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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
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Karl Maria von Weber.

Dieser ausgezeichnete Tondichter, welcher seiner
Kunst zu früh entrissen wurde, ist den 18. Dezember
1786 zu Eutin im Holstein'schen geboren, wo sein
Vater, der Major von Weber, zur Zeit seinen
Wohnsitz hatte. Es war eine eigenthümliche Laune
oder Neigung von diesem, seinen Aufenthaltsort
recht oft zu wechseln, was nun freilich in seines
Sohnes Jugendleben eine große Abwechslung und
Beweglichkeit brachte, und zu einer freien und bun-
ten Gestaltung seiner Einbildungskraft wesentlich
beitrug; aber es war damit zugleich der Nachtheil,
oft mit den Lehrern wechseln zu müssen, nothwen-
dig verbunden. Die edle Tonkunst drängt sich, wie
wir bei Mozart und vielen Andern sehen, meist
in sehr jungen Jahren vor; das Leben solcher von
der Natur bevorzugten Knaben ist recht eigentlich
ein Tonleben, welches sich bald in eigenen Erzeug-
nissen Luft macht. Alle übrigen Künste, auch die
Dichtkunst, erfordern mehr Reife, Verstand und
Ueberlegung, wenn in ihnen nur etwas Erträgliches
geleistet werden soll; aber das musikalische Talent
ist oft schon in seiner frühesten Blüthe anziehend
und Bewunderung erregend, wenn auch zur eigent-
lichen Entfaltung der Blumenkrone der volle Son-
nenschein des gereiften Lebens gehören mag. Früh
entwickelte sich auch in Weber das Talent, das,
was andere Meister gegeben hatten, auf dem Kla-
vier rein und sauber vorzutragen, und bald in eige-
nen Werken sich geltend zu machen. Die Maler-
kunst, für welche Weber ebenfalls offnen Sinn
und eine fertige Hand hatte, mußte ihrer liebens-
würdigen Schwester, der Tonkunst, nachstehen und
schon in seinem 14 Jahre entstand Webers erste
Oper: "das Waldmädchen," welche in vielen Städ-
ten mit großem Beifall aufgeführt wurde. Von dem
lebendigen, unternehmenden Sinn des Knaben gibt
uns seine schon vor dem vierzehnten Jahre gefaßte
Jdee, dem von Sennefelder in München da-
mals erfundenen, jetzt so sehr vervollkommneten
Steindruck den Rang abzulaufen, Zeugniß. Er
meinte, dieselbe Erfindung gemacht zu haben und sie
mit einer zweckmäßigeren Maschine in's Werk setzen[Spaltenumbruch] zu können. Die Sache sollte in's Große getrieben
werden; sein Vater, der, wie es scheint, seinem
Sohne alles Mögliche zutraute, ging mit ihm deß-
halb nach Freiberg in Sachsen, wo das Mate-
rial am leichtesten zur Hand war. Man fing an
zu arbeiten, aber die Beschäftigung war zu lang
andauernd und geisttödtend; es gehörte dazu die
Geduld eines Mannes, nicht der flüchtige Sinn
eines Knaben; das Geschäft wurde aufgegeben und
Weber warf sich nun mit desto ausschließenderem
Eifer auf die Musik. Jn Wien, wohin er später
kam, lernte er den trefflichen Haydn nnd den ori-
ginellen Abt Vogler kennen, enthielt sich auf des
letzteren Rath, wenn auch mit Widerstreben, längere
Zeit alles Selbstschaffens und suchte durch den an-
gestrengtesten Fleiß die wesentlichen Regeln und Grund-
sätze der Tonkunst sich zu eigen machen. Eingeweiht
in die Geheimnisse derselben begann er endlich eine
Reihe unsterblicher Musikwerke, unter denen wir
seine herrlichen Melodien zu "Leier und Schwerdt"
und seinen "Freischütz" vorzugsweise nennen. Letz-
teren komponirte er in Dresden, wo er seit 1817
als Kapellmeister angestellt war, brachte ihn aber
zuerst in Berlin 1821 mit wahrhaft stürmischem
Beifall zur Aufführung. Auch sein Singspiel " Pre-
ciosa," mit der etwas wilden aber nationellen Zi-
geunermusik, und die großartige, aber schwer ver-
ständliche Oper "Euryanthe" hatten glänzenden Er-
folg. Sein Ruhm war durch seinen, in England
und Frankreich mit Begeisterung aufgenommenen
"Freischütz" so hoch gestiegen, daß glänzende Aner-
bietungen ihn veranlaßten, eine englische Oper zu
schreiben und in London aufführen zu lassen. Der
in seiner Brust ruhende singende Schwan verhauchte
seine letzten Töne in dem melodischsten seiner Werke,
dem "Oberon." Die lieblichen geistigen Melodieen
dieser Oper scheinen zum Theil aus einem Gemüth
hervorgehaucht zu seyn, welches dem dießseitigen
Leben nur entfernt noch angehörte. Die Arbeiten
und Studien, die er dieser Oper widmete, beschleu-
nigten seinen am 5. Juni 1826 in London erfolg-
ten Tod. An demselben Tage sollte zu seinem Vor-
theil der "Freischütz" gegeben werden. Als Katholik
wurde er in der Moorfields = Kapelle feierlich be-
stattet.     Gtz.



