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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 8. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] [Abbildung] ( Englisches Speisehaus. )
sowohl zu essen als zu trinken. Jn diesen kann man
frühstücken, Thee, Kaffee, Chocolade, kurz alle mög-
liche Getränke erhalten, was bei den erstern, Tisch-
getränke, wie schlechten Porter, Wein und Grog
ausgenommen, nicht der Fall ist.

Man speist gewöhnlich in mehreren Zimmern, in
welchen geschlossene Abtheilungen rings an den Wän-
den hinlaufen, mit Gardinen abgetheilt, zwischen
welchen längliche Tische nebst zwei mit Tuch beschla-
genen dreisitzigen Bänken stehen. Nur Bekannte setzen
sich an solchen Tischen zusammen, sonst kümmert sich
kein Speisegast um den andern, und mehrentheils
sehen sie einander gar nicht. Die Tischtücher sind
sehr fein und jeden Tag rein. Auch findet man auf
den Tischen einen Aufsatz von Senf, Pfeffer und
dem feinsten Provenzeröl, und einen andern mit
Essenzen für Fischsaucen 1 , deren man sich, ohne
dafür besonders zu bezahlen, bedient. Die Gäste
werden in diesen Speisehäusern meistens von Mäd-
chen bedient. Gleich beim Eintritte eines Eßlustigen
geht die sauber, oft auch elegant gekleidete Dienerin
auf denselben zu, und nennt ihm die Gerichte, unter
welchen er zu wählen hat. Jst ein solcher Gast un-
bekannt, so wartet sie, bis er seinen Platz genom-
men hat, und mit dem Brodkorbe zu ihm tretend,
in welchem sie auf altes und frisches Weißbrod auf-
merksam macht, wiederhohlt sie mit der größten Ge-
nauigkeit den Eßzettel. Daß dieser oder jener Gast
während des Mittagessens seinen Hut auf dem Kopfe
behält, fällt gar nicht auf, und die wenigsten nehmen
ihre Kopfbedeckung ab.

Jn solchen Speisehäusern hat man gewöhnlich
die Wahl unter allen Fleischsorten, gebraten oder
gekocht. Zum Beigenusse stehen Kartoffeln am mei-
sten in Nachfrage; außerdem gibt es auch täglich
[Spaltenumbruch] gelbe Rüben, Salate Dann folgt nebst dem so-
genannten Serviettenklos ( Plumpudding ) noch eine
große Auswahl von Pasteten ( Pies ) und Torten; die
letzteren sind mit Früchten, die Pies mit Fleisch ge-
füllt. Ein Lieblingsgebäck der Engländer sind junge
Rhabarbarstengel klein geschnitten, und mit Aepfeln
in Torten gefüllt. Nach dem Gebackenen nimmt man
in der Regel einen Schnitt Käse mit Butterbrod und
roher Seleriewurzel, und das Hauptgetränke ist Por-
ter, welcher gewöhnlich aus einem nahgelegenen
Bierhause gehohlt wird. Merkwürdig ist das Ge-
dächtniß dieser weiblichen Kellner. Hat man einmal
in solchen Häusern zu Mittag gegessen, und man
verlangt nach Monaten dasselbe Fleisch, welches man
früher dort gefordert, so erinnern sie sich ganz genau
der Lieblingsstücke eines Jeden, und ob er um fettes
oder mageres Fleisch gebeten u. s. w. Auch machen
sie, wenn selbst zehn Gäste auf einmahl ihre Schüssel
bei ihnen bestellt haben, nur selten ein Versehen.

Der Preis für das Mittagessen in diesen Lon-
doner Speisehäusern ist im Ganzen billig, und man
ißt für einen halbeu Thaler in den meisten ausge-
zeichnet gut. Das Mädchen erhält taxmäßig einen
Pfennig für jedes Couvert, doch dieser Preis wird
willkührlich erhöht, zumahl, wenn man Geschäftsmann
ist, und nicht lange warten kann oder will, so muß
man sehen, das im Zimmer aufwartende Mädchen
für sich zu gewinnen; sonst kann man stundenlang
auf Bedienung verzichten, oder erhält am Ende gar
nichts, denn der Zufluß ist ungeheuer. Jedes Zim-
mer hat zwei Zeitungen, gewöhnlich die Times der
vielen Anzeigen wegen, und dann den Herold als
politisches Blatt. Diese gehen, jenachdem sie enga-
girt werden, von einer Hand in die andere, und
werden während des Essens gelesen. Obgleich dieser
Gebrauch für jeden Anfänger höchst beschwerlich ist,
so gewöhnt man sich dennoch bald daran, und es
wird so geläufig, wie manchen Damen, welche zu-
gleich lesen und stricken.

