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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] denken reicht, eines der Hauptbedürfnisse des Lebens,
und bei allen Klassen dieses Landes in Gebrauch.

Um hinreichenden Vorrath von diesem Artikel
anzuschaffen, wurden von der kaufmännischen See-
macht der ganzen Welt jährlich mehrere tausend
Tonnen davon durch Tauschhandel mit einem Volke
gewonnen, welches jeden Handelsverkehr mit Aus-
ländern nur duldet. Mit den Verwandlungen aller
Verhältnisse in den letzteren Jahrhunderten hat sich
auch dieses ganz verändert. Die Chinesen sind so
tüchtige Kaufleute geworden, daß sie beim Tausch-
handel ziemlich große Foderungen machen, und von
den 18 bis 20 Millionen Pfund Thee, welche die
Engländer, Holländer, Dänen und Russen jährlich
nach Europa bringen, wird der größere Theil mit
barem Gelde erkauft. Die chinesischen Theehändler
haben große Niederlagen ihrer Waare, und gewöhn-
lich offene Schreibstuben, in welcher einer am Pulte
sitzt, die Berechnung zu machen, während andere die
Ballen vorzeigen, die Güte ihres Thee's anpreisen,
und den möglichst hohen Preis dafür zu erhalten
suchen.

Die Theepflanze war ursprünglich nur in China
oder Japan zu Hause, vermuthlich in beiden Ländern.
Sie ward schon von den frühern Eingebornen dieses
Landes seit uralten Zeiten benutzt. Nur in einem
besondern Theile des chinesischen Reiches aber wird
diese Pflanze gebaut; und dieser Theil, welcher auf
der östlichen Seite ohngefähr zwischen dem 30ten und
33ten Grade nördlicher Breite liegt, wird von den
Eingebornen "das Theeland" genannt. Der nörd-
lichere Theil von China würde zu kalt, und der süd-
lichere zu heiß dafür seyn. Jedoch befinden sich in
der Nähe von Canton einige unbedeutende Pflanzun-
gen. Die Chinesen nennen die Pflanze "Tscha" oder
"Tha". Sie ziehen dieselbe aus Saamen, welcher
in Reihen, die 4 bis 5 Fuß auseinander stehen, ge-
steckt wird; aber sein Gedeihen ist so unsicher, selbst
in seinem Geburtslande, daß man in jedes Loch sie-
ben bis acht Körner stecken muß. Der Boden, welcher
sich zwischen den Reihen befindet, wird stets vom
Unkraut gereinigt, und die Pflanzen brauchen keine
größere Höhe zu erreichen, als nöthig ist, um die
Blätter bequem einernten zu können ( von 4 bis 5
Fuß ) . Die erste Blätter = Ernte wird nicht eher als
drei Jahre nach der Aussaat gehalten; und wenn die
Bäume 6 bis 7 Jahre alt sind, so wird der Ertrag
davon so gering, daß sie ausgerissen werden, um
Raum für eine frische Pflanzung zu machen. Die
Blüthen des Thee=Strauches sind weiß, und gleichen
etwas den wilden Hecken=Rosen; aus diesen Blüthen
entstehen später weiche Beeren oder Hülsen, von
denen jede ein auch mehrere Saamenkörner enthält.
Die Pflanze wird zwar in tiefen wie auf hohen
Lagen fortkommen, aber am allerbesten gedeiht sie nur,
und gibt Blätter von der feinsten Qualität, wenn
sie auf lockern, steinigen Böden angebaut wird.

