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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 9. Leipzig (Sachsen), 4. März 1843.

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[Beginn Spaltensatz] linge und Sommer seine Eier. Da sie nun aber eine
verderbliche Waare sind und Eier auch in andern Jah-
reszeiten gebraucht werden, so hat man sich bemüht,
Maßregeln zur Aufbewahrung zu erfinden. Sie sind
bereits zahlreich in verschiedentlicher Anwendung und
machen so ein wichtiges Capitel in der Haushaltungs-
kunde aus.

Das Ei geht mehr oder minder schnell seinem Ver-
derben entgegen, wobei es dann auf gewisse Umstände
ankommt, die wir kennen und beachten müssen, um
beim Verbrauche und besonders beim Aufbewahren nicht
zu fehlen.

Sind die Eier zum Ausbrüten bestimmt, so ist vor
Allem nöthig, das Geschlecht wahrzunehmen. Männliche
und weibliche Eier sind durch folgende Merkmale zu un-
terscheiden: Die männlichen bilden ein Oval, das läng-
licher ist als bei weiblichen, sind auch überhaupt weni-
ger dick, aber länger, laufen spitzer zu, auch ist diese
Stelle oft höckerig oder ungleich; die weiblichen sind
stets dicker, kürzer, dem Runden nahe kommend, an
den beiden Enden weit egaler und die Schale beinahe
überall glätter und polirter. Nach vorgängiger Übung
wird man in der Bestimmung sicher.

Es hat sich die allgemeine Meinung erhalten, daß
Bruteier nicht dürften gefahren werden, sondern getra-
gen werden müßten. Diese Meinung widerlegt sich that-
sächlich. Dr. Gloger in Breslau erhielt vom rothen
Rebhuhn 80 Stück Eier aus Frankreich nach Schlesien,
ließ sie durch Hühner und Truten ausbrüten und be-
kam 70 junge Rebhühner. Die Eier waren gut in
Hülsen der Saatbohnen eingepackt.

Frische Eier sollen, ans Feuer gelegt, schwitzen, was
bei verdorbenen nicht der Fall sein soll. Desgleichen
sollen frische einen hellen durchsichtigen Schein geben,
verdorbene trübe sein.

Zum Aufbewahren der Eier müssen nur frischge-
legte genommen werden. Man muß sich daher vor al-
len Dingen von ihrer Güte überzeugen. Diese Unter-
suchung nennt man die Eierprobe. Um diese zu be-
wirken, legt man das Ei ins Wasser; sinkt es, so hält
man es für gut, im Gegentheil, wenn es schwimmt,
für untauglich. -- Jch habe diese Probe nicht ganz
zuverlässig, sondern nur muthmaßlich gefunden, kenne
jedoch keine sicherere.

Jm Wesentlichen besteht der Zweck des Aufbewah-
rens der Eier darin, die Luft abzuhalten. Die Schale
ist nämlich mit Poren versehen, durch welche die Luft
eindringt und so zur Fäulniß des Eies disponirt.

Jn diejenigen Eier, welche man auf dem Markte
kauft, ist schon durch den Druck der Atmosphäre Luft
eingedrungen, da solche sich nach dem Legen abkühlen
und der dadurch entstandene luftleere Raum mit von
außen eindringender Luft sich anfüllt. Um nun diese
Luft wieder auszutreiben, hat man vorgeschlagen, die
Eier während fünf Minuten in Wasser von 50° R.
Wärme zu bringen, dann gut abzutrocknen und sogleich
einen Überzug zu geben, in Spreu, Sägespähne, Asche,
feinen, trocknen Sand u. s. w., und die Eier auf die
Spitze zu stellen.

Eier, welche zum Brüten tauglich bleiben sollen,
dürfen weder erhitzt noch überzogen werden und müssen
an einem kühlen Orte, dessen Temperatur nicht über
10° R. ist, z. B. in Kellern, aufbewahrt werden.

Stellt man die Eier auf die Spitze in Luftzug, so
trocknen sie nach und nach aus, ohne zu verderben;
beim Gebrauche legt man sie ins Wasser, wo sie die
verlorene Feuchtigkeit wieder anziehen.

