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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834.

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Panorama des Universums
[Beginn Spaltensatz] die meisten Holzgattungen, und hauptsächlich jene,
welche zum Schiffbau verwendet werden, einer Art
plötzlicher Vermorschung unterliegen, die man Fäul-
niß oder trockenen Holzfraß nennt, und welche sich
durch die Entwicklung besondrer Arten von Pilzen
kund gibt. Hr. Kyan hielt dafür, daß das ätzende
Quecksilbersublimat zur Zerstörung des Wachsthums
dieser Pilze sehr geeignet seyn dürfte, und der Er-
folg hat seiner Erwartung entsprochen. Sein Ver-
fahren besteht darin, daß er das Holz in eine Auf-
lösung des ätzenden Quecksilbersublimats eintaucht,
welche in ein hölzernes Gefäß gegossen wird, das
geräumig genug seyn muß, um alle Stücke zu fassen,
die man präpariren will. Diese Stücke müssen in
dem Gefäße regelmäßig vertheilt und mit etwas
beschwert werden, damit sie nicht oben auf schwim-
men, wenn die Flüssigkeit darauf gegossen wird. Jn
diesem Zustande läßt man dieselben ungefähr eine
Woche, worauf man mittels einer Pumpe die Flüs-
sigkeit herausschöpft und die Holzstücke wegnimmt,
um sie an der Luft trocknen zu lassen. Die über-
einstimmenden Versuche, die man binnen 3 Jahren
gemacht hat, lassen keinen Zweifel über die Wirksam-
keit dieses Mittels übrig. Es bewahrt nicht allein
das Holz vor der trockenen Fäule, sondern selbst das-
jenige, welches bearbeitet werden soll, braucht, so zu-
bereitet, nicht lange aufbewahrt zu werden, um den
gehörigen Zeitpunkt zum Austrocknen zu erreichen,
und kann ohne Gefahr für die Möbeln oder den
Bau gleich nach der Behandlung mit dem Sublimat
verwendet werden. Dieses Mittel schützt das Holz
auch gegen die Jnsekten, und es ist von solcher
Wichtigkeit, daß man es nicht allein zu allen im
bürgerlichen Leben, zur See, im Militär, zum Han-
delsverkehr, und auf dem Lande nothwendigen Bau-
lichkeiten und Werkzeugen von Holz vortheilhaft be-
nützen kann, sondern daß es auch die Baumwollen-
zeuge, das Segelwerk, die Tapeten aller Arten, Säcke,
Netze, Hängematten und das Tauwerk aller Gattungen,
die Angelleinen der Fischer, und jede Art von Garn
vor dem Verfaulen und Vermorschen bewahren wird.
Unterdessen kommt hiebei noch zu bemerken, daß
das Quecksilbersublimat ein heftiges Gift sey, dessen
Anwendung sehr viele Vorsicht erfordert.

    J. S.



Ostindischer Mädchenraub.

Vor kurzer Zeit wurde zu Kalkutta ein Mensch
gehangen, dessen Verbrechen von einer ganz sonder-
baren und den Europäern wohl unbekannten Art war.

Er war nämlich ein so ausgezeichneter Schwim-
mer, das er ganz unglaublich große Strecken unter
dem Wasser fortschwimmen konnte; diese Kunst be-
nutzte der Bösewicht dazu, sich den eingezäunten
Badeplätzen der indianischen vornehmen Frauen
unter dem Wasser zu nähern; alsdann ergriff er
ungesehen eine derselben bei den Füßen, zog sie
unter das Wasser, ertränkte sie, und beraubte
sie ihres Schmuckes; denn die indianischen Da-
men pflegen stets mit allen ihren Juwelen zu
baden. Die Umstehenden, welche das Verschwinden
der Badenden sahen, glaubten, daß ihre Gefährtin
von einem unter dem Wasser verborgenen Krokodill
geraubt worden sey, und überall hörte man Ver-
wünschungen gegen diese schrecklichen Thiere. End-
lich aber trug es sich einst zu, daß ein Mäd-
chen sich glücklicherweise von dem Räuber los-
[Spaltenumbruch] machte, und entkam, und zu dem Erstaunen Aller
sagte, es sey kein Krokodill, sondern ein Mann, der
nach ihr geschnappt habe. Dieses leitete zu einer
Entdeckung des Mörders, und er gestand, daß er
schon 7 Jahre lang dies Badwerk getrieben habe. M.