Die Suppen, welche man in den Speisehäusern
erhält, die aber selten genossen werden, außer bei
sehr feuchtem Winterwetter, sind kräftige Fleischbrü-
hen oder Nachahmungen von Schildkrötensuppen, doch
alle so gepfeffert und fett, daß ein fremder Gaumen
sich nicht damit befreunden kann. Uebrigens ist es
nichts Seltenes, daß auch Damen unter dem Schutze
eines Herrn, in diese Speisehäuser eintreten, um ihr
Mittagessen einzunehmen.




[Abbildung] ( Das Grab des Feldmarschall Grafen von Schwerin. )
[Ende Spaltensatz]
1 Die beiden Saucen, deren sich die Engländer bedienen,
um ihre Fische zu würzen und schmackhaft zu machen, sind
die Anchovy und Kesthup. Erstere wird aus Sardellen,
letztere aus einer Art Pilze, Mushrooms, bereitet, und ist
sehr wohlschmeckend. Diese Saucen, zu welchen noch
Cyaneepepper genommen wird, um sie recht scharf zu
machen, werden mit Butter vermischt.

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] [Abbildung] ( Englisches Speisehaus. )
sowohl zu essen als zu trinken. Jn diesen kann man
frühstücken, Thee, Kaffee, Chocolade, kurz alle mög-
liche Getränke erhalten, was bei den erstern, Tisch-
getränke, wie schlechten Porter, Wein und Grog
ausgenommen, nicht der Fall ist.

Man speist gewöhnlich in mehreren Zimmern, in
welchen geschlossene Abtheilungen rings an den Wän-
den hinlaufen, mit Gardinen abgetheilt, zwischen
welchen längliche Tische nebst zwei mit Tuch beschla-
genen dreisitzigen Bänken stehen. Nur Bekannte setzen
sich an solchen Tischen zusammen, sonst kümmert sich
kein Speisegast um den andern, und mehrentheils
sehen sie einander gar nicht. Die Tischtücher sind
sehr fein und jeden Tag rein. Auch findet man auf
den Tischen einen Aufsatz von Senf, Pfeffer und
dem feinsten Provenzeröl, und einen andern mit
Essenzen für Fischsaucen 1 , deren man sich, ohne
dafür besonders zu bezahlen, bedient. Die Gäste
werden in diesen Speisehäusern meistens von Mäd-
chen bedient. Gleich beim Eintritte eines Eßlustigen
geht die sauber, oft auch elegant gekleidete Dienerin
auf denselben zu, und nennt ihm die Gerichte, unter
welchen er zu wählen hat. Jst ein solcher Gast un-
bekannt, so wartet sie, bis er seinen Platz genom-
men hat, und mit dem Brodkorbe zu ihm tretend,
in welchem sie auf altes und frisches Weißbrod auf-
merksam macht, wiederhohlt sie mit der größten Ge-
nauigkeit den Eßzettel. Daß dieser oder jener Gast
während des Mittagessens seinen Hut auf dem Kopfe
behält, fällt gar nicht auf, und die wenigsten nehmen
ihre Kopfbedeckung ab.

Jn solchen Speisehäusern hat man gewöhnlich
die Wahl unter allen Fleischsorten, gebraten oder
gekocht. Zum Beigenusse stehen Kartoffeln am mei-
sten in Nachfrage; außerdem gibt es auch täglich
[Spaltenumbruch] gelbe Rüben, Salate Dann folgt nebst dem so-
genannten Serviettenklos ( Plumpudding ) noch eine
große Auswahl von Pasteten ( Pies ) und Torten; die
letzteren sind mit Früchten, die Pies mit Fleisch ge-
füllt. Ein Lieblingsgebäck der Engländer sind junge
Rhabarbarstengel klein geschnitten, und mit Aepfeln
in Torten gefüllt. Nach dem Gebackenen nimmt man
in der Regel einen Schnitt Käse mit Butterbrod und
roher Seleriewurzel, und das Hauptgetränke ist Por-
ter, welcher gewöhnlich aus einem nahgelegenen
Bierhause gehohlt wird. Merkwürdig ist das Ge-
dächtniß dieser weiblichen Kellner. Hat man einmal
in solchen Häusern zu Mittag gegessen, und man
verlangt nach Monaten dasselbe Fleisch, welches man
früher dort gefordert, so erinnern sie sich ganz genau
der Lieblingsstücke eines Jeden, und ob er um fettes
oder mageres Fleisch gebeten u. s. w. Auch machen
sie, wenn selbst zehn Gäste auf einmahl ihre Schüssel
bei ihnen bestellt haben, nur selten ein Versehen.