Die Güte der Eier wird auch noch in andern Din-
[Spaltenumbruch] gen wahrgenommen. Sie soll nach der Beschaffenheit
des Futters, welches die Hühner fressen, bemerkbar sein.
An den Hühnern hat man dies mehr vermuthet als be-
wiesen; im gemeinen Leben spricht man von guten und
geringen Eiern, was doch auf Erfahrung hindeutet.
So ist angenommen, daß, wenn die Hühner grüne
Vegetabilien fressen, der Dotter dunkelgelb sei. Fres-
sen sie dagegen kurz vor dem Legen Heuschrecken, Mai-
käfer u. s. w., so bekommen die Eier einen üblen Ge-
schmack.

Eier, die man auf längere Zeit aufbewahren will,
z. B. für den Winter, hüllt man in trockne, lockere
Massen ein, wie Asche, Spreu, Häcksel, trockne Gesäme,
wie Hirse, Buchweizen, welche lagenweise so angebracht
werden, daß ein Ei das andere nicht berührt. So kann
man große Kasten mit Eiern anfüllen und, wenn sie
gut geordnet sind, darin sicher transportiren.

Es pflegt üblich zu sein, die Eier mit Schöpsen-
talg, Butter und andern Fetten zu überziehen, um sie
gegen Verderbniß zu schützen.

Dasselbe geschieht auch mit einem Breie von Gyps
oder Kalk, welches in Deutschland ziemlich übliche Ver-
fahren vor einigen Jahren als eine Erfindung der fran-
zösischen Jndustrie in mehren deutschen Blättern pomp-
haft verkündigt ward.

Manche ziehen es vor, die Eier mit geschmolzenem
Wachse zu überziehen, in der Meinung, daß dasselbe
die Poren mehr decke als jene weichern Massen.

Schon Reaumur hat vorgeschlagen, die Eier mit
irgend einer Fettmasse, wie Talg, Butter, Öl oder ir-
gend einer andern fettigen Masse zu überziehen.

Der Engländer Jayner erhielt ein Patent auf fol-
gendes Mittel, die Eier zu conserviren. Er nimmt
eine Metze frischgebrannten Kalk, dazu zwei Metzen
Kochsalz, 1 / 2 Unze Cement. Dieses wird mit vielem
Wasser verdünnt. Darin sollen sich die Eier zwei Jahre
gut erhalten haben.

Für eine der besten Methoden, Eier aufzubewahren,
es sei nun zu zoologischen oder ökonomischen Zwecken,
wird gehalten, daß man die Eier mit arabischem Gummi
überstreicht und dann unter Kohlenpulver bringt. Das
Gummi wird in der Folge durch Abwaschen leicht weg-
gebracht. Die Kohle schützt sie vor plötzlicher Abwechse-
lung der Temperatur.

Auf welche Art auch die längere Aufbewahrung
der Eier bewirkt ist, so verlieren sie dabei sehr bald
ihre Brutfähigkeit und, wenn auch nicht so schnell, ihre
andere Anwendbarkeit.

Man nimmt auch an, daß es nöthig sei, vor der
Behandlung die Schmuzflecke auf den Eiern durch Wa-
schen und wieder Abtrocknen wegzubringen.

Um Eier auf lange Zeit, zumal für Seereisen, als
Nahrungsmittel aufzubewahren, ist das Eintrocknen der
ganzen Substanz nöthig. Man nimmt zu diesem Be-
hufe den ganzen Jnhalt aus der Schale, rührt Dotter
und Eiweiß in einer flachen Schüssel oder einem ver-
zinnten Kessel gut untereinander, indem man auch nach
Gefallen etwas Salz beimengt, und trocknet nun di
Masse bei einer Wärme von nicht über 40 Grad zu
einem trocknen Pulver ein, welches man dann in Glas-
flaschen aufbewahrt. Auch pflegt man etwas Zucker bei-
zumischen und damit eintrocknen lassen. Beim Ge-
brauche löst man dieses Eierpulver in drei bis vier
Theilen Wasser auf.



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] linge und Sommer seine Eier. Da sie nun aber eine
verderbliche Waare sind und Eier auch in andern Jah-
reszeiten gebraucht werden, so hat man sich bemüht,
Maßregeln zur Aufbewahrung zu erfinden. Sie sind
bereits zahlreich in verschiedentlicher Anwendung und
machen so ein wichtiges Capitel in der Haushaltungs-
kunde aus.

Das Ei geht mehr oder minder schnell seinem Ver-
derben entgegen, wobei es dann auf gewisse Umstände
ankommt, die wir kennen und beachten müssen, um
beim Verbrauche und besonders beim Aufbewahren nicht
zu fehlen.

