Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 32. Prag, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] und Basreliefs von seltener Schönheit ausgestattet,
und auf seiner Höhe thront eine herrliche Trium-
phators = Gruppe, von 4 Reitern an den 4 Ecken
umgeben. Napoleon begann den Bau dieses groß-
artigen Werkes als Siegesbogen für das französi-
sche Heer; es wurde aber unter der französischen
Herrschaft nicht zu Stande gebracht, und auf Befehl
Kaiser Franz I. im Jahre 1829 vollendet, und,
als Friedensbogen, dem Andenken unseres väterlichen
Monarchen geweiht.



Ueber die Vertilgung der Erdflöhe.

Es ist eine jedem Landwirthe bekannte Sache,
daß die Erdflöhe, auch Blattläuse, Baumläuse, blaue
Springer genannt, in manchen Jahren besonders
beträchtlichen Schaden in den Feldern des Kohls,
der Knollrüben, der Radieschen u. s. w., hauptsäch-
lich aber in den Pflanzungen der schwedischen Steck-
rüben anrichten, welche dieses Jnsekt oft gänzlich
verwüstet. Dies geschieht im Frühjahre, und alle
Mittel, die man bisher angewendet, um diesen Ver-
wüstungen abzuhelfen, waren zur Verzweiflung des
Landmannes noch fruchtlos. So hat man z. B.
versucht, die Felder mit einem Absud von herben
und stinkenden Pflanzen, von Tabak =, Hollunder-
und Nußbaumblättern, zu besprengen; jedoch mit
geringem Erfolge. Etwas wirksamer haben sich
dafür die Asche, der Ruß und der Harn bewährt.
Gelöschter Kalk kann nicht ohne Gefahr dazu ver-
wendet werden, weil er die Blätter der jungen
Pflanzen versengt. Hauptsächlich greift das Jnsekt
die Rüben im ersten Entfalten an. Wenn sie
zu keimen beginnen, frißt es die Samenblätter,
so wie die kleinen Stengel oder zarten Keime ab,
und vernichtet so in wenigen Tagen die ganze
Pflanzung. Einige neuerlich in England gemachte
Erfahrungen haben endlich ein Mittel an die Hand
gegeben, den Verwüstungen dieses furchtbaren Fein-
des der Landwirthschaft Einhalt zu thun. Man hat
sich nämlich zuerst die Ueberzeugung verschafft, daß
der Erdfloh selten aus den Nachbarfeldern in die
angefeindeten Aecker herüber kam, und daß man
seine Puppe nie in dem Boden des Feldes wahr-
nahm, wo die Wurzeln gesteckt wurden. Zweitens
hat man mittels eines Vergrößerungsglases die
Beobachtung gemacht, daß die Steckrübe an der
äußern Seite oft 1 -- 3 kleine, flache weißlichte
Körner, ja selbst 1 -- 5 auf einer und derselben
Samenpflanze, habe, welche Körner für die Eier
des Erdflohs erkannt wurden. Dadurch werden
die schnellen Anfälle dieser Thiere erklärbar, welche
sich zu gleicher Zeit mit den kleinen Pflanzen ent-
wickeln, und auf Kosten der Letzteren leben und
wachsen.

Auf diese Beobachtung nun gründete man den
Versuch, das Jnsekt in seinem Keime, mittelst einer
Art des Einkalkens des Samens, zu zerstören. Die
Flüssigkeit, die sich für diesen Gegenstand am erfolg-
reichsten bewährte, ist eine Salzbrühe, oder eine
konzentrirte ( genau vermischte ) Auflösung gemeinen
Salzes in Wasser, worein man den Samen vor
dem Säen taucht. Dieses Eintauchen darf jedoch
nicht länger als 3 Stunden dauern; wollte man
dasselbe z. B. auf 24 Stunden verlängern, so würde
man die Keimkraft des Samens zerstören. Auch
muß man diesen sorgfältig trocknen lassen, bevor
man ihn aussäet. Die auf diese Weise behandelten
[Spaltenumbruch] Steckrüben gedeihen sehr wohl, und blieben von den
Erdflöhen verschont. Mit eben so glücklichem Er-
folge hat man auch den Kohl, die Knollrüben, den
Waid und andere Pflanzen, die gewöhnlich von diesem
Jnsekt angefeindet werden, durch dasselbe Mittel ver-
wahrt. Zwar sind die Rübenfelder dadurch nicht
gänzlich von diesem Feinde befreit; allein er zeigt
sich doch äußerst selten, so daß die Ernte keinen be-
deutenden Schaden erleidet.     J. S.



