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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 6. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] sogar seine Wohnung und Tisch in Fulberts Hause.
So lebten beide Liebende einige Monate höchst glück-
lich, ohne daß der Oheim eine Ahnung ihres Ein-
verständnisses hatte; aber die Schüler Abelards
fanden eine große Veränderung in seinen Vorträgen,
und er selbst sagt in seinen Bekenntnissen von dieser
Zeit: "Mein Geist erzeugte nichts mehr, ich sprach
nur aus Gewohnheit, und wiederholte bloß, was
schon von mir gesagt worden war. Wenn ich noch
schrieb, so waren es Liebeslieder und nicht philoso-
phische Abhandlungen."

Der Grund von Abelards Umwandlung wurde
bald in ganz Paris bekannt, wo seine Gedichte an
Heloisen abschriftlich von Hand zu Hand gingen,
und endlich auch an Fulbert kamen, welcher die
Liebenden trennte; doch zu spät, Heloise trug be-
reits die Frucht ihrer Schwäche unter dem Herzen,
und floh vor dem gerechten Zorne ihres Oheims nach
Bretagne, zu der Schwester ihres Geliebten, wo sie
einen Sohn gebar, welcher den Namen Astrolab
erhielt. Abelard bot dem Oheim an, Heloisen
seine Hand zu reichen, um zu vergüten, womit eine
heftige Leidenschaft sich vergangen, und Fulbert
willigte ein, aber Heloise selbst, welche in falsch-
verstandenem Ehrgefühl glaubte, diese Verbindung
könne dem gelehrten Ruhme ihres Geliebten schaden,
wollte lieber selbst das Opfer seyn, wozu sie sich in
einem Meisterstücke von Zärtlichkeit und Beredsamkeit
anbor; sie weigerte sich lange und hartnäckig, und
als sie endlich nachgab, wurde beschlossen, die Ver-
bindung zu verheimlichen. Heloise blieb bei ihrem
Oheim, Abelard bezog eine eigene Wohnung, setzte
seine Vorlesungen fort und sah seine Gattin nur selten.

Doch Fulbert glaubte die Ehre seiner Nichte
noch nicht hergestellt, machte ihre Ehe bekannt, und
als Heloise dieselbe standhaft gegen Jedermann
läugnete, wurde sie von dem erzürnten Oheim miß-
handelt. Abelard entführte sie zum zweitenmale,
und brachte sie nach Argenteuil, in dasselbe Kloster,
wo sie erzogen worden war. Dieser Schritt erhöhte
Fulberts Wuth, welcher glaubte, Abelard wolle
seine Nichte zwingen, den Schleier zu nehmen, und
beschloß sich grausam an ihm zu rächen. Er dung
einige verdächtige Leute, gewann einen Diener Abe-
lards,
welcher jene während der Nacht in sein
Schlafzimmer einließ; er wurde im Schlafe über-
fallen, und auf Fulberts Befehl grausam verstüm-
melt, worauf er sich, um der Welt seine Schmach
zu verbergen, als Mönch in die Abtei St. Denis
zurückzog, während Heloise zu Argenteuil das
Ordensgelübde ablegte.

Nachdem die Zeit Abelards Kummer gemil-
dert hatte, begann er seine Vorlesungen wieder, und
da sein Unglück die allgemeinste Theilnahme erregt
hatte, sah er sich bald von einer so ungeheuren Schü-
lerzahl umgeben, daß man nicht genug Raum sie zu
beherbergen, und kaum genug Lebensmittel, um sie
zu verköstigen, hatte. Aber mit doppeltem Grimme
erhob der Neid sein Haupt; seine Feinde klagten ihn
wegen einer theologischen Schrift an, die er eben
vollendet, er lief Gefahr vom Volke gesteinigt zu
werden, als er vor die Kirchenversammlung von
Soissons geladen, sich dahin zu seiner Rechtferti-
gung begab, woselbst er verurtheilt wurde, seine
Schrift eigenhändig zu verbrennen, und im Kloster
St. Medardus eine Zeit der Buße zuzubringen.
Nachdem er in das Kloster St. Denis zurückgekehrt
war, erwarteten ihn neue Verfolgungen, er wurde
[Spaltenumbruch] eingekerkert, und erhielt, nachdem er sich zu Paris
gerechtfertigt hatte, die Erlaubniß zu leben, wo es
ihm gefiel. Nun ließ sich Abelard in einer einsa-
men Gegend zwischen Troyes und Rogent sur
Seine,
an dem kleinen Flüßchen Arduzon nieder,
wo er aus Stroh und Lehm eine Kapelle erbaute,
und vielleicht hätte er in diesem stillen Winkel Ruhe
gefunden, wenn ihm sein Ruhm, der in ganz Frank-
reich verbreitet war, nicht auch hieher eine große
Zahl von Schülern ( man behauptet, es seyen deren
schon im ersten Jahre mehr als 600 gewesen ) nach-
gesandt hätte, die Hütten nächst seiner Kapelle erbau-
ten, und sich der Strenge seiner Lebensart unterwar-
fen, um seiner Gesellschaft und seiner Lehre theilhaf-
tig zu werden. Bald wurde Abelards Kapelle
durch seine Schüler in Stein ausgebaut, und unter
dem Namen Paraklet dem heiligen Geist als
Tröster, zum Andenken der Tröstungen, die er in die-
ser Einsamkeit gefunden, eingeweiht.

