Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 51. Prag, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Zeitungen in den vereinigten Staaten von
Nord=Amerika.

Auf der ganzen Erde erscheinen in keinem
Lande mehr Zeitungen, als in den vereinigten Staa-
ten von Nord=Amerika. Preußen hat 12 Millionen
Einwohner und 288 öffentliche Blätter; Spanien
für 13 Millionen Menschen nur 12 Zeitungen; in
Nord = Amerika dagegen lesen 12 Millionen 1200
verschiedene Zeitschriften. Selbst Frankreich und
England, wo doch in Europa am meisten gelesen
wird, haben zusammen für 55 Millionen Einwohner
noch nicht ganz 1000 öffentliche Blätter, nämlich
Frankreich mit 32 Millionen Einwohnern hat 490
und Großbritannien mit 23 Millionen Engländern,
Schottländern und Jrländern 483 Zeitungen. W.



Spanische Sprüchwörter.

Oeffne dem guten Tag die Thüre, und bereite
dich auf den bösen vor.

Bei schlechtem Wege verdopple deine Schritte.

Pflüge tief, so wirst du reichlich erndten.

Dem Korn gefällt es unter dem Schnee, wie
dem Alten unter der Decke.

Wenn das reiche Feld nicht ausruht, wird es
unfruchtbar.

Diejenigen sind reich, die Freunde haben.

Wer wahrhaft liebt, vergißt niemals.

Kinderfreundschaft ist Wasser in einem Korbe.

Die Freundschaft des Eidams ist Wintersonne.

Mutterliebe ist die einzige Liebe.

Schöne Federn machen den schönen Vogel.

Ein Affe, in Seide gekleidet, bleibt doch ein Affe.

Die Augen sind immer Kinder.

Wo der Fluß am tiefsten ist, macht er am
wenigsten Geräusch.     L.



Wohlfeile Art Mumien zu bereiten.

Doktor Jörg in seiner Abhandlung über den
Nutzen der Holzsäure in der Oekonomie versichert,
daß seine Versuche mit Kinderleichnamen, sie mit-
telst der Holzsäure in Mumien zu verwandeln, bis
jetzt vollkommen gelungen seyen, ungeachtet die von
ihm gewählten Cadaver schon in Fäulniß übergan-
gen waren. Er schließt auch aus einer Stelle des
Plinii secundi, daß nur Holzessig es war, der von
den alten Egyptiern gebraucht wurde, todte mensch-
liche Körper gegen die Verwesung zu sichern. Jörg's
Verfahren bestand darin, daß er die Leichname durch
Hülfe eines Borstenpinsels um und um an allen
Orten mit starkem Holzessig, oder, was er vorzieht,
mit Holzöl bestrich, und hierauf an einem luftigen
Platze aufhing. Mit dieser Behandlung fuhr er den
zweiten und die folgenden Tage so lange fort, bis
die Cadaver völlig durchdrungen waren. Es versteht
sich übrigens, daß das Bepinseln reichlich geschehen und
dabei vorzüglich die Lücken und Risse beachtet werden
mußten. Wo man daher mit dem Pinsel nicht gut
beikommen konnte, wurde die Flüssigkeit geradezu
in die Vertiefungen hineingetröpfelt. H.



Neue Methode, das Getreide aufzubewahren.

Hr. Arthus in Angers berichtet: "Ein Päch-
ter aus dem Bezirke von Beaupreau habe einem
Bäcker in Angers Getreide von der Ernte des
[Spaltenumbruch] J. 1831 verkauft, das durch folgendes Verfahren
in ganz gutem Zustande bis zum Herbste d. J. 1834
erhalten worden war.

