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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.

[Abbildung]
Die Wildschweine.
[Beginn Spaltensatz]

Das wilde Schwein ist der Stammvater unserer
Hausschweine, die durch die Zähmung sich an Gestalt
und Farbe verändert, an Kraft verloren haben. Das
gemeine wilde Schwein wird durch die vorn auf dem
Rücken befindlichen steifen Borsten und durch den
kurzen haarigen Schweif von den übrigen Gattungen
unterschieden. Dieses Thier hat ein sehr ausgedehn-
tes Vaterland; denn man findet es nicht nur in den
meisten Ländern von Europa, den kalten Norden und
die brittischen Jnseln ausgenommen, sondern auch über
einen beträchtlichen Theil von Asien verbreitet. Es
geht bis zum 55sten Grad der Breite nach Norden
hinauf, und bewohnt das mittlere Asien, Ostindien
und viele Jnseln z. B. Ceylon, Celebes, Java u. s. w.
doch sind die wilden Schweine hier kleiner als in
Europa. Jm nördlichen Afrika, zumahl in der Bar-
barei, ist es sehr häufig. Die großen Herden wilder
Schweine, welche jetzt in den Wildnissen von Süd-
Amerika angetroffen werden, stammen von europäi-
schen zahmen ab, und sind also nur verwildert. Ueber
die Größe des Thieres läßt sich nichts Bestimmtes
sagen, da dieselbe nach dem Alter, der häufigen oder
geringen Nahrung und andern Umständen so ver-
schieden ist. Ein ausgewachsenes Thier pflegt 5 Fuß
und 4 Zoll lang und 3 Fuß und 2 Zoll hoch zu seyn.
Jn Deutschland, Preußen, Pohlen und andern Län-
dern trifft man bisweilen sehr große Thiere an; doch
gab es sonst weit größere, als die Waldungen noch
von weiterem Umfange und dichter waren, und man
diesen Thieren weniger nachstellte. Unter den Ab-
bildungen ehemahls erlegter wilder Schweine findet
man auf Jagdschlössern mitunter Thiere von unge-
heurer Größe. Die Sinne des Schweines, Geruch
und Gehör ausgenommen, sind ziemlich stumpf, und
das Gefühl wird durch die dicke Fettlage, welche sich
über seinen ganzen Körper verbreitet, noch unvoll-
kommener, dagegen scheint dieser Sinn in dem untern
Theile des Rüssels ziemlich ausgebildet zu seyn.
[Spaltenumbruch] Seine Gestalt und sein Gang sind gleich schwerfällig.
Die Länge und Schwere des Kopfes, die Kürze sei-
nes Halses, die niedrigen, und im Verhältniß zu der
Dicke des ganzen Körpers schwachen Füße sind seine
vorzüglichsten Merkmahle. Das Schwein geht ge-
wöhnlich mit gesenktem Kopf in einem kurzen Trabe
und immer gerade aus. Sein Lieblingsaufenthalt sind
feuchte Gegenden und Sümpfe, in denen es sich her-
umwälzt, und mit seinem Rüssel den Boden aufwühlt,
um Wurzeln und Würmer zu seiner Nahrung aufzu-
suchen, in welcher es übrigens gar nicht eckel ist,
sondern alles verschlingt, was ihm vorkommt; schon
Büffon erklärte das Schwein für das unvernünf-
tigste aller Thiere. All seine Gebräuche sind roh und
unrein, und all seine Gefühle beschränken sich auf
die gierigste Gefräßigkeit. Auch als Hausthier sind
die Schweine diesen Eigenschaften treu geblieben, und
kennen kein anderes Bedürfniß, als die Stillung eines
grenzenlosen Heißhungers. Stinkendes oder frisches,
ja selbst lebendiges Fleisch sind ihre Lieblingsnahrung.
Man weiß, daß oft Kinder, welche in Dörfern ver-
lassen, oder unvorsichtiger Weise im Schweinstall ein-
gesperrt worden, von diesen verzehrt wurden. Ein
Offizier, welcher den russischen Feldzug von 1812
mitgemacht, erzählt, daß er in einer feuchtkalten
Nacht durch ein ersticktes Aechzen zu einem halbver-
brannten Bauernhause geleitet worden, woselbst er
beim Scheine der Flamme zwei Schweine sah, welche
die Eingeweide eines verwundeten Russen aus seinem
Leibe fraßen, während aus seiner Brust die letzten
Athemzüge in wildem Schmerz hervorgingen.

Minder abschreckend erscheint uns das Bild des
Ebers im Zustande der Freiheit. Von starkem Kör-
perbau mit geraden Ohren, schwarzem struppigen Haar
und mit furchtbaren Hauern bewaffnet, bewohnt er
große feuchte Waldungen, worin er sich ein Lager
erwählt, das er nur verläßt, wenn er angegriffen
wird, oder des Nachts, wenn er ausgeht, seine Nah-
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Panorama des Universums.

