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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
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[Abbildung]
Der Vampyr ( Vespertilio Caninus ).

Dieses Thier aus dem Geschlechte der Fleder-
mäuse ist lange Zeit mit dem Blutsauger, einer
andern in Amerika einheimischen Fledermaus, für
einerlei gehalten worden. Jetzt weiß man, daß es
von jener ganz verschieden ist; indeß bleibt seine
Naturgeschichte immer noch dunkel. Die Reisenden
geben uns widersprechende Nachrichten nicht nur von
seiner Größe und Farbe, sondern auch von seiner
Lebensart. Den Beschreibungen zu Folge müßte es
wenigstens dreierlei Arten dieser Fledermäuse geben,
wovon die eine 9 Zoll lang, mit ausgespannten Flü-
gelhäuten 3 Fuß breit, schwarz und auf dem Kopfe
fuchsroth ist; ein fuchsrother Streif zieht sich auch
vom Kopfe längs den beiden Seiten am Rücken über
die Schultern und Lenden herab. Die andere Art
wird nur 5 Zoll lang, 2 Fuß breit, schwärzlichgrau
oder braun und auf dem Halse röthlich beschrieben;
die dritte ist wenig kleiner als die erste, aber stroh-
gelb. Forster bemerkt, es müssen unter den Vam-
pyren wohl Abarten oder vielleicht gar verschiedene
Gattungen seyn; denn es scheint unglaublich, daß
einige dieser Thiere von einerlei Gattung hier so
groß wie Katzen und Habichte, andere in andern
Gegenden bloß so groß wie Ratten werden sollten.
Manche sind nach seiner Bemerkung wirklich Blut-
sauger ( also eigentliche Vampyre auch in der alten
Welt? ) , andere leben dagegen von Früchten, auch
von Jnsekten und Fischen. Blumenbach will die-
sem Thiere den Namen Vampyr gar nicht, sondern
nur der amerikanischen Fledermaus zugestehen, und
allerdings bezeichnet er einen Blutsauger, und käme
den großen Fledermäusen der alten Welt nicht zu,
im Fall sie nicht Blut saugten.

Man trifft diese Thiere auf den Molucken und
andern ostindischen Jnseln, auf der malabarischen
und koromandelschen Küste, auch in andern Gegen-
den des festen Landes von Ostindien an; desgleichen
in Afrika am Senegal, auf Guiana, Madagaskar
endlich auf vielen Jnseln des Südmeeres und in
umsäglicher Menge auf Neuholland. Am Vorgebirge
der guten Hoffnung hört man nichts von ihnen; es
muß also daselbst schon zu kalt für diese Thiere
seyn. Die nördlichste für sie bewohnbare Gegend
ist die chinesische Provinz Chensu. Die gewöhnlichen
sollen einer Taube an Größe beikommen. Der Kopf
gleicht einem Hundekopfe so sehr, daß man das
Thier den fliegenden Hund genannt hat; die Ohren
sind kurz, und die Flughaut scheint im Fluge zwi-
schen den Beinen fast bis an den After ausgeschnit-
ten. Sonst kommt es mit den Fledermäusen in Rück-
sicht der Bildung überein. Es riecht unangenehm,
und ist mit einer wollig haarigen Haut bedeckt.
Wenn der Mensch ihm nicht zu nahe kommt, so
thut es ihm nichts; faßt er es aber oder reizt er
es sonst, so beißt es scharf.

[Spaltenumbruch]

Jn der Lebensart kommen diese Fledermäuse
mit den andern überein. Die gewöhnliche Zeit ihres
Umherfliegens ist die Dämmerung; man sieht aber
auch manche am Tage auffliegen; jedoch nur einzeln,
da sie sich hingegen des Abends in manchen Jnseln
in großen Schaaren erheben. Sie sind gern in Ge-
sellschaft beisammen, und Forster sahe einmal auf
seinen Reisen auf den Freundschafts = Jnseln an einem
großen Baume über 500 Stück in verschiedenen Stel-
lungen bald an den Vorder = bald an den Hinter-
füssen hängen. Wenn diese Thiere hier durch nichts
gestört werden, so bleiben sie gewöhnlich bis zur
Dämmerung in Ruhe sitzen; kommt aber ein Raub-
vogel unter sie, oder schießt ein Mensch, oder donnert
es, so erheben sie sich alle, und fliegen davon. Sie
fliegen öfters sehr hoch und weit, dabei aber nur
langsam; streichen sie aber niedrig über der Erde
hin, so ist ihr Flug schnell. Uebrigens flattern sie
gerade so, wie unsere Fledermäuse.