Die Fettgänse auf Maquarrie.

Die Zahl der Fettgänse an der nördlichen Spitze
der Jnsel Maquarrie ist unermeßlich. Nach Bon-
net
ist es nicht einmal möglich, diese annäherungs-
weise zu schätzen, weil Tag und Nacht 30--40,000
dieser Vögel aus dem Meere ankommen und dahin
gehen. Am Ufer haben sich diese Vögel in dichten,
regelmäßigen Reihen aufgestellt. Die Jungen haben
ihren bestimmten Platz; die, welche ihre Federn ver-
lieren, ebenfalls; die Weibchen einen dritten und
die Gesunden, Ausgewachsenen einen vierten. Diese
Ordnung wird so streng aufrecht erhalten, daß, wenn
eine auf den ihr nicht zukommenden Platz käme, sie
sogleich fortgejagt wird. Die Weibchen sollen die
Eier zwischen den Beinen festhalten und dieselben
mit fortnehmen, wenn man sie stört. Zu dieser Zeit
geht das Männchen allein ins Meer und bringt dem
Weibchen die Nahrung, das dabei sehr fett wird.
Sind die Jungen ausgebrütet, so werden sie von
den Alten so reichlich gefüttert, daß sie außerordent-
lich fett, jene aber mager werden.

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Panorama des Universums.
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Karl Maria von Weber.