Begrüßungen auf der westlichen Halbkugel.

Sehr umständlich sind die Begrüßungen unter
den Völkerstämmen des westlichen Amerika. Begeg-
nen sich 2 Haufen solcher Wilden, so machen sie,
wenn sie etwa 20 -- 30 Schritte von einander
entfernt sind, Halt, legen sich auf die Erde, und
bleiben einige Augenblicke liegen. Hierauf treten
die beiden Aeltesten jeder Partei hervor, und erzäh-
len sich gegenseitig sehr umständlich ihre auf der
Reise bestandenen Gefahren. Sobald diese Erzäh-
lungen geendigt sind, fangen alle an zu seufzen.
Diese Seufzer gehen endlich in ein abscheuliches
Geheul über, in welchem es vorzüglich die jungen
Mädchen den übrigen von der Gesellschaft zuvorzu-
thun suchen. Mit diesen herzzerreißenden Beweisen
der Theilnahme nähern sich beide Theile einander,
aber jedes Geschlecht besonders. Es werden Ta-
bakspfeifen herumgegeben, und das Trauerkonzert
verwandelt sich bald in fröhliches Lachen. Die Art,
wie sich die Eingebornen des südlichen Amerika be-
grüßen, ist kurz. Jhre Anrede ist: Ama re ka?
( Du? ) und die Antwort: A! ( Ja! ) . Der Wilde
auf Neuorleans bricht, wenn er einen Vornehmen
grüßt, in ein lautes Geheul aus. Jn der Hütte
wiederhohlt er den Gruß, indem er die Arme über
seinen Kopf in die Höhe hält und dreimal heult.

Durch ein abermaliges Geheul dankt er, wenn
ihn der Vornehme durch ein schwaches Seufzen zum
Niedersetzen nöthigt. Auf Otaheiti und überhaupt
auf den Gesellschafts = und Freundschaftsinseln be-
rührt man sich die Nasenspitzen. Dieser Gruß wird
dadurch erwiedert, daß man die Hand des Grüßen-
den ihm derb an Nase und Mund reibt. Der Ota-
heiter pflegt auch Dem, welchen er zum Freunde
wählt, bald ein Stück seiner Kleidung, bald seine
ganze Bekleidung anzulegen. Die Bewohner von
Neuguinea bedecken ihr Haupt mit Baumblättern;
dadurch drücken sie nicht nur ihren Gruß aus, son-
dern diese Bedeckung gilt auch als ein Zeichen des
Friedens.



Ueber die Zähmung der Hyäne.

Man hatte nicht früher an die Möglichkeit der Zäh-
mung der Hyäne gedacht, bis der berühmte Thier-
bändiger Martin dieselbe so glänzend bewies;
doch ist er nicht der Einzige, dem diese Kunst ge-
lungen, und der englische Obrist Sykes trug im
vergangenen Jahre in der Edinburger zoologischen
Gesellschaft folgende merkwürdige Thatsachen über
eine von ihm selbst in Jndien aufgezogene Hyäne
vor:

"Es sind bereits zwei Jahre verflossen, seit ich
das junge Hyänenweibchen in die Gärten der Ge-
sellschaft brachte. Es ist nun vollkommen ausge-
wachsen und dient den von mir früher ausgespro-
chenen Ansichten zur vollen Bestätigung. Jn Jndien
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] und Basreliefs von seltener Schönheit ausgestattet,
und auf seiner Höhe thront eine herrliche Trium-
phators = Gruppe, von 4 Reitern an den 4 Ecken
umgeben. Napoleon begann den Bau dieses groß-
artigen Werkes als Siegesbogen für das französi-
sche Heer; es wurde aber unter der französischen
Herrschaft nicht zu Stande gebracht, und auf Befehl
Kaiser Franz I. im Jahre 1829 vollendet, und,
als Friedensbogen, dem Andenken unseres väterlichen
Monarchen geweiht.