Die Blätter werden des Jahres von ein bis
vier Mahl eingesammelt, je nachdem der Strauch
alt ist. Gemeiniglich bestehen drei festgesetzte Ernten;
die erste beginnt ohngefähr Mitte April, die zweite
ist mitten im Sommer, und die letzte schließt wäh-
rend des Augusts und Septembers. Die zuerst gewon-
nenen Blätter haben eine sehr zarte Farbe, und
besitzen den aromatischsten Wohlgeruch, eben so haben
sie nur dünne Fasern, und nur sehr wenig Bitterkeit.
Dieß ist der beste und theuerste Thee, man nennt
ihn Kaiserthee, weil er vorzüglich für den kaiserlichen
[Spaltenumbruch] Hof und die Mandarinen bestimmt ist. Er wird jetzt
auch in einem kaiserlich russischen Garten cultivirt.
Der russische Botanist Howa brachte die Pflanze im
Oktober 1817 nach Frankreich. Dort ist die Staude
2 bis 3 Fuß hoch geworden. Um diesen Thee in
höchster Vollkommenheit zu genießen, pflückt man die
gewählten Blätter auf dem Theetisch, und legt sie
frisch in heißes Wasser, dann ist dieser Aufguß eben
so balsamisch als magenstärkend. Die Blätter von
der zweiten Ernte sind von einem volldunklen Grün,
und haben weniger werthvolle Eigenschaften, als die
erstern; die zuletzt gelesenen sind aber ganz dun-
kelgrün, und sind von noch niedrigerem Gehalte.
Erstens wird die Qualität durch das Alter des
Strauches bestimmt, auf welchem die Blätter gewach-
sen, und dann kommt alles auf die Art der Lage
an, welche sie hatten; Blätter von jungen Sträu-
chen und von den besten Lagen bilden die erste vor-
züglichste Gattung.

Sobald die Blätter abgepflückt worden sind,
werden sie in breite und tiefe Körbe gelegt, und
einige Stunden an die Luft oder in die Sonne ge-
stellt. Dann werden sie auf eine flache Pfanne von
Gußeisen gelegt, und über ein schwaches Feuer von
Holzkohlen gehalten; ein halbes bis dreiviertel Pfund
Blätter wird so auf einmal gedörrt. Während sie
in der Pfanne liegen, rührt man sie schnell mit einer
Art Bürste herum, und schüttet sie dann eben so rasch
aus derselben in die Körbe. Das Nächste was ge-
schieht, ist das Rollen derselben, welches durch ein
sorgfältiges Reiben zwischen Menschenhänden bewerk-
stelligt wird; hierauf legt man sie wieder in größern
Portionen auf die Pfanne, welche auf dem Feuer
steht, aber dießmal wird weniger Hitze angewendet
als früher, nicht mehr als nöthig ist, um sie hinrei-
chend zu trocknen, damit sie nicht etwa sengen. Jst
dieß geschehen, so wird der Thee auf einen Tisch
geschüttet und sorgfältig gelesen; jedes unansehnliche
oder schlecht getrocknete Blatt, welches man findet,
wird bis zuletzt zurückgelegt, damit die Probe, welche
davon zum Kauf angeboten wird, sowohl hinsichtlich
ihrer Gleichheit als auch ihrer Güte ein besseres
Ansehen erhält.

Die Namen, welche einige der besten Theesorten
in China führen, erhalten sie von den Orten, in
welchen sie gewonnen werden, andere werden wieder
nach der Zeit ihrer Einsammlung unterschieden, oder
nach der Art ihrer Fabrikation so wie anderer äuße-
rer Umstände. Der Unterschied der Zurichtung gibt
2 Hauptgattungen des Thees: grünen Thee ( Thee
Hayssan oder Hysson, auch Thee Singlo oder Son-
glo ) und braunen Thee ( Thee Boy oder Bohee ) , zu
welchem letztern alle Arten Thee Pecco, Thee Congo
und Thee Ziou = Ziouny gehören. Der Thee, den
wir aus China zur See erhalten, ist nicht immer
ganz rein, und oft aus Gewinnsucht mit andern
Blättern vermischt; auch verliert er auf der See
durch den langen Transport viel von den salzigen
Bestandtheilen, die er von Natur hat. Für den
besten Thee wird derjenige gehalten, welchen die
russischen Kaufleute der jährlich nach China gehenden
Caravane zurückbringen, und der daher Caravanenthee
genannt wird. Man ist sehr oft der Meinung gewe-
sen, daß die schöne grüne Farbe dem Thee durch
Kupferplatten gegeben würde, auf welchen man ihn
dörre. Aber dieser Verdacht ist durchaus ungegrün-
det, denn Kupfer wird nie dazu genommen. Man
hat durch untrügliche Mittel wiederhohlte Versuche

