Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 52. Prag, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] das Alles störe den Christen nicht, wenn er hintritt
zum Altare. Jeder, welcher Kirche er auch angehört,
kann aus einfachem Herzen sein reines Opfer brin-
gen, welches er dem Meister schuldig ist. D. H.



Die Eisenbahn zwischen London und
Greenwich.

Ueber diese viel besprochene, über Straßen und
Häuser weglaufende Eisenbahn, lesen wir in dem
englischen Blatte: " The Morning Advertiser:"
"Diese außerordentliche Unternehmung macht große
Fortschritte, indem beinahe für eine Strecke von
einer englischen Meile die Pfeiler, welche die Bahn
tragen sollen, vollendet sind. Die Zahl der fertigen
Bogen beläuft sich auf 52, und auf diesen ist bereits
eine Straße gebildet, auf der man gegen eine kleine
Entschädigung hin und her wandeln kann, um das
großartige Unternehmen zu betrachten. Man wird
von dem Anblicke, den London und dessen Umge-
bung von diesem Baue aus gewährt, mächtig ergrif-
fen; die Paulskirche, der Tower, die Windungen
der Themse mit der Unzahl von Schiffen gegen
Norden; Greenwich, Deptford, und die Höhen
von Blackhead gegen Osten, die grünen Surrey-
hügel gegen Süden, und ringsum die unübersehbare
Menge von Häusern, Palästen, Landgütern, Parken
u. s. w. machen einen unbeschreiblichen Eindruck.
Die Breite der Eisenbahn oder des Viadukts beträgt
beinahe 50 Fuß; er ruht auf Bogen, durch welche
die Pfeiler mit einander verbunden sind. Die ganze
Bahn soll starke Brustwehren bekommen, und über-
haupt wird der Bau so fest und dauerhaft als mög-
lich geführt. Jst das ganze Werk vollendet, so wird
man in 7 Minuten von London nach Greenwich
gelangen, während man gegenwärtig eine halbe
Stunde dazu braucht; nnd bei alledem wird das
Fuhrlohn dasselbe bleiben. Die Maschinen würden
den angestellten Berechnungen gemäß im Stande
seyn, täglich 200,000 Personen hin und her zu füh-
ren, wenn die Kommunikation ja einmal eine solche
Ausdehnung erreichen sollte.



Neues Mittel, Weintrauben lange Zeit
frisch zu bewahren.

Der herrliche Geschmack sowohl, den die Wein-
trauben dem Gaumen gewähren, so wie die heilsame
Wirkung, die ihr Genuß auf die Gesundheit ausübt,
waren stets die Triebfedern zur Erfindung eines
Mittels, wodurch dieses liebliche Geschenk der Natur
seine natürliche Frische lange Zeit erhalten könne.
Vor den bereits bekannten verdient das folgende,
neu entdeckte den Vorzug.

Man schüttet in ein ganz neues Fäßchen eine
Lage Kleien, über welche man die vollen Trauben,
wie sie von dem Stocke abgerissen worden, mit Vor-
sicht und zwar dergestalt legt, daß sie nirgends die
Wand des Fäßchens berühren; dann bedeckt man
diese mit einer neuen Lage Kleien, auf welche man
wieder eine neue Lage Trauben bringt, und so fort,
bis das Fäßchen voll ist. Nun verschließt man dieses
ganz luftdicht und setzt es auf einen Ort, wo die
Temperatur sehr gemäßigt ist. Kann man Kleien
blos von einem Getreide, das in einem Dörrofen
sehr gut gedörrt worden, hierzu anwenden, so wird
man Trauben ein halbes Jahr aufbewahren können.

J. S.



[Spaltenumbruch]
Der Stier von Tibet.