Ueber die Vertilgung der Erdflöhe.

Es ist eine jedem Landwirthe bekannte Sache,
daß die Erdflöhe, auch Blattläuse, Baumläuse, blaue
Springer genannt, in manchen Jahren besonders
beträchtlichen Schaden in den Feldern des Kohls,
der Knollrüben, der Radieschen u. s. w., hauptsäch-
lich aber in den Pflanzungen der schwedischen Steck-
rüben anrichten, welche dieses Jnsekt oft gänzlich
verwüstet. Dies geschieht im Frühjahre, und alle
Mittel, die man bisher angewendet, um diesen Ver-
wüstungen abzuhelfen, waren zur Verzweiflung des
Landmannes noch fruchtlos. So hat man z. B.
versucht, die Felder mit einem Absud von herben
und stinkenden Pflanzen, von Tabak =, Hollunder-
und Nußbaumblättern, zu besprengen; jedoch mit
geringem Erfolge. Etwas wirksamer haben sich
dafür die Asche, der Ruß und der Harn bewährt.
Gelöschter Kalk kann nicht ohne Gefahr dazu ver-
wendet werden, weil er die Blätter der jungen
Pflanzen versengt. Hauptsächlich greift das Jnsekt
die Rüben im ersten Entfalten an. Wenn sie
zu keimen beginnen, frißt es die Samenblätter,
so wie die kleinen Stengel oder zarten Keime ab,
und vernichtet so in wenigen Tagen die ganze
Pflanzung. Einige neuerlich in England gemachte
Erfahrungen haben endlich ein Mittel an die Hand
gegeben, den Verwüstungen dieses furchtbaren Fein-
des der Landwirthschaft Einhalt zu thun. Man hat
sich nämlich zuerst die Ueberzeugung verschafft, daß
der Erdfloh selten aus den Nachbarfeldern in die
angefeindeten Aecker herüber kam, und daß man
seine Puppe nie in dem Boden des Feldes wahr-
nahm, wo die Wurzeln gesteckt wurden. Zweitens
hat man mittels eines Vergrößerungsglases die
Beobachtung gemacht, daß die Steckrübe an der
äußern Seite oft 1 — 3 kleine, flache weißlichte
Körner, ja selbst 1 — 5 auf einer und derselben
Samenpflanze, habe, welche Körner für die Eier
des Erdflohs erkannt wurden. Dadurch werden
die schnellen Anfälle dieser Thiere erklärbar, welche
sich zu gleicher Zeit mit den kleinen Pflanzen ent-
wickeln, und auf Kosten der Letzteren leben und
wachsen.

Auf diese Beobachtung nun gründete man den
Versuch, das Jnsekt in seinem Keime, mittelst einer
Art des Einkalkens des Samens, zu zerstören. Die
Flüssigkeit, die sich für diesen Gegenstand am erfolg-
reichsten bewährte, ist eine Salzbrühe, oder eine
konzentrirte ( genau vermischte ) Auflösung gemeinen
Salzes in Wasser, worein man den Samen vor
dem Säen taucht. Dieses Eintauchen darf jedoch
nicht länger als 3 Stunden dauern; wollte man
dasselbe z. B. auf 24 Stunden verlängern, so würde
man die Keimkraft des Samens zerstören. Auch
muß man diesen sorgfältig trocknen lassen, bevor
man ihn aussäet. Die auf diese Weise behandelten
[Spaltenumbruch] Steckrüben gedeihen sehr wohl, und blieben von den
Erdflöhen verschont. Mit eben so glücklichem Er-
folge hat man auch den Kohl, die Knollrüben, den
Waid und andere Pflanzen, die gewöhnlich von diesem
Jnsekt angefeindet werden, durch dasselbe Mittel ver-
wahrt. Zwar sind die Rübenfelder dadurch nicht
gänzlich von diesem Feinde befreit; allein er zeigt
sich doch äußerst selten, so daß die Ernte keinen be-
deutenden Schaden erleidet.     J. S.



Begrüßungen auf der westlichen Halbkugel.