[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] denken reicht, eines der Hauptbedürfnisse des Lebens,
und bei allen Klassen dieses Landes in Gebrauch.

Um hinreichenden Vorrath von diesem Artikel
anzuschaffen, wurden von der kaufmännischen See-
macht der ganzen Welt jährlich mehrere tausend
Tonnen davon durch Tauschhandel mit einem Volke
gewonnen, welches jeden Handelsverkehr mit Aus-
ländern nur duldet. Mit den Verwandlungen aller
Verhältnisse in den letzteren Jahrhunderten hat sich
auch dieses ganz verändert. Die Chinesen sind so
tüchtige Kaufleute geworden, daß sie beim Tausch-
handel ziemlich große Foderungen machen, und von
den 18 bis 20 Millionen Pfund Thee, welche die
Engländer, Holländer, Dänen und Russen jährlich
nach Europa bringen, wird der größere Theil mit
barem Gelde erkauft. Die chinesischen Theehändler
haben große Niederlagen ihrer Waare, und gewöhn-
lich offene Schreibstuben, in welcher einer am Pulte
sitzt, die Berechnung zu machen, während andere die
Ballen vorzeigen, die Güte ihres Thee's anpreisen,
und den möglichst hohen Preis dafür zu erhalten
suchen.

Die Theepflanze war ursprünglich nur in China
oder Japan zu Hause, vermuthlich in beiden Ländern.
Sie ward schon von den frühern Eingebornen dieses
Landes seit uralten Zeiten benutzt. Nur in einem
besondern Theile des chinesischen Reiches aber wird
diese Pflanze gebaut; und dieser Theil, welcher auf
der östlichen Seite ohngefähr zwischen dem 30ten und
33ten Grade nördlicher Breite liegt, wird von den
Eingebornen „das Theeland“ genannt. Der nörd-
lichere Theil von China würde zu kalt, und der süd-
lichere zu heiß dafür seyn. Jedoch befinden sich in
der Nähe von Canton einige unbedeutende Pflanzun-
gen. Die Chinesen nennen die Pflanze „Tscha“ oder
„Tha“. Sie ziehen dieselbe aus Saamen, welcher
in Reihen, die 4 bis 5 Fuß auseinander stehen, ge-
steckt wird; aber sein Gedeihen ist so unsicher, selbst
in seinem Geburtslande, daß man in jedes Loch sie-
ben bis acht Körner stecken muß. Der Boden, welcher
sich zwischen den Reihen befindet, wird stets vom
Unkraut gereinigt, und die Pflanzen brauchen keine
größere Höhe zu erreichen, als nöthig ist, um die
Blätter bequem einernten zu können ( von 4 bis 5
Fuß ) . Die erste Blätter = Ernte wird nicht eher als
drei Jahre nach der Aussaat gehalten; und wenn die
Bäume 6 bis 7 Jahre alt sind, so wird der Ertrag
davon so gering, daß sie ausgerissen werden, um
Raum für eine frische Pflanzung zu machen. Die
Blüthen des Thee=Strauches sind weiß, und gleichen
etwas den wilden Hecken=Rosen; aus diesen Blüthen
entstehen später weiche Beeren oder Hülsen, von
denen jede ein auch mehrere Saamenkörner enthält.
Die Pflanze wird zwar in tiefen wie auf hohen
Lagen fortkommen, aber am allerbesten gedeiht sie nur,
und gibt Blätter von der feinsten Qualität, wenn
sie auf lockern, steinigen Böden angebaut wird.

