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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
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Die Residenz des Königs von Golkonda.

Haiderabad, die Hauptstadt der Staaten des
Nizam ( Königs ) von Dekan und Golkonda -- be-
rühmt durch die reichen Diamantgruben -- liegt auf
einer Anhöhe, von welcher man einer weiten Aussicht
auf das mit grünenden Hügeln geschmückte Land ge-
nießt. Die Stadt ist mit niedrigen Steinmauern
umgeben, die wahrscheinlich nur erbaut sind, um selbe
gegen den plötzlichen Ueberfall eines benachbarten
Feindes zu schützen.

Der Musa, ein Fluß von geringer Tiefe, läuft
zwischen der Stadt und der Residenz des englischen
Bevollmächtigten, die aus mehreren Häusern und
Gärten besteht.

Die Häuser der Stadt sind ohne Ordnung durch-
einander gemengt, und zwischen den kostbaren und
glänzenden Pallästen der Vornehmen und Reichen
liegen niedrige und unreinliche Hütten, in denen die
Armuth ihr kummervolles Leben hinbringt. Die ersten
sind nach der Sitte des Landes, meist mit sehr wenig
Geschmack, und so nahe an einander erbaut, daß eines
dem andern alle Annehmlichkeit und Bequemlichkeit
raubt. Die Straßen sind enge, an einigen Stellen mit
Steinen gepflastert, und in gewissen Zwischenräumen
befinden sich Wasserbehälter, um die Bewohner der
Stadt mit Wasser zu versehen; da dieses aber auf
die Straßen ausfließt, so werden selbe dadurch sehr
verunreinigt.

Man schätzt die Bevölkerung auf 400,000 Seelen,
die Hindus mit eingerechnet, deren Zahl jene der Mu-
selmänner weit übersteigt. Der größte Theil der Stadt-
bewohner lebt im tiefsten Elende, und erwirbt sich kaum
einen armseligen Lebensunterhalt im Schweiße seines
Angesichtes. Die Zahl der Wohlhabenden ist in der
That sehr klein, und die Adelichen, Hindus und Mu-
selmänner, haben allein das Vorrecht des Reichthums.
Diese sind stolz und hochfahrend, während jene, obschon
sie großen Einfluß besitzen, sich doch durch nichts auszeich-
nen, als durch Niedrigkeit und knechtischen Sinn, die sie
in Gesinnungen und Handlungen bis zum Eckel steigern.

Als Freunde des schimmernden Prunkes haben die
Großen ein zahlreiches Gefolge, und machen unmäßige
Ausgaben für sich und ihre Leute. Dieß sind übrigens
Personen von so verderbtem Character und Grund-
sätzen, daß man die Wahrheit gewiß nicht verletzt,
wenn man behauptet, es gebe weder Laster noch Ver-
brechen, womit sie nicht befleckt und beschimpft wären.

Die meisten Adelichen besitzen reiche Djaghirs
oder Lehngüter von der Regierung, an welche sie große
Abgaben bezahlen. Sie wohnen jedoch nicht auf ihren
Gütern, sondern besuchen selbe nur manchmal. Die
Naibs oder Stellvertreter bewirthschaften diese Be-
sitzungen, ordnen die Angelegenheiten, übernehmen die
Einkünfte, und legen ihren Herren Rechnung ab.
Manchmal leben die jüngeren Söhne der Adelichen
auf diesen Lehngütern, die nicht in dem günstigen und
blühenden Zustande sind, zu welchem sie bei einer bes-
sern Verwaltung gelangen könnten.

Die Einkünfte des Nizam, in dessen Staate
Grausamkeit den Grundzug der Regierung bildet, sind
beträchtlich, und würden bei einer guten Verwaltung
hinreichen, um alle Ausgaben zu decken; aber das Geld
wird leichtsinnig an Schmarotzer und Günstlinge eines
vornehmen Hindus verschwendet, der, von der brittischen
Regierung unterstützt, eigentlich die volle Gewalt über
das Land in der That genießt, während dem Nizam
nur der Schatten derselben zu Theil wird.



[Spaltenumbruch]
Der Kaffee.

Die zierliche und schlanke Staude, welche die
Körner erzeugt, die ein so allgemeines Bedürfniß auf
der Oberfläche der Erde geworden sind, stammt ur-
sprünglich aus dem glücklichen Arabien her. Von
dort ist sie nach Jndien und in die Kolonien der
Europäer übergegangen.