Der Reisende, welcher Tibet, unstreitig das
höchste Gebirgsland Asiens, zum ersten Male betritt,
glaubt ein vom Himmel ganz vergessenes Land zu
finden. Große Felsen und Berge ohne Anschein von
Vegetation wechseln mit dürren Ebenen, die wenig
Früchte gedeihen lassen. Weizen, Gerste, Hafer,
Erbsen, die auf ihnen wachsen, werden an vielen
Orten nie reif, sondern nur als Futterkraut erbaut,
um, wenn das Vieh keine Weide mehr findet, be-
nutzt zu werden. Von Zeit zu Zeit tritt regelmäßig
Regen ein, und dann sprießt ein kleines Gras her-
vor, dessen Wachsthum aber mit dem Ende des Re-
gens aufhört, da die Trockenheit der Luft so weit
geht, daß es dann ganz weiß wird, und mit den
Fingern zu Staub zerrieben werden kann. Jndessen
nährt es doch große Heerden und ist so kräftig, daß
die beste Weide ihm darin nachstehen muß. Bei
Annäherung des Winters wässert der Tibetaner die
tiefern Wiesen mit großen Eisstücken, um die magere
Erdrinde nicht von den dörrenden Winden wegge-
führt zu sehen. Temperatur und Jahreszeit ist in
Tibet dem Grade und dem Eintritt nach ungemein
regelmäßig. Vom März bis Mai herrscht eine große
Abwechslung von Regen, Donner und Sturm. Juni
bis September sind von heftigen Regengüßen heim-
gesucht. Alle Ströme füllen sich und ihre Fluthen
drohen Bengalen zu überschwemmen. Vom Oktober
bis März ist die Luft fast immer klar und hell;
selten verdunkelt eine Wolke den Himmel. Drei Mo-
nate lang ist dann ärgere Kälte als irgendwo in
Europa, die besonders im südlichen Theile längs
der Bergkette vorwaltet, welche Tibet von Assam,
Butan und Nepaul trennt und zwischen dem 26 --
27 Grad N. B. liegt. Die Einwohner eilen dann
in die tiefen Thäler oder in die Höhlen der Felsen.
Von Phari bis Nanie, ein Strich von fast 10
Meilen, ist dann das ganze Land wenig mehr als
eine Wüste, und die Kälte so groß, daß das einge-
schlachtete Fleisch bis März vollkommen frisch bleibt.
Bei allen diesen Unbilden des Klima's ist doch ein
Ueberfluß von wilden und zahmen Thieren vorhan-
den. Es gibt große Heerden Rindvieh von einer
besonderen Race, dessen Bulle mit dem Namen des
Yak der Tartarei, die Kuh unter dem von Dhe
bekannt, und durch eine haarige Haut und einen
Muskel auf den Schultern ausgezeichnet ist, der
einen Höcker bildet. Ein langes, dickes, weiches
Haar bekleidet das Thier. Der Schweif ist ebenfalls
mit dickem, langem, glänzenden Haare in der Art
besetzt, daß man kein Gelenk wahrnimmt, und das
Ganze ein Büschel künstlich angesetzten Haares zu
seyn scheint. Eine Art von dicker, weicher Wolle
deckt die übrigen Theile doch so, daß an den untern
Theilen der Brust u. s. w. ein langes festes Haar
bis auf das Knie herabreicht. Jene Schweife wer-
den ungemein als Fliegenwedel im ganzen Orient
geschätzt. Das Thier ist sehr wild, brüllt selten und
in einem kaum vernehmlichen Grade, lebt aber in
den kältesten Theilen des Landes, im Sommer auf
den Bergen, im Winter in den Thälern. Es macht
den Reichthum der mit ihnen herumziehenden Tata-
ren aus, die von ihm Nahrung und Kleidung haben
und es als Lastthier gebrauchen, wozu sich diese
Rinder mehr als zum Acker eignen. Aus ihrem
Haare fertigt man Stricke und Decken. Jhre Milch ist
ungemein nahrhaft, und wird in Menge erhalten. C.

[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] das Alles störe den Christen nicht, wenn er hintritt
zum Altare. Jeder, welcher Kirche er auch angehört,
kann aus einfachem Herzen sein reines Opfer brin-
gen, welches er dem Meister schuldig ist. D. H.



Die Eisenbahn zwischen London und
Greenwich.