Um jene Zeit starb der Abt von St. Gildas
in Bretagne, und die Mönche wählten mit Zustim-
mung des Herzogs, Abelard zu ihrem Vorsteher,
der sich hier vergeblich bemühte, Verbesserungen ein-
zuführen; doch war ihm ein Trost vorbehalten, seine
Geliebte nach einer zwölfjährigen Trennung in Pa-
raklet
wiederzusehen. Der Abt von St. Denis
machte alte Ansprüche auf das Kloster zu Argen-
teuil
geltend, und Heloise, damals Priorin, nebst
8 bis 10 Nonnen, worunter sich zwei Nichten Abe-
lards
befanden, mußten jenes verlassen. Da schenkte
der Abt von St. Gildas den verlassenen Nonnen
seine Kapelle Paraklet, führte sie selbst dort ein,
und gab der Verläumdung durch diesen Schritt eine
neue Gelegenheit, ihn anzugreifen. All seine Feinde
erhoben sich, selbst der heilige Bernhard, der sich
lange geweigert hatte, gegen einen Mann aufzutre-
ten, den er verehrte, klagte ihn an, Abelard ent-
ging mit genauer Noth der Gefangenschaft, und wollte
sich nach Rom begeben, um sich vor dem Papste zu
rechtfertigen, doch besuchte er bei seiner Durchreise
durch Clugny den dortigen Abt, Peter den Ehr-
würdigen, der, von seinem Unglücke gerührt, sich sei-
ner annahm, und ihn mit St. Bernhard versöhnte,
der bei einer Zusammenkunft in Clairvaux seinen
ehemaligen Lehrer umarmte. Auch in Rom übernahm
Abt Peter seine Vertheidigung, Abelard wurde
freigesprochen, und brachte seine übrigen Tage in der
Zurückgezogenheit zu. Die strengen Entsagungen,
welche er sich auferlegte, verbunden mit dem Kum-
mer, der nie aus seinem Herzen wich, verzehrten
nach und nach die Kräfte seines Körpers, und er
starb, als Muster klösterlichen Lebens, in der Priorei
St. Marcel, welche von der Abtei von Clugny
abhängig war, den 2. April 1142 in einem Alter
von 63 Jahren.

Abelard hatte gewünscht zu Paraklet be-
graben zu werden, und Peter der Ehrwürdige sandte
seinen Leichnam Heloisen zu, die ihn noch zwanzig
Jahre überlebte, und an seiner Seite beigesetzt wurde.
Jm Jahre 1800 wurde die Asche der beiden berühm-
ten Liebenden in das Museum der französischen Denk-
mähler zu Paris gebracht, und ihnen ein Monument
im Geschmack des 12ten Jahrhunderts errichtet, wel-
ches 1820 mit großer Feierlichkeit auf den östlichen
Friedhof übertragen wurde, und wo die jungen Parise-
rinnen im Frühjahr das Denkmal der unglücklichen
Liebenden zu besuchen pflegen, und ihrer Erinnerung
Blumenkränze weihen.