Die Holländer hatten die Kaffeepflanze im Anfange
des 18ten Jahrhunderts nach Amsterdam gebracht,
von wo man selbe in den botanischen Garten zu
Paris sandte. Man machte Versuche den Kaffee
im heißen Gewächshause zur Reife zu bringen und
fortzupflanzen. Declieux erhielt den Auftrag, eine
Staude nach Martinique zu bringen, und da die Ueber-
fahrt durch widrige Zufälle verlängert wurde, war
man gezwungen, mit dem Wasser zu sparen, und die
Reisenden auf die halbe Portion zu setzen. Declieux
that auf die seinige Verzicht, um seinen Strauch zu
begießen, als ob er vorausgesehen hätte, daß derselbe
ein Keim des Reichthums der französischen Kolonien
werden würde. Jn der That stammen von dieser
einzigen Staude alle die Körner und Pflanzen her,
welche sich in allen Theilen von Martinique, San
Domingo, Guadeloupe und den übrigen amerikanischen
Jnseln ausbreiteten, woselbst der Kaffee bald so allge-
mein angebaut wurde, daß dieses Landesprodukt, ein
halbes Jahrhundert nach seiner ersten Erscheinung, nach
dem Festlande von Amerika und in alle Staaten
Europa's versandt, und mit einem Wohlgefallen auf-
genommen wurde, das die Zeit bisher noch nicht ver-
mindert hat.

Jn den Gewächshäusern Europas erreicht die
Kaffeestaude, ganz sich selbst überlassen, eine Höhe
von 12 bis 15 Fuß; aber in den Kaffeepflanzungen
läßt man sie nicht höher als 3 bis 4 Fuß werden, um
mehr und schönere Früchte zu erhalten. Der Kaffeebau
ist schwierig und erfordert große Vorsicht. Man muß
den Strauch vor den starken Winden zu beschützen su-
chen, die ihn entwurzeln würden; er wird übrigens in
einer Entfernung von 6 Fuß auseinander gesetzt, und
der Boden von allem Unkraut gereinigt; auch muß
man alle kranke Pflanzen durch frische Stauden ersetzen.
Wenn man eine neue Pflanzung anlegen will, zündet
man gewöhnlich einen alten Wald an, wodurch die
Erde vorzüglich für den Kaffeeanbau geeignet wird,
der auf demselben Grunde von 20 bis 40 Jahre fort-
gesetzt werden kann, dann ist der Boden erschöpft und
man muß eine neue Pflanzung anlegen.

Der Kaffee blüht das ganze Jahr, vorzüglich
aber im Frühling und Herbst, und die weiße und wohl-
riechende Blüthe dauert nur wenige Tage, dann ver-
wandelt sie sich in kleine grüne Früchte, die sich in
Büscheln ansetzen. Diese Früchte werden bleich, dann
gelb, und endlich roth wie die Kirschen, und in diesem
rothen Mark findet man zwei jener wohlschmeckenden
Körner, die beinahe in allen Ländern gleich beliebt
sind. Wenn die Früchte anfangen sich zu färben, sam-
melt man von Tage zu Tage diejenigen, welche bereits
ihre volle Reife erreicht haben, und kaum ist diese
Ernte vorüber, so erscheinen neue Knospen, und der
Strauch zeigt eine zweite Fruchtbarkeit.

Der Kaffee wird in verschiedenen Landstrichen der
Erdkugel angebaut, vorzüglich in Arabien, zu Java,
Ceylon, Surinam, Cayenne, auf den Antillen, Jsle
de France und Bourbon.

Jedes Land bietet eine von dem andern verschie-
dene Beschaffenheit dar, die sich nach dem Boden und
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Panorama des Universums.
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Die Residenz des Königs von Golkonda.

Haiderabad, die Hauptstadt der Staaten des
Nizam ( Königs ) von Dekan und Golkonda — be-
rühmt durch die reichen Diamantgruben — liegt auf
einer Anhöhe, von welcher man einer weiten Aussicht
auf das mit grünenden Hügeln geschmückte Land ge-
nießt. Die Stadt ist mit niedrigen Steinmauern
umgeben, die wahrscheinlich nur erbaut sind, um selbe
gegen den plötzlichen Ueberfall eines benachbarten
Feindes zu schützen.

