unternehmung ) der Franzosen nach Egypten, ist der trojanische Krieg der neuen Zeit, wie dort Agamemnon an der Spitze der Griechenfürsten über Meer auf Abentheuer zog, so hier der Held Napoleon; umgeben von sei- nen Kampfgenossen, verläßt er am 19. Mai 1798 die Küsten Frankreichs, begleitet von mehreren tau- send Gelehrten, Künstlern und Handwerkern aus allen Fächern, entschlüpft glücklich dem, im mittel- ländischen Meere ihm auflauernden Feinde, und lan- det am 2. Juli bei Alexandrien, nimmt die Stadt mit Sturm, dringt landeinwärts, schlägt die Mame- lucken in der Schlacht bei den Pyramiden, und rückt schon am 22. Juli in Kairo als Sieger ein. Jn- dessen vernichtete der englische Admiral Nelson die französische Flotte bei Abukir, und die Lage Na- poleons wurde noch dazu durch Empörungen be- denklich. Um sich Luft zu machen, bricht er nach Syrien auf, im Siegeszuge kehrt er zurück, und schlägt die Türken, welche bei Abukir gelandet waren, gänzlich. Trotz dem, daß Noth, Beschwer- lichkeiten und Pest die Blüthe des franz. Heeres hinweggerafft, wurden Wunder der Tapferkeit verrich- tet. Napoleon kehrte hierauf nach Frankreich zu- rück, wohin ihn politische Bewegungen riefen. Kle- ber blieb mit den Trümmern des Heeres als Ober- feldherr zurück, schlug die Türken abermals, nahm Kairo wieder ein, wurde aber von einem Türken meuchlings umgebracht. Bald darauf landeten 17,000 Engländer, die Franzosen unter General Menon wurden geschlagen, der Großvezier schloß Kairo ein, wo sie gegen die Bedingung der freien Ueber- fahrt in's Vaterland mit aller Habe und den Waf- fen kapitulirten. Menou mußte gleichzeitig Ale- xandrien übergeben. — Die Helden wurden in Rosette eingeschifft, und landeten im August und September 1801 in Toulon. Jm Oktober wurde der Frieden zu London geschlossen. — Wenn auch Egypten für die Franzosen verloren ging, so war es doch für die Wissenschaften gewonnen, und ihm selbst begann eine neue Aera, von wo aus sich dort euro- päische Kultur und Bildung die Bahn gebrochen. Unsterblich sind die Verdienste französischer Gelehr- ten, die mit unermüdlichem Eifer zum großen Theil den Schleier lüfteten, welcher Jahrtausende über diesem wunderbaren Lande und seiner Geschichte ge- legen. Das Riesenwerk, worin all die aufgefunde- nen Schätze aufgespeichert sind, heißt „ Description de l'Egypte “ 25 Bände mit mehr als 900 Kup- fern und über 3000 Abbildungen. Die Bourbonen Ludwig XVIII. und Karl X. vollendeten es. D. H. Der wilde Esel. Das Vaterland des Esels ( Equus asinus ) ist das mittlere Asien, wie jenes des Pferdes, mit dem er auch zu einem Geschlechte gehört, so verschieden übrigens Gestalt und Eigenschaften beider Thiere sind. Jn den ungeheuern Steppen der Tatarei schwärmen noch jetzt ganze Schaaren wilder Esel umher, welche dort unter dem Namen Kulan be- kannt sind, und von da jährlich im Herbste nach Süden herabziehen, um in den mildern Gegenden Jndiens und Persiens zu überwintern. Diese wilden Esel, die schon den Alten unter dem Namen Onager bekannt waren, sind die Stammältern unserer zahmen, und weichen in man- chem Betrachte von ihnen ab. Der Kulan hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama02_1835/7
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 2. Prag, 1835, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama02_1835/7>, abgerufen am 21.11.2024.