Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 22. Prag, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] betrug die Bevölkerung bloß 4302 Seelen; im Jahre
1756 war sie erst auf 13,040 angewachsen; im
Jahre 1790 auf 33,031; im Jahre 1810 auf 96,373.
Jn dem kurzen Zeitraume von 20 Jahren stieg sie
auf mehr als das Doppelte, denn im Jahre 1830
betrug die Bevölkerung 227,021 Seelen, und jetzt
rechnet man 240,000. Die Zahl der Personen,
welche im Jahre 1820 bei der Wahl der Kongreß-
Mitglieder stimmten, betrug über 21,000; in dem-
selben Jahre war das Einkommen der Stadt
1,036,900 Dol. und ihre Schuld betrug 774,455
Dol.; an dem zu New=York befindlichen Zollhause
wurden 21,756,709 D. erhoben, und die fremden
Schiffe, die in den Hafen einliefen, betrugen 450,808
Tonnen. Jm Jahre 1825 starben in New=York
5018 Personen, darunter ein Sechstheil an der Aus-
zehrung, denn das Klima, das im Ganzen für ge-
sund gilt, ist für Leute, die zur Auszehrung geneigt
sind, sehr gefährlich, wahrscheinlich wegen der durch-
dringenden Kälte, die hier im Winter herrscht; die
Sommer dagegen sind sehr mild und angenehm.



Der Fischfang in Schottland.

Vormals waren die schottischen Fischereien viel
beträchtlicher, als sie gegenwärtig sind; sie lieferten
Spanien und den Kolonien Fische; seit der Verei-
nigung Schottlands mit England sind sie sehr in
Verfall gerathen, was man einer Gesetzgebung zu-
schreibt, welche der Ortsbeschaffenheit entgegensteht,
und der Auflage auf das Salz, die das Einsalzen
der Fische erschwert. Auch ist die Regierung ver-
bunden, die Fischerei durch ausgesetzte Preise zu
ermuthigen.

Doch bietet diese Beschäftigung noch Vortheil
genug dar, um auf den unfruchtbaren Küsten den
Ackerbau zu ersetzen. Die Menschen, welche seit der
Kindheit hier wohnen, übertreffen die übrigen Schott-
länder weit an Thätigkeit des Körpers und des
Geistes, und werden gute Matrosen. Die Fische,
womit sich die schottischen Fischer beschäftigen, sind
vorzüglich die Häringe, Lachse und Stockfische.

Man ist noch nicht recht einig über den Weg,
welchen die Häringe nehmen, und über ihr eigent-
liches Vaterland; Viele glauben, daß sie aus dem
Eismeer kommen, und, bei den Shetlands = Jnseln
angelangt, sich in zwei Truppe theilen, wovon ei-
ner nach Osten, der andere nach Westen von Groß-
britanien zieht; aber dieser Meinung widerspricht
die Bemerkung, welche man gemacht hat, daß die
Häringe, welche die Küste von Caithneß besuchen,
weit früher dort ankommen und viel fetter sind, als
jene im Meerbusen von Murray; so sind auch die
Häringe, die in die " Lochs " oder Meerbusen der
Jnsel Lewis dringen, viel fetter und wohlschmecken-
der, als jene, welche man im Westen von Longis-
land und Jrland fischt. Man würde sie für zwei
verschiedene Arten von Häringen halten, die nicht
aus demselben Lande kommen. Die kleinste und am
mindesten geschätzte Art ist jene, welche man, Kes-
sok
gegenüber, am Eingang des Meerbusens von
Murray fischt. Die Lachse, welche in allen Flüs-
sen Schottlands im Ueberflusse gefunden werden,
sind auch so unterschieden, daß von zwei, drei Flüs-
sen, die sich vereinigen, jeder Lachse von einer
verschiedenen Farbe und Größe enthält. Dieß hat
[Spaltenumbruch] man in dem Connan, Orin und der Garva be-
merkt, die sich vereint in den Meerbusen von Cro-
marty
münden. Der Fischfang ist nur vom St.
Andreastag
bis zum 26. August erlaubt. Die
Lachse gehen aus dem Meere zu verschiedenen Zei-
ten in die Flüsse, z. B. in den Eden bei Carlisle
im Anfange des Jänners, und in die nahe gelege-
nen Flüsse Esk und Annan im Monat März; wenn
sie die schottischen Seen durchschwimmen, streichen
sie nur in den kleineren Flüssen, die sich in jene er-
gießen. Man hat in dem Tay zu Perth einen
Lachs von 75 Pfund gefischt; jetzt aber findet man
sie nicht schwerer als 40 Pfund.

