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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] nicht eher angegriffen werden, bis das erste ver-
braucht ist.

Doch sind die Uebergänge dieser Regionen nicht
so strenge bemessen, und der Weinstock steigt z. B.
aus der bepflanzten bis in eine Höhe von 4000 F.,
in die Waldregion, hinauf, und etwas tiefer findet
man noch Feigenbäume, und die Birke und Kiefer
kommt noch bis auf 6000 und 6200 Fuß vor. An
der Seite der Montagnola stand sogar in einer
Höhe von 7400 Fuß noch eine Weißpappel, welche
dem Reisenden als besondere Seltenheit gezeigt
wurde. Bis zu einer Höhe von 9000 Fuß findet
man noch viele niedrige Pflanzen, doch immer we-
niger Baumstämme, von hier an aber bis zum
Krater ist jede Spur von Pflanzenleben verloren
und auf dem Aschen= oder Lava=Kegel kommen selbst
nicht einmal die gefärbten Steinflechten mehr vor.

Der berühmte Kastanienbaum di cento cavalli,
also genannt, weil 100 Reiter in seinem Schatten
Raum finden können, soll -- obschon er jetzt in
5 Theile mit einem geräumigen Platz in die Mitte
getheilt ist -- in früherer Zeit nur Ein Riesenbaum ge-
wesen seyn, der im Mittelpunkte und weiter gegen den
Umkreis alles Holz verloren hat, so daß die äußer-
sten Jahrringe mit ihrer Rinde sich zu einigen ent-
fernten Stämmen bildeten; doch sind alle neuern
Naturforscher darüber einig, daß dies immer 5 Stäm-
me gewesen seyn müssen, denen blos die Liebhaber
des Wunderbaren den Ursprung aus einer Wurzel
angedichtet haben.

Ein nicht minder merkwürdiger Kastanien-
baum befindet sich in der Nähe des Erstern, der,
ganz sonderbar verwachsen, einige [unleserliches Material - 12 Zeichen fehlen]Aehnlichkeit mit
einem Schiffe hat, und deßhalb auch Castagno della
nave
genannt wird. Der verkrümmt liegende Stamm
ist ausgehöhlt und nach oben zeigt sich eine Oeffnung,
gleich als sollte sie aus dem innern Schiffraum
aufs Verdeck führen. Grade emporstrebende baum-
starke Aeste bilden die Mastbäume, und ein schiefer
stellt das Bogspreet vor.

Eine Art von Karavanserai ( Wanderhaus ) ,
welches den Besuchern des Aetna einen Schutz= und
Ruhepunkt gewährt, ist die sogenannte Casa inglese
( das englische Haus ) , welches die Reisenden der
Sorgfalt des M. Gemmellaro verdanken, der
zuerst ein kleines steinernes Haus in der Nähe des
Lava=Kegels erbaute. Obschon dieses Gebäude viel
bequemer und dem Berge um ein paar Stunden
näher war, als die feuchte Ziegenhöhle ( Grotta delle
capre
) : so fand man doch in der Folge auch dieses
Häuschen nicht hinreichend für das Bedürfniß der
Reisenden, und im J. 1811 entstand durch Zusam-
menwirkung Gemmellaro's mit den damals anwe-
senden englischen Offizieren, die jetzt vorhandene
Casa inglese, deren Jnschrift also lautet: " Aetnam
perlustrantibus has aedes Britanni in Sicilia Anno
Salutis
1811". ( Den Aetna = Besteigern von den
Britten in Sizilien gewidmet im Jahre des Hei-
les 1811. )