Die Erdpechquellen auf der Jnsel Zante.

Die Erdpechquellen sind eine Naturerscheinung
auf Zante, die als den Alterthümern der Jnsel
zugehörig kann betrachtet werden, indem sie zu He-
rodot 's
Zeiten bereits bekannt und beschrieben,
nachher von Pausanias, Plinius und andern
alten Schriftstellern erwähnt wurden. Sie liegen
im südlichen Theile der Jnsel, zehn Meilen von
der Stadt entfernt, nahe am Ufer der Bucht. Ein
sumpfiges Stück Land, das sich dem Meere zuneigt,
und von Kalkboden umgeben ist, enthält drei bis
vier kleine mit Bergpech überzogene Teiche. Die
Bewegung des Wassers hebt diese klebrige Masse
empor, die auf seiner Decke schwimmt. Der merk-
würdigste dieser Teiche ist kreisförmig, untief, und
von etwa 50 F im Umkreis. Er ist reich an Berg-
pech. Das abfließende Wasser bleibt davon noch
dermaßen geschwängert, daß da, wo es sich ins
Meer ergießt, das ölige Harz abgesetzt wird. Mit
den übrigen Teichen verhält es sich ungefähr eben
so. Das Erdpech wird jährlich einmal gesammelt,
und beträgt, wie man versichert, bei hundert Fäs-
sern. Es wird meist nur zum Kalfatern der Schiffe
gebraucht und ist für das Tauwerk minder brauchbar.

Diese seit zwei bis dreitausend Jahren in bei-
nahe unverändertem Zustand gebliebenen Pechquellen
sind ein merkwürdiges Beispiel der Stetigkeit der
Natur. Die Beschreibung, welche Herodot davon
geliefert hat, stimmt vollkommen mit dem überein,
was wir heute noch vor Augen sehen, und jetzt
noch, wie damals, wird das Pech mit Aesten von
Myrthen oder anderm Gesträuch, die man an einen
Stock befestigt, aus dem Teiche geholt. Es ist eine
herrschende Meinung in Zante, daß die Einsamm-
lung des Bergpeches zur Zeit des Erdbebens rei-
cher ausfällt, und es kann auch leicht seyn, daß
diese Erschütterungen die Ablösung des Minerals
von seiner Lagerstätte befördern. Jn der Nähe die-
ser Quellen ist das Land minder bevölkert, als auf
der übrigen Jnsel.

Wahrscheinlich ist kein anderes Land den Erd-
beben mehr ausgesetzt, als Zante. Nicht selten
treffen deren zwei bis drei in einem Monate zu-
sammen und im Sommer von 1811 verspürte man
dreißig bis vierzig Tage nacheinander gewöhnlich
jeden Tag mehrere Stöße. Die Heftigkeit einiger
derselben erhellt aus den Mauerrissen am Schloß
und aus den Spalten der Häuser. Gewöhnlich sind
diese Erderschütterungen von beschränkter Ausdeh-
nung, so daß sie nur auf den kleinen Jnseln der Nach-
barschaft und an den nächst gelegenen Küsten des
festen Landes verspürt werden. Bisweilen scheint
es sogar, als ob sie auf den Umfang der Jnsel be-
schränkt seyen. Meist theilen sie dem Boden nur
eine wellenförmige Bewegung mit. Hier und an-
derwärts geht ihnen, wie man versichert, eine
besondere Beschaffenheit der Lnft voran, die das
Athemholen erschwert, und von einigen Personen
als eine schwefelhaltende Atmosphäre bezeichnet
wird. Meistens folgt ihr alsdann der Regen nach.