Gegen das Ende der Häringszeit kommt der
Stockfisch in die schottischen Meerbusen, man findet
deren im Meerbusen von Pentland, am Cap
Wrath und an den meisten Vorgebirgen im Nor-
den und Westen des Königreichs. Der schottische
Stockfisch ist vortrefflich, aber die Zubereitung ist
nicht ganz gut; um ihn zu fangen vereinigen sich
mehrere Fischer, jeder bringt seine Decke und Le-
bensmittel auf mehrere Tage mit; man geht mit
dem Schiff auf eine kleine Entfernung von der Küste
und wirft den Stockfisch auf den Boden des Fahr-
zeugs, der nicht immer reinlich ist; nach der Rück-
kehr auf die Küste veranstaltet man die Theilung
und nun erst wird der Fisch eingesalzen oder getrock-
net. Die Londoner Wohlschmecker, welche, des
Stockfischfangs wegen, die Küsten von Caithneß
und der Orcaden häufig besuchen, verstehen sich bes-
ser auf das Einsalzen. Der Stockfisch ist besser in
den Meerengen von Pentland und der Orcaden,
wo die Fluth sehr stark ist. Der schottische Fisch-
fang liefert ungefähr 600 Tonnen getrockneter Stock-
fische im Jahre, diejenigen ungerechnet, welche man
auf den Shetlands = Jnseln und im Meerbusen von
Murray fängt, und die mit geschwärztem Salz
auf der Westküste eingesalzen und verkauft werden.

    D.



Das gesellige Leben in Brasilien.

Die gesellschaftlichen Verhältnisse von Rio
Janeiro
sind etwas eingeschränkt; das Theater
( meistens Oper ) und die gewöhnlichen Abendgesell-
schaften ( Spiel, Tanz und Musik ) machen die
Grundlage derselben aus. Ueberdem hat man einen
öffentlichen Spaziergang in der Nähe des Strandes,
der mit schönen Terrassen, Baumgängen, Jasminlau-
ben u. s. w. versehen ist. Hier fehlt es keinen
Abend, meistens bis tief in die Nacht hinein, an
Gesellschaft.

Jn der That zeichnen sich die Frauenzimmer
der höheren Klassen -- denn bloß von diesen kann
hier die Rede seyn -- durch eben so viel Reize als
Anmuth aus. Die Feinheit ihrer Formen, die Lieb-
lichkeit ihrer Züge, das Feuer ihrer Augen, die
Schönheit ihrer Zähne, und die Zartheit ihrer Haut
sind wirklich bewundernswerth. Jhr Blick ist wahr-
haft bezaubernd, besonders beim Tanze. Dabei
haben sie im Umgange eine Lebendigkeit, Offenheit
und Freundlichkeit, die alles hinreißt.

Jhr Kopfputz hat etwas Eigenthümliches, das
ganz zu ihren feinen Gesichtern paßt. Das Haar
ist nämlich vorn glatt von der Stirn zurückgelegt,
und auf's zierlichste mit künstlichen oder natürlichen
Blumen besteckt. Unter letztern wird besonders der
Jasmin, der Polianth und die Plumeria bemerkt.
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] betrug die Bevölkerung bloß 4302 Seelen; im Jahre
1756 war sie erst auf 13,040 angewachsen; im
Jahre 1790 auf 33,031; im Jahre 1810 auf 96,373.
Jn dem kurzen Zeitraume von 20 Jahren stieg sie
auf mehr als das Doppelte, denn im Jahre 1830
betrug die Bevölkerung 227,021 Seelen, und jetzt
rechnet man 240,000. Die Zahl der Personen,
welche im Jahre 1820 bei der Wahl der Kongreß-
Mitglieder stimmten, betrug über 21,000; in dem-
selben Jahre war das Einkommen der Stadt
1,036,900 Dol. und ihre Schuld betrug 774,455
Dol.; an dem zu New=York befindlichen Zollhause
wurden 21,756,709 D. erhoben, und die fremden
Schiffe, die in den Hafen einliefen, betrugen 450,808
Tonnen. Jm Jahre 1825 starben in New=York
5018 Personen, darunter ein Sechstheil an der Aus-
zehrung, denn das Klima, das im Ganzen für ge-
sund gilt, ist für Leute, die zur Auszehrung geneigt
sind, sehr gefährlich, wahrscheinlich wegen der durch-
dringenden Kälte, die hier im Winter herrscht; die
Sommer dagegen sind sehr mild und angenehm.