Der Pächter hatte nämlich unter die Getreide-
haufen, die so eben auf die Speicher gebracht wor-
den waren, Nußbaumblätter geworfen, welche man
grün abgerissen hatte. Diese Haufen wurden nun
von Zeit zu Zeit aufgerührt, so daß jedes Korn
mit den Blättern in Berührung kommen konnten.
Nach Verlauf eines Jahres, 1832, so wie abermals
1833 wurden frische Blätter unter das Getreide
gemengt. --

Diese Blätter, die sehr bald trocknen, lassen
sich beim Wurfen des Getreides, wenn man es zum
Verkaufe zurichtet, leicht absondern. Der starke
eigenthümliche Geruch, den diese Blätter den Körnern
mittheilen, dauert zwar nach dem Wurfen, ja selbst
nach dem Mahlen noch fort; allein er verschwindet
ganz beim Gähren des aus solchem Mehle einge-
machten Teiges und beim Backen, das Brod hat
einen reinen Geschmack und ist vollkommen gut.

J. S.



Der Karneval zu Rom.

Wenn gleich der Karneval zu Rom heut zu
Tage viel von dem Glanze früherer Zeit verloren
hat, so gewährt er doch immer noch ein Schauspiel,
zu welchem Jtaliener aus allen Städten und reiche
Fremde aus vielen Ländern herbeiströmen. Er dauert
3 Tage. Vom Kapitol tönt eine Glocke und gibt
das Zeichen zum Anfang desselben. Alles maskirt
sich, man sieht die buntesten Trachten, es herrscht
die größte Lust. Der Ständeunterschied hört auf,
der Geschästsmann vergißt seine Sorgen, der Arme
seine Noth; man ergibt sich der allgemeinen Freude,
die sich in karrikirten Aufzügen, Possen, wechselsei-
tigen Neckereien, Verkleidungen u. s. w. gefällt. An
den letzten beiden Tagen wird das Pferderennen
auf dem Korso gehalten. Hier strömt Alles maskirt
herbei, Hunderte von Wagen fahren in zwei Reihen
langsam auf und nieder. Herrschaften, Kutscher,
Bediente, Pagen, Alles ist verkleidet, Fenster und
Balkone sind mit verkleideten Herren und Damen
besetzt; jedes hat ein Körbchen mit Gipskügelchen
in der Hand, die nach den Masken auf der Straße
geworfen werden, welche diese Kanonade in scharfen
Ladungen erwiedern. Jeder treffende Schuß erweckt
unauslöschliches Gelächter. Nichts wird übel genom-
men. Puleinella's laufen neben den Wagen einher,
klettern auf den Tritt und sagen den Damen Schmei-
cheleien und pikante Neckereien. Hier sitzt ein Fürst
als Puleinella im Wagen, neben seiner Gemahlin,
die als Schäferin verkleidet ist. Von allen Seiten
hagelt es weiße Kügelchen auf ihn, die seinen Anzug
binnen Kurzem einpudern. Er revangirt sich lachend,
indem er Hände voll Gips nach den Balkonen
schleudert. Das Volk feiert seinen Festtag, es ras't
sich aus in Lust und Muthwillen, um in der Fasten-
zeit wieder strenge Pönitenz zu üben. Wenn die
Promenade auf diese Art ein paar Stunden gedauert
hat, beginnt das Pferderennen. Zu beiden Seiten
machen die Zuschauer Platz, um den Pferden die
Mitte des Korso frei zu lassen. Hinter einem aus-
gespannten Seile stehen die Rosse ungeduldig, die
Kanonen von der Engelsburg geben das Signal,
Trompeten schmettern, die Pferde werden losgelassen
und fliegen mit Windesschnelle durch die Rennbahn
bis an's Ziel, wo eine ausgespannte Leinwand den
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Zeitungen in den vereinigten Staaten von
Nord=Amerika.

Auf der ganzen Erde erscheinen in keinem
Lande mehr Zeitungen, als in den vereinigten Staa-
ten von Nord=Amerika. Preußen hat 12 Millionen
Einwohner und 288 öffentliche Blätter; Spanien
für 13 Millionen Menschen nur 12 Zeitungen; in
Nord = Amerika dagegen lesen 12 Millionen 1200
verschiedene Zeitschriften. Selbst Frankreich und
England, wo doch in Europa am meisten gelesen
wird, haben zusammen für 55 Millionen Einwohner
noch nicht ganz 1000 öffentliche Blätter, nämlich
Frankreich mit 32 Millionen Einwohnern hat 490
und Großbritannien mit 23 Millionen Engländern,
Schottländern und Jrländern 483 Zeitungen. W.