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Die Wildschweine.
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Das wilde Schwein ist der Stammvater unserer
Hausschweine, die durch die Zähmung sich an Gestalt
und Farbe verändert, an Kraft verloren haben. Das
gemeine wilde Schwein wird durch die vorn auf dem
Rücken befindlichen steifen Borsten und durch den
kurzen haarigen Schweif von den übrigen Gattungen
unterschieden. Dieses Thier hat ein sehr ausgedehn-
tes Vaterland; denn man findet es nicht nur in den
meisten Ländern von Europa, den kalten Norden und
die brittischen Jnseln ausgenommen, sondern auch über
einen beträchtlichen Theil von Asien verbreitet. Es
geht bis zum 55sten Grad der Breite nach Norden
hinauf, und bewohnt das mittlere Asien, Ostindien
und viele Jnseln z. B. Ceylon, Celebes, Java u. s. w.
doch sind die wilden Schweine hier kleiner als in
Europa. Jm nördlichen Afrika, zumahl in der Bar-
barei, ist es sehr häufig. Die großen Herden wilder
Schweine, welche jetzt in den Wildnissen von Süd-
Amerika angetroffen werden, stammen von europäi-
schen zahmen ab, und sind also nur verwildert. Ueber
die Größe des Thieres läßt sich nichts Bestimmtes
sagen, da dieselbe nach dem Alter, der häufigen oder
geringen Nahrung und andern Umständen so ver-
schieden ist. Ein ausgewachsenes Thier pflegt 5 Fuß
und 4 Zoll lang und 3 Fuß und 2 Zoll hoch zu seyn.
Jn Deutschland, Preußen, Pohlen und andern Län-
dern trifft man bisweilen sehr große Thiere an; doch
gab es sonst weit größere, als die Waldungen noch
von weiterem Umfange und dichter waren, und man
diesen Thieren weniger nachstellte. Unter den Ab-
bildungen ehemahls erlegter wilder Schweine findet
man auf Jagdschlössern mitunter Thiere von unge-
heurer Größe. Die Sinne des Schweines, Geruch
und Gehör ausgenommen, sind ziemlich stumpf, und
das Gefühl wird durch die dicke Fettlage, welche sich
über seinen ganzen Körper verbreitet, noch unvoll-
kommener, dagegen scheint dieser Sinn in dem untern
Theile des Rüssels ziemlich ausgebildet zu seyn.
[Spaltenumbruch] Seine Gestalt und sein Gang sind gleich schwerfällig.
Die Länge und Schwere des Kopfes, die Kürze sei-
nes Halses, die niedrigen, und im Verhältniß zu der
Dicke des ganzen Körpers schwachen Füße sind seine
vorzüglichsten Merkmahle. Das Schwein geht ge-
wöhnlich mit gesenktem Kopf in einem kurzen Trabe
und immer gerade aus. Sein Lieblingsaufenthalt sind
feuchte Gegenden und Sümpfe, in denen es sich her-
umwälzt, und mit seinem Rüssel den Boden aufwühlt,
um Wurzeln und Würmer zu seiner Nahrung aufzu-
suchen, in welcher es übrigens gar nicht eckel ist,
sondern alles verschlingt, was ihm vorkommt; schon
Büffon erklärte das Schwein für das unvernünf-
tigste aller Thiere. All seine Gebräuche sind roh und
unrein, und all seine Gefühle beschränken sich auf
die gierigste Gefräßigkeit. Auch als Hausthier sind
die Schweine diesen Eigenschaften treu geblieben, und
kennen kein anderes Bedürfniß, als die Stillung eines
grenzenlosen Heißhungers. Stinkendes oder frisches,
ja selbst lebendiges Fleisch sind ihre Lieblingsnahrung.
Man weiß, daß oft Kinder, welche in Dörfern ver-
lassen, oder unvorsichtiger Weise im Schweinstall ein-
gesperrt worden, von diesen verzehrt wurden. Ein
Offizier, welcher den russischen Feldzug von 1812
mitgemacht, erzählt, daß er in einer feuchtkalten
Nacht durch ein ersticktes Aechzen zu einem halbver-
brannten Bauernhause geleitet worden, woselbst er
beim Scheine der Flamme zwei Schweine sah, welche
die Eingeweide eines verwundeten Russen aus seinem
Leibe fraßen, während aus seiner Brust die letzten
Athemzüge in wildem Schmerz hervorgingen.