Ueber diese viel besprochene, über Straßen und
Häuser weglaufende Eisenbahn, lesen wir in dem
englischen Blatte: „ The Morning Advertiser:“
„Diese außerordentliche Unternehmung macht große
Fortschritte, indem beinahe für eine Strecke von
einer englischen Meile die Pfeiler, welche die Bahn
tragen sollen, vollendet sind. Die Zahl der fertigen
Bogen beläuft sich auf 52, und auf diesen ist bereits
eine Straße gebildet, auf der man gegen eine kleine
Entschädigung hin und her wandeln kann, um das
großartige Unternehmen zu betrachten. Man wird
von dem Anblicke, den London und dessen Umge-
bung von diesem Baue aus gewährt, mächtig ergrif-
fen; die Paulskirche, der Tower, die Windungen
der Themse mit der Unzahl von Schiffen gegen
Norden; Greenwich, Deptford, und die Höhen
von Blackhead gegen Osten, die grünen Surrey-
hügel gegen Süden, und ringsum die unübersehbare
Menge von Häusern, Palästen, Landgütern, Parken
u. s. w. machen einen unbeschreiblichen Eindruck.
Die Breite der Eisenbahn oder des Viadukts beträgt
beinahe 50 Fuß; er ruht auf Bogen, durch welche
die Pfeiler mit einander verbunden sind. Die ganze
Bahn soll starke Brustwehren bekommen, und über-
haupt wird der Bau so fest und dauerhaft als mög-
lich geführt. Jst das ganze Werk vollendet, so wird
man in 7 Minuten von London nach Greenwich
gelangen, während man gegenwärtig eine halbe
Stunde dazu braucht; nnd bei alledem wird das
Fuhrlohn dasselbe bleiben. Die Maschinen würden
den angestellten Berechnungen gemäß im Stande
seyn, täglich 200,000 Personen hin und her zu füh-
ren, wenn die Kommunikation ja einmal eine solche
Ausdehnung erreichen sollte.



Neues Mittel, Weintrauben lange Zeit
frisch zu bewahren.

Der herrliche Geschmack sowohl, den die Wein-
trauben dem Gaumen gewähren, so wie die heilsame
Wirkung, die ihr Genuß auf die Gesundheit ausübt,
waren stets die Triebfedern zur Erfindung eines
Mittels, wodurch dieses liebliche Geschenk der Natur
seine natürliche Frische lange Zeit erhalten könne.
Vor den bereits bekannten verdient das folgende,
neu entdeckte den Vorzug.

Man schüttet in ein ganz neues Fäßchen eine
Lage Kleien, über welche man die vollen Trauben,
wie sie von dem Stocke abgerissen worden, mit Vor-
sicht und zwar dergestalt legt, daß sie nirgends die
Wand des Fäßchens berühren; dann bedeckt man
diese mit einer neuen Lage Kleien, auf welche man
wieder eine neue Lage Trauben bringt, und so fort,
bis das Fäßchen voll ist. Nun verschließt man dieses
ganz luftdicht und setzt es auf einen Ort, wo die
Temperatur sehr gemäßigt ist. Kann man Kleien
blos von einem Getreide, das in einem Dörrofen
sehr gut gedörrt worden, hierzu anwenden, so wird
man Trauben ein halbes Jahr aufbewahren können.

J. S.



[Spaltenumbruch]
Der Stier von Tibet.