Der Musa, ein Fluß von geringer Tiefe, läuft
zwischen der Stadt und der Residenz des englischen
Bevollmächtigten, die aus mehreren Häusern und
Gärten besteht.

Die Häuser der Stadt sind ohne Ordnung durch-
einander gemengt, und zwischen den kostbaren und
glänzenden Pallästen der Vornehmen und Reichen
liegen niedrige und unreinliche Hütten, in denen die
Armuth ihr kummervolles Leben hinbringt. Die ersten
sind nach der Sitte des Landes, meist mit sehr wenig
Geschmack, und so nahe an einander erbaut, daß eines
dem andern alle Annehmlichkeit und Bequemlichkeit
raubt. Die Straßen sind enge, an einigen Stellen mit
Steinen gepflastert, und in gewissen Zwischenräumen
befinden sich Wasserbehälter, um die Bewohner der
Stadt mit Wasser zu versehen; da dieses aber auf
die Straßen ausfließt, so werden selbe dadurch sehr
verunreinigt.

Man schätzt die Bevölkerung auf 400,000 Seelen,
die Hindus mit eingerechnet, deren Zahl jene der Mu-
selmänner weit übersteigt. Der größte Theil der Stadt-
bewohner lebt im tiefsten Elende, und erwirbt sich kaum
einen armseligen Lebensunterhalt im Schweiße seines
Angesichtes. Die Zahl der Wohlhabenden ist in der
That sehr klein, und die Adelichen, Hindus und Mu-
selmänner, haben allein das Vorrecht des Reichthums.
Diese sind stolz und hochfahrend, während jene, obschon
sie großen Einfluß besitzen, sich doch durch nichts auszeich-
nen, als durch Niedrigkeit und knechtischen Sinn, die sie
in Gesinnungen und Handlungen bis zum Eckel steigern.

Als Freunde des schimmernden Prunkes haben die
Großen ein zahlreiches Gefolge, und machen unmäßige
Ausgaben für sich und ihre Leute. Dieß sind übrigens
Personen von so verderbtem Character und Grund-
sätzen, daß man die Wahrheit gewiß nicht verletzt,
wenn man behauptet, es gebe weder Laster noch Ver-
brechen, womit sie nicht befleckt und beschimpft wären.

Die meisten Adelichen besitzen reiche Djaghirs
oder Lehngüter von der Regierung, an welche sie große
Abgaben bezahlen. Sie wohnen jedoch nicht auf ihren
Gütern, sondern besuchen selbe nur manchmal. Die
Naibs oder Stellvertreter bewirthschaften diese Be-
sitzungen, ordnen die Angelegenheiten, übernehmen die
Einkünfte, und legen ihren Herren Rechnung ab.
Manchmal leben die jüngeren Söhne der Adelichen
auf diesen Lehngütern, die nicht in dem günstigen und
blühenden Zustande sind, zu welchem sie bei einer bes-
sern Verwaltung gelangen könnten.

Die Einkünfte des Nizam, in dessen Staate
Grausamkeit den Grundzug der Regierung bildet, sind
beträchtlich, und würden bei einer guten Verwaltung
hinreichen, um alle Ausgaben zu decken; aber das Geld
wird leichtsinnig an Schmarotzer und Günstlinge eines
vornehmen Hindus verschwendet, der, von der brittischen
Regierung unterstützt, eigentlich die volle Gewalt über
das Land in der That genießt, während dem Nizam
nur der Schatten derselben zu Theil wird.



[Spaltenumbruch]
Der Kaffee.

Die zierliche und schlanke Staude, welche die
Körner erzeugt, die ein so allgemeines Bedürfniß auf
der Oberfläche der Erde geworden sind, stammt ur-
sprünglich aus dem glücklichen Arabien her. Von
dort ist sie nach Jndien und in die Kolonien der
Europäer übergegangen.