Sehr umständlich sind die Begrüßungen unter
den Völkerstämmen des westlichen Amerika. Begeg-
nen sich 2 Haufen solcher Wilden, so machen sie,
wenn sie etwa 20 — 30 Schritte von einander
entfernt sind, Halt, legen sich auf die Erde, und
bleiben einige Augenblicke liegen. Hierauf treten
die beiden Aeltesten jeder Partei hervor, und erzäh-
len sich gegenseitig sehr umständlich ihre auf der
Reise bestandenen Gefahren. Sobald diese Erzäh-
lungen geendigt sind, fangen alle an zu seufzen.
Diese Seufzer gehen endlich in ein abscheuliches
Geheul über, in welchem es vorzüglich die jungen
Mädchen den übrigen von der Gesellschaft zuvorzu-
thun suchen. Mit diesen herzzerreißenden Beweisen
der Theilnahme nähern sich beide Theile einander,
aber jedes Geschlecht besonders. Es werden Ta-
bakspfeifen herumgegeben, und das Trauerkonzert
verwandelt sich bald in fröhliches Lachen. Die Art,
wie sich die Eingebornen des südlichen Amerika be-
grüßen, ist kurz. Jhre Anrede ist: Ama re ka?
( Du? ) und die Antwort: A! ( Ja! ) . Der Wilde
auf Neuorleans bricht, wenn er einen Vornehmen
grüßt, in ein lautes Geheul aus. Jn der Hütte
wiederhohlt er den Gruß, indem er die Arme über
seinen Kopf in die Höhe hält und dreimal heult.

Durch ein abermaliges Geheul dankt er, wenn
ihn der Vornehme durch ein schwaches Seufzen zum
Niedersetzen nöthigt. Auf Otaheiti und überhaupt
auf den Gesellschafts = und Freundschaftsinseln be-
rührt man sich die Nasenspitzen. Dieser Gruß wird
dadurch erwiedert, daß man die Hand des Grüßen-
den ihm derb an Nase und Mund reibt. Der Ota-
heiter pflegt auch Dem, welchen er zum Freunde
wählt, bald ein Stück seiner Kleidung, bald seine
ganze Bekleidung anzulegen. Die Bewohner von
Neuguinea bedecken ihr Haupt mit Baumblättern;
dadurch drücken sie nicht nur ihren Gruß aus, son-
dern diese Bedeckung gilt auch als ein Zeichen des
Friedens.



Ueber die Zähmung der Hyäne.

Man hatte nicht früher an die Möglichkeit der Zäh-
mung der Hyäne gedacht, bis der berühmte Thier-
bändiger Martin dieselbe so glänzend bewies;
doch ist er nicht der Einzige, dem diese Kunst ge-
lungen, und der englische Obrist Sykes trug im
vergangenen Jahre in der Edinburger zoologischen
Gesellschaft folgende merkwürdige Thatsachen über
eine von ihm selbst in Jndien aufgezogene Hyäne
vor:

„Es sind bereits zwei Jahre verflossen, seit ich
das junge Hyänenweibchen in die Gärten der Ge-
sellschaft brachte. Es ist nun vollkommen ausge-
wachsen und dient den von mir früher ausgespro-
chenen Ansichten zur vollen Bestätigung. Jn Jndien
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0002" n="250"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/>
und Basreliefs von seltener Schönheit ausgestattet,<lb/>
und auf seiner Höhe thront eine herrliche Trium-<lb/>
phators = Gruppe, von 4 Reitern an den 4 Ecken<lb/>
umgeben. <hi rendition="#g">Napoleon</hi> begann den Bau dieses groß-<lb/>
artigen Werkes als Siegesbogen für das französi-<lb/>
sche Heer; es wurde aber unter der französischen<lb/>
Herrschaft nicht zu Stande gebracht, und auf Befehl<lb/>
Kaiser <hi rendition="#g">Franz</hi> <hi rendition="#aq">I</hi>. im Jahre 1829 vollendet, und,<lb/>
als Friedensbogen, dem Andenken unseres väterlichen<lb/>
Monarchen geweiht.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Ueber die Vertilgung der Erdflöhe.</hi> </head><lb/>
        <p>Es ist eine jedem Landwirthe bekannte Sache,<lb/>
daß die Erdflöhe, auch Blattläuse, Baumläuse, blaue<lb/>
Springer genannt, in manchen Jahren besonders<lb/>
beträchtlichen Schaden in den Feldern des Kohls,<lb/>
der Knollrüben, der Radieschen u. s. w., hauptsäch-<lb/>
lich aber in den Pflanzungen der schwedischen Steck-<lb/>
rüben anrichten, welche dieses Jnsekt oft gänzlich<lb/>
verwüstet. Dies geschieht im Frühjahre, und alle<lb/>
Mittel, die man bisher angewendet, um diesen Ver-<lb/>
wüstungen abzuhelfen, waren zur Verzweiflung des<lb/>
Landmannes noch fruchtlos. So hat man z. B.<lb/>
versucht, die Felder mit einem Absud von herben<lb/>
und stinkenden Pflanzen, von Tabak =, Hollunder-<lb/>
und Nußbaumblättern, zu besprengen; jedoch mit<lb/>
geringem Erfolge. Etwas wirksamer haben sich<lb/>
dafür die Asche, der Ruß und der Harn bewährt.<lb/>
Gelöschter Kalk kann nicht ohne Gefahr dazu ver-<lb/>
wendet werden, weil er die Blätter der jungen<lb/>
Pflanzen versengt. Hauptsächlich greift das Jnsekt<lb/>
die Rüben im ersten Entfalten an. Wenn sie<lb/>
zu keimen beginnen, frißt es die Samenblätter,<lb/>
so wie die kleinen Stengel oder zarten Keime ab,<lb/>
und vernichtet so in wenigen Tagen die ganze<lb/>
Pflanzung. Einige neuerlich in England gemachte<lb/>
Erfahrungen haben endlich ein Mittel an die Hand<lb/>
gegeben, den Verwüstungen dieses furchtbaren Fein-<lb/>
des der Landwirthschaft Einhalt zu thun. Man hat<lb/>
sich nämlich zuerst die Ueberzeugung verschafft, daß<lb/>
der Erdfloh selten aus den Nachbarfeldern in die<lb/>
angefeindeten Aecker herüber kam, und daß man<lb/>
seine Puppe nie in dem Boden des Feldes wahr-<lb/>
nahm, wo die Wurzeln gesteckt wurden. Zweitens<lb/>
hat man mittels eines Vergrößerungsglases die<lb/>
Beobachtung gemacht, daß die Steckrübe an der<lb/>
äußern Seite oft 1 &#x2014; 3 kleine, flache weißlichte<lb/>
Körner, ja selbst 1 &#x2014; 5 auf einer und derselben<lb/>
Samenpflanze, habe, welche Körner für die Eier<lb/>
des Erdflohs erkannt wurden. Dadurch werden<lb/>
die schnellen Anfälle dieser Thiere erklärbar, welche<lb/>
sich zu gleicher Zeit mit den kleinen Pflanzen ent-<lb/>
wickeln, und auf Kosten der Letzteren leben und<lb/>
wachsen.</p><lb/>
        <p>Auf diese Beobachtung nun gründete man den<lb/>
Versuch, das Jnsekt in seinem Keime, mittelst einer<lb/>
Art des Einkalkens des Samens, zu zerstören. Die<lb/>
Flüssigkeit, die sich für diesen Gegenstand am erfolg-<lb/>
reichsten bewährte, ist eine Salzbrühe, oder eine<lb/>