Der Reisende, welcher Tibet, unstreitig das
höchste Gebirgsland Asiens, zum ersten Male betritt,
glaubt ein vom Himmel ganz vergessenes Land zu
finden. Große Felsen und Berge ohne Anschein von
Vegetation wechseln mit dürren Ebenen, die wenig
Früchte gedeihen lassen. Weizen, Gerste, Hafer,
Erbsen, die auf ihnen wachsen, werden an vielen
Orten nie reif, sondern nur als Futterkraut erbaut,
um, wenn das Vieh keine Weide mehr findet, be-
nutzt zu werden. Von Zeit zu Zeit tritt regelmäßig
Regen ein, und dann sprießt ein kleines Gras her-
vor, dessen Wachsthum aber mit dem Ende des Re-
gens aufhört, da die Trockenheit der Luft so weit
geht, daß es dann ganz weiß wird, und mit den
Fingern zu Staub zerrieben werden kann. Jndessen
nährt es doch große Heerden und ist so kräftig, daß
die beste Weide ihm darin nachstehen muß. Bei
Annäherung des Winters wässert der Tibetaner die
tiefern Wiesen mit großen Eisstücken, um die magere
Erdrinde nicht von den dörrenden Winden wegge-
führt zu sehen. Temperatur und Jahreszeit ist in
Tibet dem Grade und dem Eintritt nach ungemein
regelmäßig. Vom März bis Mai herrscht eine große
Abwechslung von Regen, Donner und Sturm. Juni
bis September sind von heftigen Regengüßen heim-
gesucht. Alle Ströme füllen sich und ihre Fluthen
drohen Bengalen zu überschwemmen. Vom Oktober
bis März ist die Luft fast immer klar und hell;
selten verdunkelt eine Wolke den Himmel. Drei Mo-
nate lang ist dann ärgere Kälte als irgendwo in
Europa, die besonders im südlichen Theile längs
der Bergkette vorwaltet, welche Tibet von Assam,
Butan und Nepaul trennt und zwischen dem 26 —
27 Grad N. B. liegt. Die Einwohner eilen dann
in die tiefen Thäler oder in die Höhlen der Felsen.
Von Phari bis Nanie, ein Strich von fast 10
Meilen, ist dann das ganze Land wenig mehr als
eine Wüste, und die Kälte so groß, daß das einge-
schlachtete Fleisch bis März vollkommen frisch bleibt.
Bei allen diesen Unbilden des Klima's ist doch ein
Ueberfluß von wilden und zahmen Thieren vorhan-
den. Es gibt große Heerden Rindvieh von einer
besonderen Race, dessen Bulle mit dem Namen des
Yak der Tartarei, die Kuh unter dem von Dhe
bekannt, und durch eine haarige Haut und einen
Muskel auf den Schultern ausgezeichnet ist, der
einen Höcker bildet. Ein langes, dickes, weiches
Haar bekleidet das Thier. Der Schweif ist ebenfalls
mit dickem, langem, glänzenden Haare in der Art
besetzt, daß man kein Gelenk wahrnimmt, und das
Ganze ein Büschel künstlich angesetzten Haares zu
seyn scheint. Eine Art von dicker, weicher Wolle
deckt die übrigen Theile doch so, daß an den untern
Theilen der Brust u. s. w. ein langes festes Haar
bis auf das Knie herabreicht. Jene Schweife wer-
den ungemein als Fliegenwedel im ganzen Orient
geschätzt. Das Thier ist sehr wild, brüllt selten und
in einem kaum vernehmlichen Grade, lebt aber in
den kältesten Theilen des Landes, im Sommer auf
den Bergen, im Winter in den Thälern. Es macht
den Reichthum der mit ihnen herumziehenden Tata-
ren aus, die von ihm Nahrung und Kleidung haben
und es als Lastthier gebrauchen, wozu sich diese
Rinder mehr als zum Acker eignen. Aus ihrem
Haare fertigt man Stricke und Decken. Jhre Milch ist
ungemein nahrhaft, und wird in Menge erhalten. C.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="415"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/>
das Alles störe den Christen nicht, wenn er hintritt<lb/>
zum Altare. Jeder, welcher Kirche er auch angehört,<lb/>
kann aus einfachem Herzen sein reines Opfer brin-<lb/>