Dieser ausgezeichnete Tondichter, welcher seiner
Kunst zu früh entrissen wurde, ist den 18. Dezember
1786 zu Eutin im Holstein'schen geboren, wo sein
Vater, der Major von Weber, zur Zeit seinen
Wohnsitz hatte. Es war eine eigenthümliche Laune
oder Neigung von diesem, seinen Aufenthaltsort
recht oft zu wechseln, was nun freilich in seines
Sohnes Jugendleben eine große Abwechslung und
Beweglichkeit brachte, und zu einer freien und bun-
ten Gestaltung seiner Einbildungskraft wesentlich
beitrug; aber es war damit zugleich der Nachtheil,
oft mit den Lehrern wechseln zu müssen, nothwen-
dig verbunden. Die edle Tonkunst drängt sich, wie
wir bei Mozart und vielen Andern sehen, meist
in sehr jungen Jahren vor; das Leben solcher von
der Natur bevorzugten Knaben ist recht eigentlich
ein Tonleben, welches sich bald in eigenen Erzeug-
nissen Luft macht. Alle übrigen Künste, auch die
Dichtkunst, erfordern mehr Reife, Verstand und
Ueberlegung, wenn in ihnen nur etwas Erträgliches
geleistet werden soll; aber das musikalische Talent
ist oft schon in seiner frühesten Blüthe anziehend
und Bewunderung erregend, wenn auch zur eigent-
lichen Entfaltung der Blumenkrone der volle Son-
nenschein des gereiften Lebens gehören mag. Früh
entwickelte sich auch in Weber das Talent, das,
was andere Meister gegeben hatten, auf dem Kla-
vier rein und sauber vorzutragen, und bald in eige-
nen Werken sich geltend zu machen. Die Maler-
kunst, für welche Weber ebenfalls offnen Sinn
und eine fertige Hand hatte, mußte ihrer liebens-
würdigen Schwester, der Tonkunst, nachstehen und
schon in seinem 14 Jahre entstand Webers erste
Oper: „das Waldmädchen,“ welche in vielen Städ-
ten mit großem Beifall aufgeführt wurde. Von dem
lebendigen, unternehmenden Sinn des Knaben gibt
uns seine schon vor dem vierzehnten Jahre gefaßte
Jdee, dem von Sennefelder in München da-
mals erfundenen, jetzt so sehr vervollkommneten
Steindruck den Rang abzulaufen, Zeugniß. Er
meinte, dieselbe Erfindung gemacht zu haben und sie
mit einer zweckmäßigeren Maschine in's Werk setzen[Spaltenumbruch] zu können. Die Sache sollte in's Große getrieben
werden; sein Vater, der, wie es scheint, seinem
Sohne alles Mögliche zutraute, ging mit ihm deß-
halb nach Freiberg in Sachsen, wo das Mate-
rial am leichtesten zur Hand war. Man fing an
zu arbeiten, aber die Beschäftigung war zu lang
andauernd und geisttödtend; es gehörte dazu die
Geduld eines Mannes, nicht der flüchtige Sinn
eines Knaben; das Geschäft wurde aufgegeben und
Weber warf sich nun mit desto ausschließenderem
Eifer auf die Musik. Jn Wien, wohin er später
kam, lernte er den trefflichen Haydn nnd den ori-
ginellen Abt Vogler kennen, enthielt sich auf des
letzteren Rath, wenn auch mit Widerstreben, längere
Zeit alles Selbstschaffens und suchte durch den an-
gestrengtesten Fleiß die wesentlichen Regeln und Grund-
sätze der Tonkunst sich zu eigen machen. Eingeweiht
in die Geheimnisse derselben begann er endlich eine
Reihe unsterblicher Musikwerke, unter denen wir
seine herrlichen Melodien zu „Leier und Schwerdt“
und seinen „Freischütz“ vorzugsweise nennen. Letz-
teren komponirte er in Dresden, wo er seit 1817
als Kapellmeister angestellt war, brachte ihn aber
zuerst in Berlin 1821 mit wahrhaft stürmischem
Beifall zur Aufführung. Auch sein Singspiel „ Pre-
ciosa,“ mit der etwas wilden aber nationellen Zi-
geunermusik, und die großartige, aber schwer ver-
ständliche Oper „Euryanthe“ hatten glänzenden Er-
folg. Sein Ruhm war durch seinen, in England
und Frankreich mit Begeisterung aufgenommenen
„Freischütz“ so hoch gestiegen, daß glänzende Aner-
bietungen ihn veranlaßten, eine englische Oper zu
schreiben und in London aufführen zu lassen. Der
in seiner Brust ruhende singende Schwan verhauchte
seine letzten Töne in dem melodischsten seiner Werke,
dem „Oberon.“ Die lieblichen geistigen Melodieen
dieser Oper scheinen zum Theil aus einem Gemüth
hervorgehaucht zu seyn, welches dem dießseitigen
Leben nur entfernt noch angehörte. Die Arbeiten
und Studien, die er dieser Oper widmete, beschleu-
nigten seinen am 5. Juni 1826 in London erfolg-
ten Tod. An demselben Tage sollte zu seinem Vor-
theil der „Freischütz“ gegeben werden. Als Katholik
wurde er in der Moorfields = Kapelle feierlich be-
stattet.     Gtz.



Die Fettgänse auf Maquarrie.