[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums
[Beginn Spaltensatz] die meisten Holzgattungen, und hauptsächlich jene,
welche zum Schiffbau verwendet werden, einer Art
plötzlicher Vermorschung unterliegen, die man Fäul-
niß oder trockenen Holzfraß nennt, und welche sich
durch die Entwicklung besondrer Arten von Pilzen
kund gibt. Hr. Kyan hielt dafür, daß das ätzende
Quecksilbersublimat zur Zerstörung des Wachsthums
dieser Pilze sehr geeignet seyn dürfte, und der Er-
folg hat seiner Erwartung entsprochen. Sein Ver-
fahren besteht darin, daß er das Holz in eine Auf-
lösung des ätzenden Quecksilbersublimats eintaucht,
welche in ein hölzernes Gefäß gegossen wird, das
geräumig genug seyn muß, um alle Stücke zu fassen,
die man präpariren will. Diese Stücke müssen in
dem Gefäße regelmäßig vertheilt und mit etwas
beschwert werden, damit sie nicht oben auf schwim-
men, wenn die Flüssigkeit darauf gegossen wird. Jn
diesem Zustande läßt man dieselben ungefähr eine
Woche, worauf man mittels einer Pumpe die Flüs-
sigkeit herausschöpft und die Holzstücke wegnimmt,
um sie an der Luft trocknen zu lassen. Die über-
einstimmenden Versuche, die man binnen 3 Jahren
gemacht hat, lassen keinen Zweifel über die Wirksam-
keit dieses Mittels übrig. Es bewahrt nicht allein
das Holz vor der trockenen Fäule, sondern selbst das-
jenige, welches bearbeitet werden soll, braucht, so zu-
bereitet, nicht lange aufbewahrt zu werden, um den
gehörigen Zeitpunkt zum Austrocknen zu erreichen,
und kann ohne Gefahr für die Möbeln oder den
Bau gleich nach der Behandlung mit dem Sublimat
verwendet werden. Dieses Mittel schützt das Holz
auch gegen die Jnsekten, und es ist von solcher
Wichtigkeit, daß man es nicht allein zu allen im
bürgerlichen Leben, zur See, im Militär, zum Han-
delsverkehr, und auf dem Lande nothwendigen Bau-
lichkeiten und Werkzeugen von Holz vortheilhaft be-
nützen kann, sondern daß es auch die Baumwollen-
zeuge, das Segelwerk, die Tapeten aller Arten, Säcke,
Netze, Hängematten und das Tauwerk aller Gattungen,
die Angelleinen der Fischer, und jede Art von Garn
vor dem Verfaulen und Vermorschen bewahren wird.
Unterdessen kommt hiebei noch zu bemerken, daß
das Quecksilbersublimat ein heftiges Gift sey, dessen
Anwendung sehr viele Vorsicht erfordert.

    J. S.



Ostindischer Mädchenraub.

Vor kurzer Zeit wurde zu Kalkutta ein Mensch
gehangen, dessen Verbrechen von einer ganz sonder-
baren und den Europäern wohl unbekannten Art war.

Er war nämlich ein so ausgezeichneter Schwim-
mer, das er ganz unglaublich große Strecken unter
dem Wasser fortschwimmen konnte; diese Kunst be-
nutzte der Bösewicht dazu, sich den eingezäunten
Badeplätzen der indianischen vornehmen Frauen
unter dem Wasser zu nähern; alsdann ergriff er
ungesehen eine derselben bei den Füßen, zog sie
unter das Wasser, ertränkte sie, und beraubte
sie ihres Schmuckes; denn die indianischen Da-
men pflegen stets mit allen ihren Juwelen zu
baden. Die Umstehenden, welche das Verschwinden
der Badenden sahen, glaubten, daß ihre Gefährtin
von einem unter dem Wasser verborgenen Krokodill
geraubt worden sey, und überall hörte man Ver-
wünschungen gegen diese schrecklichen Thiere. End-
lich aber trug es sich einst zu, daß ein Mäd-
chen sich glücklicherweise von dem Räuber los-
[Spaltenumbruch] machte, und entkam, und zu dem Erstaunen Aller
sagte, es sey kein Krokodill, sondern ein Mann, der
nach ihr geschnappt habe. Dieses leitete zu einer
Entdeckung des Mörders, und er gestand, daß er
schon 7 Jahre lang dies Badwerk getrieben habe. M.



