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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 13. Leipzig (Sachsen), 1. April 1843

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[Beginn Spaltensatz] len und Edelsteinen, besonders mit Brillanten, Rosetten
und Rubinen besetzt, nebst einem goldenen Kelche ent-
wendet. Der Dompropst hat Demjenigen, welcher zur
Entdeckung des Diebstahls verhilft, 1000 Thlr. als Be-
lohnung zugesagt.

Unter den im Februar in Tirol durch Lavinen Ver-
schütteten befand sich auch eine Mutter mit zwei Kin-
dern, von denen das eine2 1 / 2 Jahre, das andere 22
Wochen alt war. Ein Balken lag über ihrer Brust,
das 22 Wochen alte Kind hatte sie auf ihrem Schoose,
das2 1 / 2 jährige zu ihren Häupten. Jn diesem Zustande
lag sie 22 Stunden im Schnee vergraben, ohne ein
Glied rühren zu können. Das Kind auf ihrem Schoose
wimmerte, das Kind zu ihren Häupten jammerte und
bat um Beistand. "Ach, Mutter, Mutter! warum
hilfst du mir denn heute gar nicht?" rief es einmal über
das andere und steckte der Mutter die erstarrten Händ-
chen in den Mund. Ein paar Stunden vor der Aus-
grabung starb es, sowie der wimmernde Säugling. Die
Mutter konnte sich der Rettung nicht freuen, da sie ihre
Lieblinge todt sah, und folgte ihnen in wenig Tagen.



Die Bäder von Fuencaliente.

Die Arbeit in Quecksilbergruben wirkt bekanntlich sehr
nachtheilig auf die Gesundheit der Bergleute, die Queck-
silberdämpfe greifen die ganze Lebensökonomie und na-
mentlich die Nerven sehr an. Dies ist auch in den
Quecksilberbergwerken von Almaden in Spanien der
Fall, von denen in neuester Zeit so oft die Rede gewe-
sen ist. Die Arbeiter unterliegen hier gewöhnlich nach
einigen Jahren den heftigsten Krampfanfällen. Glück-
licherweise findet sich hier das Heilmittel gegen dieses
Übel gleich in der Nähe. Beim Beginn des October
gehen nämlich die von Krämpfen angegriffenen Berg-
leute in die Bäder von Fuencaliente. Sie baden dort
zuerst in lauem, dann in warmem Wasser bis zu den höch-
sten Temperaturgraden, die sie ertragen können, und keh-
ren bald völlig geheilt zu der alten Arbeit zurück. Die
Bäder von Fuencaliente sind nämlich ein specifisches Mit-
tel gegen die Quecksilberleiden von Almaden und die Na-
tur bietet so an derselben Stelle, wo sie das Übel zufügt,
auch die Mittel, es wieder zu zerstören.



Die vierfüssige Schmugglerbande.

Zu Binche in Belgien hatte am 11. Februar d. J.
fölgendes tragikomische Ereigniß statt: die Zollbeamten
an der französischen Grenze hatten erfahren, daß am
10. Februar eine zahlreiche Bande mit Branntwein be-
ladener Hunde aus Frankreich herüberkommen würde.
Zum Unglück für die vierbeinigen Schmuggler war an
dem Tage, wo sie die verbotene Waare über die Grenze
bringen mußten, ein starker Schnee gefallen. Die wach-
samen Douaniers fanden bald die Spuren der Hunde
und gelangten, denselben folgend, zur rechten Zeit an
den Ort, wo die Hunde entbürdet worden waren. Der
Branntwein war bereits auf einem Karren, um weiter
gebracht zu werden, und die Hunde labten sich an einem
leckern Mahle, das ihnen der Empfänger der Waaren
hatte zu Theil werden lassen, als die Beamten eintra-
ten, auf den Branntwein Beschlag legten und die Hunde
[Spaltenumbruch] für ihre Arrestanten erklärten. Sie wurden einer an
den andern gebunden und den nächsten Morgen mit ih-
ren Besitzern und dem corpus delicti auf das Zollamt
nach Binche gebracht, wo sie zum Tode durch die Flin-
ten der Grenzaufseher verurtheilt wurden. Als das Volk
von der Hinrichtung der armen Thiere hörte, erhob es
sich in Masse. Ein Lohgerber in der Vorstadt hatte
der Zollbehörde seinen geräumigen Hof zum Hinrich
tungsplatze überlassen, um den armen Delinquenten nach
der Hinrichtung die Haut über die Ohren ziehen zu kön-
nen. Als nun die Zollbeamten die Verurtheilten dahin
abführten, wurden sie von einem Haufen Volk, zu dem
sich die sämmtlichen Gassenjungen der Stadt gesellt hat-
ten, mit Steinwürfen angefallen; dem Gerber wurden
die Fenster eingeworfen und ohne das Dazwischentreten
des Bürgermeisters, der durch kluge Hinweisung auf das
Gesetz das Volk zu beruhigen wußte, würde es gewiß zu
ärgern Auftritten gekommen sein, denn man schien es
auf nichts Geringeres abgesehen zu haben, als die schul-
digen Vierfüßler ihrer gerechten Strafe zu entziehen.