Der Fischfang in Schottland.

Vormals waren die schottischen Fischereien viel
beträchtlicher, als sie gegenwärtig sind; sie lieferten
Spanien und den Kolonien Fische; seit der Verei-
nigung Schottlands mit England sind sie sehr in
Verfall gerathen, was man einer Gesetzgebung zu-
schreibt, welche der Ortsbeschaffenheit entgegensteht,
und der Auflage auf das Salz, die das Einsalzen
der Fische erschwert. Auch ist die Regierung ver-
bunden, die Fischerei durch ausgesetzte Preise zu
ermuthigen.

Doch bietet diese Beschäftigung noch Vortheil
genug dar, um auf den unfruchtbaren Küsten den
Ackerbau zu ersetzen. Die Menschen, welche seit der
Kindheit hier wohnen, übertreffen die übrigen Schott-
länder weit an Thätigkeit des Körpers und des
Geistes, und werden gute Matrosen. Die Fische,
womit sich die schottischen Fischer beschäftigen, sind
vorzüglich die Häringe, Lachse und Stockfische.

Man ist noch nicht recht einig über den Weg,
welchen die Häringe nehmen, und über ihr eigent-
liches Vaterland; Viele glauben, daß sie aus dem
Eismeer kommen, und, bei den Shetlands = Jnseln
angelangt, sich in zwei Truppe theilen, wovon ei-
ner nach Osten, der andere nach Westen von Groß-
britanien zieht; aber dieser Meinung widerspricht
die Bemerkung, welche man gemacht hat, daß die
Häringe, welche die Küste von Caithneß besuchen,
weit früher dort ankommen und viel fetter sind, als
jene im Meerbusen von Murray; so sind auch die
Häringe, die in die „ Lochs “ oder Meerbusen der
Jnsel Lewis dringen, viel fetter und wohlschmecken-
der, als jene, welche man im Westen von Longis-
land und Jrland fischt. Man würde sie für zwei
verschiedene Arten von Häringen halten, die nicht
aus demselben Lande kommen. Die kleinste und am
mindesten geschätzte Art ist jene, welche man, Kes-
sok
gegenüber, am Eingang des Meerbusens von
Murray fischt. Die Lachse, welche in allen Flüs-
sen Schottlands im Ueberflusse gefunden werden,
sind auch so unterschieden, daß von zwei, drei Flüs-
sen, die sich vereinigen, jeder Lachse von einer
verschiedenen Farbe und Größe enthält. Dieß hat
[Spaltenumbruch] man in dem Connan, Orin und der Garva be-
merkt, die sich vereint in den Meerbusen von Cro-
marty
münden. Der Fischfang ist nur vom St.
Andreastag
bis zum 26. August erlaubt. Die
Lachse gehen aus dem Meere zu verschiedenen Zei-
ten in die Flüsse, z. B. in den Eden bei Carlisle
im Anfange des Jänners, und in die nahe gelege-
nen Flüsse Esk und Annan im Monat März; wenn
sie die schottischen Seen durchschwimmen, streichen
sie nur in den kleineren Flüssen, die sich in jene er-
gießen. Man hat in dem Tay zu Perth einen
Lachs von 75 Pfund gefischt; jetzt aber findet man
sie nicht schwerer als 40 Pfund.