Die Erdpechquellen auf der Jnsel Zante.

Die Erdpechquellen sind eine Naturerscheinung
auf Zante, die als den Alterthümern der Jnsel
zugehörig kann betrachtet werden, indem sie zu He-
rodot 's
Zeiten bereits bekannt und beschrieben,
nachher von Pausanias, Plinius und andern
alten Schriftstellern erwähnt wurden. Sie liegen
im südlichen Theile der Jnsel, zehn Meilen von
der Stadt entfernt, nahe am Ufer der Bucht. Ein
sumpfiges Stück Land, das sich dem Meere zuneigt,
und von Kalkboden umgeben ist, enthält drei bis
vier kleine mit Bergpech überzogene Teiche. Die
Bewegung des Wassers hebt diese klebrige Masse
empor, die auf seiner Decke schwimmt. Der merk-
würdigste dieser Teiche ist kreisförmig, untief, und
von etwa 50 F im Umkreis. Er ist reich an Berg-
pech. Das abfließende Wasser bleibt davon noch
dermaßen geschwängert, daß da, wo es sich ins
Meer ergießt, das ölige Harz abgesetzt wird. Mit
den übrigen Teichen verhält es sich ungefähr eben
so. Das Erdpech wird jährlich einmal gesammelt,
und beträgt, wie man versichert, bei hundert Fäs-
sern. Es wird meist nur zum Kalfatern der Schiffe
gebraucht und ist für das Tauwerk minder brauchbar.

Diese seit zwei bis dreitausend Jahren in bei-
nahe unverändertem Zustand gebliebenen Pechquellen
sind ein merkwürdiges Beispiel der Stetigkeit der
Natur. Die Beschreibung, welche Herodot davon
geliefert hat, stimmt vollkommen mit dem überein,
was wir heute noch vor Augen sehen, und jetzt
noch, wie damals, wird das Pech mit Aesten von
Myrthen oder anderm Gesträuch, die man an einen
Stock befestigt, aus dem Teiche geholt. Es ist eine
herrschende Meinung in Zante, daß die Einsamm-
lung des Bergpeches zur Zeit des Erdbebens rei-
cher ausfällt, und es kann auch leicht seyn, daß
diese Erschütterungen die Ablösung des Minerals
von seiner Lagerstätte befördern. Jn der Nähe die-
ser Quellen ist das Land minder bevölkert, als auf
der übrigen Jnsel.

Wahrscheinlich ist kein anderes Land den Erd-
beben mehr ausgesetzt, als Zante. Nicht selten
treffen deren zwei bis drei in einem Monate zu-
sammen und im Sommer von 1811 verspürte man
dreißig bis vierzig Tage nacheinander gewöhnlich
jeden Tag mehrere Stöße. Die Heftigkeit einiger
derselben erhellt aus den Mauerrissen am Schloß
und aus den Spalten der Häuser. Gewöhnlich sind
diese Erderschütterungen von beschränkter Ausdeh-
nung, so daß sie nur auf den kleinen Jnseln der Nach-
barschaft und an den nächst gelegenen Küsten des
festen Landes verspürt werden. Bisweilen scheint
es sogar, als ob sie auf den Umfang der Jnsel be-
schränkt seyen. Meist theilen sie dem Boden nur
eine wellenförmige Bewegung mit. Hier und an-
derwärts geht ihnen, wie man versichert, eine
besondere Beschaffenheit der Lnft voran, die das
Athemholen erschwert, und von einigen Personen
als eine schwefelhaltende Atmosphäre bezeichnet
wird. Meistens folgt ihr alsdann der Regen nach.