Sie nähren sich mehrentheils von saftreichen
Früchten, z. B. Pisangs, Pfirsichen und dgl. Wenn
sie zum Palmensafte kommen können, so trinken sie
davon so viel, daß sie berauscht werden, und wie
todt zur Erde niederfallen sollen. Von denen auf
Bourbon und Jsle de France weiß man gewiß,
daß sie nichts Animalisches fressen. Sie selbst dienen
dort Negern und Europäern zur Speise, und werden
auch in Afrika, Ostindien und Australien gern ge-
gessen. Die Alten sind zwar hart, aber doch zur
Zeit des Ueberflußes auch sehr fett; die Jungen
schmecken bis zum vierten und fünften Monat wie
Spanferkel und Perlhühner. Die Einwohner auf
Timor halten diese Thiere für die größte Leckerei
ihrer Jnsel. Alle Schriftsteller rühmen das Fleisch,
als sehr zart, weiß und schmackhaft; doch verschmä-
hen es die Bewohner der freundschaftlichen Jnseln,
und hassen das Thier, weil es ihnen an ihren Früch-
ten großen Schaden zufügt. Die Neukaledonier ver-
fertigen aus den Haaren desselben Stricke und Qua-
sten, womit sie ihre Keulen schmücken. Sie verweben
sie zu dem Ende mit Fäden, die aus dem Halme
einer gewissen Gattung des Cypergrases gemacht
werden.     F.



Die Kleidung der Sandwich-
Jnsulanerinnen.

Die Bewohnerinnen der Sandwichinseln sind
schön und gut gewachsen. Jhre Kleidung besteht in
einem im Lande verfertigten, neun Ellen langen und
drei Ellen breiten Zeugstücke, das bis sechsmal um
den Körper herumgeschlagen wird, und bis auf die
halbe Wade herabreicht. Der oberste Theil des
Zeuges gleicht dem gedruckten Kattune, so schön ist
er gefärbt. Ueber dieses Zeug wird noch ein anderes
weißes, schwarzes oder buntes Stück geworfen; am
Halse der Jnsulanerinnen hängt eine Pfeife und ein
kleiner Spiegel; ohne diese beiden Gegenstände glau-
ben sie nicht geputzt zu seyn. Um den Hals tragen
sie ferner Flechten von dem Haar ihrer Liebhaber.
Einige tragen das Haar lang und hinten zusammen-
gebunden, Andere dagegen schneiden es glatt ab,
oder ziehen es von hinten vor nach der Stirn zu,
und färben es mit Kalk ganz weiß; es sieht dann
aus, wie die Garnitur eines Häubchens. Sie lieben
vor Allem die weißen Männerhemden und die schwar-
zen seidenen Tücher, welche ihnen sehr gut stehen.



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Panorama des Universums.
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Der Vampyr ( Vespertilio Caninus ).

Dieses Thier aus dem Geschlechte der Fleder-
mäuse ist lange Zeit mit dem Blutsauger, einer
andern in Amerika einheimischen Fledermaus, für
einerlei gehalten worden. Jetzt weiß man, daß es
von jener ganz verschieden ist; indeß bleibt seine
Naturgeschichte immer noch dunkel. Die Reisenden
geben uns widersprechende Nachrichten nicht nur von
seiner Größe und Farbe, sondern auch von seiner
Lebensart. Den Beschreibungen zu Folge müßte es
wenigstens dreierlei Arten dieser Fledermäuse geben,
wovon die eine 9 Zoll lang, mit ausgespannten Flü-
gelhäuten 3 Fuß breit, schwarz und auf dem Kopfe
fuchsroth ist; ein fuchsrother Streif zieht sich auch
vom Kopfe längs den beiden Seiten am Rücken über
die Schultern und Lenden herab. Die andere Art
wird nur 5 Zoll lang, 2 Fuß breit, schwärzlichgrau
oder braun und auf dem Halse röthlich beschrieben;
die dritte ist wenig kleiner als die erste, aber stroh-
gelb. Forster bemerkt, es müssen unter den Vam-
pyren wohl Abarten oder vielleicht gar verschiedene
Gattungen seyn; denn es scheint unglaublich, daß
einige dieser Thiere von einerlei Gattung hier so
groß wie Katzen und Habichte, andere in andern
Gegenden bloß so groß wie Ratten werden sollten.
Manche sind nach seiner Bemerkung wirklich Blut-
sauger ( also eigentliche Vampyre auch in der alten
Welt? ) , andere leben dagegen von Früchten, auch
von Jnsekten und Fischen. Blumenbach will die-
sem Thiere den Namen Vampyr gar nicht, sondern
nur der amerikanischen Fledermaus zugestehen, und
allerdings bezeichnet er einen Blutsauger, und käme
den großen Fledermäusen der alten Welt nicht zu,
im Fall sie nicht Blut saugten.