gen, welches er dem Meister schuldig ist. <hi rendition="#right">D. H.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Die Eisenbahn zwischen London und</hi><lb/> <hi rendition="#g">Greenwich.</hi> </head><lb/>
        <p>Ueber diese viel besprochene, über Straßen und<lb/>
Häuser weglaufende Eisenbahn, lesen wir in dem<lb/>
englischen Blatte: &#x201E; <hi rendition="#aq">The Morning Advertiser</hi>:&#x201C;<lb/>
&#x201E;Diese außerordentliche Unternehmung macht große<lb/>
Fortschritte, indem beinahe für eine Strecke von<lb/>
einer englischen Meile die Pfeiler, welche die Bahn<lb/>
tragen sollen, vollendet sind. Die Zahl der fertigen<lb/>
Bogen beläuft sich auf 52, und auf diesen ist bereits<lb/>
eine Straße gebildet, auf der man gegen eine kleine<lb/>
Entschädigung hin und her wandeln kann, um das<lb/>
großartige Unternehmen zu betrachten. Man wird<lb/>
von dem Anblicke, den <hi rendition="#g">London</hi> und dessen Umge-<lb/>
bung von diesem Baue aus gewährt, mächtig ergrif-<lb/>
fen; die Paulskirche, der Tower, die Windungen<lb/>
der Themse mit der Unzahl von Schiffen gegen<lb/>
Norden; <hi rendition="#g">Greenwich, Deptford,</hi> und die Höhen<lb/>
von <hi rendition="#g">Blackhead</hi> gegen Osten, die grünen Surrey-<lb/>
hügel gegen Süden, und ringsum die unübersehbare<lb/>
Menge von Häusern, Palästen, Landgütern, Parken<lb/>
u. s. w. machen einen unbeschreiblichen Eindruck.<lb/>
Die Breite der Eisenbahn oder des Viadukts beträgt<lb/>
beinahe 50 Fuß; er ruht auf Bogen, durch welche<lb/>
die Pfeiler mit einander verbunden sind. Die ganze<lb/>
Bahn soll starke Brustwehren bekommen, und über-<lb/>
haupt wird der Bau so fest und dauerhaft als mög-<lb/>
lich geführt. Jst das ganze Werk vollendet, so wird<lb/>
man in 7 Minuten von <hi rendition="#g">London</hi> nach <hi rendition="#g">Greenwich</hi><lb/>
gelangen, während man gegenwärtig eine halbe<lb/>
Stunde dazu braucht; nnd bei alledem wird das<lb/>
Fuhrlohn dasselbe bleiben. Die Maschinen würden<lb/>
den angestellten Berechnungen gemäß im Stande<lb/>
seyn, täglich 200,000 Personen hin und her zu füh-<lb/>
ren, wenn die Kommunikation ja einmal eine solche<lb/>
Ausdehnung erreichen sollte.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Neues Mittel, Weintrauben lange Zeit</hi><lb/>
frisch zu bewahren.</head><lb/>
        <p>Der herrliche Geschmack sowohl, den die Wein-<lb/>
trauben dem Gaumen gewähren, so wie die heilsame<lb/>
Wirkung, die ihr Genuß auf die Gesundheit ausübt,<lb/>
waren stets die Triebfedern zur Erfindung eines<lb/>
Mittels, wodurch dieses liebliche Geschenk der Natur<lb/>
seine natürliche Frische lange Zeit erhalten könne.<lb/>
Vor den bereits bekannten verdient das folgende,<lb/>
neu entdeckte den Vorzug.</p><lb/>
        <p>Man schüttet in ein ganz neues Fäßchen eine<lb/>
Lage Kleien, über welche man die vollen Trauben,<lb/>
wie sie von dem Stocke abgerissen worden, mit Vor-<lb/>
sicht und zwar dergestalt legt, daß sie nirgends die<lb/>
Wand des Fäßchens berühren; dann bedeckt man<lb/>
diese mit einer neuen Lage Kleien, auf welche man<lb/>
wieder eine neue Lage Trauben bringt, und so fort,<lb/>
bis das Fäßchen voll ist. Nun verschließt man dieses<lb/>
ganz luftdicht und setzt es auf einen Ort, wo die<lb/>
Temperatur sehr gemäßigt ist. Kann man Kleien<lb/>
blos von einem Getreide, das in einem Dörrofen<lb/>
sehr gut gedörrt worden, hierzu anwenden, so wird<lb/>