Spanische Sprüchwörter.

Oeffne dem guten Tag die Thüre, und bereite
dich auf den bösen vor.

Bei schlechtem Wege verdopple deine Schritte.

Pflüge tief, so wirst du reichlich erndten.

Dem Korn gefällt es unter dem Schnee, wie
dem Alten unter der Decke.

Wenn das reiche Feld nicht ausruht, wird es
unfruchtbar.

Diejenigen sind reich, die Freunde haben.

Wer wahrhaft liebt, vergißt niemals.

Kinderfreundschaft ist Wasser in einem Korbe.

Die Freundschaft des Eidams ist Wintersonne.

Mutterliebe ist die einzige Liebe.

Schöne Federn machen den schönen Vogel.

Ein Affe, in Seide gekleidet, bleibt doch ein Affe.

Die Augen sind immer Kinder.

Wo der Fluß am tiefsten ist, macht er am
wenigsten Geräusch.     L.



Wohlfeile Art Mumien zu bereiten.

Doktor Jörg in seiner Abhandlung über den
Nutzen der Holzsäure in der Oekonomie versichert,
daß seine Versuche mit Kinderleichnamen, sie mit-
telst der Holzsäure in Mumien zu verwandeln, bis
jetzt vollkommen gelungen seyen, ungeachtet die von
ihm gewählten Cadaver schon in Fäulniß übergan-
gen waren. Er schließt auch aus einer Stelle des
Plinii secundi, daß nur Holzessig es war, der von
den alten Egyptiern gebraucht wurde, todte mensch-
liche Körper gegen die Verwesung zu sichern. Jörg's
Verfahren bestand darin, daß er die Leichname durch
Hülfe eines Borstenpinsels um und um an allen
Orten mit starkem Holzessig, oder, was er vorzieht,
mit Holzöl bestrich, und hierauf an einem luftigen
Platze aufhing. Mit dieser Behandlung fuhr er den
zweiten und die folgenden Tage so lange fort, bis
die Cadaver völlig durchdrungen waren. Es versteht
sich übrigens, daß das Bepinseln reichlich geschehen und
dabei vorzüglich die Lücken und Risse beachtet werden
mußten. Wo man daher mit dem Pinsel nicht gut
beikommen konnte, wurde die Flüssigkeit geradezu
in die Vertiefungen hineingetröpfelt. H.



Neue Methode, das Getreide aufzubewahren.

Hr. Arthus in Angers berichtet: „Ein Päch-
ter aus dem Bezirke von Beauprèau habe einem
Bäcker in Angers Getreide von der Ernte des
[Spaltenumbruch] J. 1831 verkauft, das durch folgendes Verfahren
in ganz gutem Zustande bis zum Herbste d. J. 1834
erhalten worden war.

Der Pächter hatte nämlich unter die Getreide-
haufen, die so eben auf die Speicher gebracht wor-
den waren, Nußbaumblätter geworfen, welche man
grün abgerissen hatte. Diese Haufen wurden nun
von Zeit zu Zeit aufgerührt, so daß jedes Korn
mit den Blättern in Berührung kommen konnten.
Nach Verlauf eines Jahres, 1832, so wie abermals
1833 wurden frische Blätter unter das Getreide
gemengt. —

Diese Blätter, die sehr bald trocknen, lassen
sich beim Wurfen des Getreides, wenn man es zum
Verkaufe zurichtet, leicht absondern. Der starke
eigenthümliche Geruch, den diese Blätter den Körnern
mittheilen, dauert zwar nach dem Wurfen, ja selbst
nach dem Mahlen noch fort; allein er verschwindet
ganz beim Gähren des aus solchem Mehle einge-
machten Teiges und beim Backen, das Brod hat
einen reinen Geschmack und ist vollkommen gut.