konzentrirte ( genau vermischte ) Auflösung gemeinen<lb/>
Salzes in Wasser, worein man den Samen vor<lb/>
dem Säen taucht. Dieses Eintauchen darf jedoch<lb/>
nicht länger als 3 Stunden dauern; wollte man<lb/>
dasselbe z. B. auf 24 Stunden verlängern, so würde<lb/>
man die Keimkraft des Samens zerstören. Auch<lb/>
muß man diesen sorgfältig trocknen lassen, bevor<lb/>
man ihn aussäet. Die auf diese Weise behandelten<lb/><cb n="2"/>
Steckrüben gedeihen sehr wohl, und blieben von den<lb/>
Erdflöhen verschont. Mit eben so glücklichem Er-<lb/>
folge hat man auch den Kohl, die Knollrüben, den<lb/>
Waid und andere Pflanzen, die gewöhnlich von diesem<lb/>
Jnsekt angefeindet werden, durch dasselbe Mittel ver-<lb/>
wahrt. Zwar sind die Rübenfelder dadurch nicht<lb/>
gänzlich von diesem Feinde befreit; allein er zeigt<lb/>
sich doch äußerst selten, so daß die Ernte keinen be-<lb/>
deutenden Schaden erleidet.  <space dim="horizontal"/>  J. S.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Begrüßungen auf der westlichen Halbkugel.</hi> </head><lb/>
        <p>Sehr umständlich sind die Begrüßungen unter<lb/>
den Völkerstämmen des westlichen Amerika. Begeg-<lb/>
nen sich 2 Haufen solcher Wilden, so machen sie,<lb/>
wenn sie etwa 20 &#x2014; 30 Schritte von einander<lb/>
entfernt sind, Halt, legen sich auf die Erde, und<lb/>
bleiben einige Augenblicke liegen. Hierauf treten<lb/>
die beiden Aeltesten jeder Partei hervor, und erzäh-<lb/>
len sich gegenseitig sehr umständlich ihre auf der<lb/>
Reise bestandenen Gefahren. Sobald diese Erzäh-<lb/>
lungen geendigt sind, fangen alle an zu seufzen.<lb/>
Diese Seufzer gehen endlich in ein abscheuliches<lb/>
Geheul über, in welchem es vorzüglich die jungen<lb/>
Mädchen den übrigen von der Gesellschaft zuvorzu-<lb/>
thun suchen. Mit diesen herzzerreißenden Beweisen<lb/>
der Theilnahme nähern sich beide Theile einander,<lb/>
aber jedes Geschlecht besonders. Es werden Ta-<lb/>
bakspfeifen herumgegeben, und das Trauerkonzert<lb/>
verwandelt sich bald in fröhliches Lachen. Die Art,<lb/>
wie sich die Eingebornen des südlichen Amerika be-<lb/>
grüßen, ist kurz. Jhre Anrede ist: <hi rendition="#aq">Ama re ka?</hi><lb/>
( Du? ) und die Antwort: <hi rendition="#aq">A</hi>! ( Ja! ) . Der Wilde<lb/>
auf Neuorleans bricht, wenn er einen Vornehmen<lb/>
grüßt, in ein lautes Geheul aus. Jn der Hütte<lb/>
wiederhohlt er den Gruß, indem er die Arme über<lb/>
seinen Kopf in die Höhe hält und dreimal heult.</p><lb/>
        <p>Durch ein abermaliges Geheul dankt er, wenn<lb/>
ihn der Vornehme durch ein schwaches Seufzen zum<lb/>
Niedersetzen nöthigt. Auf Otaheiti und überhaupt<lb/>
auf den Gesellschafts = und Freundschaftsinseln be-<lb/>
rührt man sich die Nasenspitzen. Dieser Gruß wird<lb/>
dadurch erwiedert, daß man die Hand des Grüßen-<lb/>
den ihm derb an Nase und Mund reibt. Der Ota-<lb/>
heiter pflegt auch Dem, welchen er zum Freunde<lb/>
wählt, bald ein Stück seiner Kleidung, bald seine<lb/>
ganze Bekleidung anzulegen. Die Bewohner von<lb/>
Neuguinea bedecken ihr Haupt mit Baumblättern;<lb/>
dadurch drücken sie nicht nur ihren Gruß aus, son-<lb/>
dern diese Bedeckung gilt auch als ein Zeichen des<lb/>
Friedens.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Ueber die Zähmung der Hyäne.</hi> </head><lb/>
        <p>Man hatte nicht früher an die Möglichkeit der Zäh-<lb/>
mung der Hyäne gedacht, bis der berühmte Thier-<lb/>
bändiger <hi rendition="#g">Martin</hi> dieselbe so glänzend bewies;<lb/>
doch ist er nicht der Einzige, dem diese Kunst ge-<lb/>