man Trauben ein halbes Jahr aufbewahren können.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#right">J. S.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <cb n="2"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Der Stier von Tibet</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Der Reisende, welcher <hi rendition="#g">Tibet,</hi> unstreitig das<lb/>
höchste Gebirgsland Asiens, zum ersten Male betritt,<lb/>
glaubt ein vom Himmel ganz vergessenes Land zu<lb/>
finden. Große Felsen und Berge ohne Anschein von<lb/>
Vegetation wechseln mit dürren Ebenen, die wenig<lb/>
Früchte gedeihen lassen. Weizen, Gerste, Hafer,<lb/>
Erbsen, die auf ihnen wachsen, werden an vielen<lb/>
Orten nie reif, sondern nur als Futterkraut erbaut,<lb/>
um, wenn das Vieh keine Weide mehr findet, be-<lb/>
nutzt zu werden. Von Zeit zu Zeit tritt regelmäßig<lb/>
Regen ein, und dann sprießt ein kleines Gras her-<lb/>
vor, dessen Wachsthum aber mit dem Ende des Re-<lb/>
gens aufhört, da die Trockenheit der Luft so weit<lb/>
geht, daß es dann ganz weiß wird, und mit den<lb/>
Fingern zu Staub zerrieben werden kann. Jndessen<lb/>
nährt es doch große Heerden und ist so kräftig, daß<lb/>
die beste Weide ihm darin nachstehen muß. Bei<lb/>
Annäherung des Winters wässert der Tibetaner die<lb/>
tiefern Wiesen mit großen Eisstücken, um die magere<lb/>
Erdrinde nicht von den dörrenden Winden wegge-<lb/>
führt zu sehen. Temperatur und Jahreszeit ist in<lb/><hi rendition="#g">Tibet</hi> dem Grade und dem Eintritt nach ungemein<lb/>
regelmäßig. Vom März bis Mai herrscht eine große<lb/>
Abwechslung von Regen, Donner und Sturm. Juni<lb/>
bis September sind von heftigen Regengüßen heim-<lb/>
gesucht. Alle Ströme füllen sich und ihre Fluthen<lb/>
drohen Bengalen zu überschwemmen. Vom Oktober<lb/>
bis März ist die Luft fast immer klar und hell;<lb/>
selten verdunkelt eine Wolke den Himmel. Drei Mo-<lb/>
nate lang ist dann ärgere Kälte als irgendwo in<lb/>
Europa, die besonders im südlichen Theile längs<lb/>
der Bergkette vorwaltet, welche Tibet von Assam,<lb/>
Butan und Nepaul trennt und zwischen dem 26 &#x2014;<lb/>
27 Grad N. B. liegt. Die Einwohner eilen dann<lb/>
in die tiefen Thäler oder in die Höhlen der Felsen.<lb/>
Von <hi rendition="#g">Phari</hi> bis <hi rendition="#g">Nanie,</hi> ein Strich von fast 10<lb/>
Meilen, ist dann das ganze Land wenig mehr als<lb/>
eine Wüste, und die Kälte so groß, daß das einge-<lb/>
schlachtete Fleisch bis März vollkommen frisch bleibt.<lb/>
Bei allen diesen Unbilden des Klima's ist doch ein<lb/>
Ueberfluß von wilden und zahmen Thieren vorhan-<lb/>
den. Es gibt große Heerden Rindvieh von einer<lb/>
besonderen Race, dessen Bulle mit dem Namen des<lb/>
Yak der Tartarei, die Kuh unter dem von Dhe<lb/>
bekannt, und durch eine haarige Haut und einen<lb/>
Muskel auf den Schultern ausgezeichnet ist, der<lb/>
einen Höcker bildet. Ein langes, dickes, weiches<lb/>
Haar bekleidet das Thier. Der Schweif ist ebenfalls<lb/>
mit dickem, langem, glänzenden Haare in der Art<lb/>
besetzt, daß man kein Gelenk wahrnimmt, und das<lb/>
Ganze ein Büschel künstlich angesetzten Haares zu<lb/>
seyn scheint. Eine Art von dicker, weicher Wolle<lb/>
deckt die übrigen Theile doch so, daß an den untern<lb/>
Theilen der Brust u. s. w. ein langes festes Haar<lb/>
bis auf das Knie herabreicht. Jene Schweife wer-<lb/>
den ungemein als Fliegenwedel im ganzen Orient<lb/>
geschätzt. Das Thier ist sehr wild, brüllt selten und<lb/>
in einem kaum vernehmlichen Grade, lebt aber in<lb/>
den kältesten Theilen des Landes, im Sommer auf<lb/>