Gegen das Ende der Häringszeit kommt der
Stockfisch in die schottischen Meerbusen, man findet
deren im Meerbusen von Pentland, am Cap
Wrath und an den meisten Vorgebirgen im Nor-
den und Westen des Königreichs. Der schottische
Stockfisch ist vortrefflich, aber die Zubereitung ist
nicht ganz gut; um ihn zu fangen vereinigen sich
mehrere Fischer, jeder bringt seine Decke und Le-
bensmittel auf mehrere Tage mit; man geht mit
dem Schiff auf eine kleine Entfernung von der Küste
und wirft den Stockfisch auf den Boden des Fahr-
zeugs, der nicht immer reinlich ist; nach der Rück-
kehr auf die Küste veranstaltet man die Theilung
und nun erst wird der Fisch eingesalzen oder getrock-
net. Die Londoner Wohlschmecker, welche, des
Stockfischfangs wegen, die Küsten von Caithneß
und der Orcaden häufig besuchen, verstehen sich bes-
ser auf das Einsalzen. Der Stockfisch ist besser in
den Meerengen von Pentland und der Orcaden,
wo die Fluth sehr stark ist. Der schottische Fisch-
fang liefert ungefähr 600 Tonnen getrockneter Stock-
fische im Jahre, diejenigen ungerechnet, welche man
auf den Shetlands = Jnseln und im Meerbusen von
Murray fängt, und die mit geschwärztem Salz
auf der Westküste eingesalzen und verkauft werden.

    D.



Das gesellige Leben in Brasilien.

Die gesellschaftlichen Verhältnisse von Rio
Janeiro
sind etwas eingeschränkt; das Theater
( meistens Oper ) und die gewöhnlichen Abendgesell-
schaften ( Spiel, Tanz und Musik ) machen die
Grundlage derselben aus. Ueberdem hat man einen
öffentlichen Spaziergang in der Nähe des Strandes,
der mit schönen Terrassen, Baumgängen, Jasminlau-
ben u. s. w. versehen ist. Hier fehlt es keinen
Abend, meistens bis tief in die Nacht hinein, an
Gesellschaft.

Jn der That zeichnen sich die Frauenzimmer
der höheren Klassen — denn bloß von diesen kann
hier die Rede seyn — durch eben so viel Reize als
Anmuth aus. Die Feinheit ihrer Formen, die Lieb-
lichkeit ihrer Züge, das Feuer ihrer Augen, die
Schönheit ihrer Zähne, und die Zartheit ihrer Haut
sind wirklich bewundernswerth. Jhr Blick ist wahr-
haft bezaubernd, besonders beim Tanze. Dabei
haben sie im Umgange eine Lebendigkeit, Offenheit
und Freundlichkeit, die alles hinreißt.