lungen, und der englische Obrist <hi rendition="#g">Sykes</hi> trug im<lb/>
vergangenen Jahre in der Edinburger zoologischen<lb/>
Gesellschaft folgende merkwürdige Thatsachen über<lb/>
eine von ihm selbst in Jndien aufgezogene Hyäne<lb/>
vor:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es sind bereits zwei Jahre verflossen, seit ich<lb/>
das junge Hyänenweibchen in die Gärten der Ge-<lb/>
sellschaft brachte. Es ist nun vollkommen ausge-<lb/>
wachsen und dient den von mir früher ausgespro-<lb/>
chenen Ansichten zur vollen Bestätigung. Jn Jndien<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0002] Panorama des Universums. und Basreliefs von seltener Schönheit ausgestattet, und auf seiner Höhe thront eine herrliche Trium- phators = Gruppe, von 4 Reitern an den 4 Ecken umgeben. Napoleon begann den Bau dieses groß- artigen Werkes als Siegesbogen für das französi- sche Heer; es wurde aber unter der französischen Herrschaft nicht zu Stande gebracht, und auf Befehl Kaiser Franz I. im Jahre 1829 vollendet, und, als Friedensbogen, dem Andenken unseres väterlichen Monarchen geweiht. Ueber die Vertilgung der Erdflöhe. Es ist eine jedem Landwirthe bekannte Sache, daß die Erdflöhe, auch Blattläuse, Baumläuse, blaue Springer genannt, in manchen Jahren besonders beträchtlichen Schaden in den Feldern des Kohls, der Knollrüben, der Radieschen u. s. w., hauptsäch- lich aber in den Pflanzungen der schwedischen Steck- rüben anrichten, welche dieses Jnsekt oft gänzlich verwüstet. Dies geschieht im Frühjahre, und alle Mittel, die man bisher angewendet, um diesen Ver- wüstungen abzuhelfen, waren zur Verzweiflung des Landmannes noch fruchtlos. So hat man z. B. versucht, die Felder mit einem Absud von herben und stinkenden Pflanzen, von Tabak =, Hollunder- und Nußbaumblättern, zu besprengen; jedoch mit geringem Erfolge. Etwas wirksamer haben sich dafür die Asche, der Ruß und der Harn bewährt. Gelöschter Kalk kann nicht ohne Gefahr dazu ver- wendet werden, weil er die Blätter der jungen Pflanzen versengt. Hauptsächlich greift das Jnsekt die Rüben im ersten Entfalten an. Wenn sie zu keimen beginnen, frißt es die Samenblätter, so wie die kleinen Stengel oder zarten Keime ab, und vernichtet so in wenigen Tagen die ganze Pflanzung. Einige neuerlich in England gemachte Erfahrungen haben endlich ein Mittel an die Hand gegeben, den Verwüstungen dieses furchtbaren Fein- des der Landwirthschaft Einhalt zu thun. Man hat sich nämlich zuerst die Ueberzeugung verschafft, daß der Erdfloh selten aus den Nachbarfeldern in die angefeindeten Aecker herüber kam, und daß man seine Puppe nie in dem Boden des Feldes wahr- nahm, wo die Wurzeln gesteckt wurden. Zweitens hat man mittels eines Vergrößerungsglases die Beobachtung gemacht, daß die Steckrübe an der äußern Seite oft 1 — 3 kleine, flache weißlichte Körner, ja selbst 1 — 5 auf einer und derselben Samenpflanze, habe, welche Körner für die Eier des Erdflohs erkannt wurden. Dadurch werden die schnellen Anfälle dieser Thiere erklärbar, welche sich zu gleicher Zeit mit den kleinen Pflanzen ent- wickeln, und auf Kosten der Letzteren leben und wachsen. Auf diese Beobachtung nun gründete man den Versuch, das Jnsekt in seinem Keime, mittelst einer Art des Einkalkens des Samens, zu zerstören. Die Flüssigkeit, die sich für diesen Gegenstand am erfolg- reichsten bewährte, ist eine Salzbrühe, oder eine konzentrirte ( genau vermischte ) Auflösung gemeinen Salzes in Wasser, worein man den Samen vor dem Säen taucht. Dieses Eintauchen darf jedoch