[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] sogar seine Wohnung und Tisch in Fulberts Hause.
So lebten beide Liebende einige Monate höchst glück-
lich, ohne daß der Oheim eine Ahnung ihres Ein-
verständnisses hatte; aber die Schüler Abelards
fanden eine große Veränderung in seinen Vorträgen,
und er selbst sagt in seinen Bekenntnissen von dieser
Zeit: „Mein Geist erzeugte nichts mehr, ich sprach
nur aus Gewohnheit, und wiederholte bloß, was
schon von mir gesagt worden war. Wenn ich noch
schrieb, so waren es Liebeslieder und nicht philoso-
phische Abhandlungen.“

Der Grund von Abelards Umwandlung wurde
bald in ganz Paris bekannt, wo seine Gedichte an
Heloisen abschriftlich von Hand zu Hand gingen,
und endlich auch an Fulbert kamen, welcher die
Liebenden trennte; doch zu spät, Heloise trug be-
reits die Frucht ihrer Schwäche unter dem Herzen,
und floh vor dem gerechten Zorne ihres Oheims nach
Bretagne, zu der Schwester ihres Geliebten, wo sie
einen Sohn gebar, welcher den Namen Astrolab
erhielt. Abelard bot dem Oheim an, Heloisen
seine Hand zu reichen, um zu vergüten, womit eine
heftige Leidenschaft sich vergangen, und Fulbert
willigte ein, aber Heloise selbst, welche in falsch-
verstandenem Ehrgefühl glaubte, diese Verbindung
könne dem gelehrten Ruhme ihres Geliebten schaden,
wollte lieber selbst das Opfer seyn, wozu sie sich in
einem Meisterstücke von Zärtlichkeit und Beredsamkeit
anbor; sie weigerte sich lange und hartnäckig, und
als sie endlich nachgab, wurde beschlossen, die Ver-
bindung zu verheimlichen. Heloise blieb bei ihrem
Oheim, Abelard bezog eine eigene Wohnung, setzte
seine Vorlesungen fort und sah seine Gattin nur selten.

Doch Fulbert glaubte die Ehre seiner Nichte
noch nicht hergestellt, machte ihre Ehe bekannt, und
als Heloise dieselbe standhaft gegen Jedermann
läugnete, wurde sie von dem erzürnten Oheim miß-
handelt. Abelard entführte sie zum zweitenmale,
und brachte sie nach Argenteuil, in dasselbe Kloster,
wo sie erzogen worden war. Dieser Schritt erhöhte
Fulberts Wuth, welcher glaubte, Abelard wolle
seine Nichte zwingen, den Schleier zu nehmen, und
beschloß sich grausam an ihm zu rächen. Er dung
einige verdächtige Leute, gewann einen Diener Abe-
lards,
welcher jene während der Nacht in sein
Schlafzimmer einließ; er wurde im Schlafe über-
fallen, und auf Fulberts Befehl grausam verstüm-
melt, worauf er sich, um der Welt seine Schmach
zu verbergen, als Mönch in die Abtei St. Denis
zurückzog, während Heloise zu Argenteuil das
Ordensgelübde ablegte.

Nachdem die Zeit Abelards Kummer gemil-
dert hatte, begann er seine Vorlesungen wieder, und
da sein Unglück die allgemeinste Theilnahme erregt
hatte, sah er sich bald von einer so ungeheuren Schü-
lerzahl umgeben, daß man nicht genug Raum sie zu
beherbergen, und kaum genug Lebensmittel, um sie
zu verköstigen, hatte. Aber mit doppeltem Grimme
erhob der Neid sein Haupt; seine Feinde klagten ihn
wegen einer theologischen Schrift an, die er eben
vollendet, er lief Gefahr vom Volke gesteinigt zu
werden, als er vor die Kirchenversammlung von
Soissons geladen, sich dahin zu seiner Rechtferti-
gung begab, woselbst er verurtheilt wurde, seine
Schrift eigenhändig zu verbrennen, und im Kloster
St. Medardus eine Zeit der Buße zuzubringen.
Nachdem er in das Kloster St. Denis zurückgekehrt
war, erwarteten ihn neue Verfolgungen, er wurde
[Spaltenumbruch] eingekerkert, und erhielt, nachdem er sich zu Paris
gerechtfertigt hatte, die Erlaubniß zu leben, wo es
ihm gefiel. Nun ließ sich Abelard in einer einsa-
men Gegend zwischen Troyes und Rogent sur
Seine,
an dem kleinen Flüßchen Arduzon nieder,
wo er aus Stroh und Lehm eine Kapelle erbaute,
und vielleicht hätte er in diesem stillen Winkel Ruhe
gefunden, wenn ihm sein Ruhm, der in ganz Frank-
reich verbreitet war, nicht auch hieher eine große
Zahl von Schülern ( man behauptet, es seyen deren
schon im ersten Jahre mehr als 600 gewesen ) nach-
gesandt hätte, die Hütten nächst seiner Kapelle erbau-
ten, und sich der Strenge seiner Lebensart unterwar-
fen, um seiner Gesellschaft und seiner Lehre theilhaf-
tig zu werden. Bald wurde Abelards Kapelle
durch seine Schüler in Stein ausgebaut, und unter
dem Namen Paraklet dem heiligen Geist als
Tröster, zum Andenken der Tröstungen, die er in die-
ser Einsamkeit gefunden, eingeweiht.