Der Preis für das Mittagessen in diesen Lon-
doner Speisehäusern ist im Ganzen billig, und man
ißt für einen halbeu Thaler in den meisten ausge-
zeichnet gut. Das Mädchen erhält taxmäßig einen
Pfennig für jedes Couvert, doch dieser Preis wird
willkührlich erhöht, zumahl, wenn man Geschäftsmann
ist, und nicht lange warten kann oder will, so muß
man sehen, das im Zimmer aufwartende Mädchen
für sich zu gewinnen; sonst kann man stundenlang
auf Bedienung verzichten, oder erhält am Ende gar
nichts, denn der Zufluß ist ungeheuer. Jedes Zim-
mer hat zwei Zeitungen, gewöhnlich die Times der
vielen Anzeigen wegen, und dann den Herold als
politisches Blatt. Diese gehen, jenachdem sie enga-
girt werden, von einer Hand in die andere, und
werden während des Essens gelesen. Obgleich dieser
Gebrauch für jeden Anfänger höchst beschwerlich ist,
so gewöhnt man sich dennoch bald daran, und es
wird so geläufig, wie manchen Damen, welche zu-
gleich lesen und stricken.

Die Suppen, welche man in den Speisehäusern
erhält, die aber selten genossen werden, außer bei
sehr feuchtem Winterwetter, sind kräftige Fleischbrü-
hen oder Nachahmungen von Schildkrötensuppen, doch
alle so gepfeffert und fett, daß ein fremder Gaumen
sich nicht damit befreunden kann. Uebrigens ist es
nichts Seltenes, daß auch Damen unter dem Schutze
eines Herrn, in diese Speisehäuser eintreten, um ihr
Mittagessen einzunehmen.




