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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 20. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Ueberlegenheit dieser Schneeschuhläufer zeigt sich na-
mentlich gegen Truppen, die durch einen langen
Marsch ermüdet sind, und Halt machen müssen.
Welche Vorsichtsmaßregeln nun auch der Feind er-
greifen mag, stets ist er in Gefahr, von diesen
Schneeschuhläufern angefallen zu werden, die kein
Hinderniß aufhält, und die ohne Unterschied über
Sümpfe und Seen, über Flüsse und Berge fortkom-
men. Auch wo das Eis zu schwach ist, um den
Fuß eines Menschen zu tragen, da glitscht der
Schneeschuhläufer in seinem eiligen Laufe gefahrlos
hinüber. Jm Winter gibt es kein geeigneteres Korps,
um den Feind auszuspähen, seinen Bewegungen zu
folgen, und über seinen Marsch die genaueste Aus-
kunft zu geben. Sie transportiren ihre Munition
und Bagage auf leichten Holzschlitten, Skie Kjelke
[Spaltenumbruch] genannt, die ein Mann leicht vermittelst eines Rie-
mens zieht, den er um die Schulter schlingt; auch
bedienen sie sich dieser Schlitten, um ihre Verwun-
deten fortzuschaffen. Mehr als einmal haben die
Skielobere große Dienste geleistet durch die Erhal-
tung der Verbindung zwischen weit von einander ent-
fernten Armeekorps und den Ueberfall feindlicher De-
taschements. Man erzählt mehrere Fälle, wo sie
Nachrichten nach entfernten Orten mit staunenerre-
gender Schnelle brachten. Als Karl XII. vor
Friedrichshall erschossen, und Estafetten nach
allen Punkten des Königreichs abgesendet wurden,
erboten sich Skielobere die Nachricht nach dem über
200 Stunden entfernten Drontheim zu bringen,
wo sie auch 12 Stunden vor den Estafetten an-
kamen.     A.

[Ende Spaltensatz]


[Abbildung] ( Das Amphitheater von Petra. )
[Beginn Spaltensatz]
Die Theater des Alterthums.

Amphitheater nannte man ein bei den Römern
zu Kampfspielen der Fechter und wilden Thiere
bestimmtes Gebäude ohne Dach, in runder oder ova-
ler Form. Jn dessen Mitte befand sich die Arena,
ein großer, mit Sand bestreuter Platz, auf welchem
die Kampfspiele vorgestellt wurden. Rings herum
waren die zur Aufbewahrung der Thiere bestimmten
Gewölbe; über diesen war die Gallerie, und von
dieser an erhoben sich immer höher und weiter ent-
fernt die Sitze, von denen die ersten 14 für die
Senatoren und Ritter, die obern aber für das ge-
meine Volk bestimmt waren. Julius Cäsar ließ
709 nach Roms Erbauung das erste größere Am-
phitheater zu Rom für seine Fechterspiele errichten;
es war von Holz, und wurde nach dem Gebrauch
wieder abgetragen. Statilius Taurus erbaute
20 Jahre später das erste von Stein. Das Coli-
seum zu Rom ist das größte aller Amphitheater
des Alterthums. Jn Verona befindet sich ein sol-
ches ( ein anderes steht noch in Pola ) , dessen Jnne-
res noch ganz die alte Bauart zeigt, und sorgfältig
unterhalten wird; man nennt es dort Arena. Von
allen römischen Alterthümern hat keines der Zeit so
sehr widerstanden, wie dieses merkwürdige Gebäude,
[Spaltenumbruch] dessen Form oval, und dessen Bauart im Geschmack
des Koliseums zu Rom ist. Amphitheater wird ge-
genwärtig, nach den Franzosen, der Platz genannt,
welcher bei unsern Theatern der Bühne gegenüber
ist, und auf welchem Bänke, die immer höher und
höher steigen, angebracht sind.     C.



Volksgebräuche im Fürstenthum Wales.

Bei Leichenbegängnissen übt man noch manchmal
den alten Gebrauch aus, auf dem Sarge des Todten,
wenn man ihn aus dem Hause trägt, Brot und
Bier oder Wein an die Armen zu vertheilen; aber
ehemals verband man mit diesem Gebrauche sonder-
bare Meinungen. Es gab nämlich in vielen Dör-
fern einen armen Greis, mit dem Beinamen: " Sin
Eater
" ( Sündenesser ) , dessen Geschäft darin bestand,
für einen bestimmten Sold mit seiner Seele für die
Seelenruhe der verstorbenen Person einzustehen. Am
Tage der Leichenfeierlichkeit, wenn man den Sarg
wegtrug, setzte man denselben zuerst auf der Thür-
schwelle des Hauses nieder; der Alte, dessen Ge-
werbe es war, die Sünden des Verstorbenen zu
verschlucken, erschien, man reichte ihm auf dem
Sarge ein Brot, ein Gefäß mit Bier angefüllt,
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Ueberlegenheit dieser Schneeschuhläufer zeigt sich na-
mentlich gegen Truppen, die durch einen langen
Marsch ermüdet sind, und Halt machen müssen.
Welche Vorsichtsmaßregeln nun auch der Feind er-
greifen mag, stets ist er in Gefahr, von diesen
Schneeschuhläufern angefallen zu werden, die kein
Hinderniß aufhält, und die ohne Unterschied über
Sümpfe und Seen, über Flüsse und Berge fortkom-
men. Auch wo das Eis zu schwach ist, um den
Fuß eines Menschen zu tragen, da glitscht der
Schneeschuhläufer in seinem eiligen Laufe gefahrlos
hinüber. Jm Winter gibt es kein geeigneteres Korps,
um den Feind auszuspähen, seinen Bewegungen zu
folgen, und über seinen Marsch die genaueste Aus-
kunft zu geben. Sie transportiren ihre Munition
und Bagage auf leichten Holzschlitten, Skie Kjelke
[Spaltenumbruch] genannt, die ein Mann leicht vermittelst eines Rie-
mens zieht, den er um die Schulter schlingt; auch
bedienen sie sich dieser Schlitten, um ihre Verwun-
deten fortzuschaffen. Mehr als einmal haben die
Skielobere große Dienste geleistet durch die Erhal-
tung der Verbindung zwischen weit von einander ent-
fernten Armeekorps und den Ueberfall feindlicher De-
taschements. Man erzählt mehrere Fälle, wo sie
Nachrichten nach entfernten Orten mit staunenerre-
gender Schnelle brachten. Als Karl XII. vor
Friedrichshall erschossen, und Estafetten nach
allen Punkten des Königreichs abgesendet wurden,
erboten sich Skielobere die Nachricht nach dem über
200 Stunden entfernten Drontheim zu bringen,
wo sie auch 12 Stunden vor den Estafetten an-
kamen.     A.

[Ende Spaltensatz]


[Abbildung] ( Das Amphitheater von Petra. )
[Beginn Spaltensatz]
Die Theater des Alterthums.

Amphitheater nannte man ein bei den Römern
zu Kampfspielen der Fechter und wilden Thiere
bestimmtes Gebäude ohne Dach, in runder oder ova-
ler Form. Jn dessen Mitte befand sich die Arena,
ein großer, mit Sand bestreuter Platz, auf welchem
die Kampfspiele vorgestellt wurden. Rings herum
waren die zur Aufbewahrung der Thiere bestimmten
Gewölbe; über diesen war die Gallerie, und von
dieser an erhoben sich immer höher und weiter ent-
fernt die Sitze, von denen die ersten 14 für die
Senatoren und Ritter, die obern aber für das ge-
meine Volk bestimmt waren. Julius Cäsar ließ
709 nach Roms Erbauung das erste größere Am-
phitheater zu Rom für seine Fechterspiele errichten;
es war von Holz, und wurde nach dem Gebrauch
wieder abgetragen. Statilius Taurus erbaute
20 Jahre später das erste von Stein. Das Coli-
seum zu Rom ist das größte aller Amphitheater
des Alterthums. Jn Verona befindet sich ein sol-
ches ( ein anderes steht noch in Pola ) , dessen Jnne-
res noch ganz die alte Bauart zeigt, und sorgfältig
unterhalten wird; man nennt es dort Arena. Von
allen römischen Alterthümern hat keines der Zeit so
sehr widerstanden, wie dieses merkwürdige Gebäude,
[Spaltenumbruch] dessen Form oval, und dessen Bauart im Geschmack
des Koliseums zu Rom ist. Amphitheater wird ge-
genwärtig, nach den Franzosen, der Platz genannt,
welcher bei unsern Theatern der Bühne gegenüber
ist, und auf welchem Bänke, die immer höher und
höher steigen, angebracht sind.     C.



Volksgebräuche im Fürstenthum Wales.

Bei Leichenbegängnissen übt man noch manchmal
den alten Gebrauch aus, auf dem Sarge des Todten,
wenn man ihn aus dem Hause trägt, Brot und
Bier oder Wein an die Armen zu vertheilen; aber
ehemals verband man mit diesem Gebrauche sonder-
bare Meinungen. Es gab nämlich in vielen Dör-
fern einen armen Greis, mit dem Beinamen: „ Sin
Eater
“ ( Sündenesser ) , dessen Geschäft darin bestand,
für einen bestimmten Sold mit seiner Seele für die
Seelenruhe der verstorbenen Person einzustehen. Am
Tage der Leichenfeierlichkeit, wenn man den Sarg
wegtrug, setzte man denselben zuerst auf der Thür-
schwelle des Hauses nieder; der Alte, dessen Ge-
werbe es war, die Sünden des Verstorbenen zu
verschlucken, erschien, man reichte ihm auf dem
Sarge ein Brot, ein Gefäß mit Bier angefüllt,
[Ende Spaltensatz]

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[157/0005] Panorama des Universums. Ueberlegenheit dieser Schneeschuhläufer zeigt sich na- mentlich gegen Truppen, die durch einen langen Marsch ermüdet sind, und Halt machen müssen. Welche Vorsichtsmaßregeln nun auch der Feind er- greifen mag, stets ist er in Gefahr, von diesen Schneeschuhläufern angefallen zu werden, die kein Hinderniß aufhält, und die ohne Unterschied über Sümpfe und Seen, über Flüsse und Berge fortkom- men. Auch wo das Eis zu schwach ist, um den Fuß eines Menschen zu tragen, da glitscht der Schneeschuhläufer in seinem eiligen Laufe gefahrlos hinüber. Jm Winter gibt es kein geeigneteres Korps, um den Feind auszuspähen, seinen Bewegungen zu folgen, und über seinen Marsch die genaueste Aus- kunft zu geben. Sie transportiren ihre Munition und Bagage auf leichten Holzschlitten, Skie Kjelke genannt, die ein Mann leicht vermittelst eines Rie- mens zieht, den er um die Schulter schlingt; auch bedienen sie sich dieser Schlitten, um ihre Verwun- deten fortzuschaffen. Mehr als einmal haben die Skielobere große Dienste geleistet durch die Erhal- tung der Verbindung zwischen weit von einander ent- fernten Armeekorps und den Ueberfall feindlicher De- taschements. Man erzählt mehrere Fälle, wo sie Nachrichten nach entfernten Orten mit staunenerre- gender Schnelle brachten. Als Karl XII. vor Friedrichshall erschossen, und Estafetten nach allen Punkten des Königreichs abgesendet wurden, erboten sich Skielobere die Nachricht nach dem über 200 Stunden entfernten Drontheim zu bringen, wo sie auch 12 Stunden vor den Estafetten an- kamen. A. [Abbildung ( Das Amphitheater von Petra. ) ] Die Theater des Alterthums. Amphitheater nannte man ein bei den Römern zu Kampfspielen der Fechter und wilden Thiere bestimmtes Gebäude ohne Dach, in runder oder ova- ler Form. Jn dessen Mitte befand sich die Arena, ein großer, mit Sand bestreuter Platz, auf welchem die Kampfspiele vorgestellt wurden. Rings herum waren die zur Aufbewahrung der Thiere bestimmten Gewölbe; über diesen war die Gallerie, und von dieser an erhoben sich immer höher und weiter ent- fernt die Sitze, von denen die ersten 14 für die Senatoren und Ritter, die obern aber für das ge- meine Volk bestimmt waren. Julius Cäsar ließ 709 nach Roms Erbauung das erste größere Am- phitheater zu Rom für seine Fechterspiele errichten; es war von Holz, und wurde nach dem Gebrauch wieder abgetragen. Statilius Taurus erbaute 20 Jahre später das erste von Stein. Das Coli- seum zu Rom ist das größte aller Amphitheater des Alterthums. Jn Verona befindet sich ein sol- ches ( ein anderes steht noch in Pola ) , dessen Jnne- res noch ganz die alte Bauart zeigt, und sorgfältig unterhalten wird; man nennt es dort Arena. Von allen römischen Alterthümern hat keines der Zeit so sehr widerstanden, wie dieses merkwürdige Gebäude, dessen Form oval, und dessen Bauart im Geschmack des Koliseums zu Rom ist. Amphitheater wird ge- genwärtig, nach den Franzosen, der Platz genannt, welcher bei unsern Theatern der Bühne gegenüber ist, und auf welchem Bänke, die immer höher und höher steigen, angebracht sind. C. Volksgebräuche im Fürstenthum Wales. Bei Leichenbegängnissen übt man noch manchmal den alten Gebrauch aus, auf dem Sarge des Todten, wenn man ihn aus dem Hause trägt, Brot und Bier oder Wein an die Armen zu vertheilen; aber ehemals verband man mit diesem Gebrauche sonder- bare Meinungen. Es gab nämlich in vielen Dör- fern einen armen Greis, mit dem Beinamen: „ Sin Eater “ ( Sündenesser ) , dessen Geschäft darin bestand, für einen bestimmten Sold mit seiner Seele für die Seelenruhe der verstorbenen Person einzustehen. Am Tage der Leichenfeierlichkeit, wenn man den Sarg wegtrug, setzte man denselben zuerst auf der Thür- schwelle des Hauses nieder; der Alte, dessen Ge- werbe es war, die Sünden des Verstorbenen zu verschlucken, erschien, man reichte ihm auf dem Sarge ein Brot, ein Gefäß mit Bier angefüllt,

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 20. Prag, 1836, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama20_1836/5>, abgerufen am 21.11.2024.