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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 54. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] [Abbildung] ( Der Strauß. )
die innern Gegenden des Vorgebirges der guten
Hoffnung bereiste, fand Le Vaillant's Erfahrung
von einem gemeinschaftlichen Neste bestätigt; sagt
aber, daß ein Männchen 2 bis 3, oft auch 5 Weib-
chen habe; daß jedes derselben 10 bis 12 Eier in
das gemeinschaftliche Nest lege, daß eines nach dem
andern brüte, wo auch das Männchen an die Reihe
komme, und daß bisweilen 60 bis 70 Eier in einem
Neste lägen. Den Umstand, daß auch Eier neben
dem Neste gefunden würden, leitet er bloß daher,
daß die Jnhaber des Nestes, wenn sie fänden, es
wären mehr Eier gelegt, als sie bedecken könnten,
die übrigen herauswürfen.

Nach Barrows Bericht brütet der Strauß
6 Wochen. Wenn man ihn darin stört, so verläßt
er die Eier, wie Le Vaillant selbst erfuhr. Nimmt
man die ersten Eier weg, so legen die Weibchen
mehrere, bis die Zahl vollständig ist. Das Strau-
ßenei steht im richtigen Verhältnisse mit der Größe
des Vogels und ist das größte Vogelei, das man
kennt. An Umfang kommt es einem kleinen Kin-
derkopfe bei, es wiegt 2 bis 3 Pfund, hat eine
sehr harte, auf der Oberfläche poröse Schale; ist
rundlich nnd auf weißlichem Grunde gelblich mar-
morirt. Am Cap hält man die Straußeneier für
große Leckerbissen, und bereitet sie auf verschiedene
Art zum Genuß. Barrow lobt die Methode der
Hottentotten, welche ein kleines Loch in die Schale
stoßen, das Ei in heiße Asche legen, und durch das
Loch von oben hinein die innere Substanz so lange
rühren, bis sie zu der Festigkeit des Eierkuchens
gelangt ist. Dieser Schriftsteller versichert dabei,
in einem Eie 9, in einem andern 12 erbsengroße,
gelbe Kieselsteine gefunden zu haben. Am Cap[Spaltenumbruch] machen die Straußeneier einen Handelsartikel aus.
Diese Eier sind so schmackhaft, wie Hühnereier, und
so nährend, daß sich 3 bis 4 Mann an einem sät-
tigen können. Die Schale dient in Afrika zu Trink-
gefäßen. Die Muhamedaner und morgenländischen
Christen hängen die ganzen Eier zur Zierde an der
Decke in ihren Tempeln auf.

Das Fleisch des Straußes ist hart, zähe und
schwer zu verdauen, zumal wenn es von Alten ist;
indeß findet es in Afrika doch seine Liebhaber. Die
Neger in Tombuctu und Kaschna essen es sehr
gern. Sie halten ganze Heerden zahmer Strauße
und mästen sie. Anch kamen Strauße auf die Ta-
feln der persischen Könige. Heliogabalus ließ zu
einer Mahlzeit 600 Straußengehirne zurichten. Die
Haut gibt ein gutes Leder zu allerlei Kleidungs-
stücken, und macht daher in Afrika einen Gegenstand
des Handels aus. Weit wichtiger sind jedoch die
schönen Schwung = und Schweiffedern, womit von
Afrika, zumal von Algier, Tunis und Tripolis
aus ein starker Handel getrieben wird. Dorthin
kommen diese Federn aus dem Jnnern von Afrika.
Sollen sie nicht von den Motten zerfressen werden,
so muß man sie entweder dem noch lebenden
Strauße oder dem augenblicklich getödteten aus-
ziehen. Das Erstere geschieht bei den zahmen, das
Letztere bei erjagten und mit Knütteln zu Tode ge-
schlagenen Straußen; denn schießen darf man sie
darum nicht, weil sonst das Blut die Federn ver-
derben möchte. Die vom männlichen Strauße zieht
man den übrigen vor. Jm Handel führt man ver-
schiedene Sorten. Die besten sind die, welche we-
nigstens 1 Elle messen. Sie werden in Packeten
von 50 bis 100 Stück verkauft. Die Federschmü-
cker schwefeln, waschen und reinigen die weißen
Straußfedern, um ihre Weiße zu erhöhen; die
schwarzen färben sie in gleicher Absicht. Daß die
europäischen Frauenzimmern ihre Köpfe mit diesen
Federn zieren, ist bekannt genug. Sonst benutzen
die Afrikaner noch vom Strauße das Fett in Ber-
mischung mit dem warmen Blute, unter dem Namen
Straußbutter, nicht nur als delikates Gericht,
sondern auch als Arzneimittel.