[Abbildung] ( Das Grab des Feldmarschall Grafen von Schwerin. )
[Ende Spaltensatz]
1 Die beiden Saucen, deren sich die Engländer bedienen,
um ihre Fische zu würzen und schmackhaft zu machen, sind
die Anchovy und Kesthup. Erstere wird aus Sardellen,
letztere aus einer Art Pilze, Mushrooms, bereitet, und ist
sehr wohlschmeckend. Diese Saucen, zu welchen noch
Cyaneepepper genommen wird, um sie recht scharf zu
machen, werden mit Butter vermischt.
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[61/0005] Panorama des Universums. [Abbildung ( Englisches Speisehaus. ) ] sowohl zu essen als zu trinken. Jn diesen kann man frühstücken, Thee, Kaffee, Chocolade, kurz alle mög- liche Getränke erhalten, was bei den erstern, Tisch- getränke, wie schlechten Porter, Wein und Grog ausgenommen, nicht der Fall ist. Man speist gewöhnlich in mehreren Zimmern, in welchen geschlossene Abtheilungen rings an den Wän- den hinlaufen, mit Gardinen abgetheilt, zwischen welchen längliche Tische nebst zwei mit Tuch beschla- genen dreisitzigen Bänken stehen. Nur Bekannte setzen sich an solchen Tischen zusammen, sonst kümmert sich kein Speisegast um den andern, und mehrentheils sehen sie einander gar nicht. Die Tischtücher sind sehr fein und jeden Tag rein. Auch findet man auf den Tischen einen Aufsatz von Senf, Pfeffer und dem feinsten Provenzeröl, und einen andern mit Essenzen für Fischsaucen 1 , deren man sich, ohne dafür besonders zu bezahlen, bedient. Die Gäste werden in diesen Speisehäusern meistens von Mäd- chen bedient. Gleich beim Eintritte eines Eßlustigen geht die sauber, oft auch elegant gekleidete Dienerin auf denselben zu, und nennt ihm die Gerichte, unter welchen er zu wählen hat. Jst ein solcher Gast un- bekannt, so wartet sie, bis er seinen Platz genom- men hat, und mit dem Brodkorbe zu ihm tretend, in welchem sie auf altes und frisches Weißbrod auf- merksam macht, wiederhohlt sie mit der größten Ge- nauigkeit den Eßzettel. Daß dieser oder jener Gast während des Mittagessens seinen Hut auf dem Kopfe behält, fällt gar nicht auf, und die wenigsten nehmen ihre Kopfbedeckung ab. Jn solchen Speisehäusern hat man gewöhnlich die Wahl unter allen Fleischsorten, gebraten oder gekocht. Zum Beigenusse stehen Kartoffeln am mei- sten in Nachfrage; außerdem gibt es auch täglich gelbe Rüben, Salate Dann folgt nebst dem so- genannten Serviettenklos ( Plumpudding ) noch eine große Auswahl von Pasteten ( Pies ) und Torten; die letzteren sind mit Früchten, die Pies mit Fleisch ge- füllt. Ein Lieblingsgebäck der Engländer sind junge Rhabarbarstengel klein geschnitten, und mit Aepfeln in Torten gefüllt. Nach dem Gebackenen nimmt man in der Regel einen Schnitt Käse mit Butterbrod und roher Seleriewurzel, und das Hauptgetränke ist Por- ter, welcher gewöhnlich aus einem nahgelegenen Bierhause gehohlt wird. Merkwürdig ist das Ge- dächtniß dieser weiblichen Kellner. Hat man einmal in solchen Häusern zu Mittag gegessen, und man verlangt nach Monaten dasselbe Fleisch, welches man früher dort gefordert, so erinnern sie sich ganz genau der Lieblingsstücke eines Jeden, und ob er um fettes oder mageres Fleisch gebeten u. s. w. Auch machen sie, wenn selbst zehn Gäste auf einmahl ihre Schüssel bei ihnen bestellt haben, nur selten ein Versehen. Der Preis für das Mittagessen in diesen Lon- doner Speisehäusern ist im Ganzen billig, und man ißt für einen halbeu Thaler in den meisten ausge- zeichnet gut. Das Mädchen erhält taxmäßig einen Pfennig für jedes Couvert, doch dieser Preis wird willkührlich erhöht, zumahl, wenn man Geschäftsmann ist, und nicht lange warten kann oder will, so muß man sehen, das im Zimmer aufwartende Mädchen für sich zu gewinnen; sonst kann man stundenlang auf Bedienung verzichten, oder erhält am Ende gar nichts, denn der Zufluß ist ungeheuer. Jedes Zim- mer hat zwei Zeitungen, gewöhnlich die Times der vielen Anzeigen wegen, und dann den Herold als politisches Blatt. Diese gehen, jenachdem sie enga- girt werden, von einer Hand in die andere, und werden während des Essens gelesen. Obgleich dieser Gebrauch für jeden Anfänger höchst beschwerlich ist, so gewöhnt man sich dennoch bald daran, und es wird so geläufig, wie manchen Damen, welche zu- gleich lesen und stricken. Die Suppen, welche man in den Speisehäusern erhält, die aber selten genossen werden, außer bei sehr feuchtem Winterwetter, sind kräftige Fleischbrü- hen oder Nachahmungen von Schildkrötensuppen, doch alle so gepfeffert und fett, daß ein fremder Gaumen sich nicht damit befreunden kann. Uebrigens ist es nichts Seltenes, daß auch Damen unter dem Schutze eines Herrn, in diese Speisehäuser eintreten, um ihr Mittagessen einzunehmen. [Abbildung ( Das Grab des Feldmarschall Grafen von Schwerin. ) ] 1 Die beiden Saucen, deren sich die Engländer bedienen, um ihre Fische zu würzen und schmackhaft zu machen, sind die Anchovy und Kesthup. Erstere wird aus Sardellen, letztere aus einer Art Pilze, Mushrooms, bereitet, und ist sehr wohlschmeckend. Diese Saucen, zu welchen noch Cyaneepepper genommen wird, um sie recht scharf zu machen, werden mit Butter vermischt.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 8. Prag, 1834, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama08_1834/5>, abgerufen am 21.11.2024.