J. S.



Der Karneval zu Rom.

Wenn gleich der Karneval zu Rom heut zu
Tage viel von dem Glanze früherer Zeit verloren
hat, so gewährt er doch immer noch ein Schauspiel,
zu welchem Jtaliener aus allen Städten und reiche
Fremde aus vielen Ländern herbeiströmen. Er dauert
3 Tage. Vom Kapitol tönt eine Glocke und gibt
das Zeichen zum Anfang desselben. Alles maskirt
sich, man sieht die buntesten Trachten, es herrscht
die größte Lust. Der Ständeunterschied hört auf,
der Geschästsmann vergißt seine Sorgen, der Arme
seine Noth; man ergibt sich der allgemeinen Freude,
die sich in karrikirten Aufzügen, Possen, wechselsei-
tigen Neckereien, Verkleidungen u. s. w. gefällt. An
den letzten beiden Tagen wird das Pferderennen
auf dem Korso gehalten. Hier strömt Alles maskirt
herbei, Hunderte von Wagen fahren in zwei Reihen
langsam auf und nieder. Herrschaften, Kutscher,
Bediente, Pagen, Alles ist verkleidet, Fenster und
Balkone sind mit verkleideten Herren und Damen
besetzt; jedes hat ein Körbchen mit Gipskügelchen
in der Hand, die nach den Masken auf der Straße
geworfen werden, welche diese Kanonade in scharfen
Ladungen erwiedern. Jeder treffende Schuß erweckt
unauslöschliches Gelächter. Nichts wird übel genom-
men. Puleinella's laufen neben den Wagen einher,
klettern auf den Tritt und sagen den Damen Schmei-
cheleien und pikante Neckereien. Hier sitzt ein Fürst
als Puleinella im Wagen, neben seiner Gemahlin,
die als Schäferin verkleidet ist. Von allen Seiten
hagelt es weiße Kügelchen auf ihn, die seinen Anzug
binnen Kurzem einpudern. Er revangirt sich lachend,
indem er Hände voll Gips nach den Balkonen
schleudert. Das Volk feiert seinen Festtag, es ras't
sich aus in Lust und Muthwillen, um in der Fasten-
zeit wieder strenge Pönitenz zu üben. Wenn die
Promenade auf diese Art ein paar Stunden gedauert
hat, beginnt das Pferderennen. Zu beiden Seiten
machen die Zuschauer Platz, um den Pferden die
Mitte des Korso frei zu lassen. Hinter einem aus-
gespannten Seile stehen die Rosse ungeduldig, die
Kanonen von der Engelsburg geben das Signal,
Trompeten schmettern, die Pferde werden losgelassen
und fliegen mit Windesschnelle durch die Rennbahn
bis an's Ziel, wo eine ausgespannte Leinwand den
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0003" n="403"/>
      <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi> </fw>
      <cb type="start"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Zeitungen in den vereinigten Staaten von</hi><lb/>
Nord=Amerika.</head><lb/>
        <p>Auf der ganzen Erde erscheinen in keinem<lb/>
Lande mehr Zeitungen, als in den vereinigten Staa-<lb/>
ten von Nord=Amerika. Preußen hat 12 Millionen<lb/>
Einwohner und 288 öffentliche Blätter; Spanien<lb/>
für 13 Millionen Menschen nur 12 Zeitungen; in<lb/>
Nord = Amerika dagegen lesen 12 Millionen 1200<lb/>
verschiedene Zeitschriften. Selbst Frankreich und<lb/>
England, wo doch in Europa am meisten gelesen<lb/>
wird, haben zusammen für 55 Millionen Einwohner<lb/>
noch nicht ganz 1000 öffentliche Blätter, nämlich<lb/>
Frankreich mit 32 Millionen Einwohnern hat 490<lb/>
und Großbritannien mit 23 Millionen Engländern,<lb/>