[Ende Spaltensatz]
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Dieses leitete zu einer Entdeckung des Mörders, und er gestand, daß er schon 7 Jahre lang dies Badwerk getrieben habe. M. Die Erdpechquellen auf der Jnsel Zante. Die Erdpechquellen sind eine Naturerscheinung auf Zante, die als den Alterthümern der Jnsel zugehörig kann betrachtet werden, indem sie zu He- rodot 's Zeiten bereits bekannt und beschrieben, nachher von Pausanias, Plinius und andern alten Schriftstellern erwähnt wurden. Sie liegen im südlichen Theile der Jnsel, zehn Meilen von der Stadt entfernt, nahe am Ufer der Bucht. Ein sumpfiges Stück Land, das sich dem Meere zuneigt, und von Kalkboden umgeben ist, enthält drei bis vier kleine mit Bergpech überzogene Teiche. Die Bewegung des Wassers hebt diese klebrige Masse empor, die auf seiner Decke schwimmt. Der merk- würdigste dieser Teiche ist kreisförmig, untief, und von etwa 50 F im Umkreis. Er ist reich an Berg- pech. Das abfließende Wasser bleibt davon noch dermaßen geschwängert, daß da, wo es sich ins Meer ergießt, das ölige Harz abgesetzt wird. Mit den übrigen Teichen verhält es sich ungefähr eben so. Das Erdpech wird jährlich einmal gesammelt, und beträgt, wie man versichert, bei hundert Fäs- sern. Es wird meist nur zum Kalfatern der Schiffe gebraucht und ist für das Tauwerk minder brauchbar. Diese seit zwei bis dreitausend Jahren in bei- nahe unverändertem Zustand gebliebenen Pechquellen sind ein merkwürdiges Beispiel der Stetigkeit der Natur. Die Beschreibung, welche Herodot davon geliefert hat, stimmt vollkommen mit dem überein, was wir heute noch vor Augen sehen, und jetzt noch, wie damals, wird das Pech mit Aesten von Myrthen oder anderm Gesträuch, die man an einen Stock befestigt, aus dem Teiche geholt. Es ist eine herrschende Meinung in Zante, daß die Einsamm- lung des Bergpeches zur Zeit des Erdbebens rei- cher ausfällt, und es kann auch leicht seyn, daß diese Erschütterungen die Ablösung des Minerals von seiner Lagerstätte befördern. Jn der Nähe die- ser Quellen ist das Land minder bevölkert, als auf der übrigen Jnsel. Wahrscheinlich ist kein anderes Land den Erd- beben mehr ausgesetzt, als Zante. Nicht selten treffen deren zwei bis drei in einem Monate zu- sammen und im Sommer von 1811 verspürte man dreißig bis vierzig Tage nacheinander gewöhnlich jeden Tag mehrere Stöße. Die Heftigkeit einiger derselben erhellt aus den Mauerrissen am Schloß und aus den Spalten der Häuser. Gewöhnlich sind diese Erderschütterungen von beschränkter Ausdeh- nung, so daß sie nur auf den kleinen Jnseln der Nach- barschaft und an den nächst gelegenen Küsten des festen Landes verspürt werden. Bisweilen scheint es sogar, als ob sie auf den Umfang der Jnsel be- schränkt seyen. Meist theilen sie dem Boden nur eine wellenförmige Bewegung mit. Hier und an- derwärts geht ihnen, wie man versichert, eine besondere Beschaffenheit der Lnft voran, die das Athemholen erschwert, und von einigen Personen als eine schwefelhaltende Atmosphäre bezeichnet wird. Meistens folgt ihr alsdann der Regen nach.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834/7>, abgerufen am 02.06.2024.