Die Zahl der Fettgänse an der nördlichen Spitze
der Jnsel Maquarrie ist unermeßlich. Nach Bon-
net
ist es nicht einmal möglich, diese annäherungs-
weise zu schätzen, weil Tag und Nacht 30—40,000
dieser Vögel aus dem Meere ankommen und dahin
gehen. Am Ufer haben sich diese Vögel in dichten,
regelmäßigen Reihen aufgestellt. Die Jungen haben
ihren bestimmten Platz; die, welche ihre Federn ver-
lieren, ebenfalls; die Weibchen einen dritten und
die Gesunden, Ausgewachsenen einen vierten. Diese
Ordnung wird so streng aufrecht erhalten, daß, wenn
eine auf den ihr nicht zukommenden Platz käme, sie
sogleich fortgejagt wird. Die Weibchen sollen die
Eier zwischen den Beinen festhalten und dieselben
mit fortnehmen, wenn man sie stört. Zu dieser Zeit
geht das Männchen allein ins Meer und bringt dem
Weibchen die Nahrung, das dabei sehr fett wird.
Sind die Jungen ausgebrütet, so werden sie von
den Alten so reichlich gefüttert, daß sie außerordent-
lich fett, jene aber mager werden.

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Jn Wien, wohin er später kam, lernte er den trefflichen Haydn nnd den ori- ginellen Abt Vogler kennen, enthielt sich auf des letzteren Rath, wenn auch mit Widerstreben, längere Zeit alles Selbstschaffens und suchte durch den an- gestrengtesten Fleiß die wesentlichen Regeln und Grund- sätze der Tonkunst sich zu eigen machen. Eingeweiht in die Geheimnisse derselben begann er endlich eine Reihe unsterblicher Musikwerke, unter denen wir seine herrlichen Melodien zu „Leier und Schwerdt“ und seinen „Freischütz“ vorzugsweise nennen. Letz- teren komponirte er in Dresden, wo er seit 1817 als Kapellmeister angestellt war, brachte ihn aber zuerst in Berlin 1821 mit wahrhaft stürmischem Beifall zur Aufführung. Auch sein Singspiel „ Pre- ciosa,“ mit der etwas wilden aber nationellen Zi- geunermusik, und die großartige, aber schwer ver- ständliche Oper „Euryanthe“ hatten glänzenden Er- folg. Sein Ruhm war durch seinen, in England und Frankreich mit Begeisterung aufgenommenen „Freischütz“ so hoch gestiegen, daß glänzende Aner- bietungen ihn veranlaßten, eine englische Oper zu schreiben und in London aufführen zu lassen. Der in seiner Brust ruhende singende Schwan verhauchte seine letzten Töne in dem melodischsten seiner Werke, dem „Oberon.“ Die lieblichen geistigen Melodieen dieser Oper scheinen zum Theil aus einem Gemüth hervorgehaucht zu seyn, welches dem dießseitigen Leben nur entfernt noch angehörte. Die Arbeiten und Studien, die er dieser Oper widmete, beschleu- nigten seinen am 5. Juni 1826 in London erfolg- ten Tod. An demselben Tage sollte zu seinem Vor- theil der „Freischütz“ gegeben werden. Als Katholik wurde er in der Moorfields = Kapelle feierlich be- stattet. Gtz. Die Fettgänse auf Maquarrie. Die Zahl der Fettgänse an der nördlichen Spitze der Jnsel Maquarrie ist unermeßlich. Nach Bon- net ist es nicht einmal möglich, diese annäherungs- weise zu schätzen, weil Tag und Nacht 30—40,000 dieser Vögel aus dem Meere ankommen und dahin gehen. Am Ufer haben sich diese Vögel in dichten, regelmäßigen Reihen aufgestellt. Die Jungen haben ihren bestimmten Platz; die, welche ihre Federn ver- lieren, ebenfalls; die Weibchen einen dritten und die Gesunden, Ausgewachsenen einen vierten. Diese Ordnung wird so streng aufrecht erhalten, daß, wenn eine auf den ihr nicht zukommenden Platz käme, sie sogleich fortgejagt wird. Die Weibchen sollen die Eier zwischen den Beinen festhalten und dieselben mit fortnehmen, wenn man sie stört. Zu dieser Zeit geht das Männchen allein ins Meer und bringt dem Weibchen die Nahrung, das dabei sehr fett wird. Sind die Jungen ausgebrütet, so werden sie von den Alten so reichlich gefüttert, daß sie außerordent- lich fett, jene aber mager werden.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1836/4>, abgerufen am 14.08.2024.