nicht länger als 3 Stunden dauern; wollte man dasselbe z. B. auf 24 Stunden verlängern, so würde man die Keimkraft des Samens zerstören. Auch muß man diesen sorgfältig trocknen lassen, bevor man ihn aussäet. Die auf diese Weise behandelten Steckrüben gedeihen sehr wohl, und blieben von den Erdflöhen verschont. Mit eben so glücklichem Er- folge hat man auch den Kohl, die Knollrüben, den Waid und andere Pflanzen, die gewöhnlich von diesem Jnsekt angefeindet werden, durch dasselbe Mittel ver- wahrt. Zwar sind die Rübenfelder dadurch nicht gänzlich von diesem Feinde befreit; allein er zeigt sich doch äußerst selten, so daß die Ernte keinen be- deutenden Schaden erleidet. J. S. Begrüßungen auf der westlichen Halbkugel. Sehr umständlich sind die Begrüßungen unter den Völkerstämmen des westlichen Amerika. Begeg- nen sich 2 Haufen solcher Wilden, so machen sie, wenn sie etwa 20 — 30 Schritte von einander entfernt sind, Halt, legen sich auf die Erde, und bleiben einige Augenblicke liegen. Hierauf treten die beiden Aeltesten jeder Partei hervor, und erzäh- len sich gegenseitig sehr umständlich ihre auf der Reise bestandenen Gefahren. Sobald diese Erzäh- lungen geendigt sind, fangen alle an zu seufzen. Diese Seufzer gehen endlich in ein abscheuliches Geheul über, in welchem es vorzüglich die jungen Mädchen den übrigen von der Gesellschaft zuvorzu- thun suchen. Mit diesen herzzerreißenden Beweisen der Theilnahme nähern sich beide Theile einander, aber jedes Geschlecht besonders. Es werden Ta- bakspfeifen herumgegeben, und das Trauerkonzert verwandelt sich bald in fröhliches Lachen. Die Art, wie sich die Eingebornen des südlichen Amerika be- grüßen, ist kurz. Jhre Anrede ist: Ama re ka? ( Du? ) und die Antwort: A! ( Ja! ) . Der Wilde auf Neuorleans bricht, wenn er einen Vornehmen grüßt, in ein lautes Geheul aus. Jn der Hütte wiederhohlt er den Gruß, indem er die Arme über seinen Kopf in die Höhe hält und dreimal heult. Durch ein abermaliges Geheul dankt er, wenn ihn der Vornehme durch ein schwaches Seufzen zum Niedersetzen nöthigt. Auf Otaheiti und überhaupt auf den Gesellschafts = und Freundschaftsinseln be- rührt man sich die Nasenspitzen. Dieser Gruß wird dadurch erwiedert, daß man die Hand des Grüßen- den ihm derb an Nase und Mund reibt. Der Ota- heiter pflegt auch Dem, welchen er zum Freunde wählt, bald ein Stück seiner Kleidung, bald seine ganze Bekleidung anzulegen. Die Bewohner von Neuguinea bedecken ihr Haupt mit Baumblättern; dadurch drücken sie nicht nur ihren Gruß aus, son- dern diese Bedeckung gilt auch als ein Zeichen des Friedens. Ueber die Zähmung der Hyäne. Man hatte nicht früher an die Möglichkeit der Zäh- mung der Hyäne gedacht, bis der berühmte Thier- bändiger Martin dieselbe so glänzend bewies; doch ist er nicht der Einzige, dem diese Kunst ge- lungen, und der englische Obrist Sykes trug im vergangenen Jahre in der Edinburger zoologischen Gesellschaft folgende merkwürdige Thatsachen über eine von ihm selbst in Jndien aufgezogene Hyäne vor: „Es sind bereits zwei Jahre verflossen, seit ich das junge Hyänenweibchen in die Gärten der Ge- sellschaft brachte. Es ist nun vollkommen ausge- wachsen und dient den von mir früher ausgespro- chenen Ansichten zur vollen Bestätigung. Jn Jndien

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama32_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama32_1834/2
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 32. Prag, 1834, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama32_1834/2>, abgerufen am 21.11.2024.