Die Holländer hatten die Kaffeepflanze im Anfange
des 18ten Jahrhunderts nach Amsterdam gebracht,
von wo man selbe in den botanischen Garten zu
Paris sandte. Man machte Versuche den Kaffee
im heißen Gewächshause zur Reife zu bringen und
fortzupflanzen. Declieux erhielt den Auftrag, eine
Staude nach Martinique zu bringen, und da die Ueber-
fahrt durch widrige Zufälle verlängert wurde, war
man gezwungen, mit dem Wasser zu sparen, und die
Reisenden auf die halbe Portion zu setzen. Declieux
that auf die seinige Verzicht, um seinen Strauch zu
begießen, als ob er vorausgesehen hätte, daß derselbe
ein Keim des Reichthums der französischen Kolonien
werden würde. Jn der That stammen von dieser
einzigen Staude alle die Körner und Pflanzen her,
welche sich in allen Theilen von Martinique, San
Domingo, Guadeloupe und den übrigen amerikanischen
Jnseln ausbreiteten, woselbst der Kaffee bald so allge-
mein angebaut wurde, daß dieses Landesprodukt, ein
halbes Jahrhundert nach seiner ersten Erscheinung, nach
dem Festlande von Amerika und in alle Staaten
Europa's versandt, und mit einem Wohlgefallen auf-
genommen wurde, das die Zeit bisher noch nicht ver-
mindert hat.

Jn den Gewächshäusern Europas erreicht die
Kaffeestaude, ganz sich selbst überlassen, eine Höhe
von 12 bis 15 Fuß; aber in den Kaffeepflanzungen
läßt man sie nicht höher als 3 bis 4 Fuß werden, um
mehr und schönere Früchte zu erhalten. Der Kaffeebau
ist schwierig und erfordert große Vorsicht. Man muß
den Strauch vor den starken Winden zu beschützen su-
chen, die ihn entwurzeln würden; er wird übrigens in
einer Entfernung von 6 Fuß auseinander gesetzt, und
der Boden von allem Unkraut gereinigt; auch muß
man alle kranke Pflanzen durch frische Stauden ersetzen.
Wenn man eine neue Pflanzung anlegen will, zündet
man gewöhnlich einen alten Wald an, wodurch die
Erde vorzüglich für den Kaffeeanbau geeignet wird,
der auf demselben Grunde von 20 bis 40 Jahre fort-
gesetzt werden kann, dann ist der Boden erschöpft und
man muß eine neue Pflanzung anlegen.

Der Kaffee blüht das ganze Jahr, vorzüglich
aber im Frühling und Herbst, und die weiße und wohl-
riechende Blüthe dauert nur wenige Tage, dann ver-
wandelt sie sich in kleine grüne Früchte, die sich in
Büscheln ansetzen. Diese Früchte werden bleich, dann
gelb, und endlich roth wie die Kirschen, und in diesem
rothen Mark findet man zwei jener wohlschmeckenden
Körner, die beinahe in allen Ländern gleich beliebt
sind. Wenn die Früchte anfangen sich zu färben, sam-
melt man von Tage zu Tage diejenigen, welche bereits
ihre volle Reife erreicht haben, und kaum ist diese
Ernte vorüber, so erscheinen neue Knospen, und der
Strauch zeigt eine zweite Fruchtbarkeit.

Der Kaffee wird in verschiedenen Landstrichen der
Erdkugel angebaut, vorzüglich in Arabien, zu Java,
Ceylon, Surinam, Cayenne, auf den Antillen, Jsle
de France und Bourbon.

Jedes Land bietet eine von dem andern verschie-
dene Beschaffenheit dar, die sich nach dem Boden und
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Man muß den Strauch vor den starken Winden zu beschützen su- chen, die ihn entwurzeln würden; er wird übrigens in einer Entfernung von 6 Fuß auseinander gesetzt, und der Boden von allem Unkraut gereinigt; auch muß man alle kranke Pflanzen durch frische Stauden ersetzen. Wenn man eine neue Pflanzung anlegen will, zündet man gewöhnlich einen alten Wald an, wodurch die Erde vorzüglich für den Kaffeeanbau geeignet wird, der auf demselben Grunde von 20 bis 40 Jahre fort- gesetzt werden kann, dann ist der Boden erschöpft und man muß eine neue Pflanzung anlegen. Der Kaffee blüht das ganze Jahr, vorzüglich aber im Frühling und Herbst, und die weiße und wohl- riechende Blüthe dauert nur wenige Tage, dann ver- wandelt sie sich in kleine grüne Früchte, die sich in Büscheln ansetzen. Diese Früchte werden bleich, dann gelb, und endlich roth wie die Kirschen, und in diesem rothen Mark findet man zwei jener wohlschmeckenden Körner, die beinahe in allen Ländern gleich beliebt sind. 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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama04_1834/7>, abgerufen am 03.12.2024.