Von den 25 Hunden, welche an der Schmugge-
lei Theil genommen, entkamen nur drei dem Tode,
die übrigen wurden trotz des Aufstandes erschossen, wie
es die Zollbehörde befohlen. Jhre Besitzer verloren da-
durch an jedem ein Capital von 2--300 Francs.



Miscellen.

Die Goldwäschen im asiatischen Rußland, welche im We-
sten Sibiriens zwischen 52 und 62° Breite in einer ununter
brochenen Reihe betrieben werden, haben sich auch im Osten
verbreitet. Jn einer Ausdehnung von 55 Längen= und 16
Breitengraden findet man gediegenes Gold, und zwar in
Stücken von einigen Granen bis zu Klumpen von 82 russi-
schen Pfunden.



Die englische Marine, die im Jahre 1828 nur vier
Dampfschiffe mit 400 Pferdekräften besaß, hatte im Jahre
1842 bereits 102 Dampfschiffe mit 12,000 Pferdekräften.



Literarische Anzeige.

Neu erschien bei mir und ist in allen Buchhandlungen zu
erhalten:

Gedichte
von
Karl Förster.
Herausgegeben von
Ludwig Tieck.

Zwei Theile.
Mit dem Bildnisse des Dichters.
Gr. 12. Geh. 3 Thlr.

Jn meinem Verlage erschienen früher:

Francesco Petrarca's sämmtliche Canzo-
nen, Sonette, Balladen und Triumphe. Über-
setzt und mit erläuternden Anmerkungen begleitet von
K. Förster. Zweite, verbesserte Auflage. Gr. 8. 1833.
Früher 2 Thlr. 8 Ngr. Jetzt 1 Thlr. 5 Ngr.

Dante Alighieri, Das neue Leben. Aus dem
Jtal. übers. und erläutert von K. Förster. Gr. 12.
1841. 20 Ngr.

Leipzig, im April 1843.

    F. A. Brockhaus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

[Beginn Spaltensatz] len und Edelsteinen, besonders mit Brillanten, Rosetten
und Rubinen besetzt, nebst einem goldenen Kelche ent-
wendet. Der Dompropst hat Demjenigen, welcher zur
Entdeckung des Diebstahls verhilft, 1000 Thlr. als Be-
lohnung zugesagt.

Unter den im Februar in Tirol durch Lavinen Ver-
schütteten befand sich auch eine Mutter mit zwei Kin-
dern, von denen das eine2 1 / 2 Jahre, das andere 22
Wochen alt war. Ein Balken lag über ihrer Brust,
das 22 Wochen alte Kind hatte sie auf ihrem Schoose,
das2 1 / 2 jährige zu ihren Häupten. Jn diesem Zustande
lag sie 22 Stunden im Schnee vergraben, ohne ein
Glied rühren zu können. Das Kind auf ihrem Schoose
wimmerte, das Kind zu ihren Häupten jammerte und
bat um Beistand. „Ach, Mutter, Mutter! warum
hilfst du mir denn heute gar nicht?“ rief es einmal über
das andere und steckte der Mutter die erstarrten Händ-
chen in den Mund. Ein paar Stunden vor der Aus-
grabung starb es, sowie der wimmernde Säugling. Die
Mutter konnte sich der Rettung nicht freuen, da sie ihre
Lieblinge todt sah, und folgte ihnen in wenig Tagen.



Die Bäder von Fuencaliente.

Die Arbeit in Quecksilbergruben wirkt bekanntlich sehr
nachtheilig auf die Gesundheit der Bergleute, die Queck-
silberdämpfe greifen die ganze Lebensökonomie und na-
mentlich die Nerven sehr an. Dies ist auch in den
Quecksilberbergwerken von Almaden in Spanien der
Fall, von denen in neuester Zeit so oft die Rede gewe-
sen ist. Die Arbeiter unterliegen hier gewöhnlich nach
einigen Jahren den heftigsten Krampfanfällen. Glück-
licherweise findet sich hier das Heilmittel gegen dieses
Übel gleich in der Nähe. Beim Beginn des October
gehen nämlich die von Krämpfen angegriffenen Berg-
leute in die Bäder von Fuencaliente. Sie baden dort
zuerst in lauem, dann in warmem Wasser bis zu den höch-
sten Temperaturgraden, die sie ertragen können, und keh-
ren bald völlig geheilt zu der alten Arbeit zurück. Die
Bäder von Fuencaliente sind nämlich ein specifisches Mit-
tel gegen die Quecksilberleiden von Almaden und die Na-
tur bietet so an derselben Stelle, wo sie das Übel zufügt,
auch die Mittel, es wieder zu zerstören.