Sind die Eier zum Ausbrüten bestimmt, so ist vor
Allem nöthig, das Geschlecht wahrzunehmen. Männliche
und weibliche Eier sind durch folgende Merkmale zu un-
terscheiden: Die männlichen bilden ein Oval, das läng-
licher ist als bei weiblichen, sind auch überhaupt weni-
ger dick, aber länger, laufen spitzer zu, auch ist diese
Stelle oft höckerig oder ungleich; die weiblichen sind
stets dicker, kürzer, dem Runden nahe kommend, an
den beiden Enden weit egaler und die Schale beinahe
überall glätter und polirter. Nach vorgängiger Übung
wird man in der Bestimmung sicher.

Es hat sich die allgemeine Meinung erhalten, daß
Bruteier nicht dürften gefahren werden, sondern getra-
gen werden müßten. Diese Meinung widerlegt sich that-
sächlich. Dr. Gloger in Breslau erhielt vom rothen
Rebhuhn 80 Stück Eier aus Frankreich nach Schlesien,
ließ sie durch Hühner und Truten ausbrüten und be-
kam 70 junge Rebhühner. Die Eier waren gut in
Hülsen der Saatbohnen eingepackt.

Frische Eier sollen, ans Feuer gelegt, schwitzen, was
bei verdorbenen nicht der Fall sein soll. Desgleichen
sollen frische einen hellen durchsichtigen Schein geben,
verdorbene trübe sein.

Zum Aufbewahren der Eier müssen nur frischge-
legte genommen werden. Man muß sich daher vor al-
len Dingen von ihrer Güte überzeugen. Diese Unter-
suchung nennt man die Eierprobe. Um diese zu be-
wirken, legt man das Ei ins Wasser; sinkt es, so hält
man es für gut, im Gegentheil, wenn es schwimmt,
für untauglich. — Jch habe diese Probe nicht ganz
zuverlässig, sondern nur muthmaßlich gefunden, kenne
jedoch keine sicherere.

Jm Wesentlichen besteht der Zweck des Aufbewah-
rens der Eier darin, die Luft abzuhalten. Die Schale
ist nämlich mit Poren versehen, durch welche die Luft
eindringt und so zur Fäulniß des Eies disponirt.

Jn diejenigen Eier, welche man auf dem Markte
kauft, ist schon durch den Druck der Atmosphäre Luft
eingedrungen, da solche sich nach dem Legen abkühlen
und der dadurch entstandene luftleere Raum mit von
außen eindringender Luft sich anfüllt. Um nun diese
Luft wieder auszutreiben, hat man vorgeschlagen, die
Eier während fünf Minuten in Wasser von 50° R.
Wärme zu bringen, dann gut abzutrocknen und sogleich
einen Überzug zu geben, in Spreu, Sägespähne, Asche,
feinen, trocknen Sand u. s. w., und die Eier auf die
Spitze zu stellen.

Eier, welche zum Brüten tauglich bleiben sollen,
dürfen weder erhitzt noch überzogen werden und müssen
an einem kühlen Orte, dessen Temperatur nicht über
10° R. ist, z. B. in Kellern, aufbewahrt werden.

Stellt man die Eier auf die Spitze in Luftzug, so
trocknen sie nach und nach aus, ohne zu verderben;
beim Gebrauche legt man sie ins Wasser, wo sie die
verlorene Feuchtigkeit wieder anziehen.

Die Güte der Eier wird auch noch in andern Din-
[Spaltenumbruch] gen wahrgenommen. Sie soll nach der Beschaffenheit
des Futters, welches die Hühner fressen, bemerkbar sein.
An den Hühnern hat man dies mehr vermuthet als be-
wiesen; im gemeinen Leben spricht man von guten und
geringen Eiern, was doch auf Erfahrung hindeutet.
So ist angenommen, daß, wenn die Hühner grüne
Vegetabilien fressen, der Dotter dunkelgelb sei. Fres-
sen sie dagegen kurz vor dem Legen Heuschrecken, Mai-
käfer u. s. w., so bekommen die Eier einen üblen Ge-
schmack.

Eier, die man auf längere Zeit aufbewahren will,
z. B. für den Winter, hüllt man in trockne, lockere
Massen ein, wie Asche, Spreu, Häcksel, trockne Gesäme,
wie Hirse, Buchweizen, welche lagenweise so angebracht
werden, daß ein Ei das andere nicht berührt. So kann
man große Kasten mit Eiern anfüllen und, wenn sie
gut geordnet sind, darin sicher transportiren.

Es pflegt üblich zu sein, die Eier mit Schöpsen-
talg, Butter und andern Fetten zu überziehen, um sie
gegen Verderbniß zu schützen.

Dasselbe geschieht auch mit einem Breie von Gyps
oder Kalk, welches in Deutschland ziemlich übliche Ver-
fahren vor einigen Jahren als eine Erfindung der fran-
zösischen Jndustrie in mehren deutschen Blättern pomp-
haft verkündigt ward.

Manche ziehen es vor, die Eier mit geschmolzenem
Wachse zu überziehen, in der Meinung, daß dasselbe
die Poren mehr decke als jene weichern Massen.

Schon Réaumur hat vorgeschlagen, die Eier mit
irgend einer Fettmasse, wie Talg, Butter, Öl oder ir-
gend einer andern fettigen Masse zu überziehen.

Der Engländer Jayner erhielt ein Patent auf fol-
gendes Mittel, die Eier zu conserviren. Er nimmt
eine Metze frischgebrannten Kalk, dazu zwei Metzen
Kochsalz, 1 / 2 Unze Cement. Dieses wird mit vielem
Wasser verdünnt. Darin sollen sich die Eier zwei Jahre
gut erhalten haben.

Für eine der besten Methoden, Eier aufzubewahren,
es sei nun zu zoologischen oder ökonomischen Zwecken,
wird gehalten, daß man die Eier mit arabischem Gummi
überstreicht und dann unter Kohlenpulver bringt. Das
Gummi wird in der Folge durch Abwaschen leicht weg-
gebracht. Die Kohle schützt sie vor plötzlicher Abwechse-
lung der Temperatur.

Auf welche Art auch die längere Aufbewahrung
der Eier bewirkt ist, so verlieren sie dabei sehr bald
ihre Brutfähigkeit und, wenn auch nicht so schnell, ihre
andere Anwendbarkeit.

Man nimmt auch an, daß es nöthig sei, vor der
Behandlung die Schmuzflecke auf den Eiern durch Wa-
schen und wieder Abtrocknen wegzubringen.

Um Eier auf lange Zeit, zumal für Seereisen, als
Nahrungsmittel aufzubewahren, ist das Eintrocknen der
ganzen Substanz nöthig. Man nimmt zu diesem Be-
hufe den ganzen Jnhalt aus der Schale, rührt Dotter
und Eiweiß in einer flachen Schüssel oder einem ver-
zinnten Kessel gut untereinander, indem man auch nach
Gefallen etwas Salz beimengt, und trocknet nun di
Masse bei einer Wärme von nicht über 40 Grad zu
einem trocknen Pulver ein, welches man dann in Glas-
flaschen aufbewahrt. Auch pflegt man etwas Zucker bei-
zumischen und damit eintrocknen lassen. Beim Ge-
brauche löst man dieses Eierpulver in drei bis vier
Theilen Wasser auf.



[Ende Spaltensatz]
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Männliche und weibliche Eier sind durch folgende Merkmale zu un- terscheiden: Die männlichen bilden ein Oval, das läng- licher ist als bei weiblichen, sind auch überhaupt weni- ger dick, aber länger, laufen spitzer zu, auch ist diese Stelle oft höckerig oder ungleich; die weiblichen sind stets dicker, kürzer, dem Runden nahe kommend, an den beiden Enden weit egaler und die Schale beinahe überall glätter und polirter. Nach vorgängiger Übung wird man in der Bestimmung sicher. Es hat sich die allgemeine Meinung erhalten, daß Bruteier nicht dürften gefahren werden, sondern getra- gen werden müßten. Diese Meinung widerlegt sich that- sächlich. Dr. Gloger in Breslau erhielt vom rothen Rebhuhn 80 Stück Eier aus Frankreich nach Schlesien, ließ sie durch Hühner und Truten ausbrüten und be- kam 70 junge Rebhühner. Die Eier waren gut in Hülsen der Saatbohnen eingepackt. Frische Eier sollen, ans Feuer gelegt, schwitzen, was bei verdorbenen nicht der Fall sein soll. Desgleichen sollen frische einen hellen durchsichtigen Schein geben, verdorbene trübe sein. Zum Aufbewahren der Eier müssen nur frischge- legte genommen werden. Man muß sich daher vor al- len Dingen von ihrer Güte überzeugen. Diese Unter- suchung nennt man die Eierprobe. Um diese zu be- wirken, legt man das Ei ins Wasser; sinkt es, so hält man es für gut, im Gegentheil, wenn es schwimmt, für untauglich. — Jch habe diese Probe nicht ganz zuverlässig, sondern nur muthmaßlich gefunden, kenne jedoch keine sicherere. Jm Wesentlichen besteht der Zweck des Aufbewah- rens der Eier darin, die Luft abzuhalten. Die Schale ist nämlich mit Poren versehen, durch welche die Luft eindringt und so zur Fäulniß des Eies disponirt. Jn diejenigen Eier, welche man auf dem Markte kauft, ist schon durch den Druck der Atmosphäre Luft eingedrungen, da solche sich nach dem Legen abkühlen und der dadurch entstandene luftleere Raum mit von außen eindringender Luft sich anfüllt. Um nun diese Luft wieder auszutreiben, hat man vorgeschlagen, die Eier während fünf Minuten in Wasser von 50° R. Wärme zu bringen, dann gut abzutrocknen und sogleich einen Überzug zu geben, in Spreu, Sägespähne, Asche, feinen, trocknen Sand u. s. w., und die Eier auf die Spitze zu stellen. Eier, welche zum Brüten tauglich bleiben sollen, dürfen weder erhitzt noch überzogen werden und müssen an einem kühlen Orte, dessen Temperatur nicht über 10° R. ist, z. B. in Kellern, aufbewahrt werden. Stellt man die Eier auf die Spitze in Luftzug, so trocknen sie nach und nach aus, ohne zu verderben; beim Gebrauche legt man sie ins Wasser, wo sie die verlorene Feuchtigkeit wieder anziehen. Die Güte der Eier wird auch noch in andern Din- gen wahrgenommen. Sie soll nach der Beschaffenheit des Futters, welches die Hühner fressen, bemerkbar sein. An den Hühnern hat man dies mehr vermuthet als be- wiesen; im gemeinen Leben spricht man von guten und geringen Eiern, was doch auf Erfahrung hindeutet. So ist angenommen, daß, wenn die Hühner grüne Vegetabilien fressen, der Dotter dunkelgelb sei. Fres- sen sie dagegen kurz vor dem Legen Heuschrecken, Mai- käfer u. s. w., so bekommen die Eier einen üblen Ge- schmack. Eier, die man auf längere Zeit aufbewahren will, z. B. für den Winter, hüllt man in trockne, lockere Massen ein, wie Asche, Spreu, Häcksel, trockne Gesäme, wie Hirse, Buchweizen, welche lagenweise so angebracht werden, daß ein Ei das andere nicht berührt. So kann man große Kasten mit Eiern anfüllen und, wenn sie gut geordnet sind, darin sicher transportiren. Es pflegt üblich zu sein, die Eier mit Schöpsen- talg, Butter und andern Fetten zu überziehen, um sie gegen Verderbniß zu schützen. Dasselbe geschieht auch mit einem Breie von Gyps oder Kalk, welches in Deutschland ziemlich übliche Ver- fahren vor einigen Jahren als eine Erfindung der fran- zösischen Jndustrie in mehren deutschen Blättern pomp- haft verkündigt ward. 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Auf welche Art auch die längere Aufbewahrung der Eier bewirkt ist, so verlieren sie dabei sehr bald ihre Brutfähigkeit und, wenn auch nicht so schnell, ihre andere Anwendbarkeit. Man nimmt auch an, daß es nöthig sei, vor der Behandlung die Schmuzflecke auf den Eiern durch Wa- schen und wieder Abtrocknen wegzubringen. Um Eier auf lange Zeit, zumal für Seereisen, als Nahrungsmittel aufzubewahren, ist das Eintrocknen der ganzen Substanz nöthig. Man nimmt zu diesem Be- hufe den ganzen Jnhalt aus der Schale, rührt Dotter und Eiweiß in einer flachen Schüssel oder einem ver- zinnten Kessel gut untereinander, indem man auch nach Gefallen etwas Salz beimengt, und trocknet nun di Masse bei einer Wärme von nicht über 40 Grad zu einem trocknen Pulver ein, welches man dann in Glas- flaschen aufbewahrt. Auch pflegt man etwas Zucker bei- zumischen und damit eintrocknen lassen. Beim Ge- brauche löst man dieses Eierpulver in drei bis vier Theilen Wasser auf.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 9. Leipzig (Sachsen), 4. März 1843, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig009_1843/3>, abgerufen am 13.06.2024.