Den schönsten und reichsten Anblick des Aetna
gewährt die Nordseite aus dem Olivenhain des
Klosters [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]Tre Castagne. Der üppigste Blätter-
wuchs der indischen Feigen und der Aloe, des
Pommeranzen=, Lorbeer = und Granatenbaumes, mit
der weiten Fernsicht verbunden, bietet ein wahrhaft
hinreißendes Naturgemählde dar. Eine schöne An-
sicht der Gegend erhält man auch von der soge-
nannten Torre del filosofo ( der Thurm des
[Spaltenumbruch] Weltweisen ) . Trotz dieses Namens scheint hier nie
ein Thurm gestanden zu haben, und die Nachgra-
bungen, welche Gemmellaro im J. 1804 veran-
staltete, zeigten Spuren einer ins Gevierte laufenden
Grundmauer aus Lava=Stücken, durch Mörtel verbun-
den, und 4 Reihen äußerst fester Ziegel. Jm Umkreise
fand man Steinplatten, Theile von Gesimsen und kleine
abgestutzte Blei=Pyramiden, deren Zweck man nicht er-
rathen konnte. Nach den Meinungen der ältern italie-
nischen Althertumsforscher sollte es bald der Sitz des
Empedokles, bald ein Tempel des Vulkan oder
ein Belvedere ( Schönsicht, Lustwarte ) gewesen seyn,
welche die Stadt Catania dem Kaiser Hadrian
habe errichten lassen; doch ist sein Umfang für jeden
dieser Zwecke zu klein.



Der Elephant im Pfluge.

Auf der Jnsel Ceylon bedient man sich gegen-
wärtig der Elephanten zur Bearbeitung der Reis-
felder, und zur Vorbereitung der Aecker für den
Anbau des Kaffee, des Pfeffers und anderer Pflan-
zen. Ein Elephant vollbringt in einem Tage so
viel als 20 Ochsen, was in einem Lande, welches
so schwach bevölkert ist, als Ceylon, viel Zeit erspart
und die Beschickung der Felder sehr erleichtert. Der
Preis eines Elephanten auf Ceylon ist 10 bis 15
Pfund Sterling ( 100 bis 150 fl. C. M. )



Der Negerfürst.

Vor einigen Jahren landete ein Sklavenschiff
von der Küste Afrikas an der Jnsel Porto=Ricco
mit einer Ladung Neger. Der Marquis del
Norte
kaufte einige für seine Ländereien. Unter densel-
ben war ein junger Mann von 25 Jahren, am ganzen
Körper tättovirt, und den die andern Sklaven mit
der größten Ehrfurcht behandelten. Sie wollten nie
den Kopf in seiner Gegenwart bedecken oder sich
niederlassen. Begierig, den Grund dieser Ehrfurcht
gegen Sklaven, wie sie selbst, zu wissen, frug der
Marquis nach der Ursache, und erfuhr, daß derselbe
ein geborner Prinz aus dem Jnnern von Afrika sey.
Er wurde zur Nachtszeit von den Kriegern eines
benachbarten Häuptlings, mit welchem sein Vater
in Krieg war, überfallen, gefangen genommen, und
den Sklavenhändlern verkauft. Der Marquis war
von dieser Erzählung, welche durch die einstimmige
Aussage aller seiner Landsleute bestätigt wurde, so
ergriffen, daß er ihn mit dem ersten Schiffe nach
Afrika zu schicken beschloß. Der Prinz lachte herz-
lich bei dem Gedanken, zurückgeschickt zu werden,
und schlug den Antrag aus, indem er gestand, daß
er als Sklave mehr Zufriedenheit und Ueberfluß ge-
nieße, als wenn er in Afrika an dem Hofe seines
Vaters lebte. Dieser Neger lebt noch auf den Län-
dereien des Marquis und ist ein Beispiel von guter
Aufführung und Sparsamkeit.     Sch.



Verwahrung des Holzes vor Fäulniß.

Vor einem Zeitraume von 20 Jahren hatte
man bereits die Kenntniß, mittelst des ätzenden
Quecksilbersublimats ( salzsaures Quecksilber ) thieri-
sche Stoffe gut aufzubewahren. Diese Entdeckung
wurde nun vor Kurzem von dem Franzosen Kyan
zur Verwahrung des Holzes und der Holzfasern mit
glücklichem Erfolge benützt. Es ist bekannt, daß
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] nicht eher angegriffen werden, bis das erste ver-
braucht ist.