Durch Schießgewehr ist der Strauß leicht zu
erlegen; die Eingebornen bedienen sich aber dessen
nicht bei der Straußenjagd, entweder aus dem an-
geführten Grunde, oder weil ihnen Schießgewehre
fehlen. Sie pflegen den Vogel mehrere Tage nach-
einander ununterbrochen zu verfolgen, wodurch sie
ihn ermüden und zugleich vom Fressen abhalten,
und schlagen ihn dann todt. Andere hüllen sich in
eine Straußhaut, und schleichen sich in diesem Auf-
zuge so nahe an einen Vogel, daß sie sich seiner
bemächtigen können. Nicht ungewöhnlich ist's auch,
daß Mehrere mit Pferden und Hunden den Strauß
so lange ermüden, bis einer von den Jägern im
Stande ist, ihm das gekrümmte Ende eines Stabes
um die Beine zu werfen, wodurch er lebendig ge-
fangen werden kann. Den Pflanzen am Vorgebirge
der guten Hoffnung fügen die Strauße öfters gro-
ßen Schaden zu. Sie kommen in großer Menge
auf die Getreidefelder, und fressen die Aehren
rein ab.     F.

[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaktion von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] [Abbildung] ( Der Strauß. )
die innern Gegenden des Vorgebirges der guten
Hoffnung bereiste, fand Le Vaillant's Erfahrung
von einem gemeinschaftlichen Neste bestätigt; sagt
aber, daß ein Männchen 2 bis 3, oft auch 5 Weib-
chen habe; daß jedes derselben 10 bis 12 Eier in
das gemeinschaftliche Nest lege, daß eines nach dem
andern brüte, wo auch das Männchen an die Reihe
komme, und daß bisweilen 60 bis 70 Eier in einem
Neste lägen. Den Umstand, daß auch Eier neben
dem Neste gefunden würden, leitet er bloß daher,
daß die Jnhaber des Nestes, wenn sie fänden, es
wären mehr Eier gelegt, als sie bedecken könnten,
die übrigen herauswürfen.

Nach Barrows Bericht brütet der Strauß
6 Wochen. Wenn man ihn darin stört, so verläßt
er die Eier, wie Le Vaillant selbst erfuhr. Nimmt
man die ersten Eier weg, so legen die Weibchen
mehrere, bis die Zahl vollständig ist. Das Strau-
ßenei steht im richtigen Verhältnisse mit der Größe
des Vogels und ist das größte Vogelei, das man
kennt. An Umfang kommt es einem kleinen Kin-
derkopfe bei, es wiegt 2 bis 3 Pfund, hat eine
sehr harte, auf der Oberfläche poröse Schale; ist
rundlich nnd auf weißlichem Grunde gelblich mar-
morirt. Am Cap hält man die Straußeneier für
große Leckerbissen, und bereitet sie auf verschiedene
Art zum Genuß. Barrow lobt die Methode der
Hottentotten, welche ein kleines Loch in die Schale
stoßen, das Ei in heiße Asche legen, und durch das
Loch von oben hinein die innere Substanz so lange
rühren, bis sie zu der Festigkeit des Eierkuchens
gelangt ist. Dieser Schriftsteller versichert dabei,
in einem Eie 9, in einem andern 12 erbsengroße,
gelbe Kieselsteine gefunden zu haben. Am Cap[Spaltenumbruch] machen die Straußeneier einen Handelsartikel aus.
Diese Eier sind so schmackhaft, wie Hühnereier, und
so nährend, daß sich 3 bis 4 Mann an einem sät-
tigen können. Die Schale dient in Afrika zu Trink-
gefäßen. Die Muhamedaner und morgenländischen
Christen hängen die ganzen Eier zur Zierde an der
Decke in ihren Tempeln auf.