Jhr Kopfputz hat etwas Eigenthümliches, das
ganz zu ihren feinen Gesichtern paßt. Das Haar
ist nämlich vorn glatt von der Stirn zurückgelegt,
und auf's zierlichste mit künstlichen oder natürlichen
Blumen besteckt. Unter letztern wird besonders der
Jasmin, der Polianth und die Plumeria bemerkt.
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="174"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/>
betrug die Bevölkerung bloß 4302 Seelen; im Jahre<lb/>
1756 war sie erst auf 13,040 angewachsen; im<lb/>
Jahre 1790 auf 33,031; im Jahre 1810 auf 96,373.<lb/>
Jn dem kurzen Zeitraume von 20 Jahren stieg sie<lb/>
auf mehr als das Doppelte, denn im Jahre 1830<lb/>
betrug die Bevölkerung 227,021 Seelen, und jetzt<lb/>
rechnet man 240,000. Die Zahl der Personen,<lb/>
welche im Jahre 1820 bei der Wahl der Kongreß-<lb/>
Mitglieder stimmten, betrug über 21,000; in dem-<lb/>
selben Jahre war das Einkommen der Stadt<lb/>
1,036,900 Dol. und ihre Schuld betrug 774,455<lb/>
Dol.; an dem zu <hi rendition="#g">New=York</hi> befindlichen Zollhause<lb/>
wurden 21,756,709 D. erhoben, und die fremden<lb/>
Schiffe, die in den Hafen einliefen, betrugen 450,808<lb/>
Tonnen. Jm Jahre 1825 starben in <hi rendition="#g">New=York</hi><lb/>
5018 Personen, darunter ein Sechstheil an der Aus-<lb/>
zehrung, denn das Klima, das im Ganzen für ge-<lb/>
sund gilt, ist für Leute, die zur Auszehrung geneigt<lb/>
sind, sehr gefährlich, wahrscheinlich wegen der durch-<lb/>
dringenden Kälte, die hier im Winter herrscht; die<lb/>
Sommer dagegen sind sehr mild und angenehm.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Der Fischfang in Schottland.</hi> </head><lb/>
        <p>Vormals waren die schottischen Fischereien viel<lb/>
beträchtlicher, als sie gegenwärtig sind; sie lieferten<lb/>
Spanien und den Kolonien Fische; seit der Verei-<lb/>
nigung Schottlands mit England sind sie sehr in<lb/>
Verfall gerathen, was man einer Gesetzgebung zu-<lb/>
schreibt, welche der Ortsbeschaffenheit entgegensteht,<lb/>
und der Auflage auf das Salz, die das Einsalzen<lb/>
der Fische erschwert. Auch ist die Regierung ver-<lb/>
bunden, die Fischerei durch ausgesetzte Preise zu<lb/>
ermuthigen.</p><lb/>
        <p>Doch bietet diese Beschäftigung noch Vortheil<lb/>
genug dar, um auf den unfruchtbaren Küsten den<lb/>
Ackerbau zu ersetzen. Die Menschen, welche seit der<lb/>
Kindheit hier wohnen, übertreffen die übrigen Schott-<lb/>
länder weit an Thätigkeit des Körpers und des<lb/>
Geistes, und werden gute Matrosen. Die Fische,<lb/>
womit sich die schottischen Fischer beschäftigen, sind<lb/>
vorzüglich die Häringe, Lachse und Stockfische.</p><lb/>
        <p>Man ist noch nicht recht einig über den Weg,<lb/>
welchen die Häringe nehmen, und über ihr eigent-<lb/>
liches Vaterland; Viele glauben, daß sie aus dem<lb/>
Eismeer kommen, und, bei den Shetlands = Jnseln<lb/>
angelangt, sich in zwei Truppe theilen, wovon ei-<lb/>
ner nach Osten, der andere nach Westen von Groß-<lb/>
britanien zieht; aber dieser Meinung widerspricht<lb/>
die Bemerkung, welche man gemacht hat, daß die<lb/>
Häringe, welche die Küste von <hi rendition="#g">Caithneß</hi> besuchen,<lb/>
weit früher dort ankommen und viel fetter sind, als<lb/>
jene im Meerbusen von <hi rendition="#g">Murray;</hi> so sind auch die<lb/>
Häringe, die in die &#x201E; <hi rendition="#aq">Lochs</hi> &#x201C; oder Meerbusen der<lb/>
Jnsel Lewis dringen, viel fetter und wohlschmecken-<lb/>
der, als jene, welche man im Westen von Longis-<lb/>
land und Jrland fischt. Man würde sie für zwei<lb/>
verschiedene Arten von Häringen halten, die nicht<lb/>