Doch sind die Uebergänge dieser Regionen nicht
so strenge bemessen, und der Weinstock steigt z. B.
aus der bepflanzten bis in eine Höhe von 4000 F.,
in die Waldregion, hinauf, und etwas tiefer findet
man noch Feigenbäume, und die Birke und Kiefer
kommt noch bis auf 6000 und 6200 Fuß vor. An
der Seite der Montagnola stand sogar in einer
Höhe von 7400 Fuß noch eine Weißpappel, welche
dem Reisenden als besondere Seltenheit gezeigt
wurde. Bis zu einer Höhe von 9000 Fuß findet
man noch viele niedrige Pflanzen, doch immer we-
niger Baumstämme, von hier an aber bis zum
Krater ist jede Spur von Pflanzenleben verloren
und auf dem Aschen= oder Lava=Kegel kommen selbst
nicht einmal die gefärbten Steinflechten mehr vor.

Der berühmte Kastanienbaum di cento cavalli,
also genannt, weil 100 Reiter in seinem Schatten
Raum finden können, soll — obschon er jetzt in
5 Theile mit einem geräumigen Platz in die Mitte
getheilt ist — in früherer Zeit nur Ein Riesenbaum ge-
wesen seyn, der im Mittelpunkte und weiter gegen den
Umkreis alles Holz verloren hat, so daß die äußer-
sten Jahrringe mit ihrer Rinde sich zu einigen ent-
fernten Stämmen bildeten; doch sind alle neuern
Naturforscher darüber einig, daß dies immer 5 Stäm-
me gewesen seyn müssen, denen blos die Liebhaber
des Wunderbaren den Ursprung aus einer Wurzel
angedichtet haben.

Ein nicht minder merkwürdiger Kastanien-
baum befindet sich in der Nähe des Erstern, der,
ganz sonderbar verwachsen, einige [unleserliches Material – 12 Zeichen fehlen]Aehnlichkeit mit
einem Schiffe hat, und deßhalb auch Castagno della
nave
genannt wird. Der verkrümmt liegende Stamm
ist ausgehöhlt und nach oben zeigt sich eine Oeffnung,
gleich als sollte sie aus dem innern Schiffraum
aufs Verdeck führen. Grade emporstrebende baum-
starke Aeste bilden die Mastbäume, und ein schiefer
stellt das Bogspreet vor.

Eine Art von Karavanserai ( Wanderhaus ) ,
welches den Besuchern des Aetna einen Schutz= und
Ruhepunkt gewährt, ist die sogenannte Casa inglese
( das englische Haus ) , welches die Reisenden der
Sorgfalt des M. Gemmellaro verdanken, der
zuerst ein kleines steinernes Haus in der Nähe des
Lava=Kegels erbaute. Obschon dieses Gebäude viel
bequemer und dem Berge um ein paar Stunden
näher war, als die feuchte Ziegenhöhle ( Grotta delle
capre
) : so fand man doch in der Folge auch dieses
Häuschen nicht hinreichend für das Bedürfniß der
Reisenden, und im J. 1811 entstand durch Zusam-
menwirkung Gemmellaro's mit den damals anwe-
senden englischen Offizieren, die jetzt vorhandene
Casa inglese, deren Jnschrift also lautet: „ Aetnam
perlustrantibus has aedes Britanni in Sicilia Anno
Salutis
1811“. ( Den Aetna = Besteigern von den
Britten in Sizilien gewidmet im Jahre des Hei-
les 1811. )