Man trifft diese Thiere auf den Molucken und
andern ostindischen Jnseln, auf der malabarischen
und koromandelschen Küste, auch in andern Gegen-
den des festen Landes von Ostindien an; desgleichen
in Afrika am Senegal, auf Guiana, Madagaskar
endlich auf vielen Jnseln des Südmeeres und in
umsäglicher Menge auf Neuholland. Am Vorgebirge
der guten Hoffnung hört man nichts von ihnen; es
muß also daselbst schon zu kalt für diese Thiere
seyn. Die nördlichste für sie bewohnbare Gegend
ist die chinesische Provinz Chensu. Die gewöhnlichen
sollen einer Taube an Größe beikommen. Der Kopf
gleicht einem Hundekopfe so sehr, daß man das
Thier den fliegenden Hund genannt hat; die Ohren
sind kurz, und die Flughaut scheint im Fluge zwi-
schen den Beinen fast bis an den After ausgeschnit-
ten. Sonst kommt es mit den Fledermäusen in Rück-
sicht der Bildung überein. Es riecht unangenehm,
und ist mit einer wollig haarigen Haut bedeckt.
Wenn der Mensch ihm nicht zu nahe kommt, so
thut es ihm nichts; faßt er es aber oder reizt er
es sonst, so beißt es scharf.

[Spaltenumbruch]

Jn der Lebensart kommen diese Fledermäuse
mit den andern überein. Die gewöhnliche Zeit ihres
Umherfliegens ist die Dämmerung; man sieht aber
auch manche am Tage auffliegen; jedoch nur einzeln,
da sie sich hingegen des Abends in manchen Jnseln
in großen Schaaren erheben. Sie sind gern in Ge-
sellschaft beisammen, und Forster sahe einmal auf
seinen Reisen auf den Freundschafts = Jnseln an einem
großen Baume über 500 Stück in verschiedenen Stel-
lungen bald an den Vorder = bald an den Hinter-
füssen hängen. Wenn diese Thiere hier durch nichts
gestört werden, so bleiben sie gewöhnlich bis zur
Dämmerung in Ruhe sitzen; kommt aber ein Raub-
vogel unter sie, oder schießt ein Mensch, oder donnert
es, so erheben sie sich alle, und fliegen davon. Sie
fliegen öfters sehr hoch und weit, dabei aber nur
langsam; streichen sie aber niedrig über der Erde
hin, so ist ihr Flug schnell. Uebrigens flattern sie
gerade so, wie unsere Fledermäuse.

Sie nähren sich mehrentheils von saftreichen
Früchten, z. B. Pisangs, Pfirsichen und dgl. Wenn
sie zum Palmensafte kommen können, so trinken sie
davon so viel, daß sie berauscht werden, und wie
todt zur Erde niederfallen sollen. Von denen auf
Bourbon und Jsle de France weiß man gewiß,
daß sie nichts Animalisches fressen. Sie selbst dienen
dort Negern und Europäern zur Speise, und werden
auch in Afrika, Ostindien und Australien gern ge-
gessen. Die Alten sind zwar hart, aber doch zur
Zeit des Ueberflußes auch sehr fett; die Jungen
schmecken bis zum vierten und fünften Monat wie
Spanferkel und Perlhühner. Die Einwohner auf
Timor halten diese Thiere für die größte Leckerei
ihrer Jnsel. Alle Schriftsteller rühmen das Fleisch,
als sehr zart, weiß und schmackhaft; doch verschmä-
hen es die Bewohner der freundschaftlichen Jnseln,
und hassen das Thier, weil es ihnen an ihren Früch-
ten großen Schaden zufügt. Die Neukaledonier ver-
fertigen aus den Haaren desselben Stricke und Qua-
sten, womit sie ihre Keulen schmücken. Sie verweben
sie zu dem Ende mit Fäden, die aus dem Halme
einer gewissen Gattung des Cypergrases gemacht
werden.     F.