aus demselben Lande kommen. Die kleinste und am<lb/>
mindesten geschätzte Art ist jene, welche man, <hi rendition="#g">Kes-<lb/>
sok</hi> gegenüber, am Eingang des Meerbusens von<lb/><hi rendition="#g">Murray</hi> fischt. Die Lachse, welche in allen Flüs-<lb/>
sen Schottlands im Ueberflusse gefunden werden,<lb/>
sind auch so unterschieden, daß von zwei, drei Flüs-<lb/>
sen, die sich vereinigen, jeder Lachse von einer<lb/>
verschiedenen Farbe und Größe enthält. Dieß hat<lb/><cb n="2"/>
man in dem Connan, Orin und der Garva be-<lb/>
merkt, die sich vereint in den Meerbusen von <hi rendition="#g">Cro-<lb/>
marty</hi> münden. Der Fischfang ist nur vom <hi rendition="#g">St.<lb/>
Andreastag</hi> bis zum 26. August erlaubt. Die<lb/>
Lachse gehen aus dem Meere zu verschiedenen Zei-<lb/>
ten in die Flüsse, z. B. in den Eden bei <hi rendition="#g">Carlisle</hi><lb/>
im Anfange des Jänners, und in die nahe gelege-<lb/>
nen Flüsse Esk und Annan im Monat März; wenn<lb/>
sie die schottischen Seen durchschwimmen, streichen<lb/>
sie nur in den kleineren Flüssen, die sich in jene er-<lb/>
gießen. Man hat in dem Tay zu <hi rendition="#g">Perth</hi> einen<lb/>
Lachs von 75 Pfund gefischt; jetzt aber findet man<lb/>
sie nicht schwerer als 40 Pfund.</p><lb/>
        <p>Gegen das Ende der Häringszeit kommt der<lb/>
Stockfisch in die schottischen Meerbusen, man findet<lb/>
deren im Meerbusen von <hi rendition="#g">Pentland,</hi> am Cap<lb/><hi rendition="#g">Wrath</hi> und an den meisten Vorgebirgen im Nor-<lb/>
den und Westen des Königreichs. Der schottische<lb/>
Stockfisch ist vortrefflich, aber die Zubereitung ist<lb/>
nicht ganz gut; um ihn zu fangen vereinigen sich<lb/>
mehrere Fischer, jeder bringt seine Decke und Le-<lb/>
bensmittel auf mehrere Tage mit; man geht mit<lb/>
dem Schiff auf eine kleine Entfernung von der Küste<lb/>
und wirft den Stockfisch auf den Boden des Fahr-<lb/>
zeugs, der nicht immer reinlich ist; nach der Rück-<lb/>
kehr auf die Küste veranstaltet man die Theilung<lb/>
und nun erst wird der Fisch eingesalzen oder getrock-<lb/>
net. Die Londoner Wohlschmecker, welche, des<lb/>
Stockfischfangs wegen, die Küsten von <hi rendition="#g">Caithneß</hi><lb/>
und der Orcaden häufig besuchen, verstehen sich bes-<lb/>
ser auf das Einsalzen. Der Stockfisch ist besser in<lb/>
den Meerengen von <hi rendition="#g">Pentland</hi> und der Orcaden,<lb/>
wo die Fluth sehr stark ist. Der schottische Fisch-<lb/>
fang liefert ungefähr 600 Tonnen getrockneter Stock-<lb/>
fische im Jahre, diejenigen ungerechnet, welche man<lb/>
auf den Shetlands = Jnseln und im Meerbusen von<lb/><hi rendition="#g">Murray</hi> fängt, und die mit geschwärztem Salz<lb/>
auf der Westküste eingesalzen und verkauft werden.</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  D.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das gesellige Leben in Brasilien.</hi> </head><lb/>
        <p>Die gesellschaftlichen Verhältnisse von <hi rendition="#g">Rio<lb/>
Janeiro</hi> sind etwas eingeschränkt; das Theater<lb/>
( meistens Oper ) und die gewöhnlichen Abendgesell-<lb/>
schaften ( Spiel, Tanz und Musik ) machen die<lb/>
Grundlage derselben aus. Ueberdem hat man einen<lb/>
öffentlichen Spaziergang in der Nähe des Strandes,<lb/>
der mit schönen Terrassen, Baumgängen, Jasminlau-<lb/>
ben u. s. w. versehen ist. Hier fehlt es keinen<lb/>
Abend, meistens bis tief in die Nacht hinein, an<lb/>
Gesellschaft.</p><lb/>
        <p>Jn der That zeichnen sich die Frauenzimmer<lb/>
der höheren Klassen &#x2014; denn bloß von diesen kann<lb/>
hier die Rede seyn &#x2014; durch eben so viel Reize als<lb/>