Schottländern und Jrländern 483 Zeitungen. <hi rendition="#right">W.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Spanische Sprüchwörter.</hi> </head><lb/>
        <p>Oeffne dem guten Tag die Thüre, und bereite<lb/>
dich auf den bösen vor.</p><lb/>
        <p>Bei schlechtem Wege verdopple deine Schritte.</p><lb/>
        <p>Pflüge tief, so wirst du reichlich erndten.</p><lb/>
        <p>Dem Korn gefällt es unter dem Schnee, wie<lb/>
dem Alten unter der Decke.</p><lb/>
        <p>Wenn das reiche Feld nicht ausruht, wird es<lb/>
unfruchtbar.</p><lb/>
        <p>Diejenigen sind reich, die Freunde haben.</p><lb/>
        <p>Wer wahrhaft liebt, vergißt niemals.</p><lb/>
        <p>Kinderfreundschaft ist Wasser in einem Korbe.</p><lb/>
        <p>Die Freundschaft des Eidams ist Wintersonne.</p><lb/>
        <p>Mutterliebe ist die einzige Liebe.</p><lb/>
        <p>Schöne Federn machen den schönen Vogel.</p><lb/>
        <p>Ein Affe, in Seide gekleidet, bleibt doch ein Affe.</p><lb/>
        <p>Die Augen sind immer Kinder.</p><lb/>
        <p>Wo der Fluß am tiefsten ist, macht er am<lb/>
wenigsten Geräusch.  <space dim="horizontal"/>  L.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Wohlfeile Art Mumien zu bereiten.</hi> </head><lb/>
        <p>Doktor <hi rendition="#g">Jörg</hi> in seiner Abhandlung über den<lb/>
Nutzen der Holzsäure in der Oekonomie versichert,<lb/>
daß seine Versuche mit Kinderleichnamen, sie mit-<lb/>
telst der Holzsäure in Mumien zu verwandeln, bis<lb/>
jetzt vollkommen gelungen seyen, ungeachtet die von<lb/>
ihm gewählten Cadaver schon in Fäulniß übergan-<lb/>
gen waren. Er schließt auch aus einer Stelle des<lb/><hi rendition="#aq">Plinii secundi</hi>, daß nur Holzessig es war, der von<lb/>
den alten Egyptiern gebraucht wurde, todte mensch-<lb/>
liche Körper gegen die Verwesung zu sichern. <hi rendition="#g">Jörg's</hi><lb/>
Verfahren bestand darin, daß er die Leichname durch<lb/>
Hülfe eines Borstenpinsels um und um an allen<lb/>
Orten mit starkem Holzessig, oder, was er vorzieht,<lb/>
mit Holzöl bestrich, und hierauf an einem luftigen<lb/>
Platze aufhing. Mit dieser Behandlung fuhr er den<lb/>
zweiten und die folgenden Tage so lange fort, bis<lb/>
die Cadaver völlig durchdrungen waren. Es versteht<lb/>
sich übrigens, daß das Bepinseln reichlich geschehen und<lb/>
dabei vorzüglich die Lücken und Risse beachtet werden<lb/>
mußten. Wo man daher mit dem Pinsel nicht gut<lb/>
beikommen konnte, wurde die Flüssigkeit geradezu<lb/>
in die Vertiefungen hineingetröpfelt. <hi rendition="#right">H.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Neue Methode, das Getreide aufzubewahren.</hi> </head><lb/>
        <p>Hr. <hi rendition="#g">Arthus</hi> in <hi rendition="#g">Angers</hi> berichtet: &#x201E;Ein Päch-<lb/>
ter aus dem Bezirke von <hi rendition="#g">Beaupr<hi rendition="#aq">è</hi>au</hi> habe einem<lb/>
Bäcker in <hi rendition="#g">Angers</hi> Getreide von der Ernte des<lb/><cb n="2"/>
J. 1831 verkauft, das durch folgendes Verfahren<lb/>
in ganz gutem Zustande bis zum Herbste d. J. 1834<lb/>
erhalten worden war.</p><lb/>
        <p>Der Pächter hatte nämlich unter die Getreide-<lb/>
haufen, die so eben auf die Speicher gebracht wor-<lb/>
den waren, Nußbaumblätter geworfen, welche man<lb/>
