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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] dem Himmelsstrich verändert. Der gesuchteste, wohl-
schmeckendste und theuerste Kaffee ist jener von Mokka
in Arabien, den man leicht an seinen kleinen runden
Körnern erkennt. Diese Form soll er durch den Umstand
erhalten, daß eines der Körner in der Kaffeekirsche zu
Grunde geht, das andere daher sich an dessen Stelle zurun-
den kann. Nach dem Mokka streiten die Bohnen der
Jnsel Bourbon und Cayenne um den Vorrang. Der letz-
tere Kaffee, dem man große Lobsprüche ertheilt, ist wenig
bekannt, weil bisher die Amerikaner alles für ihren
Bedarf hinweggenommen haben, was diese Jnsel
erzeugt. Der Kaffee von Martinique ist vorzüglich
geschätzt, und viele Personen ziehen ihn dem von
Bourbon vor. Sodann kommt der Kaffee von San
Domingo und den andern Jnseln unter dem Winde.

Man weis nicht eigentlich den Ursprung des Auf-
gusses des Kaffee, und wie man überall das Sonder-
bare aufzufinden sucht, sagt man, ein Derwisch, welcher
die Wirkung auf die Böcke beobachtete, welche von
dieser Staude fraßen, habe von derselben gegessen, um
sich den Schlaf zu vertreiben, und Tag und Nacht in
seinen Andachtsübungen fortfahren zu können. Aber,
wer auch zuerst den Kaffee getrunken, der kann sich
rühmen, daß der größte Theil der Bevölkerung der
Erde seinem Beispiel gefolgt sey; der Genuß des Kaffee
ist heutzutage allgemein, und für die meisten Menschen
zum Bedürfniß geworden.

Die Araber bereiten aus der fleischigen Hülse ein
Getränk, das sie sehr hoch halten, und Sultanskaffee
nennen, und auf diesen Gebrauch gründet sich wahr-
scheinlich die Sage, daß die Morgenländer den Kaffee
ungebrennt aufgössen, und dann die bereits gebrauchten
Kaffeebohnen noch einmal, unter andere gemischt, nach
den Abendländern verkauften.

Aus seinem Vaterlande Arabien kam der Kaffee
zuerst nach Egypten, wo er, wie in Syrien und in
Konstantinopel schon seit dem 9ten Jahrhundert
im Gebrauch gewesen seyn soll. 1591 brachte ihn
Prosper Alpinus als Arznei nach Venedig,
1644 findet man seinen Gebrauch schon in Frankreich
und 1652 in London, wo ein Grieche sich mit seiner
Bereitung beschäftigte, lange ehe man die Pflanze selbst
kennen lernte.

Kurze Zeit, nachdem der türkische Gesandte,
Soliman Aga, die Pariser mit dem Genuß des
Kaffees bekannt gemacht hatte, schlug ein Amerikaner
Namens Pascal auf dem Markte in der Vorstadt
St. Germain eine Kaffeebude auf. Das erste
eigentliche Kaffeehaus gründete ein Sicilianer Proco-
pio,
und es heißt von ihm noch jetzt: " Cafe Pro-
cope
." Diese Anstalt fand vielen Beifall, und so viele
von Jahr zu Jahr anwachsende Nachahmer, daß man
gegenwärtig die Zahl der Kaffeehäuser in Paris auf
6000 angibt.

Jm Jahre 1683 wurde das erste Kaffeehaus in
Wien durch einen Pohlen, Georg Franz Kolt-
schitzky
begründet, welcher während der damaligen
Belagerung der Stadt, den Wienern als Kundschafter
diente, und sich nachher vom Kaiser Leopold I. die
Erlaubniß erbat, ein Kaffeehaus errichten zu dürfen.

Jm Anfang des 18ten Jahrhunderts kam ein
Araber, Georg Deodat Damascenus nach Prag,
der in seiner morgenländischen Kleidung durch die
Straßen zog und den gesottenen Kaffee Schaalenweise
an die Vorübergehenden ausschenkte. Jm Jahre 1714
errichtete er ein Kaffeehaus nächst dem Kleinseitner
Brückenthurm, welchem Beispiele nach der größern
[Spaltenumbruch] Verbreitung dieses Getränkes gleichfalls viele nach-
folgten.

[Abbildung] Kaffee.

Der Aufguß des Kaffee, wenn er nicht im Ueber-
maß genossen wird, ist ein gesundes Getränk, welches
den Umlauf des Blutes und die Verdauung befördert,
indem er eine angenehme Wärme im Magen erregt,
auch Schlaf und Trägheit verscheucht und unsere Mun-
terkeit erhält. Bei schwachen und reizbaren Menschen
erregt er aber oft Beklemmungen, Hitze, Herzklopfen,
Zittern der Glieder und fieberhafte Zustände. Größten-
theils trinkt man den Kaffee mit Sahne oder Milch,
aber aufmerksame Beobachter der menschlichen Natur
wollen bemerkt haben, daß er in dieser Gestalt sehr
schädlich ist. Vorzüglich soll der Milchkaffee den jun-
gen Frauen nachtheilig seyn, und insbesondere stimmen
viele französische Aerzte darin überein, diesem Getränk
allein den leidenden Zustand, die Magenschmerzen und
die blasse Farbe mancher großen Liebhaberinnen des-
selben zuzuschreiben. Es ist in der That eine sonder-
bare und noch keinesweges hinlänglich erklärte Erschei-
nung, daß die Milch und der Kaffee, einzeln genom-
men, ein paar heilsame Nahrungsmittel, in ihrer
Mischung schädlich werden sollen; doch scheinen viele
Beispiele die Wahrheit einer solchen Behauptung zu
bestätigen, was allerdings die Damen zur Enthalt-
samkeit von diesem Genusse bewegen sollte, wenn es
nicht so schwer wäre, demjenigen zu entsagen, was
unsern Sinnen schmeichelt.