Anmuth aus. Die Feinheit ihrer Formen, die Lieb-<lb/>
lichkeit ihrer Züge, das Feuer ihrer Augen, die<lb/>
Schönheit ihrer Zähne, und die Zartheit ihrer Haut<lb/>
sind wirklich bewundernswerth. Jhr Blick ist wahr-<lb/>
haft bezaubernd, besonders beim Tanze. Dabei<lb/>
haben sie im Umgange eine Lebendigkeit, Offenheit<lb/>
und Freundlichkeit, die alles hinreißt.</p><lb/>
        <p>Jhr Kopfputz hat etwas Eigenthümliches, das<lb/>
ganz zu ihren feinen Gesichtern paßt. Das Haar<lb/>
ist nämlich vorn glatt von der Stirn zurückgelegt,<lb/>
und auf's zierlichste mit künstlichen oder natürlichen<lb/>
Blumen besteckt. Unter letztern wird besonders der<lb/>
Jasmin, der Polianth und die Plumeria bemerkt.<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0007] Panorama des Universums. betrug die Bevölkerung bloß 4302 Seelen; im Jahre 1756 war sie erst auf 13,040 angewachsen; im Jahre 1790 auf 33,031; im Jahre 1810 auf 96,373. Jn dem kurzen Zeitraume von 20 Jahren stieg sie auf mehr als das Doppelte, denn im Jahre 1830 betrug die Bevölkerung 227,021 Seelen, und jetzt rechnet man 240,000. Die Zahl der Personen, welche im Jahre 1820 bei der Wahl der Kongreß- Mitglieder stimmten, betrug über 21,000; in dem- selben Jahre war das Einkommen der Stadt 1,036,900 Dol. und ihre Schuld betrug 774,455 Dol.; an dem zu New=York befindlichen Zollhause wurden 21,756,709 D. erhoben, und die fremden Schiffe, die in den Hafen einliefen, betrugen 450,808 Tonnen. Jm Jahre 1825 starben in New=York 5018 Personen, darunter ein Sechstheil an der Aus- zehrung, denn das Klima, das im Ganzen für ge- sund gilt, ist für Leute, die zur Auszehrung geneigt sind, sehr gefährlich, wahrscheinlich wegen der durch- dringenden Kälte, die hier im Winter herrscht; die Sommer dagegen sind sehr mild und angenehm. Der Fischfang in Schottland. Vormals waren die schottischen Fischereien viel beträchtlicher, als sie gegenwärtig sind; sie lieferten Spanien und den Kolonien Fische; seit der Verei- nigung Schottlands mit England sind sie sehr in Verfall gerathen, was man einer Gesetzgebung zu- schreibt, welche der Ortsbeschaffenheit entgegensteht, und der Auflage auf das Salz, die das Einsalzen der Fische erschwert. Auch ist die Regierung ver- bunden, die Fischerei durch ausgesetzte Preise zu ermuthigen. Doch bietet diese Beschäftigung noch Vortheil genug dar, um auf den unfruchtbaren Küsten den Ackerbau zu ersetzen. Die Menschen, welche seit der Kindheit hier wohnen, übertreffen die übrigen Schott- länder weit an Thätigkeit des Körpers und des Geistes, und werden gute Matrosen. Die Fische, womit sich die schottischen Fischer beschäftigen, sind vorzüglich die Häringe, Lachse und Stockfische. Man ist noch nicht recht einig über den Weg, welchen die Häringe nehmen, und über ihr eigent- liches Vaterland; Viele glauben, daß sie aus dem Eismeer kommen, und, bei den Shetlands = Jnseln angelangt, sich in zwei Truppe theilen, wovon ei- ner nach Osten, der andere nach Westen von Groß- britanien zieht; aber dieser Meinung widerspricht die Bemerkung, welche man gemacht hat, daß die Häringe, welche die Küste von Caithneß besuchen, weit früher dort ankommen und viel fetter sind, als jene im Meerbusen von Murray; so sind auch die Häringe, die in die „ Lochs “ oder Meerbusen der Jnsel Lewis dringen, viel fetter und wohlschmecken- der, als jene, welche man im Westen von Longis- land und Jrland fischt. Man würde sie für zwei verschiedene Arten von Häringen halten, die nicht aus demselben Lande kommen. Die kleinste und am mindesten geschätzte Art ist jene, welche man, Kes- sok gegenüber, am Eingang des Meerbusens von Murray