Die Kleidung der Sandwich-
Jnsulanerinnen.

Die Bewohnerinnen der Sandwichinseln sind
schön und gut gewachsen. Jhre Kleidung besteht in
einem im Lande verfertigten, neun Ellen langen und
drei Ellen breiten Zeugstücke, das bis sechsmal um
den Körper herumgeschlagen wird, und bis auf die
halbe Wade herabreicht. Der oberste Theil des
Zeuges gleicht dem gedruckten Kattune, so schön ist
er gefärbt. Ueber dieses Zeug wird noch ein anderes
weißes, schwarzes oder buntes Stück geworfen; am
Halse der Jnsulanerinnen hängt eine Pfeife und ein
kleiner Spiegel; ohne diese beiden Gegenstände glau-
ben sie nicht geputzt zu seyn. Um den Hals tragen
sie ferner Flechten von dem Haar ihrer Liebhaber.
Einige tragen das Haar lang und hinten zusammen-
gebunden, Andere dagegen schneiden es glatt ab,
oder ziehen es von hinten vor nach der Stirn zu,
und färben es mit Kalk ganz weiß; es sieht dann
aus, wie die Garnitur eines Häubchens. Sie lieben
vor Allem die weißen Männerhemden und die schwar-
zen seidenen Tücher, welche ihnen sehr gut stehen.



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Wenn der Mensch ihm nicht zu nahe kommt, so thut es ihm nichts; faßt er es aber oder reizt er es sonst, so beißt es scharf. Jn der Lebensart kommen diese Fledermäuse mit den andern überein. Die gewöhnliche Zeit ihres Umherfliegens ist die Dämmerung; man sieht aber auch manche am Tage auffliegen; jedoch nur einzeln, da sie sich hingegen des Abends in manchen Jnseln in großen Schaaren erheben. Sie sind gern in Ge- sellschaft beisammen, und Forster sahe einmal auf seinen Reisen auf den Freundschafts = Jnseln an einem großen Baume über 500 Stück in verschiedenen Stel- lungen bald an den Vorder = bald an den Hinter- füssen hängen. Wenn diese Thiere hier durch nichts gestört werden, so bleiben sie gewöhnlich bis zur Dämmerung in Ruhe sitzen; kommt aber ein Raub- vogel unter sie, oder schießt ein Mensch, oder donnert es, so erheben sie sich alle, und fliegen davon. Sie fliegen öfters sehr hoch und weit, dabei aber nur langsam; streichen sie aber niedrig über der Erde hin, so ist ihr Flug schnell. Uebrigens flattern sie gerade so, wie unsere Fledermäuse. Sie nähren sich mehrentheils von saftreichen Früchten, z. B. Pisangs, Pfirsichen und dgl. Wenn sie zum Palmensafte kommen können, so trinken sie davon so viel, daß sie berauscht werden, und wie todt zur Erde niederfallen sollen. Von denen auf Bourbon und Jsle de France weiß man gewiß, daß sie nichts Animalisches fressen. Sie selbst dienen dort Negern und Europäern zur Speise, und werden auch in Afrika, Ostindien und Australien gern ge- gessen. Die Alten sind zwar hart, aber doch zur Zeit des Ueberflußes auch sehr fett; die Jungen schmecken bis zum vierten und fünften Monat wie Spanferkel und Perlhühner. Die Einwohner auf Timor halten diese Thiere für die größte Leckerei ihrer Jnsel. 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Ueber dieses Zeug wird noch ein anderes weißes, schwarzes oder buntes Stück geworfen; am Halse der Jnsulanerinnen hängt eine Pfeife und ein kleiner Spiegel; ohne diese beiden Gegenstände glau- ben sie nicht geputzt zu seyn. Um den Hals tragen sie ferner Flechten von dem Haar ihrer Liebhaber. Einige tragen das Haar lang und hinten zusammen- gebunden, Andere dagegen schneiden es glatt ab, oder ziehen es von hinten vor nach der Stirn zu, und färben es mit Kalk ganz weiß; es sieht dann aus, wie die Garnitur eines Häubchens. Sie lieben vor Allem die weißen Männerhemden und die schwar- zen seidenen Tücher, welche ihnen sehr gut stehen.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1836/5>, abgerufen am 13.06.2024.