Die Blätter werden des Jahres von ein bis
vier Mahl eingesammelt, je nachdem der Strauch
alt ist. Gemeiniglich bestehen drei festgesetzte Ernten;
die erste beginnt ohngefähr Mitte April, die zweite
ist mitten im Sommer, und die letzte schließt wäh-
rend des Augusts und Septembers. Die zuerst gewon-
nenen Blätter haben eine sehr zarte Farbe, und
besitzen den aromatischsten Wohlgeruch, eben so haben
sie nur dünne Fasern, und nur sehr wenig Bitterkeit.
Dieß ist der beste und theuerste Thee, man nennt
ihn Kaiserthee, weil er vorzüglich für den kaiserlichen
[Spaltenumbruch] Hof und die Mandarinen bestimmt ist. Er wird jetzt
auch in einem kaiserlich russischen Garten cultivirt.
Der russische Botanist Howa brachte die Pflanze im
Oktober 1817 nach Frankreich. Dort ist die Staude
2 bis 3 Fuß hoch geworden. Um diesen Thee in
höchster Vollkommenheit zu genießen, pflückt man die
gewählten Blätter auf dem Theetisch, und legt sie
frisch in heißes Wasser, dann ist dieser Aufguß eben
so balsamisch als magenstärkend. Die Blätter von
der zweiten Ernte sind von einem volldunklen Grün,
und haben weniger werthvolle Eigenschaften, als die
erstern; die zuletzt gelesenen sind aber ganz dun-
kelgrün, und sind von noch niedrigerem Gehalte.
Erstens wird die Qualität durch das Alter des
Strauches bestimmt, auf welchem die Blätter gewach-
sen, und dann kommt alles auf die Art der Lage
an, welche sie hatten; Blätter von jungen Sträu-
chen und von den besten Lagen bilden die erste vor-
züglichste Gattung.

Sobald die Blätter abgepflückt worden sind,
werden sie in breite und tiefe Körbe gelegt, und
einige Stunden an die Luft oder in die Sonne ge-
stellt. Dann werden sie auf eine flache Pfanne von
Gußeisen gelegt, und über ein schwaches Feuer von
Holzkohlen gehalten; ein halbes bis dreiviertel Pfund
Blätter wird so auf einmal gedörrt. Während sie
in der Pfanne liegen, rührt man sie schnell mit einer
Art Bürste herum, und schüttet sie dann eben so rasch
aus derselben in die Körbe. Das Nächste was ge-
schieht, ist das Rollen derselben, welches durch ein
sorgfältiges Reiben zwischen Menschenhänden bewerk-
stelligt wird; hierauf legt man sie wieder in größern
Portionen auf die Pfanne, welche auf dem Feuer
steht, aber dießmal wird weniger Hitze angewendet
als früher, nicht mehr als nöthig ist, um sie hinrei-
chend zu trocknen, damit sie nicht etwa sengen. Jst
dieß geschehen, so wird der Thee auf einen Tisch
geschüttet und sorgfältig gelesen; jedes unansehnliche
oder schlecht getrocknete Blatt, welches man findet,
wird bis zuletzt zurückgelegt, damit die Probe, welche
davon zum Kauf angeboten wird, sowohl hinsichtlich
ihrer Gleichheit als auch ihrer Güte ein besseres
Ansehen erhält.