grün abgerissen hatte. Diese Haufen wurden nun<lb/>
von Zeit zu Zeit aufgerührt, so daß jedes Korn<lb/>
mit den Blättern in Berührung kommen konnten.<lb/>
Nach Verlauf eines Jahres, 1832, so wie abermals<lb/>
1833 wurden frische Blätter unter das Getreide<lb/>
gemengt. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Diese Blätter, die sehr bald trocknen, lassen<lb/>
sich beim Wurfen des Getreides, wenn man es zum<lb/>
Verkaufe zurichtet, leicht absondern. Der starke<lb/>
eigenthümliche Geruch, den diese Blätter den Körnern<lb/>
mittheilen, dauert zwar nach dem Wurfen, ja selbst<lb/>
nach dem Mahlen noch fort; allein er verschwindet<lb/>
ganz beim Gähren des aus solchem Mehle einge-<lb/>
machten Teiges und beim Backen, das Brod hat<lb/>
einen reinen Geschmack und ist vollkommen gut.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#right">J. S.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Der Karneval zu Rom.</hi> </head><lb/>
        <p>Wenn gleich der Karneval zu <hi rendition="#g">Rom</hi> heut zu<lb/>
Tage viel von dem Glanze früherer Zeit verloren<lb/>
hat, so gewährt er doch immer noch ein Schauspiel,<lb/>
zu welchem Jtaliener aus allen Städten und reiche<lb/>
Fremde aus vielen Ländern herbeiströmen. Er dauert<lb/>
3 Tage. Vom Kapitol tönt eine Glocke und gibt<lb/>
das Zeichen zum Anfang desselben. Alles maskirt<lb/>
sich, man sieht die buntesten Trachten, es herrscht<lb/>
die größte Lust. Der Ständeunterschied hört auf,<lb/>
der Geschästsmann vergißt seine Sorgen, der Arme<lb/>
seine Noth; man ergibt sich der allgemeinen Freude,<lb/>
die sich in karrikirten Aufzügen, Possen, wechselsei-<lb/>
tigen Neckereien, Verkleidungen u. s. w. gefällt. An<lb/>
den letzten beiden Tagen wird das Pferderennen<lb/>
auf dem Korso gehalten. Hier strömt Alles maskirt<lb/>
herbei, Hunderte von Wagen fahren in zwei Reihen<lb/>
langsam auf und nieder. Herrschaften, Kutscher,<lb/>
Bediente, Pagen, Alles ist verkleidet, Fenster und<lb/>
Balkone sind mit verkleideten Herren und Damen<lb/>
besetzt; jedes hat ein Körbchen mit Gipskügelchen<lb/>
in der Hand, die nach den Masken auf der Straße<lb/>
geworfen werden, welche diese Kanonade in scharfen<lb/>
Ladungen erwiedern. Jeder treffende Schuß erweckt<lb/>
unauslöschliches Gelächter. Nichts wird übel genom-<lb/>
men. Puleinella's laufen neben den Wagen einher,<lb/>
klettern auf den Tritt und sagen den Damen Schmei-<lb/>
cheleien und pikante Neckereien. Hier sitzt ein Fürst<lb/>
als Puleinella im Wagen, neben seiner Gemahlin,<lb/>
die als Schäferin verkleidet ist. Von allen Seiten<lb/>
hagelt es weiße Kügelchen auf ihn, die seinen Anzug<lb/>
binnen Kurzem einpudern. Er revangirt sich lachend,<lb/>
indem er Hände voll Gips nach den Balkonen<lb/>
schleudert. Das Volk feiert seinen Festtag, es ras't<lb/>
sich aus in Lust und Muthwillen, um in der Fasten-<lb/>
zeit wieder strenge Pönitenz zu üben. Wenn die<lb/>
Promenade auf diese Art ein paar Stunden gedauert<lb/>
hat, beginnt das Pferderennen. Zu beiden Seiten<lb/>
machen die Zuschauer Platz, um den Pferden die<lb/>
Mitte des Korso frei zu lassen. Hinter einem aus-<lb/>
gespannten Seile stehen die Rosse ungeduldig, die<lb/>