den Bergen, im Winter in den Thälern. Es macht<lb/>
den Reichthum der mit ihnen herumziehenden Tata-<lb/>
ren aus, die von ihm Nahrung und Kleidung haben<lb/>
und es als Lastthier gebrauchen, wozu sich diese<lb/>
Rinder mehr als zum Acker eignen. Aus ihrem<lb/>
Haare fertigt man Stricke und Decken. Jhre Milch ist<lb/>
ungemein nahrhaft, und wird in Menge erhalten. <hi rendition="#right">C.</hi> </p><lb/>
        <cb type="end"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0007] Panorama des Universums. das Alles störe den Christen nicht, wenn er hintritt zum Altare. Jeder, welcher Kirche er auch angehört, kann aus einfachem Herzen sein reines Opfer brin- gen, welches er dem Meister schuldig ist. D. H. Die Eisenbahn zwischen London und Greenwich. Ueber diese viel besprochene, über Straßen und Häuser weglaufende Eisenbahn, lesen wir in dem englischen Blatte: „ The Morning Advertiser:“ „Diese außerordentliche Unternehmung macht große Fortschritte, indem beinahe für eine Strecke von einer englischen Meile die Pfeiler, welche die Bahn tragen sollen, vollendet sind. Die Zahl der fertigen Bogen beläuft sich auf 52, und auf diesen ist bereits eine Straße gebildet, auf der man gegen eine kleine Entschädigung hin und her wandeln kann, um das großartige Unternehmen zu betrachten. Man wird von dem Anblicke, den London und dessen Umge- bung von diesem Baue aus gewährt, mächtig ergrif- fen; die Paulskirche, der Tower, die Windungen der Themse mit der Unzahl von Schiffen gegen Norden; Greenwich, Deptford, und die Höhen von Blackhead gegen Osten, die grünen Surrey- hügel gegen Süden, und ringsum die unübersehbare Menge von Häusern, Palästen, Landgütern, Parken u. s. w. machen einen unbeschreiblichen Eindruck. Die Breite der Eisenbahn oder des Viadukts beträgt beinahe 50 Fuß; er ruht auf Bogen, durch welche die Pfeiler mit einander verbunden sind. Die ganze Bahn soll starke Brustwehren bekommen, und über- haupt wird der Bau so fest und dauerhaft als mög- lich geführt. Jst das ganze Werk vollendet, so wird man in 7 Minuten von London nach Greenwich gelangen, während man gegenwärtig eine halbe Stunde dazu braucht; nnd bei alledem wird das Fuhrlohn dasselbe bleiben. Die Maschinen würden den angestellten Berechnungen gemäß im Stande seyn, täglich 200,000 Personen hin und her zu füh- ren, wenn die Kommunikation ja einmal eine solche Ausdehnung erreichen sollte. Neues Mittel, Weintrauben lange Zeit frisch zu bewahren. Der herrliche Geschmack sowohl, den die Wein- trauben dem Gaumen gewähren, so wie die heilsame Wirkung, die ihr Genuß auf die Gesundheit ausübt, waren stets die Triebfedern zur Erfindung eines Mittels, wodurch dieses liebliche Geschenk der Natur seine natürliche Frische lange Zeit erhalten könne. Vor den bereits bekannten verdient das folgende, neu entdeckte den Vorzug. Man schüttet in ein ganz neues Fäßchen eine Lage Kleien, über welche man die vollen Trauben, wie sie von dem Stocke abgerissen worden, mit Vor- sicht und zwar dergestalt legt, daß sie nirgends die Wand des Fäßchens berühren; dann bedeckt man diese mit einer neuen Lage Kleien, auf welche man wieder eine neue Lage Trauben bringt, und so fort, bis das Fäßchen voll ist. Nun verschließt man dieses ganz luftdicht und setzt es auf einen Ort, wo die Temperatur sehr gemäßigt ist. Kann man Kleien blos von einem Getreide, das in einem Dörrofen sehr gut gedörrt worden, hierzu anwenden, so wird man Trauben ein halbes Jahr aufbewahren können. J. S. Der Stier von Tibet. Der