Das Fleisch des Straußes ist hart, zähe und
schwer zu verdauen, zumal wenn es von Alten ist;
indeß findet es in Afrika doch seine Liebhaber. Die
Neger in Tombuctu und Kaschna essen es sehr
gern. Sie halten ganze Heerden zahmer Strauße
und mästen sie. Anch kamen Strauße auf die Ta-
feln der persischen Könige. Heliogabalus ließ zu
einer Mahlzeit 600 Straußengehirne zurichten. Die
Haut gibt ein gutes Leder zu allerlei Kleidungs-
stücken, und macht daher in Afrika einen Gegenstand
des Handels aus. Weit wichtiger sind jedoch die
schönen Schwung = und Schweiffedern, womit von
Afrika, zumal von Algier, Tunis und Tripolis
aus ein starker Handel getrieben wird. Dorthin
kommen diese Federn aus dem Jnnern von Afrika.
Sollen sie nicht von den Motten zerfressen werden,
so muß man sie entweder dem noch lebenden
Strauße oder dem augenblicklich getödteten aus-
ziehen. Das Erstere geschieht bei den zahmen, das
Letztere bei erjagten und mit Knütteln zu Tode ge-
schlagenen Straußen; denn schießen darf man sie
darum nicht, weil sonst das Blut die Federn ver-
derben möchte. Die vom männlichen Strauße zieht
man den übrigen vor. Jm Handel führt man ver-
schiedene Sorten. Die besten sind die, welche we-
nigstens 1 Elle messen. Sie werden in Packeten
von 50 bis 100 Stück verkauft. Die Federschmü-
cker schwefeln, waschen und reinigen die weißen
Straußfedern, um ihre Weiße zu erhöhen; die
schwarzen färben sie in gleicher Absicht. Daß die
europäischen Frauenzimmern ihre Köpfe mit diesen
Federn zieren, ist bekannt genug. Sonst benutzen
die Afrikaner noch vom Strauße das Fett in Ber-
mischung mit dem warmen Blute, unter dem Namen
Straußbutter, nicht nur als delikates Gericht,
sondern auch als Arzneimittel.

Durch Schießgewehr ist der Strauß leicht zu
erlegen; die Eingebornen bedienen sich aber dessen
nicht bei der Straußenjagd, entweder aus dem an-
geführten Grunde, oder weil ihnen Schießgewehre
fehlen. Sie pflegen den Vogel mehrere Tage nach-
einander ununterbrochen zu verfolgen, wodurch sie
ihn ermüden und zugleich vom Fressen abhalten,
und schlagen ihn dann todt. Andere hüllen sich in
eine Straußhaut, und schleichen sich in diesem Auf-
zuge so nahe an einen Vogel, daß sie sich seiner
bemächtigen können. Nicht ungewöhnlich ist's auch,
daß Mehrere mit Pferden und Hunden den Strauß
so lange ermüden, bis einer von den Jägern im
Stande ist, ihm das gekrümmte Ende eines Stabes
um die Beine zu werfen, wodurch er lebendig ge-
fangen werden kann. Den Pflanzen am Vorgebirge
der guten Hoffnung fügen die Strauße öfters gro-
ßen Schaden zu. Sie kommen in großer Menge
auf die Getreidefelder, und fressen die Aehren
rein ab.     F.

[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 54. Prag, 1834, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama54_1834/8>, abgerufen am 21.11.2024.