Kanonen von der Engelsburg geben das Signal,<lb/>
Trompeten schmettern, die Pferde werden losgelassen<lb/>
und fliegen mit Windesschnelle durch die Rennbahn<lb/>
bis an's Ziel, wo eine ausgespannte Leinwand den<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[403/0003] Panorama des Universums. Zeitungen in den vereinigten Staaten von Nord=Amerika. Auf der ganzen Erde erscheinen in keinem Lande mehr Zeitungen, als in den vereinigten Staa- ten von Nord=Amerika. Preußen hat 12 Millionen Einwohner und 288 öffentliche Blätter; Spanien für 13 Millionen Menschen nur 12 Zeitungen; in Nord = Amerika dagegen lesen 12 Millionen 1200 verschiedene Zeitschriften. Selbst Frankreich und England, wo doch in Europa am meisten gelesen wird, haben zusammen für 55 Millionen Einwohner noch nicht ganz 1000 öffentliche Blätter, nämlich Frankreich mit 32 Millionen Einwohnern hat 490 und Großbritannien mit 23 Millionen Engländern, Schottländern und Jrländern 483 Zeitungen. W. Spanische Sprüchwörter. Oeffne dem guten Tag die Thüre, und bereite dich auf den bösen vor. Bei schlechtem Wege verdopple deine Schritte. Pflüge tief, so wirst du reichlich erndten. Dem Korn gefällt es unter dem Schnee, wie dem Alten unter der Decke. Wenn das reiche Feld nicht ausruht, wird es unfruchtbar. Diejenigen sind reich, die Freunde haben. Wer wahrhaft liebt, vergißt niemals. Kinderfreundschaft ist Wasser in einem Korbe. Die Freundschaft des Eidams ist Wintersonne. Mutterliebe ist die einzige Liebe. Schöne Federn machen den schönen Vogel. Ein Affe, in Seide gekleidet, bleibt doch ein Affe. Die Augen sind immer Kinder. Wo der Fluß am tiefsten ist, macht er am wenigsten Geräusch. L. Wohlfeile Art Mumien zu bereiten. Doktor Jörg in seiner Abhandlung über den Nutzen der Holzsäure in der Oekonomie versichert, daß seine Versuche mit Kinderleichnamen, sie mit- telst der Holzsäure in Mumien zu verwandeln, bis jetzt vollkommen gelungen seyen, ungeachtet die von ihm gewählten Cadaver schon in Fäulniß übergan- gen waren. Er schließt auch aus einer Stelle des Plinii secundi, daß nur Holzessig es war, der von den alten Egyptiern gebraucht wurde, todte mensch- liche Körper gegen die Verwesung zu sichern. Jörg's Verfahren bestand darin, daß er die Leichname durch Hülfe eines Borstenpinsels um und um an allen Orten mit starkem Holzessig, oder, was er vorzieht, mit Holzöl bestrich, und hierauf an einem luftigen Platze aufhing. Mit dieser Behandlung fuhr er den zweiten und die folgenden Tage so lange fort, bis die Cadaver völlig durchdrungen waren. Es versteht sich übrigens, daß das Bepinseln reichlich geschehen und dabei vorzüglich die Lücken und Risse beachtet werden mußten. Wo man daher mit dem Pinsel nicht gut beikommen konnte, wurde die Flüssigkeit geradezu in die Vertiefungen hineingetröpfelt. H. Neue Methode, das Getreide aufzubewahren. Hr. Arthus in Angers berichtet: „Ein Päch- ter aus dem Bezirke von Beauprèau habe einem Bäcker in Angers Getreide von der Ernte des J. 1831 verkauft, das durch folgendes Verfahren in ganz gutem Zustande bis zum Herbste d. J. 1834 erhalten worden war. Der Pächter hatte nämlich unter die Getreide- haufen, die so eben auf die Speicher gebracht wor- den waren, Nußbaumblätter