Jede Art, den Kaffee zu bereiten ist gut, die ein-
zige ausgenommen, bei welcher man ihn im Wasser
kochen läßt, durch welches Verfahren der zarteste
Wohlgeruch verloren geht. Man erhält den Kaffee
am besten durch ein einfaches und langsames kaltes
Durchseigen. Der also bereitete Saft kann in Flaschen
gefüllt und Jahre lang aufbewahrt werden, nicht allein,
ohne etwas von seiner Beschaffenheit zu verlieren,
sondern sein Geschmack nimmt noch an Güte zu.

[Ende Spaltensatz]

Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaktion von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] dem Himmelsstrich verändert. Der gesuchteste, wohl-
schmeckendste und theuerste Kaffee ist jener von Mokka
in Arabien, den man leicht an seinen kleinen runden
Körnern erkennt. Diese Form soll er durch den Umstand
erhalten, daß eines der Körner in der Kaffeekirsche zu
Grunde geht, das andere daher sich an dessen Stelle zurun-
den kann. Nach dem Mokka streiten die Bohnen der
Jnsel Bourbon und Cayenne um den Vorrang. Der letz-
tere Kaffee, dem man große Lobsprüche ertheilt, ist wenig
bekannt, weil bisher die Amerikaner alles für ihren
Bedarf hinweggenommen haben, was diese Jnsel
erzeugt. Der Kaffee von Martinique ist vorzüglich
geschätzt, und viele Personen ziehen ihn dem von
Bourbon vor. Sodann kommt der Kaffee von San
Domingo und den andern Jnseln unter dem Winde.

Man weis nicht eigentlich den Ursprung des Auf-
gusses des Kaffee, und wie man überall das Sonder-
bare aufzufinden sucht, sagt man, ein Derwisch, welcher
die Wirkung auf die Böcke beobachtete, welche von
dieser Staude fraßen, habe von derselben gegessen, um
sich den Schlaf zu vertreiben, und Tag und Nacht in
seinen Andachtsübungen fortfahren zu können. Aber,
wer auch zuerst den Kaffee getrunken, der kann sich
rühmen, daß der größte Theil der Bevölkerung der
Erde seinem Beispiel gefolgt sey; der Genuß des Kaffee
ist heutzutage allgemein, und für die meisten Menschen
zum Bedürfniß geworden.

Die Araber bereiten aus der fleischigen Hülse ein
Getränk, das sie sehr hoch halten, und Sultanskaffee
nennen, und auf diesen Gebrauch gründet sich wahr-
scheinlich die Sage, daß die Morgenländer den Kaffee
ungebrennt aufgössen, und dann die bereits gebrauchten
Kaffeebohnen noch einmal, unter andere gemischt, nach
den Abendländern verkauften.

Aus seinem Vaterlande Arabien kam der Kaffee
zuerst nach Egypten, wo er, wie in Syrien und in
Konstantinopel schon seit dem 9ten Jahrhundert
im Gebrauch gewesen seyn soll. 1591 brachte ihn
Prosper Alpinus als Arznei nach Venedig,
1644 findet man seinen Gebrauch schon in Frankreich
und 1652 in London, wo ein Grieche sich mit seiner
Bereitung beschäftigte, lange ehe man die Pflanze selbst
kennen lernte.

Kurze Zeit, nachdem der türkische Gesandte,
Soliman Aga, die Pariser mit dem Genuß des
Kaffees bekannt gemacht hatte, schlug ein Amerikaner
Namens Pascal auf dem Markte in der Vorstadt
St. Germain eine Kaffeebude auf. Das erste
eigentliche Kaffeehaus gründete ein Sicilianer Proco-
pio,
und es heißt von ihm noch jetzt: „ Cafè Pro-
cope
.“ Diese Anstalt fand vielen Beifall, und so viele
von Jahr zu Jahr anwachsende Nachahmer, daß man
gegenwärtig die Zahl der Kaffeehäuser in Paris auf
6000 angibt.

Jm Jahre 1683 wurde das erste Kaffeehaus in
Wien durch einen Pohlen, Georg Franz Kolt-
schitzky
begründet, welcher während der damaligen
Belagerung der Stadt, den Wienern als Kundschafter
diente, und sich nachher vom Kaiser Leopold I. die
Erlaubniß erbat, ein Kaffeehaus errichten zu dürfen.