Um jene Zeit starb der Abt von St. Gildas
in Bretagne, und die Mönche wählten mit Zustim-
mung des Herzogs, Abelard zu ihrem Vorsteher,
der sich hier vergeblich bemühte, Verbesserungen ein-
zuführen; doch war ihm ein Trost vorbehalten, seine
Geliebte nach einer zwölfjährigen Trennung in Pa-
raklet
wiederzusehen. Der Abt von St. Denis
machte alte Ansprüche auf das Kloster zu Argen-
teuil
geltend, und Heloise, damals Priorin, nebst
8 bis 10 Nonnen, worunter sich zwei Nichten Abe-
lards
befanden, mußten jenes verlassen. Da schenkte
der Abt von St. Gildas den verlassenen Nonnen
seine Kapelle Paraklet, führte sie selbst dort ein,
und gab der Verläumdung durch diesen Schritt eine
neue Gelegenheit, ihn anzugreifen. All seine Feinde
erhoben sich, selbst der heilige Bernhard, der sich
lange geweigert hatte, gegen einen Mann aufzutre-
ten, den er verehrte, klagte ihn an, Abelard ent-
ging mit genauer Noth der Gefangenschaft, und wollte
sich nach Rom begeben, um sich vor dem Papste zu
rechtfertigen, doch besuchte er bei seiner Durchreise
durch Clugny den dortigen Abt, Peter den Ehr-
würdigen, der, von seinem Unglücke gerührt, sich sei-
ner annahm, und ihn mit St. Bernhard versöhnte,
der bei einer Zusammenkunft in Clairvaux seinen
ehemaligen Lehrer umarmte. Auch in Rom übernahm
Abt Peter seine Vertheidigung, Abelard wurde
freigesprochen, und brachte seine übrigen Tage in der
Zurückgezogenheit zu. Die strengen Entsagungen,
welche er sich auferlegte, verbunden mit dem Kum-
mer, der nie aus seinem Herzen wich, verzehrten
nach und nach die Kräfte seines Körpers, und er
starb, als Muster klösterlichen Lebens, in der Priorei
St. Marcel, welche von der Abtei von Clugny
abhängig war, den 2. April 1142 in einem Alter
von 63 Jahren.

Abelard hatte gewünscht zu Paraklet be-
graben zu werden, und Peter der Ehrwürdige sandte
seinen Leichnam Heloisen zu, die ihn noch zwanzig
Jahre überlebte, und an seiner Seite beigesetzt wurde.
Jm Jahre 1800 wurde die Asche der beiden berühm-
ten Liebenden in das Museum der französischen Denk-
mähler zu Paris gebracht, und ihnen ein Monument
im Geschmack des 12ten Jahrhunderts errichtet, wel-
ches 1820 mit großer Feierlichkeit auf den östlichen
Friedhof übertragen wurde, und wo die jungen Parise-
rinnen im Frühjahr das Denkmal der unglücklichen
Liebenden zu besuchen pflegen, und ihrer Erinnerung
Blumenkränze weihen.