Den schönsten und reichsten Anblick des Aetna
gewährt die Nordseite aus dem Olivenhain des
Klosters [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]Tre Castagne. Der üppigste Blätter-
wuchs der indischen Feigen und der Aloe, des
Pommeranzen=, Lorbeer = und Granatenbaumes, mit
der weiten Fernsicht verbunden, bietet ein wahrhaft
hinreißendes Naturgemählde dar. Eine schöne An-
sicht der Gegend erhält man auch von der soge-
nannten Torre del filosofo ( der Thurm des
[Spaltenumbruch] Weltweisen ) . Trotz dieses Namens scheint hier nie
ein Thurm gestanden zu haben, und die Nachgra-
bungen, welche Gemmellaro im J. 1804 veran-
staltete, zeigten Spuren einer ins Gevierte laufenden
Grundmauer aus Lava=Stücken, durch Mörtel verbun-
den, und 4 Reihen äußerst fester Ziegel. Jm Umkreise
fand man Steinplatten, Theile von Gesimsen und kleine
abgestutzte Blei=Pyramiden, deren Zweck man nicht er-
rathen konnte. Nach den Meinungen der ältern italie-
nischen Althertumsforscher sollte es bald der Sitz des
Empedokles, bald ein Tempel des Vulkan oder
ein Belvedere ( Schönsicht, Lustwarte ) gewesen seyn,
welche die Stadt Catania dem Kaiser Hadrian
habe errichten lassen; doch ist sein Umfang für jeden
dieser Zwecke zu klein.



Der Elephant im Pfluge.

Auf der Jnsel Ceylon bedient man sich gegen-
wärtig der Elephanten zur Bearbeitung der Reis-
felder, und zur Vorbereitung der Aecker für den
Anbau des Kaffee, des Pfeffers und anderer Pflan-
zen. Ein Elephant vollbringt in einem Tage so
viel als 20 Ochsen, was in einem Lande, welches
so schwach bevölkert ist, als Ceylon, viel Zeit erspart
und die Beschickung der Felder sehr erleichtert. Der
Preis eines Elephanten auf Ceylon ist 10 bis 15
Pfund Sterling ( 100 bis 150 fl. C. M. )



Der Negerfürst.

Vor einigen Jahren landete ein Sklavenschiff
von der Küste Afrikas an der Jnsel Porto=Ricco
mit einer Ladung Neger. Der Marquis del
Norte
kaufte einige für seine Ländereien. Unter densel-
ben war ein junger Mann von 25 Jahren, am ganzen
Körper tättovirt, und den die andern Sklaven mit
der größten Ehrfurcht behandelten. Sie wollten nie
den Kopf in seiner Gegenwart bedecken oder sich
niederlassen. Begierig, den Grund dieser Ehrfurcht
gegen Sklaven, wie sie selbst, zu wissen, frug der
Marquis nach der Ursache, und erfuhr, daß derselbe
ein geborner Prinz aus dem Jnnern von Afrika sey.
Er wurde zur Nachtszeit von den Kriegern eines
benachbarten Häuptlings, mit welchem sein Vater
in Krieg war, überfallen, gefangen genommen, und
den Sklavenhändlern verkauft. Der Marquis war
von dieser Erzählung, welche durch die einstimmige
Aussage aller seiner Landsleute bestätigt wurde, so
ergriffen, daß er ihn mit dem ersten Schiffe nach
Afrika zu schicken beschloß. Der Prinz lachte herz-
lich bei dem Gedanken, zurückgeschickt zu werden,
und schlug den Antrag aus, indem er gestand, daß
er als Sklave mehr Zufriedenheit und Ueberfluß ge-
nieße, als wenn er in Afrika an dem Hofe seines
Vaters lebte. Dieser Neger lebt noch auf den Län-
dereien des Marquis und ist ein Beispiel von guter
Aufführung und Sparsamkeit.     Sch.



Verwahrung des Holzes vor Fäulniß.

Vor einem Zeitraume von 20 Jahren hatte
man bereits die Kenntniß, mittelst des ätzenden
Quecksilbersublimats ( salzsaures Quecksilber ) thieri-
sche Stoffe gut aufzubewahren. Diese Entdeckung
wurde nun vor Kurzem von dem Franzosen Kyan
zur Verwahrung des Holzes und der Holzfasern mit
glücklichem Erfolge benützt. Es ist bekannt, daß
[Ende Spaltensatz]