geworfen, welche man grün abgerissen hatte. Diese Haufen wurden nun von Zeit zu Zeit aufgerührt, so daß jedes Korn mit den Blättern in Berührung kommen konnten. Nach Verlauf eines Jahres, 1832, so wie abermals 1833 wurden frische Blätter unter das Getreide gemengt. — Diese Blätter, die sehr bald trocknen, lassen sich beim Wurfen des Getreides, wenn man es zum Verkaufe zurichtet, leicht absondern. Der starke eigenthümliche Geruch, den diese Blätter den Körnern mittheilen, dauert zwar nach dem Wurfen, ja selbst nach dem Mahlen noch fort; allein er verschwindet ganz beim Gähren des aus solchem Mehle einge- machten Teiges und beim Backen, das Brod hat einen reinen Geschmack und ist vollkommen gut. J. S. Der Karneval zu Rom. Wenn gleich der Karneval zu Rom heut zu Tage viel von dem Glanze früherer Zeit verloren hat, so gewährt er doch immer noch ein Schauspiel, zu welchem Jtaliener aus allen Städten und reiche Fremde aus vielen Ländern herbeiströmen. Er dauert 3 Tage. Vom Kapitol tönt eine Glocke und gibt das Zeichen zum Anfang desselben. Alles maskirt sich, man sieht die buntesten Trachten, es herrscht die größte Lust. Der Ständeunterschied hört auf, der Geschästsmann vergißt seine Sorgen, der Arme seine Noth; man ergibt sich der allgemeinen Freude, die sich in karrikirten Aufzügen, Possen, wechselsei- tigen Neckereien, Verkleidungen u. s. w. gefällt. An den letzten beiden Tagen wird das Pferderennen auf dem Korso gehalten. Hier strömt Alles maskirt herbei, Hunderte von Wagen fahren in zwei Reihen langsam auf und nieder. Herrschaften, Kutscher, Bediente, Pagen, Alles ist verkleidet, Fenster und Balkone sind mit verkleideten Herren und Damen besetzt; jedes hat ein Körbchen mit Gipskügelchen in der Hand, die nach den Masken auf der Straße geworfen werden, welche diese Kanonade in scharfen Ladungen erwiedern. Jeder treffende Schuß erweckt unauslöschliches Gelächter. Nichts wird übel genom- men. Puleinella's laufen neben den Wagen einher, klettern auf den Tritt und sagen den Damen Schmei- cheleien und pikante Neckereien. Hier sitzt ein Fürst als Puleinella im Wagen, neben seiner Gemahlin, die als Schäferin verkleidet ist. Von allen Seiten hagelt es weiße Kügelchen auf ihn, die seinen Anzug binnen Kurzem einpudern. Er revangirt sich lachend, indem er Hände voll Gips nach den Balkonen schleudert. Das Volk feiert seinen Festtag, es ras't sich aus in Lust und Muthwillen, um in der Fasten- zeit wieder strenge Pönitenz zu üben. Wenn die Promenade auf diese Art ein paar Stunden gedauert hat, beginnt das Pferderennen. Zu beiden Seiten machen die Zuschauer Platz, um den Pferden die Mitte des Korso frei zu lassen. Hinter einem aus- gespannten Seile stehen die Rosse ungeduldig, die Kanonen von der Engelsburg geben das Signal, Trompeten schmettern, die Pferde werden losgelassen und fliegen mit Windesschnelle durch die Rennbahn bis an's Ziel, wo eine ausgespannte Leinwand den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama51_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama51_1835/3
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 51. Prag, 1835, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama51_1835/3>, abgerufen am 21.11.2024.