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Aber mit doppeltem Grimme erhob der Neid sein Haupt; seine Feinde klagten ihn wegen einer theologischen Schrift an, die er eben vollendet, er lief Gefahr vom Volke gesteinigt zu werden, als er vor die Kirchenversammlung von Soissons geladen, sich dahin zu seiner Rechtferti- gung begab, woselbst er verurtheilt wurde, seine Schrift eigenhändig zu verbrennen, und im Kloster St. Medardus eine Zeit der Buße zuzubringen. Nachdem er in das Kloster St. Denis zurückgekehrt war, erwarteten ihn neue Verfolgungen, er wurde eingekerkert, und erhielt, nachdem er sich zu Paris gerechtfertigt hatte, die Erlaubniß zu leben, wo es ihm gefiel. Nun ließ sich Abelard in einer einsa- men Gegend zwischen Troyes und Rogent sur Seine, an dem kleinen Flüßchen Arduzon nieder, wo er aus Stroh und Lehm eine Kapelle erbaute, und vielleicht hätte er in diesem stillen Winkel Ruhe gefunden, wenn ihm sein Ruhm, der in ganz Frank- reich verbreitet war, nicht auch hieher eine große Zahl von Schülern ( man behauptet, es seyen deren schon im ersten Jahre mehr als 600 gewesen ) nach- gesandt hätte, die Hütten nächst seiner Kapelle erbau- ten, und sich der Strenge seiner Lebensart unterwar- fen, um seiner Gesellschaft und seiner Lehre theilhaf- tig zu werden. Bald wurde Abelards Kapelle durch seine Schüler in Stein ausgebaut, und unter dem Namen Paraklet dem heiligen Geist als Tröster, zum Andenken der Tröstungen, die er in die- ser Einsamkeit gefunden, eingeweiht. Um jene Zeit starb der Abt von St. Gildas in Bretagne, und die Mönche wählten mit Zustim- mung des Herzogs, Abelard zu ihrem Vorsteher, der sich hier vergeblich bemühte, Verbesserungen ein- zuführen; doch war ihm ein Trost vorbehalten, seine Geliebte nach einer zwölfjährigen Trennung in Pa- raklet wiederzusehen. Der Abt von St. Denis machte alte Ansprüche auf das Kloster zu Argen- teuil geltend, und Heloise, damals Priorin, nebst 8 bis 10 Nonnen, worunter sich zwei Nichten Abe- lards befanden, mußten jenes verlassen. Da schenkte der Abt von St. Gildas den verlassenen Nonnen seine Kapelle Paraklet, führte sie selbst dort ein, und gab der Verläumdung durch diesen Schritt eine neue Gelegenheit, ihn anzugreifen. All seine Feinde erhoben sich, selbst der heilige Bernhard, der sich lange geweigert hatte, gegen einen Mann aufzutre- ten, den er verehrte, klagte ihn an, Abelard ent- ging mit genauer Noth der Gefangenschaft, und wollte sich nach Rom begeben, um sich vor dem Papste zu rechtfertigen, doch besuchte er bei seiner Durchreise durch Clugny den dortigen Abt, Peter den Ehr- würdigen, der, von seinem Unglücke gerührt, sich sei- ner annahm, und ihn mit St. Bernhard versöhnte, der bei einer Zusammenkunft in Clairvaux seinen ehemaligen Lehrer umarmte. Auch in Rom übernahm Abt Peter seine Vertheidigung, Abelard wurde freigesprochen, und brachte seine übrigen Tage in der Zurückgezogenheit zu. Die strengen Entsagungen, welche er sich auferlegte, verbunden mit dem Kum- mer, der nie aus seinem Herzen wich, verzehrten nach und nach die Kräfte seines Körpers, und er starb, als Muster klösterlichen Lebens, in der Priorei St. Marcel, welche von der Abtei von Clugny abhängig war, den 2. April 1142 in einem Alter von 63 Jahren. Abelard hatte gewünscht zu Paraklet be- graben zu werden, und Peter der Ehrwürdige sandte seinen Leichnam Heloisen zu, die ihn noch zwanzig Jahre überlebte, und an seiner Seite beigesetzt wurde. Jm Jahre 1800 wurde die Asche der beiden berühm- ten Liebenden in das Museum der französischen Denk- mähler zu Paris gebracht, und ihnen ein Monument im Geschmack des 12ten Jahrhunderts errichtet, wel- ches 1820 mit großer Feierlichkeit auf den östlichen Friedhof übertragen wurde, und wo die jungen Parise- rinnen im Frühjahr das Denkmal der unglücklichen Liebenden zu besuchen pflegen, und ihrer Erinnerung Blumenkränze weihen.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 6. Prag, 1834, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama06_1834/3>, abgerufen am 21.11.2024.