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( Den Aetna = Besteigern von den Britten in Sizilien gewidmet im Jahre des Hei- les 1811. ) Den schönsten und reichsten Anblick des Aetna gewährt die Nordseite aus dem Olivenhain des Klosters ___Tre Castagne. Der üppigste Blätter- wuchs der indischen Feigen und der Aloe, des Pommeranzen=, Lorbeer = und Granatenbaumes, mit der weiten Fernsicht verbunden, bietet ein wahrhaft hinreißendes Naturgemählde dar. Eine schöne An- sicht der Gegend erhält man auch von der soge- nannten Torre del filosofo ( der Thurm des Weltweisen ) . Trotz dieses Namens scheint hier nie ein Thurm gestanden zu haben, und die Nachgra- bungen, welche Gemmellaro im J. 1804 veran- staltete, zeigten Spuren einer ins Gevierte laufenden Grundmauer aus Lava=Stücken, durch Mörtel verbun- den, und 4 Reihen äußerst fester Ziegel. Jm Umkreise fand man Steinplatten, Theile von Gesimsen und kleine abgestutzte Blei=Pyramiden, deren Zweck man nicht er- rathen konnte. Nach den Meinungen der ältern italie- nischen Althertumsforscher sollte es bald der Sitz des Empedokles, bald ein Tempel des Vulkan oder ein Belvedere ( Schönsicht, Lustwarte ) gewesen seyn, welche die Stadt Catania dem Kaiser Hadrian habe errichten lassen; doch ist sein Umfang für jeden dieser Zwecke zu klein. Der Elephant im Pfluge. Auf der Jnsel Ceylon bedient man sich gegen- wärtig der Elephanten zur Bearbeitung der Reis- felder, und zur Vorbereitung der Aecker für den Anbau des Kaffee, des Pfeffers und anderer Pflan- zen. Ein Elephant vollbringt in einem Tage so viel als 20 Ochsen, was in einem Lande, welches so schwach bevölkert ist, als Ceylon, viel Zeit erspart und die Beschickung der Felder sehr erleichtert. Der Preis eines Elephanten auf Ceylon ist 10 bis 15 Pfund Sterling ( 100 bis 150 fl. C. M. ) Der Negerfürst. Vor einigen Jahren landete ein Sklavenschiff von der Küste Afrikas an der Jnsel Porto=Ricco mit einer Ladung Neger. Der Marquis del Norte kaufte einige für seine Ländereien. Unter densel- ben war ein junger Mann von 25 Jahren, am ganzen Körper tättovirt, und den die andern Sklaven mit der größten Ehrfurcht behandelten. Sie wollten nie den Kopf in seiner Gegenwart bedecken oder sich niederlassen. Begierig, den Grund dieser Ehrfurcht gegen Sklaven, wie sie selbst, zu wissen, frug der Marquis nach der Ursache, und erfuhr, daß derselbe ein geborner Prinz aus dem Jnnern von Afrika sey. Er wurde zur Nachtszeit von den Kriegern eines benachbarten Häuptlings, mit welchem sein Vater in Krieg war, überfallen, gefangen genommen, und den Sklavenhändlern verkauft. Der Marquis war von dieser Erzählung, welche durch die einstimmige Aussage aller seiner Landsleute bestätigt wurde, so ergriffen, daß er ihn mit dem ersten Schiffe nach Afrika zu schicken beschloß. Der Prinz lachte herz- lich bei dem Gedanken, zurückgeschickt zu werden, und schlug den Antrag aus, indem er gestand, daß er als Sklave mehr Zufriedenheit und Ueberfluß ge- nieße, als wenn er in Afrika an dem Hofe seines Vaters lebte. Dieser Neger lebt noch auf den Län- dereien des Marquis und ist ein Beispiel von guter Aufführung und Sparsamkeit. Sch. Verwahrung des Holzes vor Fäulniß. Vor einem Zeitraume von 20 Jahren hatte man bereits die Kenntniß, mittelst des ätzenden Quecksilbersublimats ( salzsaures Quecksilber ) thieri- sche Stoffe gut aufzubewahren. Diese Entdeckung wurde nun vor Kurzem von dem Franzosen Kyan zur Verwahrung des Holzes und der Holzfasern mit glücklichem Erfolge benützt. Es ist bekannt, daß

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834/6>, abgerufen am 03.12.2024.