Reisende, welcher Tibet, unstreitig das höchste Gebirgsland Asiens, zum ersten Male betritt, glaubt ein vom Himmel ganz vergessenes Land zu finden. Große Felsen und Berge ohne Anschein von Vegetation wechseln mit dürren Ebenen, die wenig Früchte gedeihen lassen. Weizen, Gerste, Hafer, Erbsen, die auf ihnen wachsen, werden an vielen Orten nie reif, sondern nur als Futterkraut erbaut, um, wenn das Vieh keine Weide mehr findet, be- nutzt zu werden. Von Zeit zu Zeit tritt regelmäßig Regen ein, und dann sprießt ein kleines Gras her- vor, dessen Wachsthum aber mit dem Ende des Re- gens aufhört, da die Trockenheit der Luft so weit geht, daß es dann ganz weiß wird, und mit den Fingern zu Staub zerrieben werden kann. Jndessen nährt es doch große Heerden und ist so kräftig, daß die beste Weide ihm darin nachstehen muß. Bei Annäherung des Winters wässert der Tibetaner die tiefern Wiesen mit großen Eisstücken, um die magere Erdrinde nicht von den dörrenden Winden wegge- führt zu sehen. Temperatur und Jahreszeit ist in Tibet dem Grade und dem Eintritt nach ungemein regelmäßig. Vom März bis Mai herrscht eine große Abwechslung von Regen, Donner und Sturm. Juni bis September sind von heftigen Regengüßen heim- gesucht. Alle Ströme füllen sich und ihre Fluthen drohen Bengalen zu überschwemmen. Vom Oktober bis März ist die Luft fast immer klar und hell; selten verdunkelt eine Wolke den Himmel. Drei Mo- nate lang ist dann ärgere Kälte als irgendwo in Europa, die besonders im südlichen Theile längs der Bergkette vorwaltet, welche Tibet von Assam, Butan und Nepaul trennt und zwischen dem 26 — 27 Grad N. B. liegt. Die Einwohner eilen dann in die tiefen Thäler oder in die Höhlen der Felsen. Von Phari bis Nanie, ein Strich von fast 10 Meilen, ist dann das ganze Land wenig mehr als eine Wüste, und die Kälte so groß, daß das einge- schlachtete Fleisch bis März vollkommen frisch bleibt. Bei allen diesen Unbilden des Klima's ist doch ein Ueberfluß von wilden und zahmen Thieren vorhan- den. Es gibt große Heerden Rindvieh von einer besonderen Race, dessen Bulle mit dem Namen des Yak der Tartarei, die Kuh unter dem von Dhe bekannt, und durch eine haarige Haut und einen Muskel auf den Schultern ausgezeichnet ist, der einen Höcker bildet. Ein langes, dickes, weiches Haar bekleidet das Thier. Der Schweif ist ebenfalls mit dickem, langem, glänzenden Haare in der Art besetzt, daß man kein Gelenk wahrnimmt, und das Ganze ein Büschel künstlich angesetzten Haares zu seyn scheint. Eine Art von dicker, weicher Wolle deckt die übrigen Theile doch so, daß an den untern Theilen der Brust u. s. w. ein langes festes Haar bis auf das Knie herabreicht. Jene Schweife wer- den ungemein als Fliegenwedel im ganzen Orient geschätzt. Das Thier ist sehr wild, brüllt selten und in einem kaum vernehmlichen Grade, lebt aber in den kältesten Theilen des Landes, im Sommer auf den Bergen, im Winter in den Thälern. Es macht den Reichthum der mit ihnen herumziehenden Tata- ren aus, die von ihm Nahrung und Kleidung haben und es als Lastthier gebrauchen, wozu sich diese Rinder mehr als zum Acker eignen. Aus ihrem Haare fertigt man Stricke und Decken. Jhre Milch ist ungemein nahrhaft, und wird in Menge erhalten. C.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama52_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama52_1835/7
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 52. Prag, 1835, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama52_1835/7>, abgerufen am 23.11.2024.