Minder abschreckend erscheint uns das Bild des
Ebers im Zustande der Freiheit. Von starkem Kör-
perbau mit geraden Ohren, schwarzem struppigen Haar
und mit furchtbaren Hauern bewaffnet, bewohnt er
große feuchte Waldungen, worin er sich ein Lager
erwählt, das er nur verläßt, wenn er angegriffen
wird, oder des Nachts, wenn er ausgeht, seine Nah-
[Ende Spaltensatz]

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[69/0005] Panorama des Universums. [Abbildung] Die Wildschweine. Das wilde Schwein ist der Stammvater unserer Hausschweine, die durch die Zähmung sich an Gestalt und Farbe verändert, an Kraft verloren haben. Das gemeine wilde Schwein wird durch die vorn auf dem Rücken befindlichen steifen Borsten und durch den kurzen haarigen Schweif von den übrigen Gattungen unterschieden. Dieses Thier hat ein sehr ausgedehn- tes Vaterland; denn man findet es nicht nur in den meisten Ländern von Europa, den kalten Norden und die brittischen Jnseln ausgenommen, sondern auch über einen beträchtlichen Theil von Asien verbreitet. Es geht bis zum 55sten Grad der Breite nach Norden hinauf, und bewohnt das mittlere Asien, Ostindien und viele Jnseln z. B. Ceylon, Celebes, Java u. s. w. doch sind die wilden Schweine hier kleiner als in Europa. Jm nördlichen Afrika, zumahl in der Bar- barei, ist es sehr häufig. Die großen Herden wilder Schweine, welche jetzt in den Wildnissen von Süd- Amerika angetroffen werden, stammen von europäi- schen zahmen ab, und sind also nur verwildert. Ueber die Größe des Thieres läßt sich nichts Bestimmtes sagen, da dieselbe nach dem Alter, der häufigen oder geringen Nahrung und andern Umständen so ver- schieden ist. Ein ausgewachsenes Thier pflegt 5 Fuß und 4 Zoll lang und 3 Fuß und 2 Zoll hoch zu seyn. Jn Deutschland, Preußen, Pohlen und andern Län- dern trifft man bisweilen sehr große Thiere an; doch gab es sonst weit größere, als die Waldungen noch von weiterem Umfange und dichter waren, und man diesen Thieren weniger nachstellte. Unter den Ab- bildungen ehemahls erlegter wilder Schweine findet man auf Jagdschlössern mitunter Thiere von unge- heurer Größe. Die Sinne des Schweines, Geruch und Gehör ausgenommen, sind ziemlich stumpf, und das Gefühl wird durch die dicke Fettlage, welche sich über seinen ganzen Körper verbreitet, noch unvoll- kommener, dagegen scheint dieser Sinn in dem untern Theile des Rüssels ziemlich ausgebildet zu seyn. Seine Gestalt und sein Gang sind gleich schwerfällig. Die Länge und Schwere des Kopfes, die Kürze sei- nes Halses, die niedrigen, und im Verhältniß zu der Dicke des ganzen Körpers schwachen Füße sind seine vorzüglichsten Merkmahle. Das Schwein geht ge- wöhnlich mit gesenktem Kopf in einem kurzen Trabe und immer gerade aus. Sein Lieblingsaufenthalt sind feuchte Gegenden und Sümpfe, in denen es sich her- umwälzt, und mit seinem Rüssel den Boden aufwühlt, um Wurzeln und Würmer zu seiner Nahrung aufzu- suchen, in welcher es übrigens gar nicht eckel ist, sondern alles verschlingt, was ihm vorkommt; schon Büffon erklärte das Schwein für das unvernünf- tigste aller Thiere. All seine Gebräuche sind roh und unrein, und all seine Gefühle beschränken sich auf die gierigste Gefräßigkeit. Auch als Hausthier sind die Schweine diesen Eigenschaften treu geblieben, und kennen kein anderes Bedürfniß, als die Stillung eines grenzenlosen Heißhungers. Stinkendes oder frisches, ja selbst lebendiges Fleisch sind ihre Lieblingsnahrung. Man weiß, daß oft Kinder, welche in Dörfern ver- lassen, oder unvorsichtiger Weise im Schweinstall ein- gesperrt worden, von diesen verzehrt wurden. Ein Offizier, welcher den russischen Feldzug von 1812 mitgemacht, erzählt, daß er in einer feuchtkalten Nacht durch ein ersticktes Aechzen zu einem halbver- brannten Bauernhause geleitet worden, woselbst er beim Scheine der Flamme zwei Schweine sah, welche die Eingeweide eines verwundeten Russen aus seinem Leibe fraßen, während aus seiner Brust die letzten Athemzüge in wildem Schmerz hervorgingen. Minder abschreckend erscheint uns das Bild des Ebers im Zustande der Freiheit. Von starkem Kör- perbau mit geraden Ohren, schwarzem struppigen Haar und mit furchtbaren Hauern bewaffnet, bewohnt er große feuchte Waldungen, worin er sich ein Lager erwählt, das er nur verläßt, wenn er angegriffen wird, oder des Nachts, wenn er ausgeht, seine Nah-

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1834, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1834/5>, abgerufen am 13.06.2024.