Jm Anfang des 18ten Jahrhunderts kam ein
Araber, Georg Deodat Damascenus nach Prag,
der in seiner morgenländischen Kleidung durch die
Straßen zog und den gesottenen Kaffee Schaalenweise
an die Vorübergehenden ausschenkte. Jm Jahre 1714
errichtete er ein Kaffeehaus nächst dem Kleinseitner
Brückenthurm, welchem Beispiele nach der größern
[Spaltenumbruch] Verbreitung dieses Getränkes gleichfalls viele nach-
folgten.

[Abbildung] Kaffee.

Der Aufguß des Kaffee, wenn er nicht im Ueber-
maß genossen wird, ist ein gesundes Getränk, welches
den Umlauf des Blutes und die Verdauung befördert,
indem er eine angenehme Wärme im Magen erregt,
auch Schlaf und Trägheit verscheucht und unsere Mun-
terkeit erhält. Bei schwachen und reizbaren Menschen
erregt er aber oft Beklemmungen, Hitze, Herzklopfen,
Zittern der Glieder und fieberhafte Zustände. Größten-
theils trinkt man den Kaffee mit Sahne oder Milch,
aber aufmerksame Beobachter der menschlichen Natur
wollen bemerkt haben, daß er in dieser Gestalt sehr
schädlich ist. Vorzüglich soll der Milchkaffee den jun-
gen Frauen nachtheilig seyn, und insbesondere stimmen
viele französische Aerzte darin überein, diesem Getränk
allein den leidenden Zustand, die Magenschmerzen und
die blasse Farbe mancher großen Liebhaberinnen des-
selben zuzuschreiben. Es ist in der That eine sonder-
bare und noch keinesweges hinlänglich erklärte Erschei-
nung, daß die Milch und der Kaffee, einzeln genom-
men, ein paar heilsame Nahrungsmittel, in ihrer
Mischung schädlich werden sollen; doch scheinen viele
Beispiele die Wahrheit einer solchen Behauptung zu
bestätigen, was allerdings die Damen zur Enthalt-
samkeit von diesem Genusse bewegen sollte, wenn es
nicht so schwer wäre, demjenigen zu entsagen, was
unsern Sinnen schmeichelt.

Jede Art, den Kaffee zu bereiten ist gut, die ein-
zige ausgenommen, bei welcher man ihn im Wasser
kochen läßt, durch welches Verfahren der zarteste
Wohlgeruch verloren geht. Man erhält den Kaffee
am besten durch ein einfaches und langsames kaltes
Durchseigen. Der also bereitete Saft kann in Flaschen
gefüllt und Jahre lang aufbewahrt werden, nicht allein,
ohne etwas von seiner Beschaffenheit zu verlieren,
sondern sein Geschmack nimmt noch an Güte zu.

[Ende Spaltensatz]

Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag.Redaktion von W. A. Gerle.

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Man weis nicht eigentlich den Ursprung des Auf- gusses des Kaffee, und wie man überall das Sonder- bare aufzufinden sucht, sagt man, ein Derwisch, welcher die Wirkung auf die Böcke beobachtete, welche von dieser Staude fraßen, habe von derselben gegessen, um sich den Schlaf zu vertreiben, und Tag und Nacht in seinen Andachtsübungen fortfahren zu können. Aber, wer auch zuerst den Kaffee getrunken, der kann sich rühmen, daß der größte Theil der Bevölkerung der Erde seinem Beispiel gefolgt sey; der Genuß des Kaffee ist heutzutage allgemein, und für die meisten Menschen zum Bedürfniß geworden. Die Araber bereiten aus der fleischigen Hülse ein Getränk, das sie sehr hoch halten, und Sultanskaffee nennen, und auf diesen Gebrauch gründet sich wahr- scheinlich die Sage, daß die Morgenländer den Kaffee ungebrennt aufgössen, und dann die bereits gebrauchten Kaffeebohnen noch einmal, unter andere gemischt, nach den Abendländern verkauften. 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Es ist in der That eine sonder- bare und noch keinesweges hinlänglich erklärte Erschei- nung, daß die Milch und der Kaffee, einzeln genom- men, ein paar heilsame Nahrungsmittel, in ihrer Mischung schädlich werden sollen; doch scheinen viele Beispiele die Wahrheit einer solchen Behauptung zu bestätigen, was allerdings die Damen zur Enthalt- samkeit von diesem Genusse bewegen sollte, wenn es nicht so schwer wäre, demjenigen zu entsagen, was unsern Sinnen schmeichelt. Jede Art, den Kaffee zu bereiten ist gut, die ein- zige ausgenommen, bei welcher man ihn im Wasser kochen läßt, durch welches Verfahren der zarteste Wohlgeruch verloren geht. Man erhält den Kaffee am besten durch ein einfaches und langsames kaltes Durchseigen. Der also bereitete Saft kann in Flaschen gefüllt und Jahre lang aufbewahrt werden, nicht allein, ohne etwas von seiner Beschaffenheit zu verlieren, sondern sein Geschmack nimmt noch an Güte zu. Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama04_1834/8>, abgerufen am 03.12.2024.