Die vierfüssige Schmugglerbande.

Zu Binche in Belgien hatte am 11. Februar d. J.
fölgendes tragikomische Ereigniß statt: die Zollbeamten
an der französischen Grenze hatten erfahren, daß am
10. Februar eine zahlreiche Bande mit Branntwein be-
ladener Hunde aus Frankreich herüberkommen würde.
Zum Unglück für die vierbeinigen Schmuggler war an
dem Tage, wo sie die verbotene Waare über die Grenze
bringen mußten, ein starker Schnee gefallen. Die wach-
samen Douaniers fanden bald die Spuren der Hunde
und gelangten, denselben folgend, zur rechten Zeit an
den Ort, wo die Hunde entbürdet worden waren. Der
Branntwein war bereits auf einem Karren, um weiter
gebracht zu werden, und die Hunde labten sich an einem
leckern Mahle, das ihnen der Empfänger der Waaren
hatte zu Theil werden lassen, als die Beamten eintra-
ten, auf den Branntwein Beschlag legten und die Hunde
[Spaltenumbruch] für ihre Arrestanten erklärten. Sie wurden einer an
den andern gebunden und den nächsten Morgen mit ih-
ren Besitzern und dem corpus delicti auf das Zollamt
nach Binche gebracht, wo sie zum Tode durch die Flin-
ten der Grenzaufseher verurtheilt wurden. Als das Volk
von der Hinrichtung der armen Thiere hörte, erhob es
sich in Masse. Ein Lohgerber in der Vorstadt hatte
der Zollbehörde seinen geräumigen Hof zum Hinrich
tungsplatze überlassen, um den armen Delinquenten nach
der Hinrichtung die Haut über die Ohren ziehen zu kön-
nen. Als nun die Zollbeamten die Verurtheilten dahin
abführten, wurden sie von einem Haufen Volk, zu dem
sich die sämmtlichen Gassenjungen der Stadt gesellt hat-
ten, mit Steinwürfen angefallen; dem Gerber wurden
die Fenster eingeworfen und ohne das Dazwischentreten
des Bürgermeisters, der durch kluge Hinweisung auf das
Gesetz das Volk zu beruhigen wußte, würde es gewiß zu
ärgern Auftritten gekommen sein, denn man schien es
auf nichts Geringeres abgesehen zu haben, als die schul-
digen Vierfüßler ihrer gerechten Strafe zu entziehen.

Von den 25 Hunden, welche an der Schmugge-
lei Theil genommen, entkamen nur drei dem Tode,
die übrigen wurden trotz des Aufstandes erschossen, wie
es die Zollbehörde befohlen. Jhre Besitzer verloren da-
durch an jedem ein Capital von 2—300 Francs.



Miscellen.

Die Goldwäschen im asiatischen Rußland, welche im We-
sten Sibiriens zwischen 52 und 62° Breite in einer ununter
brochenen Reihe betrieben werden, haben sich auch im Osten
verbreitet. Jn einer Ausdehnung von 55 Längen= und 16
Breitengraden findet man gediegenes Gold, und zwar in
Stücken von einigen Granen bis zu Klumpen von 82 russi-
schen Pfunden.



Die englische Marine, die im Jahre 1828 nur vier
Dampfschiffe mit 400 Pferdekräften besaß, hatte im Jahre
1842 bereits 102 Dampfschiffe mit 12,000 Pferdekräften.



Literarische Anzeige.

Neu erschien bei mir und ist in allen Buchhandlungen zu
erhalten:

Gedichte
von
Karl Förster.
Herausgegeben von
Ludwig Tieck.

Zwei Theile.
Mit dem Bildnisse des Dichters.
Gr. 12. Geh. 3 Thlr.

Jn meinem Verlage erschienen früher:

Francesco Petrarca's sämmtliche Canzo-
nen, Sonette, Balladen und Triumphe. Über-
setzt und mit erläuternden Anmerkungen begleitet von
K. Förster. Zweite, verbesserte Auflage. Gr. 8. 1833.
Früher 2 Thlr. 8 Ngr. Jetzt 1 Thlr. 5 Ngr.

Dante Alighieri, Das neue Leben. Aus dem
Jtal. übers. und erläutert von K. Förster. Gr. 12.
1841. 20 Ngr.

Leipzig, im April 1843.

    F. A. Brockhaus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 13. Leipzig (Sachsen), 1. April 1843, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig013_1843/8>, abgerufen am 21.11.2024.