Die Namen, welche einige der besten Theesorten
in China führen, erhalten sie von den Orten, in
welchen sie gewonnen werden, andere werden wieder
nach der Zeit ihrer Einsammlung unterschieden, oder
nach der Art ihrer Fabrikation so wie anderer äuße-
rer Umstände. Der Unterschied der Zurichtung gibt
2 Hauptgattungen des Thees: grünen Thee ( Thee
Hayssan oder Hysson, auch Thee Singlo oder Son-
glo ) und braunen Thee ( Thee Boy oder Bohee ) , zu
welchem letztern alle Arten Thee Pecco, Thee Congo
und Thee Ziou = Ziouny gehören. Der Thee, den
wir aus China zur See erhalten, ist nicht immer
ganz rein, und oft aus Gewinnsucht mit andern
Blättern vermischt; auch verliert er auf der See
durch den langen Transport viel von den salzigen
Bestandtheilen, die er von Natur hat. Für den
besten Thee wird derjenige gehalten, welchen die
russischen Kaufleute der jährlich nach China gehenden
Caravane zurückbringen, und der daher Caravanenthee
genannt wird. Man ist sehr oft der Meinung gewe-
sen, daß die schöne grüne Farbe dem Thee durch
Kupferplatten gegeben würde, auf welchen man ihn
dörre. Aber dieser Verdacht ist durchaus ungegrün-
det, denn Kupfer wird nie dazu genommen. Man
hat durch untrügliche Mittel wiederhohlte Versuche

[Ende Spaltensatz]
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Die Pflanze wird zwar in tiefen wie auf hohen Lagen fortkommen, aber am allerbesten gedeiht sie nur, und gibt Blätter von der feinsten Qualität, wenn sie auf lockern, steinigen Böden angebaut wird. Die Blätter werden des Jahres von ein bis vier Mahl eingesammelt, je nachdem der Strauch alt ist. Gemeiniglich bestehen drei festgesetzte Ernten; die erste beginnt ohngefähr Mitte April, die zweite ist mitten im Sommer, und die letzte schließt wäh- rend des Augusts und Septembers. Die zuerst gewon- nenen Blätter haben eine sehr zarte Farbe, und besitzen den aromatischsten Wohlgeruch, eben so haben sie nur dünne Fasern, und nur sehr wenig Bitterkeit. Dieß ist der beste und theuerste Thee, man nennt ihn Kaiserthee, weil er vorzüglich für den kaiserlichen Hof und die Mandarinen bestimmt ist. Er wird jetzt auch in einem kaiserlich russischen Garten cultivirt. Der russische Botanist Howa brachte die Pflanze im Oktober 1817 nach Frankreich. Dort ist die Staude 2 bis 3 Fuß hoch geworden. 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Dann werden sie auf eine flache Pfanne von Gußeisen gelegt, und über ein schwaches Feuer von Holzkohlen gehalten; ein halbes bis dreiviertel Pfund Blätter wird so auf einmal gedörrt. Während sie in der Pfanne liegen, rührt man sie schnell mit einer Art Bürste herum, und schüttet sie dann eben so rasch aus derselben in die Körbe. Das Nächste was ge- schieht, ist das Rollen derselben, welches durch ein sorgfältiges Reiben zwischen Menschenhänden bewerk- stelligt wird; hierauf legt man sie wieder in größern Portionen auf die Pfanne, welche auf dem Feuer steht, aber dießmal wird weniger Hitze angewendet als früher, nicht mehr als nöthig ist, um sie hinrei- chend zu trocknen, damit sie nicht etwa sengen. 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Der Thee, den wir aus China zur See erhalten, ist nicht immer ganz rein, und oft aus Gewinnsucht mit andern Blättern vermischt; auch verliert er auf der See durch den langen Transport viel von den salzigen Bestandtheilen, die er von Natur hat. Für den besten Thee wird derjenige gehalten, welchen die russischen Kaufleute der jährlich nach China gehenden Caravane zurückbringen, und der daher Caravanenthee genannt wird. Man ist sehr oft der Meinung gewe- sen, daß die schöne grüne Farbe dem Thee durch Kupferplatten gegeben würde, auf welchen man ihn dörre. Aber dieser Verdacht ist durchaus ungegrün- det, denn Kupfer wird nie dazu genommen. Man hat durch untrügliche Mittel wiederhohlte Versuche

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1834, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama13_1834/7>, abgerufen am 21.11.2024.