fischt. Die Lachse, welche in allen Flüs- sen Schottlands im Ueberflusse gefunden werden, sind auch so unterschieden, daß von zwei, drei Flüs- sen, die sich vereinigen, jeder Lachse von einer verschiedenen Farbe und Größe enthält. Dieß hat man in dem Connan, Orin und der Garva be- merkt, die sich vereint in den Meerbusen von Cro- marty münden. Der Fischfang ist nur vom St. Andreastag bis zum 26. August erlaubt. Die Lachse gehen aus dem Meere zu verschiedenen Zei- ten in die Flüsse, z. B. in den Eden bei Carlisle im Anfange des Jänners, und in die nahe gelege- nen Flüsse Esk und Annan im Monat März; wenn sie die schottischen Seen durchschwimmen, streichen sie nur in den kleineren Flüssen, die sich in jene er- gießen. Man hat in dem Tay zu Perth einen Lachs von 75 Pfund gefischt; jetzt aber findet man sie nicht schwerer als 40 Pfund. Gegen das Ende der Häringszeit kommt der Stockfisch in die schottischen Meerbusen, man findet deren im Meerbusen von Pentland, am Cap Wrath und an den meisten Vorgebirgen im Nor- den und Westen des Königreichs. Der schottische Stockfisch ist vortrefflich, aber die Zubereitung ist nicht ganz gut; um ihn zu fangen vereinigen sich mehrere Fischer, jeder bringt seine Decke und Le- bensmittel auf mehrere Tage mit; man geht mit dem Schiff auf eine kleine Entfernung von der Küste und wirft den Stockfisch auf den Boden des Fahr- zeugs, der nicht immer reinlich ist; nach der Rück- kehr auf die Küste veranstaltet man die Theilung und nun erst wird der Fisch eingesalzen oder getrock- net. Die Londoner Wohlschmecker, welche, des Stockfischfangs wegen, die Küsten von Caithneß und der Orcaden häufig besuchen, verstehen sich bes- ser auf das Einsalzen. Der Stockfisch ist besser in den Meerengen von Pentland und der Orcaden, wo die Fluth sehr stark ist. Der schottische Fisch- fang liefert ungefähr 600 Tonnen getrockneter Stock- fische im Jahre, diejenigen ungerechnet, welche man auf den Shetlands = Jnseln und im Meerbusen von Murray fängt, und die mit geschwärztem Salz auf der Westküste eingesalzen und verkauft werden. D. Das gesellige Leben in Brasilien. Die gesellschaftlichen Verhältnisse von Rio Janeiro sind etwas eingeschränkt; das Theater ( meistens Oper ) und die gewöhnlichen Abendgesell- schaften ( Spiel, Tanz und Musik ) machen die Grundlage derselben aus. Ueberdem hat man einen öffentlichen Spaziergang in der Nähe des Strandes, der mit schönen Terrassen, Baumgängen, Jasminlau- ben u. s. w. versehen ist. Hier fehlt es keinen Abend, meistens bis tief in die Nacht hinein, an Gesellschaft. Jn der That zeichnen sich die Frauenzimmer der höheren Klassen — denn bloß von diesen kann hier die Rede seyn — durch eben so viel Reize als Anmuth aus. Die Feinheit ihrer Formen, die Lieb- lichkeit ihrer Züge, das Feuer ihrer Augen, die Schönheit ihrer Zähne, und die Zartheit ihrer Haut sind wirklich bewundernswerth. Jhr Blick ist wahr- haft bezaubernd, besonders beim Tanze. Dabei haben sie im Umgange eine Lebendigkeit, Offenheit und Freundlichkeit, die alles hinreißt. Jhr Kopfputz hat etwas Eigenthümliches, das ganz zu ihren feinen Gesichtern paßt. Das Haar ist nämlich vorn glatt von der Stirn zurückgelegt, und auf's zierlichste mit künstlichen oder natürlichen Blumen besteckt. Unter letztern wird besonders der Jasmin, der Polianth und die Plumeria bemerkt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama22_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama22_1836/7
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 22. Prag, 1836, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama22_